II.

Die zierliche Blondine zieht eine Grimasse, die ihr hübsches Gesicht verunstaltet, und deutet auf den Schreibtisch, der mit aufgeschlagenen Büchern und jeder Menge Papier bedeckt ist.

„Schon wieder die Euro-Krise. Und diesmal bin ich verdonnert worden, selbst nach Brüssel zu reisen und vor den Fachleuten zu referieren. Kann das Finanzministerium nicht jemand anderen schicken? Ich habe das Thema in den vergangenen Monaten so oft durchgekaut, dass es mir zum Halse heraushängt! Und was kann ich schon bewirken? Die meisten meiner Argumente wird der Ausschuss, trotz der brandneuen Zahlen, ungerührt zur Kenntnis nehmen oder einfach ignorieren. Und dafür der ganze Aufwand hier.“

Mit ihrer kleinen, zur Faust geballten Hand schlägt sie unwillig auf einen beachtlichen Stapel Manuskripte. Er rutscht auseinander und ein Teil der Blätter flattert auf den Fußboden.

„Beruhige dich, Schatz. Es ist nicht zu ändern. Es sei denn, du spielst mit dem Gedanken, deinen Job an den Nagel hängen.“

Der  gutaussehende Mann, der eben noch besänftigend ihren Rücken  gestreichelt hat, bückt sich, hebt die Aufzeichnungen auf und legt sie zurück auf den Schreibtisch.

„Sieh es doch positiv. Das Referat ist schnell gehalten und dann hast du Zeit, die netten kleinen Boutiquen in der Stadt unsicher zu machen.“

Ihre Laune scheint diese Aussicht nicht wesentlich zu verbessern. „Dazu muss ich nicht ausgerechnet nach Belgien fliegen. Rom oder Paris wären geeigneter.“

Einer plötzlichen Eingebung folgend, schmiegt sie ihren Kopf an seinen Arm.

„Ach, Pascha, wenn du mich wenigstens begleiten könntest, würde ich diese leidige Konferenz viel leichter ertragen. Aber so?“, schmollt die Blondine und sieht mit einem langem Blick ihrer wasserblauen Augen zu ihm auf.

„Ich habe dir schon erklärt, warum das nicht geht.“

„Wenn du mich liebst, versuchst  du es trotzdem… Wenigstens für einen Tag“, bettelt sie nun wie ein kleines Mädchen, das unbedingt seinen Kopf durchsetzen will.

Der Mann zieht sie von ihren Stuhl hoch und nimmt sie in seine Arme. „Sei doch vernünftig, Liebes. Ich habe Pieter versprochen, ihn auf einer Tour zu begleiten und kann jetzt nicht einfach absagen. Ein Mann, ein Wort.“

Es klingt endgültig. Sie weiß das, und eigentlich gefällt es ihr ja auch, dass ihr Verlobter ein Mann mit Prinzipien ist.

Sie seufzt zum Stein erweichen, er schiebt seinen angewinkelten Zeigefinger unter ihr Kinn und drückt es sanft nach oben. Als sie den Kopf hebt, küsst er sie auf die dezent geschminkten Lippen.

„Nun komm‘ mit dem Vortrag zum Ende, meine Kleine, damit wir wenigstens den Abend für uns haben.“

Gehorsam löst sie sich aus seinen Armen und wendet sich erneut ihren Unterlagen zu. Er streicht ihr übers Haar und verlässt dann auf Zehenspitzen das Zimmer.

Liebe in Zartbitter
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