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|85|Karriere-Navigator 4

Ihre Motivation

Nachdem wir uns jetzt Ihre Vergangenheit, also Ihren beruflichen Weg und Ihre Kindheit angesehen haben, geht es bei der nachfolgenden Übung um tief in Ihnen liegende Grundbedürfnisse, Werte und Lebensmotive. Es ist besonders wichtig, dass Sie zuerst die Übung machen und erst dann weiterlesen, sonst bringen Sie sich um ein wertvolles Instrument auf dem Weg zu Ihrer Berufung.

Auf der nächsten Seite finden Sie eine Reihe von Begriffspaaren. Um Ihren Verstand zu besänftigen, schicke ich auf dieser Seite eine kurze Erklärung zu den jeweiligen Begriffen voraus. Entscheidend ist letztendlich aber nicht mein Verständnis von dem jeweiligen Begriff, sondern wie Sie ihn verstehen. Nehmen Sie also meine Definition bitte nur als Anregung, denn wie immer sind Sie selbst der wichtigste Maßstab!

  • Macht: Einfluss nehmen können

  • Neugier: Freude am Neuen

  • Ordnung: Bedürfnis nach Struktur und Organisation

  • Ehre: Bedeutung von Prinzipien, Loyalität

  • Beziehungen: Nähe zu und Austausch mit anderen

  • Familie: Partnerschaft und Kinder

  • Erfolg: Leistungsorientierung

  • Lebenskraft: voller Energie sein

  • Spaß: leichtes Leben

  • Reichtum: mehr Geld haben, als man braucht

  • Herausforderung: in neuen Situationen gefordert sein

  • Freude: Dankbarkeit und Glück empfinden

  • |86|Sicherheit: geregelte Lebensgrundlage

  • Unabhängigkeit: finanziell und emotional

  • Freiheit: eigene Entscheidungen treffen können

  • Anerkennung: soziale Akzeptanz

  • Sparen: Sammeln von Materiellem

  • Gerechtigkeit: Kampf für die Sache

  • Status: Prestige, Symbole

  • Eros: Erotik, Ästhetik

  • Genuss: Freude an Nahrung, Berührung, Sinnlichkeit

  • Schönheit: in Dingen, Menschen und der Natur

  • Ruhe: innere und äußere Entspannung

  • Harmonie: friedliches Miteinander

  • Ruhm: öffentliche Aufmerksamkeit

  • Idealismus: soziales Engagement

  • Abenteuer: das Leben als Spiel

  • Aktivität: geistig und/oder körperlich in Bewegung

Bitte schauen Sie sich nun die nachfolgende Begriffsliste an und betrachten Sie jeweils die in einer Zeile stehenden Begriffspaare, also Macht und Freiheit, Neugier und Anerkennung und so weiter. Sie streichen nun bitte zügig bei allen 14 Begriffspaaren den Begriff des jeweiligen Paares durch, der Ihnen weniger wichtig ist. Bei manchen Begriffen fällt Ihnen die Wahl vielleicht schwerer als bei anderen. Dann lassen Sie bitte den Begriff stehen, der Ihnen das wärmere Gefühl gibt oder Ihnen vielleicht sogar ein Lächeln entlockt.

 

Macht

Freiheit

Neugier

Anerkennung

Ordnung

Sparen

Ehre

Gerechtigkeit

Beziehungen

Status

|87|Familie

Eros

Erfolg

Genuss

Lebenskraft

Schönheit

Spaß

Ruhe

Reichtum

Harmonie

Herausforderung

Ruhm

Freude

Idealismus

Sicherheit

Abenteuer

Unabhängigkeit

Aktivität

Von den 14 Begriffen, die jetzt noch übrig sind, wählen Sie bitte die sieben aus, die Ihnen davon am wichtigsten sind und kreisen Sie sie ein. Diese sieben Begriffe schreiben Sie bitte anschließend auf ein Blatt Papier. Nun suchen Sie aus diesen sieben Begriffen die drei heraus, die Sie am meisten ansprechen, die Ihnen ein gutes Gefühl im Bauch vermitteln. Diese drei Begriffe bringen Sie bitte in eine Rangfolge, also den für Sie schönsten, zweit- und drittschönsten Begriff, und schreiben sie bitte ebenfalls auf.

 

Diese »Begriffe« sind Ihre Lebensmotive – die Dinge, die sie am Morgen aus dem Bett treiben (können) und die die Kraft haben, Sie glücklich zu machen, wenn Sie nach ihnen leben.

Die Lebensmotive stammen aus den Arbeiten des amerikanischen Motivationsforschers Steven Reiss. Er spricht in seinen Untersuchungen von insgesamt 16 grundlegenden Lebensmotiven, die unser Leben bestimmen und deren Erfüllung unserer Existenz Sinn verleiht. Deshalb passen Sie natürlich ganz wunderbar, wenn man auf der Suche nach seiner Berufung ist. Ich habe seine Begriffe zum Teil übernommen und mit jenen ergänzt, die mir im Laufe meiner |88|langjährigen Beratertätigkeit immer wieder begegnet sind und mir ebenfalls wichtig erscheinen.

Die drei Lebensmotive, die Sie nun für sich identifiziert haben, sind zeitüberdauernd und nur besonders einschneidende Lebenserfahrungen können zu Änderungen führen. Es gibt dabei allerdings eine Ausnahme: Wenn unter Ihren letzten drei Lebensmotiven der Begriff »Lebenskraft« ist, wählen Sie sich bitte noch einen vierten aus der Liste mit den sieben Motiven, die Sie vorher aufgeschrieben haben, und lesen Sie erst weiter, wenn Sie sich entschieden haben.

 

Wenn »Lebenskraft« auf Ihrer Motivliste so weit oben erscheint, haben Sie wahrscheinlich lange keinen Urlaub mehr gemacht oder fühlen sich aus anderen Gründen erschöpft und ausgebrannt.

Interessanterweise hatten von meinen Kunden bereits sehr viele Frauen, aber nur äußerst wenige Männer den Begriff Lebenskraft unter den drei wichtigsten Lebensmotiven. Das kann daran liegen, dass Frauen noch immer vielfacher belastet sind und es allen recht machen wollen. Es kann aber auch bedeuten, dass Männer erst sehr spät wahrnehmen oder zugeben können, dass sie mit ihrer Kraft am Ende sind.

Wie dem auch sei, für Sie ist es ein wichtiges Zeichen, sich um Ihre Gesundheit zu kümmern und für Entlastung zu sorgen. Sei es durch einen spontanen Urlaub oder einen eingeschobenen Wellness-Tag – Hauptsache, Sie kümmern sich um sich. Wenn es Ihnen dann wieder besser geht und Sie erholt sind, verschwindet der Begriff von Ihrer Liste, deshalb können Sie schon jetzt einen neuen dafür auswählen.

Erst wenn Sie sich Ihrer wichtigsten Lebensmotive, Ihrer Werte bewusst sind, können Sie dafür sorgen, in Ihrem (Berufs-)Leben danach zu leben. Fragen Sie sich, wie gut diese Lebensmotive in Ihrem augenblicklichen Leben und vor allem in Ihrer Arbeit erfüllt sind.

Menschen, die Freiheit oder Unabhängigkeit als eines der drei wichtigsten Lebensmotive ausgewählt haben, fühlen oft eine besonders |89|starke Sehnsucht danach, sich selbstständig zu machen oder brauchen, wenn sie in einem Unternehmen arbeiten, sehr viel Raum für eigene Entscheidungen und Verantwortung, um zufrieden zu sein.

Menschen mit dem Lebensmotiv Beziehungen an einer der ersten Stellen können eher im Team optimale Leistung erbringen und müssen, falls sie dennoch allein arbeiten, auf genügend Möglichkeiten zum Austausch mit anderen achten.

Wie gut kommt wohl jemand, dessen Motive Sparen, Anerkennung und Ruhe sind, mit seinem Job als Eventmanager zurecht, den er durch einen Freund gefunden hat? Er wäre sicher auf einer Behörde besser aufgehoben. Ein Mensch, auf dessen Liste Ehre oder Gerechtigkeit weit oben stehen, kann vermutlich nur schwerlich in einem Tabakkonzern oder in der Rüstungsindustrie seine Erfüllung finden. Erst wenn dieser Mensch seine Tätigkeit in ein Unternehmen verlegt, das Gutes in die Welt bringt, wird sie sich vorzüglich mit seinen Lebensmotiven decken.

Manchmal ist es einfach, manchmal muss man genauer hinsehen, um die Lebensmotive zu deuten. Aber Tatsache ist: Wer gegen seine Motive lebt, gegen die Dinge, die ihm am wichtigsten sind, der kann auf Dauer kein erfülltes Leben führen. Idealerweise sind unsere Lebensmotive ein Teil der Motivation, einen bestimmten Beruf überhaupt erst zu ergreifen. Damit schaffen wir es auch durch schwierige Zeiten im Job und können mit Konflikten besser umgehen. Wir wissen instinktiv oder auch bewusst, dass es sich für uns lohnt. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass Sie Entscheidungen in Ihrem Leben getroffen haben, die im Gegensatz zu Ihren Werten standen. Möglicherweise gehört die Entscheidung für Ihren Beruf dazu.

Indem Sie Ihren Lebensmotiven folgen, ihnen Raum geben, sich von ihnen leiten lassen, finden Sie Orientierung im Meer der Möglichkeiten. Und die Entscheidung für oder gegen ein Unternehmen, eine Tätigkeit oder auch eine Beziehung wird leichter. Sie können |90|Ihre Werte nicht an der Bürotür oder der Haustür abgeben. Nur wenn Sie leben, wie Sie sind, kann es Ihnen gut gehen – bei Ihrer Arbeit und in jedem anderen Bereich Ihres Lebens.

Am Ende des Karriere-Navigators greifen wir Ihre drei Lebensmotive wieder auf, doch schon jetzt können Sie das Buch für ein paar Minuten zur Seite legen und sich Ihr Leben hinsichtlich dieser Motive ansehen. Wie erfüllt sind Sie im Bereich Beruf, Familie, Partnerschaft, Gesundheit, Lebenssinn? Jede Entscheidung für eine Neuausrichtung in Ihrem Leben können Sie jetzt an Ihren wichtigsten Motiven ausrichten.

Nach diesem »schwerwiegenden« Thema Ihrer Lebensmotive geht es nun um etwas ganz Leichtes: Ihre Interessen.