Die Oise hinunter: Durch das Goldene Tal

Hinter La Fère strömt der Fluss durch eine offene idyllische Landschaft, grün, üppig, von Viehzüchtern geliebt, das Goldene Tal genannt. In großen Bogen und in einem hurtigen gleichmäßigen Galopp säumt der endlose Strom die Felder und macht sie fruchtbar. Kühe und Pferde und kleine lustige Esel grasen gemeinsam auf den Weiden und kommen in Scharen ans Flussufer, um zu trinken. Sie geben ein seltsames Bild in der Landschaft ab, besonders wenn sie aufgeschreckt werden und man sie mit ihren ungleichen Körpern und Gesichtern hin und her galoppieren sieht. Es ist, als sähe man große grenzenlose Pampas mit den Viehherden der Nomadenvölker. Auf beiden Ufern waren in der Ferne Hügel zu erkennen; auf einer Seite reichte der Fluss zuweilen bis an die bewaldeten Ausläufer von Coucy und Saint-Gobain.

Die Artillerie übte in La Fère, und bald gesellte sich die Himmelskanone zu jenem lautstarken Spiel. Zwei Kontinente aus Wolken trafen sich über uns und tauschten Salven aus, während wir in allen Himmelsrichtungen am Horizont Sonnenschein und klares Wetter über den Hügeln sahen. Wegen der Kanonen und des Donners waren die Herden im Goldenen Tal verängstigt. Wir konnten sehen, wie sie ihre Köpfe schüttelten und in furchtsamer Unentschlossenheit hin und her trabten; als sie sich für eine Richtung entschieden hatten und der Esel dem Pferd folgte und die Kuh dem Esel, erschallte das Donnern ihrer Hufe weit über die Wiesen. Es klang martialisch, wie ein Angriff der Kavallerie. Und alles in allem bot man uns oder zumindest unseren Ohren eine aufrüttelnde Schlachtszene zur Unterhaltung.

Schließlich schwiegen die Kanonen und der Donner, die Sonne schien auf die feuchten Wiesen, die Luft war mit dem Odem frohlockender Bäume und Grasduft parfümiert, und der unverdrossene Fluss trug uns mit Höchstgeschwindigkeit weiter. Bei Chauny kamen wir an einem Fabrikgelände vorüber, danach wurden die Ufer so hoch, dass sie das angrenzende Land verbargen und wir nichts als Abhänge aus Lehm und eine Weide nach der anderen sahen. Nur hin und wieder fuhren wir an einem Dorf oder einer Fähre vorbei, und ein verblüfftes Kind blickte uns am Ufer nach, bis wir hinter der Biegung verschwanden. In den Träumen jenes Kindes sind wir wohl noch nächtelang weitergepaddelt.

Sonne und Regen wechselten wie Tag und Nacht, verlängerten die Stunden durch ihren Wechsel. Wenn die Regenschauer heftig waren, konnte ich spüren, wie jeder einzelne Tropfen durch die Jacke auf meine warme Haut fiel; die Anhäufung dieser kleinen Schocks brachte mich fast um den Verstand. Ich entschloss mich, in Noyon einen Regenmantel zu kaufen. Nass zu werden ist harmlos, doch die Qual dieser gleichzeitig auf meinen ganzen Körper niederprasselnden kalten Nadelstiche ließ mich wie ein Wahnsinniger mit dem Paddel auf das Wasser schlagen. Der Kapitän der Cigarette amüsierte sich prächtig über diese Aufwallungen. So bekam er etwas anderes zu sehen als Lehmufer und Weiden.

Die ganze Zeit über schlich der Fluss wie ein Dieb an geraden Stellen entlang oder schwang sich rasant um die Kurven; die Weiden nickten und wurden pausenlos unterspült, die Lehmufer rutschten ab; die Oise, die so viele Jahrhunderte lang das Goldene Tal erschaffen hatte, schien es sich anders überlegt zu haben und entschlossen zu sein, das Hervorgebrachte zu zerstören. So zahlreich sind die Werke, die ein Fluss vollbringen kann, indem er einfach in der Unschuld seines Herzens der Schwerkraft gehorcht!