16
Ich stehe am Fenster. Der Himmel ist grauschwarz, und die bereiften Tannen hinten am Waldrand sehen aus, als seien sie mit dickem Silbergarn bestickt. Der Schnee dämmerungsblau mit den drei hellen Vierecken, die aus den Fenstern der Bentlers darüberfallen. Hinter den Scheiben huschen die Schatten der tanzenden Paare vorbei, und jetzt, da man eines der Fenster aufreißt, um frische Luft hereinzulassen, stürzen die Mamboklänge in den frühen Winterabend.
Sie feiern Susannes Geburtstag. Ich habe ihr ein Mützchen geschenkt, mit Pelz drumrum, auch zum Herunterklappen über die Ohren. Sie sieht ganz reizend darin aus mit ein paar goldblonden Locken und dem feinen, leicht gebogenen Naschen. Dazu ihre zierliche Figur, pelzbesetzter Mantel (von Addi) und die neuen Pelzschuhe (von Teddy). Wie ein Püppchen aus Meißner Porzellan. Margot bekam ganz spitze Augen vor Neid. Wir haben bei uns hier Kaffee getrunken, die Mama hatte einen Kuchen dazu gebacken, und die beiden waren im Rückblick auf meinen stürmischen Abgang vor zwei Tagen ganz außerordentlich manierlich. Es war richtig nett — bis drüben das erste Fahrrad klingelte. Da wurden sie kribbelig, pumpten sich noch rasch den Cocktail-Shaker und entschwanden.
Anschließend habe ich Cocki entflöht und Negative geordnet und mir erzählt, wie schön es sei, daß ich mich jetzt wieder mehr um meine eigenen Angelegenheiten kümmern könne. Aber das Richtige war es doch nicht.
Ich bin so versunken, daß ich das öffnen der Tür und das Hundegewimmel um meine Beine herum nur unterbewußt wahrnehme. Dann bemerke ich das schattenhafte Profil der Mama neben mir. Auch sie schaut zu den drei Vierecken hinüber.
»Warum gehst du nicht auch hin, alter Junge?« fragt sie plötzlich, und in ihrer Stimme ist das tiefe und genaue Wissen um mein Herz, wie es nur eine Mutter hat.
»Warum soll ich ihnen den Abend verderben?«
»Den Abend... na, du bist ja gut! Sie sollten sich geschmeichelt fühlen, wenn ein Mann wie du sich mit ihnen beschäftigt! Außerdem hast du dich derart nobel gezeigt mit der Pelzmütze...«
»Hm. Na ja, wenn du meinst... Ich könnte ja ‘ne Flasche Cognac mitnehmen.«
»Aber höre mal, du hast doch schon...«
»Nur für mich selber natürlich. Du weißt, das gemixte Zeug bekommt mir nicht.«
Vor der Bentlerschen Tür überfällt mich abermals der Zweifel. Eigentlich dränge ich mich ja auf! Sie hätten es doch schließlich sagen können, wenn sie mich hätten dabei haben wollen. Wenn ich mir vorstelle, was wir seinerzeit für Gesichter gemacht hätten, wenn die Erwachsenen einfach zu unseren Abenden gekommen wären! Aber — halt mal, halt mal! Zu Mäxchens Geburtstag war auch immer der Konsul dabei und die gute Mutti Bernstein, und es war immer sehr interessant gewesen. Warum soll ich mich da verkriechen wie ein Aussätziger? Sie sollten froh sein, daß ich — ganz recht hat sie, die Mama!
Niemand hat gehört, wie ich die Tür öffnete und in die Diele trat. Alles hängt voller Mäntel, und nebenan ist lautes Gebrabbel, Gelächter, und von vom, aus Teddys Arbeitszimmer, Musik. Plötzlich geht die Tür auf: Margot, die den Reiserer-Franz hinter sich herschleppt. Ja, du lieber Himmel, den haben sie also auch aus der Mottenkiste geholt! Wahrscheinlich hat er neue Platten. Als sie mich sieht, läßt sie ihn los und fliegt mir um den Hals. Franzi grinst verlegen und geht in die Küche: »Ich mach’ mal ‘n paar Gläser sauber.«
»Ja, gut«, sagt Margot ziemlich obenhin, und dann zischt sie in mein Ohr: »Stell dir vor, Susanne, dieses Biest, hat Buddy eingeladen! Obwohl sie genau weiß, daß ich mit ihm Schluß gemacht habe!« Sie kopiert Susanne, indem sie mit den Augen klappert: >Schließlich ist er ja ein alter Freund und gehört mit zur Blase!< Wenn ich das schon höre: >Blase<! Aus diesen Kindereien sind wir doch nun wirklich ‘raus.«
»Na, ist er denn gekommen?«
Sie hilft mir aus dem Mantel. »Klar ist er gekommen, und Susanne spreizt die Federn. Soll sie ihn doch haben, geschenkt! Dieses alberne Huhn.«
»Hm. Und du schleppst den Franz hier ‘raus, damit Buddy eifersüchtig wird. Ihr spielt sozusagen >Verwechsel, verwechsel das Bäumlein<.«
Sie kuschelt sich wieder an meine Brust: »Ach, Colonel...«
Dann hält sie mir den Mund zu, denn Franz kommt aus der Küche zurück, in der Hand ein Tablett mit sauberen Gläsern. Margot nimmt es ihm ab und gibt ihm einen Kuß: »Du bist goldig!«
Sie stößt die Tür auf und sagt laut: »Na, so bald gehe ich nicht wieder allein mit dir in die Küche, Franzi!«
Der sieht mich hilfesuchend an.
Ich schiebe ihn vor mir her ins Zimmer: »Nur nicht ernst nehmen, Franzi!«
Drinnen hat man inzwischen auf schummerig umgeschaltet. Es brennen nur zwei Kerzenleuchter, der Zigarettenrauch ist schon wieder zum Schneiden dick, obwohl man doch erst vor kurzem gelüftet hatte. So erkenne ich erst allmählich, was los ist. Der Hauptteil der Gesellschaft scheint ziemlich erschöpft zu sein. Fred liegt im großen Klubsessel, die Füße auf dem Tisch. Buddy und Susanne verzieren die Couch. Er liegt, ein Glas in der Hand, auf dem Rücken, und sie beugt sich über ihn, daß ihre Locken ihn kitzeln. Thomas sucht soweit wie möglich Fred zu kopieren. Er liegt tief in einem Sessel, hat die Beine weit von sich gestreckt und eine Zigarette aus dem Mundwinkel hängen. Die Füße auf den Tisch zu legen, traut er sich offenbar nicht. Im übrigen scheint er schon reichlich betrunken zu sein. Nebenan, wo man Teddys Schreibtischlampe auf die Erde gestellt und gegen die Wand gedreht hat, tanzen Karl-Friedrich und Sophie. Sie machen korrekte Tanzstunden-Schritte und reden sehr ernsthaft miteinander.
Jetzt hat mich Susanne entdeckt: »Ja, der Colonel!!« ruft sie, und dann ist da zwischen ihr und Buddy auf der Couch ein Durcheinander und Miteinander. Etwas blitzt für einen Moment in Buddys Hand auf, während sich Susanne auf mich stürzt und mich gleichzeitig umdreht, so daß ich Buddy nicht mehr sehe. Sollte das Blitzende vielleicht das verbotene Armband gewesen sein? Ach, ich will mich heute nicht ärgern.
Die Jungen begrüßen mich manierlich. Nur Fred begnügt sich zunächst damit, die Füße vom Tisch zu nehmen. Dann, als er merkt, daß das gar nicht ankommt, steht er auch auf, aber da sitzen die anderen schon wieder, und er schwankt, die Hand halb ausgestreckt, in der Gegend herum und hat ein Gesicht, das von hilfloser Wut ganz verzerrt ist. Ich gönne es ihm von Herzen. Gleichzeitig finde ich die Heftigkeit meiner Reaktion beunruhigend. Was wird er nun wohl tun? Er reißt sich zusammen, kommt auf mich zu, macht eine knappe Verbeugung und sagt: »Ich glaube, ich habe mich noch gar nicht offiziell vorgestellt, obwohl ich schon mehrfach das Vergnügen hatte. Sie zu treffen. Gestatten Sie: Fred Frankenfeld.«
Die Runde, über diesen Anfall von Förmlichkeit offensichtlich erschrocken, reißt die Münder auf. Er streift sie mit einem blitzschnellen, triumphierenden Blick. Wieder mal hat er sie verblüfft und ihnen außerdem gleich gezeigt, daß er sich auch first class benehmen kann, wenn es ihm in den Kram paßt.
Ich gebe ihm die Hand: »Hallo, Fred. Meinen Namen kennen Sie ja.«
Er verbeugt sich stumm und setzt sich wieder in den Sessel. Eine eindrucksschwangere Pause droht auszubrechen, aber die verpatze ich ihm, indem ich erkläre, ich wolle jetzt auch mal das Tanzbein schwingen. Ich gehe ins Nebenzimmer und klatsche Sophie ab. Worauf Karl-Friedrich sich Susanne holt und Franzi die wenig begeisterte Margot.
»Jetzt kommt ein Seitenschritt!« sagt Sophie streng, nachdem sie mir zweimal auf den Fuß getreten ist.
Ich drücke sie an mich: »Ach, Quatsch. Ich tanze immer dasselbe. Früher nannte man das Onestep. Damit komme ich seit dreißig Jahren durch und falle in dem Gedrängel nicht auf.«
»Hauptsache Gedrängel, nicht wahr, Colonel!?«
»Werden Sie nicht frech, Pfarrer. Wissen Sie übrigens, daß Sie einen ganz reizenden Mund haben?«
»Gehört das auch mit zum Gedrängel?«
»Unbedingt.«
Da lacht sie, und zwar ganz entzückend. »Na, dann will ich auch nicht kleinlich sein!« und legt ihren Kopf an mein Gesicht.
»Ja, Sopherl, ich kenn’ dich ja gar nicht wieder!« sagt neben uns Margot. Sie klatscht uns ab und legt Franz der Sophie in die Arme. Dann manövriert sie mich in eine andere Ecke: »Ich an Buddys Stelle wäre ja nicht gekommen! Es ist billig, findest du nicht auch?«
Etwas daran sticht mich, und ich sage fast ärgerlich: »Gott, was heißt billig. Wahrscheinlich will er dir einfach nahe sein.« War es vielleicht unklug, ihr das zu sagen? Sie ist plötzlich ganz stumm, klatscht dann Karl-Friedrich und Susanne ab, die nun in meinen Armen landet. Ich sehe, wie Margot sich nach ein paar Schritten von Karl-Friedrich ins Nebenzimmer führen läßt, wo die drei Überzähligen, Thomas, Buddy und Fred, ein anscheinend sehr ernstes Gespräch führen.
»Warum habt ihr denn nicht noch mehr Mädchen eingeladen?« frage ich Susanne.
»Ach, ist doch viel schöner so, jedenfalls für uns! Und Fred tanzt sowieso nicht, wenigstens nicht hier.«
»Und warum nicht?«
»Er sagt, das Lämmerhüpfen mag er nicht. Wenn erst das Auto da ist, will er mit mir nach Innsbruck fahren, zum Five o’clock ins >Imperial<.«
»Soso.« Ich kann mir gerade noch die Frage verkneifen, ob sie ernstlich glaubt, daß ich ihre erste Attacke in dieser Richtung vergessen habe und sie mit diesem Herrn nach Innsbruck fahren lasse. Warum soll ich ihr den Geburtstag verderben! Außerdem ist der Wagen ja noch nicht da. Aber meine harmlose Anteilnahme ist trotzdem gestört: »Na, gehen wir mal zu den anderen.«
»Bitte, noch nicht! Ach, Colonel, es ist ja so schön, mal mit ‘nem richtigen Mann! Außerdem kannst du tanzen, wie... wie ein...«
»...richtiger Mensch?«
Sie strahlt mich an: »Genau!«
»Ja, was hast du denn gedacht, wie ich tanze, wie ‘n Gorilla? Apropos Gorilla, wo ist der denn? Ich meine, der Freund von Fred? Hast du ihn nicht eingeladen?«
Das Strahlen ist plötzlich verschwunden. Sie klappert angestrengt mit den Augen, und aus langjähriger Erfahrung weiß ich, daß sie an einer Lüge knabbert: »Jaja... natürlich, ich hab’ ihn eingeladen, aber er hat zu tun. Er ist auf einer Geschäftsreise.«
»So, auf einer Geschäftsreise.«
»Du wolltest doch zu den anderen, Colonel!«
»Gut, gehen wir.«
Ich lande mit Susanne auf der Couch. Aber wir haben sie nicht allein für uns, neben mir sitzt Buddy und neben ihm Margot. Nun hören auch Franz und Sophie auf zu tanzen, stellen die Musik ab, und somit sitzen wir alle um den Tisch herum. Susanne steht wieder auf, repariert eine blakende Kerze und präsentiert bei dieser Gelegenheit ein außerordentlich gewagtes Dekollete. Thomas betrachtet es verwirrt, Franzi hungrig und Fred in ärgerlicher Eifersucht. Dann bemerkt er mein Schmunzeln und geht sofort zum Angriff über. »Nun, wie fühlen Sie sich denn so bei der goldenen Jugend?«
Die Unterhaltung verstummt. Ich muß an einen Westernfilm denken, in dem alles zurückweicht, wenn zwei etwas ausboxen wollen: »Bisher nicht mal überflüssig«, antworte ich und erziele ein sporadisches Gelächter.
Fred errötet, aber er gibt keineswegs auf, sondern lehnt sich in gemachter Lässigkeit in den Sessel zurück und schlägt die Beine übereinander. Susanne blickt ängstlich zwischen uns beiden hin und her.
»Fühlen Sie nicht«, sagt Fred, »bei unserem Anblick eine mehr oder minder intensive Rührung?«
»Mehr oder minder: ja.«
»Bei mir wahrscheinlich minder.«
»Ja.«
Gekicher Margots und Thomas’, Sophie betrachtet Fred mit strenger Stirnfalte. Der errötet abermals. »Verzeihen Sie, ich wollte Ihnen natürlich keineswegs — ich meine, ich möchte nicht, daß Sie sich gewissermaßen — äh — interviewt fühlen!«
Sein höfliches Zurückweichen ist wahrscheinlich eine Finte: »Sie brauchen sich gar nicht zu entschuldigen, Fred! Interviews bin ich gewohnt Außerdem lernt man eine Menge aus den Fragen — über den, der fragt.«
Jetzt ist das Gelächter allgemein, und ich schäme mich fast, ihn aus der Überlegenheit meines Alters und meiner Erfahrung heraus so abzustechen. In seinem Gesicht spielen die Muskeln: »Also darf ich weiterfragen?«
»Ich bitte sogar darum.«
Er schluckt: »Gut. Nun — hm — möchten Sie, ich meine, würden Sie, wenn ein Zauberer käme und Ihnen einen Wunsch freigäbe, würden Sie dann wünschen, wieder in unserem Alter zu sein?«
»Nein.«
Diesmal lacht keiner. Freds Gesichtsausdruck hat gewechselt. Von Haß und Ärger zu Neugier. »Und darf ich fragen, warum nicht?«
»Weil das, was man die goldene Jugend nennt, nicht in eurem Alter liegt, sondern normalerweise später.«
Fred stutzt, sieht sich etwas hilflos um: »Darf ich nochmals fragen, warum?«
Da schaltet sich, noch ehe ich antworten kann, Buddy ein, mit einer Heftigkeit, die uns alle erschreckt: »Na, Mensch, weißt du denn das nicht? Hast du das wirklich noch nicht spitzgekriegt? Was möchtest du denn in unserem Alter? Alles. Und was bist du? Nichts. Du bist kein Kind mehr und ‘n Mann auch noch nicht. Die Mädels gefallen dir, aber du kannst sie noch nicht heiraten, weil du nichts bist und nichts verdienst. Du glaubst, daß du alles besser weißt, aber es hört keiner auf dich. Wenn du mal mit deinem Mädel so ‘n bißchen nett zusammensein willst, mußt du dich in ‘ne Waschküche verkriechen oder hinter ‘n Holzstoß «
Buddy bricht ebenso plötzlich ab, wie er begann, während ich innerlich eine sehr besorgte Notiz mache, in Zukunft auch die Bentlersche Waschküche und die leere Garage gelegentlich zu visitieren. Margot starrt Buddy mit großen Augen an.
»Na«, sagt Fred, »von dir speziell habe ich nicht den Eindruck, daß du auf Waschküchen angewiesen bist.«
Thomas, Susanne und Karl-Friedrich kichern, hören aber sofort auf, als sie sehen, daß Margots Gesicht vereist.
Man gießt die Gläser voll und zündet neue Zigaretten an.
Buddy sieht auf die Uhr. »Ist ja schon zehn. Noch einen Tanz, Colonel?«
»Drei sogar, weil heute Geburtstag ist.«
Als ich aus der Haustür trete, bleibe ich einen Moment geblendet stehen, so hell ist der Mond — beinahe Vollmond. Bäume und Sträucher im Garten sind wie mit Schlagsahne übergossen. Die junge Tanne hinter der Bank, auf der Susanne im Sommer zu Schnäbeln pflegte, scheint besonders unter der weißen Last gebeugt. Ich schüttele ihr den Schnee von einigen bepackten Zweigen, und sie winkt mir noch dankbar nach, als ich schon drüben bei mir den Schlüssel ins Schloß stecke.
Während ich leise durch den Flur gehe, sehe ich das Licht, das von oben aus dem Zimmer der Mama kommt und durch das Geländer geistert. Hat sie also doch wieder gewartet, unsere Glucke! Warum aber ruft sie dann jetzt nicht? Ich ziehe meine Schuhe aus und schleiche in Strümpfen die Treppe hinauf, während mein Herz dumpf zu pochen beginnt. Man weiß doch nie...
Droben aber finde ich sie friedlich schlummernd. Vorsichtig schleiche ich mich an den Nachttisch der Mama, um das Licht auszuknipsen. Dabei bemerke ich wie immer mit Rührung, daß dieser Nachttisch eine Art bildlichen Extrakt ihres Lebensinhaltes darstellt. Da steht in der Mitte das uralte Kruzifix. Es ist, glaube ich, seit dem 16. Jahrhundert in der Familie, und die Figur des Gekreuzigten ist schon ganz dünn und platt von den vielen Fingern, die sie >begriffen< haben. Rund um das Kruzifix herum steht in lauter kleinen Rahmen ein Wald von Bildern: die Großeltern, mein früh verstorbener Vater, die Mama selber mit Fischbeinkragen, die großen Kulleraugen angstvoll geradeaus starrend neben einer Säule mit Blumentopf und Bronzefigur, ich selbst am Vortragspult und als Zehnjähriger mit Schülermütze und einem Blechzeppelin in der Hand, und ganz klein als Hosenmatz mit Riesenhut am Ostseestrand buddelnd.
Als ich behutsam das Kruzifix wieder zwischen die Bilder stelle, fährt die Mama hoch: »Was ist denn los, um Gottes willen?«
»Gar nichts, Mulleken. Wollte nur dein Licht ausmachen.«
»Wie spät ist es denn?«
»So gegen elf.«
»Gott, hab’ ich mich erschrocken! Was war drüben los?«
»Nichts Besonderes. Schlaf schnell wieder ein.«
»Ich werde bestimmt die halbe Nacht wachliegen!«
»Na, überleg’s dir noch mal.«
Während ich mich unten in meinem Zimmer ausziehe, höre ich, überlaut in der Stille, ihr Bett knarren. Dann knipst sie das Licht aus, und ein paar Minuten darauf höre ich sie schnarchen.