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|114|Karriere-Navigator 10

Fünf Lieblingstätigkeiten

Die meisten meiner Kunden schreiben in den Fragebogen, den sie zur Vorbereitung des Karriere-Navigators bekommen, dass sie sich im Coaching eine Analyse ihrer Stärken und Schwächen wünschen. Diese Erwartung muss ich regelmäßig enttäuschen. Ich bin der festen Überzeugung, dass es keine Schwächen gibt. Es gibt nur Fähigkeiten, die man mehr oder weniger in die Wiege gelegt bekommen hat. Viele Menschen versuchen auf Gebieten erfolgreich zu sein, die ihnen und ihren Anlagen nicht entsprechen.

Wenn man gegen seine Anlagen lebt, und versucht seine »Schwächen« zu bekämpfen, ist das sehr schwer, kostet Energie und macht nicht glücklich. Deshalb kümmere ich mich auch nicht um diese Schwächen, sondern konzentriere mich auf die »Stärken«. Wenn man seinen Anlagen und Begabungen entsprechend lebt, das heißt, sie in seinem Leben und Arbeiten zum Ausdruck bringt, tauchen die »Schwächen« gar nicht auf – noch ein Grund, mich nicht um die Schwächen zu kümmern.

 

Beispiel: Franziska ist Immobilienmaklerin. Sie liebt es, die passenden Objekte für die unterschiedlichsten Bedürfnisse zu finden und ist fasziniert davon, immer wieder mit neuen Menschen zusammenzutreffen. Sie arbeitet selbstständig und teilt sich ihre Zeit frei ein. Schwierig wäre es für sie, in einem Büro mit strenger Hierarchie und Ordnung zurechtzukommen. Würden Sie deshalb sagen, dass das eine Schwäche ist?

Peter ist Finanzbeamter. Er liebt es, gründlich und systematisch seine Akten zu bearbeiten und dann an den nächsten Beamten |115|weiterzuleiten. Er mag besonders die Regelmäßigkeit seiner Arbeit. An täglich wechselnden Kontakten hätte er keinen Spaß. Halten Sie das für eine Schwäche?

Es geht nicht darum, alles zu können, sondern nur darum, das zu finden, was für Sie selbst das Richtige ist. Und deshalb sind Sie jetzt wieder an der Reihe.

 

Bitte markieren Sie mit einem farbigen Stift in der folgenden Liste, die Tätigkeiten oder Dinge, die Sie gerne tun beziehungsweise gerne mögen. Also solche Dinge, die sie freiwillig tun (würden), weil sie Ihnen Spaß machen. Bitte denken Sie dabei auch an die Dinge, die gar nichts mit Ihrem Job zu tun haben, wie zum Beispiel Kochen, falls Sie für Ihr Leben gerne Freunde zum Essen einladen, oder Restaurieren, wenn Sie gerne am Abend an alten Möbeln herumwerkeln. Wenn Sie beim Begriff »Einkaufen« beispielsweise daran denken, dass Sie gerne Shoppen gehen und Kleidung kaufen, aber keinen Spaß am Einkaufen von Lebensmitteln haben, ergänzen Sie den Begriff »Einkaufen« um das Wort »Kleidung« und vergessen Sie die Lebensmittel. Oder wenn Sie im Beruf gerne argumentieren und mit anderen diskutieren, privat aber lieber alles harmonisch mögen, wählen Sie »Argumentieren« und ergänzen es durch »beruflich«. Wählen Sie so viele Begriffe aus, wie Sie möchten, Hauptsache, Sie tun das, was Sie auswählen, wirklich von Herzen gerne. Falls Ihnen etwas einfällt, das Ihnen auch noch besonders viel Freude macht und noch auf dieser Liste fehlt, ergänzen Sie es bitte.

Abschätzen

Analysieren

Argumentieren

Ausbilden

Ausstellen

Auswählen

Bauen

Beaufsichtigen

Befragen

Behandeln

Beraten

Bereitstellen

Bestimmen

Bewirten

Darstellen

Einfühlen

Einkaufen

Einrichten

Entscheiden

Entwerfen

Entwickeln

|116|Erfinden

Fahren

Forschen

Fördern

Gründen

Handarbeiten

Helfen

Herstellen

Installieren

Intuitiv sein

Kalkulieren

Klassifizieren

Kochen

Korrektur lesen

Kreativ sein

Künstlerisch darstellen

Lehren

Lesen

Liefern

Malen

Managen

Motivieren

Musizieren

Organisieren

Pflanzen

Planen

Präsentieren

Programmieren

Reisen

Reparieren

Repräsentieren

Restaurieren

Sammeln

Schreiben

Spielen

Sprechen

Technik

Tiere

Veranstalten

Verhandeln

Verkaufen

Vermitteln

Verschönern

Verwalten

Wirtschaften

Zeichnen

Zuhören

Von diesen ausgewählten Tätigkeiten wählen Sie im nächsten Schritt bitte die aus, die Sie gut oder sehr gut können und markieren Sie sie mit einer neuen Farbe. Es gibt immer jemanden, der etwas noch besser kann, also widerstehen Sie der Versuchung, hier zu wenig auszuwählen. Es geht nicht um den Vergleich mit anderen, nur Sie selbst sind Ihr Maßstab. Seien Sie großzügig und schicken Sie Ihren inneren Kritiker vorübergehend auf den Balkon.

Bitte schreiben Sie jetzt alle markierten Begriffe noch einmal separat auf, also die Tätigkeiten, die Ihnen Spaß machen und die Sie gut können, damit Sie sie alle auf einen Blick haben.

 

Ob Sie es glauben oder nicht, aber das sind Ihre größten Stärken! Meine Kunden sind an dieser Stelle meistens sehr verblüfft, denn selten sind es die Dinge, die sie selbst als Stärken genannt hätten. Zum Glück gibt es diesen kleinen Trick! Wenn Sie sehr viele Tätigkeiten oder besser Stärken auf diese Weise identifiziert haben, versuchen Sie sie in sinnvollen Kategorien zusammenzufassen, sie mit Oberbegriffen |117|zu versehen. Falls Sie sich noch einmal auf eine neue Position bewerben möchten, haben Sie mit dieser Methode auf Anhieb eine Antwort auf die Frage: »Was würden Sie als Ihre größten Stärken beschreiben?«, die über die üblichen Antworten an dieser Stelle hinausgeht. Wenn Sie wollen, können Sie dazu die gefundenen Tätigkeiten noch genauer spezifizieren. Hinter der einfach klingenden Stärke »Kochen« steht unter anderem die Fähigkeit zur Projektplanung (Bedarfs-, Einkaufs- und Zeitplanung). Wenn Sie es schaffen, ein Drei-Gänge-Menü à la minute auf den Tisch zu bringen, können Sie mehr als nur gut kochen. Gehen Sie Ihre Lieblingstätigkeiten noch einmal durch und probieren Sie es aus – die Personaler werden beeindruckt sein!

 

Falls Sie mehr als fünf Tätigkeiten oder Begriffe als Ihre Stärken identifiziert haben, schauen Sie sich diese bitte noch einmal genau an und lassen Sie sie auf sich wirken. Wählen Sie nun die fünf aus, bei denen Sie das angenehmste Gefühl bekommen, die Sie am meisten ansprechen oder die sie am allerliebsten haben. (Das müssen nicht unbedingt die sein, die Sie bereits am besten können.) Auch wenn ich mich wiederhole, aber suchen Sie bitte unbedingt nach Ihrem Gefühl aus und schreiben Sie nur die Dinge auf, die Sie wirklich große Klasse finden.

 

Schauen Sie sich bitte noch kurz die Begriffe an, die Sie ausgewählt haben, weil Sie sie gerne mögen, in denen Sie aber noch nicht besonders gut sind. Auch diese Begriffe sollten Sie sich auf ein extra Blatt schreiben, denn das ist Ihr Entwicklungspotenzial. Diese Dinge können Sie in eine Schublade legen und herausholen, wenn Sie etwas in Ihrem Leben verändern möchten, etwas Neues dazulernen oder etwas Altes wiederbeleben wollen. Viele meiner Kunden haben hier das Musizieren oder Singen stehen. Meine Nachbarin hat mit 55 Jahren angefangen, Klavier spielen zu lernen. Einer meiner Kunden hat etwa im gleichen Alter eine Weiterbildung in ayurvedischer Massage gemacht und arbeitet jetzt nebenbei als Masseur. |118|Vergessen Sie den Spruch: »Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr.« Es ist nie zu spät!

 

Jetzt wenden Sie sich ausnahmsweise einmal den Dingen zu, die Sie nicht gerne tun oder schlimmstenfalls fürchterlich finden. Bitte markieren Sie auf der folgenden Liste, die dieselben Begriffe enthält wie die vorige, all das, was Sie nicht mögen – unabhängig davon, ob Sie es können oder nicht. Denken Sie auch an Dinge, die Sie früher einmal tun mussten oder vielleicht sogar heute in Ihrem aktuellen Job tun, zu denen Sie sich aber jedes Mal erst durchringen müssen.

Abschätzen

Analysieren

Argumentieren

Ausbilden

Ausstellen

Auswählen

Bauen

Beaufsichtigen

Befragen

Behandeln

Beraten

Bereitstellen

Bestimmen

Bewirten

Darstellen

Einfühlen

Einkaufen

Einrichten

Entscheiden

Entwerfen

Entwickeln

Erfinden

Fahren

Forschen

Fördern

Gründen

Handarbeiten

Helfen

Herstellen

Installieren

Intuitiv sein

Kalkulieren

Klassifizieren

Kochen

Korrektur lesen

Kreativ sein

Künstlerisch darstellen

Lehren

Lesen

Liefern

Malen

Managen

Motivieren

Musizieren

Organisieren

Pflanzen

Planen

Präsentieren

Programmieren

Reisen

Reparieren

Repräsentieren

Restaurieren

Sammeln

Schreiben

Spielen

Sprechen

Technik

Tiere

Veranstalten

Verhandeln

Verkaufen

Vermitteln

Verschönern

Verwalten

Wirtschaften

Zeichnen

Zuhören

|119|Auch hiervon wählen Sie im nächsten Schritt wieder die Dinge aus, die Sie zwar nicht mögen, aber trotzdem gut können und markieren sie mit einer anderen Farbe. Das ist ein wichtiger Schritt, seien Sie also bitte ehrlich mit sich. Und denken Sie daran, dass Sie selbst entscheiden, ob Sie etwas gut können oder nicht. Listen Sie diese Tätigkeiten bitte wieder auf.

 

Das sind die Dinge, die Sie – wenn irgendwie möglich – nie wieder tun sollten. Weder privat noch beruflich. Das sind die Dinge, die Sie unglücklich machen, weil sie Ihren Anlagen, Ihrer wahren Natur widersprechen. Wer dauerhaft Dinge tut, die seiner Persönlichkeit widersprechen, wird nicht nur unglücklich, sondern oft auch krank. Ihre Seele zeigt Ihnen so, dass Sie auf dem falschen Weg sind.

Bei dem Teil meiner Kunden, der beruflich sehr unzufrieden ist, ist diese Liste voller Tätigkeiten, die im jeweiligen Berufsleben im Vordergrund stehen. Da hilft nur ein radikaler Kurswechsel. Aber nicht immer ist es so extrem. Möglicherweise haben Sie auf Ihrer Liste zum Beispiel »Verwalten« stehen. Sie konnten oder mochten es noch nie, Akten systematisch abzulegen, Dinge zu kategorisieren oder Ihre Steuererklärung zu machen. Dann sprechen Sie sich im Büro mit einem Kollegen ab oder delegieren Sie solche Aufgaben wenn möglich an eine Sekretärin. Sie müssen nicht alles selber machen. Für Ihre privaten Unterlagen können Sie einen Steuerberater engagieren. Das wichtigste an der Liste mit Ihren »Unlieblingstätigkeiten« ist, dass Sie sich bewusst sind, von welchen Dingen Sie möglichst die Finger lassen sollten. Schließlich soll es Ihnen gut gehen – und Ihr Steuerberater will ja auch leben.

Die Tätigkeiten, die jetzt noch übrig sind, also die Dinge, die Sie nicht gern tun und auch nicht gut können, bezeichnet man üblicherweise als Schwächen. Aber etwas zu lernen, was Ihnen, Ihren Anlagen und Ihrer Seele nicht entspricht, bringt kaum etwas Gutes. Lassen Sie sich nicht länger einreden, dass man dieses oder jenes unbedingt können sollte. Nutzen Sie Ihre Energie lieber, um Ihre |120|Stärken zu leben und wenn Sie wollen, noch zu optimieren. Das sind die Tätigkeiten, die Sie in den Flow bringen, einen Zustand vollkommener Selbstvergessenheit. Damit können Sie sich selbst glücklich machen.

Den größten Teil der »Instrumente«, die Sie für Ihre neue Kursbestimmung brauchen, haben Sie sich bereits erschlossen. Ich gratuliere Ihnen, wenn Sie es bis hierher geschafft haben! Wenn es Ihnen so geht, wie den meisten meiner Kunden, haben Sie sich wahrscheinlich noch nie von so vielen Seiten selbst betrachtet. Aber Sie sind noch nicht am Ende, zwei weitere Schritte liegen noch vor Ihnen.