1. KAPITEL

London, Januar 1818

In Miss Sara Willis' dreiundzwanzigjährigem Leben hatte es schon viele peinliche Momente gegeben. Doch sie alle waren geringfügig gewesen verglichen mit dem, was ihr jetzt widerfuhr. Als sie das Newgate Gefängnis in Begleitung des Damenkomitees verließ, trieb ihr Stiefbruder Jordan Willis - der neue Earl of Blackmore, Viscount Thornworth und Baron Ashley - sie mit schamlosem Mangel an Anstand zu der wartenden Blackmore-Kutsche, als sei sie noch ein Kind.

Sie hörte ihre Freundinnen unterdrückt lachen, als Jordan die Tür aufriss und sie finster anblickte.

„Steig sofort ein, Sara.“

„Jordan, es ist doch wirklich nicht nö . . .“

„Jetzt!“

Entsetzt und verlegen stieg sie so würdevoll wie möglich in das bequeme Gefährt. Er folgte ihr, schlug die Tür zu und ließ sich so heftig auf den Sitz ihr gegenüber fallen, dass die Kutsche zu schaukeln begann.

Als er das Zeichen zur Abfahrt gab, blickte sie entschuldigend zu ihren Freundinnen hinaus. Sie hatte sich mit ihnen bei Mrs. Fry zum Tee treffen sollen, was ja nun nicht mehr möglich war.

„Hör schon auf damit, und sieh mich an, zum Teufel!“

Sie lehnte sich gegen das Damastkissen und blickte ihn an. Schon wollte sie ihn wegen seines unangemessenen Verhaltens tadeln, doch als sie seine gerunzelte Stirn bemerkte, besann sie sich anders. Obwohl sie an Jordans heftiges Temperament gewöhnt war, mochte sie nicht die Zielscheibe dafür sein. „Sara“, sagte er ungehalten, „wie sehe ich heute aus?“

Sie faltete die Hände im Schoß und betrachtete ihn. Sein Halstuch war unordentlich gebunden, das kastanienbraune Haar ungebändigt und Gehrock und Hose waren zerknittert. „Du hast eine Rasur nötig und deine Kleidung ist. .

„Und kannst du dir auch denken, warum ich in diesem Aufzug hierher gekommen bin?“ Wütend hatte er die Brauen zusammengezogen.

„Weil du mich gern sehen wolltest?“ fragte sie aufs Geratewohl.

„Lass den Unsinn“, warnte er sie. „Du weißt ganz genau, warum ich hier bin. All dein Charme kann mich nicht von deinem neuesten verrückten Plan ablenken.“

Du lieber Himmel. Er konnte doch nicht alles wissen, oder? „Welchen verrückten Plan meinst du denn? Das Damenkomitee und ich haben doch nur Körbe mit Speisen an die Unglücklichen in Newgate verteilt.“

„Du hast noch nie gut geschwindelt, Sara. Ich muss dir ja wohl nicht sagen, warum du in Newgate warst.“ Herausfordernd verschränkte er die Arme vor der Brust. Bluffte er vielleicht nur? Das konnte man bei Jordan nie genau sagen.

Sie äffte ihn nach, verschränkte ebenfalls die Arme vor der Brust und fragte: „Und weshalb war ich deiner Meinung nach in Newgate, Herr Alleswisser?“

Niemand machte sich ungestraft über Jordan lustig. Bei ihr ertrug er das nur deshalb, weil er sie wirklich als seine Schwester ansah, obwohl es keine Blutsbande zwischen ihnen gab. Doch das Glitzern in seinen Augen zeigte ihr, dass sie sein Wohlwollen überbeansprucht hatte.

„Du hast in Newgate die Frauen aufgesucht, die mit einem Sträflingsschiff nach New South Wales gebracht werden sollen, weil du offenbar auf die närrische Idee gekommen bist, sie zu begleiten.“ Als sie protestieren wollte, fügte er hinzu: „Hargraves hat mir alles mitgeteilt.“

Der Butler war ihr gegenüber doch sonst immer loyal gewesen. Warum hatte der Schuft denn nun ihr Vertrauen missbraucht?

Entwaffnet sank sie auf ihrem Sitz zusammen. Sie fuhren jetzt durch die Fleet Street. Normalerweise amüsierte sie das geschäftige Treiben dort, doch jetzt konnte nichts sie aufheitern.

Jordan sprach abgehackt weiter: „Als ich Hargraves' Brief erhielt, habe ich in Blackmore Hall alles stehen und liegen lassen, um nach London zu eilen und dich zur Vernunft zu bringen.“

„Nie wieder werde ich Hargraves etwas anvertrauen“, murrte sie.

„Also bitte, Sara. Du kannst vielleicht die Augen vor den Gefahren verschließen, die dir von dieser Quäkerin Mrs. Fry und ihrem Damenkomitee drohen. Doch die Bediensteten und ich können das nicht.“ Der sorgenvolle Unterton in seiner Stimme wurde stärker. „Auch Hargraves, der deine Reformbemühungen durchaus gutheißt, ist kein Narr. Er hat klar erkannt, wie gefährlich dein neues Vorhaben ist, und er hat nur seine Pflicht getan, als er mich informierte. Wenn er das unterlassen hätte, hätte ich ihn hinausgeworfen.“

Sie blickte ihren gut aussehenden Stiefbruder unverwandt an, der ihr mit seinen kastanienbraunen Haaren und Augen so sehr glich, dass Fremde sie oft irrtümlich für echte Geschwister hielten. Manchmal waren seine Schutzversuche liebenswert, doch meist waren sie ihr lästig. Wenn er als der neue Earl nicht durch all die zeitraubenden Pflichten von ihr abgelenkt worden wäre, hätte sie sich nicht für die Dinge einsetzen können, die ihr wichtiger waren als Sicherheit oder Schicklichkeit.

Da sie schwieg, fügte Jordan hinzu: „Also, Sara, ich bin doch gar nicht gegen diese Reformen. Ich begrüße die Bemühungen des Damenkomitees sehr, weil es sonst noch mehr Waisenkinder und hungrige Babys gäbe . . .“

„Und mehr unglückliche Frauen, die in die Prostitution getrieben würden, weil sie nicht wissen, wie sie sonst sich und ihre Kinder ernähren sollen“, entrüstete Sara sich. „Sie werden wegen kleinster Vergehen nach Australien abgeschoben, und das auch nur, weil dort Frauen benötigt werden. “

„Tja, dann meinst du wohl, dass sie alle zu Unrecht eingesperrt werden.“

„Dreh mir nicht das Wort im Mund herum“, fauchte sie ihn an. „Natürlich sind viele von ihnen Diebinnen und Prostituierte, die ohne Not ihrem Gewerbe nachgehen. Aber mehr als die Hälfte hat aus Armut gestohlen - alte Kleider, die sie gegen Fleisch eintauschten, oder einige Kohlköpfe von einem Feld!

Männern würde man wegen solcher Vergehen höchstens eine Rüge erteilen!“

„Ich weiß um diese Missstände bei der Justiz. Aber die müssen vom Parlament mit neuen Gesetzen beseitigt werden“, erklärte Jordan ernst.

„Das Parlament hat die Verantwortung für die Sträflingstransporte der Admiralität übertragen, die die Augen vor dem verschließt, was geschieht. Sobald die Frauen die Schiffe betreten, macht sich die Besatzung an sie heran. Die Boote sind schwimmende Bordelle. Und wenn sie ihren Zielort erreichen, geraten die Frauen an noch schlimmere Herren. Hältst du das nicht auch für eine zu harte Strafe für eine Mutter, die Nahrung für ihr Baby gestohlen hat?“

„Schwimmende Bordelle? Und du willst mich dazu bringen, dich auf einer solchen Lasterhöhle reisen zu lassen?“

„Die Männer werden mich nicht behelligen. Nur die wehrlosen Gefangenen sind für sie interessant.“

„Sara, du bist ja naiver, als ich dachte! Ein Sträflingsschiff ist einfach kein Ort für eine . .

„. . . Frau, die Missstände beheben will? Ich kenne keinen Ort, an dem so jemand nötiger gebraucht wird. Die vornehmen Lords deines Parlaments haben doch die Proteste der Missionare, die auf den Schiffen mitfuhren, ignoriert. Aber sie werden die Schwester des Earl of Blackmore nicht übergehen können, wenn sie ihnen ehrlich von den erbärmlichen Zuständen auf den Schiffen und in Australien berichten wird.“ „Du hättest Recht, wenn du reisen würdest. Doch da ich das nicht zulasse . . .“

„Du kannst mich nicht aufhalten. Ich bin alt genug, auch ohne deine Erlaubnis das zu tun, was mir beliebt.“ „Anscheinend aber hast du mit meiner Missbilligung gerechnet, sonst hättest du den Plan ja nicht hinter meinem Rücken ausgeheckt. “

„Ich wollte diese Unterhaltung vermeiden, weil ich nicht mit dir streiten möchte.“

Jordan fluchte leise. „Warum bleibst du dann nicht einfach hier?“

Sie seufzte. „Meine Abwesenheit wird dein Leben erleichtern, weil du dir dann nicht ständig Sorgen um mich zu machen brauchst.“

„Mein Gott, Sara, Schiffe können auch untergehen! Es gibt Epidemien, und man muss auch immer mit einer Meuterei rechnen . .

„Und natürlich auch mit Piraten. Für sie wären wir sicherlich eine feine Beute.“ Sie unterdrückte ein Lächeln.

„Das findest du wohl auch noch amüsant? Du hast ja keine Ahnung, worauf du dich da einlässt.“

„Doch, die habe ich. Doch manchmal muss man einfach etwas riskieren, um Gutes zu bewirken.“

Seufzend schüttelte er den Kopf. „Du bist ganz Maude Grays Tochter.“

Die Erwähnung ihrer Mutter ernüchterte sie. „Ja, das bin ich wirklich, und ich bin auch stolz darauf.“

Ihre Mutter hatte für Reformen zu kämpfen begonnen, nachdem ihr Vater ins Schuldgefängnis geworfen worden war. Und nach seinem Tod hatte sie sich auch weiter für Neuerungen eingesetzt. Sara war überzeugt, dass gerade ihre Uneigennützigkeit den verstorbenen Earl of Blackmore so angezogen hatte. Sie hatten sich kennen gelernt, als ihre Mutter den fortschrittlichen Mann dringend darum bat, ihr bei den Mitgliedern des Oberhauses Gehör für ihre geplante Gefängnisreform zu verschaffen. Sie hatten sich fast sofort ineinander verliebt. Mit Tränen in den Augen strich Sara über das Silbermedaillon ihrer Mutter, das sie ständig bei sich trug.

„Du vermisst sie noch immer“, sagte Jordan sanft.

„Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an sie denke.“

„Ich habe deine Mutter auch gern gehabt. Sie hat mich selbst zu einer Zeit wie einen Sohn behandelt, als ich mich zynisch gegen jede Bemutterung wehrte. Jedenfalls bewundere ich sie noch immer für ihren fortschrittlichen Geist.“

„Das hat dein Vater auch getan!“

„Ja, aber auch er würde deinen Plan nicht gutheißen.“ „Und was soll ich hier tun? Die Armen füttern? Das Gefängnis gelegentlich besuchen, um dir nicht im Wege zu sein, wenn du mich unter die Haube zu bringen versuchst?“

„Was, zum Teufel, meinst du denn damit?“

„Jordan, ich weiß genau, warum ich an all diesen vornehmen Empfängen teilnehmen soll. Du glaubst wohl, wenn du mich mit genügend geeigneten Junggesellen bekannt machst, wird sich schon einer meiner erbarmen und mich heiraten.“

„Also wirklich! Wie kannst du so reden? Du bist hübsch, intelligent und geistreich. Wenn du den richtigen . . .“

„Den richtigen Mann gibt es nicht. Willst du das denn nicht begreifen?“

„Du bestrafst mich noch immer für Oberst Taylor. Du lehnst alle Männer ab, weil ich gegen diesen einen gewesen bin.“ „Natürlich nicht! Das sind fünf Jahre her, um Himmels willen. Und ich hätte ihn ja auch bekommen können, wenn ich gewollt hätte. Erinnerst du dich an den Abend, als du deinem Vater alles erzählt hast? Als er mich zu sich rief und mir drohte, mir die Mitgift zu streichen, wenn ich den Oberst heirate?“

„Wie könnte ich das vergessen haben? Du warst sehr wütend auf mich.“

„Nun, ich schlich mich später an diesem Abend fort und traf mich heimlich mit Oberst Taylor.“

Jordan war ehrlich schockiert. „Das kann nicht wahr sein!“ „Ich bot ihm an, mit ihm durchzubrennen. Er weigerte sich. Er war wohl doch der Windhund, für den du ihn gehalten hast. Er wollte mich nur meiner Mitgift wegen. Und ich war dumm genug, das nicht zu erkennen.“

„Du warst einfach nur sehr jung. Man sagt ja, dass Liebe blind macht. Du konntest seinen Charakter nicht so genau beurteilen wie wir anderen. Fürchtest du deshalb, dass dir alle anderen Männer nur etwas vormachen wollen?“

„Da ich beim ersten Mal eine so schlechte Wahl getroffen habe, bin ich mir jetzt nicht mehr sicher, ob ich die Glücksritter überhaupt von den verlässlichen Männern unterscheiden könnte.“

„Es gibt viele Männer, die perfekt zu dir passen.“

„Nicht so viele, wie du glaubst. Männer unter meinem Stand sehen nur mein Vermögen, und Männer über meinem Stand möchten sich nicht mit einer Frau belasten, die ihre Freunde mit Gedanken über Reformen belästigt.“

„Zwischen diesen beiden Extremen gibt es doch noch andere.“

„Nein. Ich bin eine Bürgerliche, die von einem Earl adoptiert wurde und praktisch keine Abstammung vorzuweisen hat. Deiner Welt habe ich noch nie angehört, Jordan.“

Sie erwähnte nicht, dass sie noch nie einen Mann, egal welchen Standes, getroffen hatte, mit dem sie ihr restliches Leben hätte verbringen mögen.

„Sara, ich würde dich heiraten, wenn ich dich damit hier behalten könnte. Da wir ja keine Blutsverwandten sind, könnten wir auch heiraten, denke ich.“

Sie lachte. „Denkst du? Wie aufregend! Was für eine Idee! Du weißt doch, dass dies unmöglich ist. Obwohl wir keine leiblichen Geschwister sind, sind wir doch wie Geschwister aufgewachsen. Und daher könnten wir die Ehe gewiss niemals vollziehen.“

„Richtig. Und außerdem würde es dich nicht vom Fortgehen abhalten, oder?“

„Nein. Also, Jordan, dieses Sträflingsschiff ist bestimmt nicht so schrecklich, wie du glaubst. Die meisten Frauen wurden wegen gewaltloser Vergehen verurteilt. Und die Gattin des Arztes wird auch an Bord sein. Ich werde also wohl behütet sein.“

„Wie wäre es, wenn du einen Diener zu deinem Schutz mitnehmen würdest?“

Sie sah Jordan prüfend an. Da er langsam schwach wurde, wählte sie die nächsten Worte sorgsam aus. „Ich kann keinen Diener mitnehmen. Wir verschweigen einfach meine Verbindung zu dir. Ich werde mich als unverheiratete Lehrerin ausgeben und die Frauen und deren Kinder unterrichten.“ „Kinder?“

Der bloße Gedanke an all die Kinder, die auf diesen Schiffen mitfuhren, versetzte sie in Wut. „Eine Gefangene darf ihre Jungen unter sechs und alle Mädchen unter zehn mitnehmen. Wenn du glaubst, dass ich schreckliche Dinge zu sehen bekomme, denke nur an diese armen Kinder“, sagte sie grimmig.

„Warum musst du inkognito reisen?“

„Ich werde über alle Missstände Buch führen. Wenn der Kapitän und die Besatzung wissen, dass ich deine Schwester bin, werden sie ihre Taten heimlich begehen. Wir möchten eine wahrheitsgemäße Aufzeichnung der Reisebedingungen haben, und daher können wir meine vornehmen Familienbande nicht offen legen.“

„Das heißt aber nicht, dass ich dir nicht jemand . . .“

„Eine Lehrerin lässt sich nicht von einem Diener begleiten.“

Jordan seufzte. „Also ist es für dich beschlossene Sache, dass du auf der Chastity reisen wirst!“

Die Kutsche hielt ruckelnd vor dem Stadthaus der Blackmores, einer eindrucksvollen Villa im palladianischen Stil. Jordan trat auf den vereisten Weg hinaus und half Sara beim Aussteigen. „Gibt es gar nichts, mit dem ich dich umstimmen könnte?“

„Nichts. Ich muss es einfach tun. Alles wird gut gehen.“ „Nur du bist von meiner Familie übrig geblieben.“

„Du wirst mich schon nicht verlieren. Glaub mir, das Jahr wird schnell vergehen.“

Als Hargraves ihr den Mantel an der Tür abnahm, bedachte sie ihn mit einem tadelnden Blick, unter dem das Gesicht des armen Hargraves rot anlief. „Es tut mir Leid, Miss. Wirklich.“ Wie immer wurde Sara weich, als sie den reuevollen Ausdruck des Dieners sah. Sie tätschelte seine Hand und sagte: „Das ist schon in Ordnung. Du hast nur deine Pflicht getan.“ Während sie die mit dicken Teppichen ausgelegte Treppe hinaufging, sah Jordan ihr nach. Diese Frau war viel zu freundlich und großzügig. Wie nur würde sie auf einem Sträflingsschiff überleben? Ihre Arbeit in dem Damenkomitee hatte ihr zwar eine Ahnung menschlichen Elends vermittelt, doch sie war niemals direkt damit konfrontiert worden. Wenn sie erst auf dem Schiff war, würde sie dort für ein Jahr oder länger festsitzen. Ungeschützt und allein.

Als er ihren schlanken Rücken betrachtete, die kastanienbraunen Haarsträhnen, die sich aus ihrem Chignon gelöst hatten, und ihren weiblichen Gang, seufzte er leise auf. Sara war sich ihrer Reize gar nicht bewusst. Sie mochte sich in Gesellschaft zwar unwohl fühlen, doch das hatte die Männer noch nie davon abgehalten, sie zu begehren. In ihrer ersten Ballsaison hatte er genügend übereifrige Verehrer abwehren müssen.

Sie zog die Männer mit ihrer Intelligenz und ihrer offenen Art an, die sie allen Menschen, ungeachtet ihres Standes, entgegenbrachte.

Da er sie nicht schutzlos auf dieses Schiff gehen lassen konnte, musste er andere Vorkehrungen für ihre Sicherheit treffen.

Sobald Sara außer Hörweite war, wandte er sich an Hargraves. „Kennst du irgendwelche Matrosen?“ „Ja, Mylord. Mein jüngster Bruder Peter ist Matrose.“

Rasch entwickelte Jordan einen Plan. „Kann er sich selbst verteidigen, und könnte er auch jemand anders schützen?“

„Er hat sechs Jahre lang bei der Marine gedient, bevor er auf einem Handelsschiff angeheuert hat. Er soll ein guter Kämpfer sein.“

„Ist er im Moment unterwegs?“

„Nein, er ist vor zwei Wochen in den Hafen zurückgekehrt, Mylord. “

„Hervorragend. Glaubst du, dass er für einen ordentlichen Batzen Geld in einigen Tagen wieder auf große Fahrt gehen würde?“

Der Diener nickte. „Ich bin sicher, dass er dazu bereit ist. Er ist unverheiratet, und außerdem ist er mir noch einen Gefallen schuldig.“

„Lass ihn morgen früh um zehn hierher kommen. Und pass auf, dass Sara ihn nicht sieht.“

„Natürlich“, erwiderte Hargraves verschwörerisch. „Und darf ich sagen, Mylord, dass Peter sich für Ihre Zwecke gut eignen wird. “

„Das hoffe ich.“ Lächelnd entließ Jordan Hargraves. Er war froh, dass er eine Möglichkeit gefunden hatte, gewissermaßen aus der Feme Sara zu beschützen, während sie sich auf diesem schrecklichen Schiff befand. Wenn Peter Hargraves ihm der Aufgabe gewachsen erschien, würde Sara auf der Chastity einen Begleiter haben - ob sie ihn nun wollte oder nicht.