DIENSTAG NACH INVOCAVIT

Überall in der Stadt trafen in diesen Tagen Spielleute ein. In den Straßen erschienen immer mehr Stände, wo Instrumentenbauer ihre Waren auslegten. Flöten, Trommeln, Schalmeien und Sackpfeifen wurden angeboten, auch Lauten und Harfen, Rebecs und Fideln. In einem Stand saß geduldig ein junger Knecht und polierte Trompeten.

Franz ging von einem zum anderen, in freudigem Erstaunen, als habe man ihn ins himmlische Jerusalem versetzt. Er betrachtete jedes Instrument genau, vor allem die etwas ausgefalleneren Modelle, er sprach mit den Händlern, er probierte kleine Melodien aus. Alheit war froh, dass sie den Beutel mit dem Geld bei sich trug, dass die Auswahl so groß war und Franz sich nicht entscheiden konnte.

Insgeheim liebäugelte sie selbst mit etwas Neuem, Unerhörtem, einer Trompete. Die glänzende Bronze schien ihr sehr verlockend, die klaren, kräftigen Töne erst recht.

Einmal, als Franz am anderen Ende der Gasse über ein kaum unterarmlanges Rebec verhandelte, eilte sie zu dem betreffenden Stand und wollte ein Instrument ausprobieren.

Der Knecht musterte sie von oben bis unten. ťDu willst Trompete spielen?Ť Die Frage klang so erstaunt, als hätte Alheit sich als der neue Bischof vorgestellt.

ťJa.Ť

ťKannst du sie überhaupt bezahlen?Ť

ťProbieren kostet doch nichts, oder?Ť Alheit streckte ihm die Hände entgegen.

ťLeider nicht.Ť Der Junge machte keine Anstalten, ihr ein Instrument zu reichen. ťEine Trompete kostet so viel wie ein gutes Pferd.Ť

Offenbar traute er ihr das nötige Geld nicht zu, und Alheit musste sich eingestehen, dass er recht hatte. Wie sie auch hin und her überlegte – selbst mit den 70 Hellern, die Herr Heinrich von Alzey ihnen zugesagt hatte, würde es nicht für eine Trompete reichen.

Beschämt machte sie sich auf den Weg zu Franz. Hinter ihr erklang das Gelächter des Händlers.

 

Nur eine Straßenecke weiter, am Rand eines Brunnens, bemerkte Alheit zwei Gestalten, die ihr bekannt vorkamen. Die Kleider leuchtete gelb und grün, ein goldener und ein kupferfarbener Schopf beugten sich über – was? Von ferne sah es aus wie mehrere Türmchen Silbermünzen. Alheit trat überrascht näher.

ť300 HellerŤ, schloss Elbelin und ließ die letzte Münze klingend auf eins der Türmchen fallen. Gottfrid nickte dazu.

ťWo habt ihr das her?Ť, fuhr Alheit dazwischen.

Erschrocken zuckten die Jungen zurück. Doch Elbelin fing sich sogleich wieder: ťVon unserem Herrn, Erzbischof Balduin von Trier. Wir sollen uns neue Instrumente kaufen.Ť

Alheit nickte. ťUnd das zählt ihr laut und deutlich vor allen anderen her?Ť

Ein wenig verlegen blickte Elbelin zur Seite. ťManchmal glaube ich selbst nicht, wie viel es ist.Ť

ťViel ist es in der TatŤ, bestätigte Alheit. ťAndere Herren sind weniger großzügig, ein neues Instrument kann aber jeder Spielmann brauchen.Ť

ťJederzeit.Ť Elbelins strahlendes Lächeln ging auf wie die Sonne. ťHast du die Trompeten gesehen?Ť

Alheit gab einen unbestimmten Laut von sich. Ob die beiden ihren Besuch an diesem Stand wirklich nicht bemerkt hatten?

ťDu hast es aber auf eine kleine Harfe abgesehenŤ, meldete sich Gottfrid zu Wort, ťund ich wollte ein neues Rebec haben, ein tieferes.Ť

ťJa, natürlichŤ, erwiderte Elbelin ungeduldig. ťMan wird doch noch träumen dürfen.Ť

ťHier laufen viele Leute mit solchen Träumen herumŤ, mahnte Alheit, ťaber Geld haben sie keins, um sie zu erfüllen. – Habt ihr schon einen Händler entdeckt, bei dem ihr eures loswerden wollt?Ť

Elbelin schüttelte den Kopf. ťIch habe gehört, Rüdiger vom Lech soll kommen. Der hat, was wir brauchen.Ť

Gottfrid hatte bereits begonnen, die Münzen in einen Beutel zu lesen, den Elbelin ihm hinhielt. Gerade wollte Alheit darauf hinweisen, dass die Jungen den Beutel sicher verwahren müssten, da zog Elbelin die Schnüre zu, warf den Beutel in die Luft und er war verschwunden.

ťIch habe ihn zu meinem alten Gevatter in den Himmel geschicktŤ, erklärte Elbelin. ťDorthin kann ihm kein Dieb nachsteigen.Ť

Wider Willen musste Alheit lachen. Und sie glaubte, dass der Beutel in seinem jetzigen Versteck sicher war. Doch sie wurde gleich wieder ernst. ťAls guter Sackpfeifer, wärst du da nicht besser bei Emich dem König im Schwarzen Bären aufgehoben?Ť

ťSo gut bin ich nichtŤ, murmelte Elbelin.

Auch Gottfrid zog ein unbehagliches Gesicht.

Da setzte Elbelin ein Lachen auf und rückte näher an seinen Freund. ťAußerdem nimmt er keine Rothaarigen auf.Ť

ťAch so.Ť

ťEr ist ein eingebildeter Pfau!Ť, platzte Gottfrid heraus.

ťStimmtŤ, seufzte Elbelin. ťEs gibt Umgänglichere. Aber wir haben auch schon einiges von ihm gelerntŤ, fügte er hinzu.

Gottfrid brummte unwillig. Offenbar überwogen doch die schlechten Erfahrungen mit dem berühmten Spielmann.

 

Als Alheit und Franz bei Einbruch der Dunkelheit die Gaststube betraten, hatte sich der Wilde Mann weiter gefüllt. Knapp zehn Leute saßen schon am Tisch und schauten ungeduldig zur Tür.

Ein weißhaariger Mann in einer langen, dunkelroten Cotte mit Pelzbesatz begrüßte sie. ťNa endlich.Ť Lauter fügte er hinzu: ťGott grüße euch.Ť

Alheit unterdrückte eine scharfe Antwort, als sie sah, wie vorsichtig der Mann sich erhob.

Lene war weniger zurückhaltend, sie kicherte etwas wie: ťDer steht aber sehr krumm.Ť

Der Alte warf ihr einen strengen Blick zu, entgegnete jedoch nichts. Er richtete sich auf und sprach salbungsvoll weiter, fast wie in der Messe: ťDa wir nun vollzählig sind, wollen wir Gott danken, dass wir für heute und die kommenden Tage ein Dach über dem Kopf und das tägliche Brot haben.Ť

Seine Stimme klang tief und voll. Ihn singen zu hören musste eine Freude sein. Dennoch hatte Alheit das Gefühl, gerade diese Stimme vor Kurzem erst laut und schrill gehört zu haben.

Elbelin, der die ganze Zeit strahlend an seinen Lippen gehangen hatte, erwiderte: ťGott grüße dich, Meister Wolfram. Wir haben von deiner Kunst gehört und freuen uns auf das, was wir von dir lernen können.Ť

Die Leute am Tisch murmelten zustimmend.

ťNehmt PlatzŤ, sagte Meister Wolfram und gab dem Wirt ein Zeichen, das Essen zu bringen.

ťIst dieser merkwürdige Alte wirklich so berühmt?Ť, fragte Alheit Franz leise.

Er musste kurz überlegen. ťIch glaube, das war vor deiner Zeit. Es heißt, er war in Paris, wo sie diese neue Musik machen. Er soll sogar mit Vitry bekannt sein.Ť

Diesen Namen hatte Alheit immerhin schon einmal gehört. Franz berief sich immer auf ihn, wenn er in einem sonderbaren Zeitmaß spielte, in das Alheit sich nicht hineinfinden konnte. Nun würde sie hören, ob die Musik aus Paris wirklich so wenig ebenmäßig klang.

Alheit fand einen Platz zwischen Franz und Elbelin, gegenüber einer dreiköpfigen Familie. Der Mann war eher klein und rund. Unter seiner braunen Kappe fielen ihm dünne, blassrote Strähnen auf die Schultern. Neben ihm saß ein Mädchen von vielleicht 16 Jahren, das mit seiner Mutter tuschelte. Sein Haar hatte die gleiche unglückliche Farbe wie das des Vaters und war in einem Netz aus schmalen blauen Bändern zusammengefasst. Die Mutter trug eine reich gefältelte Haube, die außer dem strengen Gesicht nichts sehen ließ. Alle drei hatten die Oberarme ihrer bunten Gewänder mit einem weißen Streifen abgesetzt, der an der Rückseite noch weit nach unten hing. Obwohl Alheit die Ohren spitzte, verstand sie nicht einmal vereinzelte Wörter. Die drei schienen eine ihr fremde Sprache zu sprechen.

Der kleine Mann unterhielt sich gedämpft mit dem Meister. Dieser winkte ihm jedoch, still zu sein, als das Essen aufgetragen wurde, und sagte schnell ein lateinisches Tischgebet auf.

Nach dem Amen holten die Leute Schalen und Löffel heraus und nahmen sich von dem Hirsebrei mit Grünkohl. Eine Weile hörte man nur die Löffel klappern. Der Wirt kehrte mit einer Kanne gewürzten Weines wieder und füllte die Becher der Gäste. Zumindest was die Herberge anging, hatten sie es gut getroffen.

ťWie bei einem Leichenschmaus sitzt ihr daŤ, beschwerte sich Lene. ťSeid ihr nicht alle Spielleute? Warum hat niemand von euch einen Schwank zu erzählen?Ť

Tamas lachte. ťIst wahr!Ť

Seine Nachbarin wandte sich zu ihm um: ťWarum erzählst du uns nicht etwas?Ť Sie sprach, als hätte sie den Mund noch voll mit heißem Brei.

Alheit fragte sich, wie sie mehrere Wochen lang mit Leuten leben und lernen sollte, die solche Mühe hatten, sich zu verständigen.

Tamas stellte sich vor und vergaß auch nicht, den Bären zu erwähnen, der im Stall schlief.

Das Mädchen kreischte, doch seine Mutter brachte es gleich zum Schweigen. Dann sagte sie: ťIch bin Marjorie Harper, meine Tochter Katherine, mein Mann Robert Piper. Wir kommen von England.Ť

ťSeid ihr durch Flandern gereist?Ť, unterbrach Elbelin. Als die Frau bejahte, fragte er sie über die jüngsten Ereignisse nach dem Aufstand in Gent aus. Offenbar war er schon einmal dort gewesen.

Unterdessen sorgte Alheit dafür, dass Gottfrid und er noch eine zweite Portion Brei bekamen, ehe die Schüssel ganz leer war.

ťAber nun erzähl uns von dir, MeisterŤ, wandte sich Elbelin zu guter Letzt an den Alten, den er zuvor Meister Wolfram genannt hatte. ťWo hast du die letzten Jahre zugebracht?Ť

ťMan nennt mich Wolfram Lautenschläger.Ť

Nach einem Augenblick unbehaglicher Stille sagte Franz: ťDiesen Namen habe ich doch schon gehört. Bist du nicht nach Paris gezogen, um bei den berühmten Meistern dort zu lernen?Ť

Wolfram nickte. ťIch habe beim Reichstag in Nürnberg gespielt und bei der Hochzeit des Herrn Heinrich von Kärnten.Ť Leiser fügte er hinzu: ťZuletzt am Hof des Grafen Eberhard von Katzenelnbogen.Ť

ťDa bist du weit herumgekommen und hast viel erfahrenŤ, sagte Elbelin. ťWir Jungspunde können sicher noch viel von dir lernen.Ť

Wolfram nickte. ťVor allem die neue Musik, wie sie jetzt in Frankreich gespielt wird, kennt hierzulande noch kaum jemand. Selbst erfahrene Spielleute haben oft die wildesten Vorstellungen davon. Deshalb will ich euch lehren, was ich von Meister Vitry gelernt habe.Ť

ťJa, den Spielmann, der nicht jedes Jahr eine neue Kunst darzubieten hat, will bald keiner mehr sehenŤ, lachte Gottfrid und holte blitzschnell ein Stück Zuckerwerk unter Lenes gelbem Schleier hervor. Lene warf ihm einen Blick zu, der wohl verführerisch sein sollte. Doch Gottfrid biss ungerührt selbst in das Küchlein.

ťGrobian! Flegel!Ť, schimpfte Lene und schlug auf ihn ein.

Elbelin schien gar nicht zu bemerken, was sich da neben ihm abspielte, und sprach weiter mit Meister Wolfram: ťWir waren bisher beim Erzbischof von Trier im Dienst. Er hält nicht allzu viel von dieser neuen Kunst.Ť

ťDas geht wohl vielen Kirchenfürsten soŤ, unterbrach ihn Franz.

ťDabei ist er gar kein großer Freund der KurieŤ, fuhr Elbelin fort. ťWar er nicht auch Bischof von Worms?Ť

ťUnd von Speyer, und von Mainz sogar zweimalŤ, lachte Franz, ťnur hat er das alles wieder aufgegeben.Ť

ťDas war vor unserer ZeitŤ, gab Elbelin zu. ťJetzt zieht es uns wieder nach Norden und Westen. Wir wollen beim Reichstag in Frankfurt dem Grafen Rainald von Geldern unsere Aufwartung machen.Ť

ťJa, geht wieder zurück in die SümpfeŤ, spottete Lene. ťDa gehört ihr kalten Frösche hin.Ť

Robert Piper dagegen schaute Elbelin sehr interessiert an. ťNimwegen, Utrecht – das dürfte ein guter Platz für die nächsten Jahre seinŤ, überlegte er laut. Im Gegensatz zu seiner Frau sprach er wie ein Kurpfälzer.

ťGraf Rainald soll gute Spielleute in seinen Diensten habenŤ, ergänzte Marjorie.

ťDann bekommt er jetzt noch bessereŤ, lachte Gottfrid und stimmte sehr schräg ein bekanntes Trinklied an. Elbelin fiel ebenso falsch ein.

Meister Wolfram starrte die beiden finster an. Er hatte aufgehört zu essen, als die Rede auf den Grafen gekommen war. Der Löffel in seiner Hand zitterte. Offenbar hatte er in Geldern schon schlechte Erfahrungen gemacht.

 

Kaum war das Essen abgetragen und der Saal zum Spielen hergerichtet, da trat Herr Heinrich von Alzey ein. Ein hochgewachsener, schlanker Mann mit dunklem Haar und einem Lächeln, das die trüben Lampen im Raum leicht überstrahlte. Ein Knappe trug ein Futteral aus festem Leder, das wohl eine Laute enthielt.

ťGott segne euch, gute Leute!Ť, grüßte der Ritter.

Meister Wolfram erwiderte seinen Gruß für alle.

Herr Heinrich warf einen Blick in die Runde. ťWie ich sehe, haben sich fast alle vollzählig eingefunden. Sehr gut. Der Musicus aus Paris, der euch hier lehren sollte, hat sich nun doch anderen Zielen zugewandt. Aber Meister Wolfram ist in der neuen Kunst sicher ebenso beschlagen.Ť

Der Meister neigte den Kopf.

ťAlso brauchen wir nicht über die verschüttete Milch zu klagenŤ, fuhr der Ritter fort, ťsondern wollen fröhlich singen und spielen, bis der Morgen graut.Ť

Alheit sah verwundert auf. Zumindest Robert und seine Familie waren an diesem Tag schon weit gewandert und wohl kaum zu einer längeren Feier aufgelegt.

Herr Heinrich setzte sich jedoch frohgemut zwischen Lene und Gottfrid und ließ sich seine Laute reichen. Während er stimmte, brachte der Wirt einen zweiten, kleineren Krug Wein und ein Glas. Beides stellte er neben dem Ritter ab. Der schaute kurz auf. ťDanke, Burkhard.Ť

Der Knappe schenkte ein und zog sich mit dem Krug zurück.

Meister Wolfram hielt den Blick unverwandt auf die Hände des Ritters gerichtet – oder auf sein mit Elfenbein verziertes Instrument?

Endlich begann dieser eine Melodie, einen Reigen, der im vergangenen Jahr und noch zur Fastnacht auf jedem Marktplatz entlang des Rheins erklungen war. Meister Wolfram spielte eine langsamere Begleitstimme dazu. Offenbar wagte sonst niemand sich anzuschließen, bis Tamas zu fideln begann. Danach fielen alle nacheinander ein, auch Alheit mit der Flöte. Lene tanzte zwischen Tisch und Bänken und versuchte, den Knappen zum Mitmachen zu bewegen.

Als das Stück zu Ende war, schaute Herr Heinrich erwartungsvoll in die Runde. Wieder war es Tamas, der die angespannte Stille beendete. Er sang ein frivoles Lied von Pater und Nonne, auch wenn er den Text kaum verständlich hervorbrachte. Lene schwänzelte mit ihrem Schellentamburin durch den Kreis und zog schließlich Franz mit sich, ehe er sich wehren konnte. Alheit wollte aufspringen, ihn zurückzerren, doch sie hielt still. Wie lächerlich würde sie dabei aussehen.

Herr Heinrich sang begeistert den Refrain mit und klatschte dazu. Lene drehte sich bei ihrer nächsten Runde besonders nah an ihn heran. Das nutzte Franz, um sich flink aus ihrem Arm zu winden und mitsamt dem Tamburin das Weite zu suchen. Während Lene noch dastand und nicht wusste, wohin sie sich wenden sollte, beendete ihr Mann das Lied mit einem lang gezogenen Kyrieleis.

 

Als die Spielleute später in ihr Quartier zurückkehrten, legte sich Meister Wolfram einen langen, schwarzen Wollmantel um, der wie seine Cotte mit Pelz besetzt war. Doch die emaillierten Tasseln zeigten sich widerspenstig. Lange Zeit rang er mit ihnen und murmelte Flüche vor sich hin.

ťWarteŤ, sagte Alheit, ťlass mich das machen.Ť Flink hakte sie die Tassel in das Lederband ein.

ťFinger weg!Ť, rief der Meister und riss sich los. ťGlaubst du, ich bin ein kleines Kind?Ť

ťDas nicht, aber solche Dinge können störrisch sein.Ť Mit diesen Worten wandte sich Alheit ab und ging hinaus. Sie hatte ihm nur helfen wollen. Was musste der Kerl sie so anfahren? Weil sie gesehen hatte, dass seine Cotte an manchen Stellen schon recht abgewetzt war? Dass am Mantel hier und da der Pelz fehlte? Bei einem Spielmann konnte man doch kaum anderes erwarten.

Dafür hatte inzwischen Herr Heinrich den Hof verlassen. Ob Franz wohl die 70 Heller von ihm bekommen hatte? An solche Dinge dachte er nicht immer, wenn es nötig wäre.

Während sie noch auf Franz wartete, beobachtete sie, wie der Meister nacheinander zwei offenbar schwere, längliche Kästen über den Hof in das Kaminzimmer trug. Obwohl ihm das sichtlich schwerfiel, kehrte er noch ein drittes Mal zurück und holte eine fast hüfthohe Truhe. Diese musste er auf dem kurzen Weg zweimal absetzen. Manchen war eben nicht zu helfen.

Endlich kam auch Franz die Treppe herauf. Alheit fragte ihn sogleich nach dem Geld.

ťOh ja, hier ist es.Ť Er wog den Beutel in der Hand. ťVorerst müssen wir uns keine Sorgen machen.Ť