ACHT
Na toll. Ein Mädchen kann sich echt nichts
Besseres vorstellen, als dass der Junge, in den sie schon, sagen
wir, seit der sechsten Klasse total verschossen ist, sie dabei
erwischt, wie sie an einem tristen Sonntagnachmittag mitten im
Winter draußen vor seinem Haus steht und sich die Augen aus dem
Kopf heult.
Mir fiel auch nichts ein, wie ich da wieder
rauskommen wollte. Abgesehen natürlich von dem Nächstliegenden -
nämlich Selbstmord. Ich überlegte mir, ob ich einfach vor ihm
weglaufen und mich vor das nächste Taxi werfen sollte, das die
Bleecker Street heruntergerast käme. Allerdings war ich mir nicht
sicher, ob ich schon deutlich genug würde sehen können, mit dem
ganzen Schneematsch und meiner Sonnenbrille und den Tränen und
allem. Ich stellte mir vor, dass ich mich dann am Ende
wahrscheinlich sogar aus Versehen unter ein geparktes Auto werfen
würde.
Außerdem hatte ich ja Cosabella bei mir. Und ich
wollte um jeden Preis verhindern, dass ihr irgendetwas
zustieß.
Also hob ich die Hand und wischte mir mit den
Handschuhen rasch übers Gesicht, in der Hoffnung, das Wildleder
wäre
saugfähig genug, um die Nässe, die mir aus den Augen quoll,
aufzunehmen, damit ich wieder klar sehen konnte.
Doch das sollte sich als kapitaler Fehler
herausstellen. Denn nun zeigte sich, dass Christopher in seiner
Lederjacke (wann hatte er sich die denn zugelegt?) dort stand und
auf mich herabblickte. (Anders als mein Dad war Christopher nämlich
fast genauso groß wie Nikki Howard.) Und das tat er mit dieser
absolut anbetungswürdigen Mischung aus völliger Verwirrung und
Besorgnis im Gesicht. Offensichtlich war er gerade von irgendeiner
Mission nach Hause zurückgekehrt und hatte selbstverständlich, wie
es für Männer üblich war, vergessen, sich einen Schal umzulegen
oder eine Mütze aufzusetzen. Der Schneeregen hatte ihm daher sein
kurzes blondes Haar an den Kopf geklatscht und die Kälte hatte die
Spitzen seiner Ohren und seine Wangen knallrot gefärbt.
Aber das ließ ihn in meinen Augen nur noch viel
süßer aussehen, wenn das überhaupt noch möglich war. Ich meine,
sogar seine Lippen waren noch röter geworden, und mir ist klar,
dass es komisch ist, wenn einem das bei einem Jungen auffällt - und
noch schlimmer, wenn man es süß findet.
Andererseits hatte man mir aber auch das Gehirn aus
meinem Körper entfernt und in einen anderen verpflanzt. Komischer
als ich konnte man also gar nicht mehr sein.
»Hey, wie geht’s dir?«, erkundigte sich
Christopher. Er hatte kaum mehr als drei Worte mit mir gewechselt,
seit ich ihm im Computerraum unserer Schule einen Satz
Dinosaurier-Leuchtsticker auf den Tisch geknallt hatte. Ich hatte
gehofft, dadurch würde er endlich schnallen, dass ich wirklich
seine beste Freundin war, die im Körper eines Supermodels steckte
(was er natürlich nicht gerafft hatte). Aber er schien die
Tatsache, dass ich einfach so vor seinem Wohnhaus
herumstand und hinter meiner Gucci-Sonnenbrille vor mich
hinheulte, recht gelassen zu nehmen. »Kalt draußen heute,
wie?«
»Äh«, setzte ich an. »Klar.« Ich versuchte, ihm
nicht auf die Lippen zu glotzen. Stattdessen betrachtete ich die
Markise, die sich über die Auffahrt zu dem Apartmentblock spannte.
Die Fassade war in einem abartig hässlichen Grau gestrichen. An
manchen Stellen blätterte die Farbe bereits wieder ab.
»Warst du hier in der Gegend shoppen, oder wie?«,
fragte er mich neugierig. Ich schätze, er hatte keine andere
Erklärung finden können, weshalb ich mich in seinem Viertel
herumtreiben sollte. Ihm wäre im Leben nicht in den Sinn gekommen,
dass ich ihm vielleicht hinterherlief oder dass ich hier herumstand
und mir durch den Kopf gehen ließ, wie gern ich ihn doch geküsst
hätte. Er war nicht der Typ, der auf die Idee gekommen wäre,
Mädchen könnten sich solche Sachen überlegen. Zumindest nicht in
Bezug auf ihn.
Und genau das war einer der Gründe, weshalb ich ihn
so toll fand. Wenn ich nicht gerade darüber nachdachte, dass ich
ihn am liebsten erwürgt hätte, weil er echt so schwer von Begriff
war und nicht erkannte, dass ich das war, Em Watts. Nur dass ich im
Körper von jemand anderem steckte.
»Klar«, erklärte ich tonlos, während ich auf eine
Stelle genau über ihm starrte, an der sich ein besonders großes
Fleckchen Farbe abzulösen begann. »Klar, ich war shoppen. Aber …
der Schneeregen ist echt abartig. Und es … gab keine Taxis mehr.«
Klang das jetzt vernünftig? Würde er mir das abnehmen?
Offensichtlich schon.
»Und du hast nicht daran gedacht, einen Schirm
mitzunehmen, als du aus dem Haus bist«, bemerkte Christopher nun
sanft lächelnd. Er schien mir tatsächlich zu glauben. »Genau wie
ich.«
Ich konnte nicht anders, ich musste meinen Blick
runter auf seine Hände richten. Er trug keine Handschuhe, seine
Hände waren riesig und leer. Und sie würden so viel besser
aussehen, wenn sie sich irgendwo an meinem Körper zu schaffen
machten. Ich wusste sogar ganz genau, an welcher Stelle.
Gott, was war bloß mit mir los? Ich dachte immer,
es wäre einzig Nikkis Körper, der so lüstern war. Aber langsam kam
es mir so vor, als würde mein Gehirn es ihm immer mehr
gleichtun.
»Willst du dir einen leihen?«, bot Christopher mir
an. »Ich meine, ich besitze tatsächlich einen.«
Mühsam eiste ich meinen Blick von seinen Händen los
und richtete ihn auf sein Gesicht. »Einen was?« Ernsthaft, was war
denn nun los mit mir? Ich konnte nicht einmal mehr einem simplen
Gespräch folgen. Entweder hatten die von Stark Enterprises ein paar
Kabel falsch verdrahtet, als sie mein Gehirn in Nikkis Kopf
eingepflanzt hatten, oder ich war wirklich, wirklich
ultrascharf auf diesen Jungen.
»Einen Schirm«, erklärte Christopher und sah zu
Boden. »Außerdem befürchte ich, dass mit deinem Hund was nicht
stimmt.«
Ich warf einen Blick auf Cosabella. Sie zitterte
vor Kälte am ganzen Leib, weil sie mit ihren Pfötchen in einer
eisigen Pfütze gestanden hatte. Ich war viel zu sehr beschäftigt
gewesen mit Heulen - und damit, meinen heimlichen Schwarm
anzugieren -, als dass ich es bemerkt hätte.
»Oh!« Ich bückte mich schnell, um sie auf den Arm
zu nehmen. »Cosy, Schätzchen! Du bist ja am Erfrieren!«
»Warum kommst du nicht einfach kurz mit hoch«,
meinte Christopher, »dann hol ich dir den Schirm, und du kannst
deinen
Hund ein wenig aufwärmen lassen, bevor ihr euch wieder auf den Weg
macht.«
Während er das sagte, schaute ich besorgt auf
Cosabella hinab und drückte sie fest an mich, in der Hoffnung, mein
Körper könnte sie wenigstens so weit aufwärmen, dass sie aufhörte
zu zittern.
Aus diesem Grund war ich mir ziemlich sicher, dass
er nicht mitbekam, wie ich knallrot anlief. Zumindest hoffte ich
das. Ich war vor Freude errötet, da sich dieser glückliche Umstand
für mich völlig unerwartet ergeben hatte: dass er mich einlud, mit
rauf in seine Wohnung zu kommen, wo ich seit meinem Unfall nicht
mehr gewesen war. Das war umso erfreulicher, wenn man bedenkt, wie
beschissen die vergangenen vierundzwanzig Stunden für mich gelaufen
waren.
»Wäre wahrscheinlich nicht schlecht«, murmelte ich
in das Fellknäuel hinein, das oben auf Cosabellas Kopf wuchs.
»Danke.«
Natürlich wäre es obercool gewesen, wenn ich ihm
gestanden hätte, wie unendlich dankbar ich ihm war für diese
Einladung. Am liebsten hätte ich vor Freude gekreischt und wie eine
Irre im Kreis getanzt. Doch ich musste mich zusammennehmen, als wir
nun an Eddie dem Portier vorbeigingen. Ich schickte ein Stoßgebet
zum Himmel, Eddie möge bloß nichts sagen, wenn ich mit Christopher
an ihm vorbeimarschierte, so was wie: »Etwas vergessen?« Denn wie
hätte ich Christopher wohl erklärt, was ich schon ein paar Minuten
vorher in seinem Wohnhaus gesucht hatte!
Andererseits, vielleicht wäre das ja ein ganz guter
Einstieg gewesen. Dann hätte ich gleich anschließen können mit
folgendem Geständnis: »Also, die Wahrheit ist, Christopher, dass
ich hier war, um meine Mom und meine Schwester zu besuchen. Ja,
weißt du, sie leben auch hier in diesem Haus.
Denn es handelt sich um Em Watts’ Mom und Schwester. Verstehst du?
VERSTEHST DU, WAS ICH DAMIT SAGEN WILL?«
Doch Eddie war viel zu beschäftigt mit einem
anderen Mieter, der sich am Telefon lautstark wegen irgendwas
beschwerte, daher huschten Christopher und ich einfach an ihm
vorbei und schafften es ohne besondere Zwischenfälle bis in den
Aufzug.
Während der Fahrt nach oben herrschte Schweigen,
bis Christopher die Anspannung schließlich löste. Er sah zu mir
rüber und sagte: »Soso. Du lässt dich also gar nicht überall in der
Limousine hinkutschieren, wie?«, während ich mir weiterhin Nikki
Howards Hund schützend an die Brust drückte.
Ich lächelte noch etwas breiter in Cosys Fell
hinein. Ich hatte meine Sonnenbrille immer noch nicht abgenommen -
ich wollte nicht, dass sich ihm das wahre Ausmaß des Dramas, das
sich vor seinem Haus abgespielt hatte, offenbarte. Es bestand immer
noch die Möglichkeit, dass ich aus der ganzen Sache rauskam, ohne
dass er jemals erfahren müsste, dass ich mir dort unten die Augen
aus dem Kopf geheult habe.
Ich erwiderte nur ein schlichtes »Äh, nein«.
Ganz offensichtlich war ich in der Gegenwart von
Christopher geistig nie so ganz auf der Höhe. Was irgendwie komisch
war, denn früher konnte ich pausenlos labern, wenn ich mit ihm
zusammen war. Eines Tages würde ich mich mit diesem Problem
auseinandersetzen müssen.
Aber im Augenblick hielt ich solch einsilbige
Antworten für absolut vertretbar, da ich mich gefühlsmäßig ja
sowieso kaum im Griff hatte. Jetzt war nun wirklich nicht der
passende Zeitpunkt, um mit der ganzen Rate mal? Ich bin gar
nicht Nikki Howard-Sache anzufangen. Nicht jetzt, da ich kurz
davor war,
jeden Moment in hysterisches Geheule - oder aber Gelächter -
auszubrechen.
»Klar«, meinte Christopher mit einem Nicken.
»Dachte mir schon, dass an den Gerüchten nichts dran ist.«
Ich lächelte bedeutungsvoll - so bedeutungsvoll,
wie ich nur konnte. Ich meine, wollen wir doch mal ehrlich sein:
Ich befand mich in einem Fahrstuhl - mit Christopher! Ich war auf
dem Weg in Christophers Wohnung, an einem Sonntagnachmittag! Alles
war genau wie in den guten alten Zeiten! Bedeutungsvoll zu wirken,
war allerdings schwer, wenn man vor Freude am liebsten geplatzt
wäre.
Die Türen des Aufzugs öffneten sich leise auf
Christophers Stockwerk - und das war Gott sei Dank sieben Etagen
über der Wohnung meiner Eltern. Daher bestand kaum die Gefahr, dass
ich entweder meiner Mutter oder Frida über den Weg lief. »Hier geht
es nach rechts«, meinte Christopher und hielt mir die Tür auf. Als
ich noch in meinem alten Körper lebte, hat er mir kein einziges Mal
irgendeine Tür aufgehalten. Nicht dass ich das je von ihm erwartet
hätte. Es war nur so, dass … na ja, irgendwie bereitete das meinem
Glück ganz plötzlich ein Ende. Denn mir wurde klar: Das waren nicht
die guten alten Zeiten. Das waren ganz und gar nicht die guten
alten Zeiten.
»Es ist gleich hier«, sagte Christopher und zog
seinen Schlüssel raus.
Er stieß die Tür auf und ich trat ein. Fast wäre
ich wieder zusammengebrochen bei dem vertrauten Anblick der vielen
Zeitungsstapel überall. (Der Commander las jede Zeitung, die ihm am
Morgen zwischen die Finger kam, damit er auch ganz genau wusste,
was los war auf der Welt. Ich hatte immer die Ansicht vertreten, es
wäre einfacher, sich im Internet zu informieren, aber dort las er
ja auch alles.) Und erst der vertraute
Geruch von Leder. (Der Großteil der Möbel der Maloneys war mit
feinstem englischen Leder gepolstert und stammte von einem uralten
Anwesen, das einmal seiner Familie gehört hatte, nun aber längst in
fremde Hände übergegangen war. Sie waren viel zu wuchtig für die
winzige Wohnung, die die Fakultät ihnen zur Verfügung
stellte.)
»Komm her«, meinte Christopher. »Ich nehm dir
deinen Mantel ab.«
Ich versuchte, mein scheues Lächeln zu verbergen.
(Ich weiß, ich weiß! Aber ich war nun mal eingeschüchtert!
Ausgerechnet von Christopher!) Dann streifte ich mir die Handschuhe
von den Fingern, legte meinen Schal ab und schlüpfte aus meiner
Lederjacke - aber erst nachdem ich mich hingekniet hatte, um
Cosabella aus ihrem Mäntelchen zu befreien.
Das Einzige, was ich nicht ablegte, nachdem ich
alles an Christopher weitergereicht hatte, damit er es auf der
antiken Bank vor der Eingangstür ablegen konnte, war meine
Sonnenbrille. Denn meine Nervosität war nicht das Einzige, was ich
zu verbergen suchte.
»Setz dich doch«, schlug Christopher mir vor, als
ich ihm ins Wohnzimmer folgte. Er schob einen Stapel mit diversen
Ausgaben der Times, des Wall Street Journal und der
Washington Post zur Seite und ließ sie einfach auf den Boden
plumpsen, um auf der brüchigen braunen Ledercouch Platz für mich zu
schaffen. »Möchtest du vielleicht Kaffee oder Tee oder eine heiße
Schokolade oder so?«
Erfrischungsgetränke. Er bot mir doch tatsächlich
Erfrischungsgetränke an. So als wäre ich ein richtiger Gast.
Was ich ja genau genommen auch war. Das hätte ich
schon immer sein sollen… Em Watts, ein Mädchen. Nicht Em Watts, die
geschlechtslose Freundin von sieben Etagen tiefer.
Aus irgendeinem Grund aber war das Christopher
bisher
scheinbar entgangen. Erst jetzt, da ich viel engere Tops trug und
im Körper von jemand anderem steckte, fiel es ihm endlich
auf.
»Äh, Tee wäre toll«, meinte ich und setzte Cosy auf
dem Boden ab. Jetzt, da wir drinnen im Warmen waren, ging es ihr
schon sehr viel besser. Sie hatte zu zittern aufgehört und sah sich
bereits nach einem Plätzchen um, an dem sie sich zusammenkuscheln
und ein Nickerchen machen konnte. »Könnte ich vorher nur kurz in
eurem Badezimmer verschwinden?«
Christopher hatte nichts dagegen. Er wies mir den
Weg, und ich folgte ihm und tat so, als wüsste ich nicht, wo es
langging, obwohl ich doch schon mindestens tausend Mal in seinem
Bad gewesen war.
Als ich sicher dort angelangt war, schloss ich die
Tür und wischte die Gläser meiner Sonnenbrille ab. Dann sah ich
blinzelnd in den Spiegel oberhalb des Waschbeckens, der über und
über mit Rasierschaum befleckt war. (Christopher und sein Dad
hatten zwar eine Haushälterin, aber die kam nur jede zweite Woche
vorbei. Oder zumindest war das früher so. Der Unordnung nach zu
schließen, war es schwer zu sagen, ob sie überhaupt noch zu ihnen
kam.)
Eigentlich sah ich gar nicht mal so schlimm aus.
Man hätte fast nicht mehr sagen können, dass ich geweint hatte. Ich
wischte mir ein bisschen verlaufenes Mascara weg. Jetzt noch etwas
frisches Lipgloss, das ich in meinem Miu-Miu-Täschchen mit mir
herumtrug, und fertig. (Eigentlich hatte ich das Lipgloss nur aus
dem Grund dabei, damit mir die Lippen nicht aufsprangen, denn es
kann sich keiner vorstellen, wie einem die Visagisten auf die Pelle
rücken, wenn man bei ihnen mit aufgeplatzten Lippen antanzt, weil
sie die dann erstmal mit einem Peeling behandeln müssen.) Ich
schenkte mir selbst noch ein aufmunterndes Lächeln, als mir
plötzlich auffiel,
dass das Badezimmer stark nach Barbasol roch, das Rasiergel, das
Christopher am liebsten verwendete. Da stand ich nun und sog für
einen Moment den Duft ein, der so unglaublich gut nach ihm
roch.
Tja, da sieht man’s. So weit war ich schon. Ich
konnte ihm noch nicht einmal böse sein, dass er Nikki so viel
besser behandelte, als er mich jemals behandelt hatte. Denn, so
viel war mir klar geworden, er wusste es einfach nicht besser. Er
konnte ja nicht ahnen, was er an mir hatte, bevor ich verschwunden
war.
Nur dass ich natürlich nicht wirklich weg war. Auch
das war ihm immer noch nicht klar. Was mir allerdings noch
nicht so ganz klar war, war die Frage, wie ich ihm das klarmachen
sollte - und zwar so, dass er das auch tatsächlich verstand.
Ich war allerdings logischerweise nicht nur aus dem
Grund ins Bad verschwunden, um die Spuren meiner Tränen zu
beseitigen. Ich zog meinen Hosentaschen-Wanzendetektor aus der
Tasche und stellte ihn an. Ich wagte es kaum zu hoffen, dass die
Leute von Stark sich noch nicht in der Wohnung der Maloneys zu
schaffen gemacht hatten. Doch da ich bisher noch nicht auffällig
oft mit Christopher in Kontakt getreten war, bestand durchaus die
Möglichkeit, dass sie bisher noch keine Abhörgeräte hier drinnen
installiert hatten.
Aber natürlich … hatten sie das längst getan.
Zumindest wenn die Anzeige tatsächlich funktionierte. Das Signal
ertönte ganz laut und deutlich. Sogar dann noch, nachdem ich das
Gerät ein paar Mal kräftig geschüttelt hatte.
Himmel. Danke, Stark. Wirklich, vielen Dank
auch.
Seufzend packte ich den Detektor weg, wusch mir die
Hände und ging wieder nach draußen. Immerhin war ich erfolgreich
einem Beschuss mit irgendwelchen peinlichen Fragen, warum ich denn
geweint hätte, aus dem Weg gegangen.
Christopher konnte meine kleine Heulorgie unmöglich mitgekriegt
haben.
»Jetzt verrat mir doch bitte«, fing Christopher an,
nachdem ich es mir auf der Couch gemütlich gemacht hatte und er mit
einer dampfenden Tasse Pfefferminztee in der einen und einer Tasse
Kaffee für ihn selbst in der anderen Hand aus der Küche
zurückgekommen war, »weshalb du vorhin da draußen geheult
hast?«