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Die Ältesten

Warum Außerirdische?

Wenn ich von der Welt der Midnight-Breed-Reihe erzählen will, muss ich wohl ganz am Anfang beginnen. Ich habe Vampire immer geliebt, schon seit ich klein war. Von den gruseligen, manchmal geschmacklosen Dracula-Filmen, die immer am Samstagnachmittag im Fernsehen liefen, oder Filmen wie The Lost Boys und Brennen muss Salem, bis hin zu Anne Rices faszinierenden Büchern über den kultivierten, weltgewandten, tödlich verführerischen Lestat, waren – und sind – Vampire meine absoluten Lieblingsmonster. Welche anderen übernatürlichen Kreaturen schaffen es denn, gleichzeitig solche Angst und solches Verlangen zu erregen? Der Vampir steht für Tod, Sex und unbegrenzte Macht, und das alles in einer unersättlichen (und zumeist umwerfenden) Figur. Vampire sind einfach die ultimative dunkle, erotische Fantasie schlechthin.

Nur gibt es da ein Problem. Den Untoten-Aspekt. Ich weiß nicht, wie es Ihnen damit geht, aber mir gibt der keinen erotischen Kick. Allein schon die Vorstellung, kaltes, totes Fleisch zu berühren … kein Herzschlag bedeutet auch, dass kein Blut fließt. Was auch bedeutet, nun ja, dass kein Blut fließt. Und im Romance-Genre, besonders in solchen Büchern, wie ich sie schreibe, ist das eine Logiklücke, die man einfach nicht übersehen kann. Aber auch unabhängig davon mag ich meine Fantasiemänner einfach lieber lebendig.

Als ich also von Random House grünes Licht bekam und begann, mir meine eigene Vampirspezies – meine eigene Mythologie – zu erschaffen, war das Untoten-Problem das Erste, das ich zu lösen hatte. Als ich John (mein Mann und wichtigster Partner bei der Themenfindung) gegenüber erwähnte, dass ich mir einen plausiblen Ursprung für den Stamm ausdenken musste, witzelte er: »Vielleicht sind sie ja Aliens.«

Das war erst mal ein verrückter Gedanke – Vampire aus dem Weltraum! –, aber auch irgendwie genial. Und sobald er das gesagt hatte, hatte ich auf einmal das ganze fertige Konzept im Kopf. Ich konnte meine Gedanken fast nicht schnell genug zu Papier bringen – angefangen mit der Ankunft der Ältesten auf der Erde, wie sie aussehen, von was für einem Planeten sie kommen, wie ihre Nachkommen aussehen, wie sie leben, lieben und manchmal auch sterben … einfach alles.

Nicht alles davon ist in die Bücher eingeflossen. Vielleicht wird es das auch nie. Aber bei der Recherche und der Erschaffung von Welten ist es für Schriftsteller wichtig, auch Antworten auf Fragen zu wissen, die in den Büchern selbst womöglich gar nicht aufkommen. Das hilft einem dabei, ein solideres Fundament für die Figuren und für das Universum, das sie bewohnen, zu schaffen, auch wenn dieses Fundament unter der Oberfläche der eigentlichen Geschichte bleibt.

Hier nun also meine Notizen zur Welt der Stammesvampire, Auszüge aus meiner »Bibel«, als ich Geliebte der Nacht, den Beginn der Midnight-Breed-Reihe schrieb:

Das Leben auf dem Planeten der Ältesten

Der Planet ist meistens dunkel, hat nur etwa vier Stunden Sonnenlicht. Während dieser Zeit schlafen die Bewohner, um nicht von den UV-Strahlen eingeäschert zu werden. Aufgrund des Lichtmangels ist es ein kalter Planet, aber der Blutkreislauf der Außerirdischen ist schneller als der von Menschen und Säugetieren, sodass ihnen die Kälte nichts ausmacht. Die Vegetation und die Tierwelt auf dem Planeten sind spärlich (ebenfalls wegen des Lichtmangels), aber es gibt viel Wasser, und die Landschaft ist hügelig und felsig. Die Außerirdischen leben in technologisch hoch entwickelten Städten und Siedlungen, aus den Metallen erbaut, die sie aus den Hügeln abbauen.

Wegen des Mangels an Wildvorkommen nährt die Gesellschaft der Außerirdischen sich von sich selbst – sie sind Kannibalen, nur dass sie statt Fleisch oder Muskeln nur Blut konsumieren. Sie haben Farmen, wo sie den nötigen Bedarf an Blutwirten für die Massen züchten. Die mächtige Elite der Außerirdischen kauft sich eigene Herden von Blutwirten, die wie Sklaven gehalten werden und nur existieren, um ihre Herren zu nähren und zu unterhalten.

Die Spezies ist grausam und aggressiv: Die Männer der Elite lieben den Jagdsport und veranstalten oft Jagdpartien für ihre Freunde; den Frauen wird manchmal gestattet, mit ausgesuchten männlichen Sklaven Gladiatorenspektakel zu veranstalten. Diese werden in der Regel gezwungen, ihren Herrinnen auch anderweitig zu Diensten zu sein. Die Jagdlust der Männer hat sich auch auf die gewöhnliche Bevölkerung ausgebreitet, aber bei ihr ähnelt die Jagd eher Bandenmorden als organisiertem Sport. Diese im Untergrund betriebene Form der Jagd bei den unteren Klassen ist illegal und wird mit sofortiger Todesstrafe geahndet.

Was Gesetze und Regierung angeht, wird die ganze Gesellschaft der Außerirdischen von einigen mächtigen Individuen kontrolliert. Es gibt keine Wahlen, keine individuellen Rechte, nur die der Starken und der Elite. Die Arbeitsbevölkerung ist dazu da, um den reichen Herren zu dienen. Für die breite Bevölkerung gibt es keine Schulen; sie werden unwissend gehalten, erfahren nur, was die Regierung ihnen an Wissen zugesteht. Es gibt keine selbstbestimmte Fortpflanzung; gewöhnliche Zivilisten werden wie Vieh gezüchtet, die meisten ihrer Nachkommen werden ihnen weggenommen, um den Reichen zu dienen. Es gibt nur eine einzige Religion, und mächtige Priester diktieren den Massen, wie sie zu leben haben.

Es gibt keine Ehe, nur die Mächtigen und Auserwählten paaren sich zu Reproduktionszwecken; die Massen werden künstlich gezüchtet (im Allgemeinen durch In-vitro-Befruchtung, aber auch durch »Deckhengste«, wenn der Eigentümer den Zeugungsakt selbst überwachen will). Frauen gelten nur als wertvoll, solange sie gebärfähig sind – entweder auf Befehl eines Angehörigen der Elite (wenn die Frau selbst einer hochgeborenen Blutlinie entstammt) oder in den Zuchtfarmen und in Sklaverei. Die wenigen unfruchtbaren Frauen und grundsätzlich alle Frauen nach der Menopause werden eingeschläfert – wenn sie Glück haben. Auf diesem Planeten willst du definitiv nicht als Frau auf die Welt kommen!

Die Spezies hat ihre eigene komplexe Sprache, aber ihre Angehörigen können auch telepathisch miteinander kommunizieren und die Gedanken der anderen lesen. Die Massen werden an der telepathischen Kommunikation gehindert, indem ihnen nach der Geburt Mikrochips eingepflanzt werden, die das entsprechende Gehirnareal verkümmern lassen. An den Angehörigen der Spezies, die auf den Farmen aufgezogen werden, wird praktisch schon im Reagenzglas eine Lobotomie vorgenommen, da sie in ihrer geistig beschränkten Existenz keine ihrer Fähigkeiten benötigen.

Die Armee dieses Planeten ist riesig und brutal. Die Spezies liebt Gewalt und Eroberung und hat eine ganze Kaste von Gladiatorenkriegern hervorgebracht, befehligt von mächtigen Generälen, die großen Gefallen am Blutsport haben. Ab und an werden Einheiten dieser Krieger ausgeschickt, um benachbarte Planeten nach möglichen anderen Lebensformen und/oder Ressourcen zu erkunden. Sie lieben es, Trophäen von »exotischen« Orten nach Hause zu bringen – meistens Schädel oder andere Zeugnisse der von ihnen verübten Massaker.

Physische Beschreibung der Ältesten

Sie sind von menschenähnlicher Gestalt, aber meistens sehr groß, 1,95 Meter oder größer und von immenser Körperkraft. Die Augen sind grünlich-topazfarben, mit elliptischen Pupillen – ähnlich Katzenaugen. Optimales Sehvermögen in der Nacht und auf Beutejagd.

Die Körper und Köpfe sind völlig unbehaart und bedeckt mit ungewöhnlichen Hautmustern (Dermaglyphen), die als Tarnung funktionieren und (ein wenig) Schutz vor dem UV-Licht bieten. Außerdem geben sie Aufschluss über die Abstammung und den sozialen Rang ihres Trägers. Diese Hautmuster sind hennaartig und kunstvoll, aber verändern je nach der emotionalen Verfassung ihres Trägers ihre Farbe (Braun, Gold, Grün, Blau, Rot) und schillern. Die Hautmuster bedecken den ganzen Körper und den Schädel und reichen auch oft bis ins Gesicht.

Übersinnliche Fähigkeiten der Ältesten

– Gedankenlesen und Telepathie mit anderen Angehörigen der eigenen Spezies

– Mentale Kontrolle über Menschen

– Fähigkeit, sich »Lakaien« (Geistsklaven) aus ausgebluteten Menschen zu schaffen

– Fähigkeit, sich schneller zu bewegen, als Menschen wahrnehmen können

– Telekinese

– Gesteigerte sensorische Wahrnehmung (wie Raubtiere)

Der Schiffbruch auf der Erde

Vor Tausenden von Jahren brach eine Gruppe von acht Kriegern vom Planeten der Ältesten zu einer Erkundungstour auf und erlitt Schiffbruch auf der Erde. Gleich nach ihrer Ankunft starben zwei Mitglieder ihrer Besatzung an UV-Strahlen. Die anderen lernten schnell, dass die Erde lange Sonnentage hat, während derer sie tief unter der Erde Schutz suchen mussten.

Die Außerirdischen waren intellektuell hoch entwickelt, sodass sie die Sprachen der Menschen relativ schnell erlernten; dabei half ihnen ihre Fähigkeit, die niedriger entwickelten Geister der Menschen zu lesen. Sie kommunizierten mit den Bewohnern der Erde, wenn es nötig war, wenn zumeist auch nur, um ihnen zu drohen und sie zu dominieren, was der Stoff für die Vampirfolklore wurde, die sich durch unzählige Menschengenerationen verbreitete.

Sofort nach ihrer Ankunft auf der Erde stellte sich ihnen das Nahrungsproblem. Nachts fielen sie in stille Dörfer ein, um sich zu nähren und wahllos zu töten. Auf diese Weise löschten sie ganze Zivilisationen aus (Atlantis, die Maya, und andere, weniger bekannte). Wegen des unwirtlichen Klimas der Erde benötigten die Außerirdischen mehr Blut als auf ihrem eigenen Planeten, also konsumierten sie es in riesigen Mengen und verbreiteten über Jahrhunderte hinweg Angst und Aberglauben unter den Menschen.

Auch ein anderer Hunger wollte gestillt werden. Die Außerirdischen liebten es, Menschen zu jagen und friedliche Siedlungen dem Erdboden gleichzumachen, aber sie gierten auch nach Sex. Vergewaltigungen waren bei den Überfällen und Angriffen gang und gäbe. Nicht immer überlebten die Menschenfrauen die Brutalität ihrer außerirdischen Eroberer, aber einige taten es doch. Und wie sich herausstellte, konnten einige wenige von ihnen den außerirdischen Samen empfangen. Diese Frauen waren die ersten Stammesgefährtinnen und wurden die unfreiwilligen Mütter einer neuen Vampirspezies auf der Erde … einer Mischspezies, die als der Stamm bekannt wurde.

Der Untergang der Ältesten auf der Erde

Die Ältesten, die nicht in den ersten Jahrhunderten nach ihrer Ankunft auf der Erde umkamen, wurden später (in der Zeit nach der großen Pestwelle, um 1350) von ihren eigenen Nachkommen zu Fall gebracht – den ersten Kriegern des Ordens, die sich unter Lucans Führung gegen die übrigen Ältesten erhoben und sie zum Wohle der Menschheit und des ganzen Vampirvolks auf der Welt stürzten.

Keiner der ursprünglichen acht Ältesten überlebte Lucans Krieg gegen sie, jedoch halten sich Gerüchte, dass einer der Ältesten entkam und sich seither an einem verborgenen Ort im Winterschlaf befindet. Möglicherweise sind Rogues im Besitz von Informationen über diesen schlummernden Ältesten, denen der Orden nachgehen könnte. [Anmerkung der Autorin: Ich habe später beschlossen, aus dem Ältesten im Winterschlaf ein Geheimnis zu machen anstelle eines Gerüchts und ihn der Kontrolle eines einzelnen Vampirs, Dragos, zu unterstellen, statt Rogues ins Spiel zu bringen.]

Methoden, Vampire zu töten

– Direktes Sonnenlicht (der Tod erfolgt meistens innerhalb weniger Minuten)

– Nahrungsentzug (langsamer Tod)

– Enthauptung (sofortiger Tod)

– Massive Verletzungen am ganzen Körper (die Effizienz der Methode hängt vom Schweregrad der Verletzung ab)

– Schwere Verletzungen durch Waffen oder Sprengstoff (weniger effektiv)