XIX Cal
Tyranns Masse blockierte die Öffnung fast. Der Karno- saurier schlief, seinen Körper am Flußbett ausgestreckt, um jede Spur von Wärme darin einzufangen. Das heiße Wasser aus der Höhle sammelte sich an seiner Nase und floß seinen Hals entlang das einzige in dieser schneebegrenzten, frostigen Dämmerung, was ihn halbwegs funktionstüchtig machte. Wo es vom heißesten Wasser getroffen wurde, hatte sich das Fleisch verfärbt, aber anscheinend hatte das Reptil etwas Unbequemlichkeit durch Hitze an einigen Stellen der Lethargie einer Kälte am ganzen Körper vorgezogen. Vermutlich inhalierte es auf diese Weise Wärme. Dazu gehörte eine gewisse Tapferkeit.
Cal stand unmittelbar im Eingang der Höhle, wo eine erfrischende, kühle Luftzirkulation herrschte, und begutachtete die Situation. Es war möglich, daß sich Tyrann verstellte und darauf wartete, daß die Beute herauskam, aber Cal bezweifelte, daß das Reptil zu solcher Finesse fähig war. Es war keine Kunstfertigkeit, die große Räuber üblicherweise zum Überleben brauchten. Tyrann würde normalerweise schlafen, bis die Hitze des Tages seine Körpertemperatur bis auf ein angemessenes Niveau anhob. Im Tal würde das eine ganz einfache Sache sein, aber die Kälte dieser höheren Region war dazu angetan, den Schlaf sehr lange dauern zu lassen. Es war ein Fehler von Tyrann gewesen, sich hier niederzulassen, denn ohne anhaltende Muskelbeanspruchung, um die Körperwärme zu bewahren, konnte er nicht überleben.
Vermutlich konnte Cal geradewegs über die bedrohlichen Kiefer hinwegsteigen und sich gefahrlos auf den Weg machen. Als Sieger in ihrem Zweikampf konnte er seinen Weg am Ufer entlang bis zum Paläozän-Lager verfolgen. Es mochte ihn mehrere Monate kosten, es zu schaffen, und es würde andere Hindernisse geben - aber wenn er es bis zu diesem Funkgerät schaffte, war sein Kurs gerechtfertigt. Dem Sieger gehörte der Preis, der Preis einer Welt. Dennoch zögerte er und blickte auf das große, hingestreckte Reptil hinunter. Er hatte keine Angst vor Tyrann - tatsächlich hatte er nie welche gehabt -, denn er verstand die Bedürfnisse und Motive der Kreatur. Es waren dieselben wie seine eigenen: Überleben. Tyrann erreichte seine Ziele durch Größe, Kraft und Entschlossenheit. Cal benutzte seine Intelligenz und Entschlossenheit. Die Tatsache, daß er gewonnen hatte, bedeutete keine moralische Überlegenheit seiner Sache. Es bedeutete ganz einfach, daß er eine größere Fähigkeit zum Überleben demonstriert hatte, in diesem Falle.
Wenn er die Streitkräfte der Erde herbeirief (denn Spitzfindigkeiten außer acht gelassen, war dies gewiß die Essenz seines Berichts), würde er eine fortgeschrittene Welt auf eine primitive loslassen. Dies würde kein fairer Wettstreit sein. Sehr bald würden die Dinosaurier wieder ausgestorben und Paläo genauso wie die Erde sein: übervölkert mit neurotischen Menschen und seiner natürlichen Schätze beraubt.
Veg und Aquilon hatten recht. Sein Gedankengebäude der Alternativwelten war theoretisch. Jede Welt war ein Fall für sich, und der Zweck heiligte nicht die Mittel, besonders dann nicht, wenn es die Zerstörung einer bekannten Welt zugunsten unbekannter bedeutete, die im Laufe der Zeit ohnehin verwüstet werden mochten. Der Mensch besaß nicht die ästhetische Autorität, so etwas irgendeiner Welt anzutun, und Cal mußte anhand des Falles urteilen, den er vor sich hatte. Er konnte Paläo nicht den Omnivoren vorwerfen.
Während er Tyrann betrachtete, wußte Cal, daß er ein Heuchler war. Die Wahrheit war, daß er erwartet hatte, zu verlieren und dadurch diese Welt noch ein Weilchen länger zu bewahren. Er konnte den Sieg nicht akzeptieren und hatte es auch nie vorgehabt. Er hatte die häßlichen Argumente nur vertreten, um beide Seiten aktenkundig werden zu lassen. Das würde wichtig sein, in dem von der Erde angestrengten Kriegsgerichtprozeß, der der Aufhebung der ihnen übertragenen Mission folgen würde. Dies konnte das Trio bis zu einem gewissen Maß schützen, und die Mantas auch. Selbstsüchtiges Motiv!
Tyrann war ein zu nobles Tier, um zum Vorteil des Menschen willkürlich ausgerottet zu werden. Sollte Pa- läo noch eine Weile länger, geologisch gesprochen, unverdorben weiterleben. Sollte der Dinosaurier sein eigenes Schicksal finden. Sollte der König der Reptilien heute regieren, selbst wenn sein Aussterben morgen unausweichlich war.
Aber Tyrann würde, im Endeffekt, heute sterben, wenn er vor der Höhle liegen blieb. Er hatte sich während der Nacht abgekühlt, da der mächtige Muskelmotor seines Körpers in Erstarrung verfallen war. Eine Menge Hitze würde erforderlich sein, um ihn wiederzubeleben, und es mochte in dieser Gebirgsregion niemals lange genug warm genug werden, um diese Aufgabe zu erfüllen. Tyrann konnte sich selbst in den Hungertod hineinschlafen.
Immerhin würde das heiße Wasser den Prozeß verlangsamt haben, und es würde in jedem Fall einige Zeit dauern, bis zehn Tonnen Fleisch völlig ausgekühlt waren. Wenn Tyrann zur Besinnung gebracht wurde, bevor weitere Wärmeverluste eintraten und solange die beträchtlichen Energiereserven seines Körpers noch vorhanden waren.
Cal trat aus der Höhle und spürte die Kälte augenblicklich. Er trat an einer Stelle, die das Wasser empfindlich machte, gegen den meterlangen Rachen.
»Wach auf, Faulpelz!« brüllte er.
Ein Auge klappte auf, aber Tyrann rührte sich nicht. Diese heimtückische Kälte, die in seinem Fleisch saß, immobilisierte ihn, obwohl die Sonne jetzt auf seine Flanke schien und das Wasser seinen Bauch weich machte. Das mächtige Reptil litt an mächtiger Kälte; es konnte nicht sprunghaft zu vollem Bewußtsein und zu voller Leistungsfähigkeit erwachen, wie das einem Säugetier oder einem Vogel möglich war.
Cal setzte einen Fuß auf Tyranns nächsten Zahn, schlang das Knie um seine Nase, kletterte auf den Scheitel des Schädels hinauf und trampelte darauf herum. »Werde endlich wach, Schlafmütze! Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit!«
Ein verärgertes Zischen entstieg der gewaltigen, schlaffen Kehle. Die Muskeln des schwellenden Nackens spannten sich, und Cal glitt hinunter, die Vorsicht nicht völlig außer acht lassend. Aus dieser Nähe war die Haut kaum glatt; sie hing in elefantenhaften Falten herunter, gesprenkelt, mit Pusteln übersät und von insektenartigen Parasiten durchsetzt. Vermutlich, dachte er, wurde Tyrann in seinen freien Augenblicken von einem mächtigen Juckreiz geplagt.
Cal kletterte um die drohend aufragende Schulter herum, wobei er der zusammengeballten, fast menschlichen Extremität darunter auswich, und trottete zum Rand der Flußrinne hinüber. »Kannst mich nicht fangen!« schrie er. Er löste einen Felsbrocken aus dem Geröll und warf ihn in Richtung des Kopfes. Er ging vorbei, aber der zweite war besser gezielt.
Tyrann regte sich. Wasser ergoß sich in den Kanal, als sich der wuchtige Körper erhob. Steine klatschten hinein, losgelöst durch die ungeschlachten, sich zur Seite neigenden Schultern. Schwerfällig, mühsam stand Tyrann auf und drehte sich um.
Cal tanzte an der Rinne entlang, wich Hüften und Schwanz gerade noch rechtzeitig aus. Er blieb nur so lange stehen, bis er sich vergewissert hatte, daß das Reptil wieder auf seiner Spur war. Dann stürmte er bergabwärts, dem warmen Kanal folgend. Er machte sich keine Sorgen darüber - noch nicht! -, eingeholt zu werden. Es sollte wenigstens noch eine Stunde dauern, bis Tyrann voll leistungsfähig war. Und bis dahin.
Bis dahin würden sie, vielleicht, schon gut in dem warmen Tal sein. Er konnte davonschlüpfen und das Monster enttäuscht, aber lebend zurücklassen. Cal hatte seinen Sieg errungen; alles, was er jetzt wollte, war, Tyrann in seine Heimstatt zurückzubringen. Danach. Nun, er brauchte die Reise küstenaufwärts nicht mehr zu unternehmen, da er den Bericht nicht abgeben würde. Er würde einfach darauf hoffen müssen, daß er die Absichten der irdischen Behörden falsch beurteilt hatte.
Es ging viel schneller voran. Innerhalb von zehn Minuten befanden sie sich außerhalb des Schneegebiets. Innerhalb von zwanzig war die Luft merklich wärmer, fast angenehm. Innerhalb von dreißig, entfernt von dem sich öffnenden Flußkanal.
»Veg!« rief er. Aber es war nicht Veg. Der Mann nickte kurz, die Hände an seinem Dampfgewehr. »Dr. Potter, nehme ich an.« Der Wortwechsel hatte fünf Sekunden in Anspruch genommen. Die Pause reichte aus, Tyrann in Sicht zu bringen. Noch immer schwerfällig, sich aber gut erholend, brüllte der Dinosaurier auf und stürmte auf sie los.
Fast wie nebenbei legte der Fremde seine Waffe an und feuerte. Ein Zischen, als der Dampf die Granate ausstieß und sich auflöste; ein klatschendes Geräusch, als das Projektil explodierte. Als sich Cal umdrehte, begann Tyrann zu fallen. Sein Kopf war eine rote Masse.
»Gerade noch rechtzeitig für Sie«, bemerkte der Mann, »wo sind Ihre Begleiter?«
Tyrann war tot. Der große Körper zuckte und zitterte noch und würde noch eine Weile fortfahren, sich hin und her zu winden, aber der Kopf war durch die Explosion zerrissen worden. Die Granate mußte mitten in den Rachen eingetreten sein: der Schuß eines Experten. Es war ein grausamer Abgang für den Karnosau- rier, und ein unnötiger; in diesem Stadium so schrecklich wie die Ermordung eines Freundes. Cals Gefühle von Trauer und Zorn statt dankbarer Erleichterung wurden von dem Fremden offenbar wahrgenommen, denn eine seiner Augenbrauen hob sich in müder Verwunderung.
Cal identifizierte den Fremden jetzt: ein irdischer Regierungsagent, ähnlich dem einen, den er als »Subble« gekannt hatte. Es gab viele von ihnen, sich im wesentlichen alle ähnlich, nur in oberflächlichen Details unterschiedlich. Dies war beabsichtigt. Sie waren sozusagen so gemacht. Dieser hier war dunkelhaarig und hatte kräftige Züge - aber der Körper war der eines Supermanns, und der Verstand war, wie Cal wußte, eingeschränkt, aber sehr scharf. Dieser Mann würde in der Lage sein, die ganze Bibel und viel von Shakespeare zu zitieren, würde aber keins von beidem kreativ studiert haben. Er würde keine wirklich individuelle Persönlichkeit besitzen. Seine Vergangenheit war eine präparierte Erinnerung, seine Gegenwart eine spezielle Mission und seine Zukunft ohne Belang. Die Frage war, warum war er hier? Hier auf Paläo, der Welt der paläontologischen Vergangenheit. Hier in der Reptilienenklave. Abgesehen von dem Trio sollte es hier keine Menschen geben. Die einzige vernünftige Antwort darauf war, daß man dem Trio gefolgt war. Dies ließ darauf schließen, daß sich Cals schlimmste Befürchtungen verwirklicht hatten. Die Debatte über die Beschaffenheit seines Paläo-Berichts war letzten Endes akademisch gewesen.
»Kommen Sie mit mir«, sagte der Mann sanft.
Cal leistete keinen Widerstand. Er wußte, daß der Agent ihn in einer einzigen Sekunde oder in einer Stunde töten oder körperlich schwer beeinträchtigen konnte, in beliebiger Kombination. Und es tun würde, wenn es die Situation verlangte. Offensichtlich war diese Begegnung kein Zufall gewesen.
»Ich bin Taler«, sagte der Agent, als sie nach Süden gingen.
Also gehörte er der Generation nach Subble an: denn T. Agenten pflegten mit dreibuchstabigen Kodes versehen zu werden, modifiziert wegen der Aussprache. Jede Generation (im technischen, nicht im biologischen Sinn) war einheitlich. Ein gegebenes Individuum würde auf eine gegebene Situation auf eine Weise reagieren, die der seiner Pseudobrüder so ähnlich war, daß der koordinierte Computer seinen Bericht ohne Modifikation aufgrund individueller Vorurteile hinnehmen konnte. Dies sollte angeblich die Strafverfolgung in ihren verschiedenen und oft undurchsichtigen Verästelungen auf der wild bewegten Erde gewaltig erleichtern.
Aber warum hatte man überhaupt einen Agenten losgeschickt? Dies sollte eigentlich eine zivile Mission gewesen sein.
Er plagte seinen Verstand mit rhetorischen Fragen. Die Antworten waren alle da, wenn er sie nur zutage förderte. Warum ein Agent? Weil die Zivilisten nicht länger benötigt wurden. Die Erde hatte ihre Entscheidung, was die Disposition von Paläo anging, bereits gefällt.
Cal hatte keine speziellen Berichte abgegeben, war sich jedoch bewußt gewesen, daß die Funkgeräte ein ständiges Signal aussandten, das ihre geographische
Position jederzeit ganz genau anzeigte. Das eine im Paläozän-Lager sendete vermutlich noch immer. Die anderen mußten aufgehört haben, als das Floß von Brachiosaurus umgestürzt worden und die Ausrüstung untergegangen war. Dies könnte durchaus wie Sabotage ausgesehen haben.
Alles, was er versprochen hatte, war ein technischer Abschlußbericht gewesen: Auflistung von Flora und Fauna, Klima und Geographie. Er hatte vorgehabt, seine Mutmaßungen über die Natur des Planeten selbst mitzuliefern - das Gedankengebäude der Alternativwelten. Das wäre Nahrung für Überlegungen gewesen, denn es ließ darauf schließen, daß nicht bloß eine Welt zur Verfügung stand, sondern eine unendliche Zahl, wenn nur Verbindungen zu ihnen hergestellt werden konnten. Anstatt lediglich eine rückschrittliche Erde zu verkörpern, deutete Paläo auf ein neues Universum hin, von dessen Welten einige der modernen Erde in der Natur sehr nahe kommen konnten.
Aber die kurzsichtigen Behörden hatten nicht gewartet. Sie waren offenbar zu dem Schluß gekommen, daß Paläo bewohnbar und sicher war und deshalb für die Ausbeutung weit offen stand, wenn eine Dreiergruppe darauf so lange überleben konnte. Ohne Zweifel waren viele Firmen begierig darauf, ihre Investitionen zu tätigen und mit dem Verdienen anzufangen. So war also eine eingehendere Untersuchung eingeleitet worden - tatsächlich hatte es die Planungen dazu vermutlich schon gegeben, bevor das Trio beauftragt worden war. Kein Wunder, daß man sie in der Orbitstation so hastig auf den Weg gebracht hatte! Wenn man die Versuchskaninchen überhaupt einsetzen wollte, dann mußte es augenblicklich geschehen, damit die größere Mission nicht verzögert wurde. Bericht? Nicht mehr als ein Vorwand, um dem Trio seine absolute Bedeutungslosigkeit
zu verheimlichen.
Also war Cals Überlegung, daß die Erde geduldig auf seinen verzögerten Bericht warten würde, naives Wunschdenken gewesen. Die Natur des Omnivoren sah anders aus.
Cal unterdrückte seine weiteren Gedanken, sich wohl bewußt, daß der Agent sie schnell herausfinden würde, wenn er argwöhnisch war.
Sie erreichten Talers Lager. Ein Zelt aus glänzendem Gewebe war im Wald aufgeschlagen worden, das in scharfem Konstrast zu den uralten Ginkgos ringsum stand. Im Inneren des Zeltes saß ein weiterer Agent und bediente ein Funkgerät. Ja, sie hielten Kontakt.
»Taner«, sagte Taler, als er seinen Kollegen vorstellte.
Taner sprach in das Mikrofon. »Calvin Potter in Gewahrsam genommen. Fungi flüchtig.«
In Gewahrsam genommen? Eine andere Richtung von Vermutungen eröffnete sich. Eine häßliche. Er war nicht nur dem Namen nach gerettet worden - er war gefangengenommen worden. Und sie suchten die Mantas.
Warum? Ja, warum denn! Hier war eine Welt, die in Besitz genommen werden konnte - vorausgesetzt, die Mantas nahmen sie nicht vorher in Besitz. Beliebige zwei von ihnen konnten, indem sie Selbstmord begingen, ihre Sporen freisetzen und den Planeten mit eben der Population überziehen, die die Regierung der Erde verabscheute: fortgeschrittene fungoide Lebewesen. Das würde die Welt, nach gewissen Definitionen, für die Kolonisation unbrauchbar machen und die erhoffte Beute in Asche verwandeln.
Vielleicht würde es so besser sein. Letzten Endes war der Manta eine ehrenwerte Kreatur.
Taler wandte sich ihm zu. »Ich stelle fest, daß Sie unsere Zielsetzungen begreifen, Dr. Potter.«
Oh! Er hatte für den Augenblick die unheimlichen Fähigkeiten dieser Männer vergessen. Indem sie seine Reaktionen auf Reize registrierten - und Worte selbst waren Reize -, konnten sie buchstäblich seine Gedanken lesen.
»Genau«, sagte Taler. »Nun wird es einfacher für uns alle sein, wenn Sie sich zur Kooperation entschließen. Wo sind die anderen Mitglieder Ihrer Gruppe?«
Sie würden Veg und Aquilon ohnehin schnell genug dingfest machen - hatten es vielleicht sogar schon getan. Vorausgesetzt, die beiden hatten die Beben überlebt. Ein schneller Blick - ja, Taler testete ihn auf so ziemlich dieselbe Weise, mittels der die alte Polizei früher die Wirksamkeit ihrer Drogen und Lügendetektoren verifiziert hatte, indem sie vorbereitende Fragen stellte, auf die sie die Antworten bereits wußte.
»Ich habe sie zusammen auf einer kleinen Insel in der östlichen Bucht zurückgelassen.«
»Und die Fungi?«
Das war eine andere Sache. »Ich sagte ihnen, daß sie verschwinden sollen.«
»Sie sind ein cleverer Mann, Dr. Potter.«
Cal lächelte grimmig. »Der gesunde Menschenverstand legte nahe, daß dort, wo es zwei so hochtrainierte Agenten wie Sie gab, auch noch andere gegenwärtig sein könnten. Da ich die Mantas wirklich bat, meine Auseinandersetzung mit dem Karnosaurier zu beobachten, sich aber nicht einzumischen, bin ich mir ziemlich sicher, daß ich unter ihrer Beobachtung stand. Und da es nicht von Vorteil für diese Kreaturen zu sein scheint, wenn sie von Ihnen eingefangen werden, war es nur natürlich für mich, meine Empfindungen auszudrücken.«
»Allerdings unauffällig und mit unzureichender vorangehender Anspannung, um mich rechtzeitig zu alarmieren«, gab Taler zu. »Zwei Fungi waren in der Nähe. Sie rückten ab, als Sie Ihren ursprünglichen Anweisungen hinzufügten, daß sie >verschwinden< sollten. Unser Personal war nicht schnell genug.«
»Wenn ich statt dessen angeregt hätte, anzugreifen, wäre es sehr unangenehm geworden«, sagte Cal.
»Korrekt.« Taler zog eine Lasche des Zelts zur Seite und legte darunter diverse schwere Kabel frei. Diese teilten sich mehrfach und mündeten schließlich in das Material des Zelts selbst.
Plötzlich war Cal sehr froh, daß er die Mantas ferngehalten hatte. Das Zelt war ein Netzwerk von Glühfäden! In dem Moment, in dem genug Energie zugeführt wurde, dessen war er sich sicher, würde die gesamte Oberfläche wie eine Nova aufflammen und jede mit Augenlicht ausgestattete Kreatur in der Nähe blenden. Die Agenten würden über irgendeinen Schutz verfügen polarisierte Kontaktlinsen vielleicht -, aber die Mantas wären zerstört worden. Lebend, aber tot, denn ihr sensitives Auge war buchstäblich ihr einziges Wahrnehmungsorgan.
Das bewies, wie gut die Erde den Manta- Metabolismus inzwischen verstand. Denn im Tod würden sich die Körper der Mantas in Sporen auflösen, und in einem Gelände wie diesem würde es keine Gewißheit geben, jedes dahintreibende Stück Leben vernichten zu können. Lebende Mantas verkörperten keine solche Gefahr, und ein blinder Manta würde harmlos sein - nicht in der Lage, im Leben oder im Tod zuzuschlagen.
»Nun müssen wir sie mit der harten Welle zur Strecke bringen«, sagte Taler ohne Bösartigkeit. »Dies mag dem Gebiet beträchtlichen Schaden zufügen.«
Cal wußte, daß der Agent meinte, was er sagte. Aber die Angelegenheit lag jetzt nicht mehr in seiner Hand.
»Was ist mit den anderen?«
»Wir lasen Vachel Smith auf einem Felsen im Ozean auf, und ein Fungus kam freiwillig mit ihm. Sie sind in guter Verfassung an Bord des Schiffes untergebracht. Taner wird sich gleich um das Mädchen und ihren Begleiter kümmern. Ich stelle fest, Sie wußten nicht, daß sich Ihre Partner getrennt hatten.«
»Ich hatte auch nicht gewußt, daß irgendein Manta wieder zu ihnen gestoßen war. Nun, wenigstens werde ich in der Arrestzelle Gesellschaft haben.«