III.

 

Leonhart sah wochenlang keinen Menschen und schloß sich in seine Kammer ein. Er zermarterte wieder sein Gehirn mit tausend Ueberflüssigkeiten, indem er nun dumpfem Groll an die Verräthereien dachte, welche all die Judasse um ihn her gewiß hinterm Rücken an ihm verübten. Mit düsterm Groll reckte er seinen Arm vor sie hin und schwor sich: »Wenn ich je falle (wer weiß, wo und wo sie mir doch noch ein Bein stellen), so reiße ihr euch alle mit in den Abgrund!«

Wieder sprach in ihm jene innere Stimme sein Gerechtigkeitsgefühls, das ihn stets schwächte, weil nur der Einseitige durch Selbstsucht stark wird: »Bist denn Denselber ohne Schuld?«

Aber da erhob sich eine andere Stimme in ihm, gewaltig wie die Wahrheit, und laut rief er es zum Himmel empor, daß die Wände seiner Stube dröhnten: »Ich bin nicht ohne Schuld, doch ihr seid schuldig. Schuld an aller Sünden wider den Heiligen Geist, – jener eine Sünde, die nimmer vergeben wird.«

Er wünschte blutige Thränen zu weinen, dieser angebliche Ewigkeitsmensch, immer und immer wieder durch Nichtiges abgelenkt und innerlich zerrieben. Viele Tropfe höhlen den Stein – der nie endende nagende Aerger unterhöhlte seine Geisteskraft. Facit indignatio versum – aber wenn die Indignation nie aufhört, so versiegen auch die Verse zuletzt.

Das ist ja eben das Erhebende bei der deutschen Geschäftslitteratur und -Kunst, daß man die durchgehende Gemeinheit der Welt dort concentrirt findet, gleichsam symbolisch. –

Leonhart's Gehirn fing an, durch sein zerrüttetes Nervensystem und seinen krankhaften Gemüthszustand geschwächt zu werden. Die unnatürliche Lebensweise der jungen Leute in Berlin, das nächtelange Umherschwärmen in den Kneipen und Nachtcafés, das sogenannte »Sumpfen« lähmt die frische Schwungkraft. Seit er ein ständiger Zuschauer bei dem Hypnotiseur Hansen geworden war, ging es vollends mit ihm bergab. Dieser benutzte ihn bei seinen Experimenten und die leichte Nervose Leonharts wurde hierdurch noch verschlimmert. Er bildete sich ein, magnetische Kräfte zu besitzen; er abonnirte sich auf die »Sphinx«, das Leiborgan der Spiritisten, und ließ sich von einer Collegin, die als begeisterte Prophetin des Spiritusmus galt, immer tiefer in dessen Geheimnisse einweihen. Ueberall sah er gewissermaßen Gespenster seiner Vergangenheit um sich her. In jeder Droschke, wo ein leidlich ähnliches Gesicht herausnickte, glaubte er eine verlassene Geliebte zu erkennen. In der Hasenhaide bummelnd, sah er einst vor der Bude »Des de Mona« (soll heißen: Desdemona) eine Gestalt mit einem Packet vor sich hergehn, die er zu erkennen glaubte. Er machte sich sofort auf die Beine und stiefelte ihr nach, trotzdem bei der großen Hitze ihm der Schweiß aus allen Poren rann. Als er sie erreichte, drehte sich die Unbekannte um – ein wildfremdes Gesicht starrte ihn an, so daß er, verlegen etwas vor sich hinstotternd, eiligst vorüberging. Er fing an, um Mitternacht hallucinative Gedichte zu entwerfen – vulkanische Ideen- und Gefühlsmassen machten sich Luft, um alsbald in kalter Lava zu erstarren Kein »Blümlein wunderhold« sproßte aus den Abgrundrissen seiner Träume empor – nur Erdpechflammen zuckten gespenstig auf. Sobald einmal ein Gehirn eine solche Richtung genommen hat, daß seine Begriffe alle transcendental werden, sobald also wirkliche Hallucinationen vorliegen, wirkt auch dies wie realistische Wahrheit. So ist Dante zu erklären. Das Menschengehirn hat keine Grenzen, mag also auch transcendental denken Maßstab für das Alles bleibt nur immer das Streben nach Wahrheit, welches innere Wahrhaftigkeit verbürgt selbst bei der tollsten Exaltation. – –

Eine gewisse auffallende Kleinlichkeit paart sich oft in einem groß veranlagten Gehirn mit den umfassendsten Ideen. Es ist charakteristisch, daß Goethe auf seinen Manuskripten keinen Klex dulden konnte. Napoleon's welterobernder Geist beschäftigte sich oft mit den kleinsten Nebendingen des ungeheuren von ihm geleiteten Räderwerks und fühlte sich gepeinigt durch die kleinsten Störungen desselben.

So giebt es Schriftsteller, die von ihren Druckfehlern selbst in der Erinnerung noch gefoltert werden. Nun ist ein Druckfehler ja ein häßlich Ding. Aber es steht fest daß man selbst die auffälligsten Druckfehler als bloßer Leser übersieht, weil man mehr erräth als liest. Auch bringt es die sonstige Gleichgültigkeit des Lesers mit sich, daß er einen Druckfehler nie tragisch und als Störung empfindet, während der Autor seinen reinlichen Stil unauslöschlich schimpfirt glaubt.

Der Corrector hat ein wichtiges Amt, dessen er sich kaum bewußt. Seine Nachlässigkeit kann einen Autor unglücklich machen. Was hilft's, wenn eine Autoren-Correctur mangelhaft ausgeführt, hinterher darüber zu jammern! Geschehn ist geschehn, und der Flecken bleibt für ewige Zeiten haften, über dem ein Autor verzweifelnd brüten mag, da ihn ein durch Corrector-Nachlässigkeit ruinirter Satz ewig wie ein Vorwurf drückt. Man pflegt zu trösten: Jeder sehe ja, daß dies ein Druckfehler sei! Welch' ein Irrthum! Das Publikum liest so blind und dumm, daß es dergleichen Fehler wirklich für baare Münze nimmt und sich den Kopf über den Sinn derselben zerbricht.

Dieses Kleben am Kleinlichen tritt als natürliche Reaction ein bei Größen, die sonst nur zu sehr ins Große und Weite schauen. So rächt sich die Alltäglichkeit des Außenlebens am Ungewöhnlichen.

Unter solcher Reaction litt eben Leonhart's Ueberarbeitung.

Immer aufs neue zogen ihn allerlei Erbärmlichkeiten ab. Seine ganze poetische Stimmung ging zum Teufel. Schadenfroh wußte man ihn überall bei fremden Fehden zu verwerthen. Vorsicht, Vorsicht mangelte ihm ewig. Stets ließ er sich zu tief in jede persönliche Zwistigkeit ein und die alberne Furcht vor der Verleumdung der Welt fraß sich immer tiefer. Doch hatte er so Unrecht? Kann nicht aus jeder Mücke ein Elephant werden, denn man aufbläht, um die Laufbahn eines genialen Menschen zu hemmen? Ein unbedacht entfallenes Wort wird zum Verbrechen. Man verliest einseitig Briefe und Urtheile über einen Abwesenden, der sich nicht wehren kann. Ewig verleitete ihn seine Gutmüthigkeit, für andre Leute zu eifrig Partei zu nehmen, als wäre dies seine eigene Sache. Er bedachte nicht, daß die Welt überhaupt nicht an selbstloses Wohlwollen glaubt und Allem unlautere Motive unterschiebt. Seine krankhaft argwöhnische Seele die ängstlich hinterm Rücken Ohren trug, um auf das Geflüster der Menschen zu horchen, setzte immer das Uebelste voraus. Dann aber wuchs auch andererseits sein kühner Muth und er sah Allem fest ins Auge. Was konnte man ihm anhaben, ihm, der über Alles erhaben.

Er fühlte sich rein, er durfte es, so weit er von Pharisäismus. entfernt und so oft er an seine Brust schlug: Gott sei mir Sünder gnädig! Denn Viele hielten ihn für edler als er war, Jeder beanspruchte Hülfe von ihm, und raisonnirte, wenn er sie nicht erhielt. Wer aber hatte ihm denn geholfen, wo sein Leben doch so viel wichtiger? Nichts komischer, als die überspannten Anforderungen an die Menschen höherer Art, da man doch die Herzensroheit der sonstigen Gesellschaft kennt. Den riesenhaften Egoismus eines Napoleon zugestanden stellt ein Vernünftiger stets die Frage, ob die Mehrzahl, der Menschen nicht in ihrer winzigen Weise genau den gleichen Grad von Egoismus verkörpere – ohne die Entschuldigung des Genies dafür beanspruchen zu können. Nichts aber bereitet dem kleinen Philistergeiste so innigen Genuß, als die Schwächen und Mängel der Größe zu erspähen. So wird denn ein unmöglicher Maßstab sittlicher Vollkommenheit angelegt. Man will nicht begreifen, daß auch der größte Mensch nur eben ein – Mensch bleibt und sich der Nothdurft menschlicher Schwäche nicht entziehen kann. Man fragt erstaunt, selbst wenn man vorurtheilslos den sonst edlen Grundstoff einer genialen Natur würdigt, wie es denn möglich, so viel Niedrigkeit mit so viel Größe zu vereinen. Und doch liegt es in der Artung der Ausnahmenaturen, daß sie alle menschlichen Seiten in sich vereinen. Selbstlose Begeisterung paart sich kalter Berechnung, ideale Reinheit schmutziger Sinnengier.

Verzweifelnd an seinem eingeschnürten Leben, suchte Leonhart seine einzige Rettung und Erhebung in der Betrachtung einer edleren Vorzeit. Aus der erstickenden Wirrniß der zwerghaften Kleinigkeitskrämer flüchtete er in den Verkehr mit Geistern vergangener Tage. Seine düstere mystische Gluth entflammte sich an der thatkräftigen Askese des Puritanismus. War nicht auch Cromwell erst in hohem Alter nach vergeudeter Jugend erweckt worden zum Dienste Gottes? »Hie Schwert des Herrn und Gideon! Der Herr hat sie in unsre Hände gegeben!« Der wilde Größenwahn des Puritanismus, der sich berufen fühlte alle Gewaltigen der Erde wie Stoppeln zu vertilgen mit der Schärfe des Schwertes, seiner Gottessendung bewußt, durchrann die Adern des skeptischen Berliners. Durch Cromwells Briefe und Reden geht ein Ton wie von klirrendem Stahl und Milton's Prosa-Polemik stampft wuchtig einher, wie ein Cromwellscher Kürassier im Büffelkoller. – Noch wirft der große Oliver seinen Schatten über das Inselreich, ob auch der Junkerei Hyänenzahn seinen Staub ausscharrte und in die Lüfte streute. Recht so. Die Luft trug ihn über Meer und Länder als befruchtenden Samen, bis die »Maiblume« der transatlantischen Republik emporwuchs. Stets aufersteht im Angelsachsenthum der alte Puritaner.

Sein Schlachtruf rauschte durch das Sternenbanner auf der Schanze von Bunkershill. Und ein Jahrhundert darauf, bei Appotomax Court Station, als vor den neuen »Rundköpfen« die neuen »Kavaliere« den Degen streckten – auch da ritt Cromwells Geist mit Bibel und Feldherrnstab die Reihen entlang. Und im heißen Sande des Sudan, als Gordon sich als Sühnopfer weihte für seines Volkes Sünden, da beugte sich Cromwells Schatten herab auf den letzten Puritaner.

Als der Freischärler sich in den Sattel schwang, zählte er 42 Jahre. Und binnen sieben Jahren erreichte er die höchste Feldherrnstufe, ohne je Soldat gewesen zu sein, so wie ja Friedrich der Große ursprünglich Abneigung gegen alles Soldatenthum empfand und doch blitzschnell die höchsten Höhen der Strategie erklomm. Die innere Untheilbarkeit der genialen Begabung bedarf ja keines Drills, da in jedem Helden ein Dichter, in jedem Dichter ein Held steckt ....

In wildem Grimm, seiner eigenen Ohnmacht bewußt, schleuderte er »Gebete eines Puritaners« aufs Papier:

 

In meiner Seele haust der Tod.

Jehovah, will dein streng Gebot,

Daß ich soll untergehen?

Der Feinde Schaar ist übergroß

Und ich bin arm und schwach und bloß.

Wie soll ich da bestehen?

 

In meiner Seele haust der Tod.

Ringsum die feige Meute droht.

Und du hast mich verlassen?

Ich schreie nach Gerechtigkeit.

So strafe der Philister Neid,

Die deinen Diener hassen!

 

Du bist es, der mich kämpfen heißt.

In deine Hände, heiliger Geist,

Befehl' ich meine Sache.

Die Dummheit und die Schurkerei

Erbebt vor meinem Todesschrei.

Donnre, du Gott der Rache!

 

Schlag mich ans Kreuz, verfluchte Rotte!

Begeifere, was die Größe that!

Doch glaubt dem unbekannten Gotte:

Euch allen die Vernichtung naht.

 

Ich werde schreckbar mich erheben

Und Euch zermalmen Stück für Stück,

Daß in erbleichendem Erbeben

Ihr schaudert in Euch selbst zurück.

 

Du über den Dingen schwebende Gotteskraft,

Aus irdischem Wehe schrei' ich empor zu Dir,

Der in ewig sonniger Klarheit

Thront und richtet!

 

Lockre des Lebens Bürde auf meinen Schultern,

Nimm die drückende Last von meiner Stirne

Der uralten ewig neuen

Martergedanken!

 

Nicht erhören sollst Du des Sünders Flehn,

Wenn ich die Sünde, die nimmer vergeben wird,

Wider den heiligen Geist die Sünde

Je ich verbrochen!

 

Wenn meines Hohns versengender Racheblitz,

Wenn meines Zornes Donner geschleudert je,

Ohne vollgerechte Vergeltung

Der Unbill zu üben!

 

Wenn dies Gezücht, das schmutzig erbärmliche,

Das mich umkreucht wie zischende Schlangenbrut,

Je gerecht an mir gehandelt

In prahlender Dummheit!

 

Wenn diese Welt in Waffen, die mich umtobt,

Wenn dieser falschen Freundlinge Selbstigkeit,

Wenn all die neidgeblähten Männlein

Nicht strotzen von Ohnmacht!

 

Wenn nicht gefrevelt diese verderbte Zeit

An Deinem Erwählten, heiliger strenger Gott,

Wenn nicht moschustriefende Zwerge

Den Riesen geblendet!

 

Jehova, räche mich! Schenk mir die alte Kraft,

Daß der Philister gleißendes Götzenhaus

Ich zerbreche, auf daß meine Seele,

Stirbt mit den Heiden!

 

Ja, Du erhörst mich, ja, Du erfüllst mein Flehn.

Ich allein gegen sie alle, Ich!

Denn Ein Gott nur lebt im Himmel.

Zittert, ihr Götzen!

 

Unbeschreiblicher Geisterduft spann sich um ihn her, lehrte ihn die lautlose Sprache einer anderen Welt. Sein Dasein gestaltete sich ihm zur bloßen Pantomime, welche das Wesen und das Wesenlose verquickte und in welcher die eigne Existenz zu einem Schattenspiel der Laterna Magica des Unendlichen ward.

Und doch untergrub diese Weltentrücktheit noch mehr sein Nervensystem. Oft hält man für Charakterschwäche, was Nervenschwäche sein mag. Der Magenkranke ißt am liebsten das Unverdaulichste, der Nervöse sucht ordentlich das ihm Schädliche. Denn eine verhängnißvolle Tendenz zum Unheil liegt in der Menschennatur.

Der Verfolgungswahn brach aus. Ueberall ahnte er Gefahren, sah überall Schurken, die seine Schritte belauerten. Zugleich brach dabei das kranke Gewissen durch. Denn wer nichts zu fürchten hat, der fürchtet auch nichts.

Jene unsagbare Angst, die ihn manchmal befiel, überkam ihn. Während er angesichts jeder Gefahr sich zu beherrschen wußte, auf hoher Plattform den Trieb sich hinabzustürzen bezwang, bewältigten ihn im Halbschlaf ähnliche Vorstellungen mit lebenswirklicher Todesangst. Er wand sich hin und her, von schrecklichen Träumen gequält. Und zugleich erfüllte ihn das Bewußtsein, daß seine eigene Unvorsichtigkeit diese grundlosen Befürchtungen heraufbeschwor. Als echter Phantasiemensch lebte er stets in der Minute und kannte da keine Vorsicht noch Rücksicht. In drei litterarische Prozesse zugleich war er als Zeuge verwickelt. In einem sollte eine Postkarte vorgelegt werden, welche Böswillige mißdeuten konnten. In dem andern hatte er nicht ganz correct gehandelt und in dem dritten erschien er theilweise selber schuldig. Seine Phantasie malte ihm nun unablässig das Schlimmste vor, was irgend eintreten möchte! Die Verleumdung der Welt konnte sich an jede Kleinigkeit heften und die Dinge ausspinnen! In dem allen aber mahnte doch das heimliche Bewußtsein, daß man insofern etwas Richtiges rathen könne, als er, wie jeder Mensch, so manchen Punkt in seinem Leben wußte, der keineswegs dem idealen Bilde entsprach, das seine Verehrer von ihm entwarfen. Oft war er kleinlich und selbstsüchtig, oft lächerlich gewesen (bekanntlich fürchtet der Mensch noch mehr lächerlich, als gemein, zu erscheinen). Und schon dies quälte sein überzartes Gewissen, wie Andere ein wirkliches Vergehen.

Mitten in diesem Zustand eines kindischen »Angstgefühls«, dem Psychiater als Anzeichen einer schweren Nervenkrankheit wohlbekannt, producirte er aber unaufhörlich mit überreizter Fruchtbarkeit.

Leonhart schien wirklich ein Genie-Ungeheuer. Was er wollte, konnte er. Er schleuderte seine Genialitäten aufs Papier, willenlos. Zugleich stieg seine Macht, ohne daß er es wollte. Sein Willenszentrum schien so überwältigend, daß es gleichsam magnetisch ausstrahlte, und andere, ohne es zu ahnen, in seine Bahn gezwungen wurden.

Das Innere des Genies scheint ein Krater, der fortwährend explodirt und innere Umwälzungen mitmacht. In Folge dessen fühlt sich die Außenwelt dadurch beunruhigt und bedroht. Nun sind aber die Flammenausbrüche des Genies nicht nur verheerend, sondern auch fruchtbar machend wie Nilüberschwemmungen. Erst wenn der Krater schweigt, sieht man, daß Paradiese aus der Erde schossen. – –

Kürzlich war er einem früheren Liebchen begegnet, die als Gesellschafterin einer alten Dame in demselben Hause wie er gewohnt hatte. Er war von dort verzogen. Der Zufall wollte es, daß er eines Tages am Schöneberger Ufer auf sie stieß. In dem Entzücken des Wiedersehens benahm sie sich so anstößig liebevoll, als gebe es er keine Menschen auf der Straße, so daß er, halb gekehrt, halb um unangenehme Ueberraschung zu vermeiden, ihr vorschlug, sie zu Hause zu besuchen. Ihre Dame war zufällig auf eine Woche verreist und sie sollte das Haus hüten. Aber würde der Portier nicht merken – wenn, sie in ihrer Leidenschaft redete ihm das aus. Wirklich kamen sie auch unangefochten in ihre Parterrewohnung, wo sie, kaum angelangt, in einem Liebesparoxysmus über ihn herfiel, daß ihm der Hut vom Kopfe flog. Wer kann dem Wirbelwind widerstehn, wenn ein Weib seinen Willen haben will! Sie habe in letzter Zeit den »Faust« gelesen und sich an Gretchens Stelle versetzt. Und Die könne sie nicht beklagen, sondern nur beneiden. Sie habe Den genossen, den sie liebte. Was hätten denn Andre vom Leben! Jeden Abend einsam am Fenster sitzen und an den Einen denken! Sie solle sich einen Bräutigam, der's ehrlich meine, anschaffen? Ja, wo fände sich der! Und wenn auch, sie mache sich doch nun mal aus allen Männern nichts, außer Einem. Und die Männer seien alle schlecht, die Weiber freilich auch. Aber er, er allein sei gut. Ja doch, wenn er auch nichts davon hören wolle. Man brauche nur in seine Augen zu sehn, dann sehe man, er sei doch ein guter guter Mensch, wenn auch manchmal etwas unwirsch und heftig.

Dann kamen die Geschichten von all den Nachstellungen, denen sie ausgesetzt, da sie ja auffallend hübsch. Dann wieder ein Strom von Zärtlichkeiten. Mitleid und Leidenschaft zugleich ergriffen ihn, als sie so anbetend vor seinem »Genie« (sie sprach es wie »Jenny« aus) auf den Knieen lag, obschon sie im Grunde nur mit »Mein Fritz, mein Fritz« ihr Eigenthumsrecht auf ihn betonte. Das Sopha war weich. Draußen auf dem Hofe spielte ein Leierkasten – –

Heftiges Klingeln weckte sie auf. Als sie mit noch ziemlich verwirrten Kleidern zur Thür eilte, ergab es sich, daß der Portier Unrath witterte und es für strafbar erklärte, fremde Herrn in die Wohnung zu bringen; dazu sei sie nicht von ihrer Gebieterin zurückgelassen. »Das ist ja nur mein Bruder!« versicherte sie. Nach einigem Parlamentiren gab sich der Mann mit dieser berühmten Ausrede zufrieden und verschwand brummend vom Schauplatz seiner Pflichterfüllung, da die Bediensteten und Portiersleute meist zueinanderhalten. »Ach, ich habe ja Ausrede gemacht!« wiederholte sie mehrmals, als er sich hastig zum Aufbruch fertig machte. Er aber wollte durchaus nicht bleiben, durchaus nicht. Ein widerlicher Schrecken befiel ihn. Wenn man ihn nun hier überraschte – es hing ja nur an einem Haar –, welch ein Skandal! Und der Ruf des unglücklichen Mädchens für immer ruinirt. Wenn das Weib auch rücksichtslos und schrankenlos sich hingiebt, nur den einen Zweck im Auge, so sollte doch der Mann um so mehr sich zu beherrschen wissen. Und ach, er liebte sie ja nicht!

Lüderlichkeit scheint das einzige Mittel, um sich über die Qualen der Liebe wegzusetzen. Die Sinnlichkeit birgt das Lebensproblem. Nur wer sie überwand, ist glücklich. Traurig genug, daß sich mit Genialität fast immer eine abnorme Sinnlichkeit paart. Und was sucht Sinnenlust anders als Liebe? Und scheint nicht Liebe nur ein ewiges Suchen und nicht Finden? Ueberall in jeder Verbindung steckt irgendwas, was vom weltlichen oder vom seelischen Standpunkt aus nicht befriedigt. –

Den Tod im Herzen, riß er sich los, während sie, wie eine Klette an ihm hängend, bis vors Haus (es dämmerte, ein Sonntag-Abend) ihn hinausgeleitete. Wenn nun aus dieser Ueberrumpelung eines Augenblicks endlose Folgen entstanden, was dann? Schon brach bei ihr der naive Größenwahn aus, der in jedem Weibe schlummert. Wie die Dienstmädchen heut als Damen sich kleiden und das Theuerste grade gut genug finden, so stellt sich auch jedes Weib, ob hoch ob niedrig, auch sofort ihrem Liebhaber gleich, sobald dieser einmal mit ihr demselben Naturtrieb gefröhnt. Die Maitressen der Fürsten sehen nur einen Mann, der nebenbei auch Fürst heißt und dessen geheimsten Schwächen sie kennen.

So behandelte auch dies Mädchen im Triumph eines erlangten Liebeswunsches den Gegenstand desselben schon ganz als ihr zugehörig. Natürlich mußten sie sich morgen gleich wieder treffen, und als er Ausflüchte fand, schalt sie ihn mit zärtlicher Zudringlichkeit.

Auch das noch! Als ein recht trister Würdegreis wankte das Opfer einer erzwungenen Liebe heim und fluchte seiner Schwäche. Und war er etwa schuldlos? Hatte er früher nicht selbst mit dem Mädel angebändelt und ihr nachgestellt? War sie nicht blos ihm allein als Beute zugefallen mit der ehrlichen Zuneigung eines naiven Gemüths? Vor dem Tribunal einer höheren Sittlichkeit blieb er ein Schurke, wenn er das Mädchen nun einfach abschüttelte. Abgesehn davon, was noch leider daraus kommen und was ja Niemand berechnen konnte.

Dazu führen stets diese kleinen Unregelmäßigkeiten, welche die meisten Männer auf die leichte Achsel zu nehmen pflegen. Niedrig plebejische »Verhältnisse«, eigentlich doch komischer Art. Allein, was blieb denn ihm anders übrig, einem jungen Mann und armen Teufel? »Verhältnisse« in der »guten« Gesellschaft kommen viel seltener vor, als das thörichte Gerede annimmt. Und zum Heirathen gehören drei Dinge: Erstens Geld, zweitens Geld und drittens nochmals Geld. Und das besitzt man heut genügend erst, wenn die Zähne schon wacklig werden.

So wie er litten die Meisten. Und wer nicht mal mit solchen »Verhältnissen« beglückt, bleibt auf die Kellnerin und die Straßendirne angewiesen, auf die käuflichen Silberlinge und auf die Charité.

Nach der Dresdener Straße zu seiner Tante Meyer war er seit jenem Abend mit Schmoller nicht mehr hinausgepilgert. Als er sie neulich auf der Straße traf, hatte sie häßlich aufgelacht und ihm den Rücken gekehrt.

Er war wie vom Donner gerührt. Eine unabsehbare Perspektive möglicher Unannehmlichkeiten eröffnete sich vor ihm. Er erkannte, wie Schmoller's böse Zunge jenen Abend ausnützen konnte, welchen Grund zum Klatsch er den lieben Herren Collegen geben würde, in welche seltsame Zwangslage er unter Umständen gerathe. Nachdem nämlich sein Incognito gebrochen und sein dortiges Verkehren festgestellt, mußte die semitische Helena auch bald dahinter kommen, daß er sie in seinem naturalistischen Venuslied »Isauscha« abconterfeit.

Sein Nervensystem zitterte in allen Fugen, Ekel und Gram quollen ihm zum Magen auf, so daß er eine Art Angst-Cholerine bekam. Schlaflos wälzte er sich hin und her, Nacht für Nacht.. Was würde sie thun? Er erwartete bestimmt, daß sie ihm schreiben werde. Nichts.. Sie hatten ja freilich einander nichts vorzuwerfen. Allein ein Weib denkt über so etwas ganz anders.

Gräßliche Träume plagten ihn, die einen seltsamen erotischen Schrecken verriethen, der seinem Zustand entsprach.

Er sah sich als Zwangsgeliebter der Semiramis, den sie in rasender Tobsucht mänadisch erdrosselt und zerreißt. Und dabei spürte er sich widerstandsunfähig und empfand eine gewisse tödtliche Wollust bei diesem entehrenden Liebestod. War's auch nur ein Traum, aus dem er schweißgebadet erwachte, so lag doch eine düstre Beichte darin, die er sich wachend kaum zu bekennen wagte.

Liebte er jenes Weib? Nein. Er liebte überhaupt nichts. Er suchte nur vergeblich nach einem würdigen Objekt seiner verhaltenen Sinnengier.

Die entsetzliche Liebeskrankheit befiel ihn wieder und nagte an seinen Eingeweiden. Was hilfts dagegen anzukämpfen! Die erotische Leidenschaft herrscht als stärkste von allen, und hat sie sich auf einen einzigen Gegenstand concentrirt, so bricht sie ewig wieder nach derselben Richtung hin hervor. Welch ein Gefühl, mit einem Geheimniß solcher Art umherwandeln zu müssen! Ein Gefühl, das man wie eine Selbstentehrung verbirgt und wie einen Makel empfindet. Ewig sah er sie vor sich. Vergaß sie ihn wirklich? Was war geschehen? Hatte sie ihm nicht unzähligemal geschworen, daß sie ihn wahnsinnig liebe »ihn nur allein« und nur sein mephistophelisches Hohnlächeln fürchte? »Ich sage Dir alles, alles, und glaube Dir alles, und Du sagst mir nichts, gar nichts.« Nun wußte sie ja – – Ein niedlicher Tasso mit solch einer Leonore! Und doch!

Schon in der antiken Entfesselung aller Genußsuchtinstinkte erklärten Lukrez und andere Jünger des Epikur Entäußerung von allen Leidenschaften für das wahre Glück des Menschen. Scheint dies nicht vielmehr Temperamentssache? Bietet nicht die Leidenschaft der Liebe eine stärkere Erfüllung jener inneren Sehnsucht, welcher kein Mensch sich entschlagen kann, als die olympische Ruhe des Denkers oder des Christen?

Und andrerseits, man betrachte das Leben eines Mannes der That, der aus eigener Kraft die höchsten Ziele des Ehrgeizes erklomm, welch ein unermeßlich unglückliches Leben! Wieviel süßer eine Stunde am warmen Busen des geliebten Weibes, als alle Stunden »krönender Gnade«, höchsten Triumphes! Und dort kommt wenigstens die Nervenreizung durch schmetternde Trompeten, Rosseschnauben, wehende Standarten, Blut und Pulverdampf hinzu. Hingegen die Befriedigung des geistigen Arbeiters, etwa durch das schale Lob auf bedrucktem Papier, wie werthlos wäre sie, wenn nicht die Arbeit selbst ihm Nervenreizung gewährte!

Die Sinne wollen gesättigt sein, koste es was wolle. Wozu das Belasten mit allem möglichen Wissen! Was frommt es, sich mit den Begebenheiten der Vergangenheit vertraut zu machen! Wieviel glücklicher der Handwerker in seinen vier Pfählen bei Weib und Kind, dessen Gedanken nicht über sein Tagewerk hinausgehn! Traurige Ehre, ein »Erwählter des Herrn« zu sein! Sei lieber der Erwählte eines Weibes, das dein Gemüth und deine Sinne befriedigt! Die geschlechtliche Liebe ist die einzige Poesie des Glücks, die einzige Leidenschaft, die kein wesenloses Ziel erheischt. Halb Empfindsamkeit, halb Schmutzerei. Man sollte für jede Hälfte zugleich ein verschiedenes Liebesobjekt wählen. Natur verlangt's .....

Als er nach längerer Pause, dämonischem Zwange folgend, seine alte Flamme aufsuchte, fand er sogleich die Lösung des Räthsels, nämlich die Schöne Helena scharmuzirt von dem schönen Erich v. Lämmerschreyer. Dieser glatte schleimige Bursch hatte eiligst, sobald ihm Schmoller davon klatschte, seinen Finger in die erotischen Wundenmale seines früheren Gönners gelegt und denselben gar leicht in der Gunst dieser ehrgierigen Donna Laura verdrängt, die sich durchaus vom Schicksal erkoren fühlte als morganatisches Ideal eines lorbeergekrönten Petrarka zu dienen!

Da wäre sie bald schön hereingefallen mit ihrem »festen Verhältniß«. Sie mochte ihn ja sehr gern – that er doch immer, wer weiß wie, als ob er mindestens der Großtürke wäre, dieser überspannte Exaltado – nein, dieser pauvre bürgerliche Leonhart, über dessen Schimpfmaul die allwissende »Berliner Tagesstimme« stets so witzig herfiel, konnte ihrem hohen Streben nicht genügen – lang für den erhabenen Herrn von Alvers gehalten! Hingegen, Herr von Lämmerschreyer, Redakteur der »Berliner Tagesstimme« – wie anders wirkte dies Zeichen auf sie ein!

Ja, der ideale Jüngling war wirklich zu der weltbeherrschenden »Berliner Tagesstimme« durch Schlangenwindungen ankriechender Streberei emporgeglitten. Auch sein Freund Rafael Haubitz tauchte zugleich als Theaterkritiker einer größeren Zeitung auf, so daß nun das Jüngste Deutschland alle Segel seines idealen Schwunges zur Reinigung der Litteratur einsetzen konnte. Betrachtete doch Haubitz die gesammte Theaterwelt als eine Mistjauche, die im weitesten Umfange ausgepumpt werden müsse!

Lämmerschreyer aber erstand dem deutschen Volke als geschätzter Kunstkritiker. Wie er das wurde, o es geschehn noch Zeichen und Wunder! Nach seiner eignen Erzählung (er übte sich manchmal in einer wohlfeilen Selbstpersiflage) verhielt sich die Sache so: – – –

»Sie wollen bei uns eintreten?« schnob ihn der Chef des großen Blattes imperatorisch an. »Was können Sie? Womit empfehlen Sie sich?«

»Mein Styl –« begann Jener zaghaft. »Ich schreibe –«

»Ach was! Bei uns wird überhaupt nicht geschrieben – da wird nur geschnitten und geschmiert – geschnitten mit der Scheere, geschmiert mit dem Kleistertopf. Ich frage nach Ihren journalistischen Fähigkeiten. Können Sie machen Skandalnotizen?«

»Ich weiß nicht, ob – wenn Stoff und Grund –«

»Aha, ein Anfänger! Stoff und Grund braucht nicht da zu sein – man findet ihn. Ich frage, können Sie verdächtigen, wie? Können Sie verleumden?«

»Ich glaube, daß in einer guten Schule –«

»Daran wird's Ihnen bei uns nicht fehlen. Doch ich sehe, Sie sind noch grün. Man kann Ihnen den politischen und lokalen Theil nicht anvertrauen. Wie wär's denn mit der Kunst-Kritik, was?«

»Ich verstehe leider nichts davon.«

»Sancta simplicitas! Sie sollen aber verstehn! Hier – da! Da ist der Katalog der Kunstausstellung. Schreiben Sie mir ein Feuilleton. Was roth angestrichen ist, wird gelobt. Was gelb angestrichen ist, wird gerissen.«

»Ich werde mich sofort an Ort und Stelle begeben.«

»Gut, tummeln Sie sich. Ich gebe Ihnen eine Stunde zum Besuch der Ausstellung und zwei zur Niederschrift des Artikels. Hoffentlich haben Sie keinen sogenannten ernsten Geschmack?«

»Nein, ich habe gar keinen.«

»Desto besser! So haben Sie doch etwas, was zu einem Journalisten gehört. Vorwärts! An's Werk!«

Der Neuling fuhr per Pferdebahn zur Ausstellung und sah sich die Sachen flüchtig an; dann ging's an's Schreiben à fünf Reichspfennige per Zeile. Zwei Stunden später hatte der Chef das Manuskript in Händen. Bei der Lectüre desselben entglättete sich seine Stirn und er war zufrieden.

»Nussikow's Portraits zeichnen sich wieder durch jene markige kecke Pinselführung aus, welche die überwundenen Standpunkte der alten Schule beschämt. Seine breite massige Farbengebung, sein schönes rothes und gelbes Colorit, seine feinen Pinselstriche, seine unvergleichliche Wiedergabe der Spitzenmantillen, seine wunderbare Kraft in Darstellung des Ewig-Weiblichen und Ewig-Nackten seine saftige Frische – alles athmet die Gesundheit des modernen Realismus.

Adolf v. Werther's herrliches Bild zeigt diesen größten deutschen Meister auf der vollen Höhe seiner gigantischen Genialität, welche zugleich die Phantasie eines Cornelius mit dem Realismus eines Hogarth vereinigt Da ist Nichts von den althergebrachten Formeln eines abgestandenen Idealismus. Alles so natürlich, so naturwahr, so phothographisch genau bis auf die Uniformknöpfe, daß man wirklich vor einer kolorirten Photographie zu stehen glaubt. Und Dies ist ja das einzig Wahre. Nirgend eine Spur von sogenannter Poesie, nirgend jene akademische Composition, wie die Leute der guten alten Zeit sie anzuwenden pflegten. Alles ist da nüchtern, man möchte beinah sagen steif – aber hierin eben bewundern wir die treue Wahrheitsliebe, die tiefe Auffassung dieses Koryphäen. Die größten Bildflächen werden hier mit einer Schnelligkeit kolorirt, welche staunenswerth erscheint. Wie in einer Fabrik wird die Kunst größten Styles en gros betrieben. Wir glauben nicht fehlzugehn, wenn wir den Meister gleichsam als einen in's Große übersetzten Signor Carlo – jenen berühmten Musikmaler des ›Walhalla-Theaters‹ –, als einen wahren Maler der Zukunft bezeichnen, in welchem das Vorbild Amerikas auch auf künstlerische Sphären zurückwirkt.

Erhaben und unvergleich groß zeigt sich wieder wie gewöhnlich der größte Maler der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, Adam Brenzel, dessen urwüchsige Titanenkraft den falschen Idealismus und Schönheitscultus mit der Keule des Naturalismus zu Boden schlug und den tiefsinnigen Ausspruch Macbeths: ›Schön ist häßlich, häßlich schön‹, mit so erfolgreichem und umfassendem Verständniß in die Wirklichkeit übertrug. Sein neuestes, kaum eine Hand breit großes Meisterwerk ›Schmutzige Kinder im Bade‹ ist von einer liebevollen Versenkung in die intimsten Details, für welche jegliches Lob zu groß. Wie das eine Kind sich das Näschen schneuzt, wie das andere die Zunge herausstreckt, wie das dritte das Hemdchen aufhebt – das ist alles von einer wunderbaren Schönheit, von zauberhafter Lieblichkeit und Süße der Empfindung. Und wie der kleine Schmutzfleck in dem besagten Hemdchen gemalt ist – es ist wonnig. Auch mache ich den Beschauer noch auf das entzückende Kerlchen im Hintergrunde aufmerksam, das dort seitwärts in den Gebüschen sich dem Naturgenusse hinzugeben scheint. Das heißt die Natur gleichsam, wie Aktäon die Diana im Bade, in ihrer vollen Blöße belauschen. Getrost und unbefangen schreiben wir es nieder: Dieses kaum eine Handfläche breite Bildwerk des Altmeisters wiegt ganze Galerien Rafaels auf.

Allen deutschen Frauen und Jungfrauen sei auch die neue Schöpfung Tischenborn's innig empfohlen ›Helena und Cassandra an der Thränenweide‹, welche in ihrem glatten, gleichsam gefirnißten Pinselstrich den gewiegten Meister erkennen läßt. Besonders vorzüglich sind die Aschenkrüglein und die hellen Perlenzähren gemalt, welche, den schönen Augen entquellend, sicher das tiefe Mitgefühl unserer geneigten schönen Leserinnen erwecken.«

»Junger Mann,« sagte der Chef, welcher während der ganzen Zeit in heiligem Kampfzorn die Scheere geschwungen und einen wahren Ballen von kaltem Ausschnitt auf dem Redaktionstisch angehäuft hatte, »Sie gefallen mir. Sie verrathen Spuren eines spekulativen Kopfes. Sie haben meine Intentionen in diesem Artikel nicht übel ausgedrückt. Natürlich, hätte ich das Feuilleton geschrieben – doch dazu habe ich ja gar keine Zeit Die Politik reibt all meine Kräfte auf. Lesen Sie meine ›politische Rundschau‹ jede Woche – daran werden Sie erkennen, was Styl ist. Ihre Sätze sind noch ungelenk. Das ist der Tod für ein Journal. Schreiben Sie ganz knapp und kurz – recht viele Punkte. Doch Sie sind noch jung. Ich als älterer gereifter Journalist belehre Sie. Sogar Ich habe so angefangen. Da, recensiren Sie mal gleich dieses Buch!«

»Ich bitte um Entschuldigung, ich habe seinen Inhalt leider noch nicht kennen gelernt.«

»Unglücklicher, genügt es nicht, wenn ich Ihnen sage, daß dies Buch von einem unserer Gegner herrührt? Vorwärts an's Werk!«

Lämmerschreyer blätterte fünf Minuten in dem Buche und schrieb:

»Dunkle Verhängnisse von Fritz Leonhart. – Ein ungesunder Zolaismus durchweht dieses Machwerk. Es erweckt einen widrigen Eindruck. Die Charaktere sind verschroben. Die Handlung dürftig. Der Styl läßt Alles zu wünschen übrig.« –

»Zum Teufel!« schrie der Chef wüthend, »Sie verstehn ja gar nichts. Zolaismus?! Das ist ja eine Reklame-Recension. Haben Sie noch nie vom ›vernichtenden Lobe‹ gehört? Das wenden Sie hier an – ich mache Ihre Anstellung davon abhängig.«

Jener zerbrach sich mehrmals den Kopf, blätterte nochmals in dem Buche und schrieb gelassen die großen Worte:

»Ein hübsches Büchlein. Eine gewisse, deutlich die Jugend des Verfassers verrathende, rührende Naivetät fordert eine strenge und gerechte Kritik zur Schonung auf. Diese Schilderungen des Berliner Lebens entbehren nicht der Frische. Häufig schlägt Verfasser einen kecken Ton an, wird aber dann leider herzlich langweilig. Doch sind in diesem ansprechenden Versuch immerhin das redliche Streben und der Jugendmuth dieses arbeitssamen und fast wie Calderon und Lope (man kennt Platen's Distichon) fruchtbaren Schriftstellers anzuerkennen. Wird Leonhart erst gründlicher das Leben kennen lernen, so werden auch seine Charaktere jene Unreife jugendlicher Anschauung verlieren, die in jeder neu auftauchenden Romanfigur einen Karl oder Franz Moor zu sehen glaubt. Vielleicht gewinnt die jetzt recht alltägliche, magre und schattenhafte Fabel dann auch an Spannung. Die Sprache verräth oft Nachlässigkeit und die mangelhafte Schulung des Autors. So heißt es – wir könnten zahllose andre Beispiele anführen – z.B.: ›Edgar saß ruhig auf dem Felsen und starrte in die blaue Unendlichkeit (!).‹ Möge es uns der Autor nicht verübeln: Herr Edgar gleicht wirklich dem berühmten Greis, welcher auf dem Dache saß und sich nicht zu helfen wußte. Haben Sie schon mal eine ›blaue Unendlichkeit‹ gesehn? Ich nicht. Auch finden sich zahlreiche Anklänge an ältere Meister. Z.B.S. 163: ›Gehorsam ist die Pflicht eines Christen,‹ grobes Plagiat aus Schiller's ›Kampf mit dem Drachen‹, u.s.w. Kurz, trotz unserer redlichen Bemühung, dem strebsamen Autor gerecht zu werden, und obwohl wir nicht daran verzweifeln wollen, daß dieser später einmal etwas Ordentliches zu leisten fähig sein werde –, müssen wir dies Büchlein doch im Ganzen als ›kaum eben genügend‹ bezeichnen.« – –

Der Chef las – »Sie sind zum Feuilleton-Redakteur ernannt!« rief er aus. »Das Buch liest Keiner von unsern Abonnenten. Haha, neulich hat Leonhart mich nicht auf der Straße gegrüßt – na!« Er rieb sich mit dem wohlthuenden Bewußtsein einer guten That die fettigen Hände.

Jetzt war Lämmerschreyer schon einen vollen Monat Feuilleton-Redakteur und fühlte sich als sechste Großmacht. Während dieser ganzen Zeit hat der Chef immer nur für kalten Ausschnitt gesorgt und jede Erhitzung des Kopfes mit eigenem Federansetzen verschmäht. In der ersten Zeit schrieb der Neuling noch viel – das ist so eine Art Rekrutenfieber, »l'enthousiasme du départ« nennen es die Franzosen. Später entwickelten sich seine journalistischen Fähigkeiten jedoch bedeutend und jetzt maß er sich selbst mit den gewiegtesten Meistern der Scheere und des Kleistertopfs. Auch als Kritiker druckte er gewöhnlich die eingesandten Schemas der Verleger ab oder forderte die Autoren auf, wenn sie ihm bekannt, selbst über sich zu recensiren. So hält man sich die Mühen vom Halse.

Nur über's Theater schrieb er gern selbst. Es giebt da so hübsche Schauspielerinnen und was thut die Kunst nicht für den Ruhm! War er doch der Gewaltige, der selig machen und verdammen kann – war er doch der Spender des Ruhmes, der Feuilletonredakteur eines täglich erscheinenden Blattes!

Manchmal stiegen auch verhungernde Poeten an, die ihre selbstgeschriebenen Opera empfahlen. Nun, da mußte man den Chef sehn, wie er Jedem rieth, seinen Styl nach Ihm zu bilden!! In der That geht die dunkle Sage, daß der Chef neulich einmal sechs Zeilen zu zwanzig Zeilen Ausschnitt hinzugeschrieben haben soll.

Auch Kasimir Pakosch erschien vor seiner neuen Première und ließ aus Versehn in der Nähe des dickbauchigen Kleistertopfs einen knittrigen Brief liegen, in welchen sich eine Banknote verirrt hatte. Doch rief ihn Lämmerschreyer ernsthaft zurück und machte ihn als ehrlicher Finder aufmerksam. Pakosch erröthete. Hatte er sich doch in der Adresse geirrt, da er von hier aus zu Rafael Haubitz wallfahrten wollte. Dafür versicherte er Lämmerschreyer mit verschwimmenden treuen wasserblauen Germanenaugen: »Ja, nur zu Ihnen komme ich, mein verehrter Herr, nur zu Ihnen. Wie würde ich sonst –! Aber die Reife Ihres Urtheils –! Ach, wie wenig liegt mir sonst am äußeren Erfolg, der so leicht in Scherben fällt! Ich bin ein müder Mann, lieber Freund. Nur der Glaube an das ewig Schöne, diesen heiligen Sebastian mit dem Pfeil in purpurner Wunde – nur er hält mich noch aufrecht als Stab meines müden Lebens!«

Ein andermal erzitterte sogar die Redaktionsstube unter dem klobigen Dichterschritt des Herrn von Alvers. Puterroth vor edlem Zorn über den mangelnden Schutz seiner künstlerischen Persönlichkeit, biederte er mächtig darauf los. Sein breiter urgesunder Brustkasten bildete gleichsam den dröhnenden Resonnanzboden seiner sittlichen Ueberzeugung, daß Er als der Erkorene allein den Weg zum Herzen seines Volkes gefunden habe. Um dies Bewußtsein ja nicht einschlafen zu lassen, erließ er von Zeit zu Zeit dröhnende Ukase, worin er Gott und den Menschen sein Leid klagte, er werde lange noch nicht genug bewundert.

»Ja,« rief er mit edlem Freimuth, indem seine große Pickelwarze vor Begeisterung ordentlich karfunkelte, »ja, Herr von Lämmerschreyer, schon als mein Standesgenosse, als Royalist, sind Sie verpflichtet, für mich zu wirken. Ich bin das patriotische Element der deutschen Dichtung. Ich wirke auf mein Volk, ich liebe mein Volk und mein Volk liebt mich. Sehn Sie, für mich besteht heutzutage die ganze Bedeutung eines Dichters in seiner praktischen Einwirkung auf sein Publikum. Hundert Aufführungen hintereinander im ›Neustädtischen Volkstheater‹ – he, was soll's? Laß doch dumme Neidlinge wie Leonhart faseln, Ich sei bloß Theatraliker – ihre respeklosen Ausfälle werden Mir keinen Mann meines Publikums rauben. Mein Volk steht zu Mir, seinem erwählten Dichter.« Er malte jetzt in wenigen Strichen, die den Meister nicht verleugneten, sein neuestes Opus »Gorm der Alte« dem andächtig Lauschenden vor. Gorm der Junge heirathet darin, nachdem er zwei Bräute erdolcht, seine Tante. »Also Sie bringen wohl darüber eine ganz kleine Notiz, etwa dreißig Zeilen oder so, nicht wahr? Ich verlasse mich darauf. Adieu, mein lieber Herr von Lämmerschreyer, adieu. Sie sind ein verehrtes Mitglied jener patriotisch-royalistischen Jugend, die ich begrüße.« Damit schüttelte er dem jugendlichen Redakteur biderb die Hand aus dem Gelenk, indem er jedoch zugleich den Oberkörper würde-kollernd drei Schritt vom Leibe zurückwarf – und stürmte weiter, um seine durchsichtigen Reklamezwecke mit Wasser zu kochen. Wer wollte ihm das verübeln!

Gewiß nicht der Onkel des jungen Lämmerschreyer's, der große Malermeister Adolf von Werther, der seinen Neffen mit manch gutem Rathschlag empfing, als Dieser ihm seine Aufwartung machte.

»Jaja, mein Lieber, mit die Kunst is das Allens ja janz nett, aber so'n bisken Mumpitz muß mit dabei sein. So sage ick immer zu meine Schüler auf die Akademie: Kinder, lernt auf die Guitarre (sprich ›Juhitarre‹) spielen! Damit habe ick viel gemacht. Ein gutes Bild malen is ja janz nett, aber das Bild doch verkoofen – des is noch besser. Und das jeht nur mit Mumpitz, nie ohne dieses! Carrière machen – darin liegt die wahre Musike. Nich wer am besten malt, jewinnt – sondern wer am besten schwatzen und kneipen thut.«

Lämmerschreyer beeilte sich zu versichern, daß er Violoncell spiele.

»Siehst de wie de bist! Violoncell is jut. Damit kannst Du den Damens imponiren un des is die Hauptsache. Komm Du nur mang meine jroßen Abfütterungsjesellschaften – da wirst Du Dein blaues Wunder erleben. Mach' Du man zuerst eine reiche Parthie – das Uebrige findet sich.«

Und es fand sich ja bald. Kaum angelangt und schon einflußreiche Autorität, Feuilletonredakteur der »Berliner Tagesstimme« – man sieht, das wahre Talent bricht sich doch immer Bahn.

Die Hauptsache bleibt immer, daß man von Adel sei. Denn in China, dem Reich der Mitte, wo das Pulver und die Buchdruckerkunst erfunden, gelten nur die Mandarinen vom blauen Knopfe etwas.

 

Als Lämmerschreyer im »Café Liedrian« an jenem Abend seinen früheren Protektor mit ausgesuchter Höflichkeit begrüßte, stürzte dieser eiligst ein Glas Cognac hinunter und empfahl sich, vom Gekicher Frau Meyer's begleitet. –

Er hatte zu drei Krügen Bier eine große Portion Sülze gegessen. Dies, verbunden mit der Kälte und dem Ostwind der Nacht, wirkte offenbar auf seine Eingeweide. Denn er erwachte mit einem so brennenden Durst, daß er mit nackten Füßen aus dem Bette sprang und die Wasserkaraffe auf dem Toilettetisch halb ausschlürfte. Auch dies sänftigte jedoch nicht die Unordnung seiner Nerven. Denn er wurde von den peinlichsten Träumen heimgesucht. Am vorigen Abend war er in dem Moment auf einen Pferdebahnwagen gesprungen, von links statt von rechts, wo ein andrer im vollen Lauf vorüberschoß. Dabei wäre er fast ausgeglitten. Er malte sich nun in der schweigenden Nacht, während der Sturm um die Dächer pfiff, lebendig aus, wie er so leicht unter die Räder und Pferdehufen hätte gerathen können – ebenso wie er oft an der krankhaften Vorstellung litt, er werfe sich in seiner Nervenzerrüttung in unwillkürlichem Wahnsinn vor einen heranrasenden Courirzug. Nun schwebte ihm wiederum der Traumwahn vor, er setze sich, wie dies Kinder so oft thun, aufs Fensterbrett, schaue vier Stockwerk tief herunter, verliere das Gleichgewicht und stürze hinab.

Es liegt etwas allgemein Menschliches, etwas Weltwahres in solchen Nerven-Hallucinationen. Deutlich prägt sich darin die Angst vor jähem Unglück aus, das verzweiflungsvolle Bewußtsein von der ewigen Nähe des Todes. Und doch würde derselbe Mensch auf dem Schlachtfeld furchtlos den Kugeln trotzen.

 
Größenwahn
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