Kapitel 16

»Alles okay?«

Ich nickte. »Mir geht’s gut. Alles okay.«

Mein Mantra. Immer wieder sagte ich es mir in Gedanken vor: Alles okay, alles okay. Allerdings wusste ich nicht so genau, ob das auch wirklich stimmte. Alles, was ich mit Sicherheit wusste, war, dass ich mich im Krankenhaus befand. Darüber hinaus war alles ein wenig verschwommen. Genau wie beim letzten Mal.

Nachdem wir unseren ersten Schock über die geplatzte Fruchtblase überwunden hatten, taten wir, was wir am besten konnten: rissen uns zusammen, fanden unsere Geistesgegenwart wieder, machten einen – neuen! – Plan und traten in Aktion. Erst als wir alle glücklich im Lieferwagen saßen und auf dem Weg ins Krankenhaus waren, warf ich einen Blick auf die Uhr am Armaturenbrett und stellte fest: Viertel vor sechs. Delia saß neben mir und umklammerte meine Hand. In einer Viertelstunde sollte ich mich mit meiner Mutter am Eingang zum Park treffen. In Anbetracht dessen, was an diesem Tag schon alles passiert war, hätte das meine größte Sorge sein müssen. Aber es war mir kaum bewusst. Stattdessen wanderten meine Gedanken immer wieder zu einer anderen Fahrt ins Krankenhaus zurück. Es war noch gar nicht so lange her.

Auch damals hatte ich eine Hand gehalten. Die meines Vaters. Aber seine Hand, seine Finger waren schlaff und leblos gewesen, so dass meine Hand, meine Finger allein alle Kraft aufbringen mussten, die nötig war, damit unsere Hände einander nicht entglitten. Und anstelle von Bert – der vernehmlich durch die Nase atmete und Delia damit fast zur Weißglut trieb – hatte mir gegenüber ein Sanitäter gesessen, der in fliegender Hast eine Sauerstoffmaske befestigt und den Defibrilator geladen hatte. Jetzt rauschte der Wind geräuschvoll durch das offene Fenster neben Wes, der am Steuer saß. Und Delia telefonierte auf ihrem Handy mit Pete und dem Babysitter, wobei sie bemerkenswert gelassen wirkte. Damals hatte eine unheimliche, beklemmende, beängstigende Stille geherrscht, die nur durch das stetige Pochen meines Herzens in meinen Ohren unterbrochen wurde. Damals ging ein Leben zu Ende. Jetzt fing eines an. Eigentlich glaubte ich nicht an so was. Glaubte nicht, dass einem das Leben Zeichen sandte. Aber in diesem Fall war es echt schwer, nicht zu glauben, dass irgendwo da draußen irgendwer oder irgendwas mit voller Absicht dafür gesorgt hatte, dass ich das Gleiche noch mal durchmachte. Allerdings mit einem anderen Ergebnis. Denn genau das sollte ich offenbar lernen: dass so etwas möglich war.

Die Erinnerungen überschwemmten mich förmlich. Ich konnte nicht ausweichen, dazu spielte sich alles zu ähnlich ab wie damals. Wir fuhren an derselben Stelle vor der Notaufnahme vor. Rannten genauso rasch hinein. Dasselbe zischende Gleiten der Türen, die sich automatisch öffneten und schlossen. Selbst der Geruch war der gleiche, diese undefinierbare Mischung aus Desinfektionsmittel und Blütenduft. Für einen Moment war ich mir sicher, es nicht noch einmal ertragen zu können, und merkte, wie ich unwillkürlich zurückblieb. Doch Wes drehte sich um, sah mich an, stellte dieselbe Frage, die er seitdem alle paar Minuten gestellt hatte. Ich hatte genickt und ihn rasch eingeholt. Er schob Delia in einem Rollstuhl vor sich her – Delia, die tief, langsam, gleichmäßig atmete. Und ich tat es ihr gleich. Nachdem wir den Fahrstuhl betreten und sich die Tür hinter uns geschlossen hatte, entspannte ich mich etwas. Und spürte, wie es aufwärts ging.

Ich hatte zwar immer noch Angst, aber inzwischen fühlte es sich anders an als vorher. Seit über einer Stunde saß ich auf einer Bank im Flur vor Delias Zimmer. Zunächst waren Ärzte und Krankenschwestern eher gemächlich hinein- und herausgelaufen. Als würde es noch ungefähr eine Million Jahre dauern, bis wirklich etwas passierte. Doch allmählich steigerten sie das Tempo, zunehmend, deutlich wahrnehmbar, bis plötzlich helle Aufregung herrschte und alle nur noch durch die Gegend wirbelten. Medizinische Gerätschaften piepten, Menschen wurden per Lautsprecher ausgerufen, und als ein Arzt an mir vorbei den Flur entlangjoggte – sein Stethoskop hüpfte auf seiner Brust im Rhythmus seiner Schritte auf und ab –, vibrierte der Boden unter meinen Füßen.

Für mein Gefühl waren alle anderen viel zu ruhig. Vor allem Wes; wenn er sich nicht gerade danach erkundigte, ob mit mir alles in Ordnung sei, mampfte er einen Snack nach dem anderen in sich hinein, die er sich aus dem Automaten eine Etage tiefer besorgte. Gerade öffnete er eine kleine Tüte mit Mini-Schokoladendonuts und bot mir einen an. Ich schüttelte den Kopf.

»Versteh ich nicht. Wie kannst du bloß zu einem Schokodoughnut Nein sagen?« Er stopfte sich eins der Dinger in den Mund. Ich war mir sicher, dass aus Delias Zimmer in diesem Augenblick ein Stöhnen oder Grunzen oder so was ertönte. Und danach Petes Stimme, die irgendetwas Beruhigendes murmelte.

»Und wie kannst du bloß irgendwas runterkriegen?«, fragte ich zurück. Eine Krankenschwester, den Arm voll weißer Tücher, Laken und Ähnlichem, trat aus Delias Zimmer und marschierte auf die Empfangstheke am Ende des Flurs zu.

Wes kaute, schluckte, antwortete: »Das kann sich möglicherweise noch Ewigkeiten hinziehen.« Bert, der auf seiner anderen Seite hockte, schreckte plötzlich hoch und blinzelte; er hatte seit etwa einer halben Stunde friedlich vor sich hin gedöst.

»Deshalb muss man seine Kräfte zusammenhalten«, setzte Wes hinzu.

»Wie spät ist es?«, fragte Bert verschlafen und rieb sich die Augen.

Wes gab ihm einen Doughnut. »Gleich sieben«, antwortete er.

Mein Magen drehte einen Salto, wobei ich mir nicht sicher war, ob es daran lag, dass ich nun offiziell eine geschlagene Stunde zu spät dran war, um meine Mutter zu treffen, oder an dem Schrei, der in diesem Moment aus Delias Zimmer drang. Ein lauter, langgezogener, sehr eindeutiger Schrei. Wir starrten auf die nur angelehnte Tür, starrten immer weiter, bis der Schrei so abrupt endete, wie er begonnen hatte. Danach herrschte Stille. Ich raffte mich auf.

»Macy?«

»Ja, alles okay«, antwortete ich, um Wes’ nächster Frage zuvorzukommen. »Ich will bloß schnell meine Mutter anrufen.«

Mein Handy hatte ich im Lieferwagen liegen lassen, deshalb ging ich zu den Münztelefonen. Unterwegs kramte ich etwas Kleingeld aus meinen Taschen. Beim ersten Versuch war besetzt, deshalb legte ich auf, wählte ein zweites Mal. Immer noch besetzt. Ich entdeckte eine Tür, die zu einem kleinen Innenhof führte, hockte mich dort hin und betrachtete den Himmel. Es wurde allmählich Abend. Perfektes Feuerwerkswetter, sobald es dunkel sein würde. Ich ging wieder hinein, rief noch einmal an. Nach wie vor besetzt. Doch dieses Mal legte ich nicht auf, sondern wartete, bis ihre Mailbox ansprang. Räusperte mich, setzte zu einer versuchsweisen Erklärung an.

»Hallo, Mama, ich bin’s. Du machst dir bestimmt Sorgen und es tut mir auch echt Leid. Aber als ich gerade loswollte, um mich mit dir am Park zu treffen, setzten bei Delia die Wehen ein. Ich fuhr mit ins Krankenhaus und da bin ich jetzt immer noch. Ich muss warten, bis mich jemand nach Lakeview fahren kann, aber ich komme auf jeden Fall so schnell, wie’s geht. Wirklich, tut mir Leid, entschuldige. Bis bald.«

Gut, dachte ich, als ich auflegte. Wenigstens das wäre erledigt. Mir war vollkommen klar, dass dieser Anruf nicht die Lösung war, nicht mal ansatzweise. Aber mit dem Problem würde ich mich auseinander setzen, wenn es so weit war.

Als ich zu der Bank zurückkam, auf der ich mit Wes und Bert gesessen hatte, saß da niemand. Überhaupt sah ich gar keine Menschenseele mehr, weder auf dem Flur noch im Schwesternzimmer. Alles leer. Für einen Augenblick stand ich wie angewurzelt da und hatte das Gefühl, in einem Horrorfilm gelandet zu sein. Doch plötzlich steckte Wes den Kopf durch die Tür zu Delias Zimmer. Er grinste.

»Komm rein und begrüß den neuen Menschen«, sagte er.

Er hielt die Tür für mich auf. Ich betrat das Zimmer. Delia saß in ein Laken gehüllt aufrecht im Bett. Sie hatte einen hochroten Kopf und hielt ein winziges Wesen mit schwarzen Haaren im Arm. Pete, der neben ihr auf der Bettkante hockte, hatte den Arm um ihre Schultern gelegt. Gemeinsam betrachteten sie das Baby. Im Raum war es still – aber gut still. Selbst Bert, der notorische Schwarzseher, stand am Fenster und lächelte.

Delia blickte auf, bemerkte mich. »Hi«, sagte sie leise und winkte mir zu. »Komm mal her, sag Hallo.« Als ich ans Bett trat, hielt sie das Baby so, dass ich es besser sehen konnte. »Schau mal, ist sie nicht wunderschön?«

Aus der Nähe wirkte das Baby noch winziger; es hielt die Augen geschlossen und gab kleine Schnüffellaute von sich, als träumte es gerade etwas absolut Umwerfendes.

»Perfekt. Sie ist perfekt«, antwortete ich. Und ausnahmsweise war es genau das richtige Wort.

Delia strich mit einem Finger sanft über die Wange des Babys. »Wir werden sie Avery nennen«, sagte sie. »Nach Petes Mutter. Avery Melissa.«

»Schöner Name«, antwortete ich.

Ich betrachtete das Gesicht der Kleinen, ihre winzige Nase, ihre noch winzigeren Nägel an den winzigen Fingern. Und plötzlich überfiel es mich wie ein Flashback: wie wir vorhin im Krankenhaus angekommen und durch die Eingangshalle gelaufen waren; wie viel Angst ich dabei gehabt hatte, weil ich nur noch daran denken konnte, wie es damals mit meinem Vater gewesen war. Ich spürte, wie mich die Erinnerung zu überwältigen drohte, und wollte ausweichen, sie verdrängen; doch dann ballte ich meine Hände zu Fäusten und wappnete mich statt sie auszublenden. Avery hatte die Augen geöffnet und sah mich an. Ihre Augen waren klar und dunkel und ich fragte mich, wie das wohl war: alles zum ersten Mal zu sehen, eine Welt zu erleben, die vollkommen neu war. Mir war dieser Luxus heute nicht vergönnt gewesen, denn alles, was seit unserer Ankunft geschehen war, war eine Art Echo von etwas anderem gewesen.

Ich betrachtete Delia, die wiederum ihre Tochter betrachtete und dabei unter Tränen lächelte. Plötzlich hatte ich meine Mutter vor Augen. Wie sie aus dem Warteraum im unteren Stockwerk heraus- und auf mich zugekommen war. Ich hatte mir in jenem Moment so sehr gewünscht, irgendetwas in ihrem Gesicht zu entdecken, das mir Hoffnung geben würde. Doch da war nichts außer Schock, Trauer, Entsetzen – mein eigener Gesichtsausdruck, der mir gespiegelt wurde. In dem Moment hatte es angefangen. Von da an hatte sich alles zwischen uns verändert. Alles hatte sich verändert – nicht nur zwischen uns.

Irgendetwas tief im Inneren meiner Brust tat auf einmal sehr weh. Und ich wusste, gleich würde ich anfangen zu weinen. Meinetwegen, wegen meiner Mutter. Wegen allem, was uns genommen worden war, aber auch wegen dem, was wir freiwillig aufgegeben hatten. So viel Leben. Und so viel voneinander.

Ich schluckte schwer, wich etwas vom Bett zurück. »Ich . . . äh . . .« Ich spürte, dass Wes mich beobachtete. »Ich muss noch mal versuchen meine Mutter zu erreichen.«

»Richte ihr bitte aus, ohne dich hätte ich es nicht geschafft«, sagte Delia. »Du warst mir eine große Hilfe.«

Ich hörte kaum hin, nickte mechanisch. Delia beugte sich wieder über das Baby und strich die Decke glatt, in die es eingewickelt war.

»Macy«, sagte Wes, als ich an ihm vorbei in den Flur ging.

»Es ist bloß . . .« Ich musste schon wieder schlucken. »Ich . . . ich muss echt mit meiner Mutter reden. Ich meine, sie macht sich bestimmt Sorgen, weil sie nicht weiß, wo ich stecke.«

»Okay, natürlich.«

Auf einmal vermisste ich meine Mutter – die Mutter, die stundenlang aufs Meer hinausgeblickt hatte, die aus voller Kehle lachen konnte – so sehr, dass es wehtat. Der Schmerz pulsierte durch mich hindurch. Ich rang förmlich nach Luft. »Ich erledige das mal eben«, sagte ich zu Wes. »Meine Mutter anrufen, meine ich. Dann komme ich wieder her.«

Er nickte. »In Ordnung.«

Ich umklammerte meinen Oberkörper mit beiden Armen. So lief ich auf den Aufzug zu. Ich ging ziemlich schnell. Kämpfte innerlich darum, ruhig zu bleiben, obwohl mir die Tränen brennend in die Augen stiegen. Mit gesenktem Kopf bog ich um die erstbeste Ecke in eine Art Nische. Sie war leer. Mein Herz schlug wie rasend. Kaum hatte ich die Nische betreten, schluchzte ich auch schon los. Vergrub mein Gesicht in den Händen und weinte. Die Tränen liefen, strömten, stürzten durch meine Finger.

Ich weiß nicht, wie lange ich dort stand, bevor Wes auftauchte. Sekunden, Minuten, Stunden . . .? Keine Ahnung. Er sagte meinen Namen. Ich wollte mich zusammenreißen, aber es ging nicht.

Als er mich umarmte, tat er es zunächst ganz vorsichtig. Vielleicht erwartete er ja, dass ich zurückweichen würde. Doch ich rührte mich nicht, woraufhin die Umarmung fester wurde. Seine Hände streichelten tröstend meine Schultern. Ich erinnerte mich an die vielen Situationen, in denen ich ausgewichen war, wenn andere Menschen das versucht hatten, wenn meine Schwester oder meine Mutter mich umarmen wollten. Ich hatte mich in mich selbst zurückgezogen und meine Gefühle an einem geheimen Ort vergraben, wo nur ich sie wiederfinden konnte. Doch dieses Mal ließ ich los. Ließ zu, dass Wes mich an sich zog, meinen Kopf sanft an seine Brust drückte. Ich hörte sein Herz schlagen. Regelmäßig. Aufrichtig. Ich merkte, dass irgendwer an uns vorbeiging, in dessen Augen ich vermutlich nur irgendein Mensch war, der im Krankenhaus weinte. Ich konnte es nicht fassen, wie lange ich dazu gebraucht hatte, um es endlich zu begreifen. Delia hatte Recht: Es war okay, es war in Ordnung. Man erwartete es sogar. So verhielt man sich, wenn man trauerte. Man weinte, ließ los, ließ sich umarmen, festhalten. Und ich war nicht die Einzige. Es passierte andauernd.

 

Als wir auf den Lieferwagen zuliefen, der auf dem Krankenhausparkplatz stand, kriegten wir gerade noch das Ende des Feuerwerks mit. Das grandiose Finale, den besten Teil überhaupt. Bert, Wes und ich blieben stehen und schauten zu, wie die Raketen über uns explodierten. Wir hörten das Zischen und Knallen, während sie in den Himmel schossen, sahen die langen Funkenspuren, die von oben wieder zurückfielen. Avery hat echt Glück, dachte ich. An ihrem Geburtstag wird jedes Jahr automatisch eine Riesenparty gefeiert.

Ich hatte vermutet, dass die Atmosphäre zwischen Wes und mir vielleicht ein bisschen eigenartig sein würde. Nach dem, was da in der Nische passiert war, meine ich. Jedenfalls dachte ich das, als ich hinterher vor dem Waschbecken in der Damentoilette stand, mir kaltes Wasser ins Gesicht spritzte und versuchte, wieder etwas klarer zu werden. Aber er überraschte mich, wie schon so oft, indem er einfach bloß wie selbstverständlich mit mir zu Delias Zimmer zurückging, damit wir uns verabschieden konnten. Als wäre nichts Ungewöhnliches passiert. Und vielleicht war ja auch nichts Ungewöhnliches passiert.

Wir fuhren nach Wildflower Ridge. Wes hielt am anderen Ende des Parks und damit in einiger Entfernung von dem Bereich, wo Picknick und Feuerwerk stattfanden. Als ahnte er, dass ein kleiner Spaziergang mir gut tun und die Zeit geben würde, die ich brauchte, um mich zu sammeln und auf die nächste Herausforderung einzustellen. Bert, der hinten saß, pennte schon wieder, schnarchte leise mit offenem Mund. Bevor ich die Tür auf meiner Seite öffnete und ausstieg, zog ich vorsichtig, um ihn nicht aufzuwecken, meine Handtasche unter seinem Ellbogen hervor.

Wes stieg ebenfalls aus und reckte sich mit hoch erhobenen Armen, während er um den Lieferwagen herum auf mich zuging. Ein kurzer Blick Richtung Park: Die Party neigte sich bereits ihrem Ende zu. Die Leute sammelten ihre Decken und Kinderwagen und Hunde ein und schwatzten, während sie die Kinder, die noch nicht auf dem Arm oder huckepack eingeschlafen waren, gleich mit einsammelten.

»Was hast du morgen vor?«, fragte Wes.

Ich schüttelte lächelnd den Kopf. »Keine Ahnung. Und du?«

»Nichts Besonderes. Am Nachmittag muss ich ein paar Sachen erledigen. Aber am Morgen wollte ich laufen gehen. Ich dachte, vielleicht probiere ich ja mal die Strecke bei euch im Viertel aus.«

»Ach? Und dann stellst du mir endlich die Frage? Hast du vor, sie von der Straße aus zu mir hochzubrüllen?«

»Kann sein.« Er lächelte. »Man weiß nie. Auf jeden Fall rate ich dir, auf alles vorbereitet zu sein. Wahrscheinlich laufe ich gegen neun oder so an eurem Haus vorbei. Übrigens – ich bin der Typ, der nur im Schneckentempo vorankommt.«

»Okay, ich schau um die Zeit mal aus dem Fenster.«

Wes lief zur Fahrertür zurück. »Gute Nacht.«

»Ja, gute Nacht«, antwortete ich. »Und . . . danke.«

Er fuhr los. Ich holte tief Luft und machte mich auf den Weg, um meine Mutter im Park zu suchen. Es gab so vieles, das ich ihr sagen wollte, und ich nahm mir fest vor, nicht erst lang drüber nachzudenken, sondern die Worte einfach kommen zu lassen. Meine Mutter wollte bestimmt, dass ich glücklich war. Davon hatte Delia mich überzeugt. Nun lag es an mir, meiner Mutter zu zeigen, dass ich glücklich war. Und warum.

Noch war es so voll, dass ich Slalom laufen musste, um zwischen den Leuten durchzukommen. Nachdem ich erfolgreich ein paar Kindern und noch mehr Hunden ausgewichen war, entdeckte ich meine Mutter. Sie unterhielt sich mit Mrs Burcock, der Vorsitzenden der Eigentümergemeinschaft von Wildflower Ridge. Während sie aufmerksam zuhörte, schaffte sie es gleichzeitig, Leuten, die an ihr vorbeikamen, grüßend zuzuwinken. Die Veranstaltung war offensichtlich ein Erfolg gewesen, sie wirkte entspannt. Auch noch, als ich mich neben sie stellte. Denn sie warf mir nur einen flüchtigen Blick zu und lächelte, bevor sie sich erneut Mrs Burcock zuwandte.

». . . und werde es bei unserem Treffen nächste Woche ansprechen. Ich bin nämlich der Überzeugung, dass es für uns alle von Vorteil wäre, wenn wir feste Regeln einführen würden, was das Aufsammeln und Entsorgen von Hundekot betrifft, vor allem hier im Park.«

»Selbstverständlich«, antwortete meine Mutter. »Wir sollten das Thema auf die Tagesordnung setzen und abwarten, wie die Leute darauf reagieren.«

»Hallo, Macy«, sagte Mrs Burcock, eine ältere Dame mit adrettem, kurzem Haarschnitt. »Hattest du einen schönen Abend?«

»Ja.« Ich spürte den Blick meiner Mutter auf mir ruhen. »Und Sie?«

»Es war einmalig. Sehr schön. Wir müssen sofort anfangen fürs nächste Jahr zu planen, nicht wahr, Deborah?«

Meine Mutter lachte. »Aber natürlich, ab morgen früh. Erster Tagesordnungspunkt.«

Mrs Burcock nickte uns lächelnd zu und entschwand durch den Park in Richtung ihres Hauses. Einen Augenblick lang standen meine Mutter und ich schweigend nebeneinander, während unsere Nachbarn rechts und links grüßend an uns vorbeiliefen.

»Hast du meine Nachricht bekommen?«, fragte ich schließlich.

Sie wandte den Kopf. Sah mich an. Und plötzlich merkte ich, wie sauer sie war. Sauer ist gar kein Ausdruck. Außer sich. Meine Mutter war außer sich vor Wut. Ich konnte gar nicht fassen, dass es mir nicht sofort aufgefallen war.

»Nicht jetzt«, sagte sie tonlos. Die Worte waren kaum zu hören, nur an ihren Lippen abzulesen.

»Bitte?«

»Ich will jetzt nicht darüber sprechen.« Und dieses Mal war der harte, unerbittliche Ton in ihrer Stimme nicht zu überhören.

»Tolles Picknick, Deborah!«, rief ein Mann in Khakihosen und Golfhemd, der mit einer ganzen Kinderschar im Schlepptau an uns vorbeilief.

»Danke, Ron«, antwortete meine Mutter lächelnd. »Freut mich, dass es Ihnen gefallen hat.«

»Es war nicht meine Schuld, Mama.« Ich atmete tief durch. Irgendwie hatte ich mir das alles etwas anders vorgestellt. »Delia bekam plötzlich Wehen, da konnte ich doch nicht –«

»Macy!« Noch nie in meinem ganzen Leben war ich beim Klang meines eigenen Namens zusammengezuckt. Doch jetzt zuckte ich zusammen. Heftiger als beim heftigsten Buh! »Ich will, dass du auf der Stelle heimgehst, dich wäschst, umziehst und im Bett verschwindest. Wir sprechen uns später. Nur eins: Das muss sich ändern. Und es wird sich ändern . . .«

»Mama, bitte, lass es mich dir doch erklären. Du verstehst das nicht, der heutige Abend war –«

»Geh schon. Sofort!«

Und dann machte meine Mutter auf dem Absatz kehrt und ging davon. Ließ mich einfach stehen. Lief mit hoch erhobenem Kopf auf ihre Mitarbeiter zu, die sich in einiger Entfernung versammelt hatten und auf sie warteten. Ich blieb stehen und sah zu. Nahm wahr, wie sie mit ihnen sprach, ihnen zuhörte, nickte, ihnen ihre ganze Aufmerksamkeit schenkte – alles, was sie mir vorenthalten hatte. Nicht eine Sekunde lang hatte sie mich so angesehen, mir so zugehört wie den anderen jetzt.

Ich lief wie in Trance nach Hause. Vermutlich stand ich unter Schock. Als ich an dem Spiegel in meinem Zimmer vorbeikam, merkte ich zum ersten Mal an diesem Abend, wie ich aussah, nämlich wild: Auf meiner Jeans war ein Riesenketchupfleck, mein T-Shirt hing mir wild aus der Hose, mein Haare waren durcheinander, mein Gesicht vom Weinen völlig verschmiert.

Ich sah definitiv anders aus als vorher. Ich sah nicht nur anders aus, ich war anders. Man konnte es in meinem Gesicht lesen wie in einem offenen Buch, obwohl ich es mit keiner Silbe hatte erklären können. Dennoch hatte meine Mutter es auf Anhieb wahrgenommen. Das wird sich ändern, hatte sie ironischerweise gesagt, denn ich hatte ihr doch bloß eins sagen wollen: dass es – nein, dass ich mich bereits verändert hatte.

 

Ich war geliefert. Aber so was von.

Und zwar nicht nur, weil ich nicht pünktlich zum Feiertagspicknick erschienen war, sondern natürlich auch wegen Jason, der – nachdem er in der Bibliothek von meinem Spezialabgang erfahren hatte – nichts Eiligeres zu tun hatte, als erst auf meinem Handy und dann bei mir daheim anzurufen. Da er mich nicht erreichen konnte, erzählte er alles brühwarm meiner Mutter, die daraufhin natürlich sofort versucht hatte mich anzurufen. Doch erstens hatte ich mein Handy nicht wieder eingeschaltet, es zweitens im Lieferwagen liegen lassen und drittens nie nachgeschaut, ob ich irgendwelche Nachrichten bekommen hatte. Hatte ich aber. Zehn Stück. Was ich allerdings praktischerweise erst später an dem Abend erfuhr, nämlich nachdem ich das Handy endlich aus meiner Handtasche gekramt und die Mailbox abgehört hatte.

Auf jeden Fall hatte ich einen Riesenärger am Hals. Aber glücklicherweise auch jemanden an meiner Seite, der sich mit so was bestens auskannte, die Hindernisse und einzelnen Stationen im Katastrophenfall identifizieren und den besten Ausweg finden konnte.

»Lass sie erst mal reden«, sagte Caroline. Die Arme kam genau »am Morgen danach« auf ihrem Weg von der Küste nach Hause bei uns vorbei und geriet prompt zwischen die Fronten. Wir standen zusammen im Bad, wo ich doppelt so viel Zeit damit zubrachte, mir die Zähne zu putzen wie sonst, um den unausweichlichen Canossagang nach unten zu meiner Mutter hinauszuschieben. »Setz dich still hin und hör zu. Kein Nicken, kein Lächeln – auf keinen Fall lächeln, denn dann wird sie sofort noch wütender.«

Ich spülte mir den Mund, spuckte aus. »Okay.«

»Du musst dich entschuldigen, aber nicht sofort, sonst wirkt es nicht echt. Sie muss erst einmal ihren ganzen Ärger loswerden. Erst dann sagst du, es tue dir Leid. Keine Ausflüchte, keine Erklärungen, außer natürlich du hast welche, die wirklich zählen. Hast du welche?«

»Ich war im Krankenhaus.« Ich schnappte mir die Flasche mit dem Mundwasser. Wenn ich schon unterging, dann bitte wenigstens mit frischem Atem. »Meine Freundin hat ihr Kind bekommen.«

»Gab es da etwa kein Telefon?«

»Ich habe angerufen!«

»Eine Stunde nachdem du bei dem Picknick aufkreuzen solltest«, sagte Caroline, als müsste sie mich belehren.

»Auf wessen Seite stehst du eigentlich?«

»Auf deiner. Deswegen versuche ich ja auch dir zu helfen, so gut ich kann.« Meine Schwester stieß einen ungeduldigen Seufzer aus. »Sie wird sofort darauf rumreiten, dass du nicht angerufen hast. Versuch auf keinen Fall irgendeine Ausrede dafür zu erfinden, es gibt nämlich keine. Aber überall auf der Welt gibt es Telefone. Überall

Ich nahm einen Schluck Mundwasser und funkelte sie an.

»Tränen können durchaus etwas bringen.« Caroline lehnte sich an den Türrahmen und blickte prüfend auf ihre Fingernägel. »Aber nur, wenn sie echt sind. Wenn du nur so tust, als ob . . .« Sie schüttelte warnend den Kopf. »Das hasst sie und würde sie noch mehr gegen dich aufbringen. Im Prinzip musst du es schlicht aussitzen. Am Anfang flippt sie immer aus, aber je länger sie redet, umso mehr beruhigt sie sich.«

Wieder spuckte ich aus. »Ich werde bestimmt nicht vor ihr losheulen.«

»Ach, und übrigens: nicht unterbrechen. Auf gar keinen Fall unterbrechen. Damit versetzt du dir selbst den Todesstoß.«

Caroline hatte kaum zu Ende gesprochen, als vom Fuße der Treppe die Stimme meiner Mutter zu uns hochdrang: »Macy? Kommst du bitte mal zu mir?«

Doch es klang nicht wie eine Frage. Caroline biss sich auf die Lippen, als durchlebte sie gerade eine Art posttraumatischen Flashback.

»Alles wird gut«, sagte sie. »Tief durchatmen. Denk an alles, was ich dir gesagt habe. Und jetzt . . .« Sie legte die Hände auf meine Schultern und drückte sie, bevor sie mich Richtung Tür drehte. »Auf geht’s!«

Ich lief die Treppe hinunter. Meine Mutter, die schon für die Arbeit umgezogen war, wartete schweigend am Küchentisch und blickte erst auf, nachdem ich mich gesetzt hatte. Oje, dachte ich, faltete meine Hände auf dem Tisch zusammen, hoffte, dass ich möglichst unterwürfig aussah, und wartete.

»Ich bin sehr enttäuscht von dir.« Ihre Stimme klang ganz ruhig. »Sehr enttäuscht.«

Und ich spürte ihre Enttäuschung. In meinem Bauch – es brannte. In meinen Handflächen – die schwitzten. Genau um dieser Enttäuschung zu entgehen, hatte ich mich so lang so sehr angestrengt. Jetzt schlug sie über mir zusammen wie eine Riesenwelle. Ich konnte nichts anderes mehr tun als nach oben zu schwimmen und zu hoffen, dass ich wieder Luft bekäme.

»Macy«, sagte sie als Nächstes. Ich merkte, dass ich blinzelte. »Was gestern geschehen ist, kann ich so nicht hinnehmen«, fuhr sie fort.

»Es tut mir wirklich Leid«, platzte es aus mir heraus. Viel zu früh, natürlich. Aber ich konnte nicht anders. Meine Stimme klang dünn und zittrig, überhaupt nicht nach mir. Ätzend. Gestern Abend hatte ich so viel Mut gehabt; ich war bereit und in der Lage gewesen, alles zu sagen, alles zu tun. Jetzt konnte ich überhaupt nichts mehr tun. Bloß dasitzen.

»Es muss sich einiges ändern.« Meine Mutter sprach zunehmend lauter. »Da ich mich nicht mehr auf dich verlassen kann, werde ich die Sache von nun an selbst in die Hand nehmen müssen.«

Flüchtig schoss mir durch den Kopf, ob meine Schwester wohl gerade mit angezogenen Knien auf der Treppe saß und lauschte, wie ich damals, wenn das Donnerwetter über sie hereinbrach.

»Du wirst nie wieder für diese Catering-Firma arbeiten. Damit ist endgültig Schluss.«

Ich spürte, wie ein Aber in meiner Kehle hochstieg. Und drückte es wieder nach unten. Sitz es aus, hatte Caroline mir geraten. Der Anfang ist immer am schlimmsten. Überdies würde Delia sowieso eine Zeit lang außer Gefecht gesetzt sein. »Okay«, antwortete ich deshalb folgsam.

»Stattdessen arbeitest du von jetzt an für mich.« Sie legte die Hand auf die Armlehne ihres Stuhls. »Im Modellhaus. Ich brauche jemanden, der Broschüren verteilt und potenzielle Kunden begrüßt. Montags bis samstags von neun bis fünf.«

Samstags?, dachte ich. Natürlich. Samstags kamen die meisten Leute spontan vorbei, um sich im Modellhaus umzuschauen. Eine Supermethode, mich im Auge und im Griff zu behalten. Ich holte tief Luft, behielt sie einen Moment im Mund, atmete dann wieder aus.

»Ich möchte nicht, dass du dich weiter mit den Leuten triffst, die du beim Catering kennen gelernt hast«, fuhr sie fort. »Alles hat mit diesem Job angefangen, sämtliche Probleme, die ich mit dir und deinem Benehmen habe: dass du die halbe Nacht wegbleibst, deine Verpflichtungen nicht mehr ernst nimmst . . .«

Ich schaute sie unverwandt an und versuchte mich an alles zu erinnern, was ich am Vorabend für sie empfunden hatte. Dieses überwältigende Gefühl, sie zu vermissen. Aber dann nahm ich wieder wahr, wie sie wirklich aussah in diesem Moment. Sah ihre stählerne, undurchdringliche, perfekte Fassade und wunderte mich, wie ich mich so hatte irren können.

»Von heute an wirst du, bis die Schule wieder anfängt, jeden Abend um acht zu Hause sein. Nur so kann ich sicher sein, dass du genug Ruhe und Schlaf bekommst, um dich aufs Lernen und das kommende Schuljahr zu konzentrieren.«

»Um acht?«

Sie sah mich ruhig, aber durchdringend an. Und ich merkte, wie Recht meine Schwester hatte: Unterbrechungen konnten einem den Todesstoß versetzen.

»Wenn du möchtest, gern auch um sieben«, sagte sie.

Ich schwieg, blickte auf meine Hände und schüttelte den Kopf. Um uns herum war es so still, als wartete das Haus selbst darauf, dass es endlich vorüber war.

»Deine Sommerferien sind erst zur Hälfte vorbei«, sagte meine Mutter. Eingehend betrachtete ich meinen Daumen, den Nagel, die feinen Linien auf der Haut. »Es liegt an dir, wie sie von jetzt an verlaufen. Verstehst du, was ich meine?«

Ich nickte. Sie schwieg. Als ich nach einer Minute oder so aufblickte, merkte ich, dass sie mich beobachtete und auf eine richtige, ordnungsgemäße, vollständige Antwort wartete. »Ja, ich verstehe, was du meinst.«

»Gut.« Sie schob ihren Stuhl zurück, stand auf, strich sich mit der Hand glättend über den Rock. Ging hinter meinem Stuhl vorbei und sagte: »Wir sehen uns in einer Stunde im Modellhaus.«

Ich blieb sitzen und hörte zu, wie ihre Absätze über die Fliesen des Küchenbodens davonklackten. Dann verstummten ihre Schritte, weil sie den Teppichboden im Flur betreten hatte, der zu ihrem Arbeitszimmer führte. Ich blieb weiter sitzen. Meine Mutter holte ihre Aktenmappe, verabschiedete sich von Caroline und verließ das Haus. Mit einem dumpfen Knall fiel die Tür hinter ihr ins Schloss.

Eine Sekunde später kam meine Schwester die Treppe herunter. »Das war übel«, meinte sie.

»Ich darf mich nicht mehr mit meinen Freunden treffen. Ich darf überhaupt nichts mehr.«

»Sie entspannt sich auch wieder.« Doch der Blick, den Caroline Richtung Haustür warf, verriet, dass sie selbst nicht ganz glaubte, was sie sagte. Und ihr Ton verriet es auch. »Hoffentlich«, setzte sie hinzu.

Aber sie würde sich nicht entspannen. Würde nicht nachgeben. Denn zwischen meiner Mutter und mir bestand eine stillschweigende Übereinkunft: Wir arbeiteten gemeinsam daran, unsere gemeinsame Welt gemeinsam so gut unter Kontrolle zu haben, wie wir überhaupt nur konnten. Meine Aufgabe war es, ihre zweite Hälfte, ihr Gegengewicht zu bilden, indem ich meinen Teil der Last trug. In den vergangenen Woche hatte ich versucht diese Last loszuwerden. Dadurch war alles aus dem Gleichgewicht geraten. Deshalb war es nur logisch, dass sie mich wieder stärker an sich band, mich auf meinen Platz verwies. Denn nur so konnte sie sich ihres eigenen Platzes und letztlich ihrer selbst wirklich sicher sein. Zumindest ein bisschen, irgendwie . . .

Ich ging in mein Zimmer, setzte mich aufs Bett und lauschte still auf die Geräusche der Welt um mich herum. Irgendwer mähte eine Wiese, bei jemand anderem lief surrend die Rasensprenganlage, ein paar Kinder fuhren in der Sackgasse zwischen den Häusern Fahrrad, immer im Kreis. Und irgendwann hörte ich Schritte auf dem Gehweg. Ein Jogger. Ich blickte auf die Uhr: fünf nach neun. Die Schritte kamen näher, wurden lauter, wurden langsamer – der Jogger lief direkt an unserem Haus vorbei. Ich spähte durch die Jalousien vor meinem Fenster. Wes. Wer sonst? Er verlangsamte sein Tempo, bis er fast stehen blieb. Als hoffte er, dass ich rauskommen und mitlaufen oder zumindest Hallo sagen würde. Vielleicht wollte er mir ja auch wirklich die Frage aller Fragen stellen. Ich rührte mich nicht. Ich konnte nicht. Ich saß da und ließ es einfach nur auf mich wirken: das, was meine Sommerferien von nun an ausmachen würde.

Irgendwann wurden die Schritte schneller. Und Wes war wieder verschwunden.