Die Heimkehr

1823–1824

~

1. In mein gar zu dunkles Leben

2. Ich weiß nicht, was soll es bedeuten

3. Mein Herz, mein Herz ist traurig

4. Im Walde wandl’ ich und weine

5. Die Nacht ist feucht und stürmisch

6. Als ich, auf der Reise, zufällig

7. Wir saßen am Fischerhause

8. Du schönes Fischermädchen

9. Der Mond ist aufgegangen

10. Der Wind zieht seine Hosen an

11. Der Sturm spielt auf zum Tanze

12. Der Abend kommt gezogen

13. Wenn ich an deinem Hause

14. Das Meer erglänzte weit hinaus

15. Da droben auf jenem Berge

16. Am fernen Horizonte

17. Sei mir gegrüßt, du große

18. So wandl’ ich wieder den alten Weg

19. Ich trat in jene Hallen

20. Still ist die Nacht, es ruhen die Gassen

21. Wie kannst du ruhig schlafen

22. Die Jungfrau schläft in der Kammer

23. Ich stand in dunkeln Träumen

24. Ich unglücksel’ger Atlas! eine Welt

25. Die Jahre kommen und gehen

26. Mir träumte: Traurig schaute der Mond

27. Was will die einsame Träne?

28. Der bleiche, herbstliche Halbmond

29. Das ist ein schlechtes Wetter

30. Man glaubt, daß ich mich gräme

31. Deine weißen Lilienfinger

32. »Hat sie sich denn nie geäußert

33. Sie liebten sich beide, doch keiner

34. Und als ich euch meine Schmerzen geklagt

35. Ich rief den Teufel, und er kam

36. Mensch, verspotte nicht den Teufel

37. Die Heil’gen Drei Könige aus Morgenland

38. Mein Kind, wir waren Kinder

39. Das Herz ist mir bedrückt, und sehnlich

40. Wie der Mond sich leuchtend dränget

41. Im Traum sah ich die Geliebte

42. »Teurer Freund! Was soll es nützen

43. Werdet nur nicht ungeduldig

44. Nun ist es Zeit, daß ich mit Verstand

45. Den König Wiswamitra

46. Herz, mein Herz, sei nicht beklommen

47. Du bist wie eine Blume

48. Kind! Es wäre dein Verderben

49. Wenn ich auf dem Lager liege

50. Mädchen mit dem roten Mündchen

51. Mag da draußen Schnee sich türmen

52. Andre beten zur Madonne

53. Verriet mein blasses Angesicht

54. Teurer Freund, du bist verliebt

55. Ich wollte bei dir weilen

56. Saphire sind die Augen dein

57. Habe mich mit Liebesreden

58. Zu fragmentarisch ist Welt und Leben!

59. Ich hab mir lang den Kopf zerbrochen

60. Sie haben heut abend Gesellschaft

61. Ich wollt, meine Schmerzen ergössen

62. Du hast Diamanten und Perlen

63. Wer zum ersten Male liebt

64. Gaben mir Rat und gute Lehren

65. Diesen liebenswürd’gen Jüngling

66. Mir träumt’: Ich bin der liebe Gott

67. Ich hab euch im besten Juli verlassen

68. Von schönen Lippen fortgedrängt, getrieben

69. Wir fuhren allein im dunkeln

70. Das weiß Gott, wo sich die tolle

71. Wie dunkle Träume stehen

72. Und bist du erst mein eh’lich Weib

73. An deine schneeweiße Schulter

74. Es blasen die blauen Husaren

75. Habe auch, in jungen Jahren

76. Bist du wirklich mir so feindlich

77. Ach, die Augen sind es wieder

78. Selten habt ihr mich verstanden

79. Doch die Kastraten klagten

80. Auf den Wällen Salamankas

81. Neben mir wohnt Don Henriquez

82. Kaum sahen wir uns, und an Augen und Stimme

83. Über die Berge steigt schon die Sonne

84. Zu Halle auf dem Markt

85. Dämmernd liegt der Sommerabend

86. Nacht liegt auf den fremden Wegen

87. Der Tod, das ist die kühle Nacht

88. »Sag, wo ist dein schönes Liebchen

Götterdämmerung

Ratcliff

Doña Clara

Almansor

Die Wallfahrt nach Kevlaar

~

1.

In mein gar zu dunkles Leben

Strahlte einst ein süßes Bild;

Nun das süße Bild erblichen,

Bin ich gänzlich nachtumhüllt.

Wenn die Kinder sind im Dunkeln

Wird beklommen ihr Gemüt,

Und um ihre Angst zu bannen,

Singen sie ein lautes Lied.

Ich, ein tolles Kind, ich singe

Jetzo in der Dunkelheit;

Klingt das Lied auch nicht ergötzlich,

Hat’s mich doch von Angst befreit.

2.

Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,

Daß ich so traurig bin;

Ein Märchen aus alten Zeiten,

Das kommt mir nicht aus dem Sinn.

Die Luft ist kühl und es dunkelt,

Und ruhig fließt der Rhein;

Der Gipfel des Berges funkelt

Im Abendsonnenschein.

Die schönste Jungfrau sitzet

Dort oben wunderbar,

Ihr goldnes Geschmeide blitzet,

Sie kämmt ihr goldenes Haar.

Sie kämmt es mit goldenem Kamme,

Und singt ein Lied dabei;

Das hat eine wundersame,

Gewaltige Melodei.

Den Schiffer im kleinen Schiffe

Ergreift es mit wildem Weh;

Er schaut nicht die Felsenriffe,

Er schaut nur hinauf in die Höh’.

Ich glaube, die Wellen verschlingen

Am Ende Schiffer und Kahn;

Und das hat mit ihrem Singen

Die Lorelei getan.

3.

Mein Herz, mein Herz ist traurig,

Doch lustig leuchtet der Mai;

Ich stehe, gelehnt an der Linde,

Hoch auf der alten Bastei.

Da drunten fließt der blaue

Stadtgraben in stiller Ruh’;

Ein Knabe fährt im Kahne,

Und angelt und pfeift dazu.

Jenseits erheben sich freundlich,

In winziger, bunter Gestalt,

Lusthäuser, und Gärten, und Menschen,

Und Ochsen, und Wiesen, und Wald.

Die Mägde bleichen Wäsche,

Und springen im Gras herum;

Das Mühlrad stäubt Diamanten,

Ich höre sein fernes Gesumm’.

Am alten grauen Turme

Ein Schilderhäuschen steht;

Ein rotgeröckter Bursche

Dort auf und nieder geht.

Er spielt mit seiner Flinte,

Die funkelt im Sonnenrot,

Er präsentiert und schultert –

Ich wollt, er schösse mich tot.

4.

Im Walde wandl’ ich und weine,

Die Drossel sitzt in der Höh’;

Sie springt und singt gar feine:

»Warum ist dir so weh?«

»Die Schwalben, deine Schwestern,

Die können’s dir sagen, mein Kind;

Sie wohnten in klugen Nestern,

Wo Liebchens Fenster sind.«

5.

Die Nacht ist feucht und stürmisch,

Der Himmel sternenleer;

Im Wald, unter rauschenden Bäumen,

Wandle ich schweigend einher.

Es flimmert fern ein Lichtchen

Aus dem einsamen Jägerhaus;

Es soll mich nicht hin verlocken,

Dort sieht es verdrießlich aus.

Die blinde Großmutter sitzt ja

Im ledernen Lehnstuhl dort,

Unheimlich und starr, wie ein Steinbild,

Und spricht kein einziges Wort.

Fluchend geht auf und nieder

Des Försters rotköpfiger Sohn,

Und wirft an die Wand die Büchse,

Und lacht vor Wut und Hohn.

Die schöne Spinnerin weinet

Und feuchtet mit Tränen den Flachs;

Wimmernd zu ihren Füßen

Schmiegt sich des Vaters Dachs.

6.

Als ich, auf der Reise, zufällig

Der Liebsten Familie fand,

Schwesterchen, Vater und Mutter,

Sie haben mich freudig erkannt.

Sie fragten nach meinem Befinden,

Und sagten selber sogleich:

Ich hätte mich gar nicht verändert,

Nur mein Gesicht sei bleich.

Ich fragte nach Muhmen und Basen,

Nach manchem langweil’gen Gesell’n,

Und nach dem kleinen Hündchen

Mit seinem sanften Bell’n.

Auch nach der vermählten Geliebten

Fragte ich nebenbei;

Und freundlich gab man zur Antwort:

Daß sie in den Wochen sei.

Und freundlich gratuliert ich,

Und lispelte liebevoll:

Daß man sie von mir recht herzlich

Vieltausendmal grüßen soll.

Schwesterchen rief dazwischen:

»Das Hündchen, sanft und klein,

Ist groß und toll geworden,

Und ward ertränkt, im Rhein.«

Die Kleine gleicht der Geliebten,

Besonders wenn sie lacht;

Sie hat dieselben Augen,

Die mich so elend gemacht.

7.

Wir saßen am Fischerhause,

Und schauten nach der See;

Die Abendnebel kamen,

Und stiegen in die Höh’.

Im Leuchtturm wurden die Lichter

Allmählich angesteckt,

Und in der weiten Ferne

Ward noch ein Schiff entdeckt.

Wir sprachen von Sturm und Schiffbruch,

Vom Seemann, und wie er lebt

Und zwischen Himmel und Wasser

Und Angst und Freude schwebt.

Wir sprachen von fernen Küsten,

Vom Süden und vom Nord,

Und von den seltsamen Völkern

Und seltsamen Sitten dort.

Am Ganges duftet’s und leuchtet’s,

Und Riesenbäume blühn,

Und schöne, stille Menschen

Vor Lotosblumen knien.

In Lappland sind schmutzige Leute,

Plattköpfig, breitmäulig und klein;

Sie kauern ums Feuer, und backen

Sich Fische, und quäken und schrein.

Die Mädchen horchten ernsthaft,

Und endlich sprach niemand mehr;

Das Schiff war nicht mehr sichtbar,

Es dunkelte gar zu sehr.

8.

Du schönes Fischermädchen,

Treibe den Kahn ans Land;

Komm zu mir und setze dich nieder,

Wir kosen Hand in Hand.

Leg an mein Herz dein Köpfchen,

Und fürchte dich nicht zu sehr;

Vertraust du dich doch sorglos

Täglich dem wilden Meer.

Mein Herz gleicht ganz dem Meere,

Hat Sturm und Ebb’ und Flut,

Und manche schöne Perle

In seiner Tiefe ruht.

9.

Der Mond ist aufgegangen

Und überstrahlt die Well’n;

Ich halte mein Liebchen umfangen,

Und unsre Herzen schwell’n.

Im Arm des holden Kindes

Ruh ich allein am Strand; –

»Was horchst du beim Rauschen des Windes?

Was zuckt deine weiße Hand?«

»Das ist kein Rauschen des Windes,

Das ist der Seejungfern Gesang,

Und meine Schwestern sind es,

Die einst das Meer verschlang.«

10.

Der Wind zieht seine Hosen an,

Die weißen Wasserhosen!

Er peitscht die Wellen, so stark er kann,

Die heulen und brausen und tosen.

Aus dunkler Höh’, mit wilder Macht,

Die Regengüsse träufen;

Es ist, als wollt die alte Nacht

Das alte Meer ersäufen.

An den Mastbaum klammert die Möwe sich

Mit heiserem Schrillen und Schreien;

Sie flattert und will gar ängstiglich

Ein Unglück prophezeien.

11.

Der Sturm spielt auf zum Tanze,

Er pfeift und saust und brüllt;

Heisa! wie springt das Schifflein!

Die Nacht ist lustig und wild.

Ein lebendes Wassergebirge

Bildet die tosende See;

Hier gähnt ein schwarzer Abgrund,

Dort türmt es sich weiß in die Höh’.

Ein Fluchen, Erbrechen und Beten

Schallt aus der Kajüte heraus;

Ich halte mich fest am Mastbaum

Und wünsche: Wär ich zu Haus.

12.

Der Abend kommt gezogen,

Der Nebel bedeckt die See;

Geheimnisvoll rauschen die Wogen,

Da steigt es weiß in die Höh’.

Die Meerfrau steigt aus den Wellen,

Und setzt sich zu mir an den Strand;

Die weißen Brüste quellen

Hervor aus dem Schleiergewand.

Sie drückt mich, und sie preßt mich,

Und tut mir fast ein Weh; –

»Du drückst ja viel zu fest mich,

Du schöne Wasserfee!«

»Ich preß dich, in meinen Armen,

Und drücke dich mit Gewalt;

Ich will bei dir erwarmen,

Der Abend ist gar zu kalt.«

Der Mond schaut immer blasser

Aus dämmriger Wolkenhöh’;

»Dein Auge wird trüber und nasser,

Du schöne Wasserfee!«

»Es wird nicht trüber und nasser,

Mein Aug’ ist naß und trüb,

Weil, als ich stieg aus dem Wasser,

Ein Tropfen im Auge blieb.«

Die Möwen schrillen kläglich,

Es grollt und brandet die See; –

»Dein Herz pocht wild beweglich,

Du schöne Wasserfee!«

»Mein Herz pocht wild beweglich,

Es pocht beweglich wild,

Weil ich dich liebe unsäglich,

Du liebes Menschenbild!«

13.

Wenn ich an deinem Hause

Des Morgens vorübergeh,

So freut’s mich, du liebe Kleine,

Wenn ich dich am Fenster seh.

Mit deinen schwarzbraunen Augen

Siehst du mich forschend an:

»Wer bist du, und was fehlt dir,

Du fremder, kranker Mann?«

»Ich bin ein deutscher Dichter,

Bekannt im deutschen Land;

Nennt man die besten Namen,

So wird auch der meine genannt.

Und was mir fehlt, du Kleine,

Fehlt manchem im deutschen Land;

Nennt man die schlimmsten Schmerzen,

So wird auch der meine genannt.«

14.

Das Meer erglänzte weit hinaus

Im letzten Abendscheine;

Wir saßen am einsamen Fischerhaus,

Wir saßen stumm und alleine.

Der Nebel stieg, das Wasser schwoll,

Die Möwe flog hin und wider;

Aus deinen Augen, liebevoll,

Fielen die Tränen nieder.

Ich sah sie fallen auf deine Hand,

Und bin aufs Knie gesunken;

Ich hab von deiner weißen Hand

Die Tränen fortgetrunken.

Seit jener Stunde verzehrt sich mein Leib,

Die Seele stirbt vor Sehnen; –

Micht hat das unglücksel’ge: Weib

Vergiftet mit ihren Tränen.

15.

Da droben auf jenem Berge,

Da steht ein feines Schloß,

Da wohnen drei schöne Fräulein,

Von denen ich Liebe genoß.

Sonnabend küßte mich Jette,

Und Sonntag die Julia,

Und Montag die Kunigunde,

Die hat mich erdrückt beinah.

Doch Dienstag war eine Fete

Bei meinen drei Fräulein im Schloß;

Die Nachbarschafts-Herren und -Damen,

Die kamen zu Wagen und Roß.

Ich aber war nicht geladen,

Und das habt ihr dumm gemacht!

Die zischelnden Muhmen und Basen,

Die merkten’s und haben gelacht.

16.

Am fernen Horizonte

Erscheint, wie ein Nebelbild,

Die Stadt mit ihren Türmen

In Abenddämmrung gehüllt.

Ein feuchter Windzug kräuselt

Die graue Wasserbahn;

Mit traurigem Takte rudert

Der Schiffer in meinem Kahn.

Die Sonne hebt sich noch einmal

Leuchtend vom Boden empor,

Und zeigt mir jene Stelle,

Wo ich das Liebste verlor.

17.

Sei mir gegrüßt, du große,

Geheimnisvolle Stadt,

Die einst in ihrem Schoße

Mein Liebchen umschlossen hat.

Sagt an, ihr Türme und Tore,

Wo ist die Liebste mein?

Euch hab ich sie anvertrauet,

Ihr solltet mir Bürge sein.

Unschuldig sind die Türme,

Sie konnten nicht von der Stell’,

Als Liebchen mit Koffern und Schachteln

Die Stadt verlassen so schnell.

Die Tore jedoch, die ließen

Mein Liebchen entwischen gar still;

Ein Tor ist immer willig,

Wenn eine Törin will.

18.

So wandl’ ich wieder den alten Weg,

Die wohlbekannten Gassen;

Ich komme von meiner Liebsten Haus,

Das steht so leer und verlassen.

Die Straßen sind doch gar zu eng!

Das Pflaster ist unerträglich!

Die Häuser fallen mir auf den Kopf!

Ich eile soviel als möglich!

19.

Ich trat in jene Hallen,

Wo sie mir Treue versprochen;

Wo einst ihre Tränen gefallen,

Sind Schlangen hervorgekrochen.

20.

Still ist die Nacht, es ruhen die Gassen,

In diesem Hause wohnte mein Schatz;

Sie hat schon längst die Stadt verlassen,

Doch steht noch das Haus auf demselben Platz.

Da steht auch ein Mensch und starrt in die Höhe,

Und ringt die Hände, vor Schmerzensgewalt;

Mir graust es, wenn ich sein Antlitz sehe –

Der Mond zeigt mir meine eigne Gestalt.

Du Doppeltgänger! du bleicher Geselle!

Was äffst du nach mein Liebesleid,

Das mich gequält auf dieser Stelle,

So manche Nacht, in alter Zeit?

21.

Wie kannst du ruhig schlafen,

Und weißt, ich lebe noch?

Der alte Zorn kommt wieder,

Und dann zerbrech ich mein Joch.

Kennst du das alte Liedchen:

Wie einst ein toter Knab’

Um Mitternacht die Geliebte

Zu sich geholt ins Grab?

Glaub mir, du wunderschönes,

Du wunderholdes Kind,

Ich lebe und bin noch stärker,

Als alle Toten sind!

22.

Die Jungfrau schläft in der Kammer,

Der Mond schaut zitternd hinein;

Da draußen singt es und klingt es,

Wie Walzermelodei’n.

»Ich will mal schaun aus dem Fenster,

Wer drunten stört meine Ruh’«

Da steht ein Totengerippe,

Und fiedelt und singt dazu:

»Hast einst mir den Tanz versprochen,

Und hast gebrochen dein Wort,

Und heut ist Ball auf dem Kirchhof,

Komm mit, wir tanzen dort.«

Die Jungfrau ergreift es gewaltig,

Es lockt sie hervor aus dem Haus;

Sie folgt dem Gerippe, das singend

Und fiedelnd schreitet voraus.

Es fiedelt und tänzelt und hüpfet,

Und klappert mit seinem Gebein,

Und nickt und nickt mit dem Schädel

Unheimlich im Mondenschein.

23.

Ich stand in dunkeln Träumen

Und starrte ihr Bildnis an,

Und das geliebte Antlitz

Heimlich zu leben begann.

Um ihre Lippen zog sich

Ein Lächeln wunderbar,

Und wie von Wehmutstränen

Erglänzte ihr Augenpaar.

Auch meine Tränen flossen

Mir von den Wangen herab –

Und ach, ich kann es nicht glauben,

Daß ich dich verloren hab!

24.

Ich unglücksel’ger Atlas! eine Welt,

Die ganze Welt der Schmerzen, muß ich tragen,

Ich trage Unerträgliches, und brechen

Will mir das Herz im Leibe.

Du stolzes Herz! du hast es ja gewollt!

Du wolltest glücklich sein, unendlich glücklich,

Oder unendlich elend, stolzes Herz,

Und jetzo bist du elend.

25.

Die Jahre kommen und gehen,

Geschlechter steigen ins Grab,

Doch nimmer vergeht die Liebe,

Die ich im Herzen hab.

Nur einmal noch möcht ich dich sehen,

Und sinken vor dir aufs Knie,

Und sterbend zu dir sprechen:

»Madame, ich liebe Sie!«

26.

Mir träumte: Traurig schaute der Mond,

Und traurig schienen die Sterne;

Es trug mich zur Stadt, wo Liebchen wohnt,

Viel hundert Meilen ferne.

Es hat mich zu ihrem Hause geführt,

Ich küßte die Steine der Treppe,

Die oft ihr kleiner Fuß berührt

Und ihres Kleides Schleppe.

Die Nacht war lang, die Nacht war kalt,

Es waren so kalt die Steine;

Es lugt’ aus dem Fenster die blasse Gestalt,

Beleuchtet vom Mondenscheine.

27.

Was will die einsame Träne?

Sie trübt mir ja den Blick.

Sie blieb aus alten Zeiten

In meinem Auge zurück.

Sie hatte viel leuchtende Schwestern,

Die alle zerflossen sind,

Mit meinen Qualen und Freuden,

Zerflossen in Nacht und Wind.

Wie Nebel sind auch zerflossen

Die blauen Sternelein,

Die mir jene Freuden und Qualen

Gelächelt ins Herz hinein.

Ach, meine Liebe selber

Zerfloß wie eitel Hauch!

Du alte, einsame Träne,

Zerfließe jetzunder auch!

28.

Der bleiche, herbstliche Halbmond

Lugt aus den Wolken heraus;

Ganz einsam liegt auf dem Kirchhof

Das stille Pfarrerhaus.

Die Mutter liest in der Bibel,

Der Sohn, der starret ins Licht,

Schlaftrunken dehnt sich die ältre,

Die jüngere Tochter spricht:

»Ach Gott, wie einem die Tage

Langweilig hier vergehn!

Nur wenn sie einen begraben,

Bekommen wir etwas zu sehn.«

Die Mutter spricht zwischen dem Lesen:

»Du irrst, es starben nur vier,

Seit man deinen Vater begraben

Dort an der Kirchhofstür.«

Die ältre Tochter gähnet:

»Ich will nicht verhungern bei euch,

Ich gehe morgen zum Grafen,

Und der ist verliebt und reich.«

Der Sohn bricht aus in Lachen:

»Drei Jäger zechen im Stern,

Die machen Gold und lehren

Mir das Geheimnis gern.«

Die Mutter wirft ihm die Bibel

Ins magre Gesicht hinein:

»So willst du, Gottverfluchter,

Ein Straßenräuber sein!«

Sie hören pochen ans Fenster,

Und sehn eine winkende Hand;

Der tote Vater steht draußen

Im schwarzen Pred’gergewand.

29.

Das ist ein schlechtes Wetter,

Es regnet und stürmt und schneit;

Ich sitze am Fenster und schaue

Hinaus in die Dunkelheit.

Da schimmert ein einsames Lichtchen,

Das wandelt langsam fort;

Ein Mütterchen mit dem Laternchen

Wankt über die Straße dort.

Ich glaube, Mehl und Eier

Und Butter kaufte sie ein;

Sie will einen Kuchen backen

Fürs große Töchterlein.

Die liegt zu Haus im Lehnstuhl,

Und blinzelt schläfrig ins Licht;

Die goldnen Locken wallen

Über das süße Gesicht.

30.

Man glaubt, daß ich mich gräme

In bitterm Liebesleid,

Und endlich glaub ich es selber,

So gut wie andre Leut’.

Du Kleine mit großen Augen,

Ich hab es dir immer gesagt,

Daß ich dich unsäglich liebe,

Daß Liebe mein Herz zernagt.

Doch nur in einsamer Kammer

Sprach ich auf solche Art,

Und ach! ich hab immer geschwiegen

In deiner Gegenwart.

Da gab es böse Engel,

Die hielten mir zu den Mund;

Und ach! durch böse Engel

Bin ich so elend jetzund.

31.

Deine weißen Lilienfinger,

Könnt ich sie noch einmal küssen,

Und sie drücken an mein Herz,

Und vergehn in stillem Weinen!

Deine klaren Veilchenaugen

Schweben vor mir Tag und Nacht,

Und mich quält es: was bedeuten

Diese süßen, blauen Rätsel?

32.

»Hat sie sich denn nie geäußert

Über dein verliebtes Wesen?

Konntest du in ihren Augen

Niemals Gegenliebe lesen?

Konntest du in ihren Augen

Niemals bis zur Seele dringen?

Und du bist ja sonst kein Esel,

Teurer Freund, in solchen Dingen.«

33.

Sie liebten sich beide, doch keiner

Wollt es dem andern gestehn;

Sie sahen sich an so feindlich,

Und wollten vor Liebe vergehn.

Sie trennten sich endlich und sahn sich

Nur noch zuweilen im Traum;

Sie waren längst gestorben,

Und wußten es selber kaum.

34.

Und als ich euch meine Schmerzen geklagt,

Da habt ihr gegähnt und nichts gesagt;

Doch als ich sie zierlich in Verse gebracht,

Da habt ihr mir große Elogen gemacht.

35.

Ich rief den Teufel, und er kam,

Und ich sah ihn mit Verwundrung an.

Er ist nicht häßlich und ist nicht lahm,

Er ist ein lieber, scharmanter Mann,

Ein Mann in seinen besten Jahren,

Verbindlich und höflich und welterfahren.

Er ist ein gescheuter Diplomat,

Und spricht recht schön über Kirch’und Staat

Blaß ist er etwas, doch ist es kein Wunder,

Sanskrit und Hegel studiert er jetzunder.

Sein Lieblingspoet ist noch immer Fouqué.

Doch will er nicht mehr mit Kritik sich befassen,

Die hat er jetzt gänzlich überlassen

Der teuren Großmutter Hekate.

Er lobte mein juristisches Streben,

Hat früher sich auch damit abgegeben.

Er sagte, meine Freundschaft sei

Ihm nicht zu teuer, und nickte dabei,

Und frug: ob wir uns früher nicht

Schon einmal gesehn beim span’schen Gesandten?

Und als ich recht besah sein Gesicht,

Fand ich in ihm einen alten Bekannten.

36.

Mensch, verspotte nicht den Teufel,

Kurz ist ja die Lebensbahn,

Und die ewige Verdammnis

Ist kein bloßer Pöbelwahn.

Mensch, bezahle deine Schulden,

Lang ist ja die Lebensbahn,

Und du mußt noch manchmal borgen,

Wie du es so oft getan.

37.

Die Heil’gen Drei Könige aus Morgenland,

Sie frugen in jedem Städtchen:

»Wo geht der Weg nach Bethlehem,

Ihr lieben Buben und Mädchen?«

Die Jungen und Alten, sie wußten es nicht,

Die Könige zogen weiter;

Sie folgten einem goldenen Stern,

Der leuchtete lieblich und heiter.

Der Stern blieb stehn über Josephs Haus,

Da sind sie hineingegangen;

Das Öchslein brüllte, das Kindlein schrie,

Die Heil’gen Drei Könige sangen.

38.

Mein Kind, wir waren Kinder,

Zwei Kinder, klein und froh;

Wir krochen ins Hühnerhäuschen,

Versteckten uns unter das Stroh.

Wir krähten wie die Hähne,

Und kamen Leute vorbei –

»Kikereküh!« sie glaubten,

Es wäre Hahnengeschrei.

Die Kisten auf unserem Hofe,

Die tapezierten wir aus,

Und wohnten drin beisammen,

Und machten ein vornehmes Haus.

Des Nachbars alte Katze

Kam öfters zum Besuch;

Wir machten ihr Bückling’ und Knickse

Und Komplimente genug.

Wir haben nach ihrem Befinden

Besorglich und freundlich gefragt;

Wir haben seitdem dasselbe

Mancher alten Katze gesagt.

Wir saßen auch oft und sprachen

Vernünftig, wie alte Leut’,

Und klagten, wie alles besser

Gewesen zu unserer Zeit;

Wie Lieb’ und Treu’ und Glauben

Verschwunden aus der Welt,

Und wie so teuer der Kaffee,

Und wie so rar das Geld! – – –

Vorbei sind die Kinderspiele,

Und alles rollt vorbei –

Das Geld und die Welt und die Zeiten,

Und Glauben und Lieb’ und Treu’.

39.

Das Herz ist mir bedrückt, und sehnlich

Gedenke ich der alten Zeit;

Die Welt war damals noch so wöhnlich,

Und ruhig lebten hin die Leut’.

Doch jetzt ist alles wie verschoben,

Das ist ein Drängen! eine Not!

Gestorben ist der Herrgott oben,

Und unten ist der Teufel tot.

Und alles schaut so grämlich trübe,

So krausverwirrt und morsch und kalt,

Und wäre nicht das bißchen Liebe,

So gäb es nirgends einen Halt.

40.

Wie der Mond sich leuchtend dränget

Durch den dunkeln Wolkenflor,

Also taucht aus dunkeln Zeiten

Mir ein lichtes Bild hervor.

Saßen all auf dem Verdecke,

Fuhren stolz hinab den Rhein,

Und die sommergrünen Ufer

Glühn im Abendsonnenschein.

Sinnend saß ich zu den Füßen

Einer Dame, schön und hold;

In ihr liebes, bleiches Antlitz

Spielt’ das rote Sonnengold.

Lauten klangen, Buben sangen,

Wunderbare Fröhlichkeit!

Und der Himmel wurde blauer,

Und die Seele wurde weit.

Märchenhaft vorüberzogen

Berg’ und Burgen, Wald und Au; –

Und das alles sah ich glänzen

In dem Aug’ der schönen Frau.

41.

Im Traum sah ich die Geliebte,

Ein banges, bekümmertes Weib,

Verwelkt und abgefallen

Der sonst so blühende Leib.

Ein Kind trug sie auf dem Arme,

Ein andres führt sie an der Hand,

Und sichtbar ist Armut und Trübsal

Am Gang und Blick und Gewand.

Sie schwankte über den Marktplatz,

Und da begegnet sie mir,

Und sieht mich an, und ruhig

Und schmerzlich sag ich zu ihr:

»Komm mit nach meinem Hause,

Denn du bist blaß und krank;

Ich will durch Fleiß und Arbeit

Dir schaffen Speis’ und Trank.

Ich will auch pflegen und warten

Die Kinder, die bei dir sind,

Vor allem aber dich selber,

Du armes, unglückliches Kind.

Ich will dir nie erzählen,

Daß ich dich geliebet hab,

Und wenn du stirbst, so will ich

Weinen auf deinem Grab.«

42.

»Teurer Freund! Was soll es nützen,

Stets das alte Lied zu leiern?

Willst du ewig brütend sitzen

Auf den alten Liebeseiern?

Ach! das ist ein ewig Gattern,

Aus den Schalen kriechen Küchlein,

Und sie piepsen und sie flattern,

Und du sperrst sie in ein Büchlein.«

43.

Werdet nur nicht ungeduldig,

Wenn von alten Leidensklängen

Manche noch vernehmlich tönen

In den neuesten Gesängen.

Wartet nur, es wird verhallen

Dieses Echo meiner Schmerzen,

Und ein neuer Liederfrühling

Sprießt aus dem geheilten Herzen.

44.

Nun ist es Zeit, daß ich mit Verstand

Mich aller Torheit entled’ge;

Ich hab so lang als ein Komödiant

Mit dir gespielt die Komödie.

Die prächt’gen Kulissen, sie waren bemalt

Im hochromantischen Stile,

Mein Rittermantel hat goldig gestrahlt,

Ich fühlte die feinsten Gefühle.

Und nun ich mich gar säuberlich

Des tollen Tands entled’ge,

Noch immer elend fühl ich mich,

Als spielt ich noch immer Komödie.

Ach Gott! im Scherz und unbewußt

Sprach ich, was ich gefühlet;

Ich hab mit dem Tod in der eignen Brust

Den sterbenden Fechter gespielet.

45.

Den König Wiswamitra,

Den treibt’s ohne Rast und Ruh’,

Er will durch Kampf und Büßung

Erwerben Wasischtas Kuh.

Oh, König Wiswamitra,

Oh, welch ein Ochs bist du,

Daß du soviel kämpfest und büßest,

Und alles für eine Kuh!

46.

Herz, mein Herz, sei nicht beklommen,

Und ertrage dein Geschick.

Neuer Frühling gibt zurück,

Was der Winter dir genommen.

Und wie viel ist dir geblieben,

Und wie schön ist noch die Welt!

Und, mein Herz, was dir gefällt,

Alles, alles darfst du lieben!

47.

Du bist wie eine Blume,

So hold und schön und rein;

Ich schau dich an, und Wehmut

Schleicht mir ins Herz hinein.

Mir ist, als ob ich die Hände

Aufs Haupt dir legen sollt,

Betend, daß Gott dich erhalte

So rein und schön und hold.

48.

Kind! Es wäre dein Verderben,

Und ich geb mir selber Mühe,

Daß dein liebes Herz in Liebe

Nimmermehr für mich erglühe.

Nur daß mir’s so leicht gelinget,

Will mich dennoch fast betrüben,

Und ich denke manchmal dennoch:

Möchtest du mich dennoch lieben!

49.

Wenn ich auf dem Lager liege,

In Nacht und Kissen gehüllt,

So schwebt mir vor ein süßes,

Anmutig liebes Bild.

Wenn mir der stille Schlummer

Geschlossen die Augen kaum,

So schleicht das Bild sich leise

Hinein in meinen Traum.

Doch mit dem Traum des Morgens

Zerrinnt es nimmermehr;

Dann trag ich es im Herzen

Den ganzen Tag umher.

50.

Mädchen mit dem roten Mündchen,

Mit den Äuglein süß und klar,

Du mein liebes, kleines Mädchen,

Deiner denk ich immerdar.

Lang ist heut der Winterabend,

Und ich möchte bei dir sein,

Bei dir sitzen, mit dir schwatzen,

Im vertrauten Kämmerlein.

An die Lippen wollt ich pressen

Deine kleine, weiße Hand,

Und mit Tränen sie benetzen,

Deine kleine, weiße Hand.

51.

Mag da draußen Schnee sich türmen,

Mag es hageln, mag es stürmen,

Klirrend mir ans Fenster schlagen,

Nimmer will ich mich beklagen,

Denn ich trage in der Brust

Liebchens Bild und Frühlingslust.

52.

Andre beten zur Madonne,

Andre auch zu Paul und Peter;

Ich jedoch, ich will nur beten,

Nur zu dir, du schöne Sonne.

Gib mir Küsse, gib mir Wonne,

Sei mir gütig, sei mir gnädig,

Schönste Sonne unter den Mädchen,

Schönstes Mädchen unter der Sonne!

53.

Verriet mein blasses Angesicht

Dir nicht mein Liebeswehe?

Und willst du, daß der stolze Mund

Das Bettelwort gestehe?

Oh, dieser Mund ist viel zu stolz,

Und kann nur küssen und scherzen;

Er spräche vielleicht ein höhnisches Wort,

Während ich sterbe vor Schmerzen.

54.

Teurer Freund, du bist verliebt,

Und dich quälen neue Schmerzen;

Dunkler wird es dir im Kopf,

Heller wird es dir im Herzen.

Teurer Freund, du bist verliebt,

Und du willst es nicht bekennen,

Und ich seh des Herzens Glut

Schon durch deine Weste brennen.

55.

Ich wollte bei dir weilen

Und an deiner Seite ruhn;

Du mußtest von mir eilen;

Du hattest viel zu tun.

Ich sagte, daß meine Seele

Dir gänzlich ergeben sei;

Du lachtest aus voller Kehle,

Und machtest ’nen Knicks dabei.

Du hast noch mehr gesteigert

Mir meinen Liebesverdruß,

Und hast mir sogar verweigert

Am Ende den Abschiedskuß.

Glaub nicht, daß ich mich erschieße,

Wie schlimm auch die Sachen stehn!

Das alles, meine Süße,

Ist mir schon einmal geschehn.

56.

Saphire sind die Augen dein,

Die lieblichen, die süßen.

Oh, dreimal glücklich ist der Mann,

Den sie mit Liebe grüßen.

Dein Herz, es ist ein Diamant,

Der edle Lichter sprühet.

Oh, dreimal glücklich ist der Mann,

Für den es liebend glühet.

Rubinen sind die Lippen dein,

Man kann nicht schönre sehen.

Oh, dreimal glücklich ist der Mann,

Dem sie die Liebe gestehen.

Oh, kennt ich nur den glücklichen Mann,

Oh, daß ich ihn nur fände,

So recht allein im grünen Wald,

Sein Glück hätt bald ein Ende.

57.

Habe mich mit Liebesreden

Festgelogen an dein Herz,

Und, verstrickt in eignen Fäden,

Wird zum Ernste mir mein Scherz.

Wenn du dich mit vollem Rechte

Scherzend nun von mir entfernst,

Nahn sich mir die Höllenmächte,

Und ich schieß mich tot im Ernst.

58.

Zu fragmentarisch ist Welt und Leben!

Ich will mich zum deutschen Professor begeben.

Der weiß das Leben zusammenzusetzen,

Und er macht ein verständlich System daraus;

Mit seinen Nachtmützen und Schlafrockfetzen

Stopft er die Lücken des Weltenbaus.

59.

Ich hab mir lang den Kopf zerbrochen,

Mit Denken und Sinnen, Tag und Nacht,

Doch deine liebenswürdigen Augen,

Sie haben mich zum Entschluß gebracht.

Jetzt bleib ich, wo deine Augen leuchten,

In ihrer süßen, klugen Pracht –

Daß ich noch einmal würde lieben,

Ich hätt es nimmermehr gedacht.

60.

Sie haben heut abend Gesellschaft,

Und das Haus ist lichterfüllt.

Dort oben am hellen Fenster

Bewegt sich ein Schattenbild.

Du schaust mich nicht, im Dunkeln

Steh ich hier unten allein;

Noch wen’ger kannst du schauen

In mein dunkles Herz hinein.

Mein dunkles Herze liebt dich,

Es liebt dich und es bricht,

Und bricht und zuckt und verblutet,

Aber du siehst es nicht.

61.

Ich wollt, meine Schmerzen ergössen

Sich all in ein einziges Wort,

Das gäb ich den lustigen Winden,

Die trügen es lustig fort.

Sie tragen zu dir, Geliebte,

Das schmerzerfüllte Wort;

Du hörst es zu jeder Stunde,

Du hörst es an jedem Ort.

Und hast du zum nächtlichen Schlummer

Geschlossen die Augen kaum,

So wird dich mein Wort verfolgen

Bis in den tiefsten Traum.

62.

Du hast Diamanten und Perlen,

Hast alles, was Menschenbegehr,

Und hast die schönsten Augen –

Mein Liebchen, was willst du mehr?

Auf deine schönen Augen

Hab ich ein ganzes Heer

Von ewigen Liedern gedichtet –

Mein Liebchen, was willst du mehr?

Mit deinen schönen Augen

Hast du mich gequält so sehr,

Und hast mich zugrunde gerichtet –

Mein Liebchen, was willst du mehr?

63.

Wer zum ersten Male liebt,

Sei’s auch glücklos, ist ein Gott;

Aber wer zum zweiten Male

Glücklos liebt, der ist ein Narr.

Ich, ein solcher Narr, ich liebe

Wieder ohne Gegenliebe!

Sonne, Mond und Sterne lachen,

Und ich lache mit – und sterbe.

64.

Gaben mir Rat und gute Lehren,

Überschütteten mich mit Ehren,

Sagten, daß ich nur warten sollt,

Haben mich protegieren gewollt.

Aber bei all ihrem Protegieren,

Hätte ich können vor Hunger krepieren,

Wär nicht gekommen ein braver Mann,

Wacker nahm er sich meiner an.

Braver Mann! Er schafft mir zu essen!

Will es ihm nie und nimmer vergessen!

Schade, daß ich ihn nicht küssen kann!

Denn ich bin selbst dieser brave Mann.

65.

Diesen liebenswürd’gen Jüngling

Kann man nicht genug verehren;

Oft traktiert er mich mit Austern,

Und mit Rheinwein und Likören.

Zierlich sitzt ihm Rock und Höschen,

Doch noch zierlicher die Binde,

Und so kommt er jeden Morgen,

Fragt, ob ich mich wohl befinde;

Spricht von meinem weiten Ruhme,

Meiner Anmut, meinen Witzen;

Eifrig und geschäftig ist er,

Mir zu dienen, mir zu nützen.

Und des Abends, in Gesellschaft,

Mit begeistertem Gesichte,

Deklamiert er vor den Damen

Meine göttlichen Gedichte.

Oh, wie ist es hoch erfreulich,

Solchen Jüngling noch zu finden,

Jetzt in unsrer Zeit, wo täglich

Mehr und mehr die Bessern schwinden.

66.

Mir träumt’: Ich bin der liebe Gott,

Und sitz im Himmel droben,

Und Englein sitzen um mich her,

Die meine Verse loben.

Und Kuchen eß ich und Konfekt

Für manchen lieben Gulden,

Und Kardinal trink ich dabei,

Und habe keine Schulden.

Doch Langeweile plagt mich sehr,

Ich wollt, ich wär auf Erden,

Und wär ich nicht der liebe Gott,

Ich könnt des Teufels werden.

»Du langer Engel Gabriel,

Geh, mach dich auf die Sohlen,

Und meinen teuren Freund Eugen

Sollst du herauf mir holen.

Such ihn nicht im Kollegium,

Such ihn beim Glas Tokaier;

Such ihn nicht in der Hedwigskirch’,

Such ihn bei Mamsell Meyer.«

Da breitet aus sein Flügelpaar

Und fliegt herab der Engel,

Und packt ihn auf, und bringt herauf

Den Freund, den lieben Bengel.

»Ja, Jung’, ich bin der liebe Gott,

Und ich regiere die Erde!

Ich hab’s ja immer dir gesagt,

Daß ich was Rechts noch werde.

Und Wunder tu ich alle Tag’,

Die sollen dich entzücken,

Und dir zum Spaße will ich heut

Die Stadt Berlin beglücken.

Die Pflastersteine auf der Straß’,

Die sollen jetzt sich spalten,

Und eine Auster, frisch und klar,

Soll jeder Stein enthalten.

Ein Regen von Zitronensaft

Soll tauig sie begießen,

Und in den Straßengössen soll

Der beste Rheinwein fließen.

Wie freuen die Berliner sich,

Sie gehen schon ans Fressen;

Die Herren von dem Landgericht,

Die saufen aus den Gössen.

Wie freuen die Poeten sich

Bei solchem Götterfraße!

Die Leutnants und die Fähnderichs,

Die lecken ab die Straße.

Die Leutnants und die Fähnderichs,

Das sind die klügsten Leute,

Sie denken: alle Tag’ geschieht

Kein Wunder so wie heute.«

67.

Ich hab euch im besten Juli verlassen,

Und find euch wieder im Januar;

Ihr saßet damals so recht in der Hitze,

Jetzt seid ihr gekühlt und kalt sogar.

Bald scheid ich nochmals, und komm ich einst wieder,

Dann seid ihr weder warm noch kalt,

Und über eure Gräber schreit ich,

Und das eigne Herz ist arm und alt.

68.

Von schönen Lippen fortgedrängt, getrieben

Aus schönen Armen, die uns fest umschlossen!

Ich wäre gern noch einen Tag geblieben,

Da kam der Schwager schon mit seinen Rossen.

Das ist das Leben, Kind! Ein ewig Jammern,

Ein ewig Abschiednehmen, ew’ges Trennen!

Konnt denn dein Herz das mein’ge nicht umklammern?

Hat selbst dein Auge mich nicht halten können?

69.

Wir fuhren allein im dunkeln

Postwagen die ganze Nacht;

Wir ruhten einander am Herzen,

Wir haben gescherzt und gelacht.

Doch als es morgens tagte,

Mein Kind, wie staunten wir!

Denn zwischen uns saß Amor,

Der blinde Passagier.

70.

Das weiß Gott, wo sich die tolle

Dirne einquartieret hat;

Fluchend, in dem Regenwetter,

Lauf ich durch die ganze Stadt.

Bin ich doch von einem Gasthof

Nach dem andern hingerannt,

Und an jeden groben Kellner

Hab ich mich umsonst gewandt.

Da erblick ich sie am Fenster,

Und sie winkt und kichert hell.

Konnt ich wissen, du bewohntest,

Mädchen, solches Prachthotel!

71.

Wie dunkle Träume stehen

Die Häuser in langer Reih’;

Tief eingehüllt im Mantel,

Schreite ich schweigend vorbei.

Der Turm der Kathedrale

Verkündet die zwölfte Stund’;

Mit ihren Reizen und Küssen

Erwartet mich Liebchen jetzund.

Der Mond ist mein Begleiter,

Er leuchtet mir freundlich vor;

Da bin ich an ihrem Hause,

Und freudig ruf ich empor:

»Ich danke dir, alter Vertrauter,

Daß du meinen Weg erhellt;

Jetzt will ich dich entlassen,

Jetzt leuchte der übrigen Welt!

Und findest du einen Verliebten,

Der einsam klagt sein Leid,

So tröst ihn, wie du mich selber

Getröstet in alter Zeit.«

72.

Und bist du erst mein eh’lich Weib,

Dann bist du zu beneiden,

Dann lebst du in lauter Zeitvertreib,

In lauter Pläsier und Freuden.

Und wenn du schiltst und wenn du tobst,

Ich werd es geduldig leiden;

Doch wenn du meine Verse nicht lobst,

Laß ich mich von dir scheiden.

73.

An deine schneeweiße Schulter

Hab ich mein Haupt gelehnt,

Und heimlich kann ich behorchen,

Wonach dein Herz sich sehnt.

Es blasen die blauen Husaren,

Und reiten zum Tor herein,

Und morgen will mich verlassen

Die Herzallerliebste mein.

Und willst du mich morgen verlassen,

So bist du doch heute noch mein,

Und in deinen schönen Armen

Will ich doppelt selig sein.

74.

Es blasen die blauen Husaren,

Und reiten zum Tor hinaus;

Da komm ich, Geliebte, und bringe

Dir einen Rosenstrauß.

Das war eine wilde Wirtschaft!

Kriegsvolk und Landesplag’!

Sogar in deinem Herzchen

Viel Einquartierung lag.

75.

Habe auch, in jungen Jahren,

Manches bittre Leid erfahren

Von der Liebe Glut.

Doch das Holz ist gar zu teuer,

Und erlöschen will das Feuer,

Ma foi! und das ist gut.

Das bedenke, junge Schöne,

Schicke fort die dumme Träne,

Und den dummen Liebesharm.

Ist das Leben dir geblieben,

So vergiß das alte Lieben,

Ma foi! in meinem Arm.

76.

Bist du wirklich mir so feindlich,

Bist du wirklich ganz verwandelt?

Aller Welt will ich es klagen,

Daß du mich so schlecht behandelt.

O ihr undankbaren Lippen,

Sagt, wie könnt ihr Schlimmes sagen

Von dem Manne, der so liebend

Euch geküßt, in schönen Tagen?

77.

Ach, die Augen sind es wieder,

Die mich einst so lieblich grüßten,

Und es sind die Lippen wieder,

Die das Leben mir versüßten!

Auch die Stimme ist es wieder,

Die ich einst so gern gehöret!

Nur ich selber bin’s nicht wieder,

Bin verändert heimgekehret.

Von den weißen, schönen Armen

Fest und liebevoll umschlossen,

Lieg ich jetzt an ihrem Herzen,

Dumpfen Sinnes und verdrossen.

78.

Selten habt ihr mich verstanden,

Selten auch verstand ich euch,

Nur wenn wir im Kot uns fanden,

So verstanden wir uns gleich.

79.

Doch die Kastraten klagten,

Als ich meine Stimm’ erhob;

Sie klagten und sie sagten:

Ich sänge viel zu grob.

Und lieblich erhoben sie alle

Die kleinen Stimmelein,

Die Trillerchen, wie Kristalle,

Sie klangen so fein und rein.

Sie sangen von Liebessehnen,

Von Liebe und Liebeserguß;

Die Damen schwammen in Tränen

Bei solchem Kunstgenuß.

80.

Auf den Wällen Salamankas

Sind die Lüfte lind und labend;

Dort, mit meiner holden Doña,

Wandle ich am Sommerabend.

Um den schlanken Leib der Schönen

Hab ich meinen Arm gebogen,

Und mit sel’gem Finger fühl ich

Ihres Busens stolzes Wogen.

Doch ein ängstliches Geflüster

Zieht sich durch die Lindenbäume,

Und der dunkle Mühlbach unten

Murmelt böse, bange Träume.

»Ach, Señora, Ahnung sagt mir:

Einst wird man mich relegieren,

Und auf Salamankas Wällen

Gehn wir nimmermehr spazieren.«

81.

Neben mir wohnt Don Henriquez,

Den man auch den Schönen nennet;

Nachbarlich sind unsre Zimmer,

Nur von dünner Wand getrennet.

Salamankas Damen glühen,

Wenn er durch die Straßen schreitet,

Sporenklirrend, schnurrbartkräuselnd,

Und von Hunden stets begleitet.

Doch in stiller Abendstunde

Sitzt er ganz allein daheime,

In den Händen die Gitarre,

In der Seele süße Träume.

In die Saiten greift er bebend

Und beginnt zu phantasieren –

Ach! wie Katzenjammer quält mich

Sein Geschnarr und Quinquilieren.

82.

Kaum sahen wir uns, und an Augen und Stimme

Merkt ich, daß du mir gewogen bist;

Stand nicht dabei die Mutter, die schlimme,

Ich glaube, wir hätten uns gleich geküßt.

Und morgen verlasse ich wieder das Städtchen,

Und eile fort im alten Lauf;

Dann lauert am Fenster mein blondes Mädchen,

Und freundliche Grüße werf ich hinauf.

83.

Über die Berge steigt schon die Sonne,

Die Lämmerherde läutet fern;

Mein Liebchen, mein Lamm, meine Sonne und Wonne,

Noch einmal säh ich dich gar zu gern!

Ich schaue hinauf, mit spähender Miene –

Leb wohl, mein Kind, ich wandre von hier!

Vergebens! Es regt sich keine Gardine;

Sie liegt noch und schläft – und träumt von mir?

84.

Zu Halle auf dem Markt,

Da stehn zwei große Löwen.

Ei, du hallischer Löwentrotz,

Wie hat man dich gezähmet!

Zu Halle auf dem Markt,

Da steht ein großer Riese.

Er hat ein Schwert und regt sich nicht,

Er ist vor Schreck versteinert.

Zu Halle auf dem Markt,

Da steht eine große Kirche.

Die Burschenschaft und die Landsmannschaft,

Die haben dort Platz zum Beten.

85.

Dämmernd liegt der Sommerabend

Über Wald und grünen Wiesen;

Goldner Mond, im blauen Himmel,

Strahlt herunter, duftig labend.

An dem Bache zirpt die Grille,

Und es regt sich in dem Wasser,

Und der Wandrer hört ein Plätschern

Und ein Atmen in der Stille.

Dorten an dem Bach alleine,

Badet sich die schöne Elfe;

Arm und Nacken, weiß und lieblich,

Schimmern in dem Mondenscheine.

86.

Nacht liegt auf den fremden Wegen,

Krankes Herz und müde Glieder; –

Ach, da fließt, wie stiller Segen,

Süßer Mond, dein Licht hernieder.

Süßer Mond, mit deinen Strahlen

Scheuchest du das nächt’ge Grauen;

Es zerrinnen meine Qualen,

Und die Augen übertauen.

87.

Der Tod, das ist die kühle Nacht,

Das Leben ist der schwüle Tag.

Es dunkelt schon, mich schläfert,

Der Tag hat mich müd’ gemacht.

Über mein Bett erhebt sich ein Baum,

Drin singt die junge Nachtigall;

Sie singt von lauter Liebe,

Ich hör es sogar im Traum.

88.

»Sag, wo ist dein schönes Liebchen,

Das du einst so schön besungen,

Als die zaubermächt’gen Flammen

Wunderbar dein Herz durchdrungen?«

Jene Flammen sind erloschen,

Und mein Herz ist kalt und trübe,

Und dies Büchlein ist die Urne

Mit der Asche meiner Liebe.

Götterdämmerung

Der Mai ist da mit seinen goldnen Lichtern

Und seidnen Lüften und gewürzten Düften,

Und freundlich lockt er mit den weißen Blüten,

Und grüßt aus tausend blauen Veilchenaugen,

Und breitet aus den blumreich grünen Teppich,

Durchwebt mit Sonnenschein und Morgentau,

Und ruft herbei die lieben Menschenkinder.

Das blöde Volk gehorcht dem ersten Ruf.

Die Männer ziehn die Nankinghosen an

Und Sonntagsröck’ mit goldnen Spiegelknöpfen;

Die Frauen kleiden sich in Unschuldweiß;

Jünglinge kräuseln sich den Frühlingsschnurrbart;

Jungfrauen lassen ihre Busen wallen;

Die Stadtpoeten stecken in die Tasche

Papier und Bleistift und Lorgnett’; – und jubelnd

Zieht nach dem Tor die krausbewegte Schar,

Und lagert draußen sich auf grünem Rasen,

Bewundert, wie die Bäume fleißig wachsen,

Spielt mit den bunten, zarten Blümelein,

Horcht auf den Sang der lust’gen Vögelein,

Und jauchzt hinauf zum blauen Himmelszelt.

Zu mir kam auch der Mai. Er klopfte dreimal

An meine Tür und rief: »Ich bin der Mai,

Du bleicher Träumer, komm, ich will dich küssen!«

Ich hielt verriegelt meine Tür, und rief:

Vergebens lockst du mich, du schlimmer Gast.

Ich habe dich durchschaut, ich hab durchschaut

Den Bau der Welt, und hab zuviel geschaut,

Und viel zu tief, und hin ist alle Freude,

Und ew’ge Qualen zogen in mein Herz.

Ich schaue durch die steinern harten Rinden

Der Menschenhäuser und der Menschenherzen,

Und schau in beiden Lug und Trug und Elend.

Auf den Gesichtern les ich die Gedanken,

Viel schlimme. In der Jungfrau Schamerröten

Seh ich geheime Lust begehrlich zittern;

Auf dem begeistert stolzen Jünglingshaupt

Seh ich die lachend bunte Schellenkappe;

Und Fratzenbilder nur und sieche Schatten

Seh ich auf dieser Erde, und ich weiß nicht,

Ist sie ein Tollhaus oder Krankenhaus.

Ich sehe durch den Grund der alten Erde,

Als sei sie von Kristall, und seh das Grausen,

Das mit dem freud’gen Grüne zu bedecken

Der Mai vergeblich strebt. Ich seh die Toten;

Sie liegen unten in den schmalen Särgen,

Die Händ’ gefaltet und die Augen offen,

Weiß das Gewand und weiß das Angesicht,

Und durch die Lippen kriechen gelbe Würmer.

Ich seh, der Sohn setzt sich mit seiner Buhle

Zur Kurzweil nieder auf des Vaters Grab; –

Spottlieder singen rings die Nachtigallen; –

Die sanften Wiesenblümchen lachen hämisch; –

Der tote Vater regt sich in dem Grab; –

Und schmerzhaft zuckt die alte Mutter Erde.

Du arme Erde, deine Schmerzen kenn ich!

Ich seh die Glut in deinem Busen wühlen,

Und deine tausend Adern seh ich bluten,

Und seh, wie deine Wunde klaffend aufreißt,

Und wild hervorströmt Flamm’ und Rauch und Blut.

Ich sehe deine trotz’gen Riesensöhne,

Uralte Brut, aus dunkeln Schlünden steigend,

Und rote Fackeln in den Händen schwingend; –

Sie legen ihre Eisenleiter an

Und stürmen wild hinauf zur Himmelsfeste; –

Und schwarze Zwerge klettern nach; – und knisternd

Zerstieben droben alle goldnen Sterne.

Mit frecher Hand reißt man den goldnen Vorhang

Vom Zelte Gottes, heulend stürzen nieder,

Aufs Angesicht, die frommen Engelscharen.

Auf seinem Throne sitzt der bleiche Gott,

Reißt sich vom Haupt die Kron’, zerrauft sein Haar –

Und näher drängt heran die wilde Rotte.

Die Riesen werfen ihre roten Fackeln

Ins weite Himmelreich, die Zwerge schlagen

Mit Flammengeißeln auf der Englein Rücken; –

Die winden sich und krümmen sich vor Qualen,

Und werden bei den Haaren fortgeschleudert; –

Und meinen eignen Engel seh ich dort,

Mit seinen blonden Locken, süßen Zügen,

Und mit der ew’gen Liebe um den Mund,

Und mit der Seligkeit im blauen Auge –

Und ein entsetzlich häßlich schwarzer Kobold

Reißt ihn vom Boden, meinen bleichen Engel,

Beäugelt grinsend seine edlen Glieder,

Umschlingt ihn fest mit zärtlicher Umschlingung –

Und gellend dröhnt ein Schrei durchs ganze Weltall,

Die Säulen brechen, Erd’ und Himmel stürzen

Zusammen, und es herrscht die alte Nacht.

Ratcliff

Der Traumgott brachte mich in eine Landschaft,

Wo Trauerweiden mir »Willkommen« winkten

Mit ihren langen, grünen Armen, wo die Blumen

Mit klugen Schwesteraugen still mich ansahn,

Wo mir vertraulich klang der Vögel Zwitschern,

Wo gar der Hunde Bellen mir bekannt schien,

Und Stimmen und Gestalten mich begrüßten

Wie einen alten Freund, und wo doch alles

So fremd mir schien, so wunderseltsam fremd.

Vor einem ländlich schmucken Hause stand ich,

In meiner Brust bewegte sich’s, im Kopfe

War’s ruhig, ruhig schüttelte ich ab

Den Staub von meinen Reisekleidern,

Grell klang die Klingel, und die Tür ging auf.

Da waren Männer, Frauen, viel bekannte

Gesichter. Stiller Kummer lag auf allen

Und heimlich scheue Angst. Seltsam verstört,

Mit Beileidsmienen fast, sahn sie mich an,

Daß es mir selber durch die Seele schauert’,

Wie Ahnung eines unbekannten Unheils.

Die alte Margret hab ich gleich erkannt;

Ich sah sie forschend an, jedoch sie sprach nicht.

»Wo ist Maria?« fragt ich, doch sie sprach nicht,

Griff leise meine Hand, und führte mich

Durch viele lange, leuchtende Gemächer,

Wo Prunk und Pracht und Totenstille herrschte,

Und führt’ mich endlich in ein dämmernd Zimmer,

Und zeigt’, mit abgewandtem Angesicht,

Nach der Gestalt, die auf dem Sofa saß.

»Sind Sie Maria?« fragt ich. Innerlich

Erstaunt ich selber ob der Festigkeit,

Womit ich sprach. Und steinern und metallos

Scholl eine Stimm’: »So nennen mich die Leute.«

Ein schneidend Weh durchfröstelte mich da,

Denn jener hohle, kalte Ton war doch

Die einst so süße Stimme von Maria!

Und jenes Weib im fahlen Lilakleid,

Nachlässig angezogen, Busen schlotternd,

Die Augen gläsern starr, die Wangenmuskeln

Des weißen Angesichtes lederschlaff –

Ach, jenes Weib war doch die einst so schöne,

Die blühend holde, liebliche Maria!

»Sie waren lang auf Reisen!« sprach sie laut,

Mit kalt unheimlicher Vertraulichkeit,

»Sie schaun nicht mehr so schmachtend, liebster Freund,

Sie sind gesund, und pralle Lend’ und Wade

Bezeugt Solidität.« Ein süßlich Lächeln

Umzitterte den gelblich blassen Mund.

In der Verwirrung sprach’s aus mir hervor:

»Man sagte mir, Sie haben sich vermählt?«

»Ach ja!« sprach sie gleichgültig laut und lachend,

»Hab einen Stock von Holz, der überzogen

Mit Leder ist, Gemahl sich nennt; doch Holz

Ist Holz!« Und klanglos widrig lachte sie,

Daß kalte Angst durch meine Seele rann,

Und Zweifel mich ergriff: – sind das die keuschen,

Die blumenkeuschen Lippen von Maria?

Sie aber hob sich in die Höh’, nahm rasch

Vom Stuhl den Kaschemir, warf ihn

Um ihren Hals, hing sich an meinen Arm,

Zog mich von hinnen, durch die offne Haustür,

Und zog mich fort durch Feld und Busch und Au.

Die glühend rote Sonnenscheibe schwebte

Schon niedrig, und ihr Purpur überstrahlte

Die Bäume und die Blumen und den Strom,

Der in der Ferne majestätisch floß.

»Sehn Sie das große goldne Auge schwimmen

Im blauen Wasser?« rief Maria hastig.

»Still, armes Wesen!« sprach ich, und ich schaute

Im Dämmerlicht ein märchenhaftes Weben.

Es stiegen Nebelbilder aus den Feldern,

Umschlangen sich mit weißen, weichen Armen;

Die Veilchen sahn sich zärtlich an, sehnsüchtig

Zusammenbeugten sich die Lilienkelche;

Aus allen Rosen glühten Wollustgluten;

Die Nelken wollten sich im Hauch entzünden;

In sel’gen Düften schwelgten alle Blumen,

Und alle weinten stille Wonnetränen,

Und alle jauchzten: Liebe! Liebe! Liebe!

Die Schmetterlinge flatterten, die hellen

Goldkäfer summten feine Elfenliedchen,

Die Abendwinde flüsterten, es rauschten

Die Eichen, schmelzend sang die Nachtigall –

Und zwischen all dem Flüstern, Rauschen, Singen

Schwatzte mit blechern klanglos kalter Stimme

Das welke Weib, das mir am Arme hing:

»Ich kenn ihr nächtlich Treiben auf dem Schloß;

Der lange Schatten ist ein guter Tropf,

Er nickt und winkt zu allem, was man will;

Der Blaurock ist ein Engel; doch der Rote

Mit blankem Schwert ist ihnen spinnefeind.«

Und noch viel buntre, wunderliche Reden

Schwatzt’ sie in einem fort, und setzte sich,

Ermüdet, mit mir nieder auf die Moosbank,

Die unterm alten Eichenbaume steht.

Da saßen wir beisammen, still und traurig,

Und sahn uns an, und wurden immer traur’ger.

Die Eiche säuselte wie Sterbeseufzer,

Tiefschmerzlich sang die Nachtigall herab.

Doch rote Lichter drangen durch die Blätter,

Umflimmerten Marias weißes Antlitz,

Und lockten Glut aus ihren starren Augen,

Und mit der alten, süßen Stimme sprach sie:

»Wie wußtest du, daß ich so elend bin?

Ich las es jüngst in deinen wilden Liedern.«

Eiskalt durchzog’s mir da die Brust, mir grauste

Ob meinem eignen Wahnsinn, der die Zukunft

Geschaut, es zuckte dunkel durch mein Hirn,

Und vor Entsetzen bin ich aufgewacht.

Doña Clara

In dem abendlichen Garten

Wandelt des Alkaden Tochter;

Pauken- und Drommetenjubel

Klingt herunter von dem Schlosse.

›Lästig werden mir die Tänze

Und die süßen Schmeichelworte,

Und die Ritter, die so zierlich

Mich vergleichen mit der Sonne.

Überlästig wird mir alles,

Seit ich sah, beim Strahl des Mondes,

Jenen Ritter, dessen Laute

Nächtens mich ans Fenster lockte.

Wie er stand so schlank und mutig,

Und die Augen leuchtend schossen

Aus dem edelblassen Antlitz,

Glich er wahrlich Sankt Georgen.‹

Also dachte Doña Clara,

Und sie schaute auf den Boden;

Wie sie aufblickt, steht der schöne,

Unbekannte Ritter vor ihr.

Händedrückend, liebeflüsternd

Wandeln sie umher im Mondschein.

Und der Zephir schmeichelt freundlich,

Märchenartig grüßen Rosen.

Märchenartig grüßen Rosen,

Und sie glühn wie Liebesboten. –

»Aber sage mir, Geliebte,

Warum du so plötzlich rot wirst?«

»Mücken stachen mich, Geliebter,

Und die Mücken sind, im Sommer,

Mir so tief verhaßt, als wären’s

Langenas’ge Judenrotten.«

»Laß die Mücken und die Juden«,

Spricht der Ritter, freundlich kosend.

Von den Mandelbäumen fallen

Tausend weiße Blütenflocken.

Tausend weiße Blütenflocken

Haben ihren Duft ergossen. –

»Aber sage mir, Geliebte,

Ist dein Herz mir ganz gewogen?«

»Ja, ich liebe dich, Geliebter,

Bei dem Heiland sei’s geschworen,

Den die gottverfluchten Juden

Boshaft tückisch einst ermordet.«

»Laß den Heiland und die Juden«,

Spricht der Ritter, freundlich kosend.

In der Ferne schwanken traumhaft

Weiße Lilien, lichtumflossen.

Weiße Lilien, lichtumflossen,

Blicken nach den Sternen droben. –

»Aber sage mir, Geliebte,

Hast du auch nicht falsch geschworen?«

»Falsch ist nicht in mir, Geliebter,

Wie in meiner Brust kein Tropfen

Blut ist von dem Blut der Mohren

Und des schmutz’gen Judenvolkes.«

»Laß die Mohren und die Juden«,

Spricht der Ritter, freundlich kosend;

Und nach einer Myrtenlaube

Führt er die Alkadentochter.

Mit den weichen Liebesnetzen

Hat er heimlich sie umflochten;

Kurze Worte, lange Küsse,

Und die Herzen überflossen.

Wie ein schmelzend süßes Brautlied

Singt die Nachtigall, die holde;

Wie zum Fackeltanze hüpfen

Feuerwürmchen auf dem Boden.

In der Laube wird es stiller,

Und man hört nur, wie verstohlen,

Das Geflüster kluger Myrten

Und der Blumen Atemholen.

Aber Pauken und Drommeten

Schallen plötzlich aus dem Schlosse,

Und erwachend hat sich Clara

Aus des Ritters Arm gezogen.

»Horch! da ruft es mich, Geliebter;

Doch, bevor wir scheiden, sollst du

Nennen deinen lieben Namen,

Den du mir so lang verborgen.«

Und der Ritter, heiter lächelnd,

Küßt die Finger seiner Doña,

Küßt die Lippen und die Stirne,

Und er spricht zuletzt die Worte:

»Ich, Señora, Eu’r Geliebter,

Bin der Sohn des vielbelobten,

Großen, schriftgelehrten Rabbi

Israel von Saragossa.«

Almansor

1.

In dem Dome zu Corduva

Stehen Säulen, dreizehnhundert,

Dreizehnhundert Riesensäulen

Tragen die gewalt’ge Kuppel.

Und auf Säulen, Kuppel, Wänden

Ziehn von oben sich bis unten

Des Korans arab’sche Sprüche,

Klug und blumenhaft verschlungen.

Mohrenkön’ge bauten weiland

Dieses Haus zu Allahs Ruhme,

Doch hat vieles sich verwandelt

In der Zeiten dunkelm Strudel.

Auf dem Turme, wo der Türmer

Zum Gebete aufgerufen,

Tönet jetzt der Christenglocken

Melancholisches Gesumme.

Auf den Stufen, wo die Gläub’gen

Das Prophetenwort gesungen,

Zeigen jetzt die Glatzenpfäfflein

Ihrer Messe fades Wunder.

Und das ist ein Drehn und Winden

Vor den buntbemalten Puppen,

Und das blökt und dampft und klingelt,

Und die dummen Kerzen funkeln.

In dem Dome zu Corduva

Steht Almansor ben Abdullah,

All die Säulen still betrachtend,

Und die stillen Worte murmelnd:

»Oh, ihr Säulen, stark und riesig,

Einst geschmückt zu Allahs Ruhme,

Jetzo müßt ihr dienend huld’gen

Dem verhaßten Christentume!

Ihr bequemt euch in die Zeiten,

Und ihr tragt die Last geduldig;

Ei, da muß ja wohl der Schwächre

Noch viel leichter sich beruh’gen.«

Und sein Haupt, mit heiterm Antlitz,

Beugt Almansor ben Abdullah

Über den gezierten Taufstein,

In dem Dome zu Corduva.

2.

Hastig schritt er aus dem Dome,

Jagte fort auf wildem Rappen,

Daß im Wind die feuchten Locken

Und des Hutes Federn wallen.

Auf dem Weg nach Alkolea,

Dem Guadalquivir entlange,

Wo die weißen Mandeln blühen,

Und die duft’gen Goldorangen;

Dorten jagt der lust’ge Ritter,

Pfeift und singt, und lacht behaglich,

Und es stimmen ein die Vögel

Und des Stromes laute Wasser.

In dem Schloß zu Alkolea

Wohnet Clara de Alvares,

In Navarra kämpft ihr Vater,

Und sie freut sich mindern Zwanges.

Und Almansor hört schon ferne

Pauken und Drommeten schallen,

Und er sieht des Schlosses Lichter

Blitzen durch der Bäume Schatten.

In dem Schloß zu Alkolea

Tanzen zwölf geschmückte Damen,

Tanzen zwölf geschmückte Ritter,

Doch am schönsten tanzt Almansor.

Wie beschwingt von muntrer Laune

Flattert er herum im Saale,

Und er weiß den Damen allen

Süße Schmeichelein zu sagen.

Isabellens schöne Hände

Küßt er rasch, und springt von dannen,

Und er setzt sich vor Elviren,

Und er schaut ihr froh ins Antlitz.

Lachend fragt er Leonoren:

Ob er heute ihr gefalle?

Und er zeigt die goldnen Kreuze,

Eingestickt in seinen Mantel.

Er versichert jeder Dame,

Daß er sie im Herzen trage;

Und »so wahr ich Christ bin!« schwört er

Dreißigmal an jenem Abend.

3.

In dem Schloß zu Alkolea

Ist verschollen Lust und Klingen,

Herrn und Damen sind verschwunden,

Und erloschen sind die Lichter.

Doña Clara und Almansor

Sind allein im Saal geblieben;

Einsam streut die letzte Lampe

Über beide ihren Schimmer.

Auf dem Sessel sitzt die Dame,

Auf dem Schemel sitzt der Ritter,

Und sein Haupt, das schlummermüde,

Ruht auf den geliebten Knien.

Rosenöl aus goldnem Fläschchen

Gießt die Dame, sorgsam sinnend,

Auf Almansors braune Locken –

Und er seufzt aus Herzenstiefe.

Süßen Kuß, mit sanftem Munde,

Drückt die Dame, sorgsam sinnend,

Auf Almansors braune Locken –

Und es wölkt sich seine Stirne.

Tränenflut aus lichten Augen

Weint die Dame, sorgsam sinnend,

Auf Almansors braune Locken –

Und es zuckt um seine Lippen.

Und er träumt: er stehe wieder,

Tief das Haupt gebeugt und triefend,

In dem Dome zu Corduva,

Und er hört viel dunkle Stimmen.

All die hohen Riesensäulen

Hört er murmeln unmutgrimmig,

Länger wollen sie’s nicht tragen,

Und sie wanken und sie zitttern; –

Und sie brechen wild zusammen,

Es erbleichen Volk und Priester,

Krachend stürzt herab die Kuppel,

Und die Christengötter wimmern.

Die Wallfahrt nach Kevlaar

1.

Am Fenster stand die Mutter,

Im Bette lag der Sohn.

»Willst du nicht aufstehn, Wilhelm,

Zu schaun die Prozession?«

»Ich bin so krank, o Mutter,

Daß ich nicht hör und seh;

Ich denk an das tote Gretchen,

Da tut das Herz mir weh.« –

»Steh auf, wir wollen nach Kevlaar,

Nimm Buch und Rosenkranz;

Die Muttergottes heilt dir

Dein krankes Herze ganz.«

Es flattern die Kirchenfahnen,

Es singt im Kirchenton;

Das ist zu Köllen am Rheine,

Da geht die Prozession.

Die Mutter folgt der Menge,

Den Sohn, den führet sie,

Sie singen beide im Chore:

»Gelobt seist du, Marie!«

2.

Die Muttergottes zu Kevlaar

Trägt heut ihr bestes Kleid;

Heut hat sie viel zu schaffen,

Es kommen viel kranke Leut’.

Die kranken Leute bringen

Ihr dar, als Opferspend’,

Aus Wachs gebildete Glieder,

Viel wächserne Füß’ und Händ’.

Und wer eine Wachshand opfert,

Dem heilt an der Hand die Wund’;

Und wer einen Wachsfuß opfert,

Dem wird der Fuß gesund.

Nach Kevlaar ging mancher auf Krücken,

Der jetzo tanzt auf dem Seil,

Gar mancher spielt jetzt die Bratsche,

Dem dort kein Finger war heil.

Die Mutter nahm ein Wachslicht,

Und bildete draus ein Herz.

»Bring das der Muttergottes,

Dann heilt sie deinen Schmerz.«

Der Sohn nahm seufzend das Wachsherz,

Ging seufzend zum Heiligenbild;

Die Träne quillt aus dem Auge,

Das Wort aus dem Herzen quillt:

»Du Hochgebenedeite,

Du reine Gottesmagd,

Du Königin des Himmels,

Dir sei mein Leid geklagt!

Ich wohnte mit meiner Mutter

Zu Köllen in der Stadt,

Der Stadt, die viele hundert

Kapellen und Kirchen hat.

Und neben uns wohnte Gretchen,

Doch die ist tot jetzund –

Marie, dir bring ich ein Wachsherz,

Heil du meine Herzenswund’.

Heil du mein krankes Herze –

Ich will auch spät und früh

Inbrünstiglich beten und singen:

›Gelobt seist du, Marie!‹«

3.

Der kranke Sohn und die Mutter,

Die schliefen im Kämmerlein;

Da kam die Muttergottes

Ganz leise geschritten herein.

Sie beugte sich über den Kranken,

Und legte ihre Hand

Ganz leise auf sein Herze,

Und lächelte mild und schwand.

Die Mutter schaut alles im Traume,

Und hat noch mehr geschaut;

Sie erwachte aus dem Schlummer,

Die Hunde bellten so laut.

Da lag dahingestrecket

Ihr Sohn, und der war tot;

Es spielt auf den bleichen Wangen

Das lichte Morgenrot.

Die Mutter faltet die Hände,

Ihr war, sie wußte nicht wie;

Andächtig sang sie leise:

»Gelobt seist du, Marie!«

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