34. Kapitel

 

Der Captain der Breitseite rief: »Weg da. weg da! Wir haben Schwierigkeiten, die Hälfte unserer Systeme wurde lahmgelegt!«

Offensichtlich glaubte die Besatzung des Shuttles ihm, das gerade an der Luftschleuse direkt voraus angedockt hatte. Durch die offene Cockpittür hindurch sah Seyah durch das dahinterliegende Sichtfenster, wie sich die Raumfähre von der Luftschleuse löste.

Der Pilot der Breitseite flog rasant weiter und begann erst im letztmöglichen Augenblick abzubremsen. Das Shuttle dockte weniger an der Luftschleuse an, sondern krachte vielmehr dagegen und blieb haften. Seyah wurde nach vorn geworfen, von seinem Sicherheitsgeschirr im Sitz gehalten, und einen Moment später schnallten sich die fälschen GGA-Truppler überall um ihn herum ab, erhoben sich und machten ihre Bewehre bereit.

Er schaffte es. sich loszumachen und aufzustehen. Dann ließ er sein Visier nach unten schnappen und reihte sich hinter Kyp ein.

Die Seitentür glitt auf. Soldaten strömten in die Luftschleuse. Die Tür schloss sich, und die Luftschleuse drehte sich.

Die hintere Tür öffnete sieh. Blasterfeuer drang hindurch, traf zwei falsche Truppler und warf sie nach hinten, wo sie zu Boden gingen; Rauch stieg von ihren Brandwunden auf. Seyah warf sich zur Seite, drückte jemanden gegen die Wand der Luftschleuse, und mit einem Mal bestand sein gesamtes Universum nur noch aus schwarzen Uniformen, Blasterschüssen. Schreien und Flüchen.

Ein Schubs ließ ihn durch den Zugang der Luftschleuse segeln. Er landete mit von sich gestreckten Gliedern auf den Deckplatten dahinter und schaute auf. Seine Kameraden rückten in Zweiergruppen an der Korridorwand entlang vor. trotzten heftigem Beschuss und erwiderten mit ebenso heftigem Feuer. Jemand trat im Vorbeigehen auf seinen Rücken.

Eine Hand auf seinem Arm riss ihn auf die Füße, und Kyp Durron zog ihn gegen die Wand zur Linken. Der Jedi grinste ihn an, seine weißen Zähne durch das Visier kaum sichtbar. »Ich schlage vor. Sie feuern Ihre Waffe ab. Aber treffen Sie keinen von uns.«

Seyah funkelte ihn an und tat wie geheißen.

Es war gut zu feuern. Das war etwas, worauf er sich konzentrieren konnte. Etwas, das ihn davon ablenkte, sich übergeben zu müssen.

 

Ben brachte den kreisförmigen Schnitt durch die Durastahlpanzertür zu Ende und trat schwitzend zurück. Der Metallpfropfen blieb, wo er war; die Kanten glühten. Ben streckte seine Hand danach aus und zog ihn mithilfe der Macht zu sich hin. Der Pfropfen schwang nach vorn wie eine Luke, bevor er klappernd auf die Deckplatten schlug.

Ein kleiner Gegenstand - rund und metallisch - segelte durch das Loch. Als das Objekt auf dem Boden landete, blieb es an ebendieser Stelle haften, anstatt wegzurollen.

Ben drehte sich um und hockte sich sprungbereit hin, in dem Wissen, dass er womöglich nicht rechtzeitig weit genug wegkam. Er hatte schon zuvor mit Hochleistungsgranaten zu tun, und viele besaßen einen Explosionsradius, der genügte, um ihn mitten im Sprung zu erwischen.

Er war schnell, aber nicht so schnell wie Saba Sebatyne. Die Jedi- Meisterin streckte einfach die Hand aus, und der Pfropfen. den Ben aus der Panzertür geschnitten hatte, kippte um und landete geradewegs auf dem Detonator. Sabas Hand wurde flach, als würde sie etwas nach unten drücken.

Als Ben sprang, ging der Sprengsatz hoch: der Großteil der Explosionswucht wurde nun direkt nach unten geleitet, um ein versengtes Loch in den Boden zu reißen. Das Deck vibrierte noch immer, und in Bens Ohren klingelte es, als er ein Dutzend Meter entfernt wieder landete.

Die drei Jedi wandten sich dem Loch in der Panzertür zu.

Blasterfeuer begann hindurchzuzischen; die Intensität und die Schusswinkel deuteten auf drei oder vier verschiedene Quellen hin. Auch waren das hier nicht die schmalen Schüsse von Handfeuerwaffen. Für Ben sahen sie eher aus, als würden sie von schweren, tragbaren Geschützen stammen.

Luke stürmte mit eingeschaltetem, hoch erhobenem Lichtschwert zum Loch, schlug einen Hagel von Blasterschüssen beiseite und sprang geduckt hindurch. Die Intensität des Sperrfeuers ließ nach.

Saba ging als Nächstes; sie quetschte sich mit überraschender Anmut durch die Öffnung. Der Lärm des Sperrfeuers ging weiter - aber es kamen keine Salven mehr durch das Loch.

Ben schluckte, dann lief er vor und sprang mit einem Salto durch die Öffnung. Er spürte die Wärme des überhitzten Metalls rings um das Loch, das er geschnitten hatte, verbrannte sich jedoch nicht. Dann landete er auf der anderen Seite auf den Füßen.

Mehrere Meter weiter vorn nahmen vier YVH-Kampfdroiden die beiden Jedi mit den Blasterkanonen in ihren rechten Armen unter Beschuss.

Ben konzentrierte sich auf die Waffenarme der Droiden, nicht auf ihr Aussehen. Groß und grauschwarz, mit rot glühenden Augen, sahen sie wie gepanzerte menschliche Skelette aus; Lando Calrissian hatte sie einst im Hinblick darauf entworfen, Yuuzhan-Vong-Krieger zu erzürnen und allen anderen Angst einzujagen. Ihre totengleiche Hässlichkeit war tatsächlich irritierend. Ben fasste den Entschluss. sich davon nicht ablenken zu lassen.

Saba parierte mit brillanter Schwertarbeit vollautomatische Ströme von Blasterkanonenfeuer. Luke indes blieb mehr in Bewegung und wich dem Beschuss aus, dem er sich gegenübersah - wie ein Tänzer entging er jeder Salve, machte jedoch keine Fortschritte, sondern wurde sogar in Richtung Panzertür zurückgetrieben. Noch ein paar Sekunden, und die Droiden nagelten ihn womöglich an der Tür fest, um ihm seine Bewegungsfreiheit zu rauben und ihn zu erledigen.

Dann wechselte einer von Lukes Widersachern das Ziel - er legte auf Ben an, um ihm einen Strom von Blasterfeuer entgegenzuschicken.

Er riss sein Lichtschwert hoch, fing die ersten paar Salven ab - und wankte, nach hinten gedrängt von der Wucht der Schüsse, die um so vieles stärker waren als die jeder Blasterpistole oder jedes Blastergewehrs, mit dem er je zu tun hatte. Vielleicht gelang es ihm. jeden Schuss abzuwehren, doch alle abzufangen würde ihn innerhalb weniger Sekunden an den Rand der Erschöpfung treiben.

Halte die Schüsse nicht auf. Schaff sie dir einfach bloß vom Hals. Es war seine eigene Stimme - nicht die seines Vaters, nicht die seiner Mutter, nicht die von Jacen.

Er winkelte seine Klinge an und ließ das herannahende Feuer einfach davon abprallen. Die Salven zischten nach oben rechts davon, schlugen in die Decke und die Wände - und hämmerten wesentlich weniger auf seine Arme ein.

Gut. Jetzt konnte er den Angriff vielleicht eine halbe Minute lang überleben. Hurra!

Er schüttelte den Kopf. Er konnte sich darauf verlassen, dass sein Vater und Saba ihn schon beschützten, was womöglich dazu führte, dass sie wegen ihm umkamen. Oder er konnte weiterhin notdürftig auf sich selbst aufpassen, wie er es jetzt tat, was seine Behauptung, dass er für diese Mission von Nutzen war. gleichermaßen Lügen strafte.

Oder er konnte seinen Beitrag leisten. Aber wie?

Lass den Feind die Drecksarbeit erledigen. Der Slogan der Operation schoss ihm durch den Kopf, und mit einem Mal wusste er, was er zu tun hatte.

Er streckte seine freie Hand aus, packte den Blasterkanonenarm seines Gegners mit der Macht und riss daran. Mit dem Wissen, wie schwer YVH-Droiden mit ihren vielen Schichten Laminaniumpanzerung waren, legte er seine ganze Kraft hinein - und wirbelte den Droiden herum, um seine Kanone auf einen von Sabas Widersachern zu richten.

Das Kanonenfeuer traf den YVH-Droiden in die Seite und schüttelte ihn durch. Der Droide zuckte und tanzte, das Glühen in seinen Augen schwand, und dann kippte er zur Seite und stürzte zu Boden, am Becken beinahe in zwei Hälften geteilt.

Ben behielt den Druck auf seinen Gegner aufrecht und dirigierte die Blasterkanone so, dass sie Sabas zweiten Widersacher ins Visier nahm. Der Droide stellte das Feuer ein. bevor er seinen eigenen Verbündeten erwischte. Auf seiner Brust tat sich eine Öffnung auf...

Luke vollführte eine Geste, und Rauch drang aus dem Loch ... aber die Miniraketen, die eigentlich aus dieser Öffnung abgefeuert werden sollten, blieben, wo sie waren. Einen Moment später explodierte die Brust des Droiden und riss den Oberkörper des YVH ab; die Beine indes standen noch.

Jetzt waren noch zwei übrig, einer für jeden Meister.

Saba rückte vor, und es gelang ihr, sich gegen den Feuerstrom ihres Droiden zu stemmen. Ihr Ziel hob seinen anderen Arm, und etwas, das wie ein Blitz aussah, zuckte bogenförmig auf sie zu, doch auch den fing sie mit ihrem Lichtschwert ab - dann duckte sie sich und rollte unter beiden Energieangriffen hindurch, um direkt hinter dem Droiden wieder auf die Beine zu kommen; die nach hinten ausgestreckte Klinge ihres Lichtschwerts schoss in die Höhe - geradewegs in den Hals und den Kopf des Droiden. Die Laminaniumpanzerung gab nicht so einfach nach, doch die Präzision ihres Stoßes und die übermenschliche Kraft, die sie dahinterlegte, trieb die Spitze ihrer Klinge durch das, was bei einem Menschen die Wirbelsäule gewesen wäre, und trennte den Kopf ab.

Doch damit ließ sie es nicht bewenden. Stattdessen wirbelte sie herum und rammte ihre Schwertspitze von oben durch den neu geschaffenen Spalt in den Hals des Droiden.

Unterdessen vollführte Luke eine Handbewegung. Sein Gegner wankte rückwärts und ging zu Boden, ehe Luke ihn mithilfe der Macht mit dem »Gesicht« nach unten festnagelte. Der Droide kämpfte darum, sich zu erheben, aber Luke sprang vor und setzte ihm die Spitze seiner Klinge auf den Rücken. Er trieb sie nach unten, sodass sie langsam die Panzerung durchdrang, und riss sie ruckartig herum, bis der Droide aufhörte, sich zu rühren. Saba stieß ihren eliminierten Gegner um, der krachend auf die Deckplatten stürzte, und musterte Ben. »Gute Taktik«, sagte sie. »Aber warne diese hier nächstes Mal vor. Diese hier wurde beinahe von den Schüssen gestreift, als sich der Droide umgedreht hat.«

Ben zuckte zusammen. »Tut mir leid, Meisterin.«

»Entschuldige dich nicht. Lerne.« Sie setzte sich wieder in Bewegung und rückte weiter in Richtung Brücke vor.

Luke grinste ihn an. »Was hat sie als Erstes gesagt?«

»Gute Taktik.«

»Lass dir dieses Lob selbst von einem Strom konstruktiver Kritik nicht madig machen. Oder umgekehrt.« Luke drehte sich um und folgte der Barabel-Jedi.

 

Koyans Schritte hallten von den metallenen Deckplatten wider, als er durch die scheinbar endlosen Korridore der Centerpoint- Station lief und auf eine Luftschleuse zueilte, die der Karte seines Datapads zufolge weniger als einen Kilometer entfernt war.

Was bedeutete, dass der Feind bereits bis auf einen Kilometer an die Feuerleitstelle herangekommen war, wie ihm klar wurde, als er gezwungen war, über die Leichen eines GGA-Trupplers und zweiter toter CorSic-Leute hinwegzuspringen. Es sah nicht gut aus.

Obwohl die Gänge hier eng und unvertraut waren und die matten Glühstäbe, Metallpfeiler und Paneele jedes Korridors denen aller anderen glichen, fand er den Weg zu Luftschleuse Epsilon Vierunddreißig G. Er trat ein, bemerkte, dass durch das gegenüberliegende Sichtfenster das Innere eines Shuttles zu sehen war, und drehte die Schleuse.

Sekunden später ging er hindurch und war in Sicherheit. Allerdings war hier, in der Hauptkabine des Truppentransportshuttles, niemand zu sehen. »Hallo?«

»Ja?« Die Stimme drang aus dem Cockpit nach hinten.

»Bringen Sie mich unverzüglich nach Coronet!«

Die Pilot in erhob sich aus dem Sitz und kam nach draußen, um ihn anzusehen. Sie war weißhaarig und beinahe so blass wie ein menschlicher Albino, mit einem markanten Wulst über den Augenhöhlen und Pupillen so schwarz wie der Weltraum. Sie war eine Chev ... und trug das Blau einer Galaktischen-Allianz- Offizierin.

Koyan schnaubte und griff nach seinem versteckten Blaster.

Die Chev war schneller. Sie zog ihre Pistole aus dem Halfter und feuerte. Der Schuss erwischte Koyan ins Brustbein, warf ihn nach hinten und ließ ihn zu Boden gehen.

Mit einem Mal waren die Geräusche, die an seine Ohren drangen, sonderbar gedämpft und leise, und sein Blickfeld schrumpfte zusehends. Alles, was er sehen konnte, war die Decke der Shuttlekabine. Er konnte ohnehin nichts anderes tun - die Schmerzen in seiner Brust waren unerträglich.

Er hörte die Pilotin sprechen. »Kark. Hab vergessen, den Blaster auf Betäuben zu stellen.« Sein Blickfeld schrumpfte noch weiter zusammen. »Chinnith an Anakin Solo. Sie werden niemals erraten, wen ich gerade niedergeschossen habe.«

Kovans Blick verschwamm vollends, und er trieb durch schmerzlose Leere.

 

Syals Sternenjäger erbebte. Alles außerhalb der Kanzel glühte so rot, dass einem die Augen schmerzten, und dann war sie an ihrem Gegner vorbei und schwang den X-Flügler für einen weiteren Schlagabtausch herum.

Moment mal - ihr Feind, der auf ihrer Sensortafel die Kennung RENEGAT 6 trug, drehte ab. Und Raubein Eins und Zwei nahmen Kurs auf ihre Position.

Sie setzte ihr Flugmanöver dennoch fort, als deutliches Zeichen für ihren Widersacher, dass sie noch immer mit im Spiel war, dass sie sich nicht darauf verließ, dass ihre Teamkameraden dieses Gefecht für sie zu Ende brachten. Allerdings beschloss ihr Gegner, sich nicht mit drei Raubeinen auf einmal anzulegen. Er machte kehrt und hielt auf die Renegaten-Staffel zu, zweifellos, um zurückzukommen, sobald er sich einen Flügelmann besorgt hatte.

Wedge und Sanola setzten sich neben sie. Die Stimme ihres Vaters drang aus den Helmlautsprechern. »Vier, hier ist der Staffelführer. Statusbericht.«

»Ich bin unversehrt. Minimale Schäden an meinen Schubdüsen und am oberen Steuerbordlaser.« Als sie fortfuhr, schlich sich Kummer in ihre Stimme. »Vor einer Minute habe ich einen Renegaten ausgeschaltet.«

»Ich ebenfalls. Den Staffelführer. Einen Duros namens Lensi. Ein guter Mann. Die haben uns ganz schön zugesetzt: Sechs ist tot, Acht ist tot oder ausgestiegen, und Zwei hier ist so zusammengeschossen, dass ich sie aus dem Kampfgebiet schicke.«

Sanolas Stimme drang über die Frequenz, ein von Betrübnis durchdrungener Protest. »Ich bin immer noch gut genug in Form, um zu fliegen ... «

»Dann sind Sie auch gut genug in Form, um Befehle zu befolgen. Kehren Sie zu unserem Basisschiff zurück.«

»Ja, Sir.« Raubein Zwei drehte ab, und Syal konnte an der Unterseite ihres Sternenjägers einen steten Funkenregen sehen.

»Vier, du bist jetzt mein Flügelmann.«

»Ja, D... - Sir.«