7. KAPITEL

 

»Die haben hier einen lausigen Sicherheitsdienst«, bemerkte Phil, als er Maggie den Korridor von DVN hinabfolgte. Kein Alarm war losgegangen, als sie sich in eine Garderobe teleportiert hatten. »Man sollte meinen, nach dem Vorfall letzten Dezember wären sie vorsichtiger.«

Maggie beugte sich zu ihm und flüsterte: »Die Leute hier sind nicht gerade in der Realität verankert.«

»Ich verstehe.« Sie kamen im Korridor an einer Gruppe Schauspieler vorbei. Einer von ihnen, der wie ein riesiges Huhn angezogen war, übte sein Gackern.

»Genau so!«, sagte ein anderer. »Jetzt noch einmal, aber mit mehr Leidenschaft!«

Ein weiterer Schauspieler, der als Pirat verkleidet war, schloss sich ihnen an. »Jarrrr, Kamerad. Du musst glauben, du bist das Huhn.«

Ein Huhn mit Fangzähnen. Phil schüttelte den Kopf.

»Hier ist es.« Maggie blieb vor einer Tür stehen, die mit einem riesigen goldenen Stern dekoriert war. Corky Courrant war in leuchtend roter Schreibschrift auf den Stern gemalt.

Maggie lauschte. »Ich höre drinnen keine Kampfgeräusche.«

»Das ist ein gutes Zeichen«, hoffte Phil.

»Es sei denn, Corky ist schon tot«, gab Maggie zu bedenken.

Phil öffnete die Tür und marschierte hinein. Corky war sehr lebendig, saß hinter ihrem Schreibtisch und betrachtete einige Fotos. In der Ecke keuchte ein kleiner, glatzköpfiger Mann mit einer Kamera auf und teleportierte sich dann davon. Kein Anzeichen von Vanda.

Corky blickte auf. »Wie könnt ihr es wagen, hier so hereinzuplatzen!« Sie sammelte die Fotos zusammen und schob sie in eine Schreibtischschublade. »Wer zum Henker seid ihr?«

»Das wissen Sie nicht?«, fragte Phil. »Sie haben mein Bild heute Nacht in Ihrer Sendung gezeigt.«

Corky winkte abwehrend mit der Hand. Ihre großen, juwelenbesetzten Ringe glitzerten im Licht der Neonröhren. »Ich interessiere mich nicht für Sterbliche. Raus aus meinem Büro.«

»Ich war es, der den Tänzer im Horny Devils Nachtclub niedergestreckt hat. Wie sind Sie an das Foto gekommen?«

»Ich bin Journalistin. Ich gebe meine Quellen niemals preis.« Sie blickte kurz in die Ecke, von wo aus der kleine Mann sich davonteleportiert hatte. Ihre Brüste hoben sich, als sie vor Erleichterung seufzte.

»Hallo, Corky.« Maggie schlenderte herein, und ihre Cowboystiefel klopften bei jedem Schritt fest auf den Linoleumboden.

Corky lehnte sich zurück. »Wenn das nicht unsere kleine Maggie ist, bekannt für ihre kurze Statur und ihre ebenso kurze Karriere als mittelmäßige Schauspielerin. Was bringt dich nach New York?« Ihr Blick auf Maggies Kleidung war vernichtend. »Shopping, hoffe ich?«

Maggie ging auf den Schreibtisch zu. »Ich hatte gerade eine schöne Zeit im Horny Devils. Dank dir ist es jetzt der beliebteste Nachtclub der ganzen Vampirwelt.«

Corkys Augen verengten sich zu wütenden Schlitzen. »Ich erinnere mich wieder. Du bist eine von Vanda Barkowskis Freundinnen. Du kannst der wahnsinnigen Schlampe etwas von mir ausrichten.« Corky stand auf. »Ich werde sie vernichten. Und ihren Club ebenfalls.«

»Versuch es«, warnte Phil leise, »und du wirst es bereuen.«

»Soll ich vor Angst zittern vor einem einfachen Sterblichen und einer... Miniatur-Kuhhirtin?« Sie starrte Maggie wütend an. »Glaub nicht, dass ich vergessen habe, wie du mir Don Orlando weggeschnappt hast.«

Maggie starrte zurück. »Du hattest ihn schon verloren. Du hast ihn wie einen Sklaven behandelt.«

»Ha! Ich habe aus ihm einen Star gemacht! Ich habe ihn berühmt gemacht. Was könntest du je für ihn tun?«

»Ich mache ihn glücklich.« Maggie drehte sich auf dem Absatz um und marschierte hinaus.

Angewidert prustete Corky los. »Ich könnte dich ruinieren! Und deine Ranch gleich mit, Ihr seid bloß so unwichtig, dass ich mir die Mühe nicht mache!«

Auch Phil drehte sich um, blieb an der Tür aber noch einmal stehen. »Lassen Sie Vanda in Ruhe.«

»Was bist du«, spottete Corky, »ihr Wachhund?«

»Nah dran.« Tief sog er die Luft ein und ließ seiner Alpha-Macht Raum. Er wusste, es würde seine blauen Augen zum Leuchten bringen. Sein Körper begann zu schimmern, seine Gestalt an den Rändern zu verschwimmen. Er konnte sich sofort verwandeln, wenn er wollte, oder menschliche Gestalt behalten, während er alle Macht des Leitwolfs in sich freisetzte.

Corky stolperte mit großen Augen rückwärts. »Wer... Was bist du?«

Soll sie sich doch fragen. Er schloss die Tür vor ihrem Gesicht und zügelte seine Macht. Im nächsten Augenblick war er wieder normal. »Okay, wo, glaubst du, ist Vanda?«

Maggie starrte ihn mit offenem Mund an. »Was war das gerade?«

»Die Macht meines inneren... Tieres.« Er ging den Korridor hinab.

Die Augen immer noch weit vor Schreck aufgerissen, stand Maggie still da. »Aber brauchst du dazu nicht den Vollmond?«

»Nein. Also, wo kann Vanda sein?«

»Ich... ich weiß nicht.« Maggie rannte ihm nach, um aufzuholen. »Ich habe noch nie von einem Wandler gehört, der nicht vom Mond abhängig ist.«

»Ich kann mich jederzeit verwandeln.« Sie erreichten das Ende des Korridors, wo ein weiterer Korridor ihn kreuzte.

»Das ist erstaunlich«, flüsterte Maggie. »Was für ein Tier bist du?«

Er ignorierte die Frage und inspizierte den neuen Gang. Kein Anzeichen von Vanda. »Wir sollten uns trennen. Du nach links, ich nach rechts.«

»In Ordnung.« Maggie bog links ab und kam plötzlich mit verzogenem Gesicht wieder um die Ecke.

»Was ist los?« Phil spähte den linken Korridor hinab. Eine blonde Frau redete mit dem Schauspieler im Piratenkostüm.

»Es ist Tiffany.« Maggie hob ihren Blick flehend zur Decke. »Muss ich heute Nacht jeder Frau begegnen, mit der mein Mann geschlafen hat?«

Phil erinnerte sich, dass der Schauspieler Don Orlando de Corazon als der größte Liebhaber der Vampirwelt bezeichnet worden war. »Ich bin mir sicher, seit er dir begegnet ist, hat er keine andere Frau mehr angesehen.«

Einen Augenblick überlegte sie, dann legte sich ein Lächeln um ihre Züge. »Ich glaube, du hast recht. Du Guter. Du bist also ein mächtiger Formwandler, der genau weiß, was er zu einer Frau sagen muss? Vanda hat keine Chance.«

»Ich hoffe, du hast recht. Aber wir müssen sie immer noch finden. Wie wäre es, wenn ich nach links gehe und du nach rechts?«

»Okay.« Maggie eilte den neuen Korridor hinab, fort von Tiffany.

Phil näherte sich der Blondine und dem Piraten. Er sah hinter die erste Tür. Ein Lagerraum.

»Oh, mein vollbusiges Weib.« Der Pirat rückte seine Augenklappe zurecht. »Welch prächtiger Anblick für mein wundes Auge. Würdest du mit mir unter Deck ziehen?«

»In den Keller?« Tiffany kicherte. »Sicher. Ich liebe deinen Akzent. Der ist so klassisch. Du klingst wie ein Prinz.« Sie führte ihn zu einer Tür am Ende des Ganges.

Der Verlust von Don Orlando schien Tiffany scheinbar nichts auszumachen, dachte Phil lächelnd. Er entdeckte eine Tür mit dem Schild »Ankleide Corky«. Das klang vielversprechend. Er öffnete sie leise.

Vanda saß an einem Schminktisch und blickte in einen Monitor, der an eine digitale Kamera angeschlossen war. Wie jeder Vampir konnte auch Corky sich nicht in richtigen Spiegeln sehen. Die Kamera war jetzt ausgeschaltet, und Vanda war vollkommen auf ihre Aufgabe konzentriert, einen Haufen Kleidungsstücke mit einer kleinen Schere zu bearbeiten.

Er schloss die Tür mit einem Klick, und sie sprang von ihrem Stuhl auf.

»Phil! Was machst du hier?«

»Was machst du hier, Vanda?«

»Ich bin beschäftigt.« Sie wendete ihre Aufmerksamkeit wieder einem schwarzen BH zu und machte einen kleinen Schnitt in den Träger.

Er trat auf sie zu. »Als dein Sponsor schlage ich vor, du legst die Schere hin.«

»Du bist nicht mein...« Sie hielt mit merkwürdiger Miene inne. »Ich glaube, ich habe gerade ein Déjà-vu.«

»Was genau machst du da?«

»Nichts.« Sie machte einen winzigen Schnitt zwischen den riesigen Körbchen von Corkys BH.

Der Kleiderberg auf dem Schminktisch wuchs beträchtlich an. »Du rächst dich, indem du Corkys Unterwäsche zerschneidest?«

»Sie ist nicht zerschnitten.« Vanda faltete mehrere Paar Spitzenunterhosen zusammen und legte sie sorgfältig in eine Schublade zurück. »Sie ist nur ein wenig verändert. Corky wird es gar nicht bemerken.« Sie schloss die Schublade mit einem verschmitzten Grinsen. »Bis es zu spät ist.«

Seufzend schaute Phil sie an. »Vanda, das haben sie mit Bewältigung von Aggressionen nicht gemeint.«

Sie faltete einen BH und steckte ihn in eine andere Schublade. »Ich brauche kein Anti-Aggressions-Training. Ich war schwer versucht, diese Schlampe in ihrem Büro anzufallen, aber dann habe ich an die ganzen ausgerissenen Haare und die blauen Augen und die Klagen gedacht, und ich musste mich fragen: ›Ist es das wirklich wert?‹

Er konnte nicht anders, als zu lächeln. »Du denkst nach, ehe du handelst. Das ist ein Fortschritt.«

»Danke.« Sie nahm den letzten BH und zeigte ihm die riesigen Körbchen. »Kannst du das fassen? Wenn man die mit Reis füllt, kann man eine hungernde vierköpfige Familie eine Woche lang ernähren.« Sie faltete ihn zusammen und legte ihn in eine Schublade. »Finden Männer so riesige Brüste wirklich schön?«

»Ja. Einige Männer schon.«

Sie warf ihm einen finsteren Blick zu und knallte die Schublade zu.

»Aber ich nicht.« Er näherte sich ihrem Stuhl. »Ich habe Perfektion gesehen, also könnte ich nie etwas anderes wollen.«

Ihr Blick wurde misstrauisch. »Niemand ist perfekt.«

»Du schon. Für mich.«

Bevor er noch näher kommen konnte, sprang Vanda auf und brachte den Stuhl zwischen sich und Phil. »Ich muss gehen. Corky kann jeden Augenblick wiederkommen.«

»Du gehst mir aus dem Weg.«

»Ich hatte zu tun.« Sie zog die Peitsche um ihre Hüfte fester. »Und ich glaube nicht, dass es etwas zu bereden gibt.«

Ganz geschmeidig glitt er um den Stuhl herum. »Hast du über unseren Kuss nachgedacht?«

»Nein.« Sie hob ihr Kinn. »Den habe ich vollkommen vergessen. Ich dachte, das wäre ein Versehen gewesen, und wir sollten es nie wieder so weit kommen lassen.«

»Zu diesem Entschluss bist du gekommen, nachdem du ihn vergessen hast?«

»Na gut. Ich kann mich ganz gut erinnern. Aber nur, weil es heiß war, und das bedeutet nicht, dass wir es noch einmal tun sollten.«

Sein Lächeln war atemberaubend. »Es war wirklich heiß, nicht?«

Sein Mund schien Vanda verführen zu wollen. »Ich... kann mich nicht mehr erinnern.«

»Komisch, wie deine Erinnerung kommt und geht.«

Mit ihrer Zunge befeuchtete sie sich die Lippen. »Manche Dinge sollte man einfach vergessen.«

Er legte einen Arm um sie. »Hast du vergessen, wie ich dein Herz zum Schlagen gebracht habe?« Auch jetzt schlug es heftig.

Wie von selbst legten sich ihre Hände gegen seine Brust. »Ich kann mich an irgend so etwas erinnern...«

Er vergrub seine Nase an ihrem Hals. »Hast du vergessen, wie meine Berührung dich zum Zittern gebracht hat?«

Ein Zittern durchlief Vandas Körper. »Phil...« Ihre Finger krallten sich gierig in sein Hemd. »Ich will mich nicht in dich verlieben.«

»Aber das tust du gerade.« Er bemerkte den roten Schimmer in ihren Augen. »Ich weiß, dass du mich willst.«

»Nein.« Sie vergrub ihre Hände in seinen Haaren und schloss ihre Fäuste um die Strähnen, als wolle sie nie wieder loslassen. »Ich will dich überhaupt nicht.«

»Zu schade.« Er küsste sie auf die Stirn. »Ich will dich nämlich.«

»Solltest du nicht.« Sie zog seinen Kopf zu sich, damit sie seinen Mund küssen konnte.

»Kleines, du schickst vermischte Signale aus.«

»Ich weiß.« Sie presste ihren Körper gegen seinen. »Ich muss damit aufhören. Aber Gott steh mir bei, ich kann nicht... aufhören.«

Es war zu spät, Phil küsste sie mit all der Leidenschaft, die seit acht langen Jahren in ihm brodelte. Ihre Lippen öffneten sich in süßer Hingabe. Aber es war keine passive Hingabe, nicht von seiner starken Vanda. Sie liebkoste seine Zunge und saugte dann mit einer Verzweiflung daran, die sein Blut zum Kochen brachte. Seine Erektion war fast schmerzhaft, und er zog sie eng an sich. Ein wollüstiges Knurren entfuhr ihm, als er entdeckte, wie passgenau der dünne Lycra-Overall jede Kurve ihres Körpers umhüllte, von den süßen Backen ihres Hinterns bis zu ihrem Kreuz.

Sie rieb sich an ihm, und seine Erektion pochte.

Langsam zog Phil den Reißverschluss des Overalls hinab, gerade so weit, um eine Hand hineinzustecken und eine ihrer süßen Halbmonde liebkosen zu können. »Du bist so schön, so vollkommen.« Er strich mit dem Daumen sanft über die Spitze, und sie wurde hart bei seiner Berührung.

»Phil...« Ihre Hände rieben an seinem Rücken auf und ab.

»Vanda, ich will dich nehmen.«

Mitten in ihrer Bewegung hielt sie inne. »Nein.« Sie trat zurück und löste sich aus der Umarmung. »Ich kann dich nicht... lieben.«

»Ich werde dir nicht wehtun, Vanda. Du kannst mir vertrauen.«

Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht...« Sie schloss ihren Reißverschluss. Die rot gefärbten Augen schimmerten feucht.

»Ich verstehe, warum du Angst hast. Du hast deine ganze Familie verloren. Bis auf Marta. Und von ihr fühlst du dich wahrscheinlich hintergangen.«

»Was?« Vanda trat zurück. Ihr Gesicht war blass. »Wie... wie hast du...?«

»Das Interview, das du vor einigen Jahren für die Realityshow gegeben hast. Maggie hat es im Stadthaus gefunden, und wir haben es uns angesehen.«

Mit angewiderter Miene erstarrte Vanda. »Maggie hat dir dabei geholfen, mich auszuspionieren?«

»Wir haben nicht spioniert. Wir versuchen, dir zu helfen. Wenn wir einen Weg finden können, wie du mit den aufgestauten Gefühlen aus deiner Vergangenheit...«

»Meine Vergangenheit geht dich nichts an!«, fuhr sie ihn an.

»Tut sie doch. Ich soll dir dabei helfen, deine Wut zu besiegen, und das können wir schaffen, indem du dich dem Trauma stellst, das du...«

»Nein! Ich bin kein psychologisches Experiment. Und ich muss deine Motive infrage stellen, Doktor Phil. Versuchst du nur aus der Güte deines Herzens heraus, mir zu helfen, oder willst du flachgelegt werden?«

Mittlerweile wurde auch Phil wütend. »Ich will, dass du ein glückliches, erfülltes Leben lebst. Es ist deine Angst, die dich dazu bringt, mich zu beleidigen, und wir können deine Angst besiegen, indem wir dein Trauma...«

»Lass mein Trauma verdammt noch mal in Ruhe!« Sie rückte die Peitsche um ihre Hüfte zurecht. »Ich fürchte mich vor nichts.«

In einer beschwichtigenden Geste hob er seine Hände. »Es ist normal, dass du dich wehrst, diese schmerzlichen Erinnerungen noch einmal zu durchleben.«

Es gefiel Vanda gar nicht, was Phil ihr da erzählte. »Behandle mich nicht so von oben herab. Ich durchlebe nichts noch einmal.«

»Dann willst du ängstlich bleiben? Willst du jahrhundertelang ein Leben ertragen, das von der Angst bestimmt wird, einen anderen zu lieben?«

Wie ein Schlag trafen sie seine Worte. »Vanda, es tut mir leid.« Er trat auf sie zu.

»Nein.« Sie hob eine Hand, um ihn aufzuhalten. »Weißt du, wie viele Menschen ich verloren habe?« Eine rosa Träne lief ihre Wange hinab. »Meine Mutter und meinen Vater. Meine kleine Schwester. Jeden meiner Brüder. Karl.«

»Wer ist Karl?« An den Namen konnte Phil sich aus dem Fernsehinterview nicht erinnern.

Vandas ausgestreckte Hand ballte sich zu einer Faust. Ihre Stimme bebte. »Die Wölfe haben ihn geholt.«

Phil erstarrte.

Vanda ließ ihren Arm fallen, ihr Gesicht verzog sich zu einer Maske. »Er war meine erste Liebe. Ein Sterblicher. Die Sterblichen sterben immer.« Sie wischte sich das Gesicht ab. »Verstehst du nicht? Ich kann das nicht noch einmal durchmachen.«

Mist. Das wäre die ideale Gelegenheit, ihr zu sagen, dass er ein Formwandler war, der noch gut vier- bis fünfhundert Jahre zu leben hatte. Aber sie würde wissen wollen, in was er sich verwandelte. »Vanda, keiner von uns ist unsterblich. Du bist gerade neulich fast gestorben. Siehst du nicht, dass wir die Gelegenheit beim Schopf packen müssen und jede Nacht leben, als wäre es unsere letzte?«

»Aber es wird nicht halten. Und ich kann den Schmerz nicht ertragen. Es tut mir leid.«

»Vanda, wir...«

Sie verschwand. Seine Hand schwebte in der Luft, dort, wo fast ihr Gesicht gewesen war. In ihr tobte eine Schlacht zwischen Begehren und Angst. Ihr Begehren für ihn war stark. Ihre Augen hatten rot geleuchtet. Sie hatte sich leidenschaftlich an ihn geklammert. Aber heute Nacht hatte die Angst gesiegt.

»Ich gebe dich nicht auf«, flüsterte er.