12. KAPITEL

 

Phil knurrte tief in seiner Kehle, als er seine innere Alpha-Macht entfesselte. Wegen seiner blauen Augen nahm alles eine leuchtend blaue Färbung an. Seine Sinne schärften sich, bis er jede Ader im Hals seiner Beute erkennen konnte. Er roch die Angst, die von ihm ausging. Hörte, wie sein Herz raste wie das eines ängstlichen Hasen. Seine Gestalt verschwamm am Rand einer sofortigen Verwandlung. Er behielt für den Anfang die Kontrolle und pirschte auf seine Beute zu.

Sigismund presste sich zurück gegen den Tisch. »Was... was für ein Wandler bist du?«

Phil erlaubte seinem Gesicht, dem Vampir eine Kostprobe zu geben. Seine Nase und sein Kiefer knackten, als sie sich verlängerten. Seine Fangzähne sprangen hervor. Er knurrte.

»Nein!« Sigismund kämpfte wild gegen seine Fesseln. Er sah Connor verzweifelt an. »Ruf deinen Wolf zurück!«

Gleichgültig zuckte Connor mit den Schultern. »Er ist nicht mein Wolf.«

Phil blieb vor dem Gefangenen stehen. Ein ursprünglicher Drang zu töten, stieg in ihm auf, mächtiger, als er es je zuvor empfunden hatte. Früher hatte er in seiner Wolfgestalt Tiere getötet. Werwölfe genossen bei Vollmond die Jagd besonders. Und er hatte Malcontents in der Schlacht umgebracht. Aber er war nie versucht gewesen, einen Mord zu begehen - bis jetzt.

In einem verzweifelten Versuch, sich zu verteidigen, fuhr Sigismund seine Fangzähne aus. Phil wusste, wenn er zu nahe kam, würde der Vampir nach ihm schnappen. Doch er war in einer mörderischen Wut gefangen, die jede Bedrohung ignorierte. Sein Körper vibrierte vor roher Macht. In Lichtgeschwindigkeit legte er eine Hand um den Hals des Gefangenen. Er schloss sie und drückte mit seiner übermenschlichen Kraft zu.

Der Vampir wand seinen Hals und versuchte vergeblich, zuzubeißen. Phil schickte eine Welle Alpha-Macht seinen Arm hinab, und seine Hand verwandelte sich. Fell spross hervor. Seine Nägel verlängerten sich und bogen sich zu scharfen Klauen.

Sigismunds Augen traten ihm vor Angst aus dem Kopf. »Ruft ihn zurück! Ruft ihn...« Er verschluckte sich, als Phils Krallen seine Haut durchdrangen.

Austin reckte sich, um besser sehen zu können. »Heiliges Formwandeln, Phil! Nur Teile von dir sind verwandelt. Und der Mond ist nicht einmal voll. Wie machst du das?«

Phil knurrte. Weil sein Kopf verwandelt war, konnte er nicht mehr sprechen.

»Er ist ein Alpha«, antwortete Connor für ihn. »Er hat Gaben, von denen andere Wandler nur träumen können.«

»Verdammt«, murmelte Austin. »Bin ich froh, dass er auf unserer Seite ist.«

»Oh yeah.« Phineas stieß eine Faust in die Luft. »Er ist groß! Er ist böse! Er bläst dein Haus zu Boden, Verlierer!«

Als der Duft von Blut an seine lange Schnauze drang, knurrte Phil. Dort, wo seine Krallen ihn verletzt hatten, tropfte dem Gefangenen Blut aus dem Hals.

Vorsichtig trat Connor einen Schritt näher. »Phil, kannst du es etwas langsamer angehen lassen? Der Gefangene kann unsere Fragen nicht beantworten, wenn er bewusstlos ist.«

Erst jetzt bemerkte Phil, dass die Augen des Gefangenen trüb geworden waren. Er zog seine Krallen ein, zügelte seine Alpha-Macht, und sein Körper nahm mit einem letzten Flimmern seine menschliche Gestalt an. Er ließ den Malcontent los und trat zurück.

Völlig außer Atem und voller Todesangst schnappte Sigismund nach Luft und ließ sich in den Ketten hängen.

»Lasst... lasst nicht zu, dass er mir etwas tut. Ich... ich sage euch alles, was ich weiß.«

»Sehr gut.« Connor nickte Phil voller Anerkennung zu. »Gut gemacht, Lad.«

»Du bist der Größte.« Phineas schlug mit seiner Faust gegen Phils. »Halb Mann, halb Wolf, halb Hundesohn.«

Phil schnaufte. Theoretisch waren alle männlichen Wölfe Hundesöhne. Im Moment benötigte man seine Hilfe nicht, und so ging er in die Küche, um sich eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank zu nehmen. Ihm war schmerzlich bewusst, dass Austin und Phineas ihm bewundernd nachsahen. Er selbst war mehr als peinlich berührt. Sogar beschämt.

Er hatte im Navajo-Reservat in New Mexico hart daran gearbeitet, zum Alpha zu werden. Sein alter Freund und Mentor, der Schamane Joe, hatte immer betont, wie groß die Verantwortung war, die mit Alpha-Macht einherging. Phil hatte geschworen, sich dem edlen Charakter des Wolfes zu verschreiben und diese Gaben nur zu benutzen, um jene zu schützen, die auf ihn angewiesen waren. Er sollte seine Gaben schärfen, damit er aus jedem Kampf als Sieger hervorging. Doch vor allen Dingen galt es, den Wolf zu ehren.

Niemals durfte er die Gaben benutzen, um einen persönlichen Gewinn daraus zu ziehen oder um Rache zu üben. Er war ein Auserwählter, sein Schicksal war es, seiner Art ein Anführer zu sein.

Und gerade hatte er fast aus Wut einen Mann ermordet. Was hatte Vanda gesagt, als sie dachte, er hätte Max umgebracht?

Ich verstehe die Wut, die einen dazu bringt, ein Leben zu nehmen.

War es das, was sie zu verbergen hatte? War Vanda durch die Grausamkeit des Krieges so traumatisiert gewesen, dass sie die Grenze überschritten hatte? Karl war ein Anführer des Widerstands gewesen, möglicherweise hatte auch Vanda mit gefährlichen Aktivitäten zu tun gehabt. Die Nazis hatten Wölfe geschickt, um sie zu töten, also musste Vanda ziemlich massiv gegen sie vorgegangen sein. Es fielen ihm noch einige Worte von ihr ein.

Ich will keine weiteren Toten auf dem Gewissen haben.

»Wo versteckt Casimir sich?«, fragte Connor im selben Moment und riss Phil aus seinen Gedanken.

»Er ist immer in Bewegung, jede Nacht an einem anderen Ort«, krächzte Sigismund. »Ich muss trinken.«

»Und ich brauche echte Informationen«, konterte Connor. »Phineas, ist Blissky in der Küche?«

»Ich sehe nach.« Phineas kramte in den Schränken.

»Die synthetische Pisse trinke ich nicht«, knurrte Sigismund.

»Dir bleibt keine andere Wahl.« Connor setzte sich auf einen Küchenstuhl, nahe an den Gefangenen heran.

»Gefunden!« Phineas öffnete die Flasche Blissky und atmete tief ein. »Ich probiere lieber, um sicherzugehen, dass damit alles in Ordnung ist.« Er nahm einen Schluck. »Oh, yeah, Baby! Das ist der echte Stoff.« Er füllte das Glas bis an den Rand.

Phil fand einen Strohhalm und ließ ihn in die bernsteinfarbene Flüssigkeit fallen. Der Kühlschrank war voll von normalem synthetischem Blut, aber Connor wollte Sigismund mit dem Blissky wahrscheinlich die Zunge lösen. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit hatte der Gefangene in den letzten vierhundert Jahren keinen Whiskey gekostet. Er würde im Handumdrehen sturzbetrunken sein.

»Was will Casimir hier in Amerika erreichen?«, fragte Connor.

Sigismund schnaubte. »Was glaubst du denn? Dass er euer Freund sein will?«

»Weltherrschaft«, murmelte Phineas, als er sich dem Gefangenen mit dem Glas Blissky näherte. »Ihr bösen Jungs seid so berechenbar. Langweilt ihr euch nicht selbst?«

»Es wird uns eine große Freude bereiten, euch alle tot zu sehen.« Er wendete den Kopf von dem Glas, das Phineas ihm hinhielt, ab. »Bringt mir einen Sterblichen.«

»Du weißt nicht, was dir entgeht, Alter.« Phineas schwenkte das Glas unter der Nase des Gefangenen. »Riecht richtig gut, was? Schmeckt auch himmlisch.«

Während sich seine Nasenlöcher aufblähten, sprangen seine Fangzähne hervor.

»Schwer, gegen die Reflexe anzukommen, was?« Phineas steckte Sigismund den Strohhalm zwischen die Lippen.

Der Gefangene schlürfte den ganzen Blissky innerhalb weniger Sekunden. Dann hustete er, und seine Augen füllten sich mit Tränen. Seine Fangzähne verschwanden.

Phineas lachte in sich hinein. »Guter Stoff, was?«

»Nicht so gut wie ein Sterblicher.« Sigismund betrachtete das leere Glas. »Bring mir noch mehr.«

»Du willst nur nicht zugeben, dass es gut ist.« Phineas ging in die Küche zurück und schenkte ein weiteres Glas ein.

Die Farbe war in Sigismunds Gesicht zurückgekehrt.

»Wie groß ist Casimirs Armee?«

»Groß genug, um euch zu zerstören. Und bald wird sie noch größer werden.« Sigismund lächelte. »Casimir weiß, wie er eure Schwächen zu seinem Vorteil nutzen kann.«

»Und was wäre das?«, fragte Connor.

Phineas brachte das Glas mit Blissky, und Sigismund leerte es.

Er leckte sich die Lippen. »Ihr behauptet, gut zu sein, weil ihr synthetisches Blut trinkt. Aber wenn ihr euren Vorrat verliert, würdet ihr sofort wieder Sterbliche beißen. Dann merken Hunderte von Vampiren, wie sehr es ihnen gefällt zu beißen, und sie wollen nie mehr zurück. Sie schließen sich uns an. Ihr werdet so unterlegen sein, dass ihr keine Chance mehr habt.«

Die Informationen wurden langsam brauchbar. Connor erhob sich. »Ihr habt vor, unsere Lager anzugreifen?«

»Wir werden euch davon abhalten, den Mist überhaupt herzustellen,« entgegnete Sigismund, der mit einem Schluckauf zu kämpfen hatte.

Alle Niederlassungen von Romatech waren in Gefahr. Phil wusste, dass es in den Vereinigten Staaten mehrere gab. Die in White Plains versorgte die Ostküste, aber es gab noch weitere in Ohio, Texas, Colorado und Kalifornien.

»Ich muss Angus warnen.« Als Connor aus dem Raum eilte, rief er zurück: »Ich schicke Jack runter. Sorgt dafür, dass er weiterredet.«

»Kein Problem.« Phil ging auf Sigismund zu. »Bist du oft in Apollos Ferienanlage gewesen?«

»Klar. Es war super. All diese dämlichen Mädchen, die uns angebettelt haben, sie zu beißen und zu bumsen.«

Phil presste seine Fäuste gegeneinander, um ihn nicht zu schlagen. »Die Party ist vorbei. Wir haben die Mädchen freigelassen. Wir haben Apollo und Athena umgebracht.«

Mit düsterem Blick starrte Sigismund ihn an. »Ihr Tod wird gerächt werden.«

»Du glaubst, Casimir schert sich mehr als einen Dreck um seine sogenannten Freunde? Er weiß, dass du letzte Nacht gefangen genommen wurdest, aber er ist nicht zurückgekommen, um dich zu retten.«

»Er rächt seine Freunde.« Sigismund glaubte wirklich daran. »Er hat eine Liste. In einer Woche sind alle auf dieser Liste tot.«

»Wer steht auf der Liste?«, fragte Austin ihn.

»Alle Verantwortlichen für das Massaker bei DVN und den Mord an Jedrek Janow«, spottete Sigismund. »Ganz oben auf der Liste stehen Ian MacPhie und seine sterbliche Schlampe Toni.«

»Seine Frau«, korrigierte Phil ihn. »Sie sind verheiratet.« Und solange sie auf geheimer Hochzeitsreise waren, sollten sie in Sicherheit sein. Trotzdem musste man sie warnen.

»Die Nächsten auf der Liste - diese verdammten Mörder, Giacomo di Venezia und Zoltan Czakvar«, fuhr Sigismund fort. »Dann Dougal Kincaid und der Verräter Phineas McKinney.«

»Cool«, sagte Phineas, »ich hätte mich echt außen vor gefühlt, wenn ihr mich vergessen hättet.«

»Noch jemand?«, fragte Phil. Er wusste, dass Carlos Panterra, Howard Barr und Gregori in jener Nacht auch bei DVN gewesen waren, aber Casimir hatte das vielleicht nicht mitbekommen.

»Einer noch«, knurrte Sigismund. »Diese wahnsinnige Schlampe aus Polen. Vanda Barkowski.«

Phils Herz machte einen Aussetzer. »Das kann nicht stimmen. Sie hat niemanden umgebracht.«

»Sie war dort, und sie hat Ärger gemacht, wie sie es immer tut«, knurrte Sigismund. »Glaubt nicht, dass sie unschuldig ist. Jedrek hat jahrelang versucht, sie umzubringen. Casimir will sie nun ein für alle Mal erledigen.«

»Und diese Abschüsse fangen in einer Woche an?« Phil musste sie irgendwo verstecken, wo niemand sie finden konnte.

»Sie sind alle in einer Woche tot«, lachte Sigismund. »Aber wir fangen heute Nacht an.«

Phil griff Phineas am Arm. »Teleportier mich sofort in den Club!« Er zerrte den jungen Vampir gerade in den Korridor, als Jack aus dem Aufzug trat. »Wir gehen ins Horny Devils. Austin erklärt dir alles.«

»In Ordnung.« Jack eilte durch die offene Tür in den Silberraum.

»Los jetzt!« Phil hörte Sigismunds spottendes Gelächter, ehe alles schwarz wurde.

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Vanda betrachtete die glatte, haarlose Brust von Terrance dem Harten und befand, dass das Leben überhaupt nicht gerecht war. Sie hatte Sex mit Phil gehabt und wusste nicht einmal, wie seine Brust aussah. Aber dieser Schuft wusste, wie sie aussah. Von oben bis unten.

Terrance rollte seine Hüften im Takt mit den Bongo trommeln. »Magst du die Musik, die ich ausgesucht habe?«

»Wirklich gut.« Pamela klopfte mit dem Fuß auf den Boden.

Vanda seufzte. Die Tänzer gaben ihnen regelmäßig eine Vorschau auf den nächsten Monat, die sie dann absegneten. Cora Lee und Pamela liebten diesen Teil des Jobs. Und auch Vanda hatte ihn geliebt, aber jetzt verglich sie jeden Mann mit Phil. Und sie alle kamen nie an ihn heran.

Während Terrance seine Hüften schwang, riss er sich den Klettverschluss auf, der sein Cape aus falschem Leopardenfell um seinen Hals fixierte. Er warf das Cape, und es landete auf Cora Lees Kopf. Mit einem Kichern zog sie es sich in den Schoß.

Die nackten Schultern des Mannes waren nicht länger verhüllt, aber Phils waren viel breiter und muskulöser. Natürlich war das schwer zu sagen, weil sie Phils Schultern eigentlich noch nie nackt gesehen hatte. Verdammt. Sie hätte darauf bestehen sollen, dass er den blöden Frack auszog.

Terrance stolzierte in seinem funkelnden Tarzan-Lendenschurz durch das Büro. »Hört ihr die Trompete? Wenn die erklingt, schwinge ich mich an einer Liane über die Bühne.«

Pamela legte die Hände ineinander. »Prächtige Idee.«

»Und dann, wenn die Musik zu ihrem Höhepunkt aufspielt, reiße ich mir den Lendenschurz ab!« Terrance schleuderte den Schurz durch das Büro und legte darunter seinen fleischfarbenen und mit Efeublättern dekorierten Tanga frei.

»Ausgezeichnet!« Pamela klatschte.

»Yee haw!«, rief Cora Lee.

Terrance' Tanga und das, was darinnen steckte war auf keinen Fall in einer Liga mit Phil, sinnierte Vanda. Diesen Körperteil von Phil hatte sie gesehen. Und angefasst. Er war einfach prächtig gewesen. Lang und dick. Unglaublich hart, und mit der weichsten Haut überzogen. Er hatte sich so gut in ihr angefühlt. Wie er sie gefüllt hatte. Sie gestreichelt.

Sie presste ihre Schenkel zusammen, als in ihr plötzlich eine Sehnsucht erwachte. Verdammt. Wie sollte sie ihm widerstehen? Mit einem Seufzen wurde ihr klar, dass sie es nicht konnte. Sie wollte ihn. Einmal war nicht genug gewesen. Hundert Mal würden nicht genug sein. Sie war dabei, sich in ihn zu verlieben. Und wenn sie auch nur einen Funken Willenskraft in sich hatte, würde sie ihn deshalb nie wiedersehen.

Die Tür flog auf, und Phil marschierte herein.

So viel zu Willenskraft. Mit einem stummen Stöhnen schaltete sie den CD-Spieler aus. Die Dschungelmusik verstummte.

»Phil! Wie nett von dir vorbeizukommen.« Terrance warf sich in Pose. »Wie findest du mein Kostüm?«

Er warf einen schnellen Blick auf den Tänzer. »Gut trainierte Muskeln. Du kannst die Tür bewachen. Lass niemanden hinein.«

»Oh, natürlich. Für dich tue ich alles, Phil.« Terrance eilte zur Tür hinaus.

»Da ist jemand verknallt«, murmelte Cora Lee mit singender Stimme.

»Das reicht«, murmelte Vanda. »Was willst du hier, Phil?« Und warum sah er sich so misstrauisch um?

Phil ging um den Schreibtisch herum. »Phineas und Hugo überprüfen den Tanzraum. Habt ihr heute Nacht hier irgendwelche verdächtig aussehenden Personen bemerkt?«

Nachdenklich zuckte Vanda mit den Schultern. »Die meisten unserer Gäste sehen etwas merkwürdig aus. Was ist los?«

Er trat näher an die Anrichte, wo ihr Drucker und ihr Faxgerät standen. »Ihr seid in großer Gefahr.«

Schnüffelte er an ihrer Büroeinrichtung? »Gefahr vor was? Überteuerte Druckerpatronen?«

»Es muss Max, der Megamacker sein«, flüsterte Pamela dramatisch. »Er ist zurück, um die ultimative Rache zu üben.«

»Ultimativ?«, fragte Vanda zynisch. »Er hat schon versucht, mich umzubringen. Wie viel ultimativer soll es noch werden?«

»Er würde dich auf extrem grausame Weise umbringen«, erklärte Pamela. »Zugegeben, es wäre schwer, einen Python zu übertreffen, aber ich bin mir sicher, er kann sich etwas wirklich Schreckliches ausdenken.«

»Danke für deine Hilfe.« Vanda sah weiter Phil zu. Jetzt schnüffelte er an ihren Aktenschränken.

»Vielleicht ist es Corky Courrant«, schlug Cora Lee vor. »Sie hat geschworen, dich zu ruinieren.«

»Danke, dass du mich erinnerst.« Vanda stand auf und ging zu Phil. »Sagst du mir jetzt, wer...«

Ganz plötzlich erstarrte Phil. »Cora Lee, Pamela, sagt allen euren Gästen, sie sollen sich sofort hier rausteleportieren.«

»Was?« Vanda stemmte ihre Hände in die Hüften. »Versuchst du, mein Geschäft zu ruinieren?«

»In dem Aktenschrank ist eine Bombe«, flüsterte Phil.

Schockiert entfuhr Cora Lee und Pamela ein Schrei, dann sprangen sie auf.

Vandas Herz machte einen Aussetzer. Sie betrachtete den Schrank. »Bist du dir sicher? Du hast nicht einmal hineingesehen.«

Er hielt einen Arm hoch, um sie auf Abstand zu halten. »Mach ihn nicht auf. Das könnte der Auslöser sein. Sicher ist das aber nicht. Vielleicht ist es eine Zeitbombe, die jede Sekunde losgehen kann. Versucht, ruhig zu bleiben...«

»Hilfe!« Cora Lee rannte schreiend aus dem Büro. Sie stieß Terrance aus dem Weg. »Hier ist eine Bombe!«

Im Hauptraum brach ein Getöse aus.

Pamela rannte zur Tür. »Ich stelle sicher, dass alle verschwinden. Wir treffen uns im Stadthaus.«

»Nein!«, rief Phil. »Das Stadthaus ist vielleicht nicht sicher.«

Völlig hysterisch blickte sie sich zu ihm um. »Dann in unserer Wohnung!«

»Aber...« Phil wollte gerade sagen, dass auch die Wohnung nicht sicher war, aber Pamela war bereits in den Hauptraum gerannt.

Sie brüllte in die Menge: »Teleportiert euch! Verschwindet sofort!«

Vanda blieb wie erstarrt stehen, eine Art kalter Nebel legte sich über sie. Eine Bombe. Ihr Club würde zerstört werden. Das konnte sie nicht zulassen.

»Komm schon.« Phil griff nach ihrem Arm. »Teleportier uns hier raus.«

Sie starrte den Aktenschrank an. »Woher weißt du, dass sie da drinnen ist?«

»Ich bin ein Experte im Aufspüren von Bomben. Komm jetzt. Wir müssen hier raus.«

»Du bist ein Experte? Dann entschärfe sie!«

»So einfach ist das nicht.« Er zog sie zur Tür. »Nur die Schublade zu öffnen könnte sie schon hochgehen lassen. Wir müssen dich in Sicherheit bringen.«

»Aber... aber...« Als sie das stille Lagerhaus betraten, hatten sich bereits alle davonteleportiert. Die Laserstrahlen schwenkten noch leuchtend durch den Raum und warfen ihr Licht auf die leere Tanzfläche, die Bühne, die Bar. Wie konnte sie das alles zurücklassen? Sie liebte diesen Ort. Er bedeutete ihr alles.

Ohne Zögern packte Phil sie und rannte zum Ausgang.

Seine Verzweiflung löste ihre Lähmung. Jemand wollte sie umbringen. Jemand wollte sie so sehr umbringen, dass er dabei in Kauf nahm, gleichzeitig hundert oder mehr unschuldige Zuschauer mit in den Tod zu reißen.

Wieder einmal machte man Jagd auf sie.

Phil sprintete die Gasse hinab und bog auf die Straße. Sie klammerte sich an sein Hemd. Sie musste ihn mit sich weit weg teleportieren.

Bumm!

Die Explosion betäubte ihre Ohren. Sie schrie. Ziegel flogen durch die Luft, und Flammen schossen auf sie zu.

Vanda konnte die Hitze spüren, als ihre Körper nach vorn geschleudert wurden. Sie hielt Phil fest an sich gedrückt, als die Welt schwarz wurde.