Kapitel 10

 

 

Er ging wie durch einen weißen Schleier. Nicht einmal die Hand vor Augen konnte er bei seinem ersten Schritt aus seinem Haus erkennen. Mittlerweile hatte sich die weiße Blockade etwas geöffnet. Aber er kannte die Strecke zu dem Haus von Cooper Cheetwood bereits so gut, dass er auch mit verbunden Augen dort hingefunden hätte.

Die meisten der glühenden Ahornbäume, die er auf seinem Weg hinter sich ließ, hatten eine prächtige Höhe von bis zu zwölf Metern. Die weiblichen und männlichen Blüten waren schön getrennt.

Da war es wieder, das Getrenntsein. Er war doch hier nach Mackville gekommen, um getrennt zu bleiben, und jetzt das. Er lud eine Frau, der er noch nie begegnet war, zu sich ein. War er denn von Sinnen? Nein, er hatte sich verliebt. Verliebt, in Worte und in ein kleines Bild. Das Gefühl war prickelnd; ob daraus eine echte, vielleicht die große, Liebe werden würde? Dieses Geheimnis ruhte noch in den Wäldern Vermonts. In Washington, D.C. wäre ihm das nicht passiert. Sich in eine Frau zu verlieben, die ihm einen Brief schrieb. Doch die Wochen in diesem strahlenden Paradies hatten seine Seele bereits wieder insoweit von einer schweren Last befreien können, dass sein Herz für Donnas Worte anfällig wurde. Greife die Liebe – greife sie, egal, wann sie dir gegenübersteht, hatte seine Mutter immer gesagt. Doch leider konnte er ihr schon lange keine glücklichen Botschaften mehr erzählen.

Es war noch dunkel. Der Nebel löste sich immer schneller auf. Bald würde es soweit sein. Der Tag würde beginnen. Er hatte es Cooper bereits zwei Tage nach ihrem Kennen lernen versprochen, dass er mit ihm zusammen einmal dieses Ereignis verfolgen würde. Von seiner Veranda aus, mit dem Blick auf den Mackville. Der See würde brennen, wie die Bäume, wenn die Sonne sie mit ihren ersten Strahlen küsste. Bitte lass uns das zumindest einmal zusammen genießen, hatte Cooper Cheetwood zu Tom gesagt. Seit Diadoras Tod konnte ich dieses Ereignis mit niemandem mehr teilen.

Das herabgefallene Laub war durch die Feuchtigkeit des sich auflösenden Nebels sehr rutschig. Der Anstieg zu Coopers Hütte war nicht so einfach wie am Tag, wenn der Untergrund trocken war.

Tom sah ihn bereits. Cooper saß ihn seinem Schaukelstuhl, den er von Diadora geschenkt bekommen hatte. Es ist so, als ob sie mich umarmt, waren seine Worte zu dem Stuhl. Tom wusste was er meinte.

»Guten Morgen, Tom. Komm setz‘ dich, es geht gleich los.«

Tom betrat die Veranda und setzte sich auf den knarzenden Holzstuhl neben Cooper. Er überkreuzte die Beine. Seine Boots waren mit Laub, Nadeln und Matsch verschmiert. Die Hosenbeine seiner Jeans hatten den Marsch zu Cooper nicht unbeschadet überstanden. Sie waren an den Enden mit nasser Erde verschmutzt.

Stille kehrte ein. Die Sonne begann sich langsam hinter den ersten Bergen zu zeigen. Sie war bereit ihre warmen Hände auszustrecken und den Indian Summer erstrahlen zu lassen. Der Anblick glich dem einer sich öffnenden Himmelspforte. Der Nebel bestand nur noch aus einzelnen Schwaden. Sie gingen in den Wäldern unter. Über dem See waren sie nur noch wie Schaumzucker auf einer Torte verstreut.

Tom wusste nicht, was er beobachten sollte. Es war alles so schön. Die sich erhebende Sonne; der See, bei dem man annahm, er würde von übergroßen Scheinwerfern bestrahlt; die vielen verschiedenen Baumarten, die jede ihren Reiz entfaltete. Oder einfach nur das glückliche Gesicht des alten Mannes, der auf seiner Veranda dieses Schauspiel beobachtete, so als ob er es das erste Mal sehen würde. Cooper log sich immer wieder selbst an, dass ihm die Natur gleichgültig geworden war, da er ja alles schon so lange kannte. Dieses Ereignis, jeden Morgen im Herbst, war ein Monumental für sich, das mit fast nichts gleichzusetzen war. Tom war überwältigt von diesen Eindrücken.

»Und, Tom? Was ist mit dir los? Deine Augen glühen wie flüssige Lava. Waren es alleine diese Minuten, die sie so zum Leuchten brachten, oder ist da noch etwas anderes?«, fragte der weise Cooper. Er wusste, was solch Blicke ohne Worte zu sagen hatten.

»Cooper, dein Alter lässt dich von meinen Augen ablesen. Es waren die vergangenen Minuten, aber es gibt da noch etwas, was mein Herz berührt«, seufzte Tom.

»Es ist ja nicht schwer zu erraten, was es ist. Wie heißt Sie?«

Tom lächelte Cooper an. „Donna.“ Er sprach den Namen aus, als ob es eine erlesene Speise in einem sündhaft teueren Restaurant gewesen wäre.

»Schöner Name. Ist sie aus Mackville?«, fragte Cooper, berichtete sich aber gleich wieder, »dort gibt es keine Donna. Höchstens du schaust ganz jungen Dingern hinterher. So auf dem Laufenden bin ich nicht mehr, was in dem Kuhdorf von statten geht«, scherzte er.

»Nein, sie ist nicht von hier. Sie kommt aus Boston ... und ich habe sie noch nie gesehen.«

Tom erzählte seinem alten Freund, was bisher alles geschehen war und dass er gestern einen neuen Brief von Donna erhalten hatte, der alles übertraf, was er sich je von einer Antwort erhofft hatte.

»Sie hat solch eine schöne Sprache, die sie in wenige Worte bündeln kann. Man möchte gleich den Brief küssen. Mein Herz schlägt heftig, wenn ich nur daran denke, Coop. Und das Kind, Julia heißt sie, ist für mich nicht das geringste Problem. Gestern, als ich den Satz das erste Mal las musste ich schon schlucken. Ich und Kinder, aber umso länger ich über Donna und Julia nachdachte, wurde mir klar, dass es etwas Wunderbares ist. Ich hoffe nur, dass mich ihre Tochter auch akzeptieren wird, wenn ich ihr begegne.«

»So ein feiner Kerl wie du bist.« Er sah Tom in die Augen. »Kinder sind oft gescheiter als viele Erwachsene. Das Abtasten, ob du was für ihre Mom bist, wirst du sicher bestehen. So irren kann sich kein Kind.«

Tom gab Cooper einen leichten Klaps auf seinen Oberschenkel. »Danke, Coop, das ist nett von dir.«

»Diese Donna muss wirklich eine tolle Frau sein.«

»Ist sie, wenn ich die Worte von ihr bis jetzt Revue passieren lasse«, sagte Tom und wiederholte sich, »ist sie.«

»Wenn sie dich dann tatsächlich besuchen kommt, vergiss nicht, sie mir vorzustellen.«

Tom war über Coopers Aussage überrascht. »Ich dachte, dein Haus darf kein anderer mehr betreten?«

»Darf auch niemand. Aber wenn du diese Frau liebst, dann seid ihr Eins. Das ist der Sinn hinter dem kräftigen Wort, das Liebe heißt. Eins zu werden. Eins zu sein. Wie Eins zu fühlen und zu denken.«

»Deine Worte sind wie Balsam auf der Seele von Liebenden, Coop. Wie war das überhaupt bei dir. Wie hast du deine Diadora kennen gelernt?«, fragte Tom.

Die Augen von Cooper Cheetwood leuchteten auf. Ein ähnliches Funkeln wie die Sonnenstrahlen die auf den See trafen.

»Ich habe Diadora kurz nach Ende des Krieges kennen gelernt. Ich war damals sechsundzwanzig. Mein Geld verdiente ich neben meiner Arbeit als Farmer mit dem Ausfahren von Milch in den Wohnsiedlungen von Burlington. Dort sah ich Sie! Diadora. Sie war so unglaublich schön in ihrem Sommerkleid. Ihre schulterlangen braunen Haare hatte sie an diesem Tag hochgesteckt. Gerade als sie die Milch reinholen wollte, sah ich tief in ihre Augen. Sie sagte mir später immer wieder, dass sie da schon wusste, dass sie mich einmal heiraten werde. Das hat sie tatsächlich gesagt. Ich war da nicht ganz so schnell. Natürlich fand ich Diadora attraktiv, aber meine damalige Schüchternheit hinderte mich etwas daran. Doch Diadora pustete sie weg, so, als wenn sie von einer Blume den Blütenstaub wegpustete. Nach einer Woche, in der wir jeden Abend miteinander verbrachten – ohne Einwilligung unserer Eltern – war es dann auch um mich geschehen. Ein Jahr später heirateten wir dann. Ich war mit Diadora über einundsechzig Jahre verheiratet. Jedes Jahr ein neues Erlebnis von dem ich keine einzige Sekunde missen möchte. Dieses Haus hier auf dem Hügel über den Mackville bezogen wir Ende der Fünfziger. Strom gab es hier noch nie. Der See war unser Kühlschrank und auch einen Teil unseres Essensbedarfs schöpften wir daraus. Die Winter waren verdammt kalt, aber wir saßen beide nahe zusammen vor dem wärmenden Kaminfeuer in einer Decke eingemummt und sahen uns oft Stunden nur an. Wir sprachen kein Wort. Unsere Augen erzählten die Geschichten. So vergingen die Tage. 1965 erlebte ich, dass Vermont erstmals mehr Einwohner als Kühe hatte. Ein historisches Ereignis, Tom.«

Tom Avellone lauschte nur. Es war ihm unmöglich Cooper zu unterbrechen.

»Geld verdienten wir uns mit einer kleinen Farm, die im Tal lag. Sie brannte 1985 aus. Durch Brandstiftung wurde damals vermutet. Gefasst hat man aber nie jemanden. Die Versicherung zahlte eine hohe Summe. Diadora war so klug, über meinen Kopf hinweg eine abzuschließen. Ich muss ihr heute immer noch dafür danken. Da fing es an, dass die Mackviller uns schnitten. Diadora ja weniger, aber mich. Sie waren neidisch, fand ich. Neid kann manchmal schlimmer sein, als purer, blanker Hass, Tom.«

»Ja, Coop. Ich kenne das von meinem Geschäft«, sagte Tom, »ehemaligen Geschäft«, verbesserte er sich. »Was ist mit Kindern? Habt ihr welche?«

Cooper standen Tränen in den Augen. Er holte ein Baumwolltaschentuch aus seiner, ihm viel zu weit gewordenen, Stoffhose hervor. Das Alter zehrte ihn täglich ein Stück weiter aus. Er tupfte damit auf seine Augen.

»Wir hatten einen fünfjährigen Sohn, Bob hieß er. Er war ein hellblondes kleines Engelchen. Eine Sekunde Unachtsamkeit von Diadora und mir brachen uns damals fast das Herz. Beide wollten wir nicht mehr weiterleben. Wir waren damals dreizehn Jahre verheiratet. Wir gingen hier in den Wäldern spazieren. Es war im Dezember. Für Bob war es immer das Größte. Er wäre ein echter Naturbursche wie sein Vater geworden. Er liebte die Natur. Der Schnee lag meterhoch. Eine weiße Pracht so weit das Auge reichte. Bob lief immer neben uns her, doch ich gab Diadora einen Kuss, und das war diese eine Sekunde, die unser beider Leben damals beinahe zerstört hätte.«

Cooper lief eine Träne über die gezeichnete Wange, die viele zähe Winterstürme überstanden hatte.

»Er musste weggerutscht sein. Wir hörten nur einen leisen Schrei aus der Entfernung. Sofort rannten wir in die Richtung, aus der der Laut gekommen war. Bob war einen Abhang hinuntergestürzt und direkt auf einen großen Stein gefallen. Er brach sich das Rückgrat. Bob war sofort tot.«

Tom stand von seinem Stuhl auf, kniete sich neben Coop und nahm den alten Mann in die Arme. Er drückte ihn fest zu sich heran. Worte wären jetzt Stiche in verheilte, aber immer noch schmerzende Wunden gewesen. Tom schwieg. Es verging einige Zeit in Stille. Nur die Natur sprach mit ihrer sympathischen Stimme.

»Nach Bobs Tod war der Wunsch nach einem weiteren Kind nie mehr sehr groß. Diadora und ich brauchten über fünf Jahre um wieder ein einigermaßen normales Leben zu führen. Durch diese Hölle wollten wir nie wieder gehen.« Cooper setzte kurz ab.

»Das Haus hier ist alles was geblieben ist. Es hat eine besondere Magie. Diese viele Stunden von unzerstörbarer und leidenschaftlicher Liebe haben diesem Haus diese Magie verliehen. Außer in den fünf Jahren nach Bobs Tod gab es nicht einen Streit mit Diadora in diesem Haus. So viel durch Liebe erzeugte Energie wie hier, steckt an keinem anderen Ort der Welt.«

Cooper sagte das mit der Überzeugung, die Lanzen brechen konnte.

»Und nun ist sie von mir gegangen. Gott hat sie zu sich genommen. Kein Schmerz, kein Leid wird ihr nun mehr widerfahren. Sie schlief vor zwei Jahren einfach ein und erwachte nicht mehr.«

Tom war auch den Tränen nahe. Cooper hatte lange keinem mehr die Geschichte seines Lebens erzählt.

Beide saßen noch lange auf der Veranda und sprachen über vieles was die Liebe, das Farmerleben und Vermont anging.

»Es wird Zeit aufzubrechen, Coop. Ich muss einer gewissen Donna noch einen Brief schreiben.«

Es war das erste Mal seit langem, dass bei Cooper wieder ein leichtes Lachen zu erkennen war.

»Danke, für diesen für mich unvergesslichen Tag, Coop. Tief drin in meinem Herz ist für dich eine Kammer, in der ich alles verberge, was du mir heute erzählt hast.«

Zum Schluss umarmten sie sich.

 

Tom lag in Shorts auf seinem weißen Himmelbett. Seine zwei britischen Katzen – J. F. K. und Nixon, umrahmten ihn beispiellos. Sie drückten sich, die eine links, die andere rechts, fest an seinen Oberkörper und wärmten ihn. Ihr Fell war weicher als Watte. Er lag auf dem Bauch. Vor ihm sein geschnitztes Holzbrett. Es war die Zeit gekommen, mit Donna zu sprechen.

 

Liebe Donna! 

 

 

 

Jetzt bin ich dran zu „sagen“: Was soll ich Dir nur auf Deinen Brief antworten?

 

Bevor ich auf viele andere Dinge in Deinem Brief eingehe, komme ich zuerst zu dem Thema, das Dir am meisten am Herzen liegt. Zu Deiner Tochter Julia.

 

Als ich die ersten Worte des Satzes las: „Vielleicht verliere ich Dich jetzt ...“, wusste ich, was nun auf mich zukommt. Irgendwie hatte ich schon eine Ahnung, frage mich aber bitte nicht wieso.

 

Die unsichtbare Verbindung zwischen uns ...

 

Zu Deiner kleinen Tochter. Natürlich, wie Du Dir sicherlich vorstellen kannst, war ich die ersten Sekunden etwas benommen, im Gedanken, aber das ist für mich KEIN PROBLEM. Warum auch. Wenn, dann mag ich Dich und ALLES was zu Dir gehört. Und Deine Tochter ist ein Teil von Dir. Natürlich kann ich nicht Zeilen sprechen lassen, welches Band sich, vielleicht, auch zwischen Deiner Tochter und mir entwickeln wird. Es könnte ja auch sein, dass ich ihr nicht sympathisch bin. Ist fast unvorstellbar (wenn sie nur ein wenig von ihrer einzigartigen Mutter hat!), da ich Kinder sehr gerne habe.  Ich selbst sehe die Welt oft auch mit anderen Augen. Mit Kinderaugen.

 

Wir drei würden sicher oft etwas Gemeinsames unternehmen, vorausgesetzt Julia will das auch. Sie hat dabei natürlich – wohl - das letzte Wort. Kinder sind die großen Redner unter uns. Frauen, auch wenn sie noch etwas kleiner sind, können ja bereits sehr viel Durchsetzungsvermögen haben und einen eigenwilligen Charme entwickeln. Abwarten, wie ich auf Deine Tochter anspreche. Die Zeit wird’s bringen.

 

Du schreibst: „Bis jetzt war es noch nie ein Problem ...“. Wie meinst Du das? Hast Du schon so viele unglückliche Beziehungen hinter Dir, seit Julias Geburt?

 

Nun wieder zu uns zwei. Mein Puls erhöht sich bei Deinen zauberhaften Worten, die Du mit einem spitzen Pfeil direkt in mein Herz und meine Gedanken geschossen hast.

 

Du treibst in meinem Kopf umher, wie die Wolken am Himmel. 

 

Was steht uns beiden – dreien – wohl noch alles bevor? Ich kann es einfach nicht glauben, wie Du, und was Du schreibst. Ich dachte, Dein Brief wurde von meiner Hand verfasst. Unmöglich, sagte ich mir immer wieder. Doch nach dem dritten durchlesen musste ich es einfach glauben. Du bist es! Der Teil „unserer“ gemeinsamen Substanz. Die Theorie von Freud hat mich sehr beeindruckt. Was bist Du nur für ein Wesen, das solch Gedanken umtreibt? Ich dachte wirklich, Dich gibt es nicht auf dieser Welt. Du bist ich. Ich bin Du. Wie soll man es nur ausdrücken? Mir ist heiß, mir ist kalt, wenn Deine Worte in meinen Gedankengängen ein Beben auslösen.

 

„Zwei Menschen mit großem Lebenshunger ...“, schreibst Du.

 

Was machst Du mit mir? Du schaffst es, mit geschriebenen Wörtern auf ein simples weißes Papier, meinen Verstand außer Kraft zu setzen.  Wie machst Du das?

 

Was ich schön finde, sind unsere gleichen Ansichten über das Leben in einer Beziehung. Das Ich muss bewahrt werden, um auch nach zehn, zwanzig oder dreißig Jahren Beziehung so glücklich zu sein wie am ersten Tag. Fast alle behaupten, so etwas gibt es nicht. Ich bin da ganz anderer Ansicht. 

 

Wie Du schreibst, die Fehler und Macken des anderen lieben – die sind das, was den Menschen zum Menschen machen, und nicht zur tristen Figur, die auf dem Schachbrett „Welt“ hin und her geschoben wird. Oder auch die Probleme des einen oder des anderen. Lösen sollten wir sie immer gemeinsam. Reden und Handeln. Das ist ein wichtiger Eckpunkt in einer langen Partnerschaft.

 

Meine Devise: Es gibt immer einen Ausweg. Nichts ist unmöglich. Auch Träume können wahr werden, wenn man sie nur lange genug verfolgt und nie aufgibt. Das Ziel vor Augen, immer und überall. In der Liebe ist es genau so. Immer das Ziel vor Augen. Den anderen lieben, jeden Tag aufs Neue. Wenn ich neben Dir aufwache, dann ist das wieder ein neuer Tag, den wir gemeinsam erleben dürfen. Das ist das Wichtigste, das Leben!

 

Wie Du, verabscheue auch ich Menschen, deren Leben nur noch aus dem anderen besteht. Der Kollaps der Beziehung ist vorprogrammiert. Irgendwann bricht einer der beiden aus dem Käfig aus. Und dann ... aus und vorbei.

 

Einer Deiner Sätze spricht Bände: „Ich bin niemands Besitz – aber gerne bereit zu teilen. ... geschenktes Vertrauen nicht enttäuschen.“

 

 

 

Wie kommt es dazu, dass Du nun alleine mit Deiner Tochter Julia durchs Leben ziehst? Hat Dich er oder Du ihn verlassen? Was waren die Auslöser? Ich möchte teilhaben an Deinem Schmerz, wie auch an Deinem Glück! Erzähl mir davon.

 

Ich hoffe, Du findest in nächster Zeit ein Wort für MICH! Sonst sprichst Du mich derweil mit Punkt, Punkt, Punkt an. Ungewöhnlich, aber mal was anderes.

 

„Punkt, Punkt, Punkt, gehen wir heute ins Kino?“, fragte die strahlende Donna, mit ihrem süßen und tief eindringenden Lächeln zu dem Mann, der das Herz ihr stahl, für den sie aber nicht den Namen fand, den sie verzweifelt suchte.

 

Die Antwort des Diebes folgte sogleich. „Lass mich überlegen, liebe Donna!“ Er sah in ihre Augen, die wie die einer schüchternen Fee auf ihn wirkten. „Sieh mich nicht so an!“

 

„Warum?“, fragte Donna.

 

„Mit deinem Lächeln und deinen goldigen Augen verwirrst du mich vollkommen“, sagte der immer noch Namenlose zu ihr.

 

Donna wollte die Sprechpause nutzen. Sie ging auf ihn zu und gab ihm einen zarten und leidenschaftlichen Kuss.

 

„Musst du dir immer noch überlegen, ob du mit mir ins Kino gehst, mein ...“. Sie flüsterte ihm den Namen ins Ohr, den sie für ihn gewählt hatte.

 

Er lächelt und eine kleine Träne drückt sich, klamm heimlich aus seinen Augenwinkeln hervor.

 

„Ich gehe mit dir nicht nur ins Kino, Donna, ich gehe mit dir überall hin.“

 

Die Liebe nahm ihren Anfang. Wie’s weiter geht? Das wird nicht verraten.

 

Ich hoffe, Dir gefällt mein kleiner Ausflug in die Kunst des Schreibens. Fiel mir gerade so ein. Nur für Dich. Mit einem Kuss versehen!

 

Ich will über Dich so vieles erfahren! Bevor wir uns sehen, habe ich die eine oder andere Frage. Ich würde mich freuen, wenn Du mir einiges verrätst.

 

Wie groß bist Du? Wann und wo bist Du geboren? Was und wo arbeitest Du? Welche Filme und Musik liebst Du? Liest Du auch Bücher? Welches Essen schätzt Du? Welchen Kleidungsstil bevorzugst Du? Was sind Deine Lieblingsländer? Wo warst Du denn schon überall?

 

 

 

Meine Hände zitterten, aber zugleich schlich ein innerliches Wohlgefühl durch meinen Körper, als ich diesen Satz von Dir las: „Ich kann mir sehr gut vorstellen, wir wären ein sehr schönes, außergewöhnliches, verrücktes und von vielen beneidetes Paar“.

 

Drückt dieser Satz genau das aus, was wir beide wollen und fühlen?

 

Was wird passieren, wenn wir uns gegenüberstehen?

 

Nochmals zu Julia. Wenn Du mich nun besuchen kommst, wo bleibt sie dann? Nicht, dass sie sich gekränkt fühlt, wenn Du vielleicht ein Wochenende bei mir verbringst. Das wäre nicht in meinem Sinne. Macht es ihr wirklich nichts aus?

 

Nun wieder zu uns. Würde Dir das gefallen, wenn wir ein Wochenende für uns gestalten, wie ich es Dir geschrieben habe? Wenn ja, wie wär’s nächstes Wochenende? Schreib mir einfach, was Du Dir vorstellst, und lass uns dann was ausmachen. Ein schöner Tag mit Spaziergängen in den Wäldern, Café, Restaurant, Tanzlokal.

 

Dieser Tag ist schon jetzt zu schnell ein Bild der Vergangenheit.

 

Am Sonntag ausschlafen und dann in den Tag hineinleben. Was Du willst. Ich bin sehr gespannt auf Deine Meinung.

 

Die Zeit schreitet voran, ohne auch nur eine Sekunde Rücksicht auf mich (uns) zu nehmen. Sie stiehlt mir die Momente, um weitere Passagen an Dein Herz niederzuschreiben.  

 

Ich hoffe, dass ich Dich, in Themen, die Dir sehr am Herzen liegen, nicht enttäuscht habe.

 

Ich freue mich auf Deine Antwort.

 

Schneller als der Wind ein Blatt hinwegtreibt, sollst Du wieder Zeilen an mich senden,

 

 

 

Tom

 

 

Tom waren bei den letzten Sätzen bereits die Augen zugefallen. Mit Mühe hielt er sich wach. Es waren bereits zwei Stunden nach Mitternacht. Der Tag hatte früh begonnen. Hinter ihm lag aber einer der intensivsten seines Lebens.

Seine zwei Kater schnurrten ein letztes Mal auf dem Bett, bevor sie sich ins Wohnzimmer aufs Sofa verabschiedeten. Tom legte den Brief und das Schreibbrett zur Seite und knipste die Nachttischlampe aus. Er deckte sich zu und schloss die Augen. Die Träume in dieser Nacht galten nur einer Frau.

Donna.

Blätter treiben im Wind
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