N E U N Z E H N
Er schleudert mich und fliege mit voller Geschwindigkeit durch die Luft, ich wusste nicht, dass man sich so schnell bewegen kann. Ich lande hart auf dem Boden auf der gegenüberliegenden Seite des Rings. Ich fühle, wie eine weiterer Rippe bricht, während mein Kopf auf das Metall knallt und sich eine weitere Beule auf meiner Stirn formt. Ich frage mich, wie viel Gewalt mein Körper noch aushalten kann.
Ich fühle, wie er wieder auf mich losgeht, und dieses Mal bin ich einfach zu erschöpft, um mich noch zu bewegen. Ich liege dort mit dem Gesicht nach unten, versuche, Luft zu bekommen. Er nimmt sich Zeit. Es ist klar, dass er mich töten wird, wenn er mich dieses Mal trifft. Das ist das Ende.
Ich bin zu müde und schwach und schwindlig, um noch irgendetwas zu tun, außer mein Schicksal zu akzeptieren. Und mein Schicksal ist es, zu sterben. Hier, an diesem Ort. In diesem Moment. Ich bin gescheitert. Ich habe Bree im Stich gelassen.
Ich liege dort, atme schwer, Blut fließt langsam aus meinem Mund, in meinen Ohren klingelt es. Aber über dieses Geräusch und den Lärm der Menge legt sich allmählich ein weiteres Geräusch. Es ist eine Stimme. Die Stimme meines Vaters. Es ist eine ernste Stimme. Die Stimme, die er immer verwendet hat, um mich zu schelten. Um mich zu zwingen, weiterzumachen. Über mich selbst hinauszuwachsen.
Sei hart, Marine! Hör auf, Dich selbst zu bemitleiden! Wenn Du denkst, dass Du gescheitert bist, dann bist Du es! Sei stark! SEI STARK!
Seine Stimme wird ohrenbetäubend, übertönt alles andere. Ich schaue hoch, kann nur verschwommen sehen, aber einen Moment lang könnte ich schwören, dass Papa tatsächlich dort steht, die Hände in die Hüften gestemmt, und mich streng ansieht. In seinem Gesicht steht Missbilligung, sogar Verachtung. Und das ist es, was mich motiviert. Das lässt etwas in mir kippen.
Ich könnte es nie ertragen, dass mein Vater mein Handeln missbilligt, und würde immer alles tun, nur um ihn zum Schweigen zu bringen, damit er Unrecht hat. Dieses Mal ist es nicht anders. Ich fühle einen Adrenalinschub, fühle eine Welle aus Wut in mir hochsteigen, das Bedürfnis, ihm zu beweisen, dass er Unrecht hat. Ich bin voller neuer Wut, und die zwingt mich auf meine Hände und Knie.
SEI STARK!
Das Biest macht drei große Schritte, holt Schwung, um mir den entscheidenden Tritt ins Gesicht zu verpassen. Wenn er trifft, wird er alle Knochen in meinem Gesicht brechen.
Aber jetzt bin ich vorbereitet. Ich überrasche ihn, indem ich mich in letzter Sekunde wegrolle, nur einen Sekundenbruchteil, bevor sein Tritt mich trifft. Er verfehlt mich und tritt stattdessen den Metallzaun mit solcher Kraft, dass sein Fuß im Maschendrahtzaun hängenbleibt.
Ich springe wieder auf die Füße und renne noch in derselben Bewegung quer durch den Ring und greife nach dem Morgenstern. Das Biest zerrt an seinem Fuß, versucht, ihn aus dem Käfig zu bekommen – aber er hängt fest.
Dieses Mal warte ich nicht. Dieses Mal zögere ich nicht. Endlich habe ich meine Lektion gelernt.
Ich laufe durch den Ring und mit aller Kraft, die ich habe, schwinge ich den Morgenstern, damit die Kugel in Fahrt kommt. Ich habe nur einen Versuch, also ziele ich auf seinen riesigen, haarlosen, muskulösen Kopf.
Ich komme ihm näher. Zehn Fuß … fünf … Ich hole ein letztes Mal Schwung und lasse den Ball los.
Plötzlich kann er seinen Fuß doch noch aus dem Käfig befreien und sieht mich an.
Ich habe die Kette schon losgelassen und die Kugel fliegt schon, schleudernd, über meinen Kopf hinweg. Und noch, während er sich umdreht, trifft die Kugel seine Schläfe. Blut spritzt heraus und ich lasse auch den Schaft los.
Die Menge wird still vor Erstaunen.
Das Biest tritt einen Schritt zurück, stolpert, fasst dann schockiert nach seinem Kopf, greift den Schaft und zieht ihn aus seinem eigenen Kopf heraus. Gehirnmasse und Blut spritzen heraus.
Ich stehe dort, entsetzt und erstarrt. Ich kann mir nicht erklären, wie jemand nach einem solchen Schlag überhaupt noch funktionieren kann.
Aber dann, nach einem Moment, lässt er ab und fällt auf die Knie. Er fällt vorwärts auf sein Gesicht. Seine Hände liegen schlaff an seiner Seite, und eine Sekunde später stelle ich schockiert fest, dass er wirklich tot ist. Ich habe ihn getötet.
Nach einem Moment erstaunter Stille springt die Menge wieder auf die Beine. Sie grölt und schreit lauter als je zuvor. Und dieses Mal grölen sie meinen Namen.
„BROOKE! BROOKE! BROOKE!”
Ich kann es kaum noch hören. Was auch immer ich noch an Stärke übrig hatte, jetzt verlässt sie mich, einen Augenblick später dreht sich die Welt, meine Knie werden weich, und ich breche zusammen. Das letzte, was ich sehen kann, ist, wie der Boden auf mich zukommt, mir ins Gesicht schlägt.
Danach ist nur noch Schwärze.