XVII Orn
»Tyrannosaurus rex jagte in vollem Galopp hinter Cal her. Diese furchtbaren, doppelschneidenden, fünfzehn Zentimeter langen Zähne verfehlten beim Zuschnappen seinen zerbrechlichen, zitternden Körper nur um wenige Zentimeter, während die Füße auf ihn zukamen wie Zwillingslawinen. Schnapp! Und die zerlumpte, puppenartige Gestalt wurde hoch in die Luft gewirbelt, gräßlich rot gestreift, und diese Farbe wurde von den bösartigen Augen des Karnivoren widergespiegelt. Eine gigantische Zehenklaue traf die Stelle, wo die zerschundene Gestalt gelandet war, und stampfte sie in den Boden. Die Kiefer schlossen sich, rissen einen Arm ab. Cals winziger Kopf hing lose an seinem gebrochenen Hals, und die toten Augen starrten mich nicht anklagend, sondern verständnisvoll an, und ich schrie und erwachte.«
Orn sah, daß die Säugerin Sorgen hatte. Sie hatte ruhelos geschlafen, war geräuschvoll aufgewacht und befand sich jetzt in einem fortgeschrittenen Stadium der Aufregung.
»Wie nahe ist dieser Traum der Realität gekommen? Wie groß ist meine Schuld? Cal wäre niemals in diese Lage geraten, wenn ich die Sache nicht hochgespielt hätte. Wenn er tot ist, was ich mir nicht vorzustellen wage, dann bin ich schuld daran.«
Orn stand auf und spreizte seine Federn. Es schien nichts zu geben, .was er für sie tun konnte. Ihr Partner hatte sie verlassen.
»Und Veg. Auch von ihm habe ich geträumt. Es war keine Liebe, sondern Sex. und nicht schön. Ich habe versucht, ihre Freundschaft zu zerstören, und nun sind sie beide gegangen. Ich hätte niemals mit ihnen nach Paläo kommen sollen.«
Ornette schlief noch, aufgeplustert über dem einzigen Ei. Es war das jüngste und schönste der drei, und jetzt war es alles. Orn hatte die Lage des Nests ausgesucht, und er hatte sich geirrt. Nun waren zwei von seinen Küken gegangen. Er konnte nicht wirklich trauern, aber er fühlte deutlich, daß er nicht auf diese Insel hätte kommen dürfen.
»Aber es würde keinen Sinn geben, wenn ich ihnen nachjage. Ich könnte nichts tun, selbst wenn es nicht schon zu spät wäre. Alles, was ich jetzt tun kann, ist hoffen. Hoffen, daß die beiden Männer, die ich liebe, noch leben. Und daß diese fremde, aber wunderschöne Welt ebenfalls leben kann.«
Orn gedachte das letzte Ei besonders sorgfältig zu bewachen. Der Paarungszyklus war vorüber. Vor der nächsten Periode würde es keine neuen Eier geben. Dieses Ei war von der Erde erschüttert worden und hätte fast das nächste zerschmettert. Jederzeit konnte es zu einer neuen Belagerung kommen. Konnte er das Ei davor schützen? Er spürte die Erfordernis, wußte aber nicht, wie er das Problem lösen sollte.
»Ich weiß, was dich stört, Orn. Dieses Ei befindet sich an einer heiklen Stelle. Ich werde es für dich tragen, wenn wir einen besseren Platz finden. So kann ich wenigstens irgend jemandem helfen. Vielleicht ist das Schlimmste vorüber.«
Die Sonne stieg auf, eine Lichtblase hinter blinkenden Bergsilhouetten. Bald würde sie die hängenden Pteras berühren und zum Leben erwecken. Der Tagesanbruch war so ein Kampf für diese Art.
Die Säugerin stand auf und ging zur Hauptinsel hinüber. Orn wußte, daß sie ihre Ausscheidungen zu erledigen hatte und den Nestplatz nicht beschmutzen wollte. Nicht alle Säuger waren so umsichtig.
Er blickte sich um. Mehrere der Kiefern waren während des Bebens umgestürzt, und die Gestalt der Halbinsel hatte sich geändert. Jetzt gab es eine zweite Landbrücke, die sie mit der Insel verband. Das war nicht gut. Die Bewachung wurde dadurch erschwert. Noch so ein Beben wie beim letzten Mal, und es mochte überhaupt keine Halbinsel mehr geben! Er hatte auf der Insel, auf der er selbst ausgeschlüpft war, gesehen, was der Boden anrichten konnte.
Die Säugerin kehrte zurück und fing an, nach eßbaren Wurzeln zu suchen. In ihrem nestähnlichen Behälter hatte sie schon etwas, das nach Nahrung roch, aber das schien sie aufbewahren zu wollen. Sie fand Nüsse von zwei verschiedenen Flachblattbäumen und schien genug zur Hungerstillung zu haben, obwohl Orn erkennen konnte, daß sie nicht zufrieden war. Er hatte inzwischen ein paar fette Fische aus der Bucht geangelt und sie mit Schnabel und Kralle zerteilt. Die besten Stücke bot er zuerst Ornette an. Ob diese Säugerin ebenfalls Fisch aß, wußte er nicht so genau. Einmal hatte er ihr welchen angeboten, aber eine undefinierbare Antwort bekommen.
»Ich glaube, das Festland ist besser für das Ei«, fing sie wieder mit ihren Geräuschen an. »Dort läuft es geringere Gefahr, unterzugehen.«
Sie versuchte, ihm etwas verständlich zu machen, aber er hatte keine Ahnung, was es war. Er konnte die wachsende Spannung in den Felsen spüren, die durch ferne Bewegungen hervorgerufen wurde. Die Erde würde bald wieder mit ihrem Schwanz schlagen. Seine Erinnerungen sagten ihm, daß sich Veränderungen, die normalerweise Millionen von Jahren benötigten, in einem einzigen Augenblick vollziehen konnten, wenn der Boden unruhig wurde.
»Ich suche den besten Platz, Orn.« Für einen Moment hatte sie etwas von der unschuldigen Leichtfertigkeit eines Schlüpflings an sich. »Und du kannst mich 'Quilon nennen, da wir uns ja jetzt duzen. Kurzform von Aquilon, dem Nordwestwind. 'Quilon.«
Sie tippte ihren eigenen Körper bei der Wiederholung eines ganz bestimmten Tons an, so als ob sie ihre Spezies damit bezeichnen wolle. Natürlich waren solche Töne bedeutungslos, aber er würde sie sich jetzt als die große Säugerin 'Quilon denken.
Sie ging wieder, auf der Suche nach irgend etwas. Er beobachtete sie nachdenklich, als sie sich zurückzog. Gestern hatte er seine Toleranz auf diese Quilon, die von ihrem Partner verlassen worden war (kein Vogel würde so etwas tun!), ausgedehnt. Dann hatte sich die Erde bewegt, zwei seiner Küken hingeschlachtet und das dritte in Gefahr gebracht, und die Quilon hatte ihm geholfen, das letzte zu retten. Anderenfalls hätten sich seine Schlupfschwierigkeiten hier wiederholen können: ein Ei überlebte, während beide Eltern nach dem Kampf mit einem Krokodil tot waren. Nun würde sein Ei eine größere Chance haben, denn es waren drei da, die es bewachten, die Quilon mitgezählt. Vielleicht war es ihr unerfüllter Nestinstinkt: Sie bewachte sein Ei, weil sie selbst keins hatte.
Normalerweise waren Säuger in der Nähe von Eiern nicht vertrauenswürdig, aber diese Umstände waren etwas Besonderes. Diese Säugerin war fremdartig, riesig und plump, aber auch mutig und fürsorglich. Und trotz ihres ärgerlichen Geräuschemachens besaß sie eine überraschende Auffassungsgabe. Es war fast so, als hätte sie ihre eigene Art Gedächtnis, so schnell begriff sie die Dinge. Und sie hatte sein Ei gerettet. Sie verdiente seine Toleranz.
Das Ei mußte verlegt werden. Es war hier nicht sicher. Eine Bewegung des Bodens konnte es in die See rollen, wo die durchdringende Kälte des Wassers es schnell auslöschen würde. Aber er konnte es nicht verlegen. Nur die Quilon konnte das tun. Glücklicherweise war sie warm. Dies war ein Merkmal, das die Säuger sogar noch vor den Vögeln entwickelt hatten. Sie konnte das Ei berühren, ohne es zu verletzen, und ihre Finger konnten es hochheben, weil sie weich waren. Er hatte keine Erinnerungen an eine Kreatur mit dieser Fähigkeit, scheinbar nutzlose Anhängsel zu einem so unmittelbaren Zweck einzusetzen. Glieder waren allgemein zum Laufen, Jagen und Kämpfen geschaffen, während die Glieder dieser unspezialisierten Säugerin sich zum Tragen eines einzelnen Eis als geschaffen erwiesen.
Aber all dieses Nachdenken und Überlegen war schwer. Sein Gehirn hatte eine andere Entwicklung mitgemacht, und nur sein einsames Leben und die radikalen Veränderungen in der Welt „hatten diese Fähigkeiten in ihm entstehen lassen. Es war so, als sei sein Verstand genauso sprunghaft wie die strapazierte Erde zu etwas mutiert worden - zu etwas Einzigartigem und Unnatürlichem.
Dann fühlte er es: die Erde fing an, aufzubrechen. Er rannte zu Ornette und dem Ei, aber er konnte nichts weiter tun, als sich neben sie zu setzen und zu versuchen, das Ei mit seinem Körper zu schützen. Wenn sich der Boden abermals hob, würde er es .allerdings nicht vor dem Zerspringen retten können, denn es gab keine richtige Polsterung unter dem Ei. Die Quilon rannte hinter ihm her. Sie nahm das Ei hoch, als Ornette nervös zur Seite sprang, und hielt es eingebettet in diesen fast haarlosen, fleischigen Vordergliedern.
Dann brach das Land auseinander. Orn wurde ins Wasser geschleudert, so daß er tropfend zurückkriechen mußte. Ornette stürzte in die entgegengesetzte Richtung, mit schlagenden Flügeln. Nur die Quilon blieb aufrecht stehen, ihre mächtigen Beine biegend und sich über das Ei beugend, um es zu schützen.
Die Bewegung änderte sich. Orn spürte es: Irgendwo tief unten war eine Stütze weggerissen worden. Das Land, auf dem sie kauerten, glitt abwärts, weg von der Insel, wurde selbst zur Insel. Das Wasser umspülte sie. Die Erschütterungen setzten sich fort. Die Kiefern standen jetzt im Wasser und fielen, als sich das Land langsam neigte.
Es gab nichts in seinen Erinnerungen, das dieses besondere Geschehen erklären konnte, und er erkannte, daß Ornette genauso fassungslos war wie er. Die Quilon stand mit dem Ei da und blickte sich um. Es gab nichts, was sie tun konnten.
Ihm fiel ein, daß der Grund für die fehlenden Erinnerungen an ein solches Ereignis, ein zu Fragmenten werdendes, langsam versinkendes Eiland, begreiflich war: Kein potentieller Vorfahr hatte die Erfahrung überlebt.
Die letzte der Kiefern krachte nieder, stürzte über ihre gefallenen Nachbarn und klatschte ins Wasser. Orn dachte daran, sie zu benutzen, um damit in Sicherheit zu schwimmen, machte sich aber klar, daß die Quilon dies nicht tun konnte, während sie das Ei hielt. Ohne das Ei und ohne die in ihm schlummernden Erfahrungen all seiner Vorfahren und der Ornettes war ein Entfliehen bedeutungslos.
Schließlich hörte die Bewegung auf. Ihre neue Insel war von der größeren die ganze Länge eines ausgewachsenen Brachreptils getrennt. Und sie war nur ein bißchen größer als die Länge des gestrigen Krokodils.
Sie standen auf ihrem höchsten Punkt, einer Terrasse in der Nähe der ursprünglichen Stätte des Nests, die von einer ins Wasser führenden Böschung begrenzt wurde, wo einst der Kanal gewesen war. Das Land hatte sich hier tatsächlich leicht gehoben. Aber auf der anderen Seite neigte sich die Oberfläche. Wären die Bäume noch da gewesen, würden sie in einem Winkel stehen.
Wo würden die Ptera jetzt schlafen? Sie würden in der Nacht umkommen, wenn sie keinen neuen Schlafsitz fanden.
Die Quilon ließ sich nieder, das Ei auf ihren Schenkeln stützend. Sie beugte sich darüber und hielt es mit ihrem Körper und ihren Vordergliedern warm. Ornette beobachtete sie, forderte sie jedoch nicht heraus. Es war am sichersten dort, wo es war. Das ganze Geschehen hatte Ornette verwirrt. Sie war schwer zu akzeptieren, diese Kontrolle des Eis durch die Säugerin, aber es schien notwendig zu sein.
Wie sollten sie hier wieder wegkommen? Dies war nicht länger ein geeigneter Nestplatz, aber selbst die kurze Entfernung bis zum größeren Teil der Insel war gefährlich für das Ei. Es sei denn, die neue Bucht war seicht!.
»Wir könnten ein weiteres Floß bauen. Vielleicht ist das, mit dem Veg schon angefangen harte, in der Nähe. Oder Teile davon.«
Die Quilon fing wieder mit ihren Geräuschen an, was bedeutete, daß sie zur Normalität zurückkehrte.
Orn trat ins Wasser und prüfte die Tiefe. Der Untergrund war tückisch. Er rutschte aus und nahm ein unfreiwilliges Bad. Es war zu tief und viel zu riskant für die ungelenke Säugerin. Sie würden wenigstens so lange hierbleiben müssen, bis das Küken ausschlüpfte. Sie konnten individuell hinüberschwimmen und auf der Insel jagen. Es würde ein unbequemes Dasein sein, ließ sich aber einrichten.
Er schnupperte. Reptilien, große. Ärger!
Als er an Land krabbelte, sah er ihn: den turmähnlichen Kopf eines Elas, des großen Seichtwasserpallkus.
Die Quilon gab einen Schrei von sich:
»Ein Plesiosaurier!«
Orn hatte wenige unmittelbare Erinnerungen an diese Kreatur, weil ihr Operationsgebiet sich kaum mit dem seiner eigenen Spezies überlappte. Er war sich der allmählichen Entwicklung der Elas aus landgebundenen Formen bewußt. Sie hatten gekämpft, um mit den großen Amphibien Schritt halten zu können, und waren schließlich ganz ins Wasser zurückgekehrt. Und dann. Eine Erinnerungslücke, unterbrochen nur durch flüchtige Bilder von. ihrer Größe, von Exemplaren mit länger werdenden oder kürzer werdenden Hälsen, die schließlich ihre gegenwärtige Gestalt angenommen hatten: acht volle Flügelspannen von der Schnauze bis zum Schwanz, wovon der Hals die Hälfte ausmachte. Der Elas war vor allem ein Fischfresser, aber er würde auch Aas oder Landkreaturen verzehren, wenn sie vorhanden waren. Orn würde nicht gerne in der Nähe eines Elas schwimmen, harte aber keine besondere Ehrfurcht vor ihm, wenn er an Land stand.
Das Reptil kam näher, den winzigen Kopf hoch erhoben. Er roch sie. Und er war hungrig.
»Das Beben hat ihn aufgeschreckt. Er ist außer sich. Er hat es auf uns abgesehen!«
Es wäre Orn lieber gewesen, wenn sich die Quilon nicht gerade diesen Augenblick ausgesucht hätte, um ihre sinnlosen Geräusche zu machen. Jetzt war sich der Elas sicher, daß es hier eine Mahlzeit gab. Die Länge seines Halses betrug mehr als die halbe Breite ihres Inselfragments. Es gab keine Sektion, die er nicht von der einen, oder der anderen Seite erreichen konnte, wenn er das vorhatte. Er konnte das Wasser nicht verlassen, denn das würde die Mobilität hinfällig machen, die er für sein Gleichgewicht brauchte, aber sie waren verwundbar, obwohl sie sich an Land befanden.
Sie würden ihn im Kampf vertreiben müssen, wenn das möglich war. Die Bewegungen des Bodens und der See mußten das Reptil verrückt gemacht haben, so daß es jetzt den Unterschied zwischen Fischen an Land und im Wasser gar nicht merkte. Es war nicht besonders klug, aber gefährlich.
Der Kopf schwebte über der Insel, zweimal so hoch wie Orns Größe. Der Hals schwang zurück, dann nach vorne wie eine vom Wind bewegte Binse. Das wachsame Reptilienauge richtete sich auf Orn.
Er sprang zur Seite, als der Elas zuschlug. Wie eine herabfallende Kokosnuß kam der Kopf mit aufgerissenem Rachen nach unten. Die Wucht des Angriffs riß den kurzflossigen Körper ein Stück aus dem Wasser, und die Kiefer schnappten eine Schnabellänge von Orns Schwanzfedern entfernt zu.
So weit hatten ihn seine Erinnerungen gewarnt: Der Elas ernährte sich, indem er hinter einem Fisch herschwamm und plötzlich seinen Schädel nach vorne schleuderte, um die Beute zu packen, bevor sie entkommen konnte. Hätte Orn seinen Sprung nicht schon gemacht, als die Bewegung begann, wäre er verloren gewesen. Ein zu schneller Sprung wäre auch tödlich gewesen, denn der Elas konnte seinen Hals zu einer Doppelspirale verdrehen, und kleine Korrekturen waren Routine für ihn.
Aber jetzt war das Reptil in Schwierigkeiten. Gewohnt, seinen Kopf beim Fischfangen unter die Wasseroberfläche zu tauchen, hatte es nicht bedacht, daß Land etwas anderes war. Es hatte seine Schnauze hart auf den Grund krachen lassen. Die Kiefer waren tatsächlich in der Höhe von Orns Körper zugeschnappt, aber Reflex und Schwung hatten Hals und Kopf nach unten befördert. Nun war sein Hals in voller Länge auf dem Grund ausgebreitet, und sein Rachen blutete, wo die Zähne auf Felsen und Erde geschlagen waren. Ja, der Elas war wie verrückt. Normalerweise wäre er in Landnähe vorsichtiger gewesen.
Orn wirbelte herum und schlug nach dem ungeschützten Nacken, nahe der Stelle, an der dieser in den Torso überging. Die Kreatur war jetzt verwundbar, aber würde in ihrer Wut tödlich sein, wenn sie die Orientierung wiederfand. Er trieb seine Krallen in die glänzende, glatthäutige Säule und suchte mit dem Schnabel nach einer lebenswichtigen Stelle. Aber die Masse des Fleischs war zu groß und zu fremd. Er wußte nicht, wo die entscheidenden Sehnen lagen, und Krallen und Schnabel waren inmitten der Speckschichten verloren.
Elas stieß einen hohen, quietschenden Schrei aus und zog seinen Hals mit einer mächtigen Spiralbewegung zurück. Der Kopf fuhr herum, um Orn von der Seite zu packen, und er war unfähig, sich sofort zu lösen, weil seine Glieder festhingen. Hilflos wurde er in die Luft gehoben, mit baumelnden Beinen.
Ornette sprang ihm zu Hilfe. Sie zielte mit ihrem Schnabel nach dem Auge des Reptils, aber der Elas wandte sich blitzschnell in ihre Richtung und traf sie mit weit aufgerissenem Rachen. Sie kreischte ein einziges Mal mitleiderregend auf, als sich die spitzen Zähne um ihren Flügel und ihre Brust schlossen. Dann wurde sie nach oben getragen.
Orn kämpfte sich frei und stürzte ins Wasser, eine Flügelspanne von der Vorderflosse des Reptils entfernt. Abermals versuchte er anzugreifen, aber der Elas paddelte bereits mit der baumelnden Ornette davon.
Verfolgung war sinnlos. Orn konnte den Elas weder packen noch verletzen, und Ornette war bereits tot.
Orn kletterte zurück auf die Insel, blutverschmiert und niedergeschlagen. Es war nicht exakt Gram, den er verspürte, sondern ein schreckliches Bedauern. Ornette war gestorben, als sie ihn verteidigen wollte, genauso wie er bei ihrer Verteidigung und der des Eis gestorben wäre. Nun war ihre Partnerschaft aufgelöst, und er war wieder allein.
Bis auf das Ei! Das Wichtigste war gerettet worden.
Die Quilon wärmte es noch immer. Sie hatte sich während des Kampfes nicht bewegt, und das war richtig so gewesen. Ornette würde den Elas nicht angegriffen haben, wäre das Ei nicht ohne ihren Schutz sicher gewesen. Nichts ging über dieses Ei.
Wieder überkam ihn die Seltsamkeit: Gestrandet auf einem ungeschützten Eiland, er ohne seine Partnerin, die Säugerin ohne den ihren, und sie bewachten beide ein Ei, das keiner von ihnen gelegt hatte.
Was gab es sonst zu tun, als weiterzumachen?