S I E B Z E H N
Der Sumoringer scheint mich jedoch noch nicht töten zu wollen. Stattdessen wirkt es, als würde er unseren Kampf genießen.
Anstatt mich zu Tode zu quetschen, wirbelt er mich also einige Male herum, dann wirft er mich. Die Axt fliegt mir aus den Händen und die Welt rauscht vorbei, als ich durch die Luft fliege. Ich knalle, mit dem Kopf zuerst, gegen die Metallwand des Käfigs.
Ich pralle ab und lande hart auf dem Boden. Die Menge grölt. Wieder schaffe ich es, einer der hervorstehenden Spitzen auszuweichen, aber denkbar knapp. Ich sehe auf und sehe die Leiche seines letzten Opfers, der noch an der Käfigwand aufgespießt ist, und erkenne, dass ich Glück hatte. Die Axt fällt einige Meter von mir entfernt von mir entfernt auf den Boden.
Mein Kopf klingelt, und ich bin orientierungslos, liege auf meinem Gesicht. Aus einem Augenwinkel kann ich sehen, wie der Sumoringer ansetzt, aber ich bin zu schwach, um mich zu bewegen.
Beweg Dich, Soldat! BEWEG DICH!
Irgendwie zwinge ich mich, mich zu bewegen. Ich komme auf die Knie, krieche so schnell, wie ich kann, zu der Axt hinüber, greife sie mit beiden Händen und schwinge sie herum.
Mein Timing ist perfekt. Als der Sumoringer drauf und dann ist, auf mich einzutreten, trifft die Axt seine Wade. Ich kann fühlen, wie die Klinge in sein Fleisch eindringt. Blut spritzt auf mich.
Aus der Menge ertönt ein gewaltiges Grölen. Ich muss ihm einen ernsthaften Schaden zugefügt haben.
Er fällt um wie ein Hund und schlägt knallend auf den Boden auf. Er schreit und fasst dorthin, wo sein Fuß einmal war, und ich bin schockiert zu sehen, dass ich ihn mit meiner Axt abgehackt habe. Blut sprudelt überall hin, während er schreit und nach dem Stumpf greift-
„TÖTE IHN! „TÖTE IHN!“, grölt die Menge.
Ich weiß, dass das meine Chance ist, und dass ich ihn jetzt umbringen sollte. Ich weiß, als ich über ihm stehe und die Axt halte, aber ich kann mich nicht überwinden.
Stattdessen will ich einfach nur weit weg von ihm. Aber ich stecke in einer Ecke fest, und sein Körper blockiert meinen Weg. Also renne ich und springe über ihn hinüber, versuche, auf die gegenüberliegende Seite zu gelangen.
Ein weiterer Fehler. Wieder einmal habe ich habe ihn unterschätzt. Er hebt den Arm und bekommt meinen Knöchel in der Luft zu fassen. Ich falle auf den Boden, mit dem Gesicht zuerst, und schlage hart auf. Die Menge brüllt.
Er zieht mich zu sich, immer mit einer Hand, dann wieder mit der anderen. Ich fühle mich, als würde ich über ein Förderband bezogen, wie ich da auf meinem Bauch rutsche, unausweichlich zu ihm. In einer weiteren Sekunde werde ich auf ihm sein, und er wird mich mit seinen Armen zu Tode quetschen.
Aber noch immer halte ich die Axt an ihrem Griff, und mit dem letzten bisschen Energie schaffe ich es, meinen Oberkörper zu drehen und lasse mit beiden Händen die Axt herunterfahren. Es gibt ein entsetzliches Geräusch, als die Klinge sich in seine Stirn gräbt.
Einen Moment lang erstarre ich, auch die Menge ist still. Seine Hand umfasst immer noch meinen Knöchel, und ich frage mich, ob die Klinge tief genug eingedrungen ist. Dann schließlich gibt seine Hand mich frei und seine Augen öffnen sich weit. Er ist tot. Ich habe ihn getötet.
Die Menge ist völlig ruhig. Ich krieche von ihm weg, kann nicht glauben, dass jemand seiner Größe tatsächlich tot ist, dass ich ihn tatsächlich getötet haben könnte. Ich stehe am anderen Ende des Rings, atme schwer, bin misstrauisch, warte darauf, dass er sich wieder erhebt. Tut er aber nicht. Er ist tot. Wirklich tot.
Plötzlich grölt die Menge wieder los, springt wieder auf die Beine, bricht in einen riesigen Jubel aus. Die Leute pfeifen und klatschen und trampeln und es hört nie auf.
Da erkenne ich: Ich habe gewonnen. Ich kann es wirklich schaffen. Ich kann überleben.
*
Ich spüre Bewegung und sehe auf.
Der Anführer sitzt hoch oben auf seinem Sockel und beobachtet uns alle. Langsam steht er auf, und die Menge wird ruhige. Sogar von hier aus kann ich die Überraschung in seinem Gesicht sehen. Damit hatte er offensichtlich nicht gerechnet.
Er nickt, und die Käfigtür öffnet sich. Herein kommt ein halbes Dutzend Sklaventreiber mit Gewehren. Zwei von ihnen marschieren direkt auf mich zu und einen Moment lang frage ich mich, ob sie mich töten werden. Aber dann sehe ich, dass die anderen vier die Leichen der letzten beiden Opfer herausziehen. Diese beiden stehen nur Wache, für den Fall, dass ich Dummheiten machen sollte. Sie gehen kein Risiko ein.
Die anderen vier versuchen, den Sumoringer zu greifen, und schaffen es unter höchster Anstrengung, sein immenses Gewicht durch den Ring zu ziehen. Es muss ein echter Kampf für sie sein, denn sie sind langsam, und ich kann sie keuchen hören. Nach ungefähr einer Minute haben sie es endlich geschafft, ihn herauszuziehen, eine Blutspur bleibt zurück. Einer von ihnen kommt zurück und nimmt den aufgespießten Körper des kleinen Mannes aus dem Käfig, als wäre ihm das gerade noch eingefallen. Die anderen zwei Sklaventreiber marschieren heraus und schlagen die Käfigtür hinter sich zu.
Jetzt stehe ich alleine und frage mich, was wohl als Nächstes kommen mag. Ich warte einige Augenblicke, frage mich, ob sie mich jetzt vielleicht freilassen werden, obwohl ich schon in dem Moment, als ich das denke, weiß, dass das eine dumme Idee ist. Ich weiß, dass es in der Arena Eins keine Überlebenden gibt. Nie.
Nur wenige Momente später beginnt die Menge wieder zu jubeln, als ein weiterer Kandidat zum Ring gebracht wird. Ich bin überrascht zu sehen, dass es eine Frau ist. Sie marschiert direkt zu der Metallleiter, sie wirkt selbstsicher und kämpferisch. Als sie die Tür für sie öffnen, nimmt sie die Leiter in drei schnellen Schritten und springt hinein.
„SHI-RA! SHI-RA! SHI-RA!“, grölt die Menge.
Shira hat langes schwarzes Haar und schwarze Augen, sie scheint in ihren Dreißigern zu sein. Sie ist unglaublich gut gebaut, ihre Muskeln sind fest, und sie hat große Brüste. Sie trägt nur ein enges, elastisches Top und enge schwarze Shorts, so dass man ihre wohlgeformten, muskulösen Beine und Arme erkennen kann. Sie sieht wie ein kurviges, weibliches Action-Model aus. Merkwürdigerweise trägt sie einen kleinen Rucksack auf dem Rücken, und ich frage mich, ob der zu ihrem Outfit gehört, oder ob es einen Grund dafür gibt.
Cool sieht sie mich von der gegenüberliegenden Seite des Rings aus an. Im Gegensatz zu dem Sumoringer scheint sie mich nicht zu unterschätzen, sondern beobachtet mich genau – sie hält mich für einen ernstzunehmenden Gegner. Und das macht mir Sorgen. Sie wirkt wesentlich geschickter. Merkwürdigerweise macht sie mich nervöser als er. Ich spüre, dass sie Tricks auf Lager hat.
Langsam beginnt sie, am inneren Rand des Käfigs entlangzugehen, und ich tue es ihr gleich. Wir umkreisen uns, zwei vorsichtige Gegner, die beide darauf warten, dass der andere den ersten Schritt macht. Nach einigen Sekunden schreit sie plötzlich schrill und setzt an, hält ihre Hände vor sich wie Klauen und zielt direkt auf mein Gesicht.
Ich warte bis zur letzten Sekunde, dann weiche ich ihr aus, dabei strecke ich meinen Fuß aus. Es funktioniert: Sie springt an mir vorbei, stolpert und fällt auf ihr Gesicht. Die Menge schreit vor Begeisterung.
Aber noch in derselben Bewegung dreht sie sich um und greift mit einer Hand die Rückseite meines Beins, mit der anderen in meine Haare. Es ist ein schmutziger Trick, und sie zieht mich nach unten, rückwärts. Ich falle flach auf dem Rücken, schlage schmerzhaft auf den Boden auf. Noch immer in derselben Bewegung rollt sie sich auf mich drauf und umklammert mich wie ein Wrestler. Sie hält mich fest und lässt nicht los, rollt sich immer wieder hin und her.
Sie hat meine Arme wie in einem Schraubstock, und ich kann mich nicht freimachen. Ich fühle, wie sie langsam das Leben aus mir herausquetscht, und meine Atmung wird flacher.
„BEISS SIE! BEISS SIE!“, grölt die Menge.
Ich verstehe nicht, warum sie das grölen, bis Shira ihren Kopf zurücklehnt und ihren Mund weit öffnet. Sie hat ihre Zähne mit einer Feile geschärft, um Vampirzähne daraus zu machen. Sie senkt ihren Kopf und zielt direkt auf meine Schulter.
Ich versuche mich freizukämpfen, aber es täuscht – sie ist erstaunlich stark, und sie hat mich fest im Griff. Das Nächste, was ich weiß, ist, dass es entsetzlich weh tut, als sich ihre zwei Zähne in mein Schulterblatt graben. Ich fühle, wie sie meine Haut punktieren, fühle das warme Blut heraussprudeln und ich schreie vor Schmerzen.
Der intensive Schmerz allerdings verschafft mir auch einen neuen Adrenalinschub, und einem plötzlichen Anfall von Kraft schaffe ich es, ihren Solarplexus zu drücken, und ich drücke so stark, wie ich kann. Dieses Mal funktioniert es. Sie lässt ab.
Schnell rolle ich mich hinüber, mein Gesicht rot vor Anstrengung, meine Schulter brennt vor Schmerz. Als ich anfasse, ist meine Hand rot, voller Blut. Jetzt bin ich wütend.
Ich setze an, und noch bevor sie wieder auf ihre Knie kommen kann, trete ich ihr in die Taille. Man hört Rippen brechen, und die Menge staunt. Ohne zu warten, hole ich wieder Schwung und trete sie erneut, dies Mal ins Gesicht.
Sie fällt um, Blut strömt aus ihrem Gesicht. Sie ist durcheinander, sie ist auf dem Boden, und jetzt bin ich im Vorteil.
Ich weiß, dass ich ihr jetzt mehrfach in den Kopf treten sollte, sie töten. Aber noch immer kann ich mich nicht überwinden. Ich fühle mich immer noch schlecht dabei, diese Frau zu töten, die wehrlos daliegt. Also stehe ich da, zögere, während die Menge weitergrölt.
„TÖTE SIE! TÖTE SIE!“
Aber noch immer kann ich mich nicht überwinden. Ich zögere. Und das ist ein weiterer dummer Fehler.
Ich sehe nicht, wie sie mit der Hand langsam hinter sich fasst und ihren Rucksack abnimmt. Und als mir klar wird, was sie macht, ist es zu spät.
Ihre Tasche öffnet sich und plötzlich kommt eine helle, bunte Schlange heraus.
Und sie kriecht direkt auf mich zu.