ANMERKUNGEN

DIE AUFERSTEHUNG VON FATHER BROWN

The Resurrection of Father Brown

S. 675: »Die Auferstehung…« – es empfiehlt sich, bei dieser Geschichte sowohl die Geschichte von der Marterung Jesu, seinem Tod am Kreuz, seiner Auferstehung und die symbolische Darstellung dieser Vorgänge in der katholischen Messe im Sinne zu behalten wie auch die entsprechende biblische Sprache, da Chesterton mit diesen Elementen und ihren Formeln hier teils paraphrasierend, teils ironisierend umgeht.

»Thema von Kurzgeschichten« – die nur Chesterton schrieb.

»Präsident Monroe« – James M. (1758–1831), Politiker aus Virginia, der 1811 Staatssekretär des Präsidenten Madison wurde und von 1817 bis 1825 selbst als 5. Präsident der USA amtierte; er ließ am 2.12.1823 seinen Staatssekretär John Quincy Adams die Erklärung verkünden, daß den europäischen Mächten hinfort die Einmischung in amerikanische Angelegenheiten (nämlich die des gesamten Doppelkontinentes) verwehrt sei, wofür umgekehrt die USA sich nicht in europäische Angelegenheiten einmischen wollten; daraus wurde unter Präsident Theodor Roosevelt 1904 eine Art Aufsichtsrecht der USA über die anderen amerikanischen Staaten; in diesem Sinne ist die Monroe-Doktrin bis heute mehr oder minder gültiger Grundsatz der US-Außenpolitik.

S. 676: »Meredith« – George M. (1828–1909), englischer ironisch-satirischer Schriftsteller, der vor allem Menschen schilderte, die mit dem Gegensatz zwischen Natur und Vernunft in sich fertig wurden (seine Frauengestalten) oder nicht (seine Männergestalten).

»Snaith« – klingt in der Aussprache fast wie »snails«, eine seit ca. 1825 gängige Fluchformel aus »God’s nails«, nämlich den Nägeln, mit denen Jesus ans Kreuz geschlagen wurde. In dieser Erzählung wird besonders deutlich, wie Chesterton seine Namen zusätzlich als direkte oder indirekte Elemente einsetzt: Zu dem Spiel mit dem Vornamen Saul/Paul steht Snaith als Gegenbild John Adams Race gegenüber, Hans Adams Rasse; die fragwürdigen Herren Alvarez und Mendoza tragen die Namen ebenso fragwürdiger spanischer Eroberer Lateinamerikas; Calderon de la Barca schließlich (1600–1681), einer der bedeutendsten spanischen Dichter, liebte es, in seinen Theaterstücken mit dem Wunderbaren zu spielen und Wirklichkeitsnähe mit der gleichnishaften Auffassung alles Irdischen abzuwechseln.

S. 677: »Ingersoll… Voltaire« – Robert Green Ingersoll (1833–1899), US-Jurist, Dozent und Schriftsteller, ein bedeutender Agnostiker; als dessen wichtigste Werke in diesem Zusammenhang gelten »Some Mistakes of Moses«, 1879, und »Foundations of Faith«, o. J.; Voltaire: Pseudonym von Francois-Marie Arouet l. j. (= le jeune bzw. junior), der sein Pseudonym durch Anagramm aus seinem Namen bildete; französischer Schriftsteller, Dichter und Philosoph (1694–1778); gilt als einer der bedeutendsten Geister Frankreichs und vor allem der französischen Aufklärung, der nicht zu Unrecht schärfste antiklerikale Positionen einnahm.

S. 679: »ikonoklastische Partei« – Ikonoklasten = Bilderstürmer nennt man nach ihrer aller Vorbild im Byzanz des 8. Jh. alle Fanatiker, die ihrem Haß gegen einen anderen als ihren Glauben dadurch Ausdruck verleihen, daß sie seine Bilder und Bildwerke zerstören.

»Initiation« – eigentlich Vorgang der rituellen Einweihung in Glaubensmysterien zum Zeitpunkt des Erwachsenwerdens; das zugehörige Verb »initiieren« wird heute jedoch leider fast ausschließlich in einem falschen säkularisierten Sinn als Synonym für »anregen« o. ä. mißbraucht.

S. 682: »über eine Klippe verschwinden…« – als der Erfinder von Sherlock Holmes, Dr. Conan Doyle, diese Kunstfigur nicht mehr leiden konnte, weil er sich selbst für den Verfasser seriöser Bücher ansah, ließ er ihn in einem gigantischen Ring- und Endkampf mit dessen Erzfeind, dem Professor Moriarty, in der Schweiz in den Wasserfällen von Reichenbach verschwinden; der Protest des Publikums zwang ihn aber, ihn später wieder auferstehen zu lassen und die merkwürdige Art seiner Rettung ausführlich zu erzählen.

S. 683: »Dagos« – angelsächsisches Schimpfwort für Angehörige aller romanischen Völker, außer den Franzosen, die man Froschfresser schimpft – (entstanden aus Sankt Jakob zu spanisch Santiago zum Vornamen Diego = spanisch Jakob, verangelsächsischt zum Schimpfwort Dagoj etwa wie »Fritz« als Schimpfwort für die Deutschen).

S. 693: »Voodoo« – vom dahomeischen Wort »vodu«; eine Mischung aus afrikanisch-animistischen und christlichen Glaubens- und Ritualvorstellungen mit Zauberei, Schlangenkult, Opferungen usw. die vor allem auf den westindischen Inseln mit Zentrum Jamaika und in den Südstaaten der USA unter Negern und Negerblütigen gepflegt wird; zugehörig der Glaube an Zombies = Lebendtote ohne eigenen Willen.

S. 694: »… den Himmel herausfordere…« – man denke an Don Juans Einladung an seinen Steinernen Gast.

S. 696: »Seine Eminenz verweigert Anerkennung« – an Wunder dürfen Katholiken nach der Lehre der Kirche nur dann glauben, wenn das sogenannte Wunder vom zuständigen Bischof förmlich als Wunder anerkannt worden ist.

S. 698: »Wo gehen Sie hin?« – in diesem Zusammenhang Anspielung auf eine Stelle in der Petrus-Legende: als Petrus aus Rom vor den drohenden Marterungen floh, begegnete er Jesus, den er verwundert fragte: »Quo vadis, Domine?« = Wo gehst du hin, Herr. Antwort: nach Rom zu deiner Gemeinde, die du verlassen hast.

S. 699: »Titus Oates« – lebte 1649 bis 1705 und wird in Lexika bis heute als »englischer Verschwörer« bezeichnet: Er war Priester der Church of England, wurde aber wegen unsauberen Lebenswandels aus ihr ausgeschlossen und entschied sich, das »Popish Plot« (Päpstische Verschwörung) zu inszenieren, 1677 trat er angeblich zum Katholizismus über, verbrachte einige Zeit bei den Jesuiten und enthüllte alsdann den Behörden den angeblichen Versuch der Jesuiten, mit Billigung des Papstes Innozenz XI. London niederzubrennen, die Protestanten zu massakrieren und König Karl II. zu ermorden. Als Konsequenz dieser »Enthüllung« wurden mindestens 35 Katholiken ermordet. 1685 wurde er zu Pranger, Auspeitschung und lebenslanger Haft verurteilt; 1689 wurde er von König Wilhelm III. (aus dem Hause Oranien) begnadigt und mit einer Pension bedacht.

 

DER PFEIL AUS DEM HIMMEL

The Arrow of Heaven

S. 702: »embarras de richesse« – französisch, etwa »belästigender Überfluß«, z. B. an Beweisen oder Begründungen.

S. 704: »Dandy« – nicht übersetzbares Wort, da seine Bedeutung drei Elemente in sich zusammenfügt, die im Deutschen nur einzeln zu nennen sind: geschmackvollst in allen Äußerlichkeiten des gesellschaftlichen Lebens, vor allem durch die Kleidung ausgedrückt; als Voraussetzung dazu Müßiggänger; und das beides bis an den Rand des Stutzers (= haarscharf jenseits der Grenze, wo der gute Geschmack aufhört, den die gesellschaftliche Konvention bestimmt, die ihrerseits aus dem absoluten Selbstverständnis einer sich selbst nie in Frage stellenden führenden Gesellschaftsschicht stammt).

S. 705: »4. Juli« – der Nationalfeiertag der USA, an dem sich alle mit allen in freundschaftlichsten Formen für diesen Tag für verbrüdert halten.

S. 706: »Daniel Doom« – »doom« ist im Englischen sowohl das Schicksal, das Geschick; wie auch – meist wie hier groß geschrieben – das Jüngste Gericht.

S. 709: »Karibische Inseln« – im Original »Cannibal Islands«. Das Wort »Kannibale/Cannibals« o. a. ist vom spanischen »cannibales« abgeleitet, das wiederum aus »caribales« entstand und ursprünglich die Kariben bezeichnete, die von Spanien ausgemordeten Ureinwohner der Karibischen Inseln; die Selbstbezeichnung »caribe« bedeutete »die Tapferen, die Mutigen« und bezog sich ursprünglich nur auf die Kriegerkaste. Da die Kariben rituellen Verzehr von Menschenfleisch kannten und betrieben, wurde ihr Name zum Synonym für Menschenfresser.

S. 710: »Schwarze Hand« – generelle Bezeichnung für kriminelle Vereinigungen wie weiland in Berlin z. B. »Ringverein« oder im alten Italien »Mafia«.

»Old Hickory« – hier sind zwei Begriffe zu betrachten: a) »old« – im Englischen, vor allem im USAnischen nicht unbedingt identisch, mit »alt«, sondern durchaus auch Ehrentitel im Sinne etwa von »in seiner Profession ungemein erfahren«; weshalb »old«, zusätzlich zum Aspekt der Bewunderung mit dem der Zuneigung oder zumindest wohlwollenden Betrachtung verbunden, selbst Jünglinge ehren kann; daher in diesen adjektivischen Zufügungen unübersetzbar und durch »der alte…« nur andeutend wiederzugeben, b) »Hickory« – bedeutet zunächst eine Walnußbaumart, die nur in Nordamerika vorkommt und zur Familie der weißen Walnußbäume gehört; aufgrund ihrer besonderen Holzstruktur beliebtes Material für Schnitzarbeiten, die wegen der Zähigkeit des Holzes sehr scharf konturierte Ausarbeitungen ermöglicht; schließlich wegen des nachdunkelnden Farbtons gerne für »verwitterte« Männergesichter aus der Geschichte der Indianerabschlachterei gebraucht; der »berühmtere Old Hickory« meint den 7. Präsidenten der USA, Andrew Jackson, der »Old Hickory« genannt wurde, nicht zuletzt wegen seiner bösartigen Behandlung der Indianer (da zu dieser Zeit den Denkenden in den USA bereits die Haltlosigkeit aller Entschuldigungsargumente für die Behandlung der Indianer durch die angelsächsischen Protestanten durch Ausrottung im physischen wie im kulturellen und wirtschaftlichen Sinne durchaus klar war und ihnen nur die Wahl zwischen Bewunderung des Indianerschlächters und Indianerkulturzerstörers Jackson einerseits und Eingeständnis begangener Fehler andererseits blieb, wozu aber Protestanten bekanntlich noch weniger fähig sind als Katholiken, weshalb dem relativ kleinen Fehler des unwissenden und daher unschuldigen Anfangs als Abhilfe der Vernichtungsreflex aus moralischer Feigheit folgt: das nicht mehr Existente hat es nie gegeben. Leider sind die Spuren des Ermordeten nie vollständig zu tilgen).

S. 712: »Indianerkämpfer« – im Original »frontier man«: als Grenze (= frontier) sahen die Weißen die Linie zwischen den schon ausgemordeten Indianergebieten und jenen an, in denen es noch Indianer gab; das Verfahren endete logischerweise mit der Zeit an der Pazifikküste; aus dieser Ausmordungskampagne zogen die USAner ihr Eigenbewußtsein gegenüber ihren europäischen Herkunftsländern (die sie aus eben den Verhaltensweisen ihnen gegenüber haßten, die sie jetzt den Indianern gegenüber selbst anwendeten); und als es keine Indianer mehr zu ermorden gab, verließ die USA das Selbstbewußtsein, bis Kennedy den Mond als neue »frontier« proklamierte.

S. 714: »in träumerisches Nachdenken versunken« – ist die sinngerechte Umsetzung des seltenen idiomatischen Begriffs »in a brown study«: diesen raren Ausdruck wählte Chesterton zweifellos als wortspielerische Ergänzung zum Namen Father Brown; das Wortspiel ist unübersetzbar.

S. 721: »letzter Zusatz zur amerikanischen Verfassung« – das 1919 verabschiedete 18. Amendment verbot Herstellung, Verkauf und Transport berauschender Getränke und bildete damit die Grundlage der Prohibition, die nicht nur ihr Ziel nicht erreichte, sondern darüber hinaus das organisierte Verbrechen gebar.

S. 722: »Von seinem Schöpfer begabt…« – Father Brown parodiert hier eine Passage des 2. Satzes aus der Unabhängigkeitserklärung der 13 nordamerikanischen Kolonien vom 4. Juli 1776: »…endowed by their Creator with certain unalienable Rights, that among diese are Life, Liberty and the pursuit of Happiness« (… von ihrem Schöpfer begabt mit bestimmten unveräußerlichen Rechten, darunter Leben, Freiheit und Streben nach Glück).

S. 724: »das alte Buch« – gemeint ist die Bibel in der althergebrachten Form, im Englischen die James-Bibel, im Deutschen die Luther-Bibel, und nicht die neue glatte ökumenische Variante.

»Jesabel« – die nicht eben feinen Geschichten über diese alttestamentarische Dame finden sich detailliert im Buch der Könige I, 16ff. Und was Agag, den König der Amalekiter und sein merkwürdiges Schicksal angeht, lese man im AT, Buch Numeri 24, 7 und Samuel 1, 15 ff. nach.

S. 725: »Apoll« – ein von den Griechen aus Kleinasien importierter Gott.

»der heilige Sebastian« – nach der Legende Märtyrer in der diokletianischen Zeit, der mit Pfeilschüssen zu Tode gebracht wurde.

S. 728: »Hiawatha« – bedeutende Algonkin-Gestalt des 15./16. Jahrhunderts, die wesentlichen Anteil an der Ausarbeitung der Verfassung der »Fünf Nationen« hatte – die ihrerseits erheblichen Anteil an der Entwicklung der modernen europäischen Staatsideologie und am Prozeß der Umsetzung von Menschenrechten in Staatsgesetze hatten – und eine bedeutende Gestalt der Literatur um den »edlen Wilden« wurde; daß die US-Verfassung von der Hiawatha-Verfassung erheblicher als von den alteuropäischen Philosophien beeinflußt wurde, sei mit allen Nebenfolgen nur am Rande vermerkt (siehe die Tagebücher Benjamin Franklins und den Impeachment-Prozeß der US-Verfassung).

»Mystiker« – echte Mystiker sind solche, die das Wunder des Kontaktes mit der Transzendenz in der Alltäglichkeit erleben. (Eine Äbtissin sagte einmal: »Wenn eine meiner Nonnen mit dem Bauch voller Leberwurstbrote in gemäßer Menge glaubt, mystische Erlebnisse gehabt zu haben, glaube ich das eher, als wenn sie vorher 24 Stunden gehungert hat.«)

 

DAS ORAKEL DES HUNDES

The Oracle of the Dog

S. 741: »Apportierhund« – im Englischen »retriever«.

S. 746: »Viktorianer« – Königin Viktoria (aus dem seit 1714 herrschenden Haus Hannover) saß von 1837 bis 1901 auf dem britischen Thron (siehe auch Anmerkung zu S. 842).

S. 747: »namens Nacht« – im Original »Nox«, lateinisch = Nacht.

S. 748: »Schicksalsfelsen« – im englischen Original »Rock of Fortune«, »fortune« = Schicksal, Glück, Reichtum usw.

S. 750: »Auguren« – im alten Rom jene Priester, die bei wichtigen Staatshandlungen aus bestimmten Vorzeichen den Willen der Götter zu erforschen hatten.

S. 758: »Enzyklika Rerum Novarum« – Papst Leo XIII. erließ diese Enzyklika »der neuen Dinge« 1891 – sie stellt den grundlegenden Text der katholischen Soziallehre (abgesehen vom Neuen Testament) dar.

S. 761: »Bürger Riquetti« – Gabriel de Riqueti, Graf von Mirabeau (1749–1791), französischer Denker, Schriftsteller, Staatsmann, er erstrebte als bedeutendster Kopf der Französischen Revolution eine konstitutionelle Staatsreform nach englischem Vorbild; sein vorzeitiger Tod öffnete der radikalen Entwicklung der Revolution den Weg. Das Zitat (dessen Herkunft nicht festgestellt werden konnte) spielt darauf an, daß Mirabeau sich in den ersten Tagen der Revolution nicht mehr mit seinem Grafentitel nannte, sondern ihn gemäß den anti-aristokratischen Strömungen ablegte und sich nur mehr mit dem Namen seiner Familie nannte, den niemand kannte, weshalb die Reden des Bürgers Riqueti verhallten, was die Revolutionsführung dazu veranlaßte, ihn aufzufordern, doch wieder seinen berühmten Adelsnamen zu verwenden.

»Hartington« – bereits im 13. Jh. tauchen in der englischen »Chronica Majora« Hartingtons auf; so ritt ein Graf H. 1213 als Mitglied einer Geheimgesandtschaft des Königs Johann Ohneland zum almohadischen Kalifen Muhammad an-Nasir nach Sevilla, um diesem eine Allianz mit England gegen Papst und Frankreich anzutragen; falls man gemeinsam siege, wolle Johann mit seinem Volk (gemeint war hier wohl Aquitanien) zum Islam übertreten. Der Kalif lehnte bekanntlich ab, Johann unterlag, Aquitanien blieb bisher vorwiegend katholisch.

S. 763: »seine Freunde gebeten, den Sekretär aufzusuchen« – nämlich, um ihm die Forderung zum Duell zu überbringen und die Einzelheiten des Duells zu besprechen (die Freunde = die Sekundanten).

S. 766: »Yankee« – ein in seiner Herkunft und Urbedeutung bis heute ungeklärter Ausdruck, der ab 1683 mit zunächst niederländischen Assoziationen belegt ist (also vielleicht die Anglisierung eines niederländischen Janke als spöttisch-herabsetzendes Diminutiv zu Jan: ergo etwa Hänschen); ab 1758 als Spitzname zunächst für Neuengland-Bewohner, dann für solche der Nordstaaten überhaupt (während des US-Bürgerkrieges allgemeine herabsetzende Bezeichnung des Südens für die Nordstaatensoldaten), ab 1784 in England für alle US-Einwohner (als die natürlich nur weiße protestantische Menschen galten); seit 1781 zunehmend auch Charakterkennzeichnung mit den Bedeutungen Schläue, pfiffige Hinterlist, kaltes Profitkalkül usw.

»Bramarbas« – ein prahlerischer Feigling, der gerne versucht, Schwächere durch seine Haltung zu beeindrucken und dann unter Druck zu setzen.

S. 767: »Dorfpriester« – der unbeholfene Dorfpriester in der feinen Gesellschaft, dessen Befangenheit den kleinen Schoßhund veranlaßt, ihn herausfordernd anzukläffen, taucht in der englischen Literatur immer wieder auf.

S. 769: »Das Gelbe Zimmer« – 1907 erschien von Gaston Leroux Le mystère de la chambre jaune (Das Geheimnis des gelben Zimmers), eine durchaus auch in der Tradition des Schelmenromans stehende, als klassisch geltende Darstellung des Problems vom Mord im verschlossenen Raum.

S. 774: »Anubis… Pascht… Bullen von Bashan« – Anubis ist der ägyptische Totenkopf in Hundegestalt oder in Menschengestalt mit Hundekopf; Pascht (auch Bascht, Bastet u. a.) ist die bekannteste katzengestaltige (zumindest katzenköpfige) Göttin Altägyptens: im Neuen Reich war die Katze eine der Erscheinungsformen des Sonnengottes Re, der als »Großer Kater« die Apophis-Schlange vernichtet; die Katze wurde zum Erscheinungsbild ursprünglich löwengestaltiger Göttinnen wie Hathor, Mut und eben Bastet, wobei die Katzengestalt die Gnade der besänftigten Gottheit darstellt; Bastet vor allem spielte eine große Rolle im Tierkult der Spätzeit (Statuen, Friedhöfe mit Katzenmumien usw. beweisen das ausgiebig). Zu den Bullen von Bashan heißt es im Buch der Psalmen 22, 13–14: »Mich umgaben starke Stiere, Riesen Basans umzingelten mich. Sie rissen wider mich ihr Maul auf, ein reißender, brüllender Löwe«, wozu der Übersetzer und Herausgeber A. Bertholet in Kautzsch’s AT-Ausgabe 1923 anmerkt, die Riesen von Basan, nämlich die Stiere, seien das Zeichen für Basan, eine Landschaft, die für ihre fetten Weiden und als ein Hauptherd der Viehzucht berühmt sei.

»Er ist Mensch geworden« – nämlich Gott in der Gestalt Jesu (Hauptthema des NT).

»der heilige Franz« – Giovanni Bernardone (1181–1126), erhielt vom Vater den Beinamen Francesco, Begründer des Ordens der Franziskaner, war von fröhlichem Wesen und tiefer Liebe zu Gott und allen Dingen, also auch Pflanzen und Tieren, mit denen er sprach und die sich um ihn zu sammeln pflegten.

 

 

DAS WUNDER VON MOON CRESCENT

The Miracle of Moon Crescent

S. 775: »Moon Crescent… romantisch« – M.C. = Mondsichel.

»Washington und Jefferson« – George Washington (1732–1799), Nationalheld und 1. Präsident der USA (1789/97), entstammte der virginischen Pflanzeraristokratie, war im Unabhängigkeitskrieg gegen Großbritannien Oberbefehlshaber der nordamerikanischen Freiheitstruppen, leitete 1787 den Verfassungskonvent. Thomas Jefferson (1743–1826), Verfasser der Unabhängigkeitserklärung und 3. Präsident der USA (1801/09), war 1779/82 Gouverneur von Virginia, 1785/89 Gesandter in Paris, 1790/93 Washingtons Staatssekretär (= Außenminister); als Präsident erwarb er von Frankreich 1803 Louisiana, wodurch sich das Territorium der USA mehr als verdoppelte.

»Queen Anne« – die zweite Tochter des 1688 gestürzten katholischen Stuartkönigs James II. war selbst protestantisch (1665–1714) und herrschte als Königin von Großbritannien und Irland 1702/14; durchkämpfte den Spanischen Erbfolgekrieg, vereinigte 1707 England und Schottland zu Großbritannien; unter ihr entstanden Parkanlagen der strengsten Komposition, ehe später der »naturähnliche« typisch englische Park entstand.

S. 777: »Roosevelt… Henry Ford… Mrs. Asquith« – gemeint sind Theodore Roosevelt (1858–1919), der 1901/09 der 26. Präsident der USA war und u. a. den Panama-Kanal verwirklichte, die Monroe-Doktrin (vgl. Anmerkung zu S. 675), gegen starken Widerstand Lateinamerikas erweiterte und innenpolitisch gegen die Trustbildung kämpfte; Henry Ford (1863–1947), US-Unternehmer, Konstrukteur des Ford-Automobils und Gründer der Ford Motor Company, übernahm aus Deutschland das Fließbandsystem und entwickelte es zum Träger seiner Fertigungsverfahren, das zum Ziel Massenanfertigung weniger Muster, gesteigerte Arbeitsteilung und hohe Rationalisierung hatte und kurze Arbeitszeiten bei hohen Löhnen erreichen sollte; Mrs. Asquith, die Löwin der New Yorker Salons zu Beginn des 20. Jh. war die Frau des Eisenbahntycoons Asquith.

S. 780: »Sophia… Saphira« – Sophia heißt auf griechisch »Weisheit«; Saphira bedeutet »der Saphir« = Geldgier.

S. 781: »Patagonien« – der südlichste Teil Südamerikas mit Feuerland.

S. 782: »Spiritus« ist lateinisch und bedeutet Luft/hauch, Wind, Atem, Odem, Leben, Seele, Geist usw. (im Christlichen ist »sanctus Spiritus« der Heilige Geist); das griechische Wort ist »pneuma«.

S. 785: »auseinandergerissen wie Judas« – Judas wurde nicht auseinandergerissen, sondern er hat sich erhängt.

S. 786: »Einsiedler auf einem Krokodil« – der Einsiedler, der sich von einem Krokodil über einen Fluß tragen ließ, war Antonius der Große, der Vater des Mönchstums (251–356; bekannt durch »die Versuchung des hl. A.«).

»Heiliger mit drei Leichen« – Heilige mit mehreren Leichen waren die englischen Heiligen Baltherus und Bilfridus, die nach ihrem Tod ihre Leichen vervielfachten, damit jede danach begierige Gemeinde eine bekomme.

»Heiliger hängt seinen Mantel an den Sonnenstrahl« – Heilige, die ihren Mantel an einen Sonnenstrahl hängten, waren: (a) der hl. Lucanus, Bischof von Säben-Brixen, der das tat, als er sich vor Papst Cölestin I. (422–432) rechtfertigen mußte; (b) der hl. Deicola (auch Deicolus, Dichuill, Desle, Diey), ein Ire, der Ende des 6. Jh. in den Vogesen das Kloster Lure/Lüders gründete und ablehnend den ihm angebotenen Bischofsmantel aufhängte; (c) der hl. Goar aus Aquitanien, der um 500 als Einsiedler am Rhein wirkte (aus seiner Zelle entstand die Stadt St. Goar) und sein Habit ebenfalls bei Gelegenheit an einen Sonnenstrahl hängte; sowie (d) die hl. Brigida von Kildare (453–523), uneheliche Tochter des irischen Königs Dubtach, Begründerin des Doppelklosters Kildare, dessen erste Äbtissin und Begründerin des Brigittenordens, die St. Brendan bei der Rückkehr von seiner 7jährigen Meerfahrt empfing und ihr nasses Habit so zum Trocknen aufhängte.

»Heiliger benutzt Mantel als Atlantikboot« – seinen Mantel als Boot benutzte niemand, doch rettete (a) der hl. Hyazinth beim Mongolensturm 1240 gegen Kiew seine dominikanischen Ordensbrüder in seinem Mantel über den Dnjestr (der damals zugefroren war, was den mongolischen Reitern ihren Angriff sehr erleichterte), reiste (b) der hl, Penafort (1238/40, 3. General der Dominikaner) in seinem Mantel als Segelboot von Mallorca nach Spanien; doch dürfte Chesterton (c) irrtümlich an die Seefahrt des hl. Brendan gedacht haben.

»heilige Esel mit 6 Beinen« – ihm war nicht auf die Spur zu kommen.

S. 787: »Haus von Loreto« – dieses war das Wohnhaus der Muttergottes und des Lieblingsjüngers Johannes in Ephesos, von wo es Engel 1295 vor den Seldschuken durch die Lüfte nach Loreto in Sicherheit brachten (die andere Version, es sei das Haus der hl. Familie in Nazareth gewesen, ist abzulehnen, da das Haus in Nazareth immer noch zu besichtigen ist: das Haus in Ephesos nicht mehr!).

»Hunderte von steinernen Jungfrauen, die blinzeln und weinen« – bezieht sich auf Marienstatuen und die mit ihnen verbundenen Legenden.

S. 791: »enfant terrible« – französisch = schreckliches Kind.

S. 792: »sardonisch« – sardonisches Lachen bedeutet ein krampfhaftes Lachen, das seinen Namen nach dem Kraut Sardonia hat, das Gesichtszuckungen verursachen soll.

S. 796: »Nase im Gesicht… Schlinge um den Hals« – unübertragbares Wortspiel mit »nose« = Nase und »noose« = Schlinge.

S. 797: »Daguerreotypie« – ein von dem französischen Maler Louis Jacques Mande Daguerre (1789–1851) im Jahr(e) 1837 erfundenes frühes Photographierverfahren bzw. die so entstandenen Photographien.

S. 798: »praktischer Mann… praktischer Witz« – »practical man… practical joke«: der Begriff des »practical joke« ist praktisch unübertragbar; er bedeutet ungefähr einen handfesten Schabernack (etwa die Äquatortaufe bei Schiffsreisen).

S. 802: »Professor Vair« – der Name spielt spöttisch auf »fair« an.

S. 802: »Sehr gepunktet… bekloppt« – unübertragbares Wortspiel »very dotted… dotty«.

S. 807: »spirituelle Kräfte… Satanismus« – Father Brown meint hier mit spirituellen Kräften, was üblicherweise als »Schwarze Magie« bezeichnet wird, und verweist mit der Bemerkung über den Satanismus auf die Kenntnisse des katholischen Geistlichen im Bereich des Exorzismus, wie gleichzeitig auf die Kenntnisse des Autors Chesterton auf diesem Gebiet.

S. 810: »Beurteilung von Menschen« – im Original hier und im folgenden »judge of men« in all seinen Bedeutungen: Beurteiler, Verurteiler, Richter usw. von/der Menschen: Gott ist am Tag des Jüngsten Gerichts der »judge of men«.

 

DER FLUCH DES GOLDENEN KREUZES

The Curse of the Golden Cross

S. 812: »Insel… Laputa« – der Wundarzt und nachmalige Kapitän verschiedener Schiffe Lemuel Gulliver besuchte – dem Herausgeber seiner Abenteuer, Jonathan Swift, zufolge – während seiner dritten Reise die fliegende Insel Laputa, deren Bewohner sich so tief in Probleme von Mathematik, Musik und Astronomie versenkt haben, daß sie zu zwischenmenschlichen Beziehungen nicht mehr fähig sind.

S. 826: »Mannstreu« – lateinisch Eryngium maritinum, auch Strand- oder Dünendistel genannt.

S. 839: »die englischen Gemeinden zurückhaben wollen« – gemeint ist, daß die katholische Kirche jene Gemeinden zurückhaben wolle, die ihr durch die sogenannte Kirchenreform Heinrichs VIII. entrissen und in anglikanische Gemeinden umgewandelt wurden.

S. 842: »Gladstone… Parnell… Viktoria« – William Ewart Gladstone (1809–1898), britischer Politiker und Staatsmann, 1852/55 und 1859/66 Schatzkanzler, 1880/85, 1886, 1892/94 Premierminister, bemühte sich innenpolitisch vor allem um die Lösung der irischen Frage durch irische Selbstregierung (»Home Rule«), scheiterte aber damit 1886 und 1893; außenpolitisch stand er im Gegensatz zum Kolonialimperialismus der Konservativen, aus deren Reihen er nach dem Krimkrieg zur liberalen Partei übergewechselt war. Charles Stewart Parnell (1846–1891), irischer Politiker, ab 1875 im House of Commons Großbritanniens Führer der ›Home Rule-Gruppe‹, also der Abgeordneten, die für die Selbstverwaltung Irlands eintraten; in zahlreiche Skandale, politische Morde usw. angeblich verwickelt, die jedoch allesamt nicht eindeutig zu belegen sind, außer in der Publizistik seiner politischen Gegner. Königin Viktoria (1819–1901), aus dem Hause Hannover und Tochter einer Prinzessin von Sachsen-Coburg (daher ihre Liebe zu ihrem Vetter Prinz Albert von Sachsen-Coburg-Gotha, den sie 1840 heiratete), herrschte von 1837 bis 1901 als Königin von Großbritannien und Nordirland und zusätzlich ab 1876 als Kaiserin von Indien.

»Gilde… salvo managio suo… Servi Regis…« – die Gilde (das Wort gehört zur Wortgruppe »Geld« und »gelten« in der Urbedeutung zurückzahlen, opfern) bezeichnete ursprünglich das Opfergelage zur Besiegelung einer eingegangenen rechtlichen Verbindung und wurde dann zur Bezeichnung genossenschaftlicher Vereinigungen des Mittelalters, zunächst von Kaufleuten (Gewerbsgilde, Hanse) und Handwerkern, aber auch z. B. von Bauern; der Gewerbsgilde wuchsen sehr bald auch Funktionen der Schutzgilde zur Verteidigung gemeinsamer Interessen zu; neben diese Berufsvereinigungen im Rahmen des Innungs- oder Zunftwesens traten bald auch religiöse Gilden = Bruder-/Schwesterschaften. Salvo managio suo: mittellateinischer Rechtsgrundsatz, wörtlich »mit Ausnahme seines Handwerkszeugs«, welcher die Wegpfändung der zur Berufsausübung notwendigen Gerätschaften, Ladengeschäftseinrichtungen usw. verbot (ist modifiziert bis heute gültig). Servi Regis: mittellateinischer Rechtsbegriff, wörtlich »Diener des Königs«, der die so bezeichneten Personen der ausschließlichen Rechtsgewalt des Königs unterstellte Juden waren (z. B. als »Kammerknechte«) fast immer Servi Regis und insofern grundsätzlich vor Übergriffen geschützt (auch wenn die Praxis oftmals wegen der Schwäche der Herrscher oder ihrer Geldgier anders aussah).

S. 844: »Homousios« – in der alten Kirche vertrat der Presbyter Arius aus Alexandria (gest. 336) die Lehre, daß Christus nicht wesensgleich mit Gott sei, sondern nur wesensähnlich; in dem Arianerstreit bezeichnete das griechische Wort »Homousie« die Wesensgleichheit, »Homoiusie« die Wesensähnlichkeit; die Konzile von Nizäa 325 und Konstantinopel 381 verdammten die arianische Lehre und damit die »Homoiusie« und sprachen sich (im »nizäanischen Glaubensbekenntnis«) für die Wesensgleichheit aus; wer sich danach noch für die Wesensähnlichkeit aussprach, galt als Ketzer und wurde entsprechend von der Kirche verworfen und anschließend vom Staat bestraft (da der Kirche das Recht auf Strafen an Leib und Leben nicht zustand, der Staat aber angesichts der damaligen Auffassung religiöse Ketzerei als Hochverrat ansah und verfolgte); da zwischen beiden Begriffen in der Schreib- wie Sprechweise der Unterschied nur durch das »i« ausgedrückt ist, konnten sich vor allem Ungebildete leicht vertun (auf dieses »i«, im Griechischen Iota genannt, und diese seine spezielle Bedeutung geht die Formel zurück, daß an einem Text »kein Iota geändert« werden dürfe).

S. 851: »bis vor kurzem Krieg vergessen« – gemeint ist mit dem dann doch gekommenen Krieg der 1. Weltkrieg.

»Antonius von Padua« – der 1195 in Lissabon geborene, in Padua 1231 gestorbene Franziskaner war ein bedeutender seelsorgerischer und sozialkritischer Prediger (z. B. gegen Wucherei und erfolgreich gegen Freiheitsstrafen für zahlungsunfähige Schuldner); er gilt als Patron der Liebenden, der Ehe, der Frauen, der Kinder, von Reisenden, Pferden, Eseln, Bergleuten und Fayenceherstellern und ist »Helfer gegen alle Nöte« wie Unfruchtbarkeit, Fieber, Dämonen, Kriegsnot und Pest sowie für das Wiederfinden verlorener Dinge; außerdem ist er Stadtpatron von Padua, Lissabon, Spalato, Paderborn und Hildesheim.

 

DER GEFLÜGELTE DOLCH

The Dagger with Wings

S. 864: »Levitation… Simon Magus« – als Levitation gilt das freie Schweben des menschlichen Körpers, eine Fähigkeit, die einzelnen Heiligen im christlichen Bereich, aber auch Fakiren, Medien usw. zugeschrieben wird. Über Simon Magus, den samaritanischen Zauberer, heißt es in der Apostelgeschichte 8, 9 ff. er habe sich dem Glauben an Jesus anschließen wollen, sei aber von Petrus scharf abgewiesen worden, da er apostolische Befugnisse mit Geld kaufen wollte (daher Simonie = Schacher mit Kirchenämtern); Simon gilt seit Justin als der Erzketzer.

»Stab des Hermes« – Hermes bzw. Merkur ist der Gott u. a. des Handels, der Wege, der Wanderer, der Diebe, des Schlafs und des Traums; außerdem aber auch der Götterbote, als welchen ihn sein geflügelter Heroldsstab auszeichnet (als Gott der Wanderer und Wege kennzeichnet ihn gelegentlich sein Paar geflügelter Schuhe).

S. 868: »Dundee… John Graham von Claverhouse… die Covenanters« – John Graham (1649–1689) war Berufssoldat, der zunächst in Frankreich und den Niederlanden diente, nach England zurückkehrte und dort 1678 Hauptmann wurde und 1688 für seine Verdienste als John Graham of Claverhouse als Viscount Dundee in den Adelsstand erhoben wurde; er erwarb sich als regierungstreuer Offizier große Verdienste bei der Niederschlagung der Rebellion der Covenanters; später focht er an der Seite James’ II. für das Haus der Stuart mit den Highlanders (Schotten) gegen die Truppen der englischen Regierung bzw. Wilhelms III. aus dem Hause Oranien; er fiel als Stellvertreter James’ II. im Oberkommando am 27.07.1689 im Verlauf der Schlacht von Killiecrankie während einer wirren Reiterattacke; da er als unverwundbar galt und die genauen Umstände seines Todes nie geklärt wurden, entstand sofort die Legende, er sei mit einem silbernen Knopf von seiner eigenen Jacke erschossen worden. Die Covenanters haben ihren Namen von covenant (lat. »conventio«) = Übereinkunft, Vertrag usw. und spielten vor allem im 17. Jh. eine bedeutende Rolle in der Geschichte Schottlands und Englands; sie waren/sind Presbyterianer, die ihre Lehre und ihr Dogma als das einzige Gesetz Schottlands durchsetzen wollten. Der erste »covenant« zwischen ihnen wurde 1575 geschlossen, von 1638 bis 1651 waren sie die politische Hauptmacht und -partei in Schottland; ihre Machtstellung wurde faktisch zerstört durch die Inthronisation Karls II. 1665, woraufhin die Rebellion der Covenanters gegen die englische Krone ausbrach (die englische Armee kämpfte, wie gesagt, erfolgreich unter John Graham). Als es 1689 zur Regelung der Religionsfrage kam, fanden die Covenanters in dem Dokument keine Berücksichtigung.

»Wenn er ihnen die Hölle heiß machte…«: – im Original ein unübersetzbares Wortspiel: »If he dragooned them it was because he was a dragoon, but not a dragon.«

»Dalrymple von Stair« – Sir John Dalrymple of Stair (1648–1707), aus bedeutender schottischer Familie, großer Jurist und Politiker, Berater Wilhelms von Oranien und verantwortlich für das Massaker an den Macdonalds zu Glencoe am 13.11.1692, dem Versuch zur Unterdrückung der Rebellion der Highlanders (Schotten) für die Stuarts gegen Oranien bzw. England. (Böse Menschen bezeichnen den Big Mac und andere Produkte des Hauses Macdonald als dessen Rache an der Menschheit für den Verrat Dalrymples und das Massaker von Glencoe.)

S. 881: »Harpyie« – in der griechischen Mythologie waren Harpyien weibliche Unheilsdämonen mit Flügeln und Vogelkrallen.

S. 883: »Wesleyscher Methodist… Sandemanit…« – der Methodismus ist eine aus der anglikanischen Kirche hervorgegangene Erweckungsbewegung des 18. Jh. die auf reformatorischer Grundlage beruht, die Erlösung des Menschen von Sünde und Schuld als Hauptziel ansieht, keine eigentliche Glaubenslehre besitzt, vielmehr Vielfältigkeit und Freiheit in der Gestaltung des religiösen Lebens betont und sich erst seit 1891 offiziell als Kirche bezeichnet. Als Begründer des M. gilt John Wesley (1703–1791), der 1729 mit seinem Bruder Charles W. als Student in Oxford einen religiösen Bund gründete, dessen Mitglieder wegen ihres methodisch geordneten frommen Lebens den Spottnamen »Methodisten« erhielten. Sandemaniten nennt man Anhänger Robert Sandemans (1718–1771), der aus den Glassiten eine eigene Sekte entwickelte; die Glassiten wiederum (heute meist nur mehr Sandemaniten genannt) waren/sind eine von John Sandeman, einem Priester der Established Church of Scotland (die ihn 1728 ausschloß), gegründete Sekte.

S. 884: »von Blut triefen… Buddhismus« – es gehört zum Wesen des Buddhismus, daß er Leben in jeder Art hochachtet und jedes Töten strikt ablehnt.

 

DAS VERHÄNGNIS DER DARNAWAYS

The Doom of the Darnaways

S. 886: »Darnaways« – im Englischen ist »darn« ein Euphemismus für »damn«, also für verfluchen, verdammen. Kombiniert mit »away« = weg, fort mit, ist Chestertons Absicht bei der Namensgebung einmal mehr leicht erkennbar.

S. 887: »Chelsea« – Vorort bzw. Stadtteil Londons; da dort 1745/69 farbenprächtig bemaltes Porzellan hergestellt wurde, entwickelte es sich anschließend zum Künstlerviertel der Stadt.

»Zeit der Rosenkriege« – das normannische Herrscherhaus (1066–1154) der Nachfolger Wilhelms des Eroberers wurde 1154 von dem ihm verschwägerten Haus der Anjou-Plantagenet abgelöst, welches bis 1485 herrschte (Graf Gottfried V. von Anjou, der in 2. Ehe die normannische Erbin Mathilde geheiratet hatte, trug als Helmzier den Ginsterbusch = planta genista = Plantagenet). Zusammen mit dem Großteil des englischen Hochadels ging es in den Rosenkriegen 1455/85 unter, in denen die jüngere Nebenlinie der Plantagenet – das Haus York mit dem Wappen der weißen Rose – die ältere Nebenlinie – das Haus Lancaster (das seit 1399 herrschte) mit dem Wappen der roten Rose – im Kampf um den Thron zu vernichten trachtete, das Haus Lancaster ging 1471 unter, das Haus York herrschte durch Eduard IV. ab 1461 und ging 1485 unter, als Richard III. von Heinrich VII. aus dem Hause Tudor gestürzt wurde (zu diesen Vorgängen vergleiche man die Königsdramen Shakespeares); das Haus Tudor, eine Nebenlinie der Lancaster, herrschte bis 1603; als Jakob I. von Schottland aus dem Hause Stuart Elisabeth I. auf den Thron folgte; den Stuarts folgte 1714–1901 das Haus Hannover, diesem das Haus Sachsen-Coburg-Gotha, das sich seit 1917 Windsor nennt.

S. 890: »niedriger Torbogen aus der Tudor-Zeit« – als Tudor-Stil bezeichnet man in der englischen Kunst den bis zum Regierungsantritt Elisabeths I. 1558 vorherrschenden Stil, den in der Architektur vor allem der flach gewölbte, aber im Scheitel schwach gespitzte Tudor-Bogen auszeichnet.

S. 891: »Die Dame von Shallot« – gehört zu jenen verwunschenen Maiden aus dem Umkreis der Artus-Sage, die ein beliebtes Thema der viktorianischen Zeit waren; »Lady of Shallott« ist der Titel eines Gedichtes von Alfred Lord Tennyson von 1832, das später stark überarbeitet wurde.

»in loco parenti« – Rechtsformel, lateinisch = an der Stelle des Vaters (= Vormundschaft).

S. 892: »Priesterlöcher« – (in Deutschland ist eine Parallelerscheinung auch als »Pfaffenlöcher« bekannt) Heinrich VIII. aus dem Hause Tudor ließ 1533 durch den »Act of Appeals« endgültig die rechtliche Bindung der englischen Kirche an Rom aufheben und sie dem englischen Staat integrieren, wobei der Monarch Oberhaupt der Kirche wurde; 1534 ergeht die »Suprematsakte«: Dem König als Oberhaupt der Kirche muß von Geistlichen und Beamten als Anerkennung seiner vollen kirchlichen Oberhoheit der »Suprematseid« geleistet werden, auf dessen Verweigerung die Todesstrafe steht (berühmtestes Opfer Thomas More bzw. Morus), was 1673 durch die »Testakte« erneuert wurde, die 1688 durch den katholischen König Jakob II. aus dem Hause Stuart aufgehoben wird. Während dieser Zeit richteten vor allem Adlige, aber auch wohlhabende Bürgerliche, die aus religiösen oder politischen Gründen gegen Supremats- und Testakte waren, in ihren Schlössern bzw. Häusern Verstecke für katholische Geistliche ein, die den Eid verweigerten und weiterhin als katholische Priester im Untergrund fungierten: die »priest’s holes« = Priesterlöcher. Sie spielen in der romantischen englischen Literatur eine bedeutende Rolle.

S. 893: »Holbein« – gemeint ist Hans Holbein der Jüngere (1497–1543), Sohn von Hans Holbein dem Älteren (1465–1524); Hans H. d. J. ließ sich 1532 in London nieder, wurde 1536 Hofmaler Heinrichs VIII. und gilt als letzter der großen altdeutschen Maler, der jedoch die Formen der Renaissance bereits mühelos aufnahm, die dem aus der Gotik stammenden Dürer noch so große Schwierigkeiten machten.

S. 894: »Heinrich VII.« – herrschte 1485/1509 als erster Tudor-König, Heinrich VIII. (sein Sohn) als zweiter 1509/1547 (ihnen folgten Eduard VI. bis 1553, Maria I. – die Katholische, die Blutige – bis 1558, Elisabeth 1. als letzte des Hauses bis 1603).

S. 895: »die Georges« – sind die ersten vier Könige aus dem Haus Hannover: Georg I. Ludwig 1714/1727, Georg II. August 1727/1770, Georg III. Wilhelm Friedrich 1760/1820 (ab 1811 unheilbar erkrankt), Georg IV. August Friedrich 1820/1830 (ihnen folgten Wilhelm IV. Heinrich bis 1837 und Alexandrine Viktoria als letzte des Hauses bis 1901).

S. 916: »requiescat in pace« – lateinischer Segensspruch über Gestorbene = er/sie/es ruhe in Frieden.

 

DER GEIST VON GIDEON WISE

The Ghost of Gideon Wise

S. 924: »der mythologische irische Vogel« – ob mythisch oder mythologisch: auch hier irrt Chesterton, wie so oft in irischen Fragen nach der Weise gebildeter Engländer (vgl. hierzu auch Father Browns Argumentation zum Mittelalter, S. ##541). Nirgends sind Spuren eines solchen Vogels zu entdecken; wohl aber sagt ein irisches Sprichwort im Gegenteil: »Ni feidir leis an gobadán an dá thra do freastal«, daß nämlich auch der Gobadán nicht auf beiden Flußufern gleichzeitig sein kann (der kleine Vogel G. lebt an Flußmündungen).

S. 925: »Hickoryholz« – Hickory, der weiße nordamerikanische Walnußbaum, liefert ein Holz, das als besonders hart und knorrig gilt (vgl. die Anmerkung zu S. 710).

S. 926: »die Manchester-Schule« – den Begriff verwendete erstmals Disraeli (1804–1881) auf die Theorien Cobdens und Brights sowie ihre Anhänger, die sich im Kampf gegen das staatliche Getreidemonopol in Manchester zu versammeln pflegten und für den absolut freien Handel eintraten; daher auch der Begriff des Manchester-Liberalismus, der für die Freiheit des Handels ohne jede soziale Rücksicht war/ist.

S. 927: »Konskription« – staatlich verfügte Einziehung von Privatvermögen und -material zur Finanzierung und Förderung des Krieges.

»Bolschies« – wie man sieht, griff der kindliche US-Unfug, fremdartige Dinge und Namen nach Art der Kinderzimmerstammelsprache zu verkürzen, bereits früh um sich.

S. 928: »Jefferson« – siehe Anmerkung zu S. 775.

»Ausschank alkoholischer Getränke« – in den USA fand die »Trockenlegung« von 1917 bis 1933 statt; sie sollte den Alkoholismus bekämpfen und förderte statt dessen das organisierte Verbrechen.

»Absinth« – ein aus der Wermutwurzel hergestelltes Destillat in Likörform, das wegen seiner überaus hohen Toxizität bereits vor dem 1. Weltkrieg in Europa verboten wurde.

S. 929: »Shelley« – Percy Bysshe Sh. (1792–1822), englischer Dichter und Dramatiker pantheistischer Religiosität und empörter Streiter wider alle Unterdrückung.

S. 941: »der schimmernde Leprakranke in der Legende…« – diese Legende geht zweifellos zurück auf »Die Heilung Naemans vom Aussatz«, 2. Buch der Könige, 5; sie spielt eine besondere Rolle in der Legende von St. Julian dem Gastfreundlichen, der einen Leprakranken über einen Fluß trug, der sich danach als Jesus zu erkennen gab. (Die bedeutendste literarische Ausformung schuf Gustave Flaubert in seiner 1877 erschienenen »Legende de Saint Julien l’Hospitalier«).

S. 943: »das Zeichen Kains« – laut Altem Testament (1. Moses 4,15) zeichnete Gott Kain nach dessen Mord an seinem Bruder Abel auf der Stirn, was ihn als einen nur von Gott zu Richtenden kennzeichnen sollte. Erst später als Zeichen der Schuld verstanden.

S. 950: »die Tat des Barrabas« – Barabbas (= Sohn des Vaters) war laut NT Matthäus 27, 15ff. Markus 15, 6ff. und Lukas 23, 13ff. ein Verschwörer gegen Rom, Mörder und Räuber, den Pontius Pilatus »dem Volk« zur Wahl stellte in der Hoffnung, es möge Jesus als den Freizulassenden wählen: Doch wollte es nach Aufstachlung durch die Hohen Priester den Barabbas, und Jesus kam ans Kreuz. (Undeutliche Legenden wollen wissen, daß jener Schacher, der Jesus am Kreuze anerkannte, ebenfalls Barabbas geheißen habe, weshalb es in manchen orientalischen Kirchen zeitweilig eine nie kirchlich anerkannte Verehrung des »hl. Barabbas« gab.)

»die Tat des idumäischen Herrschers… Herodes« – laut NT ließ der König Herodes einer Weissagung zufolge alle Neugeborenen in Bethlehem abschlachten, damit ihm keines von ihnen den Thron streitig mache; vor dieser Abschlachtung entflohen Joseph und Maria mit Jesus nach Ägypten, so daß Herodes auch durch den Kindermord seinem Schicksal nicht entging.