12 013
Smith stand unter der Dusche und genoss, wie das Wasser ihm den Rücken herabrann. Es war so heiß, dass es fast wehtat, aber er brauchte Ablenkung, und körperlicher Schmerz diente dazu immer recht gut.
Nachdem er gestern Abend ihr Zimmer verlassen hatte, hatte er noch lange wachgelegen und an die Decke gestarrt. Dann war sie an seiner Tür vorbeigegangen und hatte einen winzigen Moment lang gezögert. Da hatte er sich so nach ihr gesehnt, dass er sich kaum hatte beherrschen können. Er wusste noch, wie er das Laken fest in der Hand zusammengeknüllt hatte, als ihre Schritte sich wieder entfernten.
Sobald sie wieder in ihrem Zimmer war, war er aufgestanden und in der Wohnung auf und ab gegangen. Er war von einem Zimmer ins andere geschritten und hatte überlegt, dass sie zwar beide nicht schlafen konnten, aber wahrscheinlich aus unterschiedlichen Gründen. Das Zögern vor seiner Tür war vielleicht aus Angst geschehen, aber Smith wollte lieber glauben, es hätte einen anderen Grund gehabt. Seine sexuelle Frustration war grenzenlos.
Dann war er vor das Sofa getreten und hatte das kleine Buch aufgeschlagen auf dem Kissen liegen gesehen. Er hatte sich darüber gebeugt, die saubere, elegante Handschrift bewundert und gelächelt, als er es las.
Wie gerne wäre er ihr Geburtstagsgeschenk!
Smith stellte das Wasser noch heißer.
Jesus, dachte er.Wie sehr er sie begehrte. Obwohl sie sich ihm beim letzten Mal entzogen hatte, wollte sie ihn wohl immer noch. Wäre es wirklich so schlimm, wenn sie beide diesem Drang nachgäben?
Okay, unter professionellen Gesichtspunkten wäre das in keiner Weise akzeptabel, aber er war es leid,Tag und Nacht ständig gegen seine Lust anzukämpfen.
Smith stemmte sich gegen die Marmorwand und beugte sich vor. Dabei streckten und dehnten sich seine Rückenmuskeln, und der Wasserstrahl traf ihn direkt im Nacken.
Er hatte es gerne, wenn alles klar und deutlich war. Sicher und gefährlich zugleich. Klug und dumm. Er hatte immer gefunden, dass das Leben ziemlich einfach war, wenn man sich um alles gleichzeitig kümmerte und immer die richtigen Entscheidungen traf. Richtig und Falsch war gar nicht so schwer auseinanderzuhalten.
Mit einer Klientin ins Bett zu gehen war aber gleichzeitig dumm und gefährlich.
Smith drehte sich um und ließ die Jetstrahlen den Rücken herabtanzen. Dabei rollte er die Schultern und versuchte, die Spannung loszuwerden. Aber er wusste, es würde wenig nützen. In letzter Zeit hatte nichts mehr geholfen, und die Verspannung breitete sich allmählich im ganzen Körper aus.Vermutlich würde nur eine Nacht mit Grace die ersehnte Lockerung bringen.
Vielleicht auch mehrere Nächte.
Immerhin wäre sie dabei sicher vor diesem Killer.
Als er aus der Dusche trat, meldete sich der Taktiker in ihm. Er musste die ganze Situation leidenschaftslos überdenken. Alle Risiken abwägen. Konflikte vorausplanen.
Immerhin war er Elitesoldat gewesen. Er hatte gelernt, sich mit seinem Verstand aus ausweglos erscheinenden Situationen herauszudenken. Smith begann sich abzutrocknen.
Grace begehrte ihn. Er begehrte sie. Das waren die Vorteile.
Gut,Vorteile war vielleicht nicht der richtige Ausdruck. Es war aber die Wirklichkeit.
Dann überlegte er die Risiken. Diese Liste fiel länger aus.
Erstens ging es hier um eine professionelle Beziehung. Neben einer Klientin aufzuwachen war mit Sicherheit nicht der Höhepunkt seiner Karriere. Er wusste nur zu verdammt gut, dass Sex stets das Risiko mit sich brachte, dass die Frauen sich auch emotional an ihn banden, besonders aber Klientinnen, die er beschützen sollte. Eigentlich war er kein sonderlich begehrenswerter Mann, aber Menschen in riskanten Situationen klammerten sich oft an ihren Beschützer. Sex würde diese unangemessene Bindung nur verstärken.
Außerdem stand auch sein Privatleben auf dem Spiel. Wenn er sonst mit einer Frau schlief, ging er anschließend immer fort. Es gab keine Schmuserei, kein Aneinanderkuscheln oder zärtlich geflüsterte Worte im Dunkeln. Es war für ihn normal, irgendein Flugzeug erwischen zu müssen, aber bei den seltenen Gelegenheiten, wenn er nicht sofort hatte abreisen müssen, war er trotzdem abgehauen, weil er sich wie gefangen fühlte. Der emotionale Nachklang von Sex erschien ihm stets gezwungen. Er hatte einfach nie etwas zu sagen.
Außer Lebewohl.
Grace war vielleicht eine sehr intelligente Frau, aber sie war nicht leicht zu haben.Vermutlich würde sie sich nur einem Mann schenken, zu dem sie sich auch emotional hingezogen fühlte, und daher hatte sie in jener Nacht einen Rückzug gemacht, als er fast am Ziel war. Als sie versuchte, es zu erklären, hatte er das abgelehnt, weil er nichts von ihren Gefühlen hören wollte. Er wusste, dass solche Vertraulichkeiten Intimität erzeugten, und das wollte er auf keinen Fall.
Mit keiner Frau.
Smith fluchte.
Er fühlte sich wie in einem fremden, unvertrauten Land. Er hatte noch nie zuvor darüber nachgedacht, was Sex mit einer Frau eigentlich bedeutete. Bisher war es immer bloß eine Art Hygiene gewesen. Und wenn er eine Frau wollte, hatte sich immer eine gefunden.
So hatte er eben gelebt.
Smith schlang sich das Handtuch um die Hüften und wischte mit dem Unterarm über den beschlagenen Spiegel.
Dann betrachtete er sich ganz genau.
Wie lautete nun seine Antwort?
Er war zuversichtlich, dass er mit Grace schlafen konnte, ohne sich emotional auf sie einzulassen. Vor allem, weil er unfähig war, eine intime Bezieung einzugehen. Bei seiner Lebensweise konnte er jede Minute in einen anderen Winkel der Erde geschickt werden, an Orte, über die er nicht einmal reden durfte. Diese ständige Ortsveränderung stellte für ihn zwar kein Problem dar, aber vielleicht für andere. Er wollte nicht zu jemandem zurückkommen, der monatelang nichts von ihm gehört und sich die ganze Zeit über gefragt hatte, ob er überhaupt noch lebte.
Dieser Druck war zu stark.
Wenn er arbeitete, dachte er ausschließlich an die eigene und an die Sicherheit seiner Klienten. Da war kein Platz für die Sorge um eine Frau, die ihn vielleicht vermisste. Daher hatte er, obwohl er inzwischen achtunddreißig war, nie geheiratet und auch nie mehr als nur ein paar Nächte mit derselben Frau verbracht.
Smith war ganz alleine auf der Welt, abgesehen von seinen Kumpanen bei Blackwatch. Anders wollte er es nicht. Er fühlte sich nie einsam, denn er war immer unterwegs. Da er keine Familie hatte, kannte er auch keine Schuldgefühle an jenen Festtagen, wenn Familien normalerweise zusammenkamen. Er war ein freier Mann.
Aber wie stand es um Grace’ Gefühle?
Wenn sie miteinander schliefen, hatte sie ein Anrecht darauf, zu wissen, was sie von ihm erwarten konnte. Und das war nichts, außer vielleicht großartigem Sex.
Smith kleidete sich mit einer Geschwindigkeit an, die man ihm bei der Armee eingedrillt hatte. Das Rasieren dauerte ganze drei Minuten von dem Zeitpunkt an, dass er die Dose mit dem Schaum in die Hand nahm, bis zum Ablegen der Klinge. Sein Haar war so kurz, dass er es nicht zu bürsten brauchte.
Er wollte gerade gehen, da fiel sein Blick auf das lavendelfarbene Seidenhemd, das an der Tür hing. Er stellte sich Grace darin vor und auch, wie er langsam und sanft den zarten Stoff von ihrer Haut hob.
Und wenn er sich nun tatsächlich emotional auf sie einließ?, fragte er sich wie nebenbei.
Er hielt das nicht einmal im Entferntesten für möglich, aber übersehen durfte er diese riskante Möglichkeit auch nicht.Wenn er nun mit Grace ins Bett ging und begann, sie zu mögen? Respektieren tat er sie ohnehin. Außerdem fand er sie nicht nur körperlich attraktiv.
Jesus, zum ersten Mal in seinem Leben dachte er, dass Sex einen Einfluss darauf haben konnte, was sich zwischen ihm und einer Frau abspielte. Alles war plötzlich anders.
Und was hatte das alles zu bedeuten? Es war vermutlich ratsam, sich emotional zurückzuhalten, ja, es war äußerst wichtig, dass er sich nicht in Grace verliebte. Sie konnten beide das Risiko nicht eingehen, dass er seine Objektivität verlor, denn wenn sein Herz im Spiel war, hatte der Verstand Urlaub. Aus genau diesem Grund behandeln Ärzte niemals die eigene Familie.
Man musste alles schön auseinanderhalten, dachte er. Und streichelte das seidene Negligee.
Glücklicherweise kannte er sich darin gut aus. Seine Fähigkeit, klare Gedanken zu fassen und Gedanken und Gefühle genau zu trennen, garantierte, dass er jede Situation mit klarem Kopf und entspanntem Körper angehen konnte und auch so blieb, wenn Kugeln ihn umschwirrten. Er musste einfach einen Teil seines Verstandes ausblenden und sämtliche Gefühle unterdrücken.
Eine reine Willensfrage.
Er sagte sich, es gäbe keinen Grund, warum er sich nicht emotional von Grace distanzieren könnte. Auch nicht in dem unwahrscheinlichen Fall, dass ihm viel an ihr lag.
Smiths Finger krampften sich in die Seide.
Er begehrte sie, war aber nicht bereit zu lügen, um sie ins Bett zu bekommen. Er würde sie vor die Wahl stellen. Er würde ganz deutlich machen, was er zu bieten hatte: nichts außer einer rein körperlichen Beziehung. Sie konnte sich dann frei entscheiden.
Immerhin war sie eine erwachsene Frau. Er hatte genug Zeit mit ihr verbracht, um zu wissen, wie intelligent und ehrlich sie war. Wenn jemand eine informierte Entscheidung treffen konnte, dann war es Grace.
Als Smith die Tür öffnete, lächelte er.
»John?«
Er drehte sich in Richtung ihrer Stimme um.
Sie stand in der Tür zu ihrem Ankleidezimmer, eine Seidenbluse teilweise in den Bund eines schwarzen Rocks gesteckt. Sie hatte offensichtlich auf ihn gewartet.
»Was du … da gelesen hast …« Sie wollte ihn dabei fest ansehen, aber es gelang ihr nicht, und sie wandte errötend den Blick ab.
»Ich habe zu spät gemerkt, dass es dein Tagebuch war.« Er konnte sein Lächeln kaum unterdrücken.
»Äh … ja … ähm …«
Smith trat auf sie zu und blieb erst stehen, als er die gelblichen Flecken in ihrer grünen Iris sah.
»Mir gefiel dein Geburtstagswunsch«, sagte er. Seine Stimme klang noch tiefer als sonst.
Sie riss die Augen auf.
Dann beugte er sich so weit vor, dass er ihr ins Ohr hauchen konnte: »Selbst wenn ich das nicht darf, es gefällt mir, dass du mich begehrst.«
Dann streckte er die Hand aus und berührte mit dem Daumen den Puls, der in ihrer Kehle pochte. Ihr Herz raste so sehr, dass die einzelnen Schläge ineinander übergingen.
»Ich glaube, ich habe mich über uns beide geirrt«, sagte er dann und ließ die Finger über ihr Schlüsselbein gleiten. Ihre Haut war sehr warm und glatt.
»Inwiefern?«, krächzte sie.
Ihre Augen glänzten. Sie sah ihn fest an, voller Angst, aber auch erwartungsvoll.
Er legte die Lippen wieder an ihr Ohr.
»Sag mir«, flüsterte er, »was ich mit dir machen soll.«
Sie keuchte auf.
Dann strich er ihr Haar beiseite und fasste langsam und zärtlich ihr Ohrläppchen mit den Zähnen. »Was willst du von mir?«
Doch sie hob die Hand und schob ihn von sich.
»John«, murmelte sie. Dann räusperte sie sich. Er sah, wie sie um Beherrschung kämpfte und das heiße Aufwallen in sich unterdrückte, doch er respektierte es. Als sie schließlich wieder sprach, klang ihre Stimme klar: »Warum sagst du mir nicht, was du meinst?«
Er trat einen Schritt zurück und steckte beide Hände in die Taschen.
»Ich glaube nicht, dass es irgendeinen guten Grund gibt, warum wir beide nicht …« Er wollte »ficken« sagen, aber das erschien ihm zu gewöhnlich. »… uns nicht lieben sollten.«
Und zwar sofort. Reißen wir uns die Kleider vom Körper. Stürzen wir uns aufeinander.
Grace’ Hand fuhr an die Kehle. »Wie kommt es, dass du deine Meinung geändert hast?«
»Weil ich dich begehre wie keine andere Frau, die mir jemals begegnet ist«, stieß er heiser hervor.
Noch ehe sie etwas erwidern konnte, sprach er weiter, denn er erinnerte sich nun daran, was er ihr sagen wollte.
»Ich kann dich befriedigen. Aber du solltest auch wissen, dass ich aus deinem Leben wieder verschwinden werde, wenn mein Auftrag beendet ist. Nichts von Dauer, kein Happy End.« Dann starrte er sie an und wünschte sich, sie würde ihn ernst nehmen, aber immer noch mit ihm ins Bett gehen. »Ich kann dir versprechen, dass niemand deinen Körper besser lieben wird als ich.«
Er merkte, wie die Lust seine Stimme zittern ließ.
»Denk darüber nach«, sagte er noch, ehe er zurücktrat. »Und lass mich deine Entscheidung wissen.«
 
Grace sah ihm nach.
Er hätte sie kaum mehr überraschen können, wenn er ihr mitgeteilt hätte, er wäre Superman.
Sie hatte angenommen, er hätte vergessen, was in ihrem Schlafzimmer an jenem Abend passiert war, dass er mit der gleichen Überheblichkeit darüber hinweggegangen wäre wie über die meisten anderen Dinge. Aber offensichtlich war das nicht geschehen.
Zu wissen, dass er sie begehrte, befriedigte sie zutiefst. Was er ihr vorschlug weniger.
Konnte sie sich wirklich eine solche Affäre leisten? Eine kurze, intensive Beziehung, die auf nichts anderem beruhte als reiner Körperlichkeit?
Sie dachte daran, wie seine Stimme ganz dicht an ihrem Ohr geklungen hatte, und glaubte, es zu können.
Dann ging sie zurück in ihr Ankleidezimmer, setzte sich vor den Frisiertisch und bürstete sich die Haare.
Aber wenn sie ganz ehrlich zu sich selbst war, wusste sie, dass es ihrerseits nicht bloß auf körperlicher Anziehung beruhen würde. Sie fühlte sich sehr von ihm erregt, aber auch emotional angezogen.
Es würde kein Happy End geben.
Sie legte die Haarbürste ab, schlang das Haar um die Hand und steckte es zu einem Knoten auf.
Vor ihrer Hochzeit mit Ranulf hatte sie noch an ein Happy End geglaubt. Zumindest an eine bescheidene, stabile Art von Glück. Doch das war vorbei.
Die Frage lautete wohl, ob sie mit Smith zusammen sein konnte, ohne gleich den Kopf zu verlieren. Sie müsste es aufgeben, eine gemeinsame Zukunft anzustreben, ja, sogar, daran zu glauben, denn er hatte ausdrücklich gesagt, dass sie keine Zukunft haben würden. Sie wusste genau, dass er sich hier nicht ändern würde, auch nicht, wenn sie ihr Herz an ihn verlor.Wenn er sagte, er würde sie verlassen und niemals zurückkehren, dann würde er genau das tun. Daran zweifelte sie keine Sekunde.
Grace betrachtete den Chignon von allen Seiten und steckte eine weitere Haarnadel hinein.
Wenn sie dabei verletzt würde, wäre es ihre eigene Schuld.
Dann dachte sie an seine Küsse und wollte ihm sofort ihre Antwort geben. Es war sehr verlockend, zuzustimmen und später mit den Folgen fertigzuwerden, noch in dieser Sekunde zu ihm zu gehen und ihm in die Arme zu fallen.
Aber diese Spontaneität war der Kern des Problems mit Ranulf gewesen. Er hatte ihr einen Heiratsantrag gemacht, und sie hatte ihn angenommen, ohne ihre nagenden Zweifel zu beachten. Wenn sie ein wenig länger über die Situation nachgedacht hätte, wäre sie vielleicht ihrer inneren Stimme gefolgt, die ihr gesagt hatte, dass sie nicht zusammenpassten.
Diesmal wollte sie ihre Entscheidung sorgfältiger treffen. Obwohl sie mit jeder Faser ihres Herzens wusste, dass sie mit John zusammen sein wollte.
Von jetzt an würde sie ihre Entscheidungen vorsichtiger treffen.
 
Gegen Ende des Nachmittags im Büro betrachtete Grace den Stapel Akten auf ihrem Schreibtisch und hatte das Gefühl, vor einem Berg zu sitzen.Trotz aller Dinge, die sie erledigt oder delegiert hatte, die sie fortgeworfen oder zur Ablage bestimmt hatte, schien er nicht kleiner geworden zu sein. Sie war müde und unkonzentriert, und auf die Geburtstagsparty im Plaza, die Bo für sie veranstaltete, hatte sie überhaupt keine Lust.
»Ich kann das nicht«, murmelte sie.
Smith blickte von seinem Platz am Konferenztisch hoch.
»Ich kann heute Abend nicht ausgehen«, wiederholte sie lauter. »Tut mir leid.«
Smith zuckte die Achseln. »Warum entschuldigst du dich bei mir? Wir waren doch nicht verabredet.«
Seine pragmatische Antwort verletzte sie, aber er hatte natürlich Recht. Sie gingen ja nicht als Paar aus. Sie waren einfach zwei Leute, die das gleiche Ziel hatten.
Und sie hatte gedacht, sie könnte einfach nur mit ihm schlafen, ohne dass ihre Gefühle im Spiel wären?
Den ganzen Tag lang hatte sie seinen Vorschlag innerlich akzeptiert. Ja, lautete ihre Antwort, und zwar sofort. Aber vielleicht machte sie sich etwas vor?
Grace rief das Plaza an und fragte nach Senatorin Barbara Ann Bradford. Sobald sie Bo hörte, begann sie mit den Worten: »Tut mir leid, aber mir ist etwas …«
Bo lachte und nölte mit dem breitesten Südstaatenakzent: »Versuch das ja nicht bei mir. Ich bin nur für achtundvierzig Stunden in der Stadt, und zwar nur für deinen deißigsten Geburtstag. Du wirst mit uns essen, du wirst dich amüsieren, und wir feiern mit einer wilden Party, wie gut es ist, älter zu werden.«
»Ich bin so erschöpft.«
»Alle, die heute Abend kommen, sind mit dir befreundet. Nur die wirklichen Freunde.Wenn du beim Essen einschläfst, legen wir dich aufs Sofa. Du wirst da so elegant wie immer aussehen, nur ein bisschen stiller …«
»Vielleicht sollten wir uns nur morgen auf ein kleines …«
Bo unterbrach sie sanft: »Woody, du brauchst uns doch. Daher habe ich dir das Geschenk geschickt.«
Grace drehte den Sessel ihres Vaters herum, um von Smith abgewandt zu sein. Sie wäre jetzt lieber allein gewesen. Vor Smith wollte sie nicht weinen, aber die Tränen rollten schon über ihre Wangen.
»Oh, Bo, ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
Das Geschenk war ein Erinnerungsstück an ihre gemeinsam verbrachte Kindheit, ein kurzer, geflochtener Haarzopf aus einer blonden und einer braunen Strähne. Sie hatten sich mit zwölf zusammen im Sommerlager die Haare abgeschnitten und diesen Zopf daraus geflochten.
Als Grace die Locke in dem kleinen Porzellankästchen gesehen hatte, war das Bild vor ihr aufgestiegen, wo sie beide gesessen hatten, als sie dies getan hatten. Es war auf einem Bootssteg am Sagamore-See. Die Sonne hatte tief in einem dunkelblauen Himmel gestanden. Eine leichte Brise wehte. Es war gegen Ende des Sommers gewesen, und sie hatten die warme Luft begrüßt, denn ihre Badeanzüge waren noch feucht. Man konnte nur die schwappenden Wellen unter den Holzbohlen hören.
Dann hatten sie sich mit raschen, festen Schnitten verwandelt, um erwachsener zu wirken. Dicke Haarsträhnen waren auf die Planken gefallen, weil sie überzeugt waren, mit kurzen Haaren erwachsener auszusehen. Sie hatten den Weg ihrem Schicksal entgegen ein Stück weiter gehen wollen. Mit kurzen Haaren würde alles ein wenig leichter sein.
Schließlich hatten sie aus den Strähnen zwei Zöpfe geflochten, für jeden einen. Die übrigen Haare hatten sie ins Wasser gefegt, wo sie wie ein Spinnennetz auf der Oberfläche schwebten und allmählich forttrieben. Dabei hatten sie übermütig gelacht und sich sehr befreit gefühlt.
Irgendwann später hatte Grace ihren Zopf verlegt. Selbst in ihren jungen Jahren hatte es sie überrascht, wie weh ihr der Verlust tat. Sie war nun erwachsen und so reif, wie sie es sich gewünscht hatte, doch sie merkte überrascht, dass sie sich das einfachere Leben zurückwünschte, das sie damals mit der Freundin am Seeufer geteilt hatte - bis zu diesem Sommertag, der ewig zu dauern schien.
»Bo, woher wusstest du, wie viel mir das bedeutete?« »Weil ich damals bei dir war und jetzt auch wieder. Irgendwann, wenn es mir mal nicht gut geht, kannst du ihn mir zurückschicken.« Grace spürte die Tränen in den Augenwinkeln. Bo lachte. »Wie eines von diesen Geschenken, die man ständig hin- und herschickt.«
»Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll.«
»Ich aber. Sag mir, dass du und Ranulf heute Abend kommen werdet.«
Grace zögerte, weil sie von dem Wunsch, die Freundin zu sehen, fast überwältigt war. »Ranulf … hat viel zu tun. Ich bringe jemand anderen mit.«
»Großartig.Wer ist sie?«
»Er. Er ist … ein Freund.«
»Wirklich? Single?«
»Äh … ich glaube ja.«
»Meinst du, er interessiert sich vielleicht für eine vierunddreißigjährige mollige Alleinerziehende?« Bo kicherte. »Klingt wie eine Kleinanzeige, die vermutlich auf nicht viel Resonanz stoßen wird.«
Grace war nicht sicher, wie sie auf den unschuldigen Vorschlag der Freundin reagieren sollte. Bei der Vorstellung von John mit einer anderen Frau wurde ihr regelrecht übel.
Als sie das Gespräch beendete, sah sie zu Smith hinüber und fragte sich, ob es eine Frau in seinem Leben gab. Sie konnte sich nicht denken, dass er verheiratet war, aber das hieß nicht zwangsläufig, dass er ungebunden war.
Vielleicht fand sie das besser heraus, ehe sie ihre Entscheidung traf, dachte sie missmutig.
»Frackzwang?«, fragte Smith. Seine scharfen Augen verrieten ihr, dass er nichts von dem verpasst hatte, was in ihr vorging.
Sie nickte langsam. »Bo kann man nur schwer etwas abschlagen.«
»Offensichtlich.«
 
Es war fast halb acht, als Grace aus ihrem Zimmer kam. Smith stand schon angekleidet im Wohnzimmer, die Smokingjacke locker über dem Arm. Grace trat langsam auf ihn zu. Das weiße Hemd ließ seinen Teint noch dunkler wirken.
Doch das alles verschwamm vor ihren Augen, als sie bemerkte, wie er ihr auf den Mund starrte.
»Was für ein schönes Kleid«, sagte er mit seiner tiefen Männerstimme.
Sie blickte an dem gelben Chiffon herab. Das Kleid war schulterfrei, lang und sehr schlicht.
»Danke.«
Er trat auf sie zu. »Und das Collier erst.«
Er streckte die Hand nach den gelblichen Brillanten aus. Die sechs Diamanten waren durch eine Kette von kleineren weißen Diamanten miteinander verbunden.
»Es hat meiner Großmutter gehört«, hauchte sie. Seine Finger schwebten gerade eben über ihrer Haut. Grace umklammerte ihre Abendtasche.
Dann senkte er langsam die Hand. Grace sah, wie sein Begehren langsam aus seinen Zügen verschwand, wie ausgelöscht.
»Fertig?«, fragte er mit scharfer Stimme.
Grace nickte. Als sie nebeneinander im Fahrstuhl nach unten fuhren, wusste sie, dass die Chance auf ein gebrochenes Herz sehr hoch war.
Eddie brachte sie zum Plaza. Als sie dort vorfuhren, sagte er: »Ich hoffe, ihr habt einen fabulösen Abend.«
Smith warf ihm einen kritischen Blick zu, doch da riss der Portier schon den Schlag auf. »Komisches Wort.«
»Ja, nicht wahr? Man sollte viel mehr schöne Wörter benutzen. Das streckt das Vokabular wie einen Muskel. Ach ja, herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Grace.« Eddie reichte ihr ein kleines, eingewickeltes Päckchen. »Ich weiß, es ist jetzt kein guter Zeitpunkt, aber ich dachte, ich gebe es ihr jetzt.«
»Danke, Eddie.«
»Sie brauchen es nicht gleich zu öffnen.«
»Aber natürlich! Das ist sehr aufmerksam von Ihnen.« Grace riss das Papier ab. »Aber … das ist ja Pfefferspray!«
Sie sah ihn lächelnd an.
»Ich weiß, es ist in New York nicht zugelassen, aber Sie sollten so was immer dabeihaben. Wissen Sie, wie man es benutzt? Einfach den Finger da entlanggleiten lassen und direkt aufs Gesicht zielen.« Er zeigte ihr den Mechanismus und war erst zufrieden, als sie es zweimal ausprobiert hatte. »Stecken Sie es in Ihre Handtasche. Und immer dabeihaben, ja?«
»Okay, Eddie.Versprochen.« Grace steckte es in die kleine Abendtasche und beugte sich vor, um ihm einen Kuss auf die Wange zu drücken. »Nochmals vielen Dank.«
Eddie fuhr mit einem breiten Grinsen los.
»Das war aber nett von ihm«, sagte sie und winkte ihm nach.
»Ja. Er mag dich gut leiden. Aber das trifft auf die meisten Menschen zu.«
Sie sah zu Smith hoch, aber der überflog mit einem Blick den Park, die Straße und sämtliche Passanten vor dem Hotel.
»Das klingt aber überrascht«, meinte sie leise.
Sein Blick fuhr zu ihr. »Ich finde eine Menge an dir überraschend. Gehen wir.«
Sie wollte mehr wissen, nahm aber bloß den Kleidersaum in die Hand und schritt über den roten Teppich zum Eingang.Vor dem Palm Court unterhielt sie sich kurz mit einem Paar, und dann schritten sie auf den Lift zu.
Bei der angegebenen Suite klopfte Grace an die Tür. Ihre Freundin kam ihr mit ausgebreiteten Armen entgegen. »Sie ist da!«, rief sie laut.
Grace hakte sich bei der alten Freundin ein. »Ich bin so froh, dich mal hier zu sehen.«
»Nun, die Luft in New York ist irgendwie dünner, aber in Ordnung.«
Grace wandte sich zu Smith um, um ihn vorzustellen. »Das hier ist John … Smith. Mein Freund.«
Die Senatorin lächelte ihn herzlich an und schüttelte ihm die Hand. Grace fragte sich, wie er Bo fand. Sie war eine hochgewachsene, gutaussehende Frau mit rötlichem Haar, nussbraunen Augen und einem elektrisierenden Lächeln. Das dunkelrote Kostüm betonte ihr dramatisches Aussehen. Es war eng anliegend geschnitten, um ihre Kurven zu betonen. Neben ihr fühlte Grace sich immer sehr farblos, eine viel blassere Version der Weiblichkeit, die Bo wie einen exotischen Duft ausstrahlte.
Sie betraten einen elegant möblierten Raum, wo sie etwa zwanzig Personen lauthals begrüßten. Man reichte ihr ein Glas Wein, und Grace versuchte sich zu entspannen. Carter und Nick waren auch da und wurden freudig begrüßt.
Während der gesamten Cocktailstunde wusste Grace stets genau, wo Smith sich aufhielt. Er stand eher am Rand der Menge, wirkte aber auch in Gesprächen stets locker.
Sie starrte ihm nach.Wie gut er in diesen eleganten Rahmen passte. Ihre Blicke trafen sich. Er zog eine Braue hoch und nickte knapp.
Da wusste sie, dass es zu spät war.
Sie starrte ihn weiterhin an und sah, wie ein Lichtschein auf seine markanen Züge fiel. Da erkannte sie, dass sie sich in ihn verliebt hatte.
Und stärker noch als ihre Leidenschaft war dies der wahre Grund dafür, dass sie mit ihm schlafen wollte.
Dann wandte sie rasch den Blick ab, damit niemand ihre Gedanken lesen konnte.Verlegen löste sie sich von der kleinen Gruppe, mit der sie sich unterhielt, unter dem Vorwand, ihr Make-up überprüfen zu müssen.
Ihre Gedanken stolperten durch das Für und Wider, doch sie wusste, dass es bloß eine Verstandesübung war. Es war egal, wann es angefangen hatte, und der Grund war eigentlich auch unwichtig. Sie wusste die Wahrheit im Herzen.
Sie hatte sich in eines der Nebenzimmer zurückgezogen und beugte sich gerade mit dem Lippenstift vor den Spiegel, da trat Mimi Lauer ein.
»Tut mir leid, dass ich so spät komme«, sagte die Freundin lächelnd.
Grace erstarrte, als sich ihre Blicke im Spiegel trafen. Sie dachte an Cuppie und Suzanna. Dann drehte sie sich um und breitete die Arme aus.Von Mimi war in dem Artikel auch die Rede gewesen.
»Mimi! Ich freue mich so, dass du gekommen bist. Ich dachte, wir sehen uns nicht, weil du morgen Abend deinen großen Auftritt hast.«
Grace kannte die Lauers noch nicht lange, hatte aber beide sofort gemocht. Sie waren vor vier Jahren von der Westküste hergezogen, weil ihr Sohn unter Jugendarthritis litt und es hier in New York bessere Behandlungsmethoden gab. Mimis herzliche Natur und ihr Flair für Veranstaltungen hatten sie in der neuen Heimat schnell sehr beliebt gemacht. Seit zwei Jahren organisierte sie die alljährliche Galaveranstaltung des Balletts.
Mimi löste sich von ihr und sagte: »Die Vorstellung wird großartig. Sie geben eine Reihe von Balanchine-Stücken, einfach nur ein paar seiner besten Choreographien.«
Grace runzelte die Stirn. »Schade, dass ich dieses Jahr nicht dabei sein kann.«
Smith hatte mit ihr diskutiert, ob sie zu dieser großen Veranstaltung gehen sollte oder nicht. Er hatte sie gewarnt, größere Menschenmengen aufzusuchen, wenn es sich vermeiden ließ, und sie war seinem Rat gefolgt.
»Keine Sorge. Man wird dich natürlich vermissen. Aber ich verstehe, unter welchem Druck du stehst.«
Mimi kniff die Augen zusammen, als wolle sie das Thema anschneiden, das auch Grace durch den Kopf ging. Die Morde. Ihre verlorenen Freundinnen.
Daraufhin folgte ein verlegenes Schweigen.
»Wie geht es dir sonst?«, fragte Grace. »Alles im Griff?«
Mimi schüttelte den Kopf. »Ganz im Gegenteil. Es herrscht völliges Chaos.«
»Mein Gott, warum?«
»Frederique hat sich als größeres Problem erwiesen.« Über das Gesicht der Frau zuckte Missmut. »Es ist jetzt so schlimm, dass ich ihn am liebsten rauswerfen möchte, obwohl wir nur noch vierundzwanzig Stunden haben. Er wollte bei der Party einen Haifisch in einem Aquarium ausstellen. Einen Hai! Was hat das wohl mit meinem Ballett zu tun?«
Grace lächelte und steckte den Lippenstift wieder in die Tasche. »Er übertreibt eben gerne.«
»Na, das kann er anderswo tun. Vielleicht braucht man ihn irgendwo auf einem Piratenschiff. Aber was ist denn mit dir und Lamont?«
»Wie kommst du darauf?«
»Er hat mich heute angerufen und gesagt, er sehe sich nach etwas anderem um.«
Grace schürzte die Lippen. »Das überrascht mich nicht. Wir sind nie gut miteinander ausgekommen. Ich weiß auch, dass er seine Fühler anderswo ausgestreckt hat.«
»Nun, ich habe ihm gesagt, dass wir momentan nichts zu bieten haben, aber er weiß vermutlich den wahren Grund. Du hast mich immer unterstützt. Weder das Ballett noch ich selbst würden dir jemals einen Angestellten wegschnappen.«
»Ehrlich gesagt hätte ich nichts dagegen, wenn er ginge.«
Mimi lächelte. »In dem Fall wollen wir ihn noch weniger. Wenn er mit dir nicht zurechtkommt, ist er vermutlich unausstehlich.«
Wieder folgte eine kurze Pause. Mimi hatte den Blick gesenkt.
»Grace … kann ich dich etwas fragen?« Mimis Stimme war nur ein Flüstern.
»Natürlich.«
»Was machst du, um … dich zu schützen?«
Grace spürte, wie ihr das Herz sank. Mimi sah sie nun an. In ihren Augen herrschte nackte Angst, die gleiche Furcht, die Grace jedes Mal empfand, wenn sie daran dachte, was ihren Freundinnen zugestoßen war.
»Ich habe einen Leibwächter eingestellt.« Grace nahm die Hand der anderen Frau. »Und du?«
»Ich habe Polizeischutz, ein Mann, der mir überallhin folgt. Marks ist sehr hilfreich, aber ich weiß nicht. Ted und ich haben schon überlegt, zurück nach San Francisco zu gehen, bis alles vorbei ist, aber wir können eigentlich nicht. Unser Sohn muss weiter zu seinem Physiotherapeuten.« Mimi schwieg. »Weißt du, ob Suzanna Hilfe hatte?«
»Marks war ziemlich sparsam mit den Einzelheiten. Ich habe mich schon gefragt, ob der Täter vielleicht der Reihenfolge in dem Artikel folgt.«
»Da hast du Glück, denn du bist die Letzte.«
»Dann wäre Isadora als Nächste an der Reihe.«
Da erschien Bo in der Tür. »Störe ich?«
Grace zwang sich zu einem Lächeln. »Nein, überhaupt nicht.«
Mimi lachte unsicher. »Ich will den Ehrengast nicht weiter mit Beschlag belegen. Gehen wir zu den anderen.«
»Ich rufe dich an«, sagte Grace. »Wir treffen uns zum Mittagessen irgendwo, und du kannst mir vom Erfolg morgen Abend berichten.«
»Das wäre schön. Ja, sehr nett.«
Sie tauschten noch einen bedeutsamen Blick aus. Dann ging Mimi. Grace hatte die Anspielung auf den Ballettabend für Bo hinzugefügt, was sie beide wussten.
»Ich muss dich etwas fragen«, meinte Bo nun grinsend. »Wie findet Ranulf es, dass du mit diesem tollen Typen herumziehst?«
»John ist nur ein Geschäftsfreund.«
»Wirklich? Er wirkt aber irgendwie militärisch. Hat den raschen Blick und die breiten Schultern, genau wie mein Vater. Und Daddy war immerhin General.«
Grace versuchte, neutral zu lächeln und etwas zu sagen, was nicht gelogen war. Doch ehe sie eine Antwort parat hatte, wurden sie von einem Kellner unterbrochen, der sie zum Essen bat.
Bo grinste. »Ich hoffe, du hast nichts dagegen, dass ich ihn neben mir platziert habe. Ist schon lange her, dass ich neben einem solchen Mann gesessen habe. Diese Politiker, mit denen ich mich tagtäglich abgeben muss … ich weiß nicht. Unten herum genauso schlapp wie im Kopf.«
Grace lächelte kurz, und Bo sah sie stirnrunzelnd an. »Was ist los?«
»Das erzähl ich dir später.«
Doch ihre Freundin sah sie nun eindringlich an, und Grace hatte den Eindruck, ohne ein Geständnis bekäme sie nichts zu essen. Bo würde sie so lange im Bad einsperren, bis sie mit der Sprache herausrückte.
»Komm mir ja nicht wie meine Mutter«, gab Grace zurück. »Spar dir deine mütterliche Sorge für deinen Sohn auf. Da draußen warten zwanzig Personen auf das Essen, und ich habe Hunger.«
Bo warf ihr einen kurzen Blick zu. »Wir reden später. Ja?«
Sie gesellten sich wieder zu den anderen. Grace leerte rasch ein weiteres Glas Wein, ehe sie in den Speisesaal gingen. Sie saß Bo und Smith gegenüber und beobachtete sie, sobald das Essen serviert war. Bo war eine geschickte Unterhalterin, und obwohl Smith nicht viel zu sagen schien, war er wohl in entspannter Stimmung.
Das nahm Grace zumindest an, aber der Anblick, wie er ihre Freundin ab und zu ansah, war für sie schwer zu ertragen.
Der Mann, der vor ein paar Wochen noch ein Fremder gewesen war, hatte ihr Herz erobert.
Doch er begehrte nur ihren Körper.
Als Bo die Serviette fallen ließ und Smith sich danach bückte, bat Grace um ein weiteres Glas Wein.