12

Abends starrte Callie in den Badezimmerspiegel und spielte mit ihren roten Strähnen. Waren sie hübscher offen oder hochgesteckt?

Sie ließ sie über ihre Schultern fallen und sagte sich, es sollte ganz egal sein, wie sie ihre Haare trug.

Zwei Minuten später schob sie ihre Haarpracht abermals auf ihren Kopf. Sie konnte sich nicht helfen, es ging ihr um ihren Stolz. Sie wollte Jack entgegentreten und dabei möglichst gefasst, kultiviert und elegant aussehen.

Nur war das in ihrem Outfit alles andere als leicht. Sie hatte sich für einen schwarzen Rock entschieden, der ihr weich über die Knie fiel, eine unscheinbare weiße Bluse sowie einen schwarzen Pulli, der um ihre Schultern lag. Auch die schwarze Strumpfhose und die Schuhe sahen total langweilig aus. Als sie sich im Spiegel sah, erkannte sie, ohne ihre roten Haare hätte sie praktisch wie eine Nonne ausgesehen.

Sie würde ihr Haar also auf alle Fälle offen tragen, überlegte sie. Und die Oma-Strumpfhose zöge sie am besten sofort wieder aus.

Sie rasierte sich die Beine, zog ein Paar durchsichtiger Strümpfe an und glitt in ein Paar Schuhe, die wenigstens mit kleinen Absätzen gesegnet waren.

Dann zog sie ihren Mantel an, schnappte sich ihre Handtasche und stürzte los, denn Thomas wartete bereits auf sie. Gerade, als sie die Treppe hinunterlaufen wollte, hielt Mrs Walkers Stimme sie zurück.

»Gehen Sie heute Abend aus?« Die Frau kam durch den Flur und unterzog sie einer eingehenden Musterung.

»Allerdings.«

»Mit meinem Sohn?«

Callie reckte das Kinn. Regel Nummer zwei im Umgang mit Tyrannen: Man durfte sie nie merken lassen, wenn man ängstlich war.

»Ja.«

»Nun. Sie haben eindeutig Eindruck auf ihn gemacht. Ich nehme an, dass Sie das sehr zufrieden macht.«

Als hätte Callie von Beginn an vorgehabt, ihren Auftraggeber zu verführen.

»Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden. Ich möchte Jack nicht warten lassen.« Damit machte sie auf dem Absatz kehrt und wandte sich zum Gehen.

»Täuschen Sie sich nicht, Ms Burke. Mein Sohn ist bis über beide Ohren in seine Verlobte verliebt. Machen Sie sich also besser keine falschen Hoffnungen.«

Regel Nummer drei im Umgang mit Tyrannen: Wenn man sie in ihre Schranken verweisen musste, musste man es ganz entschieden tun. Denn jede noch so kleine Schwäche wurde gnadenlos von ihnen ausgenutzt.

Callie blickte über ihre Schulter und erwiderte in ruhigem Ton: »Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, aber Sie stellen ohne Grund eine Reihe wirklich abenteuerlicher Vermutungen an. Gute Nacht, Mrs Walker.«

Sie zwang sich, nicht zu rennen, während sie die Treppe hinunterging. Denn es hätte ihr gerade noch gefehlt, wenn sie vor dieser Frau gestolpert wäre, und ihre Beine fühlten sich schon jetzt ganz wackelig an.

Sie atmete erleichtert auf, als Thomas abfahrbereit in seiner Motorradjacke in der Küche stand.

»Das Nico’s wird Ihnen gefallen«, meinte er und hielt ihr die Küchentür auf. »Der Besitzer ist ein Freund von mir. Er macht das beste Ossobuco von ganz Little Italy.«

Draußen stand der Pontiac GTO, den sie vorher schon einmal in der Einfahrt gesehen hatte. Der Motor brummelte bereits.

»Hübscher Wagen«, lobte sie beim Einsteigen.

»Sie haben einen ausgezeichneten Geschmack.«

Zwanzig Minuten später lenkte Thomas sein Gefährt durch ein Labyrinth aus engen Gassen bis zu einer leuchtend roten Tür.

»Danke fürs Fahren.« Sie stieg aus und winkte, während er bereits mit quietschenden Reifen die Straße hinunterschoss.

Sie betrat das Restaurant, und als sich ihre Augen an das Halbdunkel gewöhnten, sah sie Dutzende von Kellnern, die, Tabletts auf ihren Schultern balancierend, zwischen zahlreichen winzigen Tischen herumtänzelten. Das Restaurant war gut besucht, und die Leute unterhielten sich und lachten, während irgendeine phänomenale Opernarie im Hintergrund erklang. Nein, einen Augenblick, es war einer der Kellner, der da sang.

»Willkommen.« Ein Mann trat lächelnd auf sie zu. »Ich bin Nico. Bitte hier entlang, Ms Burke.«

»Woher …«

»Er hat wie immer recht. Ihr rotes Haar ist wirklich wunderschön.«

Verwundert folgte Callie Nico an einer Gruppe Leute vorbei, die offenbar auf Tische warteten, und blickte sich suchend in der Menge um.

Doch Jack war nirgendwo zu sehen, und sie wurde auch nicht an einen Tisch geführt. Nico marschierte durch den Raum direkt auf die Küche zu, und dort saß Jack an einem mit einer Leinendecke hübsch gedeckten Tisch und lachte über die scherzhafte Bemerkung eines Kochs.

»Mr Walker ist ein guter Freund von mir«, klärte Nico sie mit einem Lächeln auf. »Deshalb bekommt er immer einen besonderen Platz.«

Genau in dem Moment, in dem Jack seinen Kopf drehte und sie erblickte, nahm der Restaurantbesitzer ihr den Mantel ab. Er hörte auf zu lachen, hielt den Atem an, und plötzlich erstarben sämtliche Geräusche in der Küche, und das gesamte Personal starrte sie an.

»Gehen Sie zu ihm, ja?«, drängte Nico gut gelaunt. »Er erwartet Sie bereits.«

Jack stand auf und unterzog sie einer eingehenden Musterung. Er trug einen schwarzen Anzug, ein gestärktes weißes Hemd, einen leuchtend roten Schlips und erschien ihr aus irgendeinem Grund noch größer als in ihrer Erinnerung.

Oh Gott, ging es ihr durch den Kopf. Ja, sie wollte zu ihm gehen.

Als sie durch die Küche lief, wandten sich die Köche wieder ihrer Arbeit zu, was ihr auch lieber war. Denn Jacks Blick reichte ihr völlig aus.

»Hallo.« Er trat neben den Tisch, zog einen Stuhl für sie zurück und wollte sich gerade wieder setzen, als er plötzlich das Gesicht zu einem breiten Grinsen verzog.

»Gray! Du hast es tatsächlich geschafft.« Die Erleichterung war seiner Stimme deutlich anzuhören.

Callie blickte auf den Tisch und sah das dritte Gedeck. Dann war das also der Grund für die spontane Einladung. Er wollte sie mit seinem Freund verkuppeln und versuchte es erneut.

Richtig. Gut.

Sie setzte ein freundliches Lächeln auf und drehte sich um.

Nun, zumindest war Gray Bennett keine Beleidung fürs Auge, dachte sie, als sie ihn sah.

Jacks Freund war groß und hatte an den Schläfen leicht ergrautes Haar. Seine hellen Augen waren scharf, sein Nadelstreifenanzug maßgeschneidert, die Krawatte tadellos gebunden, und sie konnte sofort sehen, weshalb er sich anscheinend derart gut mit Jack verstand.

»Jack hat mir schon sehr viel von Ihnen erzählt«, erklärte er und reichte ihr die Hand.

»Oh, wirklich?« Sie spürte nichts, als ihre Finger sich berührten, und war etwas enttäuscht.

Aber der Abend war schließlich noch jung.

Als sie sich setzen wollte, streckten Jack und Gray gleichzeitig die Hände nach der Rückenlehne ihres Stuhles aus, doch mit einem rauen Lachen trat Jack einen Schritt zurück und überließ es seinem Freund, ihr behilflich zu sein.

Gray nahm ihr gegenüber Platz und lächelte sie an. »Ich habe gehört, Sie hätten zusammen mit Micheline den de Kooning restauriert. Sie ist eine gute Freundin von mir und hat zwei meiner Familienporträts konserviert.«

Natürlich. Bennett wie in der Bennett Trust Company. Und wie in der zur Universität von Harvard gehörenden Bennett School of Private Industry.

Sie runzelte die Stirn, denn auch irgendwo außerhalb des Finanzsektors hatte sie den Namen Gray Bennett schon mal gehört. Nur wo?

»Möchten Sie etwas Wein?« Gray hielt die Rotweinflasche über ihr Glas.

»Sie trinkt nur weißen«, klärte Jack ihn auf und griff nach der Flasche Chardonnay, die in einem Kühler stand.

Während sie die Vorspeisen genossen, stellte Callie fest, dass das Gespräch mit Gray überraschend mühelos verlief. Er interessierte sich für alles, was sie sagte, fragte sie nach ihrer Arbeit und danach, woher sie kam, drang aber anders als sein Freund nicht weiter in sie ein. Und als er von sich selbst erzählte, fiel ihr wieder ein, wo ihr der Name schon einmal begegnet war.

Gray Bennett war eine ziemlich große Nummer in der Politik. Als auf Wahlen spezialisierter Berater kannte er sich in der Hauptstadt aus, und auch wenn er keine Namen nannte, war sie von seinen pikanten Geschichten über die Welt der Politik ehrlich fasziniert. Weshalb das Abendessen mit dem Mann doch nicht so ermüdend wie befürchtet war.

Es war Jack, in dessen Gegenwart ihr plötzlich unbehaglich war. Er war ständig in Bewegung, wippte mit den Beinen, faltete ein ums andere Mal seine Serviette, schob seinen Teller hin und her. Er sah aus, als ob er es kaum erwarten könnte, dass das Mahl endlich vorüber war, und als er seine Hauptspeise serviert bekam, wies er den Kellner an, schon einmal die Desserts vorzubereiten – angeblich, weil er in Eile war.

Gray sah sie grinsend an. »Sie müssen Jack entschuldigen. Er hasst es, untätig herumzusitzen. Jeder vergeudete Moment kommt ihm wie ein Verbrechen vor.«

Als Jack die Lippen aufeinanderpresste, sah ihn Gray mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Möchtest du vielleicht schon gehen? Ich kann dir versichern, Callie und ich kommen auch gut allein zurecht.«

Jack sah aus, als wäre der Gedanke, sie alleinzulassen, ihm genauso angenehm, wie weiter danebenzusitzen, ohne wirklich an der Unterhaltung beteiligt zu sein. Er raufte sich das Haar und sah plötzlich hundemüde aus. »Ignoriert mich einfach, ja? Mir geht augenblicklich einfach sehr viel durch den Kopf.«

Gray sah wieder Callie an. »Hat er Ihnen erzählt, dass wir in Harvard Zimmergenossen waren?«

Als sie nickte, schenkte er sich etwas Rotwein nach und lehnte sich bequem auf seinem Stuhl zurück. »Hat er Ihnen auch erzählt, dass wir einmal beinahe rausgeflogen wären?«

»Nein, das habe ich nicht«, antwortete Jack.

»Ah gut. Dann kläre eben ich Callie darüber auf, was für Clowns wir damals waren.« Gray rieb sich gut gelaunt die Hände. »Stellen Sie sich einen Abend ein paar Tage vor Beginn der Weihnachtsferien vor. Es ist kurz vor Mitternacht, und Jack, sein Bruder Nate und ich kommen zu dem Schluss, wir hätten genug gelernt. Also verschwinden wir heimlich aus dem Haus, denn wir sind der festen Überzeugung, dass es mehr im Leben geben muss als Aristoteles, Homer und ihre Truppe tiefsinniger, togatragender Wortklauber.«

»Ich glaube, ich habe damals Statistik gelernt.«

Gray bedeutete dem Freund zu schweigen. »Wie auch immer landen wir im Bootshaus und kommen zu dem Schluss, ein kleines Wettrennen auf dem Charles River wäre die geeignete Methode, um überschüssige Energien abzubauen. Also fahren wir in getrennten Booten los und beschließen, ein paar Rennen zwischen den Brücken auszutragen. Die Verlierer müssen nach jedem Sprint ein Kleidungsstück ausziehen, und der Gewinner hat das Recht, sich mit seinem Sieg zu brüsten, und bekommt obendrein die vierundsiebzig Dollar und dreiundfünfzig Cent, die damals unsere gesamte Barschaft waren.«

»Gott, weißt du noch, wie kalt es an dem Abend war?«, fiel Jack ihm abermals ins Wort.

»Nate und mir war klar, gegen wen wir zwei da antreten. Weil Jack damals der Kapitän der Rudermannschaft war. Der Mann konnte jeden unter den Tisch rudern und kann es wahrscheinlich noch immer. Angesichts seines geradezu beängstigenden Talents musste er uns einen Zwanzig-Meter-Vorsprung geben. Aber du hast geschummelt, stimmt’s?«

»Als ob ich das nötig gehabt hätte.« Jetzt erwärmte sich auch Jack für die Geschichte und sah Callie mit blitzenden Augen an. »Ganz sicher nicht.«

»Also haben wir losgelegt«, nahm Gray den Faden wieder auf. »Nach vier Runden war Jack noch immer vollständig bekleidet, aber Nate und ich waren schon unsere Hemden und die Schuhe los. Auf einer der Brücken waren die ersten Leute aufgetaucht, und natürlich haben wir angefangen, eine möglichst große Show vor ihnen abzuziehen. Jack hat kein einziges Rennen verloren, und Nate und ich haben die reinste Stripshow hingelegt. Wir hatten nur noch unsere Unterwäsche an, als es zu dem Unfall kam.«

Callie blickte auf Jack und nahm sein schmerzliches Lächeln wahr.

Auch Grays Stimme bekam einen ernsteren Klang. »Nate zog gerade seine Unterhose aus und winkte damit der Menge zu, als sein Boot ins Wanken geriet. Ich sehe noch immer deutlich vor mir, wie er mit wild rudernden Armen und weit aufgerissenen Augen ins Wasser fiel und dabei mit dem Kopf eins der Ruder traf. Bevor ich auch nur aufstehen konnte, hatte Jack sich schon die Jacke vom Leib gerissen und sich ebenfalls in die Fluten gestürzt. Wie kalt war das Wasser, Jack?«

»Knapp über null Grad. Es hatte noch nicht angefangen zu frieren, war aber kurz davor«, antwortete Jack und hob sein Glas an seinen Mund.

»Wie dem auch sei, Jack zerrte Nate zurück ans Ufer, und genau in dem Moment, als die beiden neben der Brücke zusammenbrachen, erschien die von den Zuschauern gerufene Polizei und nahm die beiden fest. Es war wirklich aufregend.«

»Wenigstens haben sie uns in trockene Decken eingehüllt.«

Gray bedachte seinen Freund mit einem nachdenklichen Blick. »Weder vorher noch nachher habe ich je erlebt, dass jemand so schnell gewesen ist wie du, als du in den Fluss gesprungen bist.«

»Schließlich war es mein Bruder, der da am Ertrinken war.«

Die beiden versanken in nachdenkliches Schweigen, und auch Callie versuchte, sich vorzustellen, wie die Sache hätte ausgehen können, bevor sie erklärte: »Da habt ihr aber gerade noch mal Glück gehabt. Aber was wurde aus Ihnen, Gray?«

»Nichts.« Er sah sie mit einem breiten Grinsen an. »Ich bin schließlich nicht dumm. Sobald ich sah, dass Nate in Ordnung war, habe ich mich in meinem Boot unter der Brücke versteckt, bis die Polizei wieder verschwunden war. Dann habe ich das Ding heimlich wieder ins Bootshaus zurückgebracht. Ich wurde nie erwischt.«

»Typisch politischer Berater«, stellte Jack mit einem Lächeln fest.

»He, immerhin habe ich eure Kaution gestellt.«

»Das stimmt. Das hätte mein Vater nie getan. Er hat mir später erzählt, dass es ihm lieber gewesen wäre, wir hätten die Woche im Knast verbracht.« Er sah Callie an. »Zum Glück wurden die Anklagen wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses und Missbrauchs von privatem Eigentum später fallen gelassen, aber nur, weil der zuständige Richter der Vater eines meiner Mannschaftskameraden war. Die Uni hat uns verwarnt …«

»… aber dafür waren wir im letzten Semester die Helden des Campus«, fügte Gray lachend hinzu.

Nachdem sie aufgegessen hatten, wurden ihre leeren Teller fortgeräumt, und Gray erzählte ihr, dass seine Familie in den Adirondacks ein Ferienhaus besaß.

»Es ist schon seit Generationen in unserem Besitz. Jack war schon öfter dort, aber Blair hat es noch nie gesehen, oder?« Wieder lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück, als der Ober mit einer Tasse Cappuccino für ihn kam. »Diesen Sommer müsst ihr beiden unbedingt richtig Urlaub dort oben machen. Nehmt euch am besten gleich eine ganze Woche dafür Zeit.«

Callie blickte eilig fort, als Jack eine unverbindliche Antwort gab, so leicht gab Gray allerdings nicht auf. »Weißt du, ich bin mir sicher, dass es ihr dort wirklich gut gefallen wird. Sie erscheint mir wie der Typ, der sich in Wanderschuhen genauso wohl fühlt wie in einem eleganten Abendkleid.«

Obwohl Callie Jacks Worte nicht verstand, klang es, als stimme er Gray zu.

»Callie, haben Sie Jacks Verlobte schon kennengelernt?«, wandte sich Gray wieder an sie.

Ihr Herzschlag setzte aus, doch obwohl sie das Gefühl hatte, als bohre Jack seinen Blick in sie hinein, zwang sie sich lächelnd aufzusehen. »Bisher hatte ich noch nicht das Vergnügen, nein.«

»Sie werden von ihr begeistert sein. Sie ist eine wahrhaft bemerkenswerte Frau. Und angesichts dessen, was er im Schilde führt, genau die Richtige für Jack.«

Als Gray ihn fragend ansah, räusperte sich Jack. »Bisher habe ich noch nichts davon erwähnt, aber ihr kannst du es ruhig erzählen.«

Dabei wäre es ihr am liebsten gewesen, wenn die beiden Männer überhaupt nichts mehr gesagt hätten.

»Aller Wahrscheinlichkeit nach wird unser Freund hier nächstes Jahr«, erklärte Gray und legte eine kurze, dramatische Pause ein, »für den Posten des Gouverneurs unseres schönen Gemeinwesens kandidieren.«

Callie blickte über den Tisch auf Jack.

Dann hegte er also politische Ambitionen. Was angesichts seiner Familiengeschichte durchaus passend war.

Sie versuchte, ihn sich in der Rolle des Landesvaters vorzustellen, und konnte ihn darin deutlich vor sich sehen. Er war charismatisch, smart, bezwingend. Und wahrscheinlich würde er es nicht beim Amt des Gouverneurs bewenden lassen. So, wie sie ihn kannte, strebte er langfristig bestimmt die Präsidentschaft an.

Jack nickte in Richtung seines Freundes und erklärte ihr: »Ich stelle gerade mein Wahlkampfteam zusammen. Gray wird sich dort unverzichtbar machen, nicht wahr?«

»Weil der bisherige Amtsinhaber mit harten Bandagen kämpfen und du deshalb alle Hilfe brauchen wirst, die du bekommen kannst.«

»Gegen wen wirst du antreten?«, fragte Callie Jack.

»Gegen Bill Callahan, besser als Butch Callahan bekannt«, antwortete er. »Er bedient sich gerne irgendwelcher fauler Tricks, aber glücklicherweise schreckt mich so etwas nicht ab. Ganz im Gegenteil, mir wird es sogar Spaß machen zu versuchen, ihn zu schlagen.«

Sie dachte an ihn in seinem Arbeitszimmer, das Telefon am Ohr. Er hatte ausgesehen, als würde er jeden Augenblick durch die Leitung greifen, um dem Kerl, mit dem er sprach, an die Gurgel zu gehen. Und dann sah sie ihn vor sich, wie er auf dem Speicher über ihrem Atelier herumgekrochen war, entschlossen, die Stereoanlage zu reparieren, und bräuchte er dafür die ganze Nacht. Er war die Art von Mann, die sich jeder Herausforderung ohne zu zögern stellte und sich erst mit der Erreichung ihres Ziels zufriedengab. Wer auch immer sein Gegner war, würde sich besser vorsehen.

Gray schüttelte den Kopf. »Wie ich bereits sagte, musst du dafür gewappnet sein, dass mit jeder Menge Schlamm nach dir geworfen werden wird. Butch und seine Genossen werden sich mit allem beschäftigen, vor allem mit deiner, ähm, Vergangenheit.«

Jack runzelte die Stirn, als Gray in Callies Richtung sah.

»Aber zum Glück sind deine wilden Zeiten ja vorbei. Keine Frauengeschichten mehr, und Blair ist ein echter Gewinn. Unglaublich fotogen und mit einer astreinen Vergangenheit. Außerdem – und das ist das Wichtigste – ist sie ein wirklich netter Mensch.«

»Wie sieht es mit Nachtisch aus?«, fragte Jack die beiden anderen.

Wie sieht es damit aus, sich zu beeilen und aus Boston zu verschwinden?, ging es Callie durch den Kopf.

Jack nickte dem Kellner zu, und sie hatte keine Ahnung, wie sie es ertragen sollte, auch nur noch eine Sekunde hier an diesem Tisch zu sitzen, ohne laut zu schreien. Deshalb war es eine große Erleichterung für sie, als sie endlich ihren Kaffee ausgetrunken hatten und Jack, der darauf bestand, die Rechnung zu begleichen, aufstand und zu Nico ging.

Gray sah sie lächelnd an. »Ich bin in den nächsten Wochen in der Stadt. Hätten Sie vielleicht Lust auf ein Wiedersehen?«

Sie zögerte, doch dann kam Jack zurück an ihren Tisch.

»Ja.«

Jack sah sie fragend an. »Ja, was?«

Bevor Gray etwas sagen konnte, stand sie auf. »Es war ein wunderbarer Abend.«

Was teilweise die Wahrheit war. Unter anderen Umständen hätte sie es sicherlich genossen, jemanden wie Gray zu treffen. Er war witzig und charmant, nur hätte er auch hässlich wie die Nacht und mit Mundgeruch geschlagen sein können, so wenig zog er sie an.

Sie hob ihre lüsternen Gedanken lieber für jemanden auf, der unerreichbar war. Was hatte sie doch wieder einmal für ein Glück.

Sie bedankten sich bei Nico und den Köchen, und dann warteten Gray und sie vor dem Restaurant, während Jack den Wagen holen ging.

»Na, wie gefällt es Ihnen, für Jack zu arbeiten?«

»Ich liebe das Porträt.« Ehrlicher konnte sie im Augenblick einfach nicht sein.

»Es ist ein echtes Meisterwerk. Als Nate der Sechste Bankrott gemacht und deswegen das Bild verhökert hat, war Jack außer sich vor Zorn. Damals hatte er gerade erst sein Studium beendet und bei J.P. Morgan in New York begonnen. Er hat sich total abgerackert, hatte aber einfach nicht genügend eigenes Geld, um den verlangten Preis zu zahlen. Er hat jahrelang auf die Gelegenheit gewartet, es endlich zurückzuholen.«

Callie starrte Gray mit großen Augen an. Den erlauchten Namen Walker hätte sie niemals mit einem Bankrott in Verbindung gebracht.

»Wie hat Mr Walker – ähm – ich meine, womit hat Mr Walker seinen Lebensunterhalt verdient?«

»Gar nicht. Und das meine ich nicht abwertend.« Gray rieb sich das Kinn und räumte schulterzuckend ein: »Oder vielleicht doch. Er war ein echter Menschenfreund. Hat ständig Geld gespendet, als wäre das sein Beruf. Beispielsweise hat er auch den Walker-Lehrstuhl für Kunstgeschichte an der New Yorker Uni eingerichtet. Sie haben doch dort studiert, nicht wahr? Dann haben Sie bestimmt davon gehört.«

»Ja.« Sie räusperte sich. »Wenn Mr Walker all sein Geld verloren hat, wie hat er …?«

Dann brach sie wieder ab. Es war einfach unglaublich, wie neugierig sie war.

»Jack. Jack hat alles bezahlt. Und das tut er noch immer.«

»Mr Walker muss ihm sehr dankbar dafür gewesen sein.« Auch wenn Jack behauptet hatte, dass ihre Beziehung schlecht gewesen war.

»Ganz im Gegenteil. Der alte Herr hielt Jack für einen geldgierigen Schurken. Was wirklich der Gipfel war. Denn wenn sein Sohn nicht so geschäftstüchtig gewesen wäre, hätte Nate der Sechste seine letzten Jahre in einer wesentlich bescheideneren Umgebung als Buona Fortuna verbracht.« Gray bedachte sie mit einem vielsagenden Blick. »Offen gestanden war der Kerl ein Arschloch und obendrein noch Alkoholiker. Ich glaube, nicht viele Leute außerhalb der Familie wussten, wie schlimm es war. Nach außen war er immer der perfekte Gentleman. Die hässlichen Dinge hat er für die Menschen, die ihm am nächsten standen, aufgespart.«

»Wie schrecklich.«

»Ja. Ich sage mir immer, dass Jack trotz und nicht wegen seines Vaters ein so toller Kerl geworden ist. Obwohl ich mir Sorgen um ihn mache.«

Sie wartete auf eine Erklärung, und als keine kam, sah sie ihn fragend an. »Weshalb?«

Gray verschränkte die Arme vor der Brust und starrte durch die Leute, die an ihnen vorüberliefen, hindurch.

»Er steht ungeheuer unter Druck. Beispielsweise, weil beim Walker Fund mehrere hundert Leute beschäftigt sind und weil ich weiß, dass er sich für jeden Einzelnen persönlich verantwortlich fühlt. Wenn er sich um das Amt des Gouverneurs bewirbt, muss jemand seinen Posten in dem Unternehmen übernehmen, aber niemand wird sich jemals so reinhängen wie er. Falls er gewinnt, wird er sich ernsthafte Gedanken über die Zukunft seines Unternehmens machen müssen, da er nicht gleichzeitig den Staat regieren und den Laden weiterführen kann.« Gray runzelte die Stirn. »Und dann ist da noch der Wahlkampf selbst. Ich weiß, er denkt, dass er dafür gewappnet ist, aber ich bin mir nicht sicher, ob ihm wirklich klar ist, wie schlimm so etwas werden kann. Er ist ein wirklich außergewöhnlicher Mann, doch jeder Mensch hat seine Grenzen, und Stress tut den Leuten manchmal die seltsamsten Dinge an.«

Er machte eine Pause, verzog das Gesicht zu einem Lächeln und bedachte sie mit einem warmen Blick. »Aber genug von Jack.«

Callie hörte das Schnurren des Aston Martin, der in diesem Moment um die Ecke bog, und atmete erleichtert auf.

»War wirklich nett, Sie kennenzulernen«, sagte sie zu Gray.

»Das Vergnügen war ganz meinerseits. Ich rufe Sie einfach in den nächsten Tagen an.« Mit einer leichten Verbeugung öffnete er die Wagentür und bot ihr seine Hand, um ihr beim Einsteigen behilflich zu sein.

»Willst du mitfahren?« Jack beugte sich über den Beifahrersitz, um Gray anzusehen.

Um jede Berührung zu vermeiden, wich Callie so weit es ging zurück und sah, dass er den Mund zukniff.

»Danke, aber ich glaube nicht, dass ich auf den Rücksitz passen würde. Außerdem ist es bei deinem Fahrstil sicherer, zu Fuß zu gehen.« Lächelnd drückte Gray die Tür ins Schloss und schlenderte davon.

Jack legte den ersten Gang ein, aber sie waren keine zwei Meter gefahren, als er von Callie wissen wollte: »Also, was hältst du von Gray?«

»Er könnte dein Zwillingsbruder sein«, antwortete sie, ohne ihn anzusehen.

Auf dem Gehweg liefen Leute durch die Kälte, betraten oder verließen Restaurants. Ihr Blick fiel auf ein Paar, einen Mann und eine Frau, die dicht nebeneinander liefen. Er sah geradeaus, sie blickte zu ihm auf, und sie beide lächelten. Sie waren jung. Vielleicht Mitte zwanzig. Fast in ihrem Alter, dachte sie.

»Aber wie hat er dir gefallen?«, drängte Jack. »Hat die Chemie zwischen euch gestimmt?«

Das Mädchen stieß den Jungen mit der Hüfte an, brachte ihn aus dem Gleichgewicht, und er schlang ihr die Arme um die Taille und zog sie an seine Brust. Dann verlor Callie die beiden aus den Augen, als der Aston Martin um eine Kurve bog.

»Callie?«

Sie schüttelte den Kopf. »Verzeihung, ich war gerade ein bisschen abgelenkt.«

»Wovon?«

Von Träumen, dachte sie. Denen anderer und meinen eigenen.

»Von nichts Besonderem. Gray hat ein einnehmendes Wesen, ist klug und attraktiv.«

Jack bedachte sie mit einem durchdringenden Blick.

Dann aber konzentrierte er sich wieder auf die Straße und stieß zwischen zusammengebissenen Zähnen aus: »Ich nehme an, das ist er. Aber du musst wissen, dass er eine wirklich furchteinflößende Narbe von einer Blinddarmoperation hat.«

Er lenkte den Wagen auf eine Schnellstraße, und sie hatte keine Ahnung, wo sie waren, und war nur froh, dass nur wenige Fahrzeuge auf der Straße waren. Sie lehnte sich gegen die weiche Kopfstütze und hoffte, er brächte sie unbeschadet nach Wellesley zurück.

Blair. Seine Verlobte hieß Blair.

Wie passend. Und wie elegant.

Aber was hatte sie erwartet? Dass er eine Irma ehelichen würde? Oder eine Gertrude?

Als sie vor ihrem geistigen Auge eine langbeinige, gut gekleidete Salonlöwin mit einem makellosen Stammbaum sah, kniff sie die Augen zu und hoffte inständig auf eine Ablenkung.

Vielleicht böte ihr die ja Gray Bennett, überlegte sie.

Als er sie nach Hause fuhr, war Jack alles andere als glücklich über den Erfolg des Restaurantbesuchs.

Sie fand Gray also attraktiv.

Verflucht.

Gott, am liebsten hätte er sich selbst in den Allerwertesten getreten, weil er sie mit ihm bekannt gemacht hatte. Nun, da sein Plan, sie zu verkuppeln, aufzugehen schien, hasste er es, dass sie der Ansicht war, ein anderer wäre attraktiv. Klug. Und was noch? Ja, richtig, hätte ein einnehmendes Wesen.

Ein einnehmendes Wesen. Was in aller Welt sollte das sein?

Er blickte sie vorsichtig von der Seite an. Sie hatte den Kopf gegen die Kopfstütze gelehnt und schien aus dem Fenster zu sehen. Dabei flackerten die Lichter der Straßenlaternen und der Scheinwerfer der anderen Wagen auf ihrem Gesicht.

»Callie?«

Sie wandte sich ihm zu.

»Wirst du noch mal mit ihm ausgehen?«

Achselzuckend wandte sie sich wieder ab.

Er starrte sie weiter an und bemühte sich, ihrem Gesicht die Antwort anzusehen.

»Jack, pass auf!«

Er sah wieder nach vorne und riss gerade noch rechtzeitig das Lenkrad herum, um einem Wagen auszuweichen, der am Rand der Straße liegengeblieben war.

»Himmel«, stieß er aus, als die Reifen nicht mehr quietschten. »Das war ganz schön knapp.«

Callie hatte eine Hand auf ihre Brust gepresst. »Du musst einfach lernen, langsamer zu machen.«

»Ich weiß.«

Und vor allem müsste er endlich aufhören, brillante Pläne zu schmieden, fügte er stumm hinzu.

Dann sagten sie nichts mehr, bis er in die Garage seines Hauses fuhr und den Motor abstellte.

»Danke für das Abendessen«, sagte sie und öffnete die Tür.

»Also?«, fragte er.

»Ob ich noch mal mit Gray ausgehen werde?« Als er nickte, meinte sie: »Ja, das werde ich.«

Und dann schlug sie ihm die Wagentür vor der Nase zu.

Jack sprang auf und lief ihr hinterher. Sie ging schnellen Schrittes mit klappernden Absätzen über den Hof.

»Wann?«, wollte er wissen.

»Das weiß ich noch nicht.«

»Wirst du ihn anrufen?«

»Er wird sich bei mir melden.«

»Und wo werdet ihr hingehen?«

»Was soll diese Fragerei?« Sie sah ihn verärgert an.

»Findest du ihn wirklich nett?«

Sie blieb stehen und stemmte die Hände in die Hüften. »Nein. Ich fand ihn total abstoßend, deshalb habe ich zugesagt, als er wissen wollte, ob wir uns wiedersehen. Willst du sonst noch etwas wissen?«

Fühlst du dich zu ihm hingezogen? Wirst du dich von ihm küssen lassen? Wirst du mit ihm schlafen?

Seine Eingeweide brannten. Der Gedanke an Callie mit seinem Freund oder mit irgendeinem anderen Mann weckte in ihm das Gefühl, als hätte ihm jemand eine mit einem Wagenheber verpasst.

Und was, wenn sie sich tatsächlich in Gray verliebte? Was täte er dann? Der Kerl konnte einfach mit Frauen umgehen. Seine unzähligen Erfolge waren fast so legendär wie seine eigenen. Genau wie seine Untreue.

Himmel, vielleicht hätte er sie mit jemand anderem zusammenbringen sollen. Wie zum Beispiel Charlie Feldman, seinem Steuerberater, denn der war praktisch ein Eunuch.

»Sei einfach vorsichtig«, bat er. Täte Gray ihr weh, dann brächte er ihn um.

Callie legte ihren Kopf zur Seite und sah ihn aus zugekniffenen Augen an. »Mein Gott, du bist total verrückt. Erst verkuppelst du mich mit einem deiner Freunde, und dann erzählst du mir, dass ich auf mich aufpassen soll. Wenn er ein solcher Schürzenjäger ist, warum hast du ihn mir dann überhaupt erst vorgestellt?«

»Ich will einfach nicht, dass er dir weh tut. Weil Gray nämlich ein echter Herzensbrecher ist.«

»Damit kennst du dich ja aus«, murmelte sie und setzte sich wieder in Bewegung.

Jack fluchte, wünschte sich, er hätte irgendwelche besseren Argumente gegen ein neuerliches Treffen zwischen dieser Frau und seinem Freund, und rannte ihr dann wieder hinterher. »Bist du jetzt zufrieden? Nachdem du mir diesen kleinen Seitenhieb verpassen konntest?«

»Nicht wirklich. Denn das, was du bist, finde ich genauso schrecklich wie du anscheinend selbst. Und in diesem Augenblick wünschte ich, du hättest mir Gray niemals vorgestellt.«

Seltsam, so ging es ihm auch.

Er knirschte mit den Zähnen. »Was ist so schlimm daran, dass ich versuche, ein Date für dich zu arrangieren?«

Abgesehen von der Tatsache, dass er dann vielleicht mit ansehen müsste, wie sich eine Romanze zwischen der Frau, die er leidenschaftlich begehrte, und seinem besten Freund entspann. Na toll.

»Nicht das ist das Problem, sondern die Art, wie du dich jetzt verhältst.«

»Du denkst also, es wäre falsch, dass ich dir ein paar gute Ratschläge erteilen will?«

Wieder blieb sie stehen und drehte sich zu ihm um. »Ich finde, dass du nicht hilfsbereit, sondern besitzergreifend bist.«

Was natürlich richtig war.

»Was bildest du dir eigentlich ein?«, fuhr sie unbarmherzig fort. »Es gibt schon eine Frau in deinem Leben. Warum also interessiert es dich, was ich mit Gray Bennett mache oder nicht?«

Weil er eindeutig verrückt geworden war.

»Es geht hier nicht um mich«, erklärte er.

»Da irrst du dich.« Sie pikste ihn mit ihrem Zeigefinger an. »Es geht ausschließlich um dich. Denn du hast ein ernsthaftes Problem mit deiner Verlobung, wenn du in Bezug auf jemand anderen derart eifersüchtig bist.«

Sie marschierte weiter, riss die Küchentür auf, und wieder trottete er ihr hinterher.

»Würdest du wohl endlich stehen bleiben?«, knurrte er.

»Ich gehe jetzt ins Bett. Danke für einen wirklich seltsamen Abend, Jack.«

»Um Himmels willen, Callie …«

Mit vor Zorn funkelnden Augen fuhr sie zu ihm herum. »Es reicht. Mehr ertrage ich an einem Abend nicht. Wer weiß, was morgen ist. Vielleicht treibst du ja noch jemand anderen auf, mit dem du mich zusammenbringen kannst. Aber dann haben wir die Schritte dieses lächerlichen Affentanzes wenigstens schon mal geübt.«

»Morgen bin ich in New York.«

Sie sah ihn reglos an.

»Bei Blair?«

Er nickte langsam mit dem Kopf, und sie reckte das Kinn.

»Tja, dann wünsche ich dir viel Spaß. Ich bin sicher, dass ihr beide sehr viel zu bereden haben werdet, obwohl ich mich frage, ob dabei mein Name fallen wird.« Sie stieß ein harsches Lachen aus. »Mein Gott, ich kann es einfach nicht glauben, dass ich schon wieder das schmutzige kleine Geheimnis von jemandem bin.«

Jack runzelte die Stirn. Schon wieder?

»Callie, ich …«

Sie schnitt ihm das Wort mit einer abrupten Handbewegung ab. »Egal. Das geht mich schließlich nichts an. Genau wie es dich nichts angeht, was zukünftig zwischen mir und deinem Kumpel läuft.«

Mit wild schwingender rotbrauner Mähne marschierte sie in den Flur.