12. Kapitel

 

KASHYYYK, MAITELL-BASIS

 

Die gängige Vorstellung der Wookiee-Welt Kashyyyk war, dass der Planet zur Gänze aus Wäldern bestand - von Pol zu Pol nur kilometerhohe Bäume, während der Waldboden aus einer ungeheuerlich dicken Schicht organischen Materials, verschlungenen Wurzeln, Monstern und Dunkelheit bestand.

Und tatsächlich gab es große Flächen auf dem Planeten, die exakt dieser Beschreibung entsprachen. Abgesehen davon gab es aber auch Meere, Berge und Regionen, in denen die Vegetation auf Felsschichten wuchs, die sich wenige Meter unter der Erde erstreckten, sodass die Pflanzen hier nicht größer waren als auf jeder anderen Welt auch. Dort konnten Lebewesen unten auf dem Boden stehen und durch die Äste den Himmel sehen.

An genau so einem Ort hatten Palpatines Besatzungstruppen vor mehr als sechs Jahrzehnten die Maitell-Basis errichtet. Sie hatten Gebäude aus Fertigteilen eingeflogen, hatten Permabetonflächen gegossen, hatten Hangars gebaut und Verteidigungsanlagen installiert. Von Plätzen wie diesem aus hatten sie die Welt regiert. Dann, nach Palpatines Tod. hatten die Wookiees ihren Planeten wieder zurückerobert, einen Stützpunkt nach dem anderen, um die Sturmtruppen schließlich in die Flucht zu schlagen. Seitdem hatte die Natur von Kashyyyk viele der Basen überwuchert, während andere - wie Maitell - sporadisch als Unterkünfte und Landeplätze für Fremdweltler dienten.

Zekk, der keuchend im Schatten eines kaum dreißig Meter hohen Baumes stand, gelangte zu dem Schluss, dass die Jahre die zweckmäßige Hässlichkeit der Basis nicht abgemildert hatten. Hinter den grünbraunen Ranken, die sich über die Dächer vieler Gebäude schlängelten, zeichnete sich das schmutzige Grauweiß der Mauern ab, die wie Knochen in der Sonne schimmerten. Die Wege und Landestreifen waren akkurate, schnurgerade Linien, die hier und da in rechten Winkeln abknickten und einen deutlichen Kontrast zur fließenden, organischen Beschaffenheit der Welt ringsum bildeten. Obwohl die Wookiees den Stützpunkt gegenwärtig als Operationsbasis für Löscheinsätze nutzten, schien dieser Ort dennoch einfach nicht hierherzugehören.

»Hey.« Jainas Ruf klang brüsk. »Noch mal.«

Zekk schaute zu ihr hinüber. Schwitzend und angespannt stand sie in ihren Jedi-Gewändern da, das deaktivierte Lichtschwert in Händen.

Zekk seufzte. »Gib mir eine Minute.«

»Ich muss trainieren.«

»Ich bin mir nicht sicher, ob dir noch mehr Training mit mir tatsächlich etwas bringt. Mit dem Lichtschwert bist du mir ohnehin überlegen. Du denkst bloß noch ans Training, Tag und Nacht. Ich bezweifle, dass es irgendein Jedi-Ritter mit dir aufnehmen kann. Du solltest mit einem Meister üben.«

»Komm schon.« Ihrem Tonfall nach war das keine Bitte, sondern ein Befehl.

Obgleich Zekk wusste. dass das eine schlechte Idee war, trat er kopfschüttelnd auf sie zu. Er schaltete sein Lichtschwert ein...

Bevor er auch nur dazu kam, die Klinge in Anschlag zu bringen, vollführte Jaina eine Geste. Das Heft sprang aus seiner Hand und flog zu Jaina. In Erwartung ihres Angriffs tänzelte er aus dem Weg, als sie auf ihn zustürmte. Er wich geduckt ihrem Hieb aus, packte das Heft ihres eigenen deaktivierten Lichtschwerts und riss daran.

Doch sie ließ nicht los. Stattdessen machte sie sich seine Kraft zunutze, wandelte sie in Bewegungsenergie um und setzte mit einem Salto über ihn hinweg. Dann, als sie landete, trat sie zu und hämmerte ihm den Fuß seitlich gegen das Knie.

Er stürzte, rollte vor ihrem nachfolgenden Schlag davon und spürte, wie ihn ein besorgtes Frösteln überkam. »Hör auf! Schluss damit!«

Sie hielt verärgert inne und blickte auf ihn hinab. »Was ist los?«

»Wenn ich kein Lichtschwert habe, kann ich nicht parieren.«

»Nun, dann solltest du es dir vielleicht nicht abnehmen lassen.« Sie schaltete es aus und warf es ihm zu. Dann kehrte sie auf ihre Ausgangsposition zurück und nahm von Neuem die Grundstellung ein. »Komm schon.«

»Wir wechseln zu Trainingslichtschwertern.« Zekk bedachte sie mit einem finsteren Blick und ging zu dem Bündel Übungsausrüstung, das sie mitgebracht hatten. Er ließ sein Lichtschwert auf die Decke daneben fallen. Dann holte er zwei Trainingswaffen aus dem Bündel hervor, die für die Ausbildung von Jedi-Anwärtern und - Schülern gedacht waren; wurde man getroffen, verpassten die Energieklingen einem einen kräftigen

Stromschlag, doch zumindest konnte man damit niemandem aus Versehen einen Arm abtrennen ... oder den Kopf.

»Ich werde nicht‘s lernen, wenn du mit einer Übungswaffe vor mir herumfuchtelst. Komm schon, heb dein Lichtschwert wieder auf.«

Zekk schüttelte den Kopf und kam auf sie zu, eine Trainingswaffe in jeder Hand. »Du wirst überhaupt nichts lernen, wenn du mit mir trainieren willst, solange wir nicht zu Trainingsschwertern übergehen. Weil ich andernfalls nämlich nicht mehr mitmache. Jaina. du gehst das Ganze zu rabiat an. Du bist eine Gefahr für dich und andere.«

»Zekk, du weißt, dass du mir vertrauen kannst.«

»Ich weiß, dass ich das früher konnte. Bevor aus dir ...« Zekk sah, wer sich ihnen aus Richtung des Hangars näherte, in dem der Millennium Falke untergebracht war, und seine Stimme verklang.

Jainas Augen verengten sich zu Schlitzen, als würde sie seinen einfachen Trick durchschauen und Anstoß daran nehmen. Dann - entweder, weil sie etwas durch die Macht wahrnahm oder durch seinen Gesichtsausdruck schlichtweg zu dem Schluss gelangte, dass tatsächlich jemand auf sie zukam - drehte sie sich, um zu sehen, wer es war.

Jacen Solo marschierte auf sie zu.

Er war von Kopf bis Fuß in eine schwarze Garde-Uniform gekleidet. Er trug wuchtige, kniehohe Stiefel und dicke Handschuhe. Das Vollvisier seines Helms verbarg seine Züge. Sein Umhang bauschte sich hinter ihm, als er sich ihnen mit großen Schritten näherte.

Beinahe übernatürlicher Schrecken ließ Zekk frösteln. In vollem Ornat war Solo Darth Vader so ähnlich, dass jeder, der mit den Jedi vertraut war und sich an die längst vergangenen Zeiten der Großen Jedi-Säuberung erinnern konnte oder sie studiert hatte, gleichermaßen eingeschüchtert gewesen wäre.

Jainas Stimme wurde zu einem Flüstern: »Zu klein.«

»Ja. Vader war viel größer.«

»Zu klein, um mein Bruder zu sein, Schwachkopf.« Sie hob die Stimme, damit der Neuankömmling sie hören konnte. »Wer immer du bist, das ist nicht witzig.«

Als er den Rand ihrer Übungslichtung erreichte, schob ihr Besucher sein Visier hoch, um das Antlitz von Jag Fel zu enthüllen. »Das sollte auch gar nicht witzig sein. Allerdings hättest du dein Gesicht sehen sollen, Zekk.«

Zekk blinzelte ihn an. »Versuchst du, so an eine Verabredung mit einer loyalen Allianzlerin zu kommen?«

»Nein.«

»Davon wirst du auf Kashyyyk auch nicht sonderlich viele finden.«

Jag deutete auf Jaina. »Ich bin gekommen, um mit ihr zu trainieren. Du weißt schon, Lichtschwertkampf.«

Jaina warf ihm einen spöttischen Blick zu. »Jag, weißt du überhaupt, wie man ein Lichtschwert benutzt?«

»Ich kenne Lektion Nummer eins: Halte nie das glühende Ende fest.«

Jaina zögerte, offensichtlich unsicher, wie sie auf seine ungewöhnliche Bitte reagieren sollte. Sie trat vor und blieb vor ihm stehen. »Jag, ich möchte dir wirklich nicht zu nahe treten. Als Pilot habe ich den größten Respekt vor dir, genau wie als Stratege und als Soldat. Aber im Nahkampf bist du mir nicht annähernd gewachsen. Und du besitzt keine von Jacens Fähigkeiten, also versuch gar nicht erst, ihn nachzuahmen. Mit dir zu trainieren würde mir nicht das Geringste bringen, und womöglich wirst du dabei auch noch verletzt.«

»Das könnte passieren.« Er sah sich um. »Welches sind die richtigen Lichtschwerter, und welches die Nachahmungen?«

Zekk reichte ihm eine der Übungswaffen. »Das ist eins von den sicheren.« Er gab Jaina das andere. »Zeig ihm. was du damit meinst, Jaina. Ich könnte die Ruhepause gebrauchen.«

Widerwillig überließ sie Zekk ihr Lichtschwert. »Er weiß genau, was ich damit meine. Er hat Alema Rar jahrelang studiert. Er weiß, wozu sie imstande ist. Und ich bin noch schlimmer.«

»Nun, dann dürfte das hier ja nicht allzu viel von deiner Zeit oder Energie kosten.« Jag schaute an sich selbst herunter, ehe er sich auf den Oberschenkel schlug. »Hier, verpass mir eine Ladung. Damit ich weiß, was auf mich zukommt.«

Jaina schüttelte verdrossen den Kopf und aktivierte die Übungswaffe. Die violette Klinge erwachte mit einem weicheren Zz-ssssch zum Leben als ein richtiges Lichtschwert. Dann beugte sie sich langsam vor, um Jags Bein damit zu berühren.

Die Klinge gab ein knisterndes Geräusch von sich. Jags Bein zuckte, ein Muskelkrampf, und er fiel beinahe hin.

Er belastete das Bein wieder und marschierte versuchsweise einige Schritte herum. »Aha. Hab's kapiert. Ich wette, das lehrt die jungen Jedi, dass es besser ist, nicht getroffen zu werden.«

Zekk nickte. »Absolut.«

»In Ordnung, lass uns anfangen. Zekk, du gibst das Startzeichen.« Jag klappte sein Visier nach unten, um zu einem glaubwürdigen, wenn auch etwas kleineren Abbild von Jacen Solo zu werden. Mit dem Daumen schaltete er sein Trainingslichtschwert ein und hob es mit einem soliden Zweihandgriff in die Höhe.

»Los.«

Beinahe schneller, als man mit bloßem Auge sehen konnte, sprang Jaina vor. Jag führte seine Klinge seitwärts, um ihre Schwertspitze aus der Bahn zu fegen, ein unbeholfenes Manöver, das einem Schwertschüler im ersten Jahr entsprach. Jaina wich zurück, bevor ihre Klingen aufeinandertrafen, und stieß das Lichtschwert blitzschnell vor, um mit der klinge seitlich Jags Hals zu streifen.

Jag stieß einen Schrei aus und taumelte rückwärts, während er die Stelle tätschelte, wo ihn der Hieb getroffen hatte. »Wow.«

»Am Hals ist es nicht so schlimm.« Zekk rieb sich mitfühlend seinen eigenen; offenbar sprach er da aus eigener schmerzvoller Erfahrung. »Warte, bis du einen Treffer am Augenlid kassierst. Oder in der Leistengegend.«

Jag sammelte sich und ging wieder in Angriffsposition. »Noch mal.«

»Los.«

Diesmal griff jag zuerst an, mit einem schlichten senkrechten Hieb. Er war stark genug, um eine Menge Kraft hinter die Attacke zu legen.

Jaina trat beiseite, und ihr schräg geführter Schlag erwischte ihn am Oberarm.

»Ah. Verflucht.« Jag rieb die Stelle, wo er verletzt worden war.

Jaina warf ihm einen gereizten Blick zu. »Technisch gesehen wäre das Duell damit noch nicht vorüber, weil ich dir theoretisch lediglich einen Arm abgetrennt habe. Ein Jedi wäre imstande, mit einer entsprechenden Wunde noch eine Weile weiterzukämpfen. Aber lass uns das einfach als Sieg für mich verbuchen.«

»Klingt vernünftig. Jaina, du bist schnell.«

»Ich werde weitertrainieren, bis ich selbst das Gefühl habe, schnell genug zu sein. War's das jetzt?«

»Oh, ich bin nicht clever genug, um schon aufzuhören.« Jag ging wieder in Habtachtstellung. »Noch mal.«

Zekk schnaubte amüsiert. »Wäre es falsch, wenn ich zugebe, dass die Sache wirklich anfängt, mir Spaß zu machen?«

»Ja.«

»Los.«

Jag versuchte es mit demselben Manöver wie zuvor. Jaina wich erneut zur Seite aus. schwang das Trainingsschwert...

Jag fing den Hieb mit seinem linken Unterarm ab. Die glühende Klinge prallte daran ab. Jags Arm zuckte nicht, reagierte überhaupt nicht auf den Stromschlag.

Diesen Arm streckte er aus und griff zu. Schneller, als jemand bei einem Blaster-Duell zog und feuerte, packte er das Heft von Jainas Übungswaffe unmittelbar über ihrer Hand und drückte zu.

Die Waffe fiel auseinander. Die Energieklinge verging.

Jaina, die einen Sekundenbruchteil lang aus dem Konzept geriet, trat zurück, spannte ihr Bein und trat Jag in die Magengrube.

Sein Solarplexus machte Klonk - ein metallischer Laut.

Jag stieß sein Trainingsschwert gegen ihr Standbein: es zuckte krampfhaft, und sie stürzte. Zwar rollte sie sich ab, aber Jag schwang seine Klinge bereits in ihre Richtung. Die Klinge erwischte sie im Nacken. Sie rollte aus, landete auf dem Rücken und blickte mit gequälter Miene zu ihm empor. »Was war denn das?«

Jag zuckte die Schultern und schob sein Visier wieder hoch. »Ich habe gewonnen.«

Jainas Gesicht brodelte vor Wut. »Du kannst am besten fliegen. Also mach die Flatter.« Sie vollführte eine Geste, als würde sie vor sich in die Luft schlagen.

Jags Füße lösten sich vom Boden. Er segelte fünf Meter rückwärts und krachte gegen den Stamm des Baumes, der die Lichtung beschattete. Dann rutschte er auf den knorrigen Wurzeln nach unten. Blätter regneten auf ihn herab.

»Jaina!« Zekk lief zu Jag und beugte sich über ihn. »Was machst du da?«

Jag zog eine Grimasse. »Mich bestrafen. Weil ich sie blamiert habe.«

Jaina sprang akrobatisch auf die Füße und stolzierte auf Jag zu. »Du hast mich nicht blamiert. Du hast mich ausgetrickst!« Jetzt brüllte sie. und Zekk sah. wie sich weiter entfernte Köpfe nach ihnen umdrehten - Wookiees. die in dem Bereich arbeiteten; Menschen im Hangar mit dem Falken.

»Und du glaubst. Alema Rar oder Jacen Solo würden sich dir in einem fairen Kampf stellen?« Jag begann, sich steif zu erheben, und ergriff Zekks angebotene Hand, um sich aufhelfen zu lassen. Für Zekk fühlte sich Jags behandschuhte Hand starr und metallisch an.

Sobald Jag wieder auf den Beinen war. klopfte Zekk mit den Knöcheln auf den Unterarm des anderen Mannes. »Was hast du da drunter?« Er testete auch Jags Brust, die ebenfalls metallen schepperte.

»Die Crushgaunts und die Beskar- Brustplatte von neulich.«

Jaina blieb vor Jag stehen und fauchte fast vor Wut. »Was willst du damit beweisen?«

»Dass du dich darauf trainierst, zu verlieren. Zu sterben.«

Das brachte sie zur Raison. Sie starrte zu ihm auf, und von einem Moment zum anderen verflog ihr Zorn, um Überraschung Platz zu machen ... und Zweifel.

»Jaina, ich habe dich jetzt schon eine ganze Weile dabei beobachtet, wie du dich auf eine Konfrontation mit Alema und deinem Bruder vorbereitest - das brauchst du gar nicht erst abzustreiten. denn hier machst du niemandem etwas vor. Du hast wieder und wieder trainiert und geschwitzt und alles gegeben, und soweit ich das sagen kann, hast du dich damit voller Feuereifer auf die falsche Sache konzentriert.«

»Erklär mir das.« Ihre Augen suchten die seinen.

Zekk war überrascht, nicht mehr Wut in ihrem Blick zu sehen. Anscheinend hatte sie vor genau dem Angst gehabt, worüber Jag jetzt sprach, ohne bislang in typischer Jaina-Manier mit irgendjemanden darüber geredet zu haben, ohne sich selbst damit auseinandergesetzt zu haben, abgesehen davon, es zu verdrängen.

»Das Schwert der Jedi. Das bist du, auch wenn niemand so recht weiß, was das bedeutet. Eins weiß ich jedoch mit Sicherheit, nämlich. dass da zwei wichtige Wörter drinstecken. Schwert und Jedi. Du hast dich selbst zu einem beeindruckenden Schwert geschliffen, aber dabei hast du vergessen, was es heißt, eine Jedi zu sein.«

»Es steht dir nicht zu, das zu beurteilen ... «

»Dann sag mir eins: Wie viele Jedi kennst du, die mich so hart gegen diesen Baum geschleudert hätten, bloß um einen Übungskampf zu gewinnen? Du konntest nicht wissen, dass meine Rüstung meinen Rücken schützt. Du hättest mir das Genick brechen können. Der Helm schützt meinen Hals nicht. Du hättest mich zum Krüppel machen können. Welcher Jedi würde einem Freund so etwas antun?«

Sie schüttelte den Kopf. Es war, als wären Jags Argumente Blastersalven, von denen sie die meisten harmlos beiseite schlug - doch gelegentlich durchdrang ein Schuss ihre Verteidigung, traf sie und bohrte sich tief in sie.

»Also. Du bist ein gutes Schwert und eine schlechte Jedi. Aber selbst, wenn du dich wieder darauf besinnst, eine gute Jedi zu sein, wirst du trotzdem sterben. Weißt du. warum? Weil du deine Jedi- Fertigkeiten trainierst, als würdest du deinen Gegner in einem geradlinigen Jedi-Duell mit festen Regeln entgegentreten, nur mit Lichtschwertern und Machttricks der Hellen Seite. Du musst allerdings wie jemand denken, der Jedi jagt. So wie ich.« Er trat so dicht an Jaina heran, dass Zekk einen Moment lang dachte, er wurde sich vorbeugen und sie küssen. »Ich jage Jedi. Und ich habe dich besiegt.«

»Einmal.« Ihre Worte waren leise, unsicher. »Beim dritten Versuch.«

»Bist du dir vollkommen sicher, dass diese Taktik nicht funktioniert hätte, wenn ich sie bereits im ersten Durchgang eingesetzt hätte?«

Sie schwieg einen langen Moment. Dann schüttelte sie den Kopf.

Jag löste den Gurt, seines Helmes, nahm ihn ab und hielt ihn an der Seite. »Jaina, als dein vorgesetzter Offizier befehle ich dir. dir heute eine Auszeit zu nehmen. Kein Training, keine Strategiesitzungen, nichts. Meide dich morgen früh als Erstes bei mir zurück. Solltest du bis dahin zu dem Schluss gelangt sein, dass du noch einen weiteren freien Tag benötigst, verlange ich, dass du es mir sagst. Dann bekommst du ihn.«

»Ja... Colonel.«

 

Jag nickte ihr und Zekk zu, dann machte er auf dem Absatz kehrt und ging zum Hangar zurück.

Jag behielt seine forschen, ausladenden Schritte bei, bis er den Hangar des Falken erreichte. Dann schaute er sich um, und als er feststellte, dass sich niemand in Sichtweite befand, ging er langsamer und schwerfälliger auf die Einstiegsrampe des Falken zu. Er sank darauf hinab und lehnte sich nach vorn, um sich weiterhin aufrecht zu halten. Er stellte seinen Helm ab, bevor er bedächtig die dünnen schwarzen Handschuhe von den Crushgaunts streifte und dabei ausdruckslos zu Boden starrte.

»Ich hatte eigentlich erwartet...«

Die Stimme gehörte einer groß gewachsenen, dunklen Gestalt, die vor Jag aus dem Nichts zu materialisieren schien. Jag sprang auf, griff nach einer Blasterpistole, die nicht da war, und entspannte sich wieder, als er den Sprecher erkannte.

»... dass du bester Stimmung bist.« Zekk sah stirnrunzelnd auf ihn hinab. »Nicht nervös. Und verdrossen.«

Jag setzte sich wieder und blickte düster zu dem Jedi empor. Er benutzte die rechte Hand, um den Crushgaunt vorsichtig von seiner linken zu ziehen, und legte den Handschuh neben den Helm. »Ich bin nicht verdrossen.«

»Ja, klar. Und ich bin Sullustaner.«

»Ja, deine Ohren haben dich verraten.«

Zekk brachte ein flüchtiges Grinsen zustande. »Ich wollte dich bloß beglückwünschen.«

»Wozu?«

»Dafür, dass du zu ihr durchgedrungen bist. Sie sah so entsetzt aus, als hättest du sie mit einer Energiepike vermöbelt. Das hat sie nachdenklich gemacht.«

»Gut.« Er streifte den anderen Crushgaunt ab und legte ihn hin. Er betrachtete seine Handflächen, die rot und verschwitzt waren. »Ich wollte sie nicht anbrüllen.«

»Na ja. so viel hast du ja nicht gebrüllt.«»Darum geht es nicht.« Jag senkte den Blick zu Boden, ohne ihn wirklich wahrzunehmen; in Gedanken war er an einem anderen, fernen Ort. in einer anderen Zeit. »Vor Jahren dachte ich. ich könnte in ihren Augen meine Zukunft sehen. Meine Zukunft, vielleicht sogar die Zukunft meiner Blutlinie, meines Namens. Seit damals ist sie mir entglitten. Ich hatte einigen Anteil daran, dass es dazu kam. Aus Wut. Und aus Stolz.« Er schüttelte den Kopf und sah Zekk wieder an. »Aber ich kann nicht zulassen, dass sie vergisst, was es heißt, menschlich zu sein.«

Zekk schwieg einen langen Moment, und als er wieder sprach, klang seine Stimme ungewohnt sanft. »Jag. ich werde dir jetzt ein Geheimnis verraten. Du bist eine Nervensäge; ein echtes Ärgernis. wie Juckpulver in einem Raumanzug.«

Jag starrte ihn an.

»Außerdem hast du nicht den geringsten Sinn für Humor, bist machtblinder als jeder Felsen, gehst mit dem Lichtschwert um wie ein betrunkener Hutt und bist ziemlich klein. Aber nach dem heutigen Tage bin ich ungeheuer stolz darauf, dich zum Waffenbruder zu haben.« Er streckte seine Hand aus.

Jag sah sie an, als rechne er damit, dass eine letzte Beleidigung auf die Handfläche geschrieben stand, doch dann schüttelte er sie. »Danke.«

»Also, habe ich heute auch frei?«

Jags Schultern sackten zusammen. »Sicher.«

»Gönn dir einen Drink oder so was, Colonel.« Zekk drehte sich um und ging durch den Haupteingang des Hangars hinaus, um auf die Mannschaftsquartiere der Basis zuzumarschieren.

Jag blieb lange Minuten sitzen, wo er war, ehe er seine Ausrüstung einsammelte und davonging.

Leia trat lautlos aus dem Schatten am oberen Ende der Einstiegsrampe und schüttelte den Kopf. Sie warf einen Blick über ihre Schulter. »Han?«

»Ja. Schätzchen?«

»Wie bringt man einem Mann bei, kein edelmütiger, ewig leidender, selbst aufopfernder Schwachkopf zu sein?«

»Keine Ahnung. Schätzchen. Für gewöhnlich, indem man ihn erschießt.«

»Vielleicht gar keine so schlechte Idee.«