Kapitel 4

 

Als wir nach Hause kamen, war es fast halb zwölf. Delilah spähte vorsichtig aus dem Wohnzimmer in den Flur. »Kann man herauskommen, oder ist das zu gefährlich?«, fragte sie.

Menolly grinste. »Ich werde dich nicht beißen, und Camille ist auch noch heil und ganz, also raus mit dir, Kätzchen.« Als Delilah zu uns trat, fügte Menolly hinzu: »Mir ist allerdings aufgefallen, dass du mir heute Nacht nicht deine unsterbliche Liebe und Unterstützung hast angedeihen lassen.«

Delilah stieß ein Lachen aus, das beinahe wie ein Schnurren klang. »Unsterblich ist der springende Punkt. Ich dachte, ich bleibe lieber zu Haus und in einem Stück, damit ich dann aufsammeln kann, was von Camille übrigbleibt, nachdem du sie dir vorgenommen hast. Aber ich bin froh, dass du nicht böse bist. Nächstes Mal – falls du noch einmal hingehst – komme ich gern mit.«

Achselzuckend sagte Menolly: »Ich weiß noch nicht, ob ich noch einmal hingehen werde. Vielleicht. Wir werden sehen. Ich gehe jetzt nach unten und ziehe mich um. Zeit zum Jagen.« Sie warf uns eine Kusshand zu und verschwand durch die geheime Tür zum Keller.

Ich sah ihr nach und fühlte die Blutlust, die sie umgab; ihr Hunger war eine spürbare Kraft, die wie ein leuchtender Edelstein von ihrer Mitte ausstrahlte. Blutlust hatte auch bei dem Vampirtreffen den Raum erfüllt, und es war faszinierend gewesen, die verschiedenen Spielarten und Stärken von Durst zu spüren, die wie Wogen durch die Luft rollten. Ich riss mich davon los und wandte mich Delilah zu. »Hast du schon etwas über diese Jenkins herausgefunden?«

Sie streckte sich mit einem Ausdruck schieren Wohlbehagens auf dem Gesicht, dehnte den Hals und bog den Rücken durch. »Nein. Ich habe mir Sex and the City angeschaut, aber ich mache mich jetzt an die Arbeit. Ich kann ja am Laptop im Internet surfen, während Tyra läuft.«

Meine Schwester machte tagsüber hin und wieder ein Nickerchen in ihrem Büro, denn wie jede Katze war sie größtenteils nachtaktiv. Sie war inzwischen süchtig nach den Sendungen des Spätprogramms, die ich um jeden Preis mied. Ich liebte Spielfilme und fraß sie förmlich in mich hinein, seit wir in die Erdwelt gezogen waren, aber Delilah hatte Geschmack an reißerischen Talkshows und Magazinen gefunden, was ich überhaupt nicht verstand – wo sie Streit doch sonst so verabscheute. Glücklicherweise schlief ich ja nachts. Delilah hatte in den frühen Morgenstunden gern Gesellschaft und hatte Menolly dazu gebracht, mehr Folgen von Jerry Springer zu ertragen, als ich zählen wollte.

»Louise dürfte nicht schwer zu finden sein. Wann willst du denn zu Großmutter Kojote fahren?«, fragte sie und schauderte. »Darum beneide ich dich nicht, das kann ich dir sagen. Vor diesen Elementaren habe ich gewaltige Angst.«

»Du bist ein Weichei«, sagte ich zärtlich. »Aber ich habe dich trotzdem lieb.« Ich starrte hinaus in den tosenden Sturm. Der Wind riss Blätter von den Bäumen. Uns blieb kaum noch eine Woche bis zum Vollmond. In jener Nacht würde Delilah zu nichts zu gebrauchen sein, Menolly würde es unwiderstehlich zur Jagd hinausziehen, während meine Kräfte den Höhepunkt erreichen und mich ziemlich kirre machen würden. »Am besten gehe ich wohl jetzt. Ich glaube nicht, dass sie sich tagsüber im Wald herumtreibt – die Gefahr, auf irgendeinen Idioten mit einem Gewehr zu treffen, wäre zu groß.«

Delilah erschauerte. »Solange ich nicht da raus muss. Sei vorsichtig, Camille. In diesem Wald treiben sich auch Menschen herum, und die können ebenso gefährlich sein wie Elementare. Es gibt eine Menge böse Männer auf dieser Welt.«

Ich warf ihr einen ausgedehnten Blick zu. Seit wir in der Erdwelt angekommen waren, hatte Delilahs unverzagter Optimismus doch ein paar kleine Risse bekommen. »Ich passe gut auf mich auf, versprochen.« Ich küsste sie auf die Stirn und ging zur Treppe. Ein verhülltes Kreischen im Wind erregte meine Aufmerksamkeit, und ich blieb stehen und schaute aus dem Fenster auf die Blätter, die raschelnd zu Boden wirbelten.

Delilah folgte meinem Blick. »Heute Nacht weht ein böser Wind.«

Ich schloss die Augen. Delilah hatte recht. Der Wind trug Friedhofsstaub mit sich und die Schritte der Toten in der Nacht. Auf dem Weg hinauf in mein Zimmer dachte ich über die Ereignisse des Abends nach. Bisher mochten wir als überflüssig gelten, doch wenn Schattenschwinge tatsächlich zum Angriff blies, würde der AND jede helfende Hand gebrauchen können, auch wenn denen das noch nicht klar war. Und wir waren die Speerspitze. Meine Wohnung im ersten Stock des Hauses, vier Zimmer und ein Bad, spiegelte meine vielen Launen wider. Einen Raum hatte ich in ein magisches Refugium verwandelt, denn er hatte den einzigen Balkon im ganzen Haus. Mit einem Tisch und einem Stuhl unter einer wasserfesten Markise konnte ich im Sternenlicht sitzen und mich wieder aufladen.

Als ich in der nächtlichen Kühle aus meiner Arbeitskleidung schlüpfte, schmerzte mein Körper vor Sehnsucht. Sex hatte ich zuletzt in der Anderwelt gehabt. Das war zu lange her für meinen Geschmack, aber erdseits war mir noch kein passender Bettgefährte begegnet. Genaugenommen hatte mich seit meiner letzten Begegnung mit Trillian niemand mehr berührt. Und jetzt hatte er doch wieder einen Weg in mein Leben gefunden, wenn auch bisher nur über eine kurze Botschaft.

Er war ein Svartaner. Diese dunklen Feen lebten in Svartalfheim, einer Stadt in den Unterirdischen Reichen. Trillian hatte jedoch die Seiten gewechselt und war in die Anderwelt übergesiedelt. Wir waren uns in einer mondlosen Nacht begegnet, als ich gerade besonders verletzlich war, und schon seine erste Berührung hatte mich für alle anderen verdorben. Trillian hatte mein Herz ebenso leicht gestohlen, wie er meinen Körper erobert hatte. Ich hatte mich von ihm losgerissen, als ich erkannt hatte, was mit mir geschah, doch wenn man einmal mit einem Svartaner zusammen war, gab es kein Zurück.

Er hatte mich monatelang verfolgt, und ich musste mir schließlich einige Zeit Urlaub nehmen und mich zu Hause verstecken, beschützt von meinen Schwestern, bis ich mich wieder stark genug gefühlt hatte, auf eigenen Beinen zu stehen. Doch seither erschien mir jeder Mann langweilig im Vergleich zu Trillian, und ich gierte immer noch nach der Leidenschaft, mit der er mich an sich gefesselt hatte. Er war ein böser Junge, und das wusste ich auch – er fehlte mir trotzdem.

Ich strich sacht mit den Fingern über meinen Körper und liebkoste meine Brüste, bis die Brustwarzen steif wurden. Ich schnappte nach Luft und zwang mich, die Hand sinken zu lassen. Ich hatte jetzt keine Zeit, meiner Lust nachzugeben. Die Arbeit rief.

Ich öffnete meinen Kleiderschrank und wühlte darin herum, bis ich fand, wonach ich suchte – einen knöchellangen schwarzen Rock, eine langärmelige Bluse, die mich besser warm halten würde als ein Pelzmantel, und einen knielangen Umhang aus Spinnenseide. All diese Kleidungsstücke stammten aus der Anderwelt und waren so gewoben, dass man darin leicht und ungehindert durch den Wald streifen konnte, ohne je zu frieren.

Ich schlüpfte in Rock und Bluse, schnürte meine halbhohen Lederstiefel und starrte mich dann im Spiegel an. Mein Gesicht war ein bleicher Schatten vor dem fließenden Umhang, in dem ich mühelos im Wald vorankommen würde, ohne vom dichten Unterholz in dieser Gegend behindert zu werden. Meine Augen schimmerten leuchtend violett vor dem rabenschwarzen Haar und der hellen Haut. Manchmal erschienen silberne Flecken in der Iris – wenn ich lange magisch gearbeitet hatte oder auf den Pfaden der Anderwelt wandelte.

Seufzend vor Heimweh ließ ich mich auf die Bettkante sinken. Die Erde mochte die Welt meiner Mutter gewesen sein, meine Heimat war sie nicht. Die Anderwelt aber auch nicht. Ich wusste, dass Delilah und Menolly das genauso empfanden. Wir waren zwischen den Welten gefangen, zwischen den Rassen, zwischen den verschiedenen Dimensionen. Als wir noch klein gewesen waren, hatten unsere Spielkameraden uns verhöhnt und als Windwandler beschimpft – Wesen, die sich nie an irgendeinem Ort niederließen, niemals zu einem Land oder einem Clan gehörten.

Als wir in den AND eingetreten waren, hatten wir gehofft, dadurch dem Volk unseres Vaters näherzukommen. Doch unsere Andersartigkeit war nur umso mehr aufgefallen, vor allem, seit Menolly gefangengenommen und verwandelt worden war. Und jetzt... jetzt gab es kein Zurück, selbst wenn wir das gewollt hätten.

Ich nahm mich zusammen, ging zur Tür und eilte hinaus in die Nacht. Ich sprang in meinen Lexus – ein stahlgrauer Schatten im aufsteigenden Nebel – und fuhr los. Am Ende der Auffahrt schaute ich hinauf zum Mond, der durch eine Lücke in den Wolken herablugte. Wir waren miteinander verbunden, der Mond und ich, durch die Schwüre und Prüfungen, die ich während meiner Initiation abgelegt hatte. Ich konnte mich immer darauf verlassen, dass die Mondmutter über mich wachte. Wenn sie voll war und die Wilde Jagd durch die Nacht streifte, trieb sie mich beinahe in den Wahnsinn. Großmutter Kojote lebte in den Wäldern um Belles-Faire. Dieser Ort hatte sie wegen der Portale angezogen, und sie bewachte eines davon, außerhalb des Zuständigkeitsbereichs des AND. Bei Tage war sie nur eine alte Frau, die in einem schummrigen kleinen Laden in einem schäbigen Viertel die Zukunft voraussagte. Bei Nacht erwachte sie zu ihrem wahren Selbst, denn Großmutter Kojote war eine der Ewigen Alten. Sie wob das Schicksal nicht, noch spann sie die Fäden, sie beobachtete nur, wie es sich entfaltete. Manchmal war sie – für einen gewissen Preis – bereit, sich die Fäden anzusehen und herauszulesen, was die Zukunft wahrscheinlich bringen würde.

Sobald ich den Waldrand erreicht hatte, stieg ich aus dem Auto, schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken, um den Wind zu erhaschen. »Zeigt mir den Weg«, flüsterte ich, und trotz der Wolkendecke hörten mich die Sterne und antworteten mir. Ein Echo leisen Gesangs drang tief aus dem Zedern- und Tannenwald zu mir.

Ich glitt durch das Gebüsch wie ein Fisch durchs Wasser, denn die Zweige rutschten einfach vom Stoff meines Umhangs ab. Ich schlich zwischen dicken Baumstämmen hindurch, kletterte über einen umgestürzten Baum, halb unter Blättern begraben, und lief in ein Spinnennetz hinein, das zwischen zwei Stämmen gespannt war. Die Spinne landete in meiner Hand, und ich schickte sie mit einem sachten Stups ihres Weges. Ich sah zu, wie die Kreuzspinne einen der verbliebenen Fäden entlangkrabbelte und sogleich begann, ihr Netz wieder aufzubauen. Das Volk meines Vaters konnte im Dunkeln sehen, und obwohl das Bild für mich vielleicht nicht ganz so deutlich war wie für eine vollblütige Sidhe, konnte ich doch Farben und Formen mühelos erkennen.

Nach ein paar Minuten ließ ich die Heidelbeeren und Farne hinter mir und betrat eine kleine Lichtung, kreisrund, moosbewachsen und offen unter dem Himmel. Ich hielt inne und tastete mich durch die Energien, die ich spürte. Magie floss hier dick und reichlich – die Magie alter Wälder, dunkler Herren und tiefer Geheimnisse. Manche VBM konnten sie spüren. Einige menschliche Hexen und Heiden pilgerten förmlich zu meinem Laden und betrachteten mich mit leuchtenden Augen, weil das, woran sie so lange geglaubt hatten, endlich Wirklichkeit geworden war, wenn auch auf eine Art, die sie oft schockierte.

Ich sandte forschende Gedanken aus, und plötzlich spürte ich sie. Großmutter Kojote. Sie beobachtete mich, verborgen hinter einer der einzeln stehenden Eichen auf der Lichtung.

»Kommt heraus, kommt heraus, wo immer Ihr auch seid. Ich komme mit Fragen und Sorgen zu Euch, Großmutter. Ihr werdet gebraucht«, flüsterte ich.

Augenblicke später raschelte es im Unterholz am anderen Ende der Lichtung, und eine alte Frau trat hervor. Sie trug ein langes, graugrünes Gewand und bewegte sich lautlos über die Wiese auf mich zu. Ihr Haar war unter einer Kapuze verborgen, doch verfilzte weiße Strähnen lugten hervor und umrahmten ihr Gesicht. Es war so runzelig, dass man sich kaum vorstellen konnte, wie sie jemals jung gewesen sein sollte. Die Falten sahen aus wie Risse in der Straßenkarte zur Ewigkeit.

Es schien, als sei sie schon alt zur Welt gekommen. Großmutter Kojote war eine Ewige Alte, ein Elementar; sie war an die Erde gebunden, diente jedoch allen Reichen. Sie lebte außerhalb der Zeit und war unsterblich – zumindest so unsterblich, wie dieser Planet es zuließ. Wenn die Erde starb, würde auch sie sterben. Kein Dämon konnte sie töten, kein Mensch konnte ihr etwas zuleide tun, und keine Fee aus der Anderwelt konnte sie betören. Niemandem untertan, stand sie in Verbindung mit allem, was auf dem Planeten lebte, jedem Ereignis, das sich auf seiner Oberfläche abspielte.

Sie sah mir in die Augen, und ich blieb still stehen und erlaubte ihr, in mein Wesen vorzudringen. Großmutter Kojote würde mit mir sprechen, oder auch nicht, ganz wie es ihr gefiel, doch mein Verhalten hatte großen Einfluss darauf, wie viel sie mir würde erzählen wollen.

»Was suchst du, Tochter Y’Elestrials und der Erde?«

Y’Elestrial... meine Heimat in der Anderwelt. Ich sank in einen tiefen Knicks und verharrte auf den Knien.

»Sehr hübsch«, sagte sie mit beinahe meckernder Stimme. »Aber du weißt so gut wie ich, dass eine solche Vorstellung täuschen kann. Die reizendsten Manieren der Welt können eine leere Seele nicht verbergen. Steh auf und lass mich deinem Herzen lauschen.«

Ich erhob mich und setzte mich neben sie auf einen der umgestürzten Baumstämme. Die Wolken rissen auf, und der Buckelmond schien durch die Bäume; seine silbrigen Strahlen beleuchteten unsere Gesichter.

»Ich gehöre zum AND, und ich habe Fragen zu einem Mord und den Machtverhältnissen, die sich in jüngster Zeit verschoben haben. Wir müssen wissen, was vor sich geht. Würdet Ihr mir helfen?«

Großmutter Kojote starrte mich an, und ihr Blick spaltete mich, öffnete mich so weit, dass sie jedes Atom in meinem Körper betrachten konnte, jeden Gedanken in meiner Seele. Ich fühlte mich, als sei ich nackt mit ausgebreiteten Gliedmaßen an einen Felsen unter dem Sternenhimmel gefesselt, diesem prüfenden Blick ausgeliefert, der jeden Makel und jede Stärke bloßlegte.

Gleich darauf bedeutete sie mir, ihr zu einem der nahen Bäume zu folgen. Der Stamm war gewaltig – so breit, dass mehrere Männer hineingepasst hätten –, und als sie sich näherte, schimmerte ein Licht auf, und ein Durchgang bildete sich im Holz. Sie zog den Kopf ein und betrat den Baum, und ich folgte ihr.

Innerhalb des Baumstamms gingen wir einen Pfad aus festgetretener Erde entlang, erhellt von tanzenden Lichtern und zu beiden Seiten von Nebel und Schatten begrenzt. Am Ende kamen wir zu einer Höhle, in der ein kleiner Tisch und zwei Stühle aus Eichenholz standen. Die Astlöcher und Knoten im Holz blinzelten, als ich mich auf dem Stuhl ihr gegenüber niederließ. Ich hatte das scheußliche Gefühl, dass ich mich jemandem aufs Gesicht gesetzt hatte, schob es aber rasch beiseite. Dies war nicht der passende Zeitpunkt für eine kritische Betrachtung von Sitzmöbeln.

Großmutter Kojote sang ein paar Töne, und eine Kerze flackerte auf. Auf dem Eichentisch lag eine Kristallkugel, fast so groß wie mein Kopf. Großmutter Kojote beugte sich dicht darüber, blies lang und sacht darauf, und die Feuchtigkeit ihres Atems hüllte die Kugel wie in leichten Nebel ein. Ein Funken flammte im Zentrum der Kugel auf und strahlte immer weiter nach außen. Sie löste einen Samtbeutel von ihrem Gürtel, öffnete ihn und hielt ihn mir hin.

»Wir wollen sehen, was die Knochen zu sagen haben«, erklärte sie. »Wähle drei.«

Vorsichtig griff ich in den dunklen Beutel, und meine Finger trafen auf eine glatte Oberfläche, die sich anfühlte wie poliertes Elfenbein. Der Beutel war voller Fingerknochen von allen möglichen Rassen und Arten. Ich schluckte schwer und erlaubte meinen Fingern, sich um drei Knochen zu schließen, ehe ich die Hand wieder herauszog.

»Leg den ersten auf den Tisch.«

Ich öffnete die Hand, und der erste Knochen, lang und schmal, mit eingeritzten Symbolen verziert, die ich nicht lesen konnte, fiel auf den Tisch. Großmutter Kojote schaute einen Moment lang darauf hinab und blickte dann tief in die Kristallkugel.

»Ein großer Schatten erhebt sich. Er will alle drei Welten regieren. Geboren ist er aus dem Feuer, und sein Wesen ist die Gier.« Sie riss den Kopf hoch, und obwohl ich wusste, dass sie sich vor nichts zu fürchten brauchte, glaubte ich, ein Zittern in ihrer Stimme zu hören, als sie sagte: »Ein Seelenfresser. Er bezaubert die Vögel, dass sie von den Bäumen kommen, und die Fische, dass sie aus dem Wasser springen. Er vereint jene, die sich nicht einen wollen, zu einer gewaltigen Streitmacht, und sie senden bereits jetzt ihre Kundschafter aus... auf der Suche nach... « Sie zögerte und schüttelte den Kopf. »Ich bin noch nicht sicher, wonach er sucht.«

Schattenschwinge. Ihn musste sie damit meinen. Seelenfresser waren die größten der großen Bösen Jungs. Sie verschlangen das innerste Wesen, die Essenz ihrer Feinde und schleuderten deren Seelen ins Nichts, um die Macht ihrer Gegner in sich aufzunehmen. Seelenfresser gehörten zu den höchsten Rängen der Dämonen und waren sehr selten. Für gewöhnlich gelang es ihnen, sich durch ihren besonderen Charme in Machtpositionen zu bringen. Wenn sie erst einmal Macht besaßen, wurden sie zu Tyrannen, und ihre Herrschaft war stets sehr blutig. Wenn ihre Untergebenen erkannten, was sie sich eingehandelt hatten, war es zu spät.

»Den zweiten Knochen«, sagte Großmutter Kojote. Ich ließ den zweiten Knochen vor sie hinfallen. Es war der Finger eines Brownies. Schaudernd riss ich die Hand zurück, als sie nach dem Fingerknochen griff und die Augen schloss.

»Vor langer Zeit wurde den Elementarfürsten das Geistsiegel zum Schutz anvertraut – in neun Teile zerbrochen, aus denen man Amulette fertigte. Die Fürsten wurden faul, und die Siegel gingen verloren. Menschen fanden sie schließlich und nahmen sie an sich. Das ist es, was die Kundschafter suchen. Wenn sie die Siegel finden, werden sie sie in die Tiefe bringen, wo sie die Teile wieder zu einem zusammenfügen werden, und dann wird der Seelenfresser die Portale aufreißen, welche die Welten voneinander trennen.«

Geistsiegel? Ich muss wohl etwas verwirrt dreingeblickt haben, denn sie hielt inne. »Du weißt nicht, was ein Geistsiegel ist?«

Ich schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe noch nie von so etwas gehört.«

»Verstehe einer das Schulsystem, sei es in der Anderwelt oder hier«, entgegnete sie mürrisch. »Aber das überrascht mich nicht. Immer, wenn Sterbliche irgendeiner Art involviert sind, vergessen sie die Vergangenheit und wiederholen ihre Fehler.« Großmutter Kojote sah aus, als überlege sie, ob sie mir mehr erzählen sollte. Sie hob die Hand. »Warte hier«, sagte sie, erhob sich und verschwand in den Schatten, die den Tisch umgaben.

Langsam öffnete ich die Hand und starrte auf den verbliebenen Knochen. Es war ein menschlicher Finger – der Finger einer Frau. So viel konnte ich daraus lesen, mehr war für mich nicht zu erkennen. Ich wollte aufstehen, um mich zu strecken, doch der Stuhl wickelte mir einen Ast um die Taille und hielt mich fest.

»He! Was soll denn das?« Ich wand mich und versuchte, mich zu befreien, doch der Ast hielt mich sicher fest. Offenbar war es mir nicht erlaubt, hier herumzustreifen. Zumindest versuchte der Ast nicht, mich zu begrabschen. Ich entspannte mich, und der Ast entspannte sich ebenfalls. Ich versuchte erneut aufzustehen und wurde wieder zurück auf den Sitz gedrückt. »Schon gut, schon gut, du hast gewonnen«, brummte ich.

In diesem Augenblick erschien Großmutter Kojote. »Wird er frech, ja? Keine Sorge. Ich will nur nicht, dass Fremde in meinem Labyrinth herumlaufen.«

Sie lächelte mich an – es war das erste Mal, dass ich sie lächeln sah –, und ich fuhr zusammen. Ihre Zähne waren rasiermesserscharf und glitzerten im Halbdunkel wie Stahl. Menollys Reißzähne wirkten wie Milchzähne im Vergleich zu Großmutter Kojotes Mund voller metallener Klingen. Entweder bemerkte sie meine Reaktion nicht, oder sie zog es vor, sie zu ignorieren – stattdessen hielt sie mir ein Buch hin. »Das kannst du haben. Es wird dich die Geschichte der Geistsiegel lehren, zumindest genug davon, um dir begreiflich zu machen, womit du es zu tun bekommst.«

Ich murmelte ein Dankeschön und nahm das Buch. Es war von Hand in Leder gebunden – Drachenleder. Ich strich mit den Fingern darüber und spürte das tiefe Grollen, das noch von der Haut ausging. Ich hatte schon sehr lange nichts mehr von einem erschlagenen Drachen gehört. Das Buch musste uralt sein. Vorsichtig legte ich es beiseite und ließ den dritten Knochen auf den Tisch fallen. Großmutter Kojote befühlte ihn kurz und schüttelte dann den Kopf.

»Weit draußen, in der Nähe der Großen Mutter Rainier, wirst du eines der Siegel finden. Sofern du vor den Kundschaftern des Seelenfressers dort bist.«

»Wie sieht das Siegel aus?«, fragte ich und dachte schon an den Mount Rainier – der Nationalpark war riesig.

Großmutter Kojote schnaubte. »Ein Talisman der Energie, ein Wirbel von Seelen. Such den Anhänger am Hals eines Mannes, der als Tom Lane bekannt ist.« Ihre Augen begannen sich zu drehen, und ich blinzelte, weil sie plötzlich aufblitzten wie ein Kaleidoskop.

Ein Wächter oder ein unwissender Komplize des Schicksals? »Ist er menschlich?«

»Ja und nein, aber mehr werde ich dir nicht sagen. Und nun zur Rechnung für meine Dienste.«

Ich zuckte zusammen. Es war ihr gutes Recht, eine Bezahlung zu fordern. Ich hoffte nur, es würde nichts sein, das ich zum Überleben brauchte. »Was verlangt Ihr?«

Sie lächelte mich faul an. »Mir fehlt noch der Fingerknochen eines Dämons.«

Oh, na klar, das klang machbar. Ich hustete. »Ich kenne keine Dämonen. Und ich bezweifle ernsthaft, dass sie mir einfach so einen Finger überlassen würden.«

»Eine Weissagung bekommst du umsonst, meine Liebe: Im Lauf der nächsten Jahre wirst du viel mehr Dämonen kennenlernen, als du dir je hättest träumen lassen. Falls du den bevorstehenden Angriff überleben solltest, wirst du reichlich Auswahl an Fingern haben. Bring mir einen von deinem Lieblingsdämon«, sagte sie. »Und wenn nicht, dann wird einer deiner eigenen Finger durchaus genügen.«

Ehe ich noch eine Erwiderung stottern konnte, fand ich mich mitten auf der Lichtung wieder – allein. Ich wirbelte herum und suchte nach Großmutter Kojote, doch sie war verschwunden, und ich konnte nicht einmal sagen, welcher der Bäume ihrer war.

Einen Augenblick lang fragte ich mich, ob ich mir das alles nur eingebildet hatte, doch als ich auf meine Füße hinabschaute, sah ich vier Dinge: die drei Knochen, die im Mondlicht schimmerten, und das Buch. Ich hob sie auf und rannte durch die Bäume, weil ich den Drang verspürte, diesen Wald so schnell wie möglich zu verlassen. Hastig warf ich einen Blick über die Schulter, um nach dem Mond zu sehen. Die Jägerin brauste im Nachtwind dahin, und in wenigen Tagen würde die Wilde Jagd durch die Nacht reiten. Bei dem Schlamassel, der sich da über uns zusammenbraute, konnte ich es mir nicht leisten, von der Jagd mitgerissen zu werden, doch wenn die Mondmutter rief, gehorchte ich.

Als ich mein Auto erreichte, warf ich einen raschen Blick zurück zum Wald. Einen Moment lang starrten hundert rote Augen aus der Dunkelheit in meine Richtung. Ich brauchte keine deutlichere Aufforderung, um mich sofort hinters Lenkrad zu setzen und zurück zur Straße zu holpern. Auf dem Heimweg fragte ich mich, wo in allen Welten ich einen Dämon auftreiben sollte, der bereit wäre, sich von seinem Zeigefinger zu trennen. Denn ich war todsicher nicht bereit, einen von meinen herzugeben. Als ich die Haustür hinter mir zuzog, war die Nacht fast vorüber. Ich schlich ins Wohnzimmer und erschreckte Delilah. Menolly saß neben ihr, offenbar schon von ihrer nächtlichen Jagd zurückgekehrt. Ich warf einen Blick auf den Fernseher und verzog das Gesicht.

»Blind Date? Süße, du musst endlich deinen Fernseh-Geschmack kultivieren. Vielleicht sollten wir dich zwingen, den Bildungskanal anzuschauen?«

Delilah schnaubte verächtlich und fischte sich ein paar Chips aus der Fritos-Tüte. »Mich zwingen? Du und welche Armee? Dein großer, böser Dämonen-Bube?«

Menolly lachte und musste dabei rülpsen. Sie schaltete mit zufriedener Miene den Fernseher aus. Offensichtlich hatte sie reichlich getrunken. Delilah wedelte strahlend mit einem Stapel Papier.

»Ich habe Louise Jenkins gefunden! Wollen wir sie morgen besuchen?«

»Gleich, gleich. Ich will nur schnell aus diesen Sachen raus«, sagte ich und rannte die Treppe hinauf. Ich schlüpfte aus meiner Anderwelt-Kleidung und zog ein langes Satinnachthemd und den passenden Morgenrock an und dankte wieder einmal den Klamottendesignern der Erdwelt. Victoria’s Secret war mein geheimes Laster. Meine Gedanken schweiften zu Trillian ab. Er liebte Seide und Satin.

Seufzend bürstete ich mir das Haar und schlüpfte in meine flauschigen Hausschuhe. Als ich ins Wohnzimmer zurückkehrte, löste sich allmählich die Anspannung von meiner Begegnung mit Großmutter Kojote, doch meine verspannten Schultern taten immer noch höllisch weh. Ich ließ mich vor Menolly auf dem Boden nieder.

»Massierst du mir den Nacken?«, bat ich und lehnte mich zurück. Sie zog die Nase kraus und lächelte. Ich bemerkte, dass ihre Reißzähne eingezogen waren, sie aber ein Fleckchen Blut an der Unterlippe übersehen hatte. Stumm reichte ich ihr ein Taschentuch und tippte auf mein Kinn. Sie wischte sich den Mund ab. »Ich nehme an, es war eine erfolgreiche Nacht?«

»Sehr gut«, sagte sie und massierte die Knoten aus meinen Schultern. Ihre Finger waren so stark, dass mir die Idee kam, sie könnte ja eine Ausbildung zur Masseurin ins Auge fassen. Äh, wohl besser nicht. Bei der Vorstellung, wie sie einem Fremden den entblößten Nacken massierte, standen mir sofort die möglichen Folgen vor Augen – kein angenehmer Gedanke. Rasch verwarf ich die Idee. Menolly besaß ein hohes Maß an Selbstbeherrschung, doch selbst die Besten von uns haben hin und wieder einen schwachen Augenblick.

»Ich habe mehr herausgefunden, als ich erwartet hatte, und die Welt ist um einen widerlichen Perversen ärmer«, erzählte sie. »Er wollte gerade eine der Nutten aufschlitzen, die in der Gasse hinter dem Wayfarer auf den Strich gehen. Ich habe mich um ihren Möchtegern-Freier gekümmert und dann ihr Gedächtnis gelöscht. Genauer gesagt habe ich ihr Gedächtnis gelöscht und ihr eingegeben, dass sie sich einen ordentlichen Job als Kellnerin suchen soll. Wenn sie wieder zu sich kommt, schafft sie es vielleicht, in Zukunft von der Straße wegzubleiben.« Menolly hatte ein Händchen dafür, den Abschaum dieser Welt aufzuspüren. Seit wir hier waren, hatte sie der Polizei schon eine Menge Ärger und Zeit erspart, wenngleich die nichts davon ahnte.

Ich nahm Menollys Hand und drückte einen Kuss darauf. »Gute Arbeit«, sagte ich. »Also, was hast du herausgefunden?«

Ihre Augen schillerten blutrot auf, ehe sie wieder zu dem eisigen Grau verblassten, das sie seit Menollys Tod angenommen hatten. »Ich habe mit einem der Männer geredet, der in einem Karton neben dem Restaurant schläft – nicht Chases Informant, sondern dessen Kumpel, der betrunken war, als Chase ihn befragen wollte. Er hat mir gesagt, was er bei Chases Befragung vergessen hat. Offenbar sind in den frühen Morgenstunden drei Gestalten aus der Hintertür gekommen, die Jocko an einem Strick hinter sich hergeschleift haben. Sie haben ihn in der Gasse liegen gelassen und sind geflohen. Mein Kumpel hat gerade hinter einem Haufen Pappkartons seinen Rausch ausgeschlafen und ist aufgewacht. Aber was er mir gesagt hat, ist schlimm. Sehr schlimm.«

Ich hielt den Atem an. »Nämlich?«

»Ein Trio von Dämonen. Seiner Beschreibung nach glaube ich zu wissen, womit wir es zu tun haben. Zunächst einmal wäre da ein Psychoschwafler.«

»Na toll«, stöhnte ich. Psychoschwafler waren Reptilienwesen, die die Gestalt eines wunderschönen Menschen annehmen konnten. Sie waren so ähnlich wie Incubi, aber sie machten sich gar nicht erst die Mühe, mit ihren Opfern zu schlafen. Sie umgarnten sie nur, um sie dann auf brutale, blutige Weise zu töten. Und sie waren dumm. Ungeheuerlich dumm.

»Es wird noch besser«, sagte Menolly mit grimmigem Lächeln. »Der zweite Dämon ist eine Harpyie, das ist bloß grässlich. Aber der dritte... Wir stecken tiefer in der Scheiße, als wir dachten.« Ihre Nasenflügel blähten sich, und ihre Reißzähne wurden ein klein wenig länger. Irgendetwas regte meine Schwester sehr auf. Delilah legte ihr Buch beiseite und sah mich mit tiefernster Miene an.

Mir sank der Mut. Großmutter Kojote hatte gesagt, Schattenschwinge habe Kundschafter durch die Portale geschickt, und offenbar hatte sie damit recht. Vielleicht hatte ich doch bessere Chancen, an diesen Dämonenfinger zu kommen, als ich geglaubt hatte.

»Okay, raus damit. Wer ist unser dritter Mann?«

»Weißt du noch, was Vater uns über einen Dämon erzählt hat, gegen den er auf einer seiner Erkundungsmissionen kämpfen musste? Den, der Onkel Therasin getötet hat? Vater hat uns ein Bild von dem Dämon im Kristallspiegel gezeigt.«

»O verdammt«, sagte ich und ließ mich zurücksinken. »Bad Ass Luke.«

Menolly nickte eifrig, so dass ihre Perlen laut klapperten. »So ist es. Meine Damen, Bad Ass Luke ist in der Stadt.«

Als ich das Buch und die Knochen auf den Couchtisch legte, weiteten sich Menollys Augen. Delilah beugte sich neugierig darüber.

»Schön, dann will ich noch einen drauflegen«, sagte ich. »Großmutter Kojote hat mir gesagt, dass Schattenschwinge Kundschafter durch die Portale schickt – daher unser zauberhaftes Trio von Unholden. Trillian hatte recht – Schattenschwinge bereitet einen Angriff vor. Nicht nur das, ich habe obendrein erfahren, was für ein Dämon er ist. Mädels, der neue Chef der Unterirdischen Reiche ist ein Seelenfresser.«

Einen Augenblick lang war es ganz still, dann brach Chaos aus, als die Haustür aufflog. So schnell, dass ich sie nur verschwommen wahrnahm, sprang Delilah auf die Füße, eine Pistole in der einen, ein Messer in der anderen Hand. Menolly fauchte und schwebte zur Decke hinauf, die Arme gereckt, bereit, auf jeden Angreifer hinabzustoßen. Instinktiv rief ich die Mondmutter an, und Energie floss in meine Hände und knisterte, als ich mich mit silbernen Blitzen bewaffnete.

»Zeig dich, oder du bist tot!«, schrie ich in der Hoffnung, meinen Mangel an Selbstvertrauen durch Lautstärke wettzumachen.

»Gerne doch.« Eine Gestalt trat aus einem Wirbel schimmernder Energie.

Ich ließ die Hände sinken. Zur Hölle. Das konnte ich gar nicht brauchen – nicht jetzt. Eigentlich nie. Mein Herz begann zu pochen, meine Knie wurden weich wie Gummi. Delilah ließ ihre Waffen sinken, und Menolly zischte etwas, das ich nicht verstand.

»Bitte sagt mir, dass ich halluziniere«, flehte ich und kämpfte gegen den Drang an, mich auf der Stelle in die Arme des Svartaners zu stürzen. Trillian verneigte sich, die vollen Lippen zu einem leichten Schmollmund verzogen. Ich hätte auf der Stelle hineinbeißen wollen, schaffte es aber gerade noch, mich zu beherrschen. »Was tust du hier?«, fragte ich. »Wer hat behauptet, dass du in unserem Haus willkommen wärst?«

»Dein Vater hat mich gebeten, nach euch zu sehen und eine Nachricht zu überbringen. Er findet, dass ihr jemanden außerhalb des Nachrichtendienstes braucht, der den Botenjungen und Leibwächter für euch spielt. Ein übler Sturm kommt auf, meine Liebste, und du und deine Schwestern, ihr steht mitten in seinem Pfad.«

Als Trillian ganz ins Licht trat, erkannte ich, dass er sich kein bisschen verändert hatte, seit wir uns zuletzt gesehen hatten. Er war so umwerfend wie eh und je. Svartaner – Cousins der Sidhe, die dunklen Seelen der Feenwelt – waren Geschöpfe von großer Schönheit. Ihre Haut hatte die Farbe von Obsidian, das Haar schimmerte irgendwo zwischen Silber und Blau; sie strahlten Sex, Macht und Chaos aus. Und ich wusste sehr genau, wie schön dieser spezielle Svartaner in allen Einzelheiten war. Ich hatte ihn zu oft nackt gesehen. Oder zu selten, je nachdem, wie man es betrachten wollte. Wie auch immer, vom Scheitel bis zu den Zehenspitzen war Trillian einfach ein prachtvoller Anblick.

Ich bemühte mich, meine Gedanken zu sammeln, während ich meinem Alptraum in die Augen starrte. Er lächelte, streckte dann locker den Arm aus, schlang ihn um meine Taille und zog mich zu sich heran. Ich hätte mich wehren sollen. Hätte-könntemüsste. Seine andere Hand fuhr in mein Haar und zog meinen Kopf sacht zurück, während seine Zunge meine Lippen teilte, und ich erlag ihm wieder einmal hoffnungslos, als er mich in den tiefsten, dunkelsten Kuss hineinzog, den ich seit langem erlebt hatte.