Die Oise hinunter: Nach Compiègne

Auch die geduldigsten Menschen haben irgendwann genug davon, unaufhörlich vom Regen durchnässt zu werden, außer natürlich im Schottischen Hochland, wo es nicht ausreichend Schönwetterperioden gibt, um den Unterschied zu bemerken. Dies war auch bei uns der Fall an dem Tag, als wir Noyon verließen. Ich erinnere mich an nichts von dieser Fahrt; da waren nur Lehmufer und Weiden und Regen, unablässiger, erbarmungsloser, prasselnder Regen, bis wir bei einem kleinen Wirtshaus in Pimprez, wo der Kanal ganz nahe am Fluss verläuft, haltmachten, um zu essen. Wir waren so jämmerlich durchnässt, dass die Wirtin für uns ein paar Scheite im Kamin anzündete; dort saßen wir in einer Wolke aus Wasserdampf und klagten unser Leid. Der Ehemann hängte sich eine Tasche um und ging auf die Jagd, die Ehefrau saß in sicherer Entfernung und beobachtete uns. Ich denke, wir waren wirklich bühnenreif. Wir schimpften über unser Unglück in La Fère und sahen weitere La Fères für die Zukunft voraus, obwohl es besser lief, wenn der Kapitän der Cigarette als Sprecher fungierte. Er war im Allgemeinen selbstbewusster als ich und hatte eine träge und überzeugende Art, eine Wirtin so anzusprechen, dass sie die Kautschuktaschen erst gar nicht bemerkte. Als wir über La Fère sprachen, fielen uns die Reservisten ein.

»Ein Reservistenmanöver«, sagte er, »scheint doch eine ziemlich üble Methode zu sein, die Herbstferien zu verbringen.«

»Ungefähr so übel wie Kanufahren«, erwiderte ich niedergeschlagen.

»Die Herren reisen zum Vergnügen?«, fragte die Wirtin mit unbewusster Ironie.

Das war zu viel. Uns fiel es wie Schuppen von den Augen. Ein weiterer Regentag, so wurde beschlossen, und wir würden die Boote auf den Zug verladen.

Das Wetter verstand den Wink. Wir wurden kein weiteres Mal durchnässt. Am Nachmittag klarte es auf: Immer noch zogen große Wolken über das Firmament, aber nur noch vereinzelt und mit reichlich Blau rund um ihre Bahnen; einem Sonnenuntergang in zartestem Rosa und Gold folgten eine sternenklare Nacht und ein Monat mit beständigem Wetter. Gleichzeitig begann der Fluss uns eine bessere Aussicht auf das Land zu gewähren. Die Dämme waren nicht mehr so hoch, die Weiden verschwanden vom Ufer, freundliche Hügel erhoben sich überall entlang seines Laufs und zeichneten ihr Profil an den Himmel.

Nach kurzer Zeit endete der Kanal mit seiner letzten Schleuse, wo die Hausboote auf die Oise entlassen wurden, so dass wir nicht befürchten mussten, ohne Gesellschaft zu sein. Hier waren all unsere alten Freunde; die Deo Gratias aus Condé und die Vier Söhne von Aymon reisten munter mit uns stromabwärts. Wir wechselten Flussuferfreundlichkeiten mit dem Steuermann, der inmitten einer Holzladung thronte, oder dem Treiber, der heiser war vom Schimpfen auf seine Pferde; Kinder kamen und schauten über die Reling, als wir vorbeipaddelten. Uns war die ganze Zeit über nicht bewusst gewesen, wie sehr wir sie vermisst hatten, doch der Anblick des Rauchs aus ihren Schornsteinen brachte uns in Schwung.

Wenig später kam es zu einem noch bedeutsameren Treffen. Denn die Aisne schloss sich uns an, ein bereits weitgereister Fluss, frisch aus der Champagne. Hier endete die Jugend der Oise, es war ihr Hochzeitstag; von nun an floss sie stattlich und satt dahin, ihrer eigenen Würde bewusst und verschiedene Stauseen füllend. Der Fluss wurde zu einem friedlichen Teil der Landschaft. Die Bäume und Städte betrachteten sich in ihm wie in einem Spiegel. Leicht trug er die Kanus auf seiner breiten Brust; man musste nicht hart gegen Wirbel ankämpfen, stattdessen standen Müßiggang auf der Tagesordnung und ein schlichtes Eintauchen des Paddels, mal auf dieser, mal auf jener Seite, ohne Nachdenken oder Anstrengung. Nun gerieten wir wirklich in wahrhaft freundliches Wetter und trieben wie Gentlemen auf das Meer zu.

Als die Sonne unterging, erreichten wir Compiègne, dieses schöne Profil einer Stadt über dem Fluss. Ein Regiment marschierte zum Trommelschlag über die Brücke. Menschen bummelten auf dem Kai, einige fischten, andere blickten müßig auf den Strom. Und als die beiden Boote über das Wasser flitzten, konnten wir sehen, wie sie auf sie zeigten und miteinander sprachen. Wir landeten an einer schwimmenden Wäscherei, wo die Frauen immer noch die Kleider klopften.