4. Kapitel

 

Viktoria schlug ihr Notizbuch zu und steckte mal wieder einen geliehenen Kuli ein. Jetzt interessierte sie etwas anderes. Der Zeitpunkt war günstig. Mario war draußen zum Zigarettenholen, Kollege Clausener plauderte im Empfangsbereich mit dem Postboten, und Alex Ebelt nuschelte am Telefon offensichtlich mit einem Fußballtrainer, es ging um Aufstellungen, Namen wurden genannt, kleine Wertungen abgegeben, gelacht. Sie ließ ihren Blick über die Jahreszahlen auf den archivierten Zeitungsbänden schweifen, die fein säuberlich sortiert in einem XXL-Regal standen.

»Kann ich mal?«, fragte sie Richtung Alex. Der nickte kurz und sprach weiter in den Telefonhörer. Viktoria griff nach dem graubraunen großen Band mit der Jahreszahl 1976.

Es dauerte nur ein paar Minuten, und sie hatte den Artikel schon gefunden. Die Hauptzeile war: Bernie I. ist neuer König. Unterzeile: Bernhard Lütkehaus traf am besten. Wahnsinns-Headline, dachte sie und schrieb den Namen auf. Es folgten endlose hundertzwanzig Zeilen über den genauen Ablauf des Festes. Uhrzeiten, Programmpunkte, Danksagungen. Beim dreihundertsechsundvierzigsten Schuss hatte der gute Bernhard, so stand es gleich im Einstieg des Textes, den Adler von der Stange geholt, der Rest war Blabla. Keine dramatische Schilderung des Schießwettstreits, keine Zitate, keine privaten Details. Langweilig. Das Foto zeigte Lütkehaus breit grinsend neben einer schmalen, blassen Frau, die offensichtlich ein paar Jährchen älter war als er. Ihn schätzte sie auf Ende zwanzig, sie auf glatte vierzig.

Unter dem Bild stand: »Freut sich: Das neue Königspaar Bernhard Lütkehaus und seine Gattin Martha.«

Viktoria umkringelte mit dem Kugelschreiber »Lütkehaus« und legte das schwere Archivbuch auf den Kopierer. Vollbart bekam nichts mit, und ihr war es nur recht. Sie nahm die Kopie vom Artikel und schrieb so leserlich wie es ging darunter: »Charly! Kriegste was über diesen Typen raus? Wäre toll, Victory.« Dann schob sie das Blatt unauffällig in das Faxgerät, das auf der Fensterbank neben der Kaffeemaschine stand. Mmm, lecker! Farbtoner neben Kaffeepulver, dachte Viktoria und tippte die Nummer des Express ins Gerät. Axel schaute kurz auf, schrieb dann aber weiter Fußballergebnisse mit.

Viktoria wollte gerade das durchgelaufene Papier zerreißen, da legte Alex mit einem »Bis die Tage« den Hörer auf und nuschelte: »Lütkehaus?« Viktoria fühlte sich ertappt, sie nickte nur.

»Welcher?«, fragte Alex. »Hier in dieser Gegend gibt’s mindestens fünf davon.«

»Bernhard Lütkehaus, der 1976 Schützenkönig geworden ist«, sagte sie. Und der mir in dem schlimmsten Albtraum meines Lebens erschienen ist, dachte sie.

»1976. Da war ich noch ein Kind. Aber ich erinnere mich an einen Lütkehaus oder besser daran, was die Leute immer erzählt haben. Er soll ausgewandert sein. Nach Kanada oder Australien. Ich habe mir das wahrscheinlich nur gemerkt, weil das so spannend klang für einen Jungen wie mich, der immer gedacht hat, eigentlich ein Indianer zu sein. Das mit dem Auswandern muss aber ein paar Jahre nach dem Schützenfest gewesen sein, bei dem er König wurde. Ich kam da nämlich gerade aufs Gymnasium.«

»Lebt er denn noch?«

»Gute Frage, seit der weg ist, habe ich nie wieder was von ihm gehört. Ist ja jetzt schon ’ne Weile her. Vielleicht hat ihn längst ein Krokodil gefressen …« Oder er hat sich an einem Baum aufgeknüpft, dachte Viktoria.

Vollbarts Blick fiel auf den Archivband. »Weshalb interessieren dich diese alten Geschichten?«

Viktoria blinzelte ihm zu. »Privatsache!«

Die Tür schwang auf, und ein atemloser Mario stand im Rahmen. »Was ist denn das schon wieder für eine Kacke hier bei euch? Hier ist ja Markt!«

»Ja, hier ist Markt. Ein sehr schöner übrigens«, sagte Gregor freundlich.

»Aber vorhin war da, wo jetzt ein Blumenstand steht, noch ein dicker, fetter Parkplatz. Und auf diesem dicken, fetten Parkplatz steht mein Wagen. Und da, wo vorhin noch ein dunkelgrüner Golf parkte, direkt neben meinem Wagen, stehen jetzt Sonnenblumen!«

Den Anblick wollte sich keiner im Raum entgehen lassen. Alex, Gregor, Leggings-Lady und Viktoria marschierten an Mario vorbei durch die Tür und hatten fast Mühe, den im gelben Blütenmeer perfekt getarnten Barchetta zu entdecken. Viktoria kicherte, die Kollegen aus Telgte versuchten wenigstens noch, ernst zu bleiben.

»Sei doch froh«, sagte Viktoria. »Wenigstens haben sie dich nicht abgeschleppt.«

»Na super!« Mario war wütend und wollte damit offensichtlich nicht aufhören. »Zwei Stunden haben die hier jetzt noch mein Auto als Geisel, dann bauen sie bestimmt noch eine Stunde ihr Grünzeug ab, so wie ich das lahme Tempo hier kenne. Mir reicht’s. Ich such mir ’ne Kneipe.«

»Mann, Mario! Reg dich nicht so auf! Außerdem müssen wir nachher noch …«

»Ist mir im Moment scheißegal. Ich vertrinke jetzt das Geld, das ich gespart habe, weil die hier so nett sind und mich nicht abgeschleppt haben. Bis dann!« Mit wehendem Haar – Mario trug halblang – stapfte er quer über den Platz.

Gregor lachte laut los. »Ist der immer so drauf?«

»Fast immer, aber heute kriegt er es auch wirklich dicke«, sagte Viktoria und erzählte von der morgendlichen Matschattacke. Mario steuerte im Stechschritt auf die Kneipe an der Ecke neben der Schlachterei zu. Viktoria und die Reporter von den Telgter Nachrichten blickten ihm nach. Als die Tür hinter ihm zuschlug, verabschiedete sich Viktoria.

Glatze und Vollbart nickten anerkennend.

Es war genau zwölf. Die Sonne stand steil über dem Marktplatz, der einmal ein Parkplatz war. Es roch nach Backfisch, Viktorias Magen knurrte. Sie schlenderte über das Kopfsteinpflaster, Richtung Obst- und Gemüsehändler, fünfzehn Meter rechts vom Blumen-Barchetta-Stand. Ein Apfel musste für den ersten Hunger reichen. Sie legte der dicken Gemüsefrau zwanzig Cent in ihre rissigen Hände, und die bot ihr ein Schälmesser an, damit sie den »lecker Apfel« gleich essen konnte. Viktoria begann, die Schale in einem großen girlandenartigen Stück von der Frucht zu schälen. Nebenan am Wurststand bekam ein kleiner Junge in einem dieser Kinderwagen, die aussahen wie kleine Rennmaschinen, mit einem »Na, junger Mann, eine Kinderwurst?« eine eingerollte Scheibe Mortadella gereicht und biss hinein. Viktoria schaute sich um. Alte Fachwerkhäuschen rahmten den Marktplatz ein, von oben strahlten bunte Mittelaltergiebel herunter. Eine Frau stellte ihr geputztes Hollandrad vor einem alten Brunnen mit schmiedeeiserner Pumpe ab, ein kleiner Opa, der vorhin ein »Pfund Kartöffelken« gekauft hatte, packte es in einen Bollerwagen. Als Viktoria all das sah, dachte sie für eine Sekunde, gleich käme der Bulle von Tölz um die Ecke. Er würde ihr die Schulter tätscheln und sagen: »So, meine Liebe, sieht die heile Welt aus.« Der Duft des Apfels stieg in ihre Nase, sie biss hinein, schloss die Augen, spürte die Sonne auf den Lidern – und wurde angerempelt. Die Remplerin hatte eine furchtbar blonde Dauerwelle und meckerte: »Können Sie nicht aufpassen?« Komisch, dass sie nicht berlinerte.

Viktoria blickte auf die Uhr und auf den Barchetta im Blumenmeer. Ob man hier shoppen konnte? Sie musste ja irgendwie die autolose Zeit überbrücken. Also ging sie Richtung Boutique Ariane, vielleicht wäre es ja nicht so schlimm dort, wie es der Name vermuten ließ. Als sie vor der Tür stand, wusste sie, dass es dahinter schlimmer war. Die Besitzerin des Ladens hieß wahrscheinlich tatsächlich Ariane und hatte eindeutig eine Vorliebe für Walle-Walle-Kleider und apricotfarbene Kostüme.

Viktoria schaute durchs Schaufenster und sah, dass eine schlanke Mittfünfzigerin gerade eines der Kostüme anprobierte. Es stand ihr sogar ganz gut. Die Verkäuferin klatschte in die Hände. Der eng geschnittene Rock ließ die Knie hervorblitzen, die Bluse versteckte das bisschen Bauchspeck. Viktoria drückte die Nase am Schaufenster platt. Sie konnte nicht wissen, dass die Kundin Elisabeth Upphoff hieß und der Grund war, weshalb sie hier war. Also ließ sie Boutique Ariane links liegen, blickte gelangweilt nach rechts und entdeckte ein Haushaltswarengeschäft. Viktoria steuerte auf die Glastür zu, die bimmelte, als sie eintrat. Viktoria kam sich vor, als hätte sie eine andere Zeitzone betreten. Es sah hier so aus wie in den Fünfzigerjahren oder so, wie sie sich diese Zeit vorstellte. Die ganze Wand hinter dem Verkaufstresen war voll kleiner Schubladen, in denen Schrauben, Nägel, Beschläge und Türklinken lagerten. Im Schaufenster und in den Regalen, die bis zur Decke reichten, stapelten sich Spargeltöpfe neben Plastiktraktoren neben Blumentöpfen neben Messbechern neben Biergläsern. Viktoria steuerte gerade auf einen Einkaufsbeutel mit schwarzem Schmetterlingsmuster zu, der aussah wie aus einem dieser kleinen Prenzlauer-Berg-Individualisten-Lädchen, als er plötzlich vor ihr stand: Kai, der Zapfanlagen-Installateur aus dem Gasthaus.

»Tach, Berlinerin! Na, Shopping-Tour?« In seiner Hand hielt er einen Schlauch und ein Teil, das wahrscheinlich ein Dichtungsring war. Er hatte ein olivgrünes T-Shirt an und eine weite verwaschene Jeans, die locker auf seinen Hüften hing. Seine Oberarme hatten – Viktoria konnte es ganz deutlich sehen – erkennbare Muskeln, und er lächelte tatsächlich wie eine sehr gute Zwei.

»Na, Westbeverner!« Sie zeigte auf den Schlauch in seiner Hand. »Gibt’s heute Abend endlich gezapftes Bier bei Harry?«

»Ich hoffe doch. Das Ganze ist aber nicht nur ein Schlauch-, sondern auch ein Druck- und ein Dichtungsproblem. Gar nicht so leicht, das Ding in Gang zu bringen.«

»Oje, dann ist mein Feierabendbier ja gar nicht sicher?«

»Nein, leider nicht. Aber ich hab gerade Mittagspause, wollen Sie nicht jetzt schon mal ein Gezapftes probieren? Da drüben ist ein netter Laden mit Biergarten.«

Viktoria schaute wieder auf ihre Uhr, anderthalb Stunden, bis der Markt zu Ende war und Marios Auto befreit werden konnte. Was konnte sie also die ganze Zeit sonst tun?

»Okay. Aber nur kurz. Ich bin übrigens Viktoria.«

»Kai«, sagte er knapp, gab ihr die Hand und schaute ihr direkt in die Augen. Sie senkte den Blick.

Im Biergarten vom Bäumken, so hieß die Gaststätte, war kaum was los. Von den zehn Tischen waren nur drei besetzt. An einem saßen zwei junge Mütter, die ihre Kinderwagen mit schlafendem Inhalt neben sich platziert hatten, am anderen ein Ehepaar, das von einer Radtour ausruhte, die Fahrräder lehnten am Gitterzaun, der den Garten abgrenzte. Viktoria und Kai setzten sich auf einfache Holzstühle, die im Schatten einer Kastanie standen. Kai bestellte zwei Pils. Die Bedienung, eine kleine gebückte Dame mit weißer Schürze, schaute betrübt: »Gerade ist das Fass leer. Aber das neue wird gerade angeschlossen, dauert nur ein paar Minuten.« Viktoria lächelte: »Macht nix. Ich nehme eine Cola light.«

»Dazu noch ’ne richtige Cola. Und die Karte.« Kai hielt Viktoria die geöffnete Marlboro-Packung hin. Sie schüttelte den Kopf. Er zündete sich eine Zigarette an, inhalierte tief, lehnte sich zurück. Sie dachte gerade darüber nach, ob es eine noch prolligere Zigarettenmarke gäbe, da schaute sie der Marlboro-Mann neugierig an.

»Was ist?«, fragte sie. »Ist es hier so ungewöhnlich, wenn man nicht raucht?«

»Nö. Aber es ist ungewöhnlich, dass Berlinerinnen mit knallpinken Pullis hier rumlaufen. Ich frage mich, was du hier machst? Doch wohl keinen Urlaub, oder?« Oh, er ist clever, dachte sie. Der Cowboy hat ’nen Schulabschluss!

Sie erzählte ihm – etwas geschönt –, warum sie da war. Es klang richtig seriös. Besonders wichtig seien ihr die Beweggründe der Amokläuferin und natürlich die Historie des Schützenfestes von Westbevern. Es soll in ihrer Reportage um Traditionen auf dem Lande gehen und um das Schicksal einer braven Hausfrau, erklärte sie. Wie sich ihr Chef die Geschichte wirklich vorstellte und wie sie sie schreiben würde, sagte sie nicht.

Kai nickte interessiert. »Tja, ich hätte ja eher gedacht, du machst so einen witzig-ironischen Artikel über die etwas dämlichen Leute vom Lande«, sagte er und blinzelte ihr zu.

»Ich finde euch nicht dämlich«, verteidigte sich Viktoria. »Ich kann nur nicht recht verstehen, was an einem Schützenfest so besonders ist, dass eine brave Hausfrau sogar zur Selbstmordattentäterin wird.«

»Na, na – sie hat doch niemandem etwas getan.«

»Schon klar. Aber sie hätte ein Blutbad anrichten können – und das alles nur, weil sie nicht Schützenkönigin werden durfte.«

Kai lächelte, räusperte sich dann. »Als ich klein war, habe ich tagelang nach dem perfekten Ast gesucht.«

»Aha«, sagte Viktoria und schaute ratlos drein.

»Er musste lang genug und fest genug und gerade genug sein, damit er aussah wie ein Gewehr.«

»Aha.« Viktoria lächelte.

»Es gab nichts Aufregenderes für uns, als den Stock zu schultern und mit den Großen mitzumarschieren.«

»Und ich dachte, Kinder auf dem Lande sind friedfertig.«

Kai grinste. »Sind wir ja auch, wenn wir mitmarschieren dürfen. Aber im Ernst. Schützenfest, das ist hier Kindheit, Erwachsenwerden, Tradition. Und für viele ist es wohl das halbe Leben. Es gibt hier einen Typen, der in seinem Leben nur Mist erlebt hat. Traurige Kindheit mit einem versoffenen Vater, keine Frau, keine Freunde. Der arbeitet jeden Tag auf seinem Hof – und das war’s. Aber vor ein paar Jahren war er Schützenkönig. Sein Foto stand in der Zeitung, sein Name. Die Frauen haben mit ihm getanzt, die Männer haben mit ihm getrunken. Der zehrt immer noch davon.«

Viktoria schüttelte den Kopf. »Das Schützenfest als soziales Netz oder wie?«

Kai nickte. »Irgendwie schon.«

Viktoria schaute immer noch skeptisch. »Und, hast du deine Uniform denn schon gebügelt?« Sie wollte ihn ärgern.

Kai blieb ruhig. »Nö«, sagte er. »Ich hab damit nix am Hut.«

»Hast du mal von einem Schützenkönig gehört, der Bernie heißt?« Viktoria tat so, als sei ihr die Frage ganz spontan eingefallen und die Antwort halb so wichtig.

»Wieso?«

»Nur so.«

»Ne, hab ich nicht.«

»Mmmh.«

Dann kam sein Essen. Ein Jägerschnitzel mit Pommes. Viktoria lief das Wasser im Mund zusammen. »Bist du sicher, dass du nichts willst?«, fragte er und zerschnitt sein Schnitzel.

»Nein, ganz und gar nicht. Ich will. Aber ich will auch nicht dicker werden.«

»O ja klar, stimmt. Als Frau muss man da ja immer so ungemein aufpassen. Und du vor allen Dingen.«

Er drehte den Teller so, dass die Pommes vor ihr standen, schob ihn weiter in ihre Richtung und bestellte eine zweite Gabel. Sie schenkte ihm ein dankbares Lächeln, fragte nicht, ob es hier auch Sushi gäbe, und aß brav und mit großem Appetit die fettigen Pommes.

Nico hatte es dreieinhalb Minuten lang vergessen. Drei Minuten und dreißig Sekunden Gnade wurden ihm gewährt. Dann war ihr Lied vorbei. Sarahs Lied. Sie hatte es ihm geschenkt, zu seinem achtzehnten Geburtstag. Ihm war es peinlich gewesen. Sie hatte selbst gesungen, hatte selber Gitarre gespielt, alles auf CD gebrannt – und auf seiner Party abgespielt. Er war froh, als es vorbei war. Nico mochte es nicht, wenn er rot wurde, und er mochte es nicht, wenn seine Freunde ihn komisch angrinsten. Sarah wollte so klingen wie die Sängerin von Silbermond, doch das war ihr nicht gelungen. Ihre Stimme war sehr leise, und der Text war irgendwie kitschig, fand Nico. Damals. Was war er doch für ein Arschloch gewesen. Er hätte in die Knie gehen sollen vor Dankbarkeit über so ein Geschenk. Er hätte sie vor allen Freunden umarmen sollen, er hätte mitsingen sollen, weinen, tanzen. Jetzt sang er mit ihr, dreieinhalb Minuten lang. Er im Duett mit Sarah. Sarah, die jetzt schon sieben Monate lang tot war. Erschlagen, vergraben und nicht wieder auferstanden. Nico drückte die Repeat-Taste. Er hörte ihr Kichern aus den Lautsprechern. Dann die Gitarre. Dann ihre Stimme.

»Heute ist die Welt verdreht, unten ist oben, wer läuft, der geht. Wer schreit, der flüstert leise, komm mit auf meine Reise. Sie führt mich weit und bringt mich heim, ich wachse daran und werde klein. Will immer bei dir sein. Dein schwarzes Engelein …«

Nicos Mutter wartete, bis es wieder still in seinem Zimmer war. »Essen ist fertig!«, rief sie dann. Sie wusste, dass er nichts anrühren würde. Nico drückte wieder auf die Starttaste.