3. Kapitel

 

KASHYYYK, MAITELL-BASIS, HANGAR DES MILLENNIUM FALKEN

 

Von der blendenden Helligkeit der Turbolasersalve, in die er beinahe hineingeflogen war, flirrten immer noch gleißende Punkte vor Hans Augen, direkt im Zentrum seines Sichtfelds. Er musste sich konzentrieren und den Blick auf das Drumherum richten, um hinreichend sehen zu können.

Unmittelbar vor ihm befand sich ein alter Sabacc-Tisch mit rostiger Kante und fleckiger Filzoberfläche: darauf ruhten eine Weinbrandflasche und zwei Becher. Dahinter stand der Millennium Falke: die Einstiegsrampe war runtergelassen, und daneben parkten Wookiee- Wartungsvehikel und Raumschiffe der Konföderation. Das breite Hangartor, dem sich der Falke gegenübersah, war offen, um den Blick auf ein Flussufer und Bäume freizugeben, die an Kashyyyk- Standards gemessen verkümmert und winzig wirkt en, wie auch auf einen Himmel, an dem Dunst und Rauchwolken das Sonnenlicht dämpften. Auf der anderen

Seite des Flusses waren weitere Gebäude zu erkennen, allesamt Überbleibsel eines lange aufgegebenen Raumhafens, der noch aus den Jahren der imperialen Besatzung stammte.

Die Ärzte hatten gesagt, dass die hellen Flecken in ein paar Stunden verschwinden würden. Nicht, dass das ein nennenswerter Trost war. Am liebsten hätte er jetzt am Falken gearbeitet, in diesem Augenblick. Er grinste angesichts seiner eigenen kindlichen Ungeduld, hob seinen Becher und nahm einen weiteren Schluck von der Flüssigkeit darin: es brannte ein wenig, als sie seine Kehle hinunterglitt, eine samtige, schmackhafte Hitze.

»Was ist los?« Leia, die in einem Metallstuhl mit spindeldürren Beinen neben ihm saß, war sein Lächeln nicht entgangen.

»Ich dachte gerade, dass es schlimmere Arten gibt, gezwungenermaßen eine Auszeit zu nehmen, als mit einem guten Brandy und seinem liebsten Mädel.«

Aus dem Augenwinkel heraus sah er Leia lächeln, doch ihr Tonfall war um einiges weniger liebenswürdig. »An dem, was du da sagst, stimmt so einiges nicht. Zunächst mal kommt deine Frau bei dir erst nach Alkohol. Und dann ist da diese ganze Mädchen-Frau-Sache, die jetzt aber keine große Rolle spielt, weil du das bestimmt nicht abwertend oder herablassend gemeint hast. Die Bezeichnung liebstes Mädel deutet allerdings an, dass es da noch andere gibt... «

»Die gibt's tatsächlich. Da kommt gerade eins.« Han zeigte mit dem Finger.

Ihre Tochter Jaina stieg die Einstiegsrampe des Falken hinunter. Obgleich ebenso zierlich und schön wie ihre Mutter, wenn auch mit schmaleren Zügen, hatte sie die Mechanikergabe ihres Vaters geerbt, was sich auch in ihrem gegenwärtigen Aufzug widerspiegelte, einem von Schmiermittel und Hydraulikflüssigkeit bespritzten Overall. Zudem hatte sie auch das Machttalent ihrer Mutter mit in die Wiege gelegt bekommen - ein Umstand, der durch das an ihrem Gürtel hängende Lichtschwert hinreichend deutlich gemacht wurde. Als sie herunterkam, wischte sie sich die Hände an einem öligen blauen Lappen ab, bis sie bemerkte, dass Han sie musterte. »Dad! Alles repariert.«

»Du machst Witze.«

Jaina schüttelte den Kopf, ehe sie auf einem Stuhl an seinem Tisch Platz nahm. ».Alemas Angriff hat einigen Schaden verursacht, doch sie hatte nicht viel Zeit, am Hyperantrieb herumzufuhrwerken, bevor Mom sie unterbrach. Ich habe einige Teile ausgetauscht , und jetzt ist alles im grünen Bereich. Ich vermute, du willst den Falken in die Luft bringen und ein oder zwei Testrunden drehen!?«

»Richtig vermutet. Danke.« Er warf Leia einen Seitenblick zu. »Ich bin von Tag zu Tag weniger nutze. Jetzt muss ich nicht mal mehr die Kampfschäden des Falken zusammenflicken.«

Leia schenkte ihm ein mit Häme getünchtes Lächeln. »Solange gewisse Leute altmodische Denkweisen und Klassiker bevorzugen, wirst du niemals unnütz sein.«

»In solchen Momenten finde ich es wirklich schade, dass man eine Jedi nicht übers Knie legen kann.«

Das Klappern von Absätzen ertönte, und Han schaute auf, um Jagged Fel und Zekk zu erblicken, die die Einstiegsrampe herunterkamen.

Fel, Sohn eines der gefeiertsten Kampfjägerpiloten des Imperiums und Neffe von einem, der diese Ehre in der Neuen Republik innehatte, war ein muskulöser Mann von mittlerer Größe. Sein Haar, sein sorgfältig getrimmter Vollbart und der Schnauzer waren schwarz, und eine weiße Locke an seinem Haaransatz markierte eine alte Kopfwunde. Er trug einen pechschwarzen Pilotenoverall; in finsterster Nacht musste es wirken, als würden sein Gesicht und seine Hände in der Luft schweben.

Zekk, Jainas Jedi-Gefährte, war ungewöhnlich groß, sein langes, dunkles Haar derzeit zu Zöpfen geflochten. Wie Leia trug er gewöhnliche Jedi-Gewänder.

Jag hielt eine Blasterpistole in Händen: sein Finger lag nicht am Abzug, und als er sich Han näherte, drehte er die Waffe um und hielt sie ihm mit dem Griff voran hin. »Hab sie gefunden.«

Han stellte seinen Drink ab. Er nahm die Pistole entgegen, wirbelte sie probeweise herum und schob sie ins Halfter. »Jetzt fühle ich mich nicht mehr ganz so nackt. Wo war sie?«

»Bei Ihrer Kunstflugeinlage muss die Luke über einer der Rettungskapseln aufgesprungen sein. Ihr Blaster fiel hinein, und als Sie das nächste Mal wieder richtig herum waren, hat sich die Luke geschlossen und verriegelt.«

»Danke.« Han wandte sich wieder an Leia. »Um ehrlich zu sein, könnte ich mich hieran gewöhnen. Das Jungvolk die ganze Arbeit machen zu lassen, meine ich, die ganze Zeit über. Hey, kann mir jemand noch was zu trinken holen?«

Zekk setzte sich in den vierten und letzten Stuhl, streckte die Hand nach Hans Becher aus und schob ihn zwei Zentimeter näher zu ihm hin. »Ihr Drink, Sir.«

»Nun, einige Aufgaben sind einfacher zu bewältigen als andere.«

»Also.« Leia bedachte die drei Neuankömmlinge mit einem raschen, ernsten Blick. »Irgendetwas Neues? Irgendeine Spur von Alema?«

Jag, der noch immer stand, schüttelte den Kopf. »Keine.« Seine Stimme klang bedächtig. »Absolut keine.«

Leia runzelte verwirrt die Stirn. »Was soll das bedeuten?«

Zekk wies über die Schulter mit dem Daumen auf den Falken.

»Alema hat keine Fingerabdrücke hinterlassen, keine Fäden ihrer Gewänder. Da waren nicht einmal Hautzellen an den Schottwänden, gegen die sie geprallt sein soll.«

Han blickte finster drein. »Sie hätte Fingerabdrücke auf meinem Blaster zurücklassen müssen. Sie hat ihn mit der Macht zu sich dirigiert, ihn mit einer Hand aufgefangen.«

»Mit ihrer linken Hand, haben Sie gesagt.« Jags Stimme klang nachdenklich.

»Ja.«

»Dann muss sie sich am Ende doch für Prothesen entschieden haben«, überlegte Jag. »Obwohl die meisten dazu neigen, sich Prothesen zuzulegen, die vollkommen identisch mit dem ursprünglichen Körperteil sind, bis hin zu jedem einzelnen Leberfleck und Wirbel des Fingerabdrucks, liegt das nicht an irgendwelchen unverrückbaren Gesetzmäßigkeiten der Kybernetik. Sie könnte Implantate ohne Identifizierungsmerkmale besitzen.«

Leia schüttelte den Kopf, sichtlich unzufrieden. »Also gibt es nichts, um zu beweisen, dass Alema überhaupt da war.«

Han schnaubte. »Nichts außer einem beschädigten und reparierten Hyperantrieb.«

»Was immer noch kein Beweis dafür ist.« Zekk bedachte Leia mit einem entschuldigenden Achselzucken. »Wir haben nicht einmal die technischen Mittel, um zwischen den Schnitten unterschiedlicher Lichtschwerter zu unterscheiden. Aber wozu brauchen wir überhaupt Beweise? Wir glauben es auch so.«

»Weil ich mir nicht sicher bin, ob ich mir in dieser Angelegenheit selbst glaube. Ich konnte sie nicht einmal in der Macht wahrnehmen. Bloß Lumpy. Ich meine, Waroo.« Leia sah sich schuldbewusst um, als sie sich auf frischer Tat dabei ertappte, wie sie den Spitznamen aus Kindheitstagen benutzte, den Waroo längst abgelegt hatte. Zum Glück hielt sich der Wookiee nicht im Hangar auf. »Ich weiß nicht einmal, wie sie entkommen ist.«

»Ich habe da eine Idee.« Jaina runzelte nachdenklich die Stirn. »Allerdings ist sie ziemlich sonderbar.«

»Ich bin offen für Sonderbares. Immer noch besser als gar nichts.« Han hielt inne, um seinen Becher wieder aufzufüllen, ehe er mit der Flasche in die Runde winkte, eine Sonst-noch-wer?- Geste.

Jag nickte. »Ich nehm einen.«

Zekk schaute ihn bestürzt an. »Colonel Keusch gönnt sich einen Brandy, wo er später am Tag womöglich noch fliegen muss?«

»Wer hat gleich noch gesagt, ich solle versuchen, mal lockerer zu werden, bevor ich mich endgültig in eine Ganzkörpergrimasse verwandle? Soweit ich mich entsinne, ein groß gewachsener Jedi mit zu viel Haar.« Jag nahm von Han einen Becher entgegen und schenkte dem älteren Mann ein dankbares Nicken, ehe er einen kleinen Schluck nahm.

Jaina warf Zekk und Jag einen mahnenden Blick zu. »Zurück zum Thema. Anstatt diesen Angriff von Alema als irgendeine neue Taktik zu sehen, als neues Teil des Puzzles, ist das Ganze vielleicht nichts anderes als ein alter Hut in neuem Gewand.«

Leia lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, der ein metallisches Ächzen von sich gab. »Schieß los, Liebes.«

»Erinnert ihr euch noch, wie Jacen und Ben zu Brisha Syos Asteroid gereist sind? Ben musste gegen ein böses Mara-Phantom kämpfen.«

Han und Leia wechselten einen Blick. Han zuckte die Schultern. »Dann willst du sagen, dass wir gerade ein Phantom vor uns hatten?«

»Zumindest würde ein Phantom keine Fingerabdrücke hinterlassen, Dad. Ein Phantom könnte von einer Sekunde zur anderen aus einem versiegelten Raumfrachter verschwinden.«

Han schüttelte den Kopf. »Aber Brisha Syo ist tot. Ihre Mutter, Lumiya, ist tot.«

»Richtig. Dad. Aber uns erreichen Berichte, dass Alema jetzt ein Schiff fliegt, das Ähnlichkeit mit einer altertümlichen Sith- Meditationssphäre aufweist.«

Han sah erst seine Tochter und dann die Weinbrandflasche klagevoll an. »Oh, ehrwürdiger Brandy, warum hast du mich verlassen? Ich verstehe kein Wort von dem. was meine Tochter da redet.«

Jag lächelte. »Genau wie ihr Vater tendiert sie dazu, das eine oder andere wegzulassen, wenn sie ihre Gedanken darlegt.« Er winkte ab, um jeglichen Protest von Jaina im Keim zu ersticken. »Sie will damit sagen, dass Lumiya unseres Wissens zufolge die einzige Sith war, die in diesem Schlamassel mit drinsteckte. Und wir wissen, dass Alema mit ihr unter einer Decke steckte. Vermutlich hat Alema das Sith- Schiff von Lumiya geerbt. Aber was hat sie sonst noch geerbt? Vielleicht irgendeine Art seltsamer Sith-Machttechnik?« Er drehte seinen Becher zwischen den Fingern und nahm einen weiteren Schluck. »Abgesehen davon bin ich nicht einmal davon überzeugt, dass es tatsächlich eine Brisha Syo gab.«

Jetzt war es an Zekk, eine Augenbraue zu heben. »Wie meinst du das?«

Jainas Stimme war sanft, aber eindringlich. »Bleib bei der Sache, Jag.«

»Ich bin bei der Sache. Das mit Brisha Syo werde ich später erklären.«

Leia dachte nach. »Also, warum habe ich Alema gesehen, aber Waroo gefühlt?«

Ihre Tochter zuckte die Schultern. »Ich weiß es nicht. Aber ich nehme an, dass deine Entscheidung, sie nicht niederzumähen, instinktiv richtig war.«

»Sie wird diese Technik wieder einsetzen. Und je mehr Übung sie hat, desto besser wird sie werden.« Jag stellte seinen leeren Becher auf den Tisch und schüttelte den Kopf, als Han schweigend anbot, noch einmal nachzugießen. »Damit ist es zwingender denn je, dass wir sie finden. Besonders im Hinblick auf die Tatsache, dass sie die Hauptverdächtige des Mordes an Mara Jade Skywalker ist. Es wäre unklug zuzulassen, dass der Großmeister immer mehr und mehr Ressourcen darauf verwendet, sie zur Strecke zu bringen, nicht jetzt, wo der Bürgerkrieg immer blutiger und immer komplizierter wird. Die Jedi werden anderswo gebraucht.«

Han nickte. »Dann braucht ihr also... Colonel Solos Raumfähre. Die, die er für die Reise zu diesem Asteroiden benutzt hat.«

Jag schaute zweifelnd drein. »Brisha Syo - oder Lumiya - hätten niemals zugelassen, dass die Fähre mit dem richtigen Kurs zur Position des Asteroiden wieder abfliegt.«

Han grinste. »Bloß weil du noch jung bist, heißt das nicht, dass du auch dämlich sein musst. Jag. Klar, wir können davon ausgehen, dass sie die Koordinaten im Speicher des Shuttles manipuliert hat. Also muss man die Daten genauer unter die Lupe nehmen. Die Menge an verbranntem Treibstoff beispielsweise, die pro Schubmanöver auf den Milliliter genau registriert; wird. Wie lange jeder Hyperraumsprung gedauert hat. Wie viel Zeit nach dem Verlassen des Hyperraums verging, bis das Hyperkom des Schiffs Funkverkehr empfing, um das dann mit dem exakten Zeitpunkt zu vergleichen, an dem die Nachrichten losgeschickt wurden.«

Jag dachte darüber nach und pfiff leise. »Um solche Daten zu verarbeiten, brauchen wir aber leistungsfähige Computer und Entschüsselungsprogramme.«

»Mach dir darum mal keine Gedanken, Söhnchen. Talon Karrde oder Booster Terrik werden uns damit versorgen, falls es sonst keiner tut. Aber als Erstes müssen wir an Bord gelangen ... « Han versuchte, sich daran zu hindern, eine Grimasse zu ziehen, doch es gelang ihm nicht - zumindest nicht ganz. »An Bord der Anakin Solo. Um die Raumfähre des Colonels in die Finger zu bekommen. Planungssitzung?«

Jag nickte. »In ein paar Stunden. In der Zwischenzeit können Sie sich ja an Ihr Komlink klemmen und uns diese Computerzeit beschaffen. Fürs Erste brauchen wir aber alle eine gewisse Auszeit fürs Hirn. Zekk und Jaina wollten ein bisschen Lichtschwerttraining machen, um gewappnet zu sein, wenn wir Alema schließlich gegenüberstehen.«

»Zwei Stunden.« Han erhob sich, beugte sich vor, um seine Frau zu küssen, und marschierte auf den Falken zu. Er fühlte sich etwas besser als vorhin zu Beginn der Unterhaltung - besser, weil die Dinge jetzt ein wenig mehr Sinn ergaben; besser, weil er jetzt eine Aufgabe hatte. Dann ließ ihn sein gestörtes Sehvermögen über den Sockel der Einstiegsrampe stolpern, wie um ihn daran zu erinnern, dass noch nicht alles wieder im grünen Bereich war.

 

Kurz darauf gingen auch Jaina und Zekk. Leia überlegte, sich ihnen anzuschließen, um etwas zusätzliches Training zu bekommen, beschloss jedoch, dass sie für einen Tag genügend Lichtschwertpraxis gehabt hatte.

Jag musterte Hans Stuhl einen Moment lang, ehe er darin Platz nahm. Er schaute Leia an, und seine Haltung war so steif wie eh und je. »Verraten Sie keinem, dass ich das hier mache.«

»Dass du was machst?«

Langsam, methodisch lehnte er sich zurück und lümmelte sich Han-Solo-mäßig hin. Sobald sein Rücken mit der Rückenlehne des betagten Stuhls abschloss, legte er seinen Ellbogen auf den Tisch und stützte mit einer Hand seinen Kopf ab.

Leia lachte auf. »Und? Wie ist es?«

»So ungemütlich, dass mir die Worte fehlen. Wie hat Ihr Mann es bloß geschafft, in all diesen Jahren keinen Rückenschaden zu erleiden?«

»Dickköpfigkeit.«

»Das hat Jaina zweifellos von ihm geerbt. Die Dickköpfigkeit, meine ich. Nicht die schlechte Körperhaltung.«

»Ihre Haltung hat sie von meiner Seite der Familie - in jeder Hinsicht«, sagte Leia ruhig. »Wie meintest du das, als du eben angezweifelt hast, dass Brisha Syo überhaupt existiert hat?«

Jag atmete tief durch, ehe er antwortete. »Ich kann zwar nicht behaupten, dass ich all die Fähigkeiten eines Sicherheitsermittlers wie Corran Horn besitze. Aber ich bin jedem gegenüber skeptisch, der bloß einen einzigen Zweck im Leben zu haben scheint und dann sofort stirbt.« Sein Blick schweifte in die Ferne, am Falken vorbei, an den Hangarwänden entlang, über die Rauchwolken und den brennenden Himmel von Kashyyyk hinaus. »Bevor sie auf Lorrd auftauchte, hatte niemand jemals von ihr gehört. Es ist uns gelungen, einige ihrer Bewegungen nachzuvollziehen, und wir haben eine einzige verstümmelte Nachricht, die andeutet, dass sie Lumiyas Tochter war. Sie starb - zumindest Jacen zufolge, der nie einen ausführlichen Bericht darüber vorgelegt hat. was auf dem Asteroiden vor sich ging und für Nachfragen nicht mehr zur Verfügung stellt. Und das Einzige, wozu ihr Tod diente, war offenbar. Lumiya einen Grund dafür zu liefern, nach Coruscant zu kommen, sich Zugriff auf das Sicherheits-System der Garde der Galaktischen Allianz zu verschaffen und Ben zu beschatten, der Brisha Syo möglicherweise getötet hat, möglicherweise aber auch nicht; erinnern kann er sich jedenfalls nicht daran. Das ist im Groben die Summe ihrer Existenz.« Er streckte eine gewölbte Hand aus, wie um einen herabfallenden Regentropfen aufzufangen.

»Mehr ist da nicht. Für gewöhnlich hinterlassen die Leute mehr Spuren, mehr Erinnerungen an sich. Mir scheint es wahrscheinlicher, dass sie bloß eine Erfindung war. Eine Handlangerin oder eine alternative Identität von Lumiya selbst.«

Leia musterte ihn. Den Blick noch immer auf jenen fernen Ort gerichtet, schien sich Jag über ihre Gegenwart kaum im Klaren zu sein, und in seinen Augen sah Leia eine Kälte, eine Leere, die ihr zuvor nicht aufgefallen war.

»Jag, du hinterlässt Erinnerungen.«

Er schaute sie überrascht an. »Wie bitte?«

»Du hast dich gerade mit ihr verglichen, nicht wahr? Mit Brisha Syo. Du glaubst, du hast auch bloß eine Aufgabe zu erfüllen, und du fragst dich, ob du wie sie einfach verschwinden wirst, wenn die erledigt ist, ohne irgendwelche Spuren zurückzulassen.«

Jags Miene verfinsterte sich. Er setzte sich aufrecht hin, und plötzlich war seine Haltung wieder militärisch steif. »Jedi-Gedankentricks.«

»Ich habe nicht in deinen Gedanken gelesen, Jag. Bloß in deinem Gesicht.«

Jag erhob sich. Seine Stimme war freundlich, aber sachlich. »Ich muss mich jetzt um die Verbesserung der Sicherheitsvorkehrungen des Gebäudes kümmern.« Er wirbelte auf dem Absatz herum und marschierte mit großen Schritten aus dem Hangar: seine Stiefelabsätze klackten auf dem Permabeton.