18. Kapitel

Während der Golf das Band der Landstraße in sich hineinfraß, während Stacheldrahtzäune, Weiden und ab und zu eine Siedlung an mir vorbeizogen, versuchte ich zu resümieren, was ich bisher herausgefunden hatte.

Dass Klara Hackenberg auf der Suche nach ihrer verschollenen Nichte war und kurz vor ihrem Tod einen Detektiv einschalten wollte, musste nichts mit ihrer Ermordung zu tun haben -auch wenn ich Frau Siebert gegenüber so getan hatte, als sei ich komplett davon überzeugt. Jedenfalls hatte ich dafür nicht den Hauch eines Beweises. Sollte ich mich weiter in diese Geschichte vergraben, um einen zu finden? Womöglich vergeblich?

Und dass sie sich Gedanken über Büchels Immobiliensache gemacht hatte: Wie hatte sie das herausbekommen? Hatte Reinhold es ihr erzählt? Und wenn schon - Matze hatte ein Alibi. Und seine Kumpels? Die musste ich einzeln überprüfen. Aber ich hatte noch nicht mal deren Namen.

Mit jedem Kilometer wurde ich niedergeschlagener. Die Sonne schien, aber trotzdem hatte ich das Gefühl, als hätten sich graue Wolken vor den blauen Himmel geschoben, die nun einen hässlichen Schatten auf mein Gemüt warfen.

Ich realisierte, dass ich mich Richtung Altenberg gehalten hatte und mich nun der Abzweigung zum Parkplatz Rösberg näherte, wo vor gefühlten ewigen Zeiten alles angefangen hatte. Und als ich den Wagen an genau derselben Stelle parkte, wo am Samstag Wonne stehen geblieben war, meldete sich ein Brennen in meiner Magengegend. Es hatte nichts mit Meinertzhagens Ausführungen zu tun. Eher mit der Trostlosigkeit, die ich empfand, weil ich den Tag ohne Wonne verbringen musste.

Ich hatte noch nicht mal eine Telefonnummer. Immer noch nicht. Ich war darauf angewiesen, dass sie sich bei mir meldete.

Eine Scheißsituation. Mit einem Mal kam ich mir vor wie der einsamste Mensch auf der Welt.

Ich stieg aus, ging ein paar Schritte über den Platz und tat mir noch ein bisschen selbst leid. Normalerweise sagt man, dass Selbstmitleid schlecht wäre. Mir tat es aber ganz gut.

Ich marschierte das kurze Stück zur Hauptstraße hoch und blickte rüber auf die andere Seite, wo sich ein Stück unterhalb der Fahrbahn der Kiosk befand. Auch heute herrschte viel Verkehr, und ich musste ein wenig warten, bis ich hinüberkonnte. Gerade kam ein Rudel Motorradfahrer von den Serpentinen aus Richtung Blecher herunter und hüllte die Gegend in eine Wolke aus Geknatter.

Ich erinnerte mich daran, was Renate Siebert über Klara Hackenbergs Gewohnheiten, morgens zum Dom zu gehen, berichtet hatte. Ich beschloss, ihrem Beispiel zu folgen und den Weg abzugehen. Vielleicht kam mir dabei eine überraschende Erkenntnis. Zumindest lenkte es mich von der brennenden Sehnsucht nach Wonne ab.

Endlich erwischte ich eine Möglichkeit, die Straße zu überqueren und in den Wald einzutauchen. Nach wenigen Metern lag da still und wie eine verlassene Zwergenburg das Fort auf dem Spielplatz.

Ich hatte mich getäuscht. Die Sehnsucht nach Wonne wurde eher größer. Alles, was wir hier erlebt hatten, war mir lebhaft präsent.

Wonne, die ihre Füße in das kühle Wasser der Dhünn getaucht hatte. Ihre rosa lackierten Fußnägel.

Wonne als Feenprinzessin im Wunderwald …

Und dann die Leiche hinter dem Baumstamm.

Als ich jetzt auf den Spielplatz kam, war an keinem Detail zu bemerken, was sich hier ereignet hatte. Die Ermittler hatten keine Spuren hinterlassen.

Ich überquerte den Platz und sah, dass direkt an der Dhünn ein Pfad weiterführte - holprig von Wurzeln, aber deutlich zu erkennen.

Ich spielte weiter Klara und folgte dem Weg. Er stieß schließlich an die offizielle Zufahrt zum Dom, wo es über eine Natursteinbrücke zum Bezahlparkplatz ging. Doch wenn man die Straße überquerte und auf dieser Seite des Flusses blieb, konnte man weiter auf einem verschwiegenen Weg entlangwandern, der sich ein gutes Stück über die Dhünn erhob. Jetzt floss sie zwischen dem Weg und der Klostermauer - tief unten wie in einem Burggraben. Schließlich gelangte ich an die Abzweigung zur alten Klosterpforte: ein weißes Tor, hinter dem sich weit hinten die Front des Domes emporreckte. Man hatte jetzt noch gut hundert Meter zu gehen und konnte dabei das berühmte Fenster mit dem sehr klein wirkenden Eingang darunter betrachten.

Für jemanden, der beten wollte, war das sicher stimmungsvoller, als den normalen Weg zu nehmen.

Ich spazierte auf den Dom zu und drückte wieder den Schmerz nieder, der in mir aufflammen wollte.

Hier war ich mit Wonne gewesen. Wir waren hineingegangen, um die Gitterquadrate am Reliquiar mit Engelberts Herz zu zählen.

Jetzt stand ich vor dem Altenberger Domladen. Wieder kam mir ein Bild in den Sinn: Wonne, wie sie mitten im Gedränge vor dem Dom gestanden hatte, das Gesicht der Sonne zugewandt.

Sonne, Wonne, reimte es in mir. Wonne, Sonne …

Plötzlich hatte ich das Bedürfnis, etwas für Wonne zu kaufen. Ich musste sie mit irgendetwas überraschen. Ihr ein Geschenk machen. Damit sie mich nicht wieder so lange allein ließ.

Nachdenklich betrat ich den Laden, betrachtete Bücher, Kerzen, Rosenkränze, CDs …

Ich zuckte zusammen wie jemand, der aus einem Traum erwacht, als mich jemand am Arm berührte.

»Remi!«

Es war Jutta. Sie hatte eine Einkaufstüte mit Büchern in der Hand und kam gerade von der Kasse.

»Was machst du denn hier?«, fragte ich verwirrt.

»Komm«, sagte sie und zog mich nach draußen. Wir gingen um die Ecke zu dem Metallmodell der Klosteranlage.

Auch hier hatte ich mit Wonne gestanden. Wir hatten die Blindenschrift betrachtet…

»Bist du mir nachgefahren?« Ich sah Jutta verwundert an.

Sie schüttelte den Kopf und stellte die Tüte auf dem Metallmodell ab. Ich griff hinein und sah mir die Titel an. Es war keine Erbauungsliteratur, sondern Romane. Ich erkannte mehrere Krimititel.

»Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Eigentlich wollte ich dich wieder anrufen, aber dann kam ich mir blöd vor, weil ich dich so vollgejammert habe …«

»Und da hast du gedacht, etwas spirituelle Einkehr wäre gut, um zur Dankbarkeit gegenüber deinem Schöpfer zurückzufinden. Dafür dass er dich immer noch mit einem gewissen Wohlstand und - noch wertvoller - mit Gesundheit gesegnet hat.«

Sie sah mich prüfend an. »Den Sarkasmus kannst du dir sparen. Sag mal, was ist denn überhaupt mit dir los? Du siehst gar nicht gut aus, Remi.«

»Jetzt sag mir bitte, warum du hier bist. Sonst zweifle ich noch an meinem Verstand.«

»Ich wollte mir den Tatort ansehen. Nachdem die ganze Geschichte fast meine Party gesprengt hat…«

Ich nickte. Das war nachvollziehbar. Jutta hatte auch diesmal nicht dem Drang widerstehen können, sich in meine Fälle einzumischen. Und sie hatte ja sonst nichts zu tun.

»Heute Morgen hatte ich einen Termin bei der Bank«, fügte sie hinzu.

»Und die haben dich noch mehr in Verzweiflung gestürzt, weil du ja nur noch hundertfünfzigtausend Euro zur Verfügung hast. Ich weiß schon.«

Sie streichelte mir über den Arm. »Remi, es tut mir leid. Aber mit dem Geld ist es einfach eine Gewohnheitssache. Wenn du eine Menge davon hast, gewöhnst du dich so schnell daran, dass es dir wahnsinnig wehtut, wenn du plötzlich nur noch einen Bruchteil davon besitzt. Auch wenn es immer noch dreimal zum Leben reicht.«

»Ich kann da nicht mitreden. Bei mir reicht es manchmal noch nicht mal zum Leben. Jedenfalls nicht für das, was zum Beispiel ein mittlerer Beamter Leben nennen würde.«

»Was ist denn eigentlich mit Wonne?«, fragte sie, und ihr Blick veränderte sich. Er wurde mütterlicher.

Es half nichts. Der Schmerz nutzte die Gelegenheit und brach aus wie ein kleiner Vulkan in meinem Bauch.

»Was soll schon sein?«, sagte ich.

»Seid ihr etwa wieder auseinander?«

»Nein.«

»Dann sei doch fröhlich.«

Sie hatte recht. Aber dazu kann man sich nicht zwingen. Mir lag auf der Seele, dass Wonne praktisch unerreichbar für mich war.

»Komm mit«, sagte Jutta plötzlich.

»Wohin?«

»Lass uns beim Essen weiterreden.«

Das Gelände rund um den Altenberger Dom verfügte über eine Fülle gastronomischer Einrichtungen. Abgesehen vom Restaurant Wißkirchen in der Nähe des Parkplatzes auf der anderen Dhünnseite lag gleich gegenüber des Doms der Altenberger Hof. Wenn mich meine Erinnerung nicht trog, war dieses Restaurant der Schauplatz der sonntäglichen Bratenessen mit meinen Eltern gewesen.

Doch Jutta führte mich etwas abseits durch einen breiten Durchgang. Dahinter standen Tische und Stühle. Eine Treppe führte zum Eingang eines Restaurants.

»Du kennst doch sicher den Küchenhof.« Jutta setzte sich an einen freien Tisch.

Ich hatte das Gasthaus im Rücken und blickte über das Kopfsteinpflaster zu dem Torbogen, durch den wir gekommen waren. Diese Ecke des Klostergeländes wirkte alles andere als kirchlich - eher nostalgisch kreativ. Auf der einen Seite des Durchgangs hatte sich eine Töpferei angesiedelt, auf der anderen wies ein Schild auf eine Atelierwerkstatt hin.

Die Kellnerin brachte die Speisekarte.

»Ob es hier Panhas gibt?«, fragte ich.

Jutta sah mich erstaunt an. »Seit wann kennst du dich mit bergischer Küche aus?« Ich schwieg. »Ich lade dich zum Mittagessen ein«, fügte sie hinzu. »Aber nur unter einer Voraussetzung.«

»Und die wäre?« Ich ließ meinen Blick über das Angebot schweifen. Essen erinnerte mich auch an Wonne.

»Du erzählst mir alles. Von A bis Z.«

Ich endete mit den Erkenntnissen über Klara Hackenbergs verschollene Nichte. Die Erinnerung daran, dass ich bisher alles in diesem Fall gemeinsam mit Wonne ermittelt hatte, ließ so viel heiße Lava in mir brodeln, dass ich Jutta am Schluss auch noch mein Leid über Wonne klagen musste. Dabei sonderte ich wieder etwas Selbstmitleid ab.

Plötzlich fiel mir etwas ein. »Sag mal, du hast nicht zufällig Wonnes Handynummer?«

Sie schüttelte den Kopf.

»Oder ihre Festnetznummer?«

Jutta legte ihre Hand auf meinen Arm.

»Was ist?«, fragte ich.

»Ich muss dir was über Wonne sagen.«

Erst jetzt bemerkte ich Juttas Gesichtsausdruck. Er zeigte eine Art von Besorgnis, die mir gar nicht gefiel.

»Zunächst mal kann ich dich beruhigen. Wenn das alles so gelaufen ist, wie du sagst, wird sie sich bei dir melden, und alles wird gut. Das sieht mir nicht nach einem One-Night-Stand aus.«

Da sprach die Fachfrau.

»Was meinst du bitte schön mit ›zunächst mal‹…?«

»Ich sag dir’s mal, wie es ist. Wonne wohnt nicht in Köln.«

»Na und?«

»Sie wohnt auch nicht in Leverkusen, Bergisch Gladbach oder Düsseldorf. Sie wohnt überhaupt nicht in der Gegend. Wonne lebt seit einigen Jahren irgendwo in Westfalen, in der Nähe von Bielefeld. Ich habe ihr ja die Einladung zu meinem Geburtstag geschickt.«

Mein Gehirn produzierte einen Gedanken - einen, der nicht dazu passte, was Jutta sagte. Wonne hatte einen Haufen selbst gemachte Dinge zum Frühstück mitgebracht. Wo kamen die her? Hatte sie sie morgens aus Ostwestfalen geholt?

Ich wollte diese Widersprüche Jutta gegenüber nicht ansprechen.

»Na und? Was ist daran so schlimm?«, sagte ich unwirsch. »Soll sie doch wohnen, wo sie will.«

»Nichts ist schlimm. Reg dich nicht so auf. Aber es war seltsam, dass sie erst nicht geantwortet hat und dann doch kam.«

»Das kann doch passieren.«

Jutta schüttelte den Kopf. »Du verstehst das nicht, Remi. Ich habe sie nur aus Höflichkeit eingeladen. Ich war ja mit ihrer Mutter befreundet. Sie war eine Kollegin damals in der Werbeagentur. Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet, dass sie kommt. Und dann kommt sie doch, aber ohne Zusage.«

»Ich kapiere das nicht. Du lädst Leute zu deinem Geburtstag ein, die du gar nicht dabeihaben willst? Damit sie absagen? Und dann wunderst du dich, dass sie doch kommen? Mensch, hast du ein kompliziertes Leben.«

»Vergiss es. Ich wollte dir nur etwas über Wonne erzählen. Die Einladung hatte aber auch noch einen anderen Grund. Letztes Jahr ist ihre Mutter gestorben. Ich dachte, es würde ihr guttun, mal rauszukommen oder so …«

»Ja, ihre Mutter ist tot…«

»Du weißt das?«

»Sie hat es mir gesagt.« Ich lehnte mich zurück. »Aber auch wenn sie mir davon erzählt hat - ich weiß einfach zu wenig über Wonne.«

»Sieht so aus.«

»Auch was sie beruflich macht. Sie hat mir gesagt, sie sei Journalistin. Dabei habe ich im Internet nirgendwo ihren Namen finden können.«

»Soviel ich weiß, hat sie bei irgendeiner Zeitung ein Volontariat gemacht, dann aber keine Anstellung gefunden. Es war wohl eine kleine Übertreibung, um Eindruck zu schinden.«

»Immerhin hat sie so gute Kontakte, dass sie sofort herausgefunden hat, welche Anwältin Reinhold Hackenberg vertritt.«

»So was kriegen Journalisten hin. Man muss eben wissen, wen man bei der Polizei fragen muss.«

Ich nickte und seufzte. Mein Atem zitterte.

»Vielleicht ist es besser, wenn du dich mehr auf den Fall konzentrierst«, sagte Jutta.

»So einfach ist das nicht. Alles daran erinnert mich an Wonne. Und ich weiß nicht, woran ich wirklich bei ihr bin.«

»Meine Güte - Remi! So kenne ich dich gar nicht.«

»Und was den Fall betrifft… Welcher Spur soll ich nachgehen? Im Augenblick weiß ich nicht weiter.«

Jutta runzelte die Stirn und dachte nach. »Wenn du schon nicht weißt, ob Klara Hackenbergs Suche nach ihrer Nichte mit ihrem Tod zu tun hat, dann gibt’s nur eins.«

»Und was?«

»Du musst es ausschließen.«

»Wie meinst du das?«

»Das ist die Sherlock-Holmes-Methode. Man soll nicht danach suchen, wer es gewesen ist, sondern man soll die ausschließen, die es nicht gewesen sein können.«

»Klingt aufwendig. Und theoretisch. Schlechte Kombination.«

»Finde ich nicht. Vor den Erfolg haben die Götter ja bekanntlich den Schweiß gesetzt.«

»Und ein gutes Stück Zeitverschwendung. Kommt mir jedenfalls so vor. Ich habe eher den Eindruck, du hast die Sherlock-Holmes-Methode nicht richtig kapiert.«

Sie lächelte. »Oder es liegt daran, dass es in diesen alten Krimis immer nur eine überschaubare Anzahl von Verdächtigen gibt.«

»… die alle brav in einem Landhaus sitzen.«

Die Atmosphäre lockerte sich. Der Schmerz in meinem Bauch hatte sich in einen dumpf drückenden Klumpen verwandelt.

»Beim Abschied hat Wonne gesagt, ich soll ihr nicht abhanden kommen oder so was«, sagte ich zusammenhanglos, und wieder legte Jutta ihre Hand auf meinen Arm.

»Sie kommt zurück. Du kannst dich drauf freuen. Arbeite halt noch ein bisschen, dann geht die Zeit schneller rum.«

»Und was soll ich deiner Meinung nach als Nächstes tun?«

»Überprüfe diesen Sandro Marino. Oder Gabriele Scherf. Oder beide. Besser als nichts. Der Name Sandro Marino klingt übrigens ziemlich komisch. Wie der Künstlername eines alten Schlagersängers.«

Ich schüttelte den Kopf. »Er hat wohl klassische Musik gemacht. Und ist in den Siebzigern nach Österreich gegangen.«

Jutta blickte vor sich hin. Ein, zwei Minuten lang starrte sie das Tischtuch an, dann hob sie den Kopf.

»Remi, ich glaube, ich weiß, wer dir helfen kann.«

»Und wer?«

»Siegfried. Siegfried Mathisen. Er und seine Frau. Sie kennen sich in der Szene aus.«

Ein weiterer heißer Lava-Ausbruch. Mathisen. Der Name in Wonnes Handy.

»Wie schreibt sich Mathisen eigentlich?«, fragte ich.

»Mit th und i. Wieso fragst du? Du brauchst aber nicht im Telefonbuch nachzusehen. Ich schreibe dir seine Nummer auf.« Sie hatte schon einen Zettel aus ihrer Handtasche geholt. »Soviel ich weiß, sind die beiden noch in Köln.«

Jutta hatte ihren Wagen auf dem nahen Bezahlparkplatz abgestellt. Sie schloss auf und öffnete die Tür.

»Willst du nicht mitkommen?«, fragte ich. »Früher hast du dich darum gerissen, dabei zu sein.«

»Glaubst du, ich riskiere, dass Wonne eifersüchtig wird? Schließlich möchte ich zu eurer Hochzeit eingeladen werden. Ich ziehe mich lieber auf den Brill zurück und zähle mein Geld.« Damit fuhr sie davon.

Auf dem Weg zum Parkplatz Rösberg holte ich mein Handy heraus und tippte im Gehen die Nummer, die Jutta mir gegeben hatte.

»Künstleragentur Mathisen und Weißenburg, was kann ich für Sie tun?«

Überall arbeiteten dieselben Mädchen mit denselben Sprüchen. Ich erklärte, dass ich Mathisen privat kannte und nur ein paar kurze Fragen hätte.

»Er ist im Haus, hat aber ein paar Besprechungen. Ich kann Ihnen nicht sagen, wann er Sie anrufen wird.«

»Hat es Sinn, wenn ich einfach vorbeikomme?«

Ich schielte auf den Zettel. »Lüderichstraße« stand da.

»Sie können es versuchen. Ich kann Ihnen aber nicht versprechen, dass Herr Mathisen sofort Zeit für Sie hat.«

»Kein Problem.«