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DIE DÄMONENTÜRME VON ALICANTE

 

Keine Magie dieser Welt würde es jemals schaffen, für freie Parkplätze auf den Straßen New Yorks zu sorgen, dachte Clary, als Luke und sie zum dritten Mal um den Häuserblock fuhren. Nirgendwo fand sich auch nur die kleinste Parklücke und in der halben Straße standen die Wagen bereits in zweiter Reihe. Schließlich hielt Luke vor einem Hydranten und schaltete den Pick-up seufzend in den Leerlauf. »Geh schon vor«, sagte er, »damit sie wissen, dass du da bist. Ich bring deinen Koffer gleich nach.«

Clary nickte, zögerte aber, ehe sie nach der Türklinke griff. Vor Aufregung war ihr Magen wie zusammengeballt und nicht zum ersten Mal wünschte sie inständig, Luke könnte sie begleiten. »Ich habe immer gedacht, dass ich bei meiner ersten Reise nach Übersee wenigstens einen Pass bei mir hätte«, scherzte sie halbherzig.

Doch Luke konnte nicht darüber lachen. »Ich weiß, dass du nervös bist«, sagte er. »Aber mach dir keine Sorgen - alles wird gut. Die Lightwoods werden sich gut um dich kümmern.«

Das Hab ich dir mindestens eine Million Mal versichert, dachte Clary. Dann klopfte sie Luke leicht auf die Schulter und sprang aus dem Wagen. »Bis gleich.« 

Clary folgte den brüchigen Steinplatten zum Hauptportal der Kathedrale und ließ den Verkehrslärm mit jedem Schritt weiter hinter sich. Es dauerte länger als üblich, den Zauberglanz, der über dem Institut lag, vollständig auszublenden. Clary hatte das Gefühl, als schwebte eine weitere Tarnschicht über dem alten Kirchengebäude, wie ein neuer Farbanstrich, 

und es kostete sie sehr viel Kraft, diese Schicht vor ihrem inneren Auge zu entfernen. Doch schließlich war der Zauberglanz verschwunden und Clary konnte die Kathedrale in ihrer vollen Pracht erkennen. Die schweren Holztüren des Hauptportals schimmerten, als hätte man sie gerade frisch poliert. 

Aber in der Luft hing eine merkwürdige Mischung aus Ozon und Brandgeruch. Stirnrunzelnd legte Clary die Hand auf den Türknauf. Ich bin Clary Morgenstern, eine der Nephilim, und ich erbitte Zugang zum Institut… 

Sofort schwang die Tür auf und Clary betrat das Kirchenschiff. Doch irgendetwas war anders als sonst. Blinzend schaute sie sich um und versuchte herauszufinden, was ihr am Inneren der Kirche so seltsam erschien …

Als die Tür hinter ihr ins Schloss fiel und sie in tiefe Dunkelheit hüllte, die nur vom schwachen Lichtschein des Rosettenfensters hoch über ihr ein wenig erhellt wurde, erkannte sie plötzlich die Ursache: Bei jedem ihrer vorherigen Besuche war der Zugang zum Institut von Dutzenden flackernder Kerzen erhellt worden, die in kunstvollen Kerzenständern in den Gängen zwischen den Kirchenschiffen gebrannt hatten.

Clary nahm ihren Elbenlichtstein aus der Jacke und hielt ihn hoch. Helles Licht brach aus dem Gestein hervor und sandte zwischen ihren Fingern glitzernde Strahlen hindurch, die selbst die staubigen Ecken der Kathedrale beleuchteten. Dann ging sie zum Aufzug in der Nähe des kahlen Altars und drückte ungeduldig auf den Knopf. 

Doch nichts geschah. Nach einer halben Minute drückte sie erneut auf den Knopf des Aufzugs … und dann ein weiteres Mal. Schließlich legte sie ein Ohr gegen die Aufzugtür und lauschte. Es war nichts zu hören. Das Institut lag dunkel und schweigend da, wie eine Aufziehpuppe, deren innerer Mechanismus abgelaufen war.

Mit wild pochendem Herzen lief Clary den Gang zurück und stieß die schweren Türen auf. Auf den Stufen vor der Kathedrale hielt sie inne und schaute sich fieberhaft um. Der Himmel über ihr hatte inzwischen eine kobaltblaue Tönung angenommen und in der Luft lag noch immer dieser intensive Brandgeruch. War hier irgendwo ein Feuer ausgebrochen? Hatten die Schattenjäger das Institut evakuiert? Aber das Gelände wirkte vollkommen unberührt… 

»Es war kein Feuer.« Die Stimme klang sanft, samtig und vertraut. Aus den Schatten tauchte eine hohe Gestalt auf, deren Haare wie ein Kranz unansehnlicher Stacheln abstanden. Die Person trug einen schwarzen Seidenanzug über einem schimmernden smaragdgrünen Hemd und schwere Juwelenringe an den schlanken Fingern. Elegante Schuhe und eine große Menge Glitter rundeten das Erscheinungsbild ab.

»Magnus?«, flüsterte Clary.

»Ich weiß, was du denkst«, sagte Magnus. »Aber hier hat es nicht gebrannt. Das, was du riechst, ist Höllendunst - eine Art verwunschener Dämonennebel. Er dämpft die Wirkung bestimmter Arten der Magie.«

»Dämonendunst? Dann hat es also …« 

»Einen Angriff auf das Institut gegeben? Ja. Am frühen Nachmittag. Forsaken - vermutlich ein paar Dutzend dieser Kreaturen.«

»Jace«, flüsterte Clary. »Die Lightwoods …«

»Der Höllendunst hat meine Fähigkeiten zur Bekämpfung der Forsaken stark eingeschränkt. Und auch die der Schattenjäger. Ich musste sie Hals über Kopf durch das Portal nach Idris schicken.«

»Aber es wurde niemand von ihnen verletzt?«

»Doch. Madeleine«, sagte Magnus. »Madeleine wurde getötet. Tut mir leid, Clary.«

Bestürzt ließ Clary sich auf die Stufen sinken. Sie hatte die ältere Frau zwar nicht besonders gut gekannt, aber Madeleine war eine wichtige Verbindung zu ihrer Mutter gewesen - ihrer richtigen Mutter, jener harten, kriegerischen Schattenjägerin, die Clary nie kennengelernt hatte. 

»Clary?« Luke kam durch die anbrechende Abenddämmerung den Weg herauf. In der Hand hielt er ihren Koffer. »Was ist passiert?« ……

Clary umklammerte ihre Knie und hörte schweigend zu, während Magnus rasch die Ereignisse zusammenfasste. Trotz eines Anflugs von schlechtem Gewissen wegen Madeleines Tod verspürte sie ein enormes Gefühl der Erleichterung: Jace war nichts passiert. Den Lightwoods war nichts passiert. Wie eine Formel wiederholte sie diesen Gedanken ein ums andere Mal: Jace geht es gut, ihm ist nichts passiert. 

»Diese Forsaken … wurden sie alle getötet?«, fragte Luke.

»Nicht alle.« Magnus schüttelte den Kopf. »Nachdem ich die Lightwoods durch das Portal geschickt hatte, zerstreuten sie sich; an mir schienen sie nicht interessiert zu sein. Als ich das Portal wieder verschlossen hatte, waren alle Forsaken verschwunden.« 

Clary hob den Kopf. »Das Portal ist geschlossen? Aber… du kannst mich doch noch immer nach Idris teleportieren, oder?«, fragte sie. »Ich meine, ich kann das Portal passieren und mich in Idris den Lightwoods anschließen, stimmt’s?«

Luke und Magnus tauschten einen Blick und Luke setzte den Koffer ab.

»Magnus?« Clarys Stimme klang nun - selbst in ihren eigenen Ohren - höher, schriller. »Ich muss unbedingt nach Idris.«

»Das Portal ist geschlossen, Clary …«

»Dann öffne eben ein anderes!«

»So einfach ist das nicht«, erwiderte der Hexenmeister. »Der Rat überwacht jede magische Grenzüberschreitung nach Alicante mit Argusaugen. Die Hauptstadt ist den Nephilim das AIlerheiligste - so ähnlich wie der Vatikan oder die Verbotene Stadt. Ohne Genehmigung hat kein Schattenweltler dort Zutritt und auch keine Irdische.«

»Aber ich bin eine Schattenjägerin!«

»Ja, aber eben nicht ganz«, sagte Magnus. »Außerdem verhindern die Türme, dass jemand in die Stadt portiert werden kann. Wenn ich jemanden direkt nach Alicante schicken wollte, müsste ich dafür sorgen, dass auf der anderen Seite eine Art Empfangskomitee wartet. Alles andere wäre ein grober Verstoß gegen das Gesetz und ich bin nicht gewillt, das für dich zu riskieren, Herzchen - ganz gleich, wie sehr ich dich als Person auch schätzen mag.«

Clary schaute von Magnus’ betrübtem Gesicht zu Luke, der sie aufmerksam musterte. »Aber ich muss nach Idris. Ich muss einfach«, beharrte sie. »Ich muss meiner Mutter helfen. Es muss doch irgendeine andere Möglichkeit geben, dorthin zu kommen, irgendeinen Weg ohne Portal.« 

»Der nächste Flughafen liegt ein Land weiter«, erklärte Luke. »Falls wir die Grenze überqueren könnten - und die Betonung liegt dabei auf falls -, läge immer noch eine lange und gefährliche Reise über Land vor uns, durch diverse Schattenweltler-Territorien. Es würde Tage dauern, ehe wir in Alicante wären.« 

Clarys Augen brannten heiß, doch sie ermahnte sich: Ich werde nicht in Tränen ausbrechen. Ich werde auf keinen Fall weinen. 

»Clary.« Lukes Stimme klang sanft. »Wir werden uns mit den Lightwoods in Verbindung setzen. Und dafür sorgen, dass sie alle Informationen bekommen, die sie zur Beschaffung des Gegenmittels für Jocelyn benötigen. Die Lightwoods können Kontakt zu Fell aufnehmen …«

Doch Clary war bereits aufgesprungen und schüttelte vehement den Kopf. »Ich bin diejenige, die Kontakt zu ihm aufnehmen muss«, erwiderte sie. »Madeleine hat gesagt, dass Fell mit niemand anderem reden würde.« 

»Fell? Ragnor Fell?«, wiederholte Magnus. »Ich könnte versuchen, ihm eine Nachricht zukommen zu lassen. Ihm mitteilen, dass er Jace erwarten soll.«

Sofort erhellte sich Lukes Gesicht; ein Teil seiner Sorgen schien von ihm abzufallen. »Clary, hast du das gehört? Mit Magnus’ Hilfe …«

Aber Clary wollte nichts von Magnus’ Hilfe hören. Sie wollte überhaupt nichts mehr hören. Sie hatte sich gewünscht, ihre Mutter retten zu können, doch nun schien ihr nichts anderes übrig zu bleiben, als tatenlos an ihrem Bett zu sitzen, ihre schlaffe Hand zu halten und darauf zu hoffen, dass irgendjemand anderes irgendwo anders in der Lage wäre, das zu tun, was sie nicht tun konnte. 

Enttäuscht stürmte sie die Stufen hinunter und wich Luke aus, der die Hand nach ihr ausstreckte. »Ich muss jetzt einfach einen Moment allein sein.«

»Clary …« Sie hörte, wie Luke ihr hinterherrief, doch sie rannte weiter, lief um die Ecke der Kathedrale. Unwillkürlich nahm sie den Steinpfad, der zu dem kleinen Garten auf der Ostseite des Instituts führte, folgte dem Geruch von Brand und Asche, unter dem ein intensiver, beißender Gestank lag. Der Pesthauch der Dämonenmagie. Noch immer hingen Nebelfetzen im Garten, dünne Schwaden, die sich in den Rosenhecken oder zwischen Steinen verfangen hatten. Clary konnte deutlich erkennen, wo der Boden vom Kampf aufgewühlt war, und bei einer der Steinbänke entdeckte sie eine dunkelrote Lache, die sie lieber nicht allzu genau betrachten wollte.

Betrübt wandte Clary den Kopf ab. Und hielt plötzlich inne. An der Mauer der Kathedrale waren die unverkennbaren Zeichen der Runenmagie noch zu sehen - glühende, allmählich verblassende blaue Symbole auf dem grauen Stein. Zusammen bildeten sie eine rechteckige Kontur, wie die Umrisse einer halb geöffneten Tür…

Das Portal.

Irgendetwas in Clarys Innerem schien in Gang zu kommen: Sie erinnerte sich an andere Symbole, gefährlich schimmernde Zeichen auf der glatten Stahlwand eines Schiffsrumpfs. An das Kreischen von Metall und das Vibrieren der Stahlplatten, als sämtliche Nieten sich aus den Verankerungen gelöst hatten und das Schiff in tausend Stücke zerborsten war. An das schwarze Wasser des East River, das ins Innere der Jacht geströmt war. Das sind nur Runen, dachte sie. Symbole. Die kann ich problemlos zeichnen. Wenn es meiner Mutter gelungen ist, den Kelch der Engel zwischen die Lagen eines Stück Kartons zu bannen, dann kann ich ja wohl ein Portal erschaffen. 

Clary spürte, wie ihre Füße sie zur Kirchenmauer trugen, wie ihre Hand in die Jackentasche griff und die Stele hervorholte. Sie zwang ihre zitternde Hand zur Ruhe und drückte die Spitze der Stele gegen das Mauerwerk.

Dann kniff sie die Augen fest zusammen und in der Dunkelheit hinter ihren Lidern begannen sich geschwungene Linien aus Licht abzuzeichnen. Linien, die ihr von Durchgängen erzählten, von wirbelnden Stürzen durch flirrende Luft, von Reisen und fernen Ländern. Die Linien vereinten sich zu einer Rune von der Anmut eines Vogels im freien Flug. Clary wusste nicht, ob diese Rune bereits zuvor bestanden oder ob sie sie in diesem Moment erschaffen hatte, doch nun existierte sie, als hätte es sie bereits seit Anbeginn der Zeit gegeben.

Portal.

Clary setzte die Stele an und die Symbole flössen in kohleschwarzen Linien förmlich aus der Spitze heraus. Das Mauerwerk begann zu zischen und ein ätzender Brandgeruch stieg ihr in die Nase. Glühende blaue Lichtlinien zeichneten sich durch ihre geschlossenen Lider hindurch ab. Clary spürte die Hitze auf ihrer Haut, als stünde sie vor einem offenen Feuer. Mit einem leichten Keuchen stieß sie die angehaltene Luft aus, ließ die Hand sinken und öffnete die Augen. 

Die Rune, die sie auf der Steinmauer gezeichnet hatte, erinnerte an eine dunkle, aufblühende Blume. Linien schienen zu verschmelzen und sich zu verändern; sie flössen sanft ineinander, entfalteten sich, formten sich neu. Innerhalb weniger Sekunden hatte sich die Gestalt der Rune vollkommen verwandelt: Sie bildete nun die Umrisse eines glühenden Durchgangs, der einige Köpfe größer war als Clary.

Wie gebannt starrte Clary auf den Durchgang, konnte sich nicht von seinem Anblick losreißen. Er schimmerte im gleichen dunklen Licht wie damals das Portal hinter Madame Dorotheas Vorhang. Langsam streckte sie die Hand danach aus …

Und zuckte zurück. Bevor man ein Portal benutzte, musste man sich in Gedanken vorstellen, wohin man wollte, an welchen Ort das Portal einen transportieren sollte, erinnerte Clary sich. Das Problem bestand darin, dass sie nie zuvor in Idris gewesen war. Natürlich hatten die anderen ihr davon erzählt: ein Land mit grünen Tälern, dunklen Wäldern und sprudelnden Bächen, mit Seen und Bergen. Und dann war da natürlich noch Alicante, die Stadt der Kristalltürme. Clary konnte sich natürlich ausmalen, wie es dort aussah, aber mit Fantasie allein würde sie nicht weit kommen, jedenfalls nicht bei dieser Runenmagie. Wenn sie doch nur… 

Plötzlich sog sie scharf die Luft ein. Ja, natürlich! Sie hatte Idris schon einmal gesehen. Sie hatte die Stadt in einem Traum gesehen und sie wusste instinktiv - ohne allerdings zu wissen, warum -, dass es sich um einen Wahrtraum gehandelt hatte. Was hatte Jace ihr in diesem Traum noch mal über Simon gesagt? Dass er nicht bleiben durfte, denn »dieser Ort ist für die Lebenden«. Und kurz darauf war Simon gestorben …

Clary versuchte, sich wieder auf den Traum zu konzentrieren. Sie hatte in einem Ballsaal in Alicante getanzt. Die Wände waren ganz in Gold und Weiß getaucht gewesen und die hohe Decke hatte gefunkelt, als wäre sie mit Diamanten besetzt. In dem Saal hatte ein Champagnerbrunnen gestanden - eine riesige silberne Schale, in deren Mitte eine Meerjungfrau mit einem Krug aufragte. Bunte Lichter hatten in den Bäumen vor den Fenstern gehangen und Clary hatte ein Kleidungsstück aus grünem Samt getragen, genau wie jetzt auch.

Wie in Trance streckte Clary die Hand nach dem Portal aus. Ein strahlendes Licht breitete sich unter ihren Fingern aus, als sie die Oberfläche berührte - eine Tür, die sich zu einem erhellten, dahinter liegenden Ort öffnete. Gebannt starrte Clary auf einen wirbelnden goldenen Mahlstrom, der sich langsam zu unterschiedlichen Formen verdichtete: Sie glaubte, die Silhouette von Bergen erkennen zu können, ein Stück Himmel …

»Clary!« Luke kam den Weg heraufgerannt; auf seinem Gesicht spiegelte sich eine Mischung aus Wut und Entsetzen. Hinter ihm lief Magnus mit großen Schritten. Im leuchtenden Schein des Portals schimmerten seine Katzenaugen wie glühendes Metall. »Clary, nicht! Die Schutzschilde sind gefährlich! Du bringst dich noch um!« 

Doch für Clary gab es kein Zurück. Jenseits des Portals gewann das goldene Licht immer mehr an Leuchtkraft. Sie dachte an die goldenen Wände des Ballsaals in ihrem Traum, das goldene Licht, das sich in den Kristallscheiben brach.

Lukes Worte waren nicht wahr; er verstand ihre Begabung nicht, begriff nicht, wie es funktionierte. Welche Rolle spielten schon Schutzschilde, wenn man seine eigene Wirklichkeit erschaffen konnte, nur mithilfe einer handgezeichneten Rune? »Ich muss es tun«, rief sie ihm zu und machte mit ausgestreckten Fingerspitzen einen Schritt nach vorn. »Tut mir leid, Luke …«

Sie ging einen weiteren Schritt vor… doch mit einem letzten, geschmeidigen Sprung war Luke an ihrer Seite und packte sie genau in dem Moment am Handgelenk, als das Portal um sie herum zu explodieren schien. Eine Kraft ergriff sie beide wie ein Tornado und hob sie hoch in die Lüfte. Clary erhaschte noch einen letzten Blick auf die kleiner werdenden Autos und Gebäude unter ihr, bis ein peitschender Wind sie erfasste und gnadenlos in einem goldenen Strudel umherwirbelte, während Luke ihr Handgelenk mit eisernem Griff umklammerte.

 

Simon erwachte, weil er das rhythmische Plätschern von Wasser hörte. Von plötzlicher Panik erfüllt, setzte er sich ruckartig auf: Als er das letzte Mal vom Geräusch der Wellen geweckt worden war, hatte er sich als Gefangener auf Valentins Schiff befunden. Und das sanfte Glucksen brachte die Erinnerung an jene schrecklichen Stunden mit einer Vehemenz zurück, als hätte man ihm einen Eimer eiskaltes Wasser ins Gesicht geschüttet. Rasch schaute er sich um und stellte dann erleichtert fest, dass er sich an einem völlig anderen Ort befand. Er lag unter einer weichen Decke in einem bequemen Bett, das in einem kleinen, sauberen Raum mit hellblau gestrichenen Wänden stand. Dunkle Vorhänge hingen vor dem Fenster, doch der schwache Lichtschein an den Kanten des Stoffs reichte Simons Vampiraugen, um seine Umgebung erkennen zu können. Auf dem Boden lag ein leuchtend bunter Flickenteppich, an einer der Wände ragte ein hoher, verspiegelter Kleiderschrank auf und irgendjemand hatte einen Sessel neben das Bett gezogen. 

Simon schlug die Decke zurück und bemerkte zweierlei: Erstens trug er noch immer dieselben Sachen, die er auch bei seinem Treffen mit Jace vor dem Institut getragen hatte; und zweitens schien die Person, die in dem Sessel saß, zu dösen. Sie hatte den Kopf in die Hand gestützt und ihre langen schwarzen Haare umgaben sie wie ein feiner Schleier.

»Isabelle?«, fragte Simon.

Ruckartig wie ein erschreckter Schachtelteufel hob Isabelle den Kopf und riss die Augen auf. »Hey! Du bist wach!« Sie setzte sich auf und warf die Haare nach hinten. »Jace wird ja so erleichtert sein. Wir waren uns fast sicher, dass du sterben würdest.«

»Sterben?«, wiederholte Simon. Ihm war schwindlig und ein wenig übel. »Woran denn?« Blinzelnd schaute er sich im Raum um. »Bin ich im Institut?« Aber in dem Moment, als ihm die Worte über die Lippen kamen, wusste er bereits, dass das natürlich unmöglich war. »Ich meine - wo sind wir?«

Ein unbehaglicher Ausdruck huschte über Isabelles Gesicht. »Na ja … soll das heißen, dass du dich nicht daran erinnern kannst, was im Garten passiert ist?« Nervös zupfte sie am Brokatbesatz der Sesselpolsterung. »Wir wurden von Forsaken angegriffen. Es waren ziemlich viele und der Höllendunst hat dafür gesorgt, dass wir uns nur mühsam gegen sie wehren konnten. Daraufhin hat Magnus das Portal geöffnet und wir sind alle darauf zugelaufen, als ich dich plötzlich durch den Nebel hindurch entdeckte. Du wolltest zu uns, doch dann bist du gestolpert - über Madeleine. Und ein Forsaken tauchte direkt hinter dir auf; wahrscheinlich hast du ihn nicht bemerkt, aber Jace hat ihn gesehen. Er hat noch versucht, dich zu schützen, aber es war bereits zu spät. Der Forsaken hat dir sein Messer in die Rippen gerammt. Du hast geblutet - ziemlich stark sogar. Und Jace hat den Forsaken getötet, dich hochgehoben und durch das Portal geschleppt«, erklärte sie so hastig, dass ihre Worte zu verschmelzen schienen und Simon sich anstrengen musste, um sie zu verstehen. »Wir anderen waren schon auf dieser Seite des Portals und ich kann dir sagen, das war eine ziemliche Überraschung, als Jace mit dir hier auftauchte, vollkommen mit deinem Blut besudelt. Der Konsul war nicht gerade entzückt.«

Simon bekam einen trockenen Mund. »Der Forsaken hat mir ein Messer in die Rippen gerammt?« Das schien unmöglich - aber andererseits war er auch zuvor schon schnell geheilt, nachdem Valentin ihm die Kehle aufgeschlitzt hatte. Trotzdem hätte er sich doch wenigstens daran erinnern müssen. Er schüttelte den Kopf und schaute an sich hinab. »Wo genau?« 

»Warte, ich zeig’s dir.« Zu Simons Überraschung saß Isabelle eine Sekunde später neben ihm auf dem Bett, legte ihre kühlen Hände auf seine Magengrube und schob das T-Shirt hoch. Darunter kam ein Stück nackte helle Haut zum Vorschein, die durch eine dünne rote Linie unterteilt wurde - von einer Narbe konnte man kaum noch reden. »Hier«, sagte sie und strich mit den Fingern behutsam darüber. »Tut es noch weh?« 

»N-nein.« Bei seiner ersten Begegnung mit Isabelle hatte Simon sie so atemberaubend gefunden, so voller Leben, Vitalität und Energie, dass er überzeugt gewesen war, endlich ein Mädchen entdeckt zu haben, das hell genug strahlte, um Clarys Bild dadurch auszulöschen - welches auf die Innenseite seiner Lider gebrannt zu sein schien. Erst als es Isabelle zugelassen hatte, dass er auf Magnus Banes Party in eine Ratte verwandelt wurde, war ihm klar geworden, dass diese Schattenjägerin für einen normalen Jungen wie ihn möglicherweise etwas zu hell strahlte. »Nein, es tut nicht weh.« 

»Aber mir tun die Augen weh«, sagte in dem Moment eine kühle, leicht amüsierte Stimme an der Tür. Jace. Er war so leise in das Zimmer gekommen, dass nicht einmal Simon ihn gehört hatte. Nun schloss er die Tür hinter sich und grinste, als Isabelle Simons T-Shirt wieder nach unten zog. »Belästigst du etwa den Vampir, solange er zu schwach ist, sich zu wehren, Izzy?«, fragte er. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass das gegen das Abkommen verstößt.«

»Ich habe ihm nur gezeigt, wo er verletzt wurde«, protestierte Isabelle, zog sich aber hastig wieder in ihren Sessel zurück. »Was ist da unten los?«, fragte sie. »Spielen noch immer alle verrückt?«

Das Lächeln verschwand von Jace’ Gesicht. »Maryse ist mit Patrick zur Garnison marschiert«, erwiderte er. »Der Rat tagt in diesem Augenblick und Malachi hielt es für angebracht, dass sie persönlich zu einer Erklärung antritt.«

Malachi. Patrick. Garnison. Die unbekannten Namen und Begriffe wirbelten Simon nur so durch den Kopf. »Was soll sie erklären?« 

Isabelle und Jace tauschten einen Blick. »Deine Anwesenheit«, sagte Jace schließlich. »Sie soll erklären, warum wir einen Vampir mit nach Alicante gebracht haben - was übrigens ausdrücklich gegen das Gesetz verstößt.«

»Nach Alicante? Wir sind in Alicante?« Simon spürte, wie ihn eine Woge nackter Panik erfasste, die unmittelbar darauf einem heftigen, ziehenden Schmerz in seiner Magengegend wich. Keuchend krümmte er sich zusammen.

»Simon!« Isabelle streckte die Hand nach ihm aus und musterte ihn besorgt aus dunklen Augen. »Alles in Ordnung mit dir?«

»Bitte geh, Isabelle.« Simon presste sich eine Faust in den Magen und schaute flehentlich zu Jace auf. »Sorg dafür, dass sie geht.«

Mit einem gekränkten Ausdruck auf dem Gesicht zuckte Isabelle zurück. »Kein Problem. Ich habe verstanden. Das musst du mir nicht zweimal sagen.« Pikiert erhob sie sich, stolzierte aus dem Zimmer und schlug die Tür mit einem Knall hinter sich zu.

Jace wandte sich wieder Simon zu und betrachtete ihn mit ausdruckslosem Blick. »Was ist los? Ich dachte, du würdest von selbst heilen.«

Simon hielt eine Hand hoch, um den anderen Jungen von sich fernzuhalten. Ein metallischer Geschmack brannte in seiner Kehle. »Darum geht es gar nicht«, stieß er mühsam hervor. »Ich bin nicht verletzt. Ich hab nur… Hunger.« Er spürte, wie seine Wangen rot anliefen. »Ich habe Blut verloren, daher… muss ich es ersetzen.« 

»Natürlich«, erwiderte Jace in einem Ton, als hätte er gerade eine interessante, wenn auch nicht unbedingt erwähnenswerte, wissenschaftliche Tatsache erfahren. Der leicht besorgte Ausdruck auf seinem Gesicht verschwand und wich einer Miene, die Simon als eine Mischung aus Belustigung und Verachtung interpretierte und die ihn rasend machte. Wenn die Schmerzen ihn nicht derart geschwächt hätten, wäre er sicherlich in einem Anfall von Wut vom Bett aufgesprungen und hätte sich auf den Schattenjäger gestürzt. Doch nun blieb ihm nichts anderes übrig, als ein »Leck mich, Wayland!« hervorzupressen.

»Wayland? Ach wirklich?« Jace musterte ihn weiterhin mit belustigter Miene, doch seine Hände wanderten zu seiner Kehle und öffneten den Reißverschluss seiner Jacke.

»Nein!« Simon wich in die hintere Ecke des Betts zurück. »Es ist mir egal, wie hungrig ich bin. Ich werde dein Blut nicht trinken … nicht noch mal.«

Jace’ Mundwinkel zuckten amüsiert. »Als wenn ich dir das ein weiteres Mal gestatten würde.« Dann griff er in die Innentasche seiner Jacke und zog eine flache Glasflasche hervor, die zur Hälfte mit einer dünnen, rötlich braunen Flüssigkeit gefüllt war. »Ich dachte, du könntest das hier vielleicht gebrauchen«, sagte er. »Ich hab in der Küche ein paar Pfund rohes Fleisch ausgepresst und den Saft aufgefangen. Mehr konnte ich nicht tun.«

Simon nahm die Flasche entgegen, doch seine Hände zitterten derart unkontrolliert, dass Jace für ihn den Deckel abschrauben musste. Die Flüssigkeit darin roch faulig - sie war zu dünn und salzig für echtes Blut und besaß einen unangenehmen Geschmack, der Simon verriet, dass das Fleisch schon ein paar Tage alt gewesen sein musste.

»Igitt«, murmelte er nach ein paar Schlucken. »Totes Blut.«

Jace zog die Augenbrauen hoch. »Ist Blut denn nicht immer tot?«

»Je länger das Tier, dessen Blut ich trinke, schon tot ist, desto widerlicher schmeckt es«, erklärte Simon. »Frisches Blut ist viel besser.«

»Aber du hast noch nie frisches Blut getrunken, oder?«

Nun zog auch Simon fragend die Augenbrauen hoch.

»Natürlich abgesehen von meinem«, sagte Jace. »Und ich bin mir sicher, mein Blut schmeckt einfach fantastisch.« 

Simon stellte die leere Flasche auf die Armlehne des Sessels neben dem Bett. »Bei dir ist doch irgendwas ernsthaft nicht in Ordnung«, sagte er. »Im Oberstübchen, meine ich.« Er hatte den Geschmack des fauligen Blutes noch immer im Mund, aber die Schmerzen waren verschwunden. Und er fühlte sich deutlich besser, stärker, als wäre das Blut ein sofort wirkendes Medikament, eine Droge, die er zum Überleben brauchte. Simon fragte sich, ob Heroinabhängige sich vielleicht ähnlich fühlten. »Dann bin ich also in Idris.«

»In Alicante, um genau zu sein«, erklärte Jace. »Die Hauptstadt. Im Grunde die einzige Stadt.« Er spazierte zum Fenster und zog die Vorhänge auf. »Die Penhallows haben uns nicht geglaubt, dass die Sonne dir keine Probleme bereitet. Deshalb haben sie diese Verdunklungsvorhänge anbringen lassen. Aber wirf selbst mal einen Blick hinaus.« 

Simon kletterte aus dem Bett und stellte sich neben Jace ans Fenster. Dann starrte er verblüfft hinaus.

Wenige Jahre zuvor hatte seine Mutter ihn und seine Schwester zu einem Urlaub in die Toskana mitgenommen -eine Woche mit mächtigen, unbekannten Nudelgerichten, ungesalzenem Brot, einer trockenen braunen Landschaft und einer halsbrecherischen Fahrt in einem Fiat über enge, gewundene Straßen, wobei seine Mutter häufig nur in letzter Sekunde einen Zusammenprall mit den wunderschönen, alten Gebäuden am Wegesrand hatte vermeiden können. Simon erinnerte sich, wie sie am Fuß eines Hügels direkt gegenüber einer Stadt namens San Gimignano haltgemacht hatten, einer Ansammlung rostbrauner Gebäude mit hohen Türmen, deren Spitzen steil in den Himmel hinaufragten. Wenn ihn der Anblick, der sich ihm nun bot, an irgendetwas erinnerte, dann an jene kleine Ortschaft. Doch die Stadt vor ihm war andererseits auch so fremd, dass sie sich mit keinem Ort, den er in seinem bisherigen Leben gesehen hatte, vergleichen ließ.

Er schaute aus dem Fenster eines ziemlich hohen Gebäudes. Wenige Meter über sich bemerkte er einen steinernen Dachvorsprung und dahinter den Himmel. Gegenüber lag ein weiteres Haus, das jedoch etwas kleiner war, und dazwischen verlief ein enger dunkler Kanal, von mehreren Brücken überspannt. Daher kam also das plätschernde Geräusch, das ihn geweckt hatte. Das Haus schien teilweise in einen Hügel gebaut zu sein; weiter unterhalb wimmelte es von sandfarbenen Gebäuden entlang schmaler Gassen, die von einer grünen, ringförmigen Hügellandschaft mit dichten Wäldern eingefasst wurden. Von Simons Standort aus wirkten sie wie lange grüne und braune Streifen, die mit herbstlichen Farbtupfern gesprenkelt waren. Und dahinter erhoben sich steile, zerklüftete Berge mit schneebedeckten Gipfeln. 

Während Simon eine solche Landschaft durchaus vertraut war, kamen ihm die offenbar wahllos über die Stadt verteilten hohen Türme, deren Spitzen mit einem reflektierenden silberweißen Material verkleidet waren, ziemlich merkwürdig vor. Wie schimmernde Dolche schienen sie den Himmel zu durchbohren und einen Moment später erinnerte sich Simon, wo er dieses Material schon einmal gesehen hatte - bei den harten, kristallartigen Waffen, die die Schattenjäger bei sich führten und die sie als Seraphklingen bezeichneten.

»Das sind die Dämonentürme«, beantwortete Jace Simons unausgesprochene Frage. »Sie steuern die Schutzschilde, die die Stadt abschirmen. Dank ihrer Existenz kann kein Dämon nach Alicante eindringen.«

Durch das geöffnete Fenster wehte eine klare, kalte Brise herein, eine Luft, wie sie Simon in New York noch nie begegnet war - ohne jeglichen Beigeschmack, ohne den geringsten Hauch von Schmutz, Rauch, Metall oder der Anwesenheit vieler Menschen. Einfach nur Luft. Simon atmete ein paarmal tief ein, ehe ihm einfiel, dass das überflüssig war; doch manche menschlichen Angewohnheiten ließen sich nur schwer ablegen. Schließlich wandte er sich an Jace: »Sag mir, dass es ein Versehen war, dass du mich hierhergebracht hast. Sag mir, dass das nicht ein Teil deines Plans war, um Clary daran zu hindern, mit euch zu reisen.«

Jace starrte unverwandt aus dem Fenster, aber seine Brust hob und senkte sich rasch, als wollte er ein Schnauben unterdrücken. »Doch, natürlich«, erwiderte er. »Das hab ich von langer Hand geplant: Ich habe einen Haufen Forsaken erschaffen und dafür gesorgt, dass sie das Institut angreifen und Madeleine töten und beinahe auch den Rest meiner Familie, nur um sicherzustellen, dass Clary in New York bleibt. Und siehe da! Mein teuflischer Plan ist aufgegangen.« 

»Na ja, irgendwie scheint er ja wirklich zu funktionieren«, sagte Simon leise. »Oder etwa nicht?«

»Jetzt hör mir mal gut zu, Vampir«, sagte Jace. »Der Plan bestand darin, Clary von Idris fernzuhalten. Dich hierherzubringen, gehörte nicht dazu. Ich habe dich durch das Portal geschleppt, weil die Forsaken dich getötet hätten, wenn ich dich bewusstlos und blutend zurückgelassen hätte.«

»Du hättest ja mit mir zusammen dableiben können …«

»Dann hätten sie uns beide getötet. Ich wusste ja nicht, wie viele von ihnen auf dem Gelände herumlungerten; bei diesem Höllendunst ließ sich das unmöglich sagen. Nicht einmal ich kann Hunderte Forsaken abwehren.« 

»Aber ich wette, es fällt dir alles andere als leicht, das zuzugeben«, entgegnete Simon.

»Du bist ein Arschloch«, sagte Jace, ohne die Stimmlage zu verändern, »selbst für einen Schattenweltler. Ich habe dir das Leben gerettet und dafür das Gesetz gebrochen. Und das nicht zum ersten Mal, wenn ich mal darauf hinweisen darf. Du könntest wenigstens etwas Dankbarkeit zeigen.«

»Dankbarkeit?« Simon spürte, wie sich seine Finger krümmten und die Nägel sich in seine Handflächen bohrten. »Wenn du mich nicht zum Institut bestellt hättest, dann wäre ich jetzt nicht hier. Ich habe dir mit keinem Wort erlaubt, mich hierherzuschleppen.« 

»Doch, das hast du«, erwiderte Jace, »als du gesagt hast, du würdest für Clary alles tun. Das hier ist alles.« 

Simon setzte zu einer wütenden Antwort an, doch in diesem Moment klopfte es an der Tür. »Hallo?«, rief Isabelle von der anderen Seite. »Simon, ist dein Diven-Anfall wieder vorbei? Ich muss mit Jace reden.«

»Komm rein, Izzy«, sagte Jace, ohne die Augen von Simon abzuwenden. In seinem Blick lag eine siedende Wut und eine derart herausfordernde Haltung, dass sie in Simon das dringende Bedürfnis weckte, ihn mit irgendeinem schweren Gegenstand zu schlagen. Einem Pick-up beispielsweise.

In einem Wirbel aus schwarzen Haaren und silberfarbenen Lagenröcken fegte Isabelle ins Zimmer. Ihre elfenbeinfarbene Korsage ließ ihre Arme und Schultern mit den verschlungenen tintenschwarzen Runenmalen frei. Simon vermutete, dass es für die Schattenjägerin eine angenehme Abwechslung sein musste, ihre Male ungehindert zeigen zu können - in einer Stadt, in der niemand sich daran stören würde.

»Alec will gleich zur Garnison«, erklärte Isabelle ohne Umschweife. »Und er möchte mit dir noch über Simon reden, ehe er das Haus verlässt. Kannst du also bitte nach unten kommen?«

»Klar.« Sofort marschierte Jace zur Tür; als er sie fast erreicht hatte, wurde ihm jedoch bewusst, dass Simon ihm folgte, und er drehte sich mit einem finsteren Blick um. »Du bleibst hier.«

»Nein«, erwiderte Simon. »Wenn ihr über mich redet, will ich dabei sein.«

Einen kurzen Moment lang hatte es den Anschein, als würde Jace’ mühsam bewahrte, eisige Gelassenheit zerbrechen: Er lief rot an, öffnete den Mund zu einer Entgegnung und seine Augen funkelten aufgebracht. Doch genauso schnell hatte er sich wieder im Griff und unterdrückte den drohenden Wutanfall. Er biss innerlich die Zähne zusammen und schenkte Simon ein strahlendes Lächeln. »Prima«, sagte er. »Von mir aus, komm ruhig mit nach unten, Vampir. Dann kannst du gleich die ganze traute Familie kennenlernen.«

 

Bei ihrer ersten Reise durch ein Portal hatte Clary das Gefühl gehabt, zu fliegen oder zumindest schwerelos zu fallen. Doch dieses Mal kam sie sich vor, als wäre sie inmitten eines Orkans: Heulende Winde zerrten an ihr, rissen ihre Hand aus Lukes festem Griff und fegten ihre Schreie fort, kaum dass sie ihre Lippen verlassen hatten. Sie fiel und fiel … durch die Strudel eines schwarz-goldenen Mahlstroms.

Plötzlich tauchte vor Clary etwas Flaches, Hartes, Silberfarbenes auf, wie die Oberfläche eines Spiegels. Mit unverminderter Geschwindigkeit stürzte sie darauf zu, stieß einen unterdrückten Schrei aus und riss die Hände schützend vors Gesicht. Sekundenbruchteile später traf sie auf der Fläche auf und brach durch sie hindurch, in eine Welt, deren schneidende Kälte ihr den Atem nahm. Haltlos sank sie durch eine dichte blaue Dunkelheit und versuchte, nach Luft zu schnappen, doch sie bekam einfach keinen Sauerstoff in ihre Lungen, nur noch mehr Eiseskälte …

Auf einmal wurde sie hinten an ihrem Cape gepackt und nach oben gezogen. Schwerfällig trat sie um sich, doch sie war zu geschwächt, um sich aus der Umklammerung zu befreien. Irgendetwas zerrte sie nach oben und die indigoblaue Dunkelheit wandelte sich in ein helles Blau und dann in ein goldenes Schimmern, als Clary durch die Wasseroberfläche brach und verzweifelt nach Atem rang. Oder es zumindest versuchte; stattdessen hustete und prustete sie schnaufend und vor ihren Augen tanzten schwarze Pünktchen. Dann spürte sie, wie sie mit großer Geschwindigkeit durch das Wasser gezogen wurde, während Algen und Schlingpflanzen sich um ihre Arme und Beine wickelten und sie wieder nach unten zu ziehen drohten. Fieberhaft wand Clary sich hin und her und erhaschte dabei einen Blick auf eine Furcht einflößende Kreatur - halb Wolf, halb Mensch, mit spitzen Ohren und gebleckten Lefzen, sodass die scharfen weißen Zähne zum Vorschein kam. Clary versuchte zu schreien, doch aus ihrem Mund schoss nur ein Schwall Wasser hervor. 

Einen Augenblick später wurde sie aus dem Wasser gezerrt und auf den feuchten, harten Erdboden geschleudert. Hände packten sie an den Schultern und drückten sie mit dem Gesicht nach unten in die Uferböschung. Und dann schlugen ihr die Hände auf den Rücken, wieder und wieder, bis Clarys Brust sich verkrampfte und sie einen Schwall bitteres Wasser hervorwürgte.

Clary hustete noch immer, als die Hände sie auf den Rücken drehten. Sie schaute auf und sah Luke - ein schwarzer Schatten vor einem blauen Himmel mit weißen Wolken. Doch der sanfte Ausdruck in seinem Gesicht war verschwunden, und obwohl er seine Wolfsgestalt abgelegt hatte, musterte er sie aus rasenden, wilden Augen. Entschlossen riss er sie hoch und schüttelte sie hart und unnachgiebig, bis Clary keuchend nach Luft schnappte und sich schwach zur Wehr setzte. »Luke! Hör auf! Du tust mir weh …« 

Ruckartig ließ er ihre Schultern los, packte sie stattdessen am Kinn und zwang ihren Kopf hoch, bis sie ihm in die Augen sah. »Das Wasser«, schnaubte er. »Hast du das Wasser vollständig ausgespuckt?«

»Ich glaub schon«, flüsterte Clary. Wegen der geschwollenen Kehle klang ihre Stimme dünn und gepresst.

»Wo ist deine Stele?«, fragte Luke drängend, und als Clary zögerte, hakte er scharf nach: »Clary. Deine Stele. Such sie!«

Clary befreite sich aus seinem Griff und kramte in ihren nassen Taschen herum, doch Verzweiflung beschlich sie, als ihre Finger nur auf den feuchten Stoff trafen. Mit einem bestürzten Ausdruck in den Augen wandte sie sich Luke wieder zu. »Ich muss sie im See verloren haben«, schniefte sie. »Meine … Moms Stele …«

»Herrje, Clary.« Luke erhob sich und verschränkte die Hände nachdenklich hinter dem Kopf. Auch er war triefend nass, das Wasser rann in dicken Rinnsalen aus seiner Jeans und der schweren Holzfällerjacke. Seine Brille, die normalerweise auf seiner Nasenspitze thronte, war verschwunden und er betrachtete Clary mit einem ernsten Blick. »Mit dir ist alles in Ordnung? Ich meine, jetzt in diesem Moment. Dir geht’s gut, oder?«

Clary nickte. »Luke, was ist los? Wofür brauchen wir meine Stele?«

Doch Luke schwieg und schaute sich suchend um, als verspräche er sich von ihrer Umgebung irgendwelche Hilfe. Clary folgte seinem Blick. Sie standen am breiten, steinigen Ufer eines ziemlich großen Sees, in dessen hellblauem Wasser sich glitzernde Sonnenstrahlen spiegelten. Clary fragte sich, ob das vielleicht die Quelle des schimmernden goldenen Lichts war, das sie durch das halb geöffnete Portal gesehen hatte. Nun, da sie sich neben statt in den Fluten des Sees befand, hatte er nichts Unheilvolles mehr an sich. An seinen Ufern erhoben sich bewaldete Hügel, deren Grüntöne mit ersten rostroten und goldenen Herbstfarben gesprenkelt waren, und dahinter ragten steile, schneebedeckte Berge auf. 

Clary erschauderte. »Luke, als wir vorhin im See waren … hast du dich da teilweise in einen Wolf verwandelt? Ich meine, ich hätte so was gesehen …«

»Mein Wolfs-Ich kann besser schwimmen als mein menschliches Ich«, erklärte Luke kurz angebunden. »Außerdem ist es stärker. Schließlich musste ich dich durchs Wasser ziehen und du hast mich nicht gerade dabei unterstützt.«

»Ich weiß«, räumte Clary ein. »Tut mir leid. Du hättest… du hättest mich ja eigentlich auch nicht begleiten sollen.«

»Wenn ich das nicht getan hätte, wärst du jetzt tot«, bemerkte er spitz. »Magnus hat es dir doch gesagt, Clary. Du kannst nicht mithilfe eines Portals in die Gläserne Stadt gelangen - es sei denn, auf der anderen Seite steht jemand und erwartet dich.«

»Er hat gesagt, es wäre gegen das Gesetz. Aber er hat nichts davon gesagt, dass ich abprallen würde, wenn ich es versuche.« 

»Magnus hat dir erklärt, dass die Stadt von Schutzschilden umgeben ist, die eine direkte Teleportation unmöglich machen. Es ist nicht sein Fehler, dass du beschlossen hast, mit magischen Kräften herumzuspielen, von denen du kaum etwas verstehst. Nur weil du die Fähigkeit zur Erschaffung von Runen besitzt, heißt das noch lange nicht, dass du auch weißt, wie man damit umgeht«, entgegnete Luke mit finsterer Miene. 

»Tut mir leid«, sagte Clary kleinlaut. »Ich wollte doch nur…« Sie verstummte einen Moment und fragte dann: »Wo sind wir jetzt genau?«

»Am Lyn-See«, sagte Luke. »Ich denke, das Portal hat uns so nah wie möglich an die Stadt herangebracht und uns dann einfach fallen lassen. Wir befinden uns in der Nähe der Außenbezirke von Alicante.« Erneut schaute er sich um und schüttelte den Kopf, teils verwundert und teils erschöpft. »Du hast es tatsächlich geschafft, Clary. Wir sind in Idris.«

»Idris?«, wiederholte Clary und starrte verwundert auf den See hinaus. Das Wasser funkelte ihr entgegen, blau und unberührt. »Hast du nicht gesagt, wir wären am Stadtrand von Alicante? Ich seh hier aber keine Stadt…«

»Wir sind noch kilometerweit von Alicante entfernt.« Luke zeigte in eine Himmelsrichtung. »Siehst du die Hügel dahinten? Die müssen wir überqueren - die Stadt liegt auf der anderen Seite. Wenn wir einen Wagen hätten, wären wir in einer Stunde dort, aber ich fürchte, wir müssen zu Fuß gehen … was uns wahrscheinlich den ganzen Nachmittag kosten wird.« Blinzelnd schaute er zum Himmel auf. »Wir sollten uns besser auf den Weg machen.«

Bestürzt schaute Clary an sich herab. Die Aussicht auf eine stundenlange Wanderung in triefend nassen Sachen gefiel ihr gar nicht. »Gibt es denn keine andere Möglichkeit…?«

»Nach Alicante zu kommen?«, fragte Luke in plötzlich scharfern Ton. »Hast du vielleicht irgendwelche Vorschläge, Clary? Schließlich bist du diejenige, die uns hierhergebracht hat!« Er deutete in die Richtung, die vom See wegführte. »Dahinten liegen hohe Berge … die lassen sich nur im Hochsommer passieren. Im Augenblick würden wir auf den Gipfeln erfrieren.« Dann drehte er sich um und zeigte mit dem Finger in eine andere Richtung. »Dort entlang erstrecken sich endlose Wälder bis zur Grenze. Sie sind nicht bewohnt, zumindest nicht von Menschen. Hinter Alicante liegen Ackerflächen und verschiedene Landsitze. Vielleicht könnten wir es schaffen, aus Idris herauszukommen, aber dazu müssten wir immer noch durch die Stadt hindurch. Eine Stadt, in der Schattenweltler wie meinesgleichen nicht gerade willkommen sind, wenn ich dich mal daran erinnern darf.«

Mit offenem Mund starrte Clary ihn an. »Luke, ich hab doch nicht gewusst…«

»Natürlich hast du das nicht gewusst. Du weißt überhaupt nichts über Idris. Und im Grunde ist dir dieses Land auch herzlich egal. Du warst lediglich sauer, dass man dich zurückgelassen hat, und hast daraufhin einen Trotzanfall bekommen … wie ein kleines Kind. Und jetzt sitzen wir hier. Fernab jeglicher Zivilisation, mit durchnässten Sachen, in dieser Eiseskälte und …« Luke verstummte und sah sie mit angespannter Miene an. »Also los. Machen wir uns auf den Weg.«

Bedrückt schweigend folgte Clary Luke den Weg am Seeufer entlang. Im Laufe der Zeit sorgte die Sonne dafür, dass ihre Haut und ihre Haare trockneten, aber der Samtumhang hielt das Wasser fest wie ein Schwamm. Er hing an Clary herab wie ein bleierner Vorhang, während sie hastig durch Geröll und Matsch stolperte, im Bemühen, mit Lukes großen Schritten mitzuhalten. Mehrfach versuchte sie, ein Gespräch in Gang zu bringen, aber Luke schwieg eisern. Bisher hatte Clary noch nie etwas angestellt, das so schlimm gewesen war, dass Lukes Zorn sich nicht durch eine Entschuldigung hätte besänftigen lassen. Doch dieses Mal sah die Sache offensichtlich anders aus. 

Die Felsen um den See herum schienen mit jedem Schritt steiler zu werden und mit düsteren Flecken übersät zu sein wie mit schwarzen Farbspritzern. Doch als Clary genauer hinsah, erkannte sie, dass es sich dabei um Höhlen handelte. Einige erweckten den Eindruck, als würden sie ziemlich tief in das dunkle Gestein hineinreichen. Sofort musste Clary an Fledermäuse und anderes Krabbelgetier denken, das in der Finsternis lauern konnte, und ein kalter Schauer jagte ihr über den Rücken.

Endlich fanden sie einen schmalen Pfad, der durch die Felsen hindurch zu einem breiteren Schotterweg führte. Der in der Nachmittagssonne indigoblau schimmernde See blieb schon bald hinter ihnen zurück und sie folgten dem Weg, der sich durch eine flache, grasbewachsene Ebene zog, welche in der Ferne in sanfte Hügel überging. Clarys Mut schwand: Von einer Stadt war weit und breit nichts zu sehen.

Mit einem Ausdruck äußersten Unbehagens starrte Luke in Richtung der Hügel. »Wir sind weiter entfernt, als ich dachte. Es ist so lange her, dass ich hier gewesen bin …«

»Vielleicht gelingt es uns ja, eine größere Straße zu finden«, meinte Clary. »Dann könnten wir per Anhalter fahren … uns in die Stadt mitnehmen lassen oder…«

»Clary. In Idris gibt es keine Autos.« Als er ihren geschockten Gesichtsausdruck sah, lachte Luke freudlos. »Die Schutzschilde würden die Motoren beeinträchtigen. Die meisten technologischen Errungenschaften funktionieren hier nicht - Mobiltelefone, Computer und dergleichen. Alicante selbst wird hauptsächlich von Elbenlicht beleuchtet und mit Strom versorgt.« 

»Oh«, sagte Clary leise. »Na dann… Wie weit sind wir denn noch von der Stadt entfernt?«

»Zu weit.« Luke fuhr sich mit beiden Händen durch die kurzen Haare. »Es gibt da etwas, das ich dir besser sagen sollte«, murmelte er, ohne sie anzusehen.

Clary erstarrte. Die ganze Zeit hatte sie sich nichts sehnlicher gewünscht, als dass Luke wieder mit ihr reden würde; doch jetzt war der Wunsch auf einmal wie weggeblasen. »Schon in Ordnung … du brauchst nicht…«

»Ist dir eigentlich aufgefallen«, unterbrach Luke sie, »dass sich auf dem Lyn-See keine Boote befinden? Keine Boote, keine Anlegestege - nichts, was darauf hindeuten würde, dass die Menschen in Idris den See in irgendeiner Weise nutzen würden?«

»Ich hab gedacht, dass läge daran, dass er so weit weg ist.«

»So weit weg ist er nun auch wieder nicht. Nur ein paar Stunden von Alicante entfernt. Das Problem ist jedoch, dass der See …« Luke verstummte und seufzte. »Erinnerst du dich an das Intarsienmuster im Holzboden der Bibliothek im Institut?«

Clary blinzelte. »Ja, schon, aber ich konnte nicht erkennen, was es darstellen sollte.«

»Es zeigt einen Engel, der aus einem See aufsteigt, in den Händen einen Kelch und ein Schwert. Dieses Motiv findet sich bei vielen Nephilim-Dekorationen. Die Legende besagt, dass der Erzengel Raziel aus dem See Lyn aufgestiegen sei, als er Jonathan Shadowhunter, dem ersten der Schattenjäger, erschienen ist und ihm die Insignien der Engel überreicht hat. Seit diesem Zeitpunkt ist der See …«

»Heilig?«, schlug Clary vor.

»Verwunschen«, sagte Luke. »Das Wasser des Sees ist für Schattenjäger giftig. Schattenweltlern fügt er dagegen keinen Schaden zu … das Lichte Volk bezeichnet ihn als Spiegel der Träume und die Feenwesen trinken sogar sein Wasser, weil er ihnen angeblich Wahrträume schenkt. Aber für Schattenjäger stellt der Genuss des Seewassers eine große Gefahr dar. Es erzeugt Halluzinationen, Fieber … und es kann einen Menschen in den Wahnsinn treiben.« 

Clary spürte, wie ihr eiskalt wurde. »Deshalb hast du also versucht, mich zum Würgen zu bringen … damit ich das Wasser ausspucke.«

Luke nickte. »Das ist auch der Grund, warum du deine Stele suchen solltest. Mit einer Heilrune könnten wir die Wirkung des Wassers abwehren. Aber ohne diese Hilfe müssen wir dich so schnell wie möglich nach Alicante schaffen. Es gibt ein Mittel gegen das Gift, einen Sud aus Krautern, und ich kenne jemanden, der diese Krauter mit großer Wahrscheinlichkeit in seinem Garten zieht.«

»Die Lightwoods?«

»Nein, nicht die Lightwoods«, erwiderte Luke mit fester Stimme. »Jemand anderes. Jemand, den ich kenne.«

»Und wer soll das sein?«

Doch Luke schüttelte den Kopf. »Lass uns nur hoffen, dass diese Person in den letzten fünfzehn Jahren nicht umgezogen ist.«

»Aber ich dachte, es wäre gegen das Gesetz, wenn ein Schattenweltler Alicante ohne Genehmigung betritt.«

Das Lächeln auf Lukes Gesicht erinnerte Clary plötzlich wieder an den Mann, der sie als Kind aufgefangen hatte, wenn sie vom Klettergerüst gefallen war, der Luke, der sie immer beschützt hatte. »Manche Gesetze müssen eben gebrochen werden.«

 

Das Haus der Familie Penhallow weckte bei Simon Erinnerungen an das Institut in New York - es verströmte die gleiche Atmosphäre, das Flair einer vergangenen Ära. Die engen Gänge und Treppen waren aus Stein und dunklem Holz gefertigt und aus den hohen, spitzen Fenstern boten sich immer wieder neue Ausblicke auf die Stadt. Dagegen zeigte die Gestaltung der Inneneinrichtung eine ausgeprägt asiatische Note: Auf dem Treppenabsatz im ersten Geschoss stand ein japanischer Shoji-Paravent, die Fensterbänke waren mit kostbaren chinesischen Vasen dekoriert und an den Wänden hingen mehrere Seidensiebdrucke, die offenbar Szenen aus der Sagenwelt der Schattenjäger darstellten, allerdings mit einem fernöstlichen Einschlag: Kriegsherren mit glühenden Seraphklingen neben farbenprächtigen, drachenartigen Kreaturen und sich schlängelnden, glupschäugigen Dämonen.

»Mrs Penhallow - Jia - hat früher das Institut in Peking geleitet. Heute verbringt sie die Hälfte des Jahres hier und die andere in der Verbotenen Stadt«, erklärte Isabelle, als Simon bewundernd vor einem Siebdruck stehen geblieben war. »Die Penhallows sind eine alte Schattenjägerfamilie. Und ziemlich wohlhabend.«

»Das seh ich«, murmelte Simon und schaute zu den schweren Lüstern hinauf, deren glitzernde Kristalle wie Tränen geformt waren.

Jace, der eine Stufe hinter ihnen ging, knurrte. »Vorwärts. Das ist hier keine Besichtigungstour.«

Simon erwog eine unhöfliche Antwort, beschloss dann aber, dass sich die Mühe nicht lohnte, und legte die restlichen Stufen im Eiltempo zurück. Die Treppe endete in einem großen Raum, einer seltsamen Mischung aus Altem und Neuem: ein Buntglasfenster, das zum Kanal hinausging, und leise Musik, die aus einer Stereoanlage rieselte, die Simon jedoch nirgends sehen konnte - genauso wenig wie ein Fernsehgerät, DVDs, CD-Stapel oder ähnliche Dinge, die er mit einer modernen Wohnzimmerausstattung in Verbindung brachte. Stattdessen gruppierten sich mehrere üppig gepolsterte Sofas um einen großen offenen Kamin, in dem ein warmes Feuer knisterte.

Alec stand am Kaminsims, in dunkle Schattenjägerkluft gekleidet, und streifte ein Paar schwarze Handschuhe über. Als Simon den Raum betrat, schaute er auf und zog wie üblich eine finstere Miene, sagte aber nichts.

Auf den Sofas saßen zwei Jugendliche, die Simon noch nie zuvor gesehen hatte - ein Junge und ein Mädchen. Das Mädchen sah aus, als hätte sie zumindest teilweise asiatische Vorfahren: zart geschnittene Mandelaugen, glänzende, zurückgekämmte dunkle Haare, ein schelmisches Lächeln und ein feines Kinn, das wie bei einer Katze spitz zulief. Sie war zwar nicht unbedingt das, was man eine Schönheit nannte, aber durchaus eine sehr bemerkenswerte Erscheinung.

Der schwarzhaarige Junge neben ihr hingegen war mehr als attraktiv. Er musste etwa Jace’ Statur haben, wirkte jedoch größer, selbst im Sitzen. Er war schlank und muskulös und besaß ein blasses, elegantes, ruheloses Gesicht, das nur aus Wangenknochen und dunklen Augen zu bestehen schien. Irgendetwas an ihm kam Simon merkwürdig vertraut vor, als hätte er ihn schon einmal gesehen.

Das Mädchen richtete als Erste das Wort an Isabelle und Alec. »Ist das der Vampir?«, fragte sie und musterte Simon von Kopf bis Fuß, als würde sie seine Maße nehmen. »So nah bin ich einem Vampir noch nie gewesen - jedenfalls keinem, den ich nicht töten wollte.« Kokett legte sie den Kopf auf die Seite. »Er ist süß … für einen Schattenweltler.«

»Du musst ihr verzeihen; sie hat das Gesicht eines Engels, aber die Manieren eines Molochdämons«, sagte der Junge lächelnd, erhob sich vom Sofa und streckte Simon die Hand entgegen. »Ich heiße Sebastian. Sebastian Verlac. Und das hier ist meine Cousine, Aline Penhallow. Aline …«

»Ich gebe Schattenweltlern nicht die Hand«, schnaubte Aline und wich tiefer in die Sofakissen zurück. »Sie besitzen keine

Seele … Vampire habe keine Seele.«

Sebastians Lächeln schwand. »Aline …«

»Aber es ist doch wahr. Deshalb können sie sich auch nicht im Spiegel sehen oder in die Sonne gehen.«

Bewusst langsam ging Simon ein paar Schritte zurück, in das rechteckige Feld aus Sonnenlicht vor dem Fenster. Er spürte, wie die Sonne ihm warm auf den Rücken und die Haare schien. Der Schatten, den er auf den Boden warf, war lang und dunkel und reichte fast bis zu Jace’ Füßen. 

Aline sog scharf die Luft ein, sagte aber nichts - im Gegensatz zu Sebastian, der Simon aus neugierigen schwarzen Augen musterte. »Dann stimmt es also wirklich. Die Lightwoods haben das zwar erzählt, aber ich hätte nicht gedacht…«

»… dass wir die Wahrheit sagen würden?«, meldete Jace sich nun zum ersten Mal zu Wort, seit sie ins Erdgeschoss gekommen waren. »Bei so einer Sache würden wir doch nicht lügen. Simon ist… einzigartig.«

»Ich hab ihn mal geküsst«, sagte Isabelle, ohne irgendjemanden direkt anzuschauen.

Alines Augenbrauen schnellten in die Höhe. »In New York lässt man dich tatsächlich machen, was du willst, stimmt’s?«, fragte sie mit einer Mischung aus Entsetzen und Neid in der Stimme. »Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, Izzy, hättest du nicht einmal im Traum daran gedacht…«

»Als wir uns das letzte Mal gesehen haben, war Izzy acht«, warf Alec ein. »Die Dinge ändern sich nun mal. Jetzt aber wieder zur Sache: Mom ist völlig überstürzt aufgebrochen, deshalb muss ihr irgendjemand ihre Notizen und Unterlagen in die Garnison bringen. Und da ich hier der einzige Achtzehnjährige bin, kann ich auch als Einziger in das Gebäude hinein, solange der Rat tagt.«

»Das wissen wir«, erwiderte Isabelle und ließ sich auf das Sofa fallen. »Das hast du uns jetzt schon fünf Mal gesagt.«

Alec, der eine wichtigtuerische Miene zog, ignorierte ihren Einwurf. »Jace, du hast den Vampir hierhergebracht, also trägst du auch die Verantwortung für ihn. Lass ihn nicht aus dem Haus.« 

Der Vampir, dachte Simon. Es war ja nicht so, als würde Alec seinen Namen nicht kennen. Und vor nicht allzu langer Zeit hatte er Alec sogar das Leben gerettet. Doch jetzt war er »der Vampir«. Selbst für Alec, der gelegentlich zu unerklärlichen Launen neigte, war dieses Verhalten einfach widerwärtig. Vielleicht hing es damit zusammen, dass sie sich in Idris befanden. Vielleicht verspürte Alec hier ein größeres Bedürfnis, sein Schattenjägerblut deutlich unter Beweis zu stellen. 

»Ist das der Grund, warum du mich gerufen hast? Um mir zu sagen, ich soll den Vampir nicht aus dem Haus lassen? Das hätte ich sowieso nicht getan.« Jace marschierte zu einem der Sofas und setzte sich neben Aline, die ein erfreutes Gesicht zog. »Sieh lieber zu, dass du schnell zur Garnison und wieder zurückkommst. Nicht auszudenken, welch verwerfliche Ideen wir hier aushecken könnten … ohne dich, der uns den rechten Weg weist.« 

Alec musterte Jace mit kühler Überlegenheit. »Jetzt reiß dich mal zusammen. Ich bin in einer halben Stunde wieder zurück.« Dann verschwand er durch einen Torbogen, der zu einem langen Flur führte, und Sekunden später fiel irgendwo in der Ferne eine Tür ins Schloss.

»Du solltest ihn nicht so reizen«, sagte Isabelle tadelnd und warf Jace einen strengen Blick zu. »Man hat ihm tatsächlich die Verantwortung für uns übertragen.«

Simon konnte nicht umhin zu bemerken, dass Aline sehr dicht neben Jace saß - ihre Schultern berührten einander, obwohl auf dem Sofa noch jede Menge Platz war.

»Ist dir jemals der Gedanke gekommen, dass Alec in einem früheren Leben vielleicht mal eine alte Frau mit neunzig Katzen gewesen sein könnte, die den ganzen Tag die Nachbarskinder angeschrien hat, sie sollen von ihrem Rasen verschwinden? Mir hat sich dieser Gedanke nämlich schon mehrfach aufgedrängt«, erklärte Jace nun und Aline kicherte. »Nur weil er der Einzige ist, der in die Garnison darf…«

»Was ist die Garnison?«, fragte Simon, der es satthatte, nicht zu wissen, wovon die anderen sprachen.

Jace warf ihm einen Blick zu. Sein Gesichtsausdruck war kühl, unfreundlich und seine Hand lag auf Alines Hand, die auf ihrem Oberschenkel ruhte. »Setz dich«, sagte er und deutete mit einer ruckartigen Kopfbewegung auf einen Sessel. »Oder hattest du vor, wie eine Fledermaus in der Ecke zu flattern?«

Na, großartig. Fledermauswitze. Unbehaglich ließ Simon sich in den Sessel sinken. 

»Die Garnison ist der offizielle Versammlungsort des Rats«, sagte Sebastian, der offenbar Mitleid mit Simon hatte. »Dort werden die Gesetze erlassen; außerdem dient das Gebäude als Amtssitz des Konsuls und des Inquisitors. Nur volljährige Schattenjäger dürfen das Gelände betreten, solange der Rat tagt.«

»Der Rat tagt?«, fragte Simon, als er sich erinnerte, was Jace ihm kurz zuvor im Obergeschoss gesagt hatte. »Aber doch nicht meinetwegen?«

Sebastian lachte. »Nein. Wegen Valentin und den Insignien der Engel. Deshalb sind alle hier zusammengekommen. Um zu beraten, was Valentin wohl als Nächstes unternehmen wird.«

Jace schwieg, doch bei der Erwähnung von Valentins Namen versteinerte sich seine Miene.

»Na ja, er wird bestimmt versuchen, den Spiegel in seinen Besitz zu bringen«, sagte Simon. »Die dritte der Insignien der Engel. Ist der Spiegel hier in Idris? Sind deshalb alle hier?«

Nach einem kurzen Moment der Stille setzte Isabelle zu einer Antwort an: »Das Problem bei diesem Spiegel ist, dass niemand weiß, wo er sich befindet. Genau genommen wissen wir nicht einmal, worum es sich dabei handelt.«

»Um einen Spiegel«, sagte Simon. »Du weißt schon - reflektierend, aus Glas … würde ich mal vermuten.«

»Isabelle meint damit, dass niemand etwas Genaues über den Spiegel weiß«, erläuterte Sebastian freundlich. »Natürlich wird er in der Geschichte der Schattenjäger etliche Male erwähnt, aber es gibt keinerlei Hinweise darauf, wo er sich befindet, wie er aussieht oder - vielleicht das Wichtigste - was er bewirkt.«

»Wir vermuten, dass Valentin hinter ihm her ist«, sagte Isabelle, »aber das hilft uns auch nicht gerade weiter, weil niemand weiß, wo der Spiegel steckt. Die Stillen Brüder hätten vielleicht eine Ahnung gehabt, aber Valentin hat sie ja alle getötet. Und es wird eine ganze Weile dauern, bis es wieder Brüder der Stille geben wird.«

»Er hat alle getötet?«, hakte Simon überrascht nach. »Ich dachte, er hätte nur die in New York umgebracht.« 

»Die Stadt der Gebeine befindet sich genau genommen nicht in New York«, sagte Isabelle. »Es ist eher so … erinnerst du dich noch an den Eingang zum Lichten Hof im Central Park? Nur weil der Eingang dort liegt, heißt das noch lange nicht, dass sich der Hof des Lichten Volkes auch unter dem Park befindet. Und genauso verhält es sich mit der Stadt der Gebeine: Es gibt mehrere Eingänge, doch die Stille Stadt selbst…«Isabelle verstummte, als Aline sie mit einer raschen Geste zum Schweigen brachte. 

Simon schaute von Isabelle zu Jace und dann zu Sebastian. Auf den Gesichtern der drei spiegelte sich derselbe vorsichtig-zurückhaltende Ausdruck, als wäre ihnen gerade bewusst geworden, was sie da taten - einem Schattenweltler Geheimnisse der Nephilim anvertrauen. Einem Vampir. Nicht gerade einem Feind, aber ganz gewiss niemand, dem man vertrauen konnte.

Aline brach als Erste das Schweigen. »Also«, setzte sie an und heftete ihre hübschen dunklen Augen auf Simon, »erzähl doch mal: Wie ist es so als Vampir?«

»Aline!« Isabelle wirkte entsetzt. »Du kannst doch nicht einfach jemanden fragen, wie das Vampirdasein ist.«

»Ich wüsste nicht, was dagegen spricht«, erwiderte Aline. »Er ist noch nicht sehr lange Vampir, oder? Dann muss er sich doch daran erinnern, wie es als Mensch war.« Erneut wandte sie sich Simon zu. »Schmeckt Blut für dich noch immer wie Blut? Oder schmeckt es jetzt nach irgendetwas anderem, vielleicht wie Orangensaft oder etwas Ähnliches? Denn ich könnte mir vorstellen, der Geschmack von Blut…«

»Es schmeckt wie Hühnchen«, sagte Simon, nur um sie zum Schweigen zu bringen.

»Tatsächlich?« Aline sah ihn erstaunt an.

»Er nimmt dich auf den Arm, Aline«, sagte Sebastian, »und dazu hat er auch allen Grund. Ich muss mich nochmals für meine Cousine entschuldigen, Simon. Diejenigen unter uns, die außerhalb von Idris erzogen wurden, sind in der Regel etwas besser mit Schattenweltlern vertraut.«

»Aber bist du denn nicht in Idris aufgewachsen?«, fragte Isabelle. »Ich dachte, deine Eltern …«

»Isabelle«, unterbrach Jace sie, doch es war schon zu spät - Sebastians Miene hatte sich bereits verdüstert.

»Meine Eltern sind tot«, sagte er. »Ein Dämonennest in der Nähe von Calais … Aber das ist schon okay, das liegt alles schon sehr lange zurück.« Er wischte Isabelles Beileidsbeteuerungen mit einer Handbewegung beiseite. »Meine Tante, die Schwester von Alines Vater, hat mich mit nach Paris genommen und im dortigen Institut aufgezogen.«

»Dann sprichst du also Französisch?«, seufzte Isabelle. »Ich wünschte, ich könnte eine andere Sprache sprechen. Aber Hodge hielt es nicht für erforderlich, uns etwas anderes beizubringen als Altgriechisch und Latein, und diese Sprachen spricht nun mal kein Mensch mehr.« 

»Neben Französisch spreche ich auch Russisch und Italienisch. Und etwas Rumänisch«, erklärte Sebastian mit einem bescheidenen Lächeln. »Ich könnte dir ein paar Brocken beibringen …«

»Rumänisch? Das ist ja beeindruckend«, sagte Jace. »Nicht viele Leute sprechen diese Sprache.«

»Du vielleicht?«, fragte Sebastian interessiert nach.

»Nein, im Grunde nicht«, erwiderte Jace mit einem solch entwaffnenden Lächeln, dass Simon sofort wusste, dass er log. »Meine Rumänischkenntnisse beschränken sich auf ein paar nützliche Floskeln wie >Sind diese Schlangen giftig?< oder >Aber für eine Polizistin sehen Sie doch viel zu jung aus<.« 

Doch Sebastian erwiderte Jace’ Lächeln nicht. Irgendetwas war merkwürdig an seinem Gesichtsausdruck, überlegte Simon. Die Gesichtszüge des Jungen wirkten mild - alles an ihm schien mild und sanft -, aber Simon hatte das untrügliche Gefühl, dass diese Sanftmut irgendetwas kaschierte, das seine äußerliche Gelassenheit Lügen strafte. »Ich reise zwar gern in andere Länder, aber es ist doch schön, wieder zurück zu sein, nicht wahr?«, sagte Sebastian nun, den Blick unverwandt auf Jace gerichtet.

Jace, der mit Alines Fingern gespielt hatte, hielt einen Moment inne. »Was meinst du damit?«

»Ach, ich meine lediglich, dass es nirgendwo sonst wie in Idris ist, selbst wenn wir Nephilim uns an anderen Orten häuslich einrichten. Bist du nicht auch meiner Meinung?«

»Warum fragst du das ausgerechnet mich?« Jace musterte ihn mit eisigem Blick.

Sebastian zuckte die Achseln. »Na ja, du hast doch als Kind hier gelebt oder nicht? Und es ist Jahre her, dass du hier gewesen bist. Oder habe ich das vielleicht falsch verstanden?«

»Nein, das hast du nicht falsch verstanden«, erwiderte Isabelle ungeduldig. »Jace tut gern so, als würden nicht alle über ihn reden, dabei weiß er genau, dass sie sehr wohl über ihn reden.«

»Natürlich tun sie das.« Obwohl Jace ihn wütend anstarrte, ließ Sebastian sich offenbar nicht aus der Ruhe bringen. Simon empfand eine gewisse Sympathie für den dunkelhaarigen Schattenjäger, auch wenn er es sich nur widerstrebend eingestand. Man traf selten auf jemanden, der auf Jace’ Spötteleien nicht einging. »Im Moment drehen sich sämtliche Gespräche in Idris nur um dieses Thema: um dich, die Insignien der Engel, deinen Vater, deine Schwester…« 

»Clarissa sollte doch eigentlich mitkommen, oder nicht?«, fragte Aline. »Ich hatte mich schon so darauf gefreut, sie kennenzulernen. Was ist passiert?«

Obwohl Jace keine Miene verzog, nahm er die Hand von Alines Oberschenkel und ballte sie zur Faust. »Sie wollte New York nicht verlassen. Ihrer Mutter geht es nicht gut, sie liegt im Krankenhaus.« Er sagt nie unsere Mutter, dachte Simon. Immer nur ihre Mutter. 

»Das ist ja merkwürdig«, warf Isabelle ein. »Und ich dachte, sie wollte unbedingt mitkommen.«

»Ja, das stimmt auch«, setzte Simon an. »Genau genommen …«

Doch Jace war bereits aufgesprungen, und zwar so schnell, dass Simon nicht einmal gesehen hatte, dass er sich bewegte. »Da fällt mir ein: Ich muss dringend etwas mit Simon besprechen. Unter vier Augen.« Mit einer ruckartigen Kopfbewegung deutete er auf die Doppeltür am hinteren Ende des Raums und seine Augen glitzerten herausfordernd. »Komm schon, Vampir«, sagte er in einem Ton, der Simon das deutliche Gefühl vermittelte, dass eine Weigerung vermutlich zu irgendeiner Form von Gewalt führen würde. »Zeit für ein Schwätzchen.«

Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass
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