Hannes Jaenicke

Planet der Affen

Hannes Jaenicke wurde am 26. Februar 1960 in Frankfurt am Main geboren. Er ist ein deutscher Schauspieler, der seit 1984, als er gemeinsam mit Götz George, Wolfgang Kieling und Renée Soutendijk in dem Kinothriller «Abwärts» die Zuschauer an den Rand eines Nervenzusammenbruchs brachte, einen festen Platz in der ersten Liga der Schauspielriege einnimmt. Wer allein seine Filmographie ausdrucken möchte, sollte sich vorher vergewissern, dass er ausreichend Tinte im Drucker hat. Daneben findet er noch die Zeit, sich für verschiedene Themen aus dem Bereich Umwelt- und Tierschutz zu engagieren. Er drehte Dokumentationen über Orang-Utans, Eisbären, Haie, Gorillas, Vögel und alles, was nicht bei drei auf den Bäumen oder Schollen ist. Im September 2010 erschien sein Buch mit dem Titel «Wut allein reicht nicht».

 

Wir sind uns in den vergangenen Jahren bei offiziellen Anlässen ein paarmal begegnet, und es waren stets fröhliche Zusammenkünfte. Im Frühling 2010 trafen wir beide uns zum ersten Mal mit Barbara Laugwitz und Susanne Frank vom Rowohlt Verlag in einer Hotelbar, um dieses fröhliche Büchlein, was Sie gerade in den Händen halten, zu planen. Als plötzlich Hannes strahlend um die Ecke bog, sprachen wir ihn spontan an, und prompt hatten wir unsere erste Zusage für ein Interview. Die Rowohlt-Mädels waren begeistert. Die terminliche Koordination gestaltete sich in den folgenden Monaten als fast unmöglich, da unser «Hänschen klein» ständig in die weite Welt hineinging. Zum guten Schluss fand er doch noch die Zeit, mit uns ein telefonisches Interview zu führen, obwohl er auch da schon wieder mit einem Bein frohgemut in Malaysia weilte.

 

HvS: Du bist doch mit Orang-Utans auf Du und Du. Was muss man im Umgang mit den Menschenaffen bedenken?

 

HJ: Wir haben bei unserer Doku nur mit Orangs gedreht, die aus Privatbesitz, in Zoos oder Puffs konfisziert oder aus Palmölplantagen gerettet wurden. Die Orang-Utans, die in freier Wildbahn leben, hat man in Ruhe zu lassen, und wichtiger noch, ihren Lebensraum zu schützen. Wir haben auf einer sogenannten Auffangstation auf Borneo mit Waisenbabys gedreht, deren Mütter in Palmölplantagen erschossen wurden. Die hilflosen Jungen werden aufgesammelt und dann vier Jahre lang von Helfern trainiert, damit sie ausgewildert werden können. Und mit denen geht man im Prinzip um wie mit menschlichen Babys. Ein großer Teil von ihnen ist leider so krank, dass man sie nicht wieder auswildern kann. Viele haben Tbc, Diabetes, Herpes und zum Teil HIV, sodass sie lebenslang in dieser Auffangstation bleiben müssen. Die werden täglich gefüttert, gut behandelt, und ihnen wird ein halbwegs affenwürdiges Leben beschert. Bei ausgewachsenen Orangs sollte man sich nicht verschätzen. Die sind nicht ungefährlich, weil sie unglaubliche Kraft haben. Willie Smits, ein Holländer, der die Station betreibt, hat ein Männchen vor Jahren gerettet und großgezogen. Dieser Affe hat eine enge Beziehung zu Willie entwickelt. Eines Morgens, als der Holländer wieder gehen wollte, hat er durch die Gitterstäbe gelangt und ihm das Wadenbein komplett zerquetscht, weil er nicht wollte, dass er schon geht. Das war ein Akt der Liebe, die für Willie leider schmerzhaft endete. Ansonsten sind die viel zu gutmütig, um es mit den Menschen aufnehmen zu können.

 

Du bist ja sehr engagiert mit Tieren. War das bei dir als Kind schon so, dass du dich für Schwächere eingesetzt hast?

 

Zuerst möchte ich sagen, dass ich die Tiere nur als Symbol dafür sehe, was wir Menschen mit Natur und Umwelt veranstalten. Ich bin nicht explizit Tierschützer, sondern habe in den ZDF-Dokus «Im Einsatz für Orang-Utans», «… Eisbären», «… Haie» und «… Gorillas» die Regenwaldvernichtung, Meeresüberfischung, Meeresverschmutzung, CO2-Ausstoß und Polkappenschmelze etc., also jeweils klassische Umweltthemen beackert und diese mit aussterbenden Tierarten illustriert, weil es sonst zu abstrakt ist. Wenn ich einen Film über den verschwindenden Regenwald mache, kriege ich nicht mal einen Sender. Wenn ich einen Film mache über Orang-Utan-Waisenbabys, deren Lebensraum zerstört wird, bekomme ich einen Sendeplatz.
Den Deutschen interessiert es nicht, ob wir im indonesischen Dschungel viel zu viele Bäume abholzen. Der weiß ja nicht mal genau, wo das ist. Aber wenn ich dokumentiere, dass unser Teak-, Meranti-, Bankirai- und Palmöl-Konsum dazu führt, dass der letzte Lebensraum der Orang-Utans vernichtet wird, dann versteht man das. Mir geht es nicht nur um den Missbrauch dieser Tiere. Es ist einfach eine sehr emotionale Art und Weise zu erzählen, was der industrialisierte Mensch so mit Mutter Erde treibt. Ich bin seit meinen Teenager-Jahren Greenpeace-Mitglied, und wenn du alle drei Monate diesen Greenpeace-Newsletter kriegst, wirst du irgendwann wütend, einfach weil immer noch nichts gegen die Umweltzerstörung getan wird. Irgendwann hatte ich dann die Idee, meine Fernsehtätigkeit auch mal anders zu nutzen als nur zur Unterhaltung.

 

Hattest du als Kind schon Tiere?

 

Oh ja. Hamster, Meerschweinchen, Katzen, wir hatten immer Tiere zu Hause.

 

Bist du ein Einzelkind?

 

Nein. Ich habe eine ältere Schwester, die ist Krankenschwester, und einen jüngeren Bruder, der ist Maler in Köln.

 

Deine Schwester ist Krankenschwester. Liegt «anderen zu helfen» bei euch in der Familie?

 

Ich bin sicherlich in diese Richtung erzogen worden. Meine Eltern sind beide ausgesprochen sozial und politisch engagiert. Das hat also viel mit unserem Elternhaus zu tun.

 

Du bist ja in Amerika groß geworden. Hast du eine spezielle amerikanische Macke? Oder ’ne spezielle deutsche?

 

Ich habe lustigerweise beide Pässe und auch zwei Wohnsitze, weil ich mich bis heute, selbst im fortgeschrittenen Alter von 51, noch immer nicht entscheiden kann, ob ich lieber in den USA leben möchte oder in Europa. Das ist bestimmt eine meiner Macken.

 

CS: Das klingt zumindest nach anstrengendem Pendeln.

 

Wenn ich drei Monate drüben bin, kriege ich Europa-Heimweh. Wenn ich lange genug hier bin, denke ich: «Mein Gott, möchte ich gerne wieder in die USA!» Das ist so eine Entscheidung, die ich seit über 20 Jahren vor mir herschiebe.

 

Ja, musst du denn eine Entscheidung treffen?

 

Sagen wir mal so, das würde mein Leben schon sehr vereinfachen. Vor allem das Privatleben.

 

Würdest du von dir sagen, dass du prinzipiell entscheidungsscheu bist?

 

Eigentlich gar nicht. Deswegen ist es eher untypisch für mich. Es gibt Dinge, die Amerikaner tun, die finde ich großartig.

 

Sag, was ist großartig?

 

Dass man grundsätzlich erst einmal positiv mit allem im Leben umgeht. Dass man glaubt, dass Dinge machbar sind. Was ich großartig finde bei den Amis, ist dieser unerschütterliche Glaube ans Happy End. Für die Deutschen geht die Welt immer unter. Diese deutsche Skepsis, das deutsche Gemecker, Gejammer, dieses «Das kriegst du nie hin», «Das hat noch keiner gemacht», «Das geht nicht, das wird nix», «Dafür bin ich nicht zuständig», dieses ständige im Negativen funktionieren, das finde ich in Deutschland anstrengend. Bei den Amis ist es genau umgekehrt. Das hat auch mit kindlicher Naivität zu tun, die einem auch auf den Keks gehen kann. Aber es hat eben auch positive Seiten. Dass einem im Supermarkt die amerikanische Kassiererin grundsätzlich unglaublich freundlich gegenübertritt und gutgelaunt ist, finde ich jetzt erst mal keine Strafe, auch wenn Deutsche immer sagen, das ist oberflächlich. Hallo? Ich muss mit denen ja nicht intimst befreundet sein.

 

Das kann ich bestätigen. Als ich 1980 das erste Mal in San Francisco war, in den Supermarkt gegangen bin und die Kassiererin mir und meinen braunen Papiertüten nachgerufen hat: «Have a nice day! Enjoy yourself! Take care!», dachte ich: «Ich erlebe das jetzt nicht. Wie nett ist das denn?»

 

So geht mir das auch. Das mag jetzt nicht unbedingt tiefschürfende Anteilnahme sein …

 

… nein, aber es ist einfach angenehm.

 

Unglaublich angenehm.

 

Gibt es Speisen, die du in Amerika besonders liebst und hier nicht bekommst? Oder umgekehrt? Wenn du in Amerika bist, denkst du «Boah, wenn ich jetzt nicht sofort ein vernünftiges Sauerkraut mit Würschtln bekomme, drehe ich durch»?

 

Ich bin seit 25 Jahren Vegetarier. Was die Ernährung angeht, gibt es zwei unterschiedliche Amerikas: Die beiden Küsten, und es gibt diesen merkwürdigen Kontinent dazwischen. Dort kann ich mich gar nicht ernähren. Die fressen tatsächlich nur Burger, Steaks, einen Riesenberg Fritten und drei Spiegeleier obendrauf. Andererseits kann man in L.A., San Francisco, Seattle, New York, Boston vegan und vegetarisch essen wie sonst nirgendwo auf der Welt. Ich finde dort für meinen persönlichen Geschmack sehr viel bessere Essmöglichkeiten als hier bei uns. Hier steht doch tatsächlich auf der Speisekarte eines bayerischen Gasthauses unter «Vegetarisch» dann kurz mal die Forelle und der Zander.

 

Fisch isst du noch?

 

Ganz selten. Weil auch die Meere mittlerweile hoffnungslos überfischt sind. Ich bin zu 99 Prozent Vegetarier.

 

Kochst du denn für dich alleine? Du bist doch momentan nicht verheiratet?

 

Ich war mal verheiratet. Bin glücklich geschieden, wie man so schön sagt. Ich bin der berühmteste Nicht-Koch Deutschlands. Ich koche grundsätzlich nicht.

 

Wenn du dich, wie zur Zeit, im tiefsten Bayern aufhältst, wovon ernährst du dich denn dann? Isst du ausschließlich Banänchen, Orangen und Äpfelchen?

 

Morgens mache ich mir mein Müsli und Pott Kaffee mit großer Begeisterung selber. Abends habe ich Gott sei Dank hier im Dorf einen großartigen Italiener. Der hat reichlich vegetarische Gerichte auf der Karte und ist genau 500 Meter von mir entfernt.

 

Hast du Frühstücksrituale?

 

Einen Liter Kaffee und Müsli mit reichlich Obst.

 

Gesund.

 

Und danach gleich eine Zigarette. Lecker.

 

Leider nicht so gesund.

 

Ach? Du rauchst noch?

 

Ich bin einer der Dinosaurier, die immer noch rauchen.

 

Willkommen im Club! Aber da hast du keine Bedenken, wegen dem CO2-Ausstoß?

 

Also, ganz ehrlich, das, was ein Zigarettchen produziert, ist gemessen an dem, was beispielsweise von Autos produziert wird, doch eher zu vernachlässigen.

 

Gibt es etwas, wovor du dich ekelst? Würdest du sagen, du ekelst dich, wenn jemand einen Fleischlappen auf dem Teller liegen hat?

 

Ich bin da völlig unmissionarisch. Solange ich das nicht essen muss, ist es mir völlig egal, was andere Leute essen. Ich denke höchstens, Leute sollten nachdenken, wie viel Fleisch sie verzehren. Das ist nachweisbar eines der größten Umweltprobleme dieses Planeten. Es ist eine Tatsache, dass wir 1,6 Milliarden Rinder haben, die genau ein Viertel der Landfläche dieses Planeten für Futtermittel brauchen. Früher gab es nur den Sonntagsbraten, der ja medizinisch völlig ausreicht. Heute essen die Leute dreimal am Tag Fleisch. Die Frage ist: Muss das sein?

 

Ich bin über viele Fakten oft sehr erschöpft, und es macht mir auch Angst. Wenn ich mich aber so gut damit auskennen würde wie du, wenn ich mich so intensiv damit beschäftigen würde, würde es mir noch mehr Angst machen – das Wissen um diesen Notstand.

 

Jeder kann nur vor seiner eigenen Haustür kehren. Mein Haushalt ist weitestgehend plastikfrei. Ich versuche, in den eigenen vier Wänden so umweltverträglich wie möglich zu leben. Aber das kann ich nur für mich machen, ich bin der Letzte, der andere Leute missionieren möchte. Ich sage auch nicht ständig zu Freunden mit dicken Autos: «Was fährst du denn da für eine Identitätsprothese?» Manche von denen fahren SUVs, Porsche, Maserati oder ich weiß nicht was. Ich mache mich darüber lustig, aber die sollen machen, was sie wollen. Das kann ich nur für mich selber klären.

 

Worauf ich hinauswollte, war die Angst vor dem endgültigen Kollaps auf unserm Planeten.

 

Wenn ich das Greenpeace-Magazin lese, da kriege ich es auch mit der Angst zu tun. Aber ich kann ja etwas dagegen tun. Das mache ich relativ konsequent und ganz ehrlich, mir macht es auch Spaß. Ich habe meine Stromrechnung mittlerweile auf 13 Euro runter im Monat, was super ist.

 

Ja, ich will dich aber hartnäckig weiter nach Ängsten befragen. Gibt es Ängste in deinem Leben?

 

Nein.

 

Gar nicht?

 

Höhenangst? Platzangst? Kleine Sozialphobie?

 

Nein, so was habe ich so gar nicht.

 

Bist du ein abergläubischer Mensch?

 

Nicht wirklich, nein.

 

Wenn du eine Rolle studierst und hast viel Text, gibt es da Rituale, wie du am besten Text lernen kannst?

 

Lesen, lesen, lesen. Ich lese den Text so lang und oft, bis ich ihn drauf habe. Das ist beim Film ja Gott sei Dank einfacher, weil man jeweils nur für ein oder zwei Drehtage lernt. Beim Theater ist es anders. Ich habe vor drei Jahren mal wieder Theater gespielt, das ist schon eine Tortur, sich zweieinhalb Stunden Text ins Hirn zu stoßen.

 

Du hast auch keine Glücksbringerchen, Amulette oder Toi-toi-toichen?

 

Nein, gar nicht.

 

Wie ist es mit dem Lampenfieber?

 

Entsetzlich. Selbst nach 30 Berufsjahren unverändert entsetzlich. Ich frage mich ohne Scheiß vor jeder Vorstellung auf der Theaterbühne: «Warum tust du dir das an?» Aber kaum bist du draußen auf den Brettern, ist alles in Ordnung.

 

Es gibt aber keine Rituale, mit denen du versuchst, das Lampenfieber in den Griff zu bekommen?

 

Die üblichen Zigaretten und Klogänge halt.

 

Ja, das kennen wir. Wenn du das so beschreibst, keine Amulettchen, kein Aberglaube – bist du ein rationaler Mensch?

 

Nein, aber ich lebe ja weitestgehend aus dem Koffer, und da ist so was nicht dabei. Wenn ich jetzt mit einem Teddybären reisen würde, wäre schon wieder Platz im Gepäck weg, den ich für andere Sachen brauche. Das ist bei mir eher pragmatisch als rational.

 

Du bist also auch ein Freund des Teddybären?

 

Ja, ich habe sogar noch einen aus meiner Kindheit.

 

Ah! Du hast Kuscheltiere?

 

Das Uralt-Teddybärchen eben.

 

Oh, das rührt mich jetzt.

 

Und wo wohnen die bei dir?

 

Die wohnen bei meiner Mutter, wo sonst? Die hebt so was ja lustigerweise auf. Das ist erstaunlich, was meine Eltern an Kinderbüchern und Kinderspielzeug aufheben.

 

Denkst du manchmal: «Ach, ein eigenes Kind wäre schon schön gewesen?»

 

Der Zug ist ja noch nicht restlos abgefahren.

 

Jetzt, wo du es sagst …

 

Wenn dein Koffer auf dem Flug verloren geht, was ist das, was du sofort ersetzen musst? Was ist unverzichtbar?

 

Ich reise grundsätzlich mit einem Rucksack und einer Reisetasche. Die wirklich heiligen Dinge, also Laptop und so, die habe ich im Rucksack, im Handgepäck. Ganz ehrlich, mein Gepäck ist schon so oft verloren gegangen.

 

Ach?

 

Ja, klar. Jetzt zuletzt war ich in Uganda, da kam nichts von meinem Gepäck an. Manchmal kreist die Tasche leer auf dem Kofferband rum, weil irgendwelche Gepäckarbeiter alles rausgeklaut haben. Dann gehe ich mir eben eine neue Jeans und ein neues T-Shirt kaufen. Ich reise sparsam.

 

Reist du eigentlich gerne?

 

Komischerweise immer noch, ja.

 

Also Fliegen macht dir auch nichts aus?

 

Nein. Es geht ja nicht anders. Wir waren alleine für den Hai-Film auf Hawaii, in Costa Rica, in Südafrika und in Spanien. Ich war in den letzten fünf Jahren völlig irrwitzig unterwegs mit meiner kleinen Doku-Crew. Aber wir machen bei Flugreisen immer brav den CO2- Ausgleich.

 

Was macht ihr denn für einen Ausgleich?

 

Da gibt es mehrere Möglichkeiten. Es gibt z. B. Atmosfair. de, oder My-Planet.de. Am Kölner Flughafen steht an den Gates ein kleiner Computer. Da kannst du deine Flugroute eingeben, dann erscheint eine entsprechende Summe, dann ziehst du die Kreditkarte durch und hast soeben ein Biomasse-Projekt in Indien unterstützt. Ich selber betreibe zusammen mit bayerischen Umweltschützern in Indonesien ein Wiederaufforstungsprojekt. Da wird versucht, den letzten bestehenden Regenwald zu schützen und den gerodeten Wald wieder aufzuforsten. Das unterstütze ich, so gut ich kann.

 

Wenn du mit Reisen und deinem Rucksäckchen so tapfer bist, welche drei Dinge würdest du auf eine Insel mitnehmen wollen?

 

Musik, Bücher, Espresso-Maschine.

 

Ein Kaffee-Junkie.

 

Ja.

 

Wenn du dauernd unterwegs bist, hast du liebgewonnene Rituale zu Weihnachten oder zu Silvester oder zu Geburtstagen?

 

Zu Geburtstagen gar nicht. Zu Silvester auch nicht. Weihnachten immer mit der Familie. Meine Eltern werden dieses Jahr 81, und ich weiß ja, dass sie nicht ewig da sind. Ich fahre hin, so oft ich irgendwie kann. Meine Geschwister kommen eigentlich auch immer. Wir machen Weihnachten Familientreffen.

 

Und das ist dir auch wichtig?

 

Da komme ich dann auch gern mal vom anderen Ende des Planeten für angejettet. Ja. Das ist mir sehr wichtig.

 

Das brauchst du auch klassisch? Mit Tanne? Und da werden Geschenke verteilt?

 

Meine Mutter hat mittlerweile eine eingetopfte Tanne, die im Sommer draußen auf der Terrasse wohnt und im Winter zum Weihnachtsbaum umfunktioniert wird. Eigentlich geht es bei uns nicht mehr um Weihnachten und Geschenke, sondern ums Familientreffen. Essen, schnacken, Weinchen trinken und labern, bis der Arzt kommt.

 

Ja, schön, das gefällt mir gut.

 

Das Weihnachtsritual ist bei uns eher bescheiden. Meine Mutter backt monatelang vorher tonnenweise Plätzchen und Süßkram. Das ist das einzige wirklich wichtige Ritual.

 

Gehörst du zu den Männern, die eine Klatsche mit dem Älterwerden haben?

 

Das ist mir ziemlich egal.

 

Ganz tapfer bist du da?

 

Was heißt tapfer? Ich kann doch eh nichts dran ändern. Man sollte sich die Schlachten aussuchen, die man gewinnen kann. Die Schlacht gegen das Alter kannst du nicht gewinnen.

 

Klug.

 

Falls es dich tröstet: Du gehörst zu meinen Lieblingsschauspielern und wirst im Alter immer attraktiver.

 

Also, aus deinem Munde muss ich das ja wohl ernst nehmen.
(Lachen.)
Obwohl mir die Haare ausgehen und weiß werden. Das nervt mich schon, muss ich sagen.

 

Die Haare, die du hast, kannst du ja färben.

 

Das wäre aber peinlich. So wie seinerzeit Gerd Schröder …

 

Hast du dir vorne nicht eine kleine Haartransplantation gegönnt?

 

Nein.

 

Nein?

 

Nein. Beim Film gibt es Maskenbildner, die mit einer großen Spraydose ankommen und mich schön schwarz ansprühen. Aber das ist nur beim Film. Beim Film machen sie mir meistens ein bisschen mehr Haare. Privat laufe ich so rum, wie ich nun mal bin. Leicht schütter und jetzt schwer ergraut.

 

Sachma, ich habe eben bei Wikipedia gelesen, du bist in Frankfurt geboren. Wieso dachte ich immer, du bist «ene kölsche Jung»?

 

Nach unserem USA-Aufenthalt hat es uns nach Köln verschlagen. Aber ich bin gebürtiger Hesse. Bin da aber sehr schnell weg, war dann in Pittsburgh, Pennsylvania, und mein Vater ist regelmäßig umgezogen. Ich war auch noch in Regensburg, Wien, Berlin, aber Köln war immer meine Lieblingsstadt. Die einzige Stadt in Deutschland, wo ich gedacht habe: «Oh, hier ist es undeutsch, hier kann man sich richtig wohl fühlen.» Obwohl es die hässlichste Stadt ist, die ich kenne.

 

So will ich dich.

 

Die Leute sind so angenehm.

 

Danke. Bist du eigentlich FC-Fan?

 

Da ich früher Eishockey gespielt habe, war ich immer HAIE-Fan. Bin eher von der Eishockey-Fraktion.

 

Da sehe ich den Puck nie.

 

Da musst du live im Stadion dabei sein.

 

Und Fußball schaust du nicht so gern?

 

Das ist nicht so mein Sport. Da ich in den USA aufgewachsen bin und die Amerikaner keinen Fußball spielen, bin ich mit Baseball, Basketball, Hockey und Football groß geworden.

 

Machst du denn selber Sport?

 

Wenn ich dazu komme, mache ich viel. Ich bin begeisterter Surfer, Windsurfer, Kitesurfer, Segler, ich mache alles, was mit Wassersport zu tun hat.

 

Würdest du sagen, das ist dein Hobby? Oder hast du noch andere Hobbys?

 

Ich spiele miserabel, aber begeistert Klavier. Am liebsten ganz allein, sodass mich keiner hören kann. Das geht in meiner Wohnung, Gott sei Dank, auch gut. Ansonsten ist Wassersport mein Hobby, ja.

 

Jetzt fragen wir dich zum Schluss, ob dir irgendwas einfällt, wo du sagst: «Damit mache ich mich zum Affen!» Vielleicht musst du ja vor jedem Flug die Stewardess küssen.

 

Schöne Idee! Da bin ich noch nicht drauf gekommen. Ich glaube, eine richtige Macke von mir ist, dass ich nicht sehr lange an einem Ort bleiben kann. Das ist definitiv eine Macke. Ich bin rastlos. Wenn ich zwei Wochen an einem Ort bin, werde ich unruhig. Das ist merkwürdig.

 

Du hast doch durchaus Dreharbeiten, die sechs Wochen dauern. Ist das dann für dich anstrengend?

 

Ja. Wenn ich in Deutschland drehe, fliege ich am Wochenende immer nach Hause. Anfang Juli fange ich an, in Malaysia zu drehen. Bei dem Film ziehen wir dreimal um. Es ist ja selten, dass man immer am gleichen Ort bleibt, abgesehen von Studiodrehs natürlich. Das ist wie beim Wanderzirkus. Man baut das Set auf, mit Wohnwagen, Licht-LKWs, Masken-Mobil, dann zieht man wieder weiter. Ich weiß nicht, ob es damit zu tun hat, dass meine Eltern so viel umgezogen sind, aber ich bin einfach kein sesshafter Mensch. Da fehlt mir ein Gen. Ich «leide» unter pathologischer Reiselust und dauerndem Fernweh.

 

Dann wünschen wir dir nie «MAYDAY! MAYDAY! » und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel!

 

Danke, ihr Lieben.

Des Wahnsinns fette Beute: Macken und Marotten auf der Spur
titlepage.xhtml
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_000.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_001.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_002.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_003.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_004.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_005.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_006.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_007.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_008.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_009.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_010.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_011.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_012.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_013.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_014.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_015.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_016.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_017.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_018.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_019.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_020.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_021.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_022.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_023.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_024.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_025.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_026.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_027.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_028.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_029.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_030.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_031.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_032.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_033.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_034.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_035.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_036.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_037.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_038.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_039.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_040.html