Kriminelle Migranten

 

Soll noch mal einer sagen, Kriminalität hätte nichts mit Migration zu tun. Oder warum machen ständig Ganoven im Osten Schlagzeilen, die gar nicht von dort stammen? Eine Milieu-Studie.

 

Gerade hat man den Geschäftsführer der Leipziger Wasserwerke verhaftet. Auch der Boss der hiesigen Verkehrsbetriebe sieht einer Anklage wegen Bestechlichkeit entgegen. Nachbarn und Golffreunde des langjährigen Sparkassenchefs genossen seltsame Sonderkonditionen, bis sich Staatsanwälte und Bankenaufsicht dafür interessierten. Untreue, Vorteilsnahme, Amigo-Affären – in der ehemaligen Boomstadt Leipzig, so muss das von außen wirken, boomt vor allem die kriminelle Vetternwirtschaft.

Als Leipziger ist mir das manchmal richtig peinlich, auch wenn ich wie die meisten Eingeborenen wenig dafür kann. Schaut man sich die üblichen Verdächtigen nämlich einmal genauer an, fällt auf, dass es in Wahrheit gar keine Leipziger sind, die unsere Stadt ständig ins Gerede bringen.

Der Mann, für dessen windige Geschäfte mit den Wasserwerken unserer Stadt nun ein Schaden von 290 Millionen Euro droht, ist eigentlich Münchner. Sein Kollege von den Verkehrsbetrieben stammt aus Köln. Die Sparkassen-Golffreunde sind ebenso zugezogen wie die Sächsische Landesbank im Wesentlichen von Managern aus Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen zu Grunde gemanagt wurde. Rückblickend muss man sogar die zwei sächsischen Ministerpräsidenten Milbradt und Biedenkopf dazuzählen, die letztlich beide nach anrüchigen Privat-Geschäften zurücktraten. Und ich dachte immer, es wäre nur ein blöder Zufall, woher sie kamen.

Wer konnte schon ahnen, was die vielen selbstlosen Aufbauhelfer vor 20 Jahren tatsächlich im Schilde führten, als sie Posten und Macht in den damals wirklich noch neuen Ländern übernahmen? Sie schienen alles besser zu wissen und machten daraus keinen Hehl. Wie die klapprigen Gebrauchtwagen ihrer Landsleute fühlten sich auch gebrauchte Politiker noch einmal gebraucht. Nach jahrelangem Karrierestau zu Hause wuchsen Beamte und Manager mit Buschzulage plötzlich über sich und das natürliche Ende ihrer Laufbahn hinaus. Wer von einer westdeutschen Uni kam und das Wort Staatsexamen richtig schreiben konnte, wurde sofort Richter oder Amtsleiter.

Nach und nach spürte man zwar, dass diese Leute auch nur mit Wasser kochten, wenngleich mit etwas mehr Dampf. Trotzdem wollte sie niemand gleich mit den Glücksrittern, Spekulanten und Versicherungsvertretern in einen Topf werfen, die nach dem ersten Goldrausch wieder verschwanden. Hätten wir stutzig werden müssen, als viele länger blieben? Sich wie zu Hause fühlten, obwohl sie keiner darum gebeten hatte? Haben wir am Ende doch nicht nur die Besten bekommen, die man im Westen entbehren konnte, sondern vor allem die, die man gern loswerden wollte?

Nicht alle trieben es so schamlos wie der Hesse Jürgen Schneider, der bis heute fälschlicherweise als »Leipziger« Baulöwe bezeichnet wird, oder dieser Postbote, der nach einer gescheiterten Karriere als Amtsarzt in Schleswig-Holstein ohne jedes Medizinstudium Leitender Oberarzt in einer sächsischen Klapsmühle wurde. Die Chuzpe allerdings, mit der solche Hochstapler psychiatrische Gutachten fertigen oder sich als Immobilien-Mäzen aufspielen durften, steht für viele, die damals über den deutschen Osten herfielen. Sie hatten dort leichtes Spiel, weil sie im Grunde nur mit ihresgleichen zu tun hatten: In Behörden und Ministerien, Gerichten und Banken trafen sie nicht etwa auf ahnungslose Einheimische, sondern auf andere Schaumschläger, die selbst noch nicht lange auf diesen Posten saßen und sich von ihren Landsleuten im Zweifel jede überdimensionierte Kläranlage aufschwatzen ließen.

Diese Möchtegern-Leipziger verscherbelten unsere Straßenbahngleise und Wasserwerke an amerikanische Heuschrecken. Für sie privat, so schien es lange, fielen dabei nur ein paar Dubai-Reisen ab. Inzwischen sind weitere Millionen bei undurchsichtigen Versicherungsgeschäften verschwunden. Muss man noch fragen, woher die Leute in den zuständigen Aufsichts- und Verwaltungsräten stammen, die nun »die kriminelle Energie« ihrer Landsleute beklagen? Wieso die Manager noch bis 2009 im Amt waren, zum Teil mit verlängerten Verträgen, obwohl der Verdacht auf Bestechlichkeit seit 2006 bestand? Wundert es einen, dass die Staatsanwälte, die für ihre Untersuchungen so lange brauchen, auch keine Einheimischen sind? Immerhin: Wenigstens bezahlen dürfen den Schaden echte Sachsen – unter anderem mit ihrem guten Ruf.

Das Muster ist immer gleich: Steht in der Zeitung »Sexskandal erreicht sächsisches Kloster«, handelt es sich in Wahrheit um Schweinepriester, die schon in westdeutschen Internaten übergriffig geworden waren, bevor man sie nach Sachsen abschob, wo sie weiter »Jugendarbeit« leisten durften. Wenn gegen die Chefin des sächsischen Landesamtes für Statistik wegen Untreue ermittelt wird, erfährt man zwar, dass sie öffentliches Geld für private Fortbildungen verwendet haben soll und dies hartnäckig bestreitet – aber nicht, dass sie aus Bayern nach Sachsen kam, was nicht gerade zu ihrer Entlastung beiträgt. Ob sie mit Kinderpornos erwischt werden wie ein Amtsrichter in Löbau oder der Brandenburger Landrat, der eigentlich aus Rheinland-Pfalz stammt. Ob der Sportchef des MDR öffentlich-rechtliche Sendezeit auf eigene Rechnung verkauft, sein Handwerk aber lange vor der Karriere im Osten beim WDR gelernt hat – niemand zieht diese Leute zusätzlich wegen Rufschädigung zur Verantwortung. Selbst die führenden Neonazis waren und sind allesamt West-Importe. Aber so kennt man das: Wenn René Adler die Nummer Eins der Nationalmannschaft wird, ist er »Leverkusener«, wenn er einmal zu weit aus dem Tor läuft – wieder »der Leipziger«.

Sicher darf man das nicht verallgemeinern: Nicht alle Mitbürger mit westdeutschem Migrationshintergrund sind deshalb gleich kriminell. Es ist wohl eher so wie bei Straftätern, die in Polizeiberichten gern als Südländer bezeichnet werden. Oft können diese oder jene Menschen gar nichts dafür. Sie sind in einem Kulturkreis mit völlig anderen Wertvorstellungen aufgewachsen. Eigennutz und ein ehrgeiziges Verhältnis zu Privateigentum und Karriere gelten dort als Tugend. Das überfordert zuweilen den Charakter.

Der Leipziger Oberbürgermeister soll zum Beispiel mal ein guter Lehrer gewesen sein. Nachdem ihm Experten das ganze Ausmaß der kriminellen Geschäfte seiner städtischen Manager erklärt hatten, warfen sich seine ehemalige Finanzdezernentin und er erstmal gegenseitig Aufsichts-Versäumnisse vor. Die CDU-Frau, geboren in München, vertritt unsere Stadt inzwischen als Finanzexpertin im Bundestag, während sich der SPD-Oberbürgermeister auch schon mal mit dem Hinweis vorstellt, dass er ja eigentlich aus dem Siegerland stammt. Vermutlich meint er das rein geografisch, aber in seiner Karriere-Wahl-Heimat kommt das trotzdem nicht mehr so gut an.

Unter seiner Führung will die Stadt jetzt die Schweizer Bank verklagen, die den Deal mit den Wasserwerken gedeichselt hat, und die internationale Finanzwelt lacht sich einmal mehr schlapp, wie man diese Ostdeutschen immer noch über den Tisch ziehen kann. Aber damit ist nun Schluss: Die neuen Geschäftsführer der Wasserwerke gelten als ausgewiesene Fachleute – schon weil sie aus Hamburg und Niedersachsen stammen.

Schnauze Wessi: Pöbeleien aus einem besetzten Land
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