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|68|Karriere-Navigator 3

Kindheitsträume – Kindheitspläne

»Der Weltraum – unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2200. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise, das mit seiner vierhundert Mann starken Besatzung fünf Jahre unterwegs ist, um neue Welten zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Viele Lichtjahre von der Erde entfernt dringt die Enterprise in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.« Es folgt die Melodie der in den Siebzigern so beliebten Fernsehserie. Wer von uns wollte nicht Captain Kirk, Mister Spock oder Lieutenant Uhura sein?

Können Sie sich noch daran erinnern, was Sie als Kind werden wollten, wenn Sie erwachsen sind? Ich kann mich an meine – zum Teil abenteuerlichen – Träume noch gut erinnern. Viele davon habe ich im Laufe meines Lebens schon wahr gemacht. Manche sind noch in Arbeit, aber so soll es auch sein.

Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Dieser Satz gilt nicht nur in Zeiten lebenslangen Lernens als überholt. Was Hänschen als Kind nicht gelernt hat, kann er jederzeit als Erwachsener nachholen. Und was Hänschen kann, können Sie auch!

 

Beispiel: Hans hat als kleiner Junge davon geträumt, zum Mond zu fliegen. Er wollte Astronaut werden, weil ihn die Technik und die Weite des Alls fasziniert haben. Heute ist er leitender Angestellter in einem Unternehmen, das elektronische Bauteile für die Automobilindustrie herstellt. Möglicherweise wird er nun mit 55 nicht mehr zum Astronauten, aber das Wiederentdecken seines alten Kindertraums hat ihn dazu gebracht, jetzt über ein Senioren-Studium an der Universität nachzudenken.

 

|69|In diesem Kapitel erwarten Sie fünf Fragen, die sich alle um Ihre Kindheit drehen:

  • um die Dinge, die Sie als Kind gerne getan haben,

  • um die Berufe und Lebensumstände, von denen Sie als Kind geträumt haben,

  • um Talente und Fähigkeiten, die in diesen Erinnerungen und Träumen stecken,

  • um Ihren Umgang mit anderen Kindern,

  • und darum, was die wichtigsten Menschen in Ihrem Leben von Ihnen erwarten.

Von allen Schritten im Karriere-Navigator ist dies der längste, manchmal der schwierigste und manchmal sogar der wichtigste Teil, auch oder gerade weil es hier vor allem um Ihre Erinnerungen geht.

Einige Träume aus unserer Kindheit klopfen Zeit unseres Lebens zum Teil dezent und leise, zum Teil aber auch laut und heftig, an die Tür unseres Bewusstseins. Es ist nie zu spät dafür, die Tür zu öffnen und diese Träume zurück in Ihr Leben zu lassen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das Leben damit glücklicher wird.

Wenn Ihre Berufung der Ruf Gottes (oder einer Ihnen mehr entsprechenden Instanz) ist, bestimmte Aufgaben zu erfüllen und Sie dafür mit den besten Anlagen und Voraussetzungen ausgestattet wurden, finden Sie diese am besten in der Zeit, in der Sie noch am meisten Sie selbst waren – in Ihrer Kindheit.

 

Beispiel: Annette wurde Anfang der sechziger Jahre in einer ganz normalen Familie geboren. Ihre Mutter kümmerte sich um das Heim, während ihr Vater für die finanzielle Versorgung verantwortlich war.

Bei Annettes Geburt ging es etwas unsanft zu. Sie wurde nach vielen Stunden Geburtswehen von den Ärzten wenig liebevoll mit einer Saugglocke auf die Welt geholt.

|70|Wegen der schwierigen Geburt kümmert sich Annettes Mutter ganz besonders um ihre kleine Tochter und bemüht sich, ihr jeden Schmerz zu ersparen. Sobald sie glaubt, die Schippe des kleinen Jungen im Sandkasten könnte auf dem Kopf ihrer Tochter landen, geht sie lieber mit ihr nach Hause oder fängt einen Streit mit der Mutter des kleinen Raufbolds an. Sie will ihre Tochter beschützen, aber leider lernt Annette so nicht, sich selbst mit anderen auseinander zu setzen.

Annettes Vater ist enttäuscht, da er gern einen Stammhalter gehabt hätte. Er glaubt allerdings in seiner kleinen Tochter ein besonderes handwerkliches Talent zu erkennen und schenkt ihr zum Geburtstag statt der damals üblichen Puppe einen Baukasten. Dass sie sich viel mehr über einen Roller gefreut hätte, bemerkt er nicht.

Annette hat Glück, alle vier Großeltern sind noch am Leben und oft in ihrem Elternhaus zu Gast. Die eine Großmutter träumte als junges Mädchen davon, eine Primaballerina zu werden, doch in der Zeit des Zweiten Weltkrieges war das leichter gesagt als getan. Es wurde nichts aus ihrem Traum. Dafür wünscht sie sich jetzt, ihre Enkelin an der Ballettstange und später auf der Bühne zu sehen – im rosafarbenen Tutu, das sie ihr zum dritten Geburtstag schenkt. Annette hasst rosa und sie hasst Röcke, aber ihrer Großmutter zuliebe zwängt sie sich in das unbequeme Kostüm und geht widerwillig in die Ballettstunden, die ihre Großmutter ihr finanziert.

Der Großvater ist ein netter Mensch und verrückt nach seiner kleinen Enkeltochter, der er jeden Wunsch von den Augen abliest. Bei ihm hat Annette das Gefühl, ganz sie selbst sein zu dürfen, deshalb verbringt sie viel Zeit mit ihm.

Annettes andere Großmutter ist eine patente Frau, die bis ins fortgeschrittene Alter eine eigene Gastwirtschaft in ihrem Heimatdorf geführt hat. Sie war immer finanziell unabhängig von ihrem Mann, was zur damaligen Zeit einigermaßen ungewöhnlich war. |71|Ihre Großmutter wünscht sich für ihre Enkelin, dass sie später auf eigenen Beinen steht und dafür möglichst früh einen anständigen Beruf lernt. Studieren hält sie für Zeitverschwendung. Annette bewundert sie sehr und ist schon früh bemüht, ihren Ansprüchen gerecht zu werden.

Der Mann dieser Großmutter war bis zu seiner Pensionierung Geschäftsführer eines großen Bauunternehmens. Auch er ist der Meinung, dass Annette eine gute Ausbildung braucht, dazu aber auf jeden Fall ein Studium machen soll, weil man sonst auf dem Arbeitsmarkt keine Chancen hat.

 

Sechs verschiedene Menschen, sechs verschiedene Erwartungen an das kleine Mädchen und sechs verschiedene Verhaltensweisen im Umgang mit ihr. Verstehen Sie nun, warum es sich lohnt, sich Ihrer Kindheit zuzuwenden, um Ihren Weg zu finden?

Ausgesprochene und unausgesprochene Botschaften und Erwartungen prägen uns unser Leben lang, ganz besonders in der Kindheit. Sie verhindern, dass wir ungestört uns selbst entdecken können, während wir zu »vernünftigen Erwachsenen« werden.

Natürlich ist unser Verhalten zu einem Teil Veranlagung, aber es ist zu anderen Teilen auch geprägt von unserer Erziehung, unseren Erfahrungen, unserem Umfeld und unserem Schicksal. Ein Mensch wird von der ersten Sekunde seines Lebens an von seinem Umfeld beeinflusst und entfernt sich dadurch mehr und mehr von seinem Kern. Wie die kleine Annette, die wie jeder von uns – bewusst oder unbewusst – versucht, die in sie gesetzten Erwartungen zu erfüllen und es dabei natürlich nicht allen recht machen kann. Am wenigsten sich selbst.

Jede neue Erfahrung bewirkt in einem Menschen eine veränderte Sicht auf die Welt, verändert sozusagen die Brille, durch die er schaut. Und darauf bauen die meisten irgendwann die Entscheidung für einen Beruf auf.

 

|72|Was erwarten Ihre Eltern, Großeltern, Ihr Partner, Ihre Geschwister und Ihre besten Freunde von Ihnen? Selbst als Erwachsene handeln wir in vielen Fällen so, wie wir glauben, dass andere es von uns erwarten. Machen Sie sich bewusst, was die wichtigsten Menschen in Ihrem Leben von Ihnen erwarten und schreiben Sie es auf. Wenn sie es nicht wissen oder nicht ganz sicher sind, fragen Sie nach.

 

Wem wird es wohl die kleine Annette recht machen? Beißt sie sich als einigermaßen begabte Ballerina bis zur Hochschule durch (1. Großmutter) oder entscheidet sie sich für eine Ausbildung als Industriekauffrau und hat schon in jungen Jahren ein eigenes Einkommen (2. Großmutter)? Absolviert sie ein Architektur- oder Informatikstudium (Vater und 2. Großvater), wird sie früh verliebt, verlobt, verheiratet sein und sich um ihre eigene Familie kümmern (Mutter), oder schafft sie es, nach den Sternen zu greifen und ihren eigenen Weg zu gehen (und macht damit sich selbst und Großvater 1 glücklich)? Nur wer sich der Erwartungen anderer bewusst ist, kann sich entscheiden, sie zu erfüllen oder eben auch nicht.

In Ihren Kindheitserinnerungen können Sie Anhaltspunkte dafür entdecken, wer Sie wirklich sind – wer Sie waren, bevor Sie zu viele »fremde« Erwartungen übernommen haben. Sie können sich selbst, Ihren Kern, in dem wiederfinden, was Sie als Kind getan haben. Je weiter Sie sich in Ihre Kindheit zurückerinnern können, desto mehr können Sie in Ihren Erinnerungen Ihre ursprünglichen, noch wenig verfälschten Anlagen erkennen und für Ihre neue Kursbestimmung nutzen.

Diese Übung ist ein Teil im Gesamtbild Ihrer Berufung. Nicht mehr und nicht weniger. Und sie kann Ihnen viel Freude bereiten. Bei dem einen oder der anderen von Ihnen ist es aber auch möglich, dass Sie traurig werden, wenn Sie zurückblicken. Vielleicht sind Ihre Eltern nicht mehr am Leben oder Sie schauen auf andere unangenehme Erfahrungen in der Kindheit zurück.

Sollten Sie dennoch das Gefühl haben, eine ganz normale oder |73|sogar behütete Kindheit erlebt zu haben, gehen Sie bitte ganz entspannt an diese Übung heran. Jede Kindheit hat auch Schattenseiten, die Sie hier getrost vergessen dürfen. Es geht nur um die Dinge, die Ihnen als Kind Spaß gemacht haben.

Sollten Sie jedoch wirklich traumatische Erfahrungen gemacht haben oder es für möglich halten, solche in Ihrer Erinnerung zu entdecken, lassen Sie die Übung bitte aus. Es macht nichts, wenn dieser Teil des Karriere-Navigators fehlt. In den kommenden Übungen finden Sie noch genügend Informationen für das abschließende Gesamtbild und für Ihren neuen Kurs.

 

Um die folgenden Fragen zu beantworten, sollen Sie sich jetzt ganz bewusst an die Zeit Ihrer Kindheit zurückerinnern. Gehen Sie so weit zurück, wie es Ihnen möglich ist, und sammeln Sie Ihre Erinnerungen bis zur Pubertät.

Nehmen Sie zur Einstimmung alte Fotos zur Hand oder fragen Sie Ihre Eltern, Großeltern, Onkel, Tanten oder ältere Freunde, was sie aus Ihrer Kindheit noch in Erinnerung haben. Nehmen Sie sich für diese Übung so lange Zeit, wie Sie möchten. Wie wäre es zum Beispiel mit einem »Kindheitserinnerungsabend«, an dem Sie sich mit alten Kinderschallplatten, Musik ihrer Kindheit und einem Tee oder Wein zurückziehen und sich von Ihrer Erinnerung in die ersten Jahre Ihres Lebens entführen lassen?

Es ist ganz normal, wenn Ihnen am Anfang nur wenig einfällt. Auf den folgenden Seiten finden Sie typische Antworten auf die Fragen. Aber denken Sie daran, es geht nur um die Dinge, die Sie am liebsten getan haben. Wenn Sie diese Übung also optimal als Information für Ihre Berufung nutzen wollen, sollten Sie erst dann umblättern, wenn Sie Ihre eigenen Erinnerungen aktiviert haben. Ansonsten ist die Gefahr groß, dass Sie angeregt von dem, was andere am liebsten getan haben, Ihre Schwerpunkte in Ihrer Erinnerung verzerren.

Bitte notieren Sie Ihre Antworten auf separaten Blättern, die Sie |74|nach und nach noch ergänzen und in Ihren Ordner einsortieren können.

Ihre Lieblingsbeschäftigungen

Womit haben Sie sich in Ihrer Kindheit am liebsten beschäftigt? Welche Spiele haben Sie gespielt? Welche Filme oder Fernsehsendungen haben Sie am liebsten angesehen? Welche Bücher haben Sie gelesen? Bitte schreiben Sie alles auf, an das Sie sich noch erinnern können.

 

Sie haben sich in Ihre Kindheit zurückversetzt und Ihre Erinnerungen belebt. Vielleicht haben Sie das Gefühl, etwas vergessen zu haben, doch bei dieser Übung geht es nicht um Vollständigkeit, sondern vor allem darum, dass Sie wiederfinden, was Ihnen in den ersten Jahren Ihres Lebens am meisten Spaß gemacht hat.

Wenn Sie die nachfolgende Aufzählung von den Dingen ansehen, die andere Menschen in ihrer Kindheit gerne getan haben, wird das eine oder andere auch zurück in Ihre Erinnerung gelangen. Bitte ergänzen Sie Ihre bisherige Liste, aber nehmen Sie nur die Dinge hinzu, die Ihnen wirklich Freude gemacht haben.

 

Was andere Menschen in ihrer Kindheit gerne getan haben

Sportliche Aktivitäten:  Schwimmbad, Fahrrad fahren, Rollschuh laufen, Gummi-Twist, Fußball, Handball, Volleyball, Leichtathletik, Pferdesport, Geräteturnen, Leistungssport

 

Mit anderen gespielt: Versteckspiele, im Freien/auf dem Land gespielt, Höhlen/Baumhäuser gebaut, Fangen, Gruppenspiele wie Völkerball, Rollenspiele, Räuber und Gendarm, Vater-Mutter-Kind, |75|Indianer, Detektivspiele, Fantasiespiele, Arztkoffer, Verkleiden, Theater spielen, Zirkus spielen, Zaubertricks ausgedacht und vorgeführt, Kaufmannsladen, Kinderpost

 

Kreative und handwerkliche Tätigkeiten: Malbücher, Malen nach Zahlen, Malen und Zeichnen, Basteln, Stricken/Häkeln/Sticken, Laubsägearbeiten, Modellbau (Flugzeuge/Schiffe)

 

Typische Spielsachen: Modelleisenbahn, Carrera-Bahn, Autoparkhaus, Legosteine, Playmobil, Fischer Technik, Puppen und/oder Barbies, Ausschneidepuppen, Puppenkleidung selbst genäht, Puppenhaus gebaut und/oder eingerichtet, Puzzle-Spiele, Gesellschaftsspiele (Halma, Monopoly, Kartenspiele und so weiter), Schach

 

Musik: Blockflöte, Klavier, Gitarre, Xylophon, Akkordeon, Schlagzeug, anderes Instrument, allein oder mit anderen musiziert, Chor/Kirchenchor, Schülerband

 

Und noch mehr: Geschichten ausgedacht/geschrieben, in den Tag hinein geträumt, im Garten gewerkelt, Steine gesammelt, Pflanzen gezogen, eigenes Haustier (Meerschweinchen, Hund, Katze, Wellensittiche und so weiter)

 

Was andere Menschen in ihrer Kindheit gerne im Fernsehen gesehen haben

Zeichentrickfilme: Wicki, Biene Maja, Tom und Jerry, Calimero, Speedy Gonzales, Heidi, Schweinchen Dick, Hase und Wolf, Lollek und Bollek, Der kleine Maulwurf, Micky Maus, Inspektor Gadget, Garfield, Die Simpsons, Nils Holgersson

 

Tiersendungen: Daktari, Lassie, Black Beauty, Der Mann aus den Bergen, Flipper

 

|76|Kindersendungen: Sendung mit der Maus, Sesamstraße, Muppet-Show, Augsburger Puppenkiste, Kliklaklawitter-Bus, Neues aus Uhlenbusch, Pippi Langstrumpf, Der Räuber Hotzenplotz, Pan Tau, Catweazle, Die Fraggels, Hallo Spencer, Flimmerstunde, Sandmännchen, Pittiplatsch, Schnatterinchen und Moppi, Herr Fuchs und Frau Elster, Eins, zwei oder drei, Mach’s mit, mach’s nach, mach’s besser

 

Spielshows: Der Große Preis (früher 3 mal 9), Dalli Dalli, Wer bin ich, Am laufenden Band, Einer wird gewinnen, Wetten, dass …?, Montagsmaler

 

Musiksendungen: Hitparade, Disco mit Ilja Richter, Erkennen Sie die Melodie, Sonntagskonzert, Formel 1, Elf 99

 

Science Fiction: Raumschiff Enterprise, Raumschiff Orion, Star Wars

 

Und noch mehr: Die Waltons, Die Straßen von San Francisco, Cannon, Kojak, Unsere kleine Farm, Alf, Nesthäckchen, Trotzköpfchen, Die Olsenbande, Detektiv Rockford, Drei Engel für Charlie, Väter der Klamotte, Dick und Doof, Ein Colt für alle Fälle, Hart, aber herzlich, Sportsendungen, Herr Rossi, Remington Steele, Shaft

 

Was andere Menschen in ihrer Kindheit gerne gehört und gelesen haben

Abenteuerromane, Liebesromane, Internatsgeschichten, Sachbücher, Märchen, Die drei Fragezeichen, Fünf Freunde, Schloss Schreckenstein, Die unendliche Geschichte, Momo, Hörspiele mit Pittiplatsch und Co., Der kleine Pfennig, Hanni und Nanni, |77|Bummi, Mosaik, Atze, Bravo, Tabaluga, Tier-/Pferdebücher, Hui Buh, Das kleine Gespenst, Die kleine Hexe, Der kleine Wassermann, Kleiner König Kallewirsch, Geschichten aus dem Mumintal, Winnetou, Die Schatzinsel, jede Art von Musik

 

Sie haben sich jetzt an die Dinge erinnert, mit denen Sie sich in Ihrer Kindheit gerne beschäftigt haben, möglicherweise sogar etwas wiederentdeckt, an das Sie lange Zeit nicht gedacht haben. Wenn Sie Ihre Liste, um die Dinge, die Ihnen noch wichtig sind, ergänzt haben, gehen Sie bitte weiter zur nächsten Frage.

Ihre Kindheitsträume

Die zweite Frage versucht herauszufinden, welche Träume Sie als Kind für Ihr Leben hatten. Das beinhaltet natürlich Traumberufe, aber auch Lebensumstände, von denen Sie geträumt haben, wie das Haus auf dem Land oder das Penthouse in New York. Wenn Sie Ihre eigenen Erinnerungen aufgeschrieben haben, finden Sie auch hier wieder weitere Inspiration für Ihre Erinnerungen in typischen Antworten anderer Menschen, die sich auf die Suche nach Ihrer Berufung begeben haben.

Traumberufe und Lebensumstände können zum Beispiel sein: der Wunsch zum Mond zu fliegen, eine berühmte Schauspielerin zu werden oder der reichste Mensch der Welt zu sein.

Bitte notieren Sie alles, was Ihnen in den Sinn kommt, auch wenn es Ihnen noch so lächerlich erscheint. Denn für Kinder ist nichts lächerlich; das Wort ist eine »Errungenschaft« der Erwachsenen.

Denken Sie bei der Beantwortung dieser Frage auch wieder so weit zurück, wie Sie können. Beginnen Sie mit der frühesten Kindheit und arbeiten Sie sich langsam bis etwa zum 16. Lebensjahr vor. Die meisten konnten sich in diesem Alter entscheiden, ob sie eine Ausbildung beginnen oder die Schule bis zum Abitur fortsetzen wollen.|78|Natürlich ist auch der Beruf, den Sie dann tatsächlich gelernt oder studiert haben von Bedeutung, doch der wurde im vorherigen Kapitel bereits berücksichtigt und in den meisten Fällen ist die Entscheidung nicht für den Traumberuf Ihrer Kindheit gefallen – sonst würden Sie wahrscheinlich dieses Buch nicht lesen.

Wenn Sie an die Träume Ihrer Kindheit denken, erinnern Sie sich vielleicht an Worte von Ihren Eltern oder anderen Verwandten wie: »Aus dem Toni wird noch ein großer Künstler« oder »Unsere Susi ist die geborene Tänzerin«. Auch das kann Ihre Erinnerung anregen, aber seien Sie vorsichtig: Nicht, weil Ihre Großmutter gerne Ballerina werden wollte und Sie es als Ihren Traum verkauft haben, um sie glücklich zu machen, ist es auch wirklich Ihr Traum gewesen. Aber wenn Sie es schon als Kind geliebt haben zu tanzen und heute den ganzen Tag im Büro sitzen, dann kicken Sie Ihre Schuhe in die Ecke, drehen Sie die Musik auf und tanzen Sie mal wieder aus Herzenslust durch Ihr Wohnzimmer.

 

Beantworten Sie bitte jetzt die nächste Frage. Was wollten Sie werden, wenn Sie erwachsen sind? Von welchen Berufen oder Lebensumständen haben Sie geträumt?

 

Bitte sehen Sie sich nun die Liste von »typischen« Kindheitsträumen an und ergänzen Sie Ihre eigenen Träume, wenn noch mehr Erinnerungen in Ihnen auftauchen.

 

Traumberufe der Kindheit

Archäologe, Arzt, Astronaut, Baggerfahrer, Balletttänzerin, Bauarbeiter, Bauer, Bühnenbildner, Bundeskanzler, Designerin, Erfinder, Feuerwehrmann, Förster, Forscher, Fußballstar, Kapitän, Kfz-Mechaniker, Kinderarzt, Kindergärtnerin, Kinderkrankenschwester, Kosmetikerin, Kranführer, Künstler, Kunstturnerin,  |79|Lehrerin, Lokführer, Maler, Musiker, Pilot, Polizist, Psychologe, Reitlehrer, Rennfahrer, Schauspieler, Schneiderin, Schriftsteller, Skilehrer, Sportjournalist, Stewardess, Visagistin, Vulkanologe, Wissenschaftler, Zauberer, Zirkusdirektor

 

Lebensumstände, von denen Menschen als Kind geträumt haben

berühmt sein, auf einem Bauernhof leben, viele Kinder haben, im Jet-Set leben, wie ein berühmter Schauspieler, Sänger, Entertainer sein, bei den Olympischen Spielen dabei sein, Frieden in der Welt schaffen, revolutionär sein, bei Greenpeace arbeiten

 

Ist noch ein »neuer« alter Traum dazugekommen? Haben Sie das Gefühl, alles Wesentliche notiert zu haben? Sie können Ihre Antwort später weiter ergänzen, wenn Ihnen noch etwas einfällt. Wenn Sie im Moment mit dem, was Sie notiert haben, zufrieden sind, lesen Sie bitte weiter bis zur nächsten Frage.

Talente und Fähigkeiten

Bei der kommenden Frage geht es darum, dass Sie sich bewusst machen, was Sie von den Dingen, die Sie in Ihrer Kindheit gerne hatten, in Ihr Erwachsenenleben »hinübergerettet« haben. Wann haben Sie das letzte Mal entspannt ein Bild gemalt, etwas gebastelt oder aus voller Kehle gesungen?

 

Beispiel: Schon als Kind hat Katja mit den Jungs in ihrer Klasse Sammelbilder von Fußballstars getauscht und bei Bundesligaspielen vor dem Fernseher gesessen. Später spielte sie selbst zehn Jahre Fußball – sogar auf internationaler Ebene. Trotzdem hat sie sich für ein Studium der Politik und Germanistik entschieden. |80|Statt danach eine politische Laufbahn einzuschlagen, hat sich ihre Leidenschaft für Fußball wieder durchgesetzt und sie wurde Pressesprecherin eines Fußballvereins. Heute ist sie Mitglied im Vorstand eines Fußball-Bundesligisten.

 

Nicht alles, was Sie früher gerne getan haben, muss auch Teil Ihres Traumjobs sein, damit es Ihnen gut geht, aber es muss in irgendeiner Form Teil Ihres Lebens sein. Wenn Sie am Ende des Karriere-Navigators die gesammelten Informationen zusammentragen und es Dinge aus Ihrer Kindheit gibt, die Sie nicht zum Beruf machen wollen, die Ihnen aber sehr wichtig sind, integrieren Sie sie anderweitig in Ihr Leben.

  • Wenn Ihr Kindheitstraum zum Beispiel war, als Stewardess um die Welt zu fliegen, haben Sie heute vielleicht einen großen Freundeskreis, gehen oft aus und schauen sich gerne Berichte oder Bücher zu fernen Ländern an?

  • Träumten Sie als Kind davon, Wissenschaftler zu werden? Lesen Sie dann heute noch regelmäßig Berichte im Wissenschaftsteil der Tageszeitung oder analysieren das Weltgeschehen auf Ihre eigene Art?

  • Wenn Sie als Kind viel im Freien gespielt haben und Ihnen die Nähe zur Natur wichtig war, gehen Sie dann heute gerne im Wald spazieren, haben einen eigenen Garten oder sind im Vorstand des Orchideenzuchtvereins?

  • Waren Sie früher immer der erste auf dem Sportplatz? Sind Sie dann heute Mitglied in einem Fitness-Club oder sehen sich zumindest noch gerne und regelmäßig Sportsendungen im Fernsehen an?

 

Beispiel: Stefan wollte als Kind Wissenschaftler werden und zum Mond fliegen. Das Interesse an Technik blieb und er entschied sich nach der Schule für ein Studium der Physik. Während seines |81|Studiums verdiente er sein Geld als Personalberater und vermittelte Spezialisten für die Telekommunikationsbranche. Der Markt boomte und bald bot man ihm an, Partner zu werden und in die Geschäftsleitung einzusteigen. Er nahm das Angebot an und brach sein Physikstudium ab. Nach kurzer Zeit übernahm er den gesamten Vertrieb. Er kam ins Coaching, weil er mit seinem Leben immer unzufriedener wurde und ihm das abgebrochene Studium keine Ruhe ließ. Er stellt fest, dass er sich bei seiner Arbeit zu sehr von dem entfernt hat, was ihm wirklich Freude macht, und dass es ihm wichtig ist, sein Studium zu beenden. Stefan hat sein Studium inzwischen wieder aufgenommen und seinen Einsatz im Unternehmen auf ein Mindestmaß reduziert. Ihm ist klar, dass er eine Zeit lang doppelt belastet sein wird, aber er hat letztendlich seine alte Leidenschaft wiedergefunden und sich entschieden, diesen Weg zu gehen. Zum ersten Mal seit vielen Jahren ist er wieder zufrieden.

 

Bitte nehmen Sie sich jetzt Ihre Antworten auf die ersten beiden Fragen zur Hand und überlegen Sie, auf welche Talente und Fähigkeiten Ihre Kindheitsträume und Lieblingsbeschäftigungen hinweisen könnten. Was haben Sie davon bereits in Ihr Leben integriert? Welche Dinge, die Ihnen in Ihrer Kindheit besonders wichtig waren und von denen Sie geträumt haben, fehlen Ihnen im Moment in Ihrem Leben? Bitte notieren Sie auch hier wieder alles, was Ihnen dazu einfällt.

 

Wenn Sie bei der Beantwortung dieser Frage festgestellt haben, dass Sie in Ihrer Kindheit etwas gerne getan haben, was Sie aber völlig vergessen hatten, dann holen Sie es zurück in Ihr Leben. Ob Sie früher leidenschaftlich Modellflugzeuge gebaut oder Volleyball gespielt haben, tun Sie es wieder! Sie werden feststellen, dass es Ihnen gut tut.

|82|Ihr Umgang mit anderen Kindern

Diese letzte Frage zu Ihrer Kindheit ist eine weitere wichtige Information für die Neubestimmung Ihres Kurses. Es geht darum, wie Sie mit anderen Kindern und andere Kinder mit Ihnen umgegangen sind.

Vielleicht sind Sie noch nicht sicher, ob Sie sich wirklich selbstständig machen sollen, oder ob der Job als Abteilungsleiter, den man Ihnen angeboten hat, gut für Sie ist. Auch für diese Fragen können Sie in Ihrer Kindheit wichtige Anhaltspunkte finden.

 

Beispiel: Frank hat schon in der ersten Klasse einen Mitschüler verteidigt, der von drei anderen größeren Jungs angegriffen wurde. Er wurde zum Klassensprecher gewählt, später sogar zum Schulsprecher. Die Erfahrungen, die er dabei gesammelt hat, fließen noch heute in seine Arbeit als Geschäftsführer eines großen mittelständischen Unternehmens ein, wo es zu seinen besonderen Führungsqualitäten gehört, zwischen unterschiedlichen Interessen seiner Abteilungsleiter zu vermitteln.

 

Die meisten meiner Kunden, die heute Geschäftsführer, Team- oder Abteilungsleiter sind, waren in ihrer Schulzeit Klassensprecher oder sogar Schulsprecher. Natürlich gibt es dabei gute und weniger gute Führungskräfte, doch vor allem gibt es offensichtlich einen großen Zusammenhang zwischen Rollen, die man in der Kindheit schon innehatte und dem Leben, das man als Erwachsener führt. Das heißt selbstverständlich nicht, dass Sie keine geborene Führungskraft sind, nur weil Sie früher kein Klassensprecher waren. Zum Glück verändern wir uns im Laufe der Zeit und entwickeln die Anteile unserer Persönlichkeit weiter, die wir brauchen, um unsere Berufung zu leben.

Wenn Sie schon als junger Mensch Kindern aus dem Weg gegangen sind, die Ihnen weniger freundlich gesonnen waren, wie ist das |83|heute in Ihrem Leben? Wie gehen Sie mit Konflikten um? Gehen Sie ihnen noch immer aus dem Weg oder haben Sie Strategien entwickelt, mit diesen Situationen umzugehen? Fühlen Sie sich wohl damit?

Wenn Sie schon als Kind am liebsten mit anderen gespielt haben und immer in irgendeiner Clique waren, tun Sie zum Beispiel gut daran, sich bei Ihrer Arbeit nicht den ganzen Tag allein ins Kämmerchen zu setzen. Sie würden sich keinen Gefallen damit tun, Ihren eigenen Online-Shop zu eröffnen oder Computer-Spiele zu entwickeln. Wer gerne Kontakt mit Menschen hatte, braucht das in den meisten Fällen auch als Erwachsener – es sei denn, er hat sich schon als Kind verbogen und wäre lieber allein gewesen.

Die folgenden Punkte sollen Ihnen als Anhaltspunkte für die Beantwortung der kommenden Frage dienen:

  • Waren Sie oft allein oder Teil einer Clique?

  • Beliebt oder eher nicht?

  • Der Pausenclown oder ein Vermittler?

  • Hatten Sie viele Freunde oder einige wenige ausgewählte?

  • Waren Sie Klassensprecher, Stellvertreter oder haben Sie sich von diesen Aufgaben lieber ferngehalten?

  • Sind Sie für andere eingetreten, wenn diese in Ihren Augen ungerecht behandelt wurden, oder waren Sie in Streitigkeiten eher neutral?

  • Sind andere für Sie eingetreten oder mussten Sie allein für sich kämpfen?

  • Hatten Sie auch körperliche Auseinandersetzungen oder haben Sie schon früh versucht, Konflikte verbal zu klären?

 

Bitte beantworten Sie auch diese letzte Frage wieder schriftlich: Wie war Ihr Verhältnis zu anderen Kindern? Wie sind Sie mit Kindern umgegangen, die Sie nicht mochten oder die umgekehrt Ihre Person nicht mochten und die Sie vielleicht sogar angegriffen haben?

|84|Zu guter Letzt

Nehmen Sie bitte alle vier Antwortbögen dieses Kapitels (Lieblingsbeschäftigungen, Kindheitsträume, Talente und Fähigkeiten sowie Umgang mit anderen Kindern) und schauen Sie sie noch einmal in Ruhe durch. Die Antworten auf die Frage nach den Erwartungen anderer lassen Sie bitte weg, denn es geht um Ihre Träume. Nehmen Sie nun einen farbigen Stift und markieren drei Worte, Themen oder Berufsbezeichnungen, die Sie spontan und vom Gefühl her am meisten ansprechen. Bitte überlegen Sie nicht zu lange, sondern markieren einfach drei. Dann heften Sie die Blätter in Ihren Ordner und vergessen sie zunächst; Sie brauchen sie erst später wieder – für den letzten Schritt des Karriere-Navigators.

 

Falls Sie jetzt schon in Versuchung sind, zu überlegen, auf welchen Traumberuf Ihre Kindheitserinnerungen hindeuten könnten, zügeln Sie bitte Ihre Ungeduld oder Neugier. Es würde Sie nur wieder auf die Weiden führen, die Sie schon längst abgegrast haben und auf denen Sie auch bisher nicht satt geworden sind.

In diesem Kapitel haben Sie sich mit Ihrer Kindheit beschäftigt und sich daran erinnert, was Sie als Kind am liebsten getan haben und von welchen Berufen und Lebensumständen Sie geträumt haben. Sie haben sich bewusst gemacht, was Sie davon heute in Ihrem Leben integriert haben oder was Ihnen so wichtig ist, dass Sie es wieder integrieren wollen. Sie haben sich die Frage gestellt, was wichtige Menschen in Ihrem Leben von Ihnen erwarten oder sie, wenn Sie nicht sicher waren, direkt danach gefragt. Sie haben sich daran erinnert, wie Sie in Ihrer Kindheit mit anderen umgegangen sind und schließlich aus all Ihren Antworten die drei wichtigsten Themen, Ideen beziehungsweise Berufsbezeichnungen markiert, um am Ende des Karriere-Navigators wieder darauf zurückzukommen.

Damit schließen wir das Kapitel »Kindheit« wieder.