KAPITEL 21

Mit dem Warten und dem Hunger kamen die Ungeduld und schließlich die Wut.

 

Er hat nicht gesagt, wann er zurückkommt!, versuchte sich Melanie abzulenken. Da er ihr den Rock und die Bluse gestohlen hatte, war sie gezwungen gewesen, die Kleidung, die Xylos aus Sofias Wohnung gestohlen hatte, intensiver zu prüfen.

 

Inzwischen hatte sie sich für ein blaues Kleid entschieden, welches ihr zwar hübsch aber nicht zu aufreizend erschien. Zumindest nicht so aufreizend wie die anderen Kleidungsstücke, die der Vampir ausgewählt hatte.

 

Danach hatte sie drei der Bücher aus dem Regal überflogen und konnte sich nun nicht mehr konzentrieren. Längst war der Hunger nicht so schlimm und allverzehrend wie zuvor, aber er war da. Eine nagende Stimme in ihren Eingeweiden, die nur auf einen unbewachten Moment wartete, um machtvoll zuzuschlagen.

 

Sie hatte jeden Zentimeter des Raumes erforscht und untersucht. Kannte alles, was der Vampir an Büchern, CDs oder DVDs besaß, und ihre Langeweile war beinahe so drängend wie der Hunger.

 

Was ist, wenn ihm etwas passiert ist? Sie warf abermals einen Blick zur Uhr.

 

Sechzehntausend Stunden später, und es ist immer noch 3.16 Uhr mitten in der Nacht. Es machte sie nervös, eingesperrt zu sein, ließ sie sich Szenarien vorstellen, die in einem der besten Horrorfilme Verwendung hätten finden können. – Geschnitten.

 

Im Prinzip war sie jedem ausgeliefert, der durch diese Tür kam. Langsam begann sich eine Idee in Melanies Kopf zu formen.

 

*** Als Xylos dieses Mal zurückkam, wurde er wieder unerwartet getroffen. Allerdings weitaus körperlicher, als von Melanies Verzweiflung bei seiner ersten Rückkehr.

 

Die Vampirin musste schon seit einiger Zeit hinter der Tür gelauert haben, und das gebundene Buch traf ihn mit voller Wucht. Ungeachtet seiner vampirischen Fähigkeiten und seiner Zähigkeit ging Xylos zu Boden.

 

Er versuchte zu begreifen, was schiefgegangen war, und kam zu dem einzigen Schluss, zu dem er fähig war: Sie war nicht nur bereit, ihn zu verraten und zu belügen, sondern auch zu mehr. Benommen versuchte er den Schmerz zu ignorieren, der in seinem Kopf dröhnte, wappnete sich auf den nächsten Schlag und hoffte, dass er danach trotzdem noch die Kraft haben würde, sie zu überwältigen.

 

Melanie ließ das Buch sinken. Dies gebundene Ausgabe von „Eine Löwin für die Bestie“ hatte sich als überraschend schlagfest erwiesen – oder sie hatte ihre neue Kraft falsch eingeschätzt. Ein leiser Fluch erstickte in ihrer Kehle. Sie hatte Geräusche gehört, Schritte, die sich der Tür genähert hatten, aber sie hatten nicht nach Xylos geklungen.

 

„Könntest du mich wirklich töten?“ Xylos Blick glitt von dem Buch in Melanies Händen zu ihrem Gesicht und wieder zurück. Seine Stimme klang wie Seide auf einer Wunde, sanft, mit einem Hauch Schmerz. – Wie Sex mit ihm.

 

Melanie verzog ihr Gesicht zu einem entschuldigenden Lächeln, obwohl plötzliche Furcht durch ihren Körper schoss. Sein Blick lehrte sie Angst. Scheiße! Sie wich langsam zurück, als Xylos aufstand. Langsam und geschmeidig. Sie wusste nicht, was er tun würde – oder wie sie sich verhalten sollte. Jennifer Schreiner Honigblut

 

Sie kam sich vor wie ein Idiot. Ein unsicherer, hysterischer Idiot.

 

„Wolltest du mich töten?“, veränderte Xylos seine Frage und hoffte, dass sie sie direkt beantworten würde, um Zeuge der Wahrheit oder der Lüge zu sein.

 

Eine Gänsehaut lief über Melanies Körper, ihre Brustwarzen verhärteten sich, als hätte er sie berührt, und ihr Unterleib schrie mit einem Verlangen, welches nichts mit dem Hunger zu tun hatte, welcher in ihrem Magen tobte. Trotzdem fand sie die Kraft, ihren Kopf zu schütteln.

 

Xylos konnte ihre Angst spüren. Zum ersten Mal, seit er ihr begegnet war, hatte sie wirklich Angst. Und allen Grund dazu! Dass sie das Buch hatte sinken lassen, beruhigte ihn nur geringfügig.

 

„Hör damit auf!“, bat sie ihn.

 

Er verzog seine Lippen zu einem trägen Lächeln, als er ihren Geruch witterte. Nicht nur Angst. Das wiederum gefiel ihm sehr. Du bist immer noch leicht zu manipulieren.

 

„Ich tue nichts!“, gestand er und lächelte süffisant. „Es ist dein eigenes Verlangen, nicht meines, das du spürst.“

 

Sein Blick verfing sich an dem Buch, welches sie immer noch in der Hand hatte. Melanies Blick folgte seinem.

 

„Ich dachte …“ Sie verstummte, und fühlte sich noch mehr wie ein Idiot, weil sie keine Worte für ihre Befürchtungen finden konnte.

 

„Was dachtest du?“ Xylos konnte Melanies Unsicherheit sehen und war es langsam leid. Was musste er noch tun, um diese Frau davon zu überzeugen, dass er sie nicht anlog oder betrog?

 

„Was ist, wenn dir etwas passiert? Ich bin hier drin gefangen und komme nicht raus – niemand weiß, wo ich bin, ich würde hier bei lebendigem Leib verrotten!“, brach ihre Angst aus ihr hervor. Xylos starrte sie perplex an. Also doch! Ein weiterer Ausbruchsversuch!

 

„Was, wenn ein anderer Vampir herkommt?“, fuhr Melanie fort. „Du hast selbst gesagt, dass weibliche Vampire verboten sind und Aufruhr und Chaos herrschen.“ Habe ich das gesagt? – Habe ich! Er stöhnte innerlich. Was für ein Narr du manchmal bist! Nimmst ihr ihre Ängste und gibst ihr gleich dazu die neuen.

 

„Was ist wenn jemand mich findet?“

 

„Jemand? Dein Anschlag hat also gar nicht mir gegolten?“ Plötzliche Erleichterung strömte durch Xylos und hinterließ ein Hochgefühl wie ein Rausch.

 

„Nein.“ Verlegen schüttelte Melanie den Kopf.

 

„Du hast wirklich handfeste Argumente vorgebracht, den ich mich kaum entziehen kann!“, flachste er. Sein Ton wurde weich, ein Versprechen von Leidenschaft und Genuss, der Melanies Körper zum Zittern brachte. Wie um alles in der Welt kann er dich einzig mit seinem Tonfall so sehr in Beschlag nehmen und dich daran erinnern, dass er die Personifikation eines Sexgottes ist?

 

„Heißt das, du lässt mir in Zukunft einen Schlüssel da?“, traute sie sich zu fragen.

 

Xylos lachte. Sie hatte nicht nach ihrer Freiheit gefragt oder ihm Vorwürfe gemacht. Nur nach dem Schlüssel. Trotzdem war die Möglichkeit mehr, als er ihr bieten wollte.

 

Sein Lachen war wie Zuckerwatte. Spinnwebenfein und so süß, dass es sie nach mehr verlangte. Verheerend genüsslich und sättigend. Beinahe orgiastisch.

 

Der Callboy konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal eine Frau so sehr gewollt hatte, wie er Melanie wollte. Er konnte sich nicht einmal daran erinnern, dass er Jennifer Schreiner Honigblut jemals eine Frau so sehr gewollt hatte. Nicht einmal Helena. Er wollte sich in seiner Vampirin verlieren, so lange in ihr sein, bis er nicht mehr wusste, wo er aufhörte und sie begann. So lange, bis sie ihm gehörte.

 

In diesem Moment begriff er, dass sie es geschafft hatte, hinter seine Abwehr zu gelangen. Mit ihrer naiven Unschuld, ihren leicht hysterischen Ängsten und ihrer entwaffnenden Logik. Und genau dort wollte er sie nicht haben, nicht in seinem Herzen und nicht in seinen Gedanken. Denn hier konnte sie ihn verletzten – so sehr, wie es bisher nur Helena geschafft hatte. Noch einmal würde er einen Verrat nicht überleben.

 

„Ich denke nicht, dass ich dir einen Schlüssel geben werde!“

 

Selbst als er es aussprach, wusste er, dass er egoistisch war. Er war bereits im Fadenkreuz der Rebellen, wurde von einem unbekannten Vampir verfolgt. Was, wenn dir wirklich etwas geschieht? Xylos versuchte seine Sicherheit und Beruhigung gegen Melanies Leben aufzuwiegen. Denn das war seine wichtigste Lektion gewesen, die ihn das Leben gelehrt hatte: Kümmere dich nicht zu sehr um andere Leute, sorge dich nicht um sie. Jedes Mal, wenn er es doch getan hatte, hatte er einen hohen Preis dafür gezahlt. Frauen konnte man einfach nicht trauen.

 

Er trat näher, um die Vampirin wenigstens in seine Arme zu ziehen und trösten zu können.

 

Melanie war enttäuscht, ließ seine Berührung aber zu. Xylos hatte sich also dazu durchgerungen, das Risiko einzugehen und sie Gefahren auszusetzen, die er nicht kontrollieren konnte – und vor denen sie sich nicht schützen konnte.

 

Es dauerte einen Moment, bis sie einen Geruch an ihm wahrnahm, der vorher nicht da gewesen war. Sie stieß ihn von sich.

 

Xylos wusste schon vorher, was Melanie wahrgenommen haben musste. Sie roch eine andere Frau an ihm, war aber nicht geschult genug zu erkennen, wen sie roch, oder was diese Frau und er getan hatten. Er lächelte bei dem Gedanken an Maeve.

 

„Du fasst mich besser nicht noch einmal an – sonst verfüttere ich dir deine eigene Hand!“ Sie klang wie Sofia – und dazu eifersüchtig. Widersinnigerweise fühlte er sich geschmeichelt.

 

Konzentrier dich, verdammt! Konzentration! Er versuchte ihren wütend zusammengekniffenen Mund zu ignorieren, Lippen, die dazu einluden, das Schmollen von ihnen zu küssen. Melanie war wie eine Droge. Wenn er noch an Liebe und Partnerschaft geglaubt hätte, wenn es keine Helena in seinem Leben gegeben hätte – und nicht die unzähligen Frauen, die ihn für nichts und wieder nichts anbeteten, nur um ihn im nächsten Moment gegen ein anderes Leben oder einen anderen Vampir einzutauschen – dann hätte er sich vielleicht der Illusion hingegeben, sie wäre die Eine, seine Liebe und seine Gefährtin.

 

Aber sie war keines davon, hatte kein Recht, ihn und seine Handlungen in Bezug auf Frauen in Frage zu stellen. Trotzdem ärgerte es ihn, dass sie glaubte, er sei fremdgegangen.

 

„Vertraust du mir etwa nicht?“

 

„Dir vertrauen? Machst du Witze?“ Ihre Reaktion war ehrlich und überraschte ihn. Noch immer hatte er sich nicht an ihre entwaffnende Ehrlichkeit gewöhnt.

 

„Du bist eifersüchtig!“, stellte er laut fest.

 

Melanie durchfuhr ein kurzer Stich, als sie die Wahrheit in seiner Anklage erkannte. Aber sie verschloss ihr Herz. Er war mit einer anderen Frau zusammengewesen. Hatte Jennifer Schreiner Honigblut wer weiß was mit ihr gemacht. Sie durfte ihm keine Macht geben, keinen Zugang zu ihren tieferen Emotionen und ihn nicht lieben. Nicht nur ihn – niemanden.

 

Früher oder später würde er bei einer anderen Frau bleiben. Schließlich war er ein Callboy, ein Gangster der Liebe. Sie als Vampirin war einfach nur etwas Neues, eine Herausforderung. Wenn sie erst einmal vor ihm kroch und ihn mit Schwüren und Liebe überhäufte, würde er sie auslachen und gehen. Genau wie Mom und Dad …

 

Xylos sah das kurze Aufblitzen von Tränen in Melanies Augen, bevor sie antwortete: „Bin ich nicht. Du bedeutest mir nichts.“ Sie log, versuchte aber ihren Worten zur Wahrheit zu verhelfen, indem sie ihn herausfordernd anblickte. „Und du liebst mich auch nicht, Mr.-‚Ich-befriedige-alle-Frauen,-die-ich-finden-kann’.“

 

„Dann habe ich jetzt genau die richtige Herausforderung für dich ‚Frau,-die-michnicht-liebt’: Ich werde alle anderen Frauen aufgeben. Sofort. Wenn du ihre Stelle in meinem Bett einnimmst. Für immer.”

 

Melanie starrte Xylos an und versuchte auszuloten, was genau er ihr anbot, und was er verlangte. Tausend verschiedene Emotionen – Wut, Verrat, Neugier, Angst, Lust, Schock – tobten durch ihren Verstand, und sie bekam nicht mit, dass er sich bewegte.

 

Erst als er direkt vor ihr stand, wurde sie sich seiner Anwesenheit wieder bewusst. Sie starrte ihn an, registrierte zum ersten Mal, dass er kaum größer war als sie und biologisch betrachtet nur wenig älter.

 

Die erste Berührung, seine Finger an ihren Wangen, und sie erschrak. Sie spürte seine Wirkung bis zu den Zehenspitzen.

 

„Nur, um dich zu warnen, bevor du antwortest: Normalerweise achte ich sehr darauf, dass mich die Frauen, mit denen ich Umgang habe, nicht interessieren. Nicht ihre Vergangenheit und nicht ihre Zukunft. Sie bleiben in sicherer Entfernung zu meinen eigenen Gefühlen. Und bisher hat keine meinen Kriterien genügt. Nur du warst so unvernünftig, dich in meine Träume zu stehlen …“

 

Er hauchte einen Kuss gegen ihre sexy Lippen.

 

„Ich habe doch gar nichts gemacht!“, murmelte Melanie leise protestierend, als die Hände des Vampirs besitzergreifend unter ihre Bluse glitten.

 

Xylos lachte, ein dumpfer Bass in ihrem Unterleib, der ihre Zellen in Aufruhr versetzte. „Gar nichts würde ich dazu nicht sagen!“ Er zwang sie, ihm in die Augen zu gucken. In seine bodenlosen Augen. „Dich will ich behalten – um jeden Preis!“, gestand er.

 

„Dann solltest du mit hohen Kosten rechnen!“, hauchte Melanie. Sie musste sich konzentrieren, um den Boden unter den Füßen nicht zu verlieren, während seine Hände die Träger des Kleides über ihre Schultern und dann über ihre Arme nach unten strichen, bis der Stoff locker auf ihrer Hüfte lag.

 

„Du verstehst nicht!“, korrigierte er. „Du wirst bei mir bleiben – koste es, was es wolle!“

 

Melanie frohlockte innerlich, als er das Textil weiter nach unten zwang. Wenn der Vampir glaubte, sie mit seinen Worten bedroht zu haben, war er auf dem Holzweg. Sie hatte schließlich nie vorgehabt, ihn zu verlassen, und seine habgierigen, besitzergreifenden Worte zeigten ihr nur eines: Dass er sie begehrte und bei ihr bleiben wollte.

 

„JETZT bist du meine Gefangene – und du solltest dich an diese Rolle gewöhnen!“ Sein Kuss wurde tiefer, während er sie aus dem Kleid und in Richtung Bett schob. Jennifer Schreiner Honigblut

 

Als er nach den Seidentüchern griff, die immer noch an den Bettpfosten festgemacht waren, schüttelte Melanie den Kopf. Zu gerne wollte sie ihn berühren, wollte dafür sorgen, dass er es auch genoss, und testen, ob sie mehr tun konnte, als Spielball seiner Begierde zu sein.

 

Doch Xylos ließ sich nicht erweichen, band ihre Handgelenke und Fußknöchel wieder fest.

 

„Warum immer Fesseln?“, fragte sie behutsam.

 

„Ich habe es dir gesagt: Du bist meine Gefangene!“, lächelte Xylos. „Frauen kann man nur durch Fesseln beherrschen, sie nur so dazu bringen, zu bleiben.“

 

Melanie schloss kurz die Augen. Er hatte ihr mehr gesagt, als er wahrscheinlich ahnte. Zum ersten Mal bekam sie eine Ahnung davon, dass ihn eine Frau verletzt haben musste. Sehr. Genug, um allen Personen weiblichen Geschlechts zu misstrauen.

 

„Außerdem schulde ich dir noch eine Bestrafung für den Schlag auf den Kopf!“, neckte der Callboy sein Geschöpf.

 

Melanie starrte Xylos ungläubig an, sah zu, wie er sich langsam und neckend erotisch auszog. Er würde es schon wieder tun. Sie leiden lassen, bis ihr gesamter Körper um seine Aufmerksamkeit bettelte. Oh! Wie sehr wünschte sie sich, er würde ihr endlich einmal die Macht zugestehen, ihn ebenso leiden zu lassen. Ebenso mit ihm zu spielen, wie er es mit ihr tat, den Genuss hinauszuzögern, bis er ihn kaum noch aushalten konnte.

 

Mittlerweile hatte sie sein Spiel verstanden, konnte sich aber der Faszination immer noch nicht entziehen. Es war das Versprechen der Lust, welches sofort und wie ein Aphrodisiakum wirkte.

 

Seine Hände begannen einen erotischen Tanz auf ihrem Körper aufzuführen, liebkosten die Stellen, an denen die Seide leicht in ihre Haut schnitt, verwöhnten jeden nackten Zentimeter und trugen die Vampirin langsam Richtung Himmel.

 

Sie wusste, dass es noch eine Ewigkeit dauern würde, bis er ihr die Ekstase gönnen würde, wusste, dass er es hinauszögern würde – zu ihrer Freude – und doch war sie bereits jetzt so weit und versucht zu betteln.

 

Xylos zog zwei ca. fünf Zentimeter lange Klammern aus seiner Hosentasche und hielt sie so, dass Melanie sie sehen konnte. An ihrem Gesichtsausdruck erkannte er, dass sie keine Ahnung hatte, was die beiden Gegenstände, an denen zwei silberne Ketten befestigt waren, zu bedeuten hatten.

 

Er öffnete eine, zeigte ihr die beiden Seiten, die mit hartem Plastik überzogen waren. Dann schloss er sie wieder.

 

Melanie sah ihn verunsichert und voller Neugierde an, während er die beiden schwarzen Plastikseiten der Klammer rechts und links von ihrer linken Brustwarze platzierte. Er drehte die Schraube der Vorrichtung so fest, dass sie nicht mehr verrutschen konnte.

 

Melanie schien immer noch nicht zu wissen, was sie von seinem neuen Spielzeug halten sollte. Der Druck war gerade nur so groß, dass es reichte, um die Klammer an Ort und Stelle zu halten; so groß, als wenn er ihre Brustwarze zwischen Daumen und Zeigefinger festhalten würde.

 

Er platzierte die zweite Klammer, drückte dann beide nach unten und ließ sie los.

 

Melanie bäumte sich unter dem kurzen Schmerz vor Schock auf. Ihr Mund öffnete sich, doch zwei oder drei Sekunden konnte sie keinen Laut hervorbringen. Jennifer Schreiner Honigblut

 

„Nicht!“, befahl sie endlich, als sich seine Hände wieder Richtung Klammern bewegten.

 

„Mit jedem Wort, das du sagst, mache ich sie enger!“, warnte Xylos.

 

„Xylos!“ Ihr Aufruf kam erschrocken, wie eine Bitte.

 

Er nahm die linke Klammer, hielt sie zwischen Daumen und Zeigefinger fest und drehte die kleine Schraube langsam fester.

 

Melanie schrie auf, als sich das harte Plastik gnadenlos in ihre rosige Warze presste.

 

„Mit jedem Wort!“, betonte Xylos noch einmal, während er die Prozedur auf der anderen Seite wiederholte.

 

„Nein!“

 

Achselzuckend drehte er beide Klammern noch ein wenig fester. Melanie stöhnte vor Schmerzen, sagte aber nichts mehr. Nun waren die Klammern fest, aber nicht unerträglich, und langsam gewöhnte sie sich an den Schmerz. Erst, als Xylos die Klammern langsam nach unten bog, gab die Vampirin einen kurzen, spitzen Schmerzenschrei von sich, voller Frust darüber, dass sie nicht einmal protestieren konnte.

 

Er hatte sich getäuscht. Melanie vertraute ihm, vertraute ihm vollkommen. Sie versuchte nicht einmal zu entkommen oder sich zu wehren. War sich sicher, dass die Qualen nur dazu dienten, ihr unvergleichbare Lust zu schenken. Züchtigung und Erlösung in einem.

 

Der Vampir konnte sehen, wie sich jeder ihrer Muskeln anspannte, um den Qualen zu entgehen, die gleich kommen würden. Er ließ die Klammern los und sah zu, wie der Schmerz durch ihren Körper schoss.

 

Melanie schrie auf, als wirklicher Schmerz wie ein weißes Gleißen durch ihre Adern schoss, die Nerven versengte und das Wippen der Klammern schließlich bei jedem Auf und Ab kleine Schmerzwellen durch ihren Köper jagte.

 

Ihr schmerzvolles Stöhnen war die Einladung, auf die Xylos gewartet hatte. Er drückte seine Hand von außen gegen ihren Slip, benutzte seine Finger, um Melanie durch die Seide hindurch zu verwöhnen und von den Schmerzen abzulenken.

 

Die Vampirin zuckte unter seiner Berührung, der Schmerz war nur noch im Hintergrund vorhanden, eine vage Erinnerung durch das erste Aufflammen der Lust hindurch.

 

Bedächtig griff er mit seiner freien Hand die beiden Ketten, stoppte die Bewegung der anderen Hand, und zog an den Klammern. Melanie stöhnte, als ihre Brustwarzen dem Druck folgten und schrie auf, als Xylos die Ketten losließ. Wieder ließ er seine Finger über ihren Slip gleiten, presste und holte sie innerhalb von Sekunden wieder über die Grenzen des Schmerzes zurück. Der Callboy wiederholte diese Prozedur, bis das sanfte Flattern seiner Fingerspitzen Melanie dazu brachte, genießerisch zu seufzen. Ihre Schenkel spannten sich nun alle paar Sekunden an, nicht vor Schmerz, sondern vor den anrollenden Wogen der Lust.

 

Wieder und wieder brachte er ihr Qual – und verwöhnte sie. Abwechselnd brachte er sie zum Schreien und zum Seufzen. Längst hatte sie sich an den Schmerz gewöhnt, hatte ihn als Teil der Lust akzeptiert, sehnte ihn sogar herbei, denn nach ihm kamen Xylos geschickte Finger. Der Vampir konnte sehen, wie sich Melanies Hüfte bewegte, schon bevor die Klammern aufhörten zu wippen, wie sie sich nach der nächsten Woge der Lust sehnte. Jennifer Schreiner Honigblut

 

Sie strebte allmählich dem Höhepunkt zu. Auf Wogen, machtvoller als alles, was der Lust in diesem Spiel vorangegangen war.

 

Er ließ sie zusehen, wie er eine Kerze anzündete.

 

Melanies Mund bewegte sich schon, um ihre Bitte zu formulieren, aber im letzten Moment erinnerte sie sich an seine Drohung – sein Versprechen – und schwieg. Sie setzte ihre einzige Waffe ein, ihren Blick als stummes Flehen.

 

Xylos lächelte nur und ließ ein schwarzes Tuch vor ihren Augen baumeln.

 

Mit einem kummervollen Seufzer ließ sie zu, dass er ihr die Augen verband. Ihr Verstand, ihre Emotionen und ihre Lust liefen Amok; genau, wie er beabsichtigt hatte. Ihre Nerven waren zum Zerreißen angespannt, als sie die Hitze der Kerzenflamme auf ihrer Haut spürte.

 

Xylos kippte die Kerze leicht zur Seite und goss einen Tropfen siedendes Wachs auf Melanies Bauch.

 

Melanies Schrei zersplitterte die Stille im Zimmer. Sie krümmte sich, um der Hitze zu entkommen. Doch während das heiße Wachs binnen Sekunden erstarrte und nur einen Fleck auf ihrer makellosen Haut hinterließ, brachte ihr Aufbäumen die Klammern zum Wippen.

 

„Bitte …“, flehte sie und schrie erneut auf, als Xylos die kleine Metallschraube an beiden Klammern enger stellte und ihre Brustwarzen zusammendrückte.

 

Der nächste Tropfen traf ihre Brust, knapp oberhalb der Klammer. Wieder bog sich ihr Körper durch. Obwohl sie versucht hatte, sich auf die Schmerzen einzustellen. Nie hätte sie gedacht, dass er sie ausgerechnet dort treffen würde.

 

Melanie versuchte die Augenbinde abzustreifen, um wenigstens zu sehen, wo der nächste Tropfen landen würde, und sich so gegen die Schmerzen wappnen zu können. Doch es war zwecklos. Der nächste Tropfen traf sie oberhalb der anderen Brustwarze.

 

Der Schmerz, den die wippenden Klammern auslösten, kontrollierte jede andere Empfindung, ließ sie zucken, bis sie schließlich schluchzend zurücksank.

 

Xylos zog eine weitere Überraschung aus seiner Tasche. Einen Elektro-Vibe, einen 15 Zentimeter langen Vibrator aus Silikon, hautfarben mit schwarzem Mittelteil.

 

Xylos schob ihn unter Melanies Seidenslip – und dann in sie hinein.

 

Melanie krümmte sich unwillkürlich, konnte die konvulsivischen Zuckungen ihrer Muskeln nicht länger kontrollieren. Sie war auf Schmerzen gefasst gewesen – aber nicht da; überall, nur nicht dort. Sie wimmerte leise, konnte den Ton nicht zurückhalten, nicht ihre Abwehr, mit der sie die Klammern in erneute Bewegung versetzte. Nur langsam gelang es ihr, ihren Körper zur Ruhe zu zwingen. Doch erst, als sich in ihr nichts tat, entspannte sie sich langsam. Nur, um sich wieder zu wehren, als der Gegenstand in ihr zu pulsieren begann.

 

Xylos bewegte den Elektro-Vibe in Melanie. Berührte ihre empfindsamen Scheidenwände, ihre Klitoris mit seinen Fingern und drehte auf Stufe 1. Melanies ruckende Bewegungen brachte die Klammern erneut zum Schwingen, doch ihr Seufzer, als sie begriff, dass es keine Schmerzen waren, die sie dort – an ihrem intimsten Ort – spürte, sondern eine Belohnung, war vollkommen.

 

Xylos beobachtete die Entspannung. Die ersten Wellen, die von dem elektrischen Vibrator ausgingen, waren sanft, zu sanft. Er drehte die Stromstimulation auf Stufe 2.

 

Als ein Wachstropfen Melanies empfindliche, gereizte Haut traf, schrie sie auf. Aber es gelang ihr, ihren Körper ruhig zu halten. Der nächste Tropfen traf in einer Reihe Jennifer Schreiner Honigblut kleiner Wachsflecken. Die Schmerzen waren schön, vollkommen und fachten ihre Lust an. Xylos konnte es sehen und riechen. Ihre Erregung, ihr Duft und ihre Zuckungen bildeten gemeinsam mit dem Geruch von Wachs, Schwefelhölzchen und Sex ein sinnliches Kaleidoskop, dem er nur schwer widerstehen konnte. Nur zu gerne wollte sein Körper Verrat begehen und beenden, was er angefangen hatte. Melanie verwöhnen und ihr zur Ekstase verhelfen.

 

Er drehte den Regler auf 3 und dann auf 4. Die Reizstromimpulse waren sehr intensiv.

 

Melanie konnte kaum erwarten, dass der nächste Tropfen fiel. Beim nächsten Tropfen würde er ihr mehr zugestehen, mehr von dieser Köstlichkeit, die er unterwegs besorgt haben musste, um sie zu verwöhnen.

 

Ihr Schmerz hatte sich inzwischen mit der Lust verbunden, war nur mehr ein heißes Kribbeln, verwoben mit Empfindungen, für die sie bisher keine Bezeichnung gehabt hatte. Endlich fiel der nächste Tropfen – direkt auf die Innenseite ihres Oberschenkels. Das heiße Wachs kühlte schnell genug ab, so dass ihre Sinne kaum Gelegenheit hatten, zwischen Schmerz und Lust zu unterscheiden, zwischen Spannung und Entspannung.

 

Als Xylos den Regler auf 5 stellte, biss sich Melanie auf die Unterlippe. Sie musste ruhig bleiben und still halten! Doch die Stromimpulse waren gnadenlos, gaben einen Takt vor, dem sie nicht widerstehen, und den sie durch nichts beeinflussen konnte.

 

Xylos konnte sehen, wie Melanie die Schmerzen erwartete – in der Gewissheit, dass danach die Lust kommen würde. Und sie wollte mehr, viel mehr. Alles. Wollte ihn. Er konnte die Hemmungslosigkeit und die Gier erkennen, nahm ihre Ekstase mit all seinen Sinnen wahr, und es war die größte Herausforderung, die er je bestritten hatte, die größte Versuchung, der er widerstand, sie nicht auf der Stelle zu nehmen.

 

6. Die Stromimpulse waren jetzt so stark, dass Melanie sich wie von alleine versteifte; ebenso, wie sie sich vorher vor Schmerzen versteift hatte. Es war vergeblich. Jeder Impuls ließ ihren Körper beben und jedes Beben brachte die Klammern zum Wippen. Doch die Vampirin war bereits jenseits der Klammern, jenseits von Schmerz und Lust, wurde nur noch von animalischem Verlangen getrieben.

 

7. Ihre Schreie wurden Schreie purer, überwältigender Lust. Xylos hatte es stets geliebt, wenn seine Frauen laut waren. Bereits im Leben hatte er jederzeit eine laute Bestie einer stummen Miezekatze vorgezogen. Doch keine Frau hatte je mit Melanies Begeisterung mithalten können, mit der Art und Weise, wie sie ihm zu verstehen gab, was ihr Körper und ihr Geist durchmachte.

 

Er stellte den Impulsgeber aus und zog an der Brustkette.

 

Melanies lustvolle Trance zersplitterte in Schmerzen. Sie spürte das plötzliche, heftige Brennen ihrer Brustwarzen, als die Klammern sich abwärts neigten; das Brennen pflanzte sich in ihren Nerven fort, entkam in einem Schrei der Empörung und der hilflosen Qual.

 

7. Binnen Sekunden konnte Xylos sehen, wie Melanie wieder von Lust überwältigt wurde.

 

Wieder stoppte er die Impulse und wieder zog er an der Kette.

 

Hilflos warf Melanie ihren Kopf hin und her. Viel zu sehr in dem Labyrinth gefangen, in welches Xylos sie entführt hatte, um noch zu sprechen, zu bitten und zu flehen.

 

7. Dreißig Sekunden gestand Xylos Melanie Lust zu, bevor er sie wieder Schmerz lehrte. Dann vierzig Sekunden. Jennifer Schreiner Honigblut

 

Mit jedem Anlauf stieg sie höher. Impuls um Impuls. Unter dem Ziehen der Kette zerbrach sie fast, doch sie brauchte es, es holte sie jedes Mal wieder zurück, hielt sie am Rand der Ekstase. Nur die Bestrafung hielt sie davon ab, endlich zu kommen, den letzten Schritt zu gehen, und es gab keinen erregenderen Moment, als den, wenn die Qual der Kette durch den Vibrator abgelöst wurde.

 

8 Ein tiefes, euphorisches Beben erfasste Melanies Körper, als sie sich von Neuem den rhythmischen Stromimpulsen hingab – und den Wogen der Lust.

 

„Lass los und schenk dich mir!“, flüsterte Xylos, presste seine Hand auf Melanies durchnässten Slip und verdoppelte die ekstatischen Explosionen in der Vampirin.

 

Ihre Schreie, die aus einem tiefen, intimen Ort kamen, den er nie wieder erreichen würde, klangen wie Musik in seinen Ohren, befreiten ihn ebenso, wie sie sie befreiten. Er hatte es geschafft, hatte widerstanden! Hatte nicht mit ihr geschlafen, obwohl er nichts mehr gewollt hatte, als in ihrer Lust zu baden. Stattdessen schenkte er ihr reinen, unverfälschten Genuss, sah zu, wie krampfartige Zuckungen ihren Körper schüttelten und sie kam … und kam … und kam.

 

Ihre Hemmungslosigkeit und ihr Vertrauen waren köstlicher als alle Triumphe, die er je erlebt hatte, köstlicher als jeder Akt der Penetration.

 

*** Melanie hielt Xylos mit sanfter Gewalt fest, nachdem er sie losgebunden hatte und sich anschickte, das Bett zu verlassen. Verwirrt ließ er zu, dass sie ihn neben sich zog und sich an ihn ankuschelte.

 

„Wenn du jetzt gehst, werde ich einen Weg hier herausfinden, dich suchen und aufstöbern! Und wenn ich die ganze Ewigkeit dafür brauche.” Ihr Blick war ernst und enthielt eine sanfte Warnung. „Und dann gnade dir Gott, denn ich werde es nicht tun.“

 

Xylos starrte sein himmlisches Geschöpf an. Sie war wunderschön und die Sanftheit in ihrem Blick, die Zuneigung war fantastisch; fühlte sich gut an, wundervoll. Nie hatte ihn eine Frau mit einer dermaßen tiefen Intensität angesehen. Nicht einmal Helena.

 

Er hatte immer das Gefühl gehabt, dass etwas in Helenas Blick fehlte, es aber nie deuten können. Ihr Herz, erkannte er jetzt mit schmerzlicher Klarheit. Hätte ich es früher gewusst, vielleicht hätte ich Helena dann eher durchschaut?

 

Melanie hatte recht. Es machte einen Unterschied, ob das Herz involviert war oder nicht. Es war nur ein feiner, subtiler Unterschied, doch genau das war es, was in Helenas Berührungen, in ihren Schwüren gefehlt hatte – was ihm in all den Jahrhunderten gefehlt hatte. Er hatte es nur nie verstanden.

 

Zum ersten Mal seit 148 v. Chr. fühlte er sich wieder wie ein Mann, und dieses Gefühl kam mit einem Verlangen, so tiefgründig, dass es direkt durch sein Herz ging.

 

Er wollte Melanie. Körper und Seele. Der Gedanke erschreckte ihn.

 

Doch Tatsache war, dass er sich noch nie – nicht mehr seit seiner Kindheit in Adramyttion – so sehr gewünscht hatte, dass er geliebt wurde. Und sie liebte ihn.

 

Xylos befreites Lachen rührte an Melanies Herz. Sie wusste, dass es zu spät war, dass es schon zu spät gewesen war, als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Jetzt endlich schien auch er es bemerkt zu haben. Sie hatte sich viele Szenarien vorgestellt, alle möglichen Dialoge ausgemalt und sich gegen Hohn und Spott ebenso gewappnet, wie Jennifer Schreiner Honigblut gegen Versprechungen und Liebesbekenntnisse. Doch sein glückliches, erleichtertes Lachen entwaffnete sie und drang durch ihre Abwehr. Jennifer Schreiner Honigblut