Abb. 18. Leben im Kastell Housesteads: So sahen die Baracken der Soldaten aus.

Derartige Lebensverhältnisse mögen beengt erscheinen, ließen aber wahrscheinlich nicht weniger Privatsphäre zu als die Wohnsituation der Normalbevölkerung. Die Kameradschaftlichkeit, von der das Leben im Lager geprägt war, wurde dadurch vertieft, dass jede Einheit ihre Mahlzeiten selbst kochte und man gemeinsam aß – es gab keine Messe und keine zentrale Küche, außer vielleicht für die Öfen zum Brotbacken.

Medizinische Versorgung war für die Bevölkerung als Ganze weithin Glückssache. Beschwerden versuchte man zunächst im häuslichen Kontext zu kurieren, ob mithilfe von Familienangehörigen oder von »Experten« aus der Gemeinschaft. Ärzte waren Fachleute, die bezahlt werden mussten. Während die Elite deren Dienste ausgiebig in Anspruch nahm, hatten große Teile der Bevölkerung nur begrenzten Zugang zu ärztlicher Hilfe. In der Armee dagegen stellte der Verlust von Kampfkraft durch Krankheit oder Verletzung ein ernstes Problem dar. Wie in allen Armeen bis in die heutige Zeit wurden Verluste häufiger durch körperliche Behinderungen verursacht als durch die Kämpfe selbst. Ärzte mussten nicht nur bereitstehen, um Verwundungen zu behandeln, sondern auch, und dies häufiger, bei Krankheiten und Verletzungen, die bei der Erfüllung dienstlicher Aufgaben außerhalb der Kampfhandlungen entstanden. Erscheint die medizinische Praxis auch als seltsame Mixtur aus invasiven Verfahren (Chirurgie etc.), gesundheitsschädlichen Methoden, Heimkuren (Diäten, körperliche Übungen, Schlafkuren etc.), Medikamenten und Gebeten, so kann sie doch als die beste gelten, die in der römischen Welt zu finden war. Bei einem gut geschulten Arzt bestand immerhin die Aussicht auf eine zutreffende Diagnose, so dass sich auch die Aussichten auf eine wirksame Heilung erhöhten. Beweisbar ist hier nichts, doch würde ich vermuten, dass sehr viele Männer nur dank ärztlicher Behandlung überlebten.