26. KAPITEL

Mit einem scharfen Knall fingen die schneeweißen Segel der Satyr die Brise ein, und das Schiff zog von Sao Nicolau fort. Gideon stand am Ruder und steuerte das Schiff mit wachsender Ungeduld in Richtung England. Es hatte fast drei Wochen gedauert, bis er so weit war. Das Schiff musste erst noch für die lange Reise vorbereitet werden. Und als sie dann in Santiago angekommen waren, mussten sie Proviant aufnehmen und auch eine Fracht, damit sie als Handelsschiff durchgingen, wenn sie die englischen Gewässer erreichten.

Er war froh gewesen, dass schließlich nur elf Frauen die Insel verlassen wollten. Die meisten waren mit ihrem Leben auf der Insel trotz des schlechten Anfangs nun zufrieden. Und von denen, die blieben, hatte die überwiegende Mehrzahl schon Ehemänner gefunden.

Er hoffte, sie würden England in spätestens zwei Wochen erreichen, obwohl sie gegen die Passatwinde segeln mussten. Trotzdem fuhr die Satyr mit der Scheinfracht und der verringerten Besatzung leicht. Er hatte nicht riskiert, mehr Männer als nötig mitzunehmen, falls er oder das Schiff in England aufgegriffen wurden. Die wenigen Männer hatten das Risiko nicht gescheut. Sie waren verwegene Burschen, die aus verschiedenen Gründen England sehen wollten. Zwei hatten sogar vor, sich dort Frauen zu suchen und sie nach Atlantis mitzunehmen.

„Es ist ein gutes Gefühl, mal wieder zu segeln, was?“ sagte Barnaby neben Gideon. Barnaby war einer der Männer, die mitgekommen waren, weil sie die Gefahr liebten. Manchmal zweifelte Gideon daran, dass dieser Mann sich jemals irgendwo niederlassen würde.

„Ja, es ist schön“, erwiderte Gideon, doch das stimmte nicht ganz. Obwohl er das Meer wie jeder Seemann liebte, liebte er Atlantis mittlerweile viel mehr. Schon jetzt vermisste er es, den körnigen Sand unter seinen nackten Füßen zu spüren, das Geschnatter der Kinder, die am Fluss spielten, zu hören und die Bäume und Kräuter des Waldes zu riechen.

Aber vielleicht vermisste er das alles nur, weil er es einst mit Sara erlebt hatte. Und Sara vermisste er am allermeisten.

„Was halten die Männer von den veränderten Regeln im Hinblick auf die Frauen?“ fragte Gideon.

„Sie scheinen einzusehen, dass ein Leben mit einer unwilligen Frau kein angenehmes Leben ist.“

„Ich wünschte, mir wäre das früher klar geworden.“ Er versank einmal mehr in seinen zerrissenen Gedanken.

Plötzlich stieß Barnaby einen leisen Pfiff aus. „Schade, dass wir nicht mehr auf Beute aus sind. Dieses englische Handelsschiff wäre genau richtig.“

Gideon folgte Barnabys Blick. Ein großes Schiff fuhr unter britischer Flagge in die Kapverdischen Inseln hinein. Es lag tief im Wasser und sah hübsch und plump aus und wie geschaffen zum Aufbringen durch jemanden, der es darauf abgesehen hatte. „Ja, wirklich eine hübsche Beute, Barnaby.“

„Und was ist mit Ihnen?“ Barnaby kniff die Augen zusammen. „Dieses Schiff könnte doch Ihre Meinung ändern.“ „Nichts kann meine Meinung ändern“, sagte Gideon knapp, als er sich wieder dem Steuerrad zuwandte.

„Nicht so hastig. Sehen Sie sich doch mal den Namen des Schiffes an, und sagen Sie mir dann, ob Sie dieses besondere Schiff nicht doch entern möchten.“

Gideon betrachtete das Schiff näher. In Goldbuchstaben trug es den Namen Defiant. Er richtete sich auf und griff nach dem Fernrohr.

„Hieß so nicht das Schiff des Earl of Blackmore“, fragte Barnaby, „mit dem er Miss Willis abgeholt hat?“

Gideon nickte, musterte den Schiffsrumpf, schwenkte das Glas und ließ den Blick über die Decks gleiten. Er fand keinen Hinweis dafür, wollte jedoch die Hoffnung nicht aufgeben, dass Sara an Bord sein könnte. War sie jetzt schon . . .

Nein, nicht so bald, dachte er. Nicht bei diesem Bruder. „Ich glaube nicht, dass es zwei Schiffe mit dem Namen Defiant gibt, die Grund hätten, sich in diesen Gewässern zu bewegen. Es muss ihm gehören. Ich vermute, der verfluchte Engländer ist zurückgekommen, um auszuführen, was er damals auf Atlantis geplant hat. Da Sara niemals erlauben würde, dass er die Insel dem Erdboden gleichmacht, hat er sie wohl in England zurückgelassen und ist allein gekommen, um sein Vorhaben ohne sie durchzuführen.“ Ein grimmiges Lächeln verzog seinen Mund. „Dann wird es für ihn gleich eine Überraschung geben. Ich werde sein Schiff kapern, noch ehe es auf anderthalb Kilometer Atlantis nahe gekommen ist.“

„Sein Schiff kapern? Womit denn? Wir haben doch nicht die Mannschaft dafür.“

„Seit wann lassen wir uns von Kleinigkeiten aufhalten?“ Gideon sah sich die Besatzung des anderen Schiffs durch das Fernrohr an und wunderte sich, dass es nur so wenige Männer waren. „Wir haben viele Kanonen, und sein Schiff scheint nicht sehr stark bemannt zu sein. Wir könnten ihn in einer Seeschlacht packen, schätze ich. Wenn er sich weigert, vor Anker zu gehen, schwöre ich, dass ich ihm fünfzig Löcher in den Rumpf seines Schiffes schießen werde, ehe ich den Feigling aus seinem Versteck aufscheuche. Sobald er an Bord ist, zwinge ich ihn dazu, mir zu sagen, wo Sara ist. Sollte er selbst nicht da sein, werde ich das Schiff so lange als Pfand behalten, bis er sie mir bringt. Wie auch immer, ich werde sein Schiff kapern.“

„Du musst von Sinnen sein“, sagte Barnaby ernst. Dann zuckte er mit den Schultern. „Aber wie auch immer, eine gute Seeschlacht vermisse ich schon lange.“

Als er die englische Flagge der Defiant sah, sagte Gideon: „Schade, dass wir unsere alte Totenkopfflagge nicht mehr haben.“

Nach einem längeren Schweigen, erwiderte Barnaby: „Hhm . .. wir haben sie nicht wirklich . . . das heißt. . . “

Gideon sah seinen Ersten Offizier verdutzt an. „Ich hatte doch nach dem Ende unserer letzten Reise angeordnet, dass sie vernichtet werden solle.“

„Ja. Aber . . . nun ... da ich dachte, dass Sie vielleicht Ihre Meinung ändern könnten, habe ich sie behalten. Sie ist in meiner Kabine.“

Gideon verbiss sich ein Lächeln. „Ich sollte Sie dazu verdonnern, eine Woche lang wegen Befehlsverweigerung die Decks zu schrubben, Mr. Kent. Doch ich werde dieses Mal über Ihr Vergehen hinwegsehen. Können Sie sich daran erinnern, dass wir jemals ein Blackmore-Schiff aufgebracht haben?“ Barnaby grinste. „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass irgendeine Besatzung diesen Namen erwähnt hat, die wir . . . äh . . . unterhalten haben.“

„Dann wird es ja wohl höchste Zeit, das nachzuholen, was?“

Sara saß im Salon der Defiant mit Lord und Lady Dryden und Jordan beim Frühstück. Sie stocherte abwesend in ihrem Essen herum und war viel zu aufgeregt, um auch nur einen Bissen hinunterzubringen. Sie näherten sich jetzt den Kapverdischen Inseln, die nur zwei Tagesreisen von Atlantis entfernt lagen. Noch immer konnte sie nicht glauben, dass Jordan schließlich doch zugestimmt hatte, sie zur Insel zu bringen. Aber er hatte kaum eine Wahl gehabt, nachdem der Marquis und seine Frau auf ihn Druck ausgeübt hatten. Wenn er nicht zugestimmt hätte, hätte der Marquis selbst ein Schiff gechartert und Sara mitgenommen. Und Jordan hatte sich noch nie die Kontrolle aus der Hand nehmen lassen.

Sara hatte Lady Dryden auf dieser Reise sehr schätzen gelernt. Und auch ihren Ehemann. Obwohl er etliche Jahre älter als seine Gemahlin war, war er frei von dem Dünkel, den Männer seines Ranges und Alters oft besaßen. Tatsächlich erinnerten seine königliche Haltung, seine aristokratischen Gesichtszüge und sein freundliches Lächeln Sara sehr an ihren Stiefvater.

Nun fuhren sie also nach Atlantis. Die anderen drei sprachen über Dinge, die sie normalerweise auch interessiert hätten, wären ihre Gedanken nicht so mit Gideon beschäftigt gewesen. Er war schon fast in Reichweite. Sie hatte ihm so viel zu erzählen, dass sie sich kaum bändigen konnte.

Ihre einzige Sorge war, dass er ihr keine Gelegenheit geben könnte, mit ihm zu sprechen. Oh, wenn er sich weigerte, sie zu sehen und sie anzuhören, würde sie das nie ertragen können. Niemals.

Die Tür zum Salon schwang auf, und der Erste Offizier eilte herein. „Mylord, steuerbords nähert sich mit schnellem Tempo ein Schiff! Es hat die Totenkopfflagge gehisst!“

Als Jordan einen Fluch ausstieß, sprang Sara so schnell auf, dass ihr Stuhl hintenüber kippte. Sie rannte in ihre Kabine. Die anderen folgten ihr und versuchten angestrengt, das Schiff, das sie verfolgte, zu erkennen. Dann sah sie die Galionsfigur. Es war die Satyr. Da gab es keinen Zweifel. „Gideon“, hauchte sie, während ihr Herz schneller schlug. Als Jordan sich neben sie stellte, sagten Lord und Lady Dryden leise hinter ihr: „Sie haben doch gesagt, dass der Piratenlord die Piraterie aufgegeben habe.“

„Das hat er auch.“ Ihr Blick schweifte von einem zum andern. Lord und Lady Dryden sahen besorgt aus, und Jordan war fuchsteufelswild. Eigensinnig verschränkte sie die Arme vor der Brust. „Das hat er auch“, wiederholte sie mit fester Stimme. „Natürlich hat er sie aufgegeben.“

„Und warum ist er dann hier“, fragte ihr Bruder, „und jagt uns unter der Totenkopfflagge?“

„Ich weiß es nicht.“ Sie hob das Kinn. „Doch er muss einen guten Grund dafür haben. “

„Den werden wir sehr bald herausfinden.“ Jordan drehte sich um und ging an Lord und Lady Dryden vorbei aus der Kabine und in den Salon.

Sara eilte, ihre Begleitung im Schlepptau, hinter ihm her. „Was willst du machen, Jordan?“

„Ich werde feststellen, wie ,ehrlich und freundlich“ dein Piratenkapitän wirklich ist.“

„Was meinst du damit? Was . . .“

Sie verstummte, als der Captain den Salon mit wutverzerrtem Gesicht betrat. „Es ist der Piratenlord. Er hat uns aufgefordert, den Anker zu werfen. Mit Ihrer Erlaubnis, Mylord, würde ich gern kämpfen. Ich glaube, dass wir gewinnen können, obwohl wir nicht so viele Männer haben, wie mir lieb wäre.“

„Nein!“ schrien drei Stimmen gleichzeitig.

Als der Captain Sara und ihre Begleiter erstaunt anschaute, verzog Jordan das Gesicht. „Ein Kampf kommt nicht in Frage, Captain. Wissen Sie, meine Schwester will den Piratenlord heiraten, und Lord und Lady Dryden sind hier, um sicherzustellen, dass es auch dazu kommt. So gern ich Ihnen auch den Befehl geben würde, die Satyr aus dem Wasser zu schießen, kann ich es leider nicht tun. Sonst bringt mich einer von ihnen noch im Schlaf um, und dann ist niemand mehr da, der Sie bezahlen könnte.“

Der Captain warf seinem Arbeitgeber einen ungläubigen Blick zu. „Dann wollen Sie also, dass wir ankern?“

„Ja“, antwortete Jordan mit angespannter Stimme. „Doch bewaffnen Sie Ihre Männer, und halten Sie sie so bereit, dass die Piraten sie nicht sehen. Falls etwas schief gehen sollte, müssen wir vorbereitet sein.“

Mit einem knappen Nicken ging der Captain davon. Jordan wandte sich Sara zu. „Ich möchte, dass du so lange hier bleibst, bis ich mit ihm gesprochen habe.“

„Nein“, protestierte sie. „Du willst ihn erschießen, Jordan, und das lasse ich nicht zu!“

„Sara, ich habe bisher all deine Bedingungen erfüllt. Das Mindeste, was du mir schuldest, ist, mich herausfinden zu lassen, ob der Piratenkapitän ehrenhafte Absichten hat. Dieser Angriff auf mein Schiff lässt mich daran zweifeln, dass er sich tatsächlich ,zur Ruhe setzen“ will. Und ich werde dich ihm erst dann überlassen, wenn ich sicher sein kann, dass er dich gut behandeln wird.“

„Aber Jordan . . .“

„Er hat Recht“, mischte sich Lord Dryden ein. „Ich denke, wir alle sollten unter Deck bleiben, bis wir sicher sein können, dass keine Gefahr mehr besteht.“

Sara mochte Lord Dryden zwar, doch dass er sich gerade jetzt einmischte, gefiel ihr gar nicht.

Seiner Frau wohl auch nicht. „Dort draußen ist mein Sohn, Marcus, und ich werde hier nicht untätig herumsitzen, wenn ich endlich die Möglichkeit habe, ihn in meine Arme zu schließen!“

„Ich teile deine Gefühle, meine Liebe. Aber wir kennen diesen Mann noch gar nicht. Er ist unberechenbar und laut Miss Willis auch sehr verbittert. Ich glaube, es wäre gut, wenn wir die Situation erst ausloten würden, ehe wir uns zeigen.“

„Dann sind wir uns ja einig“, sagte Jordan zu dem Marquis. „Sie bleiben also mit den Damen hier und passen auf sie auf, falls etwas schief gehen sollte?“

„Nichts wird schief gehen, es sei denn, du sorgst dafür!“ protestierte Sara, doch Jordan und Lord Dryden ignorierten ihre Worte. Als Lord Dryden zustimmte, ging Jordan davon.

„Jordan!“ rief sie ihm nach. „Wage nicht, ihm etwas anzutun!“

Lord Dryden kam zu ihr und tätschelte ihr die Schulter. „Nun, nun, Miss Willis, alles wird gut werden. Ihr Bruder mag zwar hitzköpfig sein, doch er ist Ihnen auch sehr zugetan.“

„Wenn er Hand an Gideon legt, erwürge ich ihn“, sagte sie leidenschaftlich.

„Machen Sie sich keine Sorgen“, erwiderte Seine Lordschaft mit leichtem Lächeln. „Wenn er Hand an Gideon anlegen sollte, werden meine Frau und ich Ihren Bruder festhalten, damit Sie ihn erwürgen können.“

Gideon ging mit mehreren seiner Männer an Bord der Defiant und hatte ein ungutes Gefühl. Das war alles viel zu glatt gegangen. Sie hatten das Schiff zum Ankern aufgefordert, und man war seiner Aufforderung ohne den geringsten Protest gefolgt. Er machte ein Zeichen zu Barnaby, der mit weiteren fünfzehn von Gideons besten Männern außer Sichtweite des Captains an Bord kam.

Dann umfasste er den Griff seines Säbels, als er sich dem Schiffskapitän zuwandte, der neben dem Hauptmast stand.

Der Mann sah seltsam furchtlos aus. „Wir haben keine Ladung, für die Sie und Ihre Schurken sich interessieren könnten, Sir.“

„Ich komme nicht wegen einer Ladung. Ich suche den Earl of Blackmore. Ist er an Bord?“

„Er ist an Bord“, sagte eine Stimme hinter dem Hauptmast. Ein Mann trat mit einer Pistole in der Hand hervor. „Ich bin der Earl of Blackmore.“

Gideon musterte seinen Feind mit kaltem Blick und suchte nach Zeichen für den Feigling, den er zu finden erwartet hatte. Doch obwohl der Mann elegant gekleidet und jünger war, als Gideon gedacht hatte, war er nicht mit den Adelsherren vergleichbar, mit denen Gideon es bei früheren Aufbringungen zu tun gehabt hatte. Er hatte eine Härte an sich, eine Art eigensinnigen Stolz, die Gideon nur bewundern konnte.

Und er richtete den Pistolenlauf so auf Gideon, als juckte es ihn, einen Schuss abzufeuern. „Was wollen Sie von mir? Sind Sie auf Gold aus?“

„Ich möchte nur eines von Ihnen - nämlich Sara“, sagte Gideon grob und ignorierte die Pistole. „Ich möchte meine Verlobte zurückhaben. Entweder führen Sie mich zu ihr, oder ich halte Sie und Ihr Schiff so lange fest, bis Sie es tun.“

„Oder ich könnte Sie und ihre verdammten Piraten erschießen. Meine Männer haben sie längst im Visier und können sie wegblasen, wenn ich ihnen den Befehl dazu gebe.“

Gideon lächelte ihn höhnisch an. „Barnaby!“ rief er. „Wie geht es den Männern des Earl und ihren Waffen?“

Barnaby und seine fünfzehn Männer traten hinter dem Bughaus hervor und schoben eine Gruppe entwaffneter und verärgerter Seeleute vor sich her. „Oh, es geht ihnen gut, Captain. Ihre Waffen haben wir vorsichtshalber unserem Arsenal einverleibt.“

Der Earl runzelte die Stirn, als Gideon ihn mit einem dünnen Lächeln anschaute. „Ich war lange genug Pirat, Lord Blackmore, um nicht auf solche Tricks hereinzufallen.“

„Ich ziele noch immer auf Sie“, erwiderte der Earl hitzig. „Ja. Und meine Männer zielen auf Sie. Was nun Ihre Schwester angeht. . .“

„Jordan, du Dummkopf, nimm sofort die Pistole herunter!“ rief eine wohl vertraute weibliche Stimme. Sara kam unter dem Achterdeck hervorgerannt, blieb vor Gideon stehen und sah ihren Bruder an. „Wage nicht, auf ihn zu schießen! Wage es ja nicht!“

Gideon stockte der Atem, als er das flammend rotbraune Haar und die geschmeidige Gestalt sah. „Sara!“

Sie wandte sich ihm mit strahlendem Gesicht zu. „Ich habe dir sagen lassen, dass ich zurückkommen werde.“

Mehr konnte sie nicht sagen. Er ließ den Säbel fallen, ergriff sie und riss sie an seine Brust. Sie war hier. Sie war wirklich hier! „Sara, meine Sara“, flüsterte er ihr ins Haar, „du ahnst nicht, wie sehr ich ohne dich gelitten habe.“

„Nicht mehr als ich ohne dich.“ Sie zog sich ein wenig von ihm zurück und musterte ihn mit tränenverschleiertem Blick, zärtlich und voller Sorge. „Du bist viel zu blass und zu dünn, mein Liebster. Es tut mir so Leid. Ich wollte dich nicht verlassen. Wirklich nicht.“

„Ich weiß.“ Er ließ die Hände über ihren Rücken und ihre

Taille gleiten und konnte kaum glauben, dass er sie wirklich in den Armen hielt. „Deshalb bin ich ja hier. Ich war auf dem Weg nach England, um dich zu holen, als ich das Schiff deines Bruders entdeckte.“

Sara sah ihn wütend an. „Ann hat dir erzählt, was geschehen ist? Na warte, wenn ich sie zu fassen bekomme . . .“

„Das musst du ihr nicht anlasten, Liebste. Ich hatte sowieso schon beschlossen, die Frauen, die nicht auf Atlantis leben wollten, nach England zu bringen.“

Sara sah ihn schockiert an. „Was hattest du vor?“

„Du hattest in so vielen Dingen Recht“, sagte er ernst, „aber ganz besonders, was die Frauen betrifft. Das ist mir endlich klar geworden. Was für ein Paradies ist das, in dem die Menschen nicht frei sind?“

„O Gideon“, sagte sie mit erstickter Stimme.

Er sprach einfach weiter. „Also beschloss ich, die Frauen, die zurückkehren wollten, nach England zurückzubringen.“ Seine Stimme wurde ernster. „Und dann wollte ich dich suchen und dich bitten, zu mir zurückzukommen. Deshalb hat Ann mir die Wahrheit über dein Fortgehen erzählt. Sie hat versucht, mich aufzuhalten. Sie sagte, wenn man mich gefangen nehmen würde, wäre dein Opfer ganz umsonst gewesen.“ „Du hättest auf sie hören sollen“, protestierte Sara. „Hast du denn nicht geglaubt, dass ich zurückkommen würde? Das hättest du ihr ruhig glauben sollen, besonders, nachdem sie dir die Wahrheit gesagt hat.“

„Ich habe mir nicht deinetwegen Sorgen gemacht.“ Er sah zu ihrem Bruder hinüber, und seine Stimme wurde härter. „Ich hatte Angst, dass dein widerlicher Bruder dich niemals gehen lassen würde.“

Der Earl verschränkte mit unverschämter Miene die Arme vor der Brust. „Der Gedanke ist mir schon gekommen, Horn.“ „Ruhig, Jordan“, sagte Sara, als Gideon erstarrte, und sah zu ihm auf. „Was er getan hat, war schrecklich, aber du solltest ihm trotzdem vergeben. Immerhin ist er mein Bruder.“

„Aber kein wirklicher“, grollte Gideon, dessen Blick noch immer den Earl fixierte. „Dieser Mann hat kein Recht, sich als dein Verwandter zu bezeichnen.“

„Ich kenne Sara länger als Sie, und ich habe mich weit besser um sie gekümmert“, fuhr Jordan ihn an. Er trat mit geballten Fäusten vor, doch Barnaby hielt ihn mit seiner Pistole in Schach.

Sara starrte Barnaby an. „Nehmen Sie die Pistole weg, Barnaby Kent, oder ich spreche nie wieder mit Ihnen!“ Barnaby sah Gideon an und wartete auf dessen Zustimmung. Als Gideon zögerte, warf Sara ihm einen wütenden Blick zu. „Du wirst meinen Bruder nicht erschießen lassen, Gideon, so gern du das auch möchtest. Ich weiß, dass er sich schlecht benommen hat, aber du dich nicht minder. Nie hätte ich zugelassen, dass er dich dafür erschießt, dass du mich entführt hast, und nun lasse ich nicht zu, dass du ihn wegen des gleichen Vergehens erschießt. Verstanden?“

Gideon unterdrückte ein Lächeln, als sie entschlossen das Kinn hob. Sie war noch genauso eigensinnig und fordernd und loyal, wie er sie in Erinnerung gehabt hatte. Zum Glück änderten sich manche Dinge nie. „In Ordnung, Liebste. Ich lasse deinen Stiefbruder nicht von Barnaby erschießen. Außerdem würde es ja keinen Sinn machen, einen Earl ausgerechnet dann zu töten, wenn ich beschlossen habe, mich von der Piraterie zurückzuziehen, oder?“

Als sie ihn erst anstrahlte und sich dann reckte und mit ihren Lippen über seine strich, umarmte er sie und küsste sie trotz der erstickten Laute, die ihr Bruder von sich gab, lange und tief. Als er sich endlich von ihrem Mund lösen konnte, hielt Barnaby noch immer die Pistole auf Seine Lordschaft gerichtet, doch der Erste Offizier grinste von einem Ohr zum anderen. „Nimm die Waffe runter, Barnaby“, sagte Gideon vergnügt. „Es sieht ganz so aus, als wäre Sara trotz Lord Blackmores Intrigen zu mir zurückgekommen. Also gibt es auch keinen Grund mehr, ihn zu erschießen, oder?“

„Sicher nicht.“ Barnaby schob die Pistole in seinen Gürtel. „Ist dieses ganze Gerede vom Erschießen jetzt endlich vorbei?“ fragte eine fremde Stimme.

Barnaby wirbelte herum und fragte: „Wer, zur Hölle, sind Sie beide denn?“

Gideon betrachtete das ältere Ehepaar, das aus der Tür unter dem Achterdeck herausgekommen war und nun hinter Barnaby stand. Seltsamerweise sahen sie ihn völlig furchtlos an.

Sara blickte zuerst zu den beiden, dann zu Gideon. „Ja . . . Gideon, ich habe sie mitgebracht, weil ich dachte . . . ich hoffte, dass du sie gern kennen lernen würdest.“

Das gut gekleidete Paar schaute ihn so eindringlich und prüfend an, dass er sich ganz unbehaglich fühlte. „Ach?“

Sara trat von ihm zurück und deutete mit der Hand zu dem älteren Paar. „Gideon, darf ich dich mit Lady Dryden, Eustacia Worley, bekannt machen. Mit deiner Mutter.“

Wie vom Donner gerührt sah Gideon an Sara vorbei auf die schlanke schwarzhaarige Frau. „Meine Mutter ist tot, Sara.“

Die Frau zuckte zusammen und wollte auf ihn zugehen, doch der hoch gewachsene Mann neben ihr hielt sie zurück.

„ Sie ist nicht tot “, sagte Sara sanft und lenkte damit Gideons Aufmerksamkeit wieder auf sich. „Sie ist sogar sehr lebendig.“ Sara atmete zitternd ein. „Elias Horn hat dich damals belogen. Das einzig Wahre, was er dir erzählt hat, war, dass er der Lehrer deiner Mutter war und dass sie sich vorübergehend in ihn verliebt hatte. Alles andere war jedoch erfunden. Als er sie drängte, mit ihm durchzubrennen, weigerte sie sich. Sie ist nie mit Elias Horn geflohen. Stattdessen heiratete sie deinen Vater. “

Gideon war noch ganz schwindelig von der Erkenntnis, dass Elias ihn belogen hatte, da drangen ihre letzten Worte in sein Bewusstsein. „Sagtest du mein Vater?“ Sein Blick kehrte zu dem Paar zurück, das neben Barnaby stand. Diesmal musterte er den Mann, der so stolz und unerschütterlich dastand . . . den hoch gewachsenen Mann mit den blauen Augen .. . und Gideons Gesicht.

Gideons Herz begann zu hämmern, als er Saras Arm schmerzhaft umfasste.

„Hallo, Sohn“, sagte der Mann mit angespannter Stimme, dessen Augen von ungeweinten Tränen leuchteten.

Kopfschüttelnd wankte Gideon von Sara fort. „Das muss ein Missverständnis sein. Mein Vater ist tot. Meine Mutter ist tot.“

„Deine Mutter ist dort drüben“, sagte Sara mit fester Stimme. „Als sie Lord Dryden kennen lernte, wusste sie, dass Elias Horn nicht der richtige Mann für sie war. Sie hatte schon seine Neigung zum Trinken bemerkt und brachte ihm so freundlich wie möglich bei, dass sie ihn nicht heiraten wolle.“

Saras Stimme wurde schärfer. „Doch das hat Elias wohl nicht gefallen. Nachdem sie Lord Dryden geheiratet hatte, schickte er ihr Briefe und versuchte, sie dazu zu bringen, sich mit ihm zu treffen. Und als Lord Dryden dem Ganzen ein Ende setzte, schlug er zurück, indem er dich kurz nach deiner Geburt entführte. Als die Amme eines Tages mit dir in den Park ging, wartete er so lange, bis sie einen Augenblick nicht aufpasste, und nahm dich mit. “

„Nein, das kann nicht sein“, sagte Gideon heiser. „Elias war manchmal schon gefühllos, doch er würde nie . . .hätte nie . . .“ Seine Gedanken durchforschten in wildem Tempo seine Erinnerungen und versuchten vergeblich, sie dem anzupassen, was er gerade erfahren hatte. „Aber was ist mit der Brosche, die sie zurückgelassen hat?“ fragte er und berührte seinen Gürtel.

„Ich hatte sie an dem Tag, als du entführt wurdest, an der Innenseite des Korbs befestigt, in dem du gelegen hast“, erwiderte die Frau, die behauptete, seine Mutter zu sein. „Sie glitzerte so schön, dass du sie gern angeschaut hast.“

Ihre Stimme war so aufrichtig, dass er ihr fast glaubte. Fast. „Aber ich habe doch den Brief gesehen, den Sie an meinen ... an Elias geschrieben haben. Was ist mit dem Brief?“ „Welcher Brief?“ fragte Lady Dryden und sah zu Sara hinüber. „Wovon spricht er?“

Doch Sara schien sie gar nicht zu hören. „Du warst zehn Jahre alt, Gideon. Hast du daran gedacht, nach dem Poststempel zu schauen? Oder nach irgendeinem anderen Beweis? Natürlich nicht. Elias hat diesen Brief verfasst und ihn dir gezeigt, weil du beim Konsulat nachgefragt und ihm damit Ärger gemacht hattest.“

„O nein“, sagte Gideon erstickt. Er fühlte sich wie ein Boot, das in einem Sturm gekentert war. Wenn das stimmte, war alles, was er jemals über Elias und seine Mutter gedacht hatte, völlig falsch gewesen. „Das ist unmöglich.“

„Denk doch nach, Gideon“, sagte Sara mit mitfühlender Miene. „Wenn Elias wirklich dein Vater gewesen wäre, warum hätte er dich dann damit quälen sollen, dir einen Brief vorzulesen, der verletzen sollte? Kein liebender Vater würde freiwillig seinem Sohn sagen, dass seine Mutter ihn nicht gewollt hatte und dass die Familie seiner Mutter ihn für nichtswürdig hielt. Er hat es getan, weil er sich selber für nichtswürdig hielt und weil er dich mit herunterziehen wollte. Zweifellos wollte er die Ehe von Lady Dryden vergiften, indem er ihren Sohn entführte. Doch als er dich dann hatte, wusste er nicht, was er mit dir anfangen sollte.“

Gideon ballte die Hände zu Fäusten, als er daran dachte, wie oft Elias ihn dafür verflucht hatte, dass er genauso stolz und überheblich sei wie seine Mutter. Er dachte an all die Schläge, die er erlitten, und an den Mangel an Zuneigung, den er bei Elias immer gespürt hatte. Wut stieg in ihm hoch, eine rasende Wut, die sich Luft machen musste.

Er wandte sich an seine Eltern. „Wenn Sie gewusst haben, dass Elias mich entführt hat, warum haben Sie dann nicht nach mir gesucht? Warum haben Sie mich dann bei diesem . . . Ungeheuer gelassen?“

„Ach, mein lieber Junge, wir haben doch nach dir gesucht! “ rief Lady Dryden aus. „Aber wir hätten uns nie träumen lassen, dass er dich nach Amerika gebracht hat. Wir dachten nicht, dass er so viel Geld hatte. Außerdem gab es mit Amerika noch immer Krieg, daher haben wir angenommen, dass er dich niemals dorthin mitgenommen hätte.“

Lord Dryden trat vor. „Wir haben in Irland, England und Schottland nach dir gesucht. Wir haben auf dem Kontinent gesucht. Immer, wenn wir von einem verlassenen Kind hörten, dessen Beschreibung auf dich passte, sind wir dorthin gereist, um herauszufinden, ob es sich um dich handelte. Wir haben nie geglaubt, dass er dich behalten würde. Warum hätte er das tun sollen? Er hatte doch gar keine Ahnung von kleinen Kindern.“

„Das hatte er wirklich nicht“, sagte Gideon bitter. Er sah seine Mutter an. „Ich glaube, er hat mich nur behalten, weil ich eine Verbindung zu Ihnen war. Er hat Sie immer geliebt. Und vielleicht hat ein Teil in ihm wirklich geglaubt, er sei mein Vater.“ Sein Ton wurde rau. „So, wie ich Elias kannte, hat er eher gedacht, dass er Sie straft, indem er mich strafte. Er hat immer gesagt, dass ich wie Sie sei, jedes Mal, wenn er .. .“

„Nein, Gideon“, sagte Sara halblaut und ging zu ihm. „Du darfst ihnen das nicht alles erzählen. Sie haben endlose Qualen dadurch erlitten, dass sie sich fragten, was aus dir geworden sein mag, und es wäre nicht recht, ihnen noch mehr Kummer zu bereiten.“

Als er Lord und Lady Dryden anschaute, war ihm klar, dass sie Recht hatte. Nie zuvor hatte er besorgtere Menschen gesehen. Ihnen waren die Taten eines Mannes nicht anzulasten, der geistig nicht ganz gesund gewesen war. Und wenn er ihnen von Elias ganzer Schlechtigkeit berichtete, würde sie das vielleicht vernichten.

„Sohn“, sagte seine Mutter mit schmerzvoller Stimme, als sie näher kam. „Ich habe . .. dreißig Jahre lang darauf gewartet, dich in meine Arme zu schließen. Glaubst du . . . dass du einer alten Frau . . . diesen Gefallen tun könntest?“

Tränen verschleierten seinen Blick, als er in das Gesicht der Frau schaute, die er kaum kannte, der Frau, die er grundlos sein ganzes Leben lang gehasst hatte. Und plötzlich wollte er sie verzweifelt gern kennen lernen. „Mutter“, war alles, was er mit erstickter Stimme sagen konnte.

Dann umarmten sie sich.

Als Sara sie beobachtete, glaubte sie, ihr Herz müsste zerspringen. Jetzt konnte sie Jordan nicht länger böse sein, dass er sie gezwungen hatte, nach England zurückzukehren, da das zu solch einem guten Ausgang geführt hatte.

Als Nächstes umarmte Lord Dryden seinen Sohn. Seine Augen war gerötet vor ungeweinten Tränen, als er den jungen Mann an sich zog.

„Eine Mutter und ein Vater. Ich kann es kaum glauben.“ Gideon drehte sich zu Sara um. „Und das alles habe ich nur dir zu verdanken. Du hast sie gefunden, nicht wahr? Du hast das für mich getan. “

Verlegen senkte sie den Kopf. „Ich ... ich habe einfach nicht glauben können, dass Elias' Geschichte der Wahrheit entsprach. Es überzeugte mich nicht, dass eine Frau ihr Kind so gedankenlos verlassen konnte.“

Er umfasste ihre Taille und zog sie an sich. „Du hast schon immer eine bessere Meinung von den Menschen gehabt als ich. Und diesmal hast du Recht behalten. Denk doch bloß an die vielen Jahre, die ich mit ihnen hätte verbringen können, wenn ich Elias nicht so bereitwillig geglaubt hätte.“ Er hob ihr Kinn mit einem Finger an. „Vielleicht hätte ich dich dann auch schon früher kennen gelernt. “

Ihre Augen glänzten, als sie zu ihm aufsah und seine Wange mit der Hand berührte. „Das ist alles Vergangenheit. Was zählt, ist, dass wir uns jetzt haben.“

„Und habe ich dich?“ flüsterte er. „Wirst du mich heiraten? Wirst du mit mir nach Atlantis zurückkehren?“

„Nach Atlantis?“ unterbrach Lord Dryden ihn. „Aber Sohn, du bist mein Erbe. Du gehörst nach England.“

Als Gideon ihn erstaunt anschaute, fügte Sara schalkhaft hinzu: „Ja, Gideon, es sieht ganz so aus, als sei der Piratenlord ein echter Lord, einer dieser grässlichen Adligen, die er immer so gern geärgert hat. Du bist der Earl of Worthing. Du besitzt einen Titel und große Ländereien in England.“

Seine Miene verfinsterte sich, als er sie ansah. „Daran liegt mir nichts, Sara. Es bedeutet mir nichts.“ Seine Stimme war angespannt. „Aber ich weiß . . . dass dir das etwas bedeutet. Wenn du nicht auf Atlantis leben möchtest. .

Sie legte ihm den Finger auf die Lippen, um ihn zum Schweigen zu bringen. „Sei nicht kindisch. Atlantis ist der einzige Ort, an den ich wirklich gehöre. Wie könnte ich anderswo leben als dort?“

Mit glitzernden Augen sagte er: „Ich liebe dich so sehr, Sara, dass ich freiwillig nach England gehen und dort als . . .als . . .“ „Earl of Worthing.“

„Ja, als Earl of Worthing leben würde, wenn du es möchtest. Wenn das der Preis für deine Liebe ist.“

Das Herz ging ihr auf, dass er ihr dieses Opfer für ihre Liebe bringen wollte. „Und ich liebe dich, Gideon. Deshalb werden wir erst nach England zurückgehen, wenn du dazu bereit bist. . . wenn überhaupt.“

„Und ich soll meinen Sohn so schnell schon wieder verlieren?“ fragte Lady Dryden mit kläglicher Stimme. „Kaum dass ich ihn gefunden habe?“

Gideon legte den Arm um Sara und wandte sich seiner Mutter zu. „Du wirst mich nicht verlieren, Mutter. Das schwöre ich.“ Er lächelte. „Schließlich bin ich noch immer ein Schiffskapitän. Sara und ich werden in Zukunft mit Sicherheit viele Reisen nach England machen.“

„Sie werden dich hängen, wenn sie dich kriegen“, warf Barnaby verbittert ein.

„Nicht meinen Sohn“, entgegnete Lord Dryden. „Ich versichere dir, dass Lord Blackmore und ich unseren Einfluss geltend machen werden, um einen Straferlass für den Earl of Worthing zu erwirken.“

Als Jordan laut schnaufte, brachen alle in Gelächter aus.

„Hast du das gehört?“ fragte Gideon Barnaby. „Ich bekomme einen Straferlass und werde zu einem Earl gemacht. Das ist doch wohl ein passendes Ende für den Piratenlord, findest du nicht?“

„Zu Fall gebracht von einer Frau“, brummelte Barnaby. „Wenn wir das auf Atlantis erzählen, wird uns keiner glauben.“

„Oh, sie werden es glauben“, sagte Sara, als sie zu ihrem zukünftigen Ehemann glücklich aufschaute. „Schließlich sind ja alle anderen Piraten auch von ihren Frauen zu Fall gebracht worden.“

„Ja, so ist es“, gab Gideon zu, als er sie zu einem weiteren Kuss an sich zog. „Und wenn ihr mich fragt, dann ist das nicht die schlechteste Strafe für eine Meute gemeiner amerikanischer Freibeuter. Wirklich nicht die schlechteste Strafe.“