Beischlaf – das gute, alte Stöpselspiel

Daß es nicht nur eine Stellung gibt, den Beischlaf auszuüben, haben wir besonders von anderen Völkern in anderen Kulturen gelernt.

 

Auf meinen Reisen kreuz und quer über den Globus gelangte ich zu der Einsicht, daß das ewige Rein-Raus-Spiel alles andere als monoton ist und schon deshalb die wissenschaftliche Betrachtung verdient. Wenn man sich nämlich durch die völkerkundlichen Bibliotheken dieser Welt wühlt, erstaunt es, wie wenig Schriftgut zum angeblich wichtigsten Thema der Menschheit existiert. Die Gründe dafür mögen vielfältig sein. Immer wieder angegeben wird, daß es ausgesprochen schwierig sei, verläßliche Informationen über Sex zu erhalten. Allenfalls Klischees und Machosprüche sind es, was sich in Beschreibungen um das Bettgeflüster findet.

Nun zu den ethnographischen Unterschieden in Sachen Sex. In Europa und Nordamerika kam es bekanntlich nach dem Zweiten Weltkrieg zur sexuellen Revolution. Stolz entdeckten die Frauen ihren G-Punkt. Mittlerweile verleugnen sie ihn wieder. Die Männer lernten mit ihrem Liebessaft hauszuhalten und brachten es bald fertig, auf ein verabredetes Zeichen ihrer Frauen hin zu ejakulieren. Ein multipler Orgasmus nach dem anderen jagte die Frauen von einem Wonneberg zum anderen und der Coitus Interruptus war alsbald das beliebteste Kaffeeklatsch-Thema überhaupt. Heute ist sich kaum einer dessen bewußt, daß wir diese sexuelle Revolution den „edlen Wilden“ zu verdanken haben. Sie mußten es schließlich besser können, darüber war man sich an den Stammtischen und in den elitären Clubs der Jahrhundertwende einig. Nur keiner sah es für nötig an, die These, die längst zur Theorie erhoben war, nach dem Grundsatz von Francis Bacon – das heißt praktisch, zu überprüfen. Erst später nahmen sich Feldforscher die Zeit auch hinter die Kulissen zu blicken und scheinbar Selbstverständliches zu hinterfragen. Heute weiß die Menschheit, daß den wenigsten Naturvölkern so etwas wie ein Vorspiel überhaupt bekannt ist.

Ein Phänomen auf Mangaia ist, das männliche Desinteresse an der weiblichen Brust. Das ergibt sich schon dadurch, daß die Frauen ständig oben ohne herumlaufen. Mangaien können es nicht verstehen, warum wir dem Busen solche Achtung einräumen. Unsere Busensucht halten sie für abnorm, da sich eigentlich nur Kinder für die Brüste ihrer Mütter zu interessieren haben. Ein Mann, der tittengeil ist, ist nach Ansicht der Mangaien auf einer kindlichen Entwicklungsstufe zurückgeblieben.

Die Lieblingsstellung aller Polynesier ist die „Affenschaukel“, manchen auch besser unter dem Namen „Ozeanische Stellung“ bekannt. Für den Polynesier hat diese Stellung einen praktischen Grund. Die Menschen sitzen den ganzen Tag in der Hocke. Die bequemste Art aber, um aus der Hockstellung sofort zum Koitus zu gelangen, ist nun einmal der direkte Weg in die „Affenschaukel“. Kaum, daß der Vater die letzten Bratenknochen über die Kante seiner Bretterbude katapultiert hat, begibt er sich auch schon Richtung Mutter. Ein Quicky zum Nachtisch, wer könnte das verübeln? Selbst die anwesenden Kinder und Großeltern scheren sich nur wenig darum. Eine Kopulation im Raum, wo andere Verwandte anwesend sind, ist in Mangaia nicht anrüchiger als der Verzehr von Speiseeis in Europa.

Gleiches gilt im übrigen für die monatliche Regel einer Frau. Menstruationsblut am Küchentisch, daran nimmt keiner Anstoß. Es gehört zum Leben wie das Amen zur Kirche und erregt keinerlei Interesse bei Anwesenden. Im Gegenteil, jeder scheint gerade wegzusehen, egal ob beim Sex oder bei der Periode. Diese Art der offenen Handhabung bestimmter Lebensbereiche war sicherlich der größte Dorn im Auge christlicher Missionare. Aus lauter Scham unterschlugen sie bei ihren Rapports über den „edlen Wilden“ diesen Aspekt oder bezeichneten ihn als teuflisches Gebaren. Ethnologen heute sind da etwas liberaler und sprechen in so einem Falle meist von einem hohen Maß an öffentlicher Privatsphäre.

Wenn also das Markenzeichen der Südseeinsulaner ein hohes Maß an öffentlicher Privatsphäre ist, so haben die Andenbewohner Perus ein anderes Markenzeichen. Sie stehen auf Analverkehr. Klingt geil. Doch mit der Geilheit wiederum ist es bei den Peruanern nicht besonders weit her. Die maximale Koitusfrequenz ist zwei mal die Woche. Selbst während der Flitterwochen wird in Peru nicht öfters geliebt.

Eine ganz andere Frequenz des Beischlafs legen dagegen afrikanische Stämme an den Tag. Selbst 60jährige des hier nur exemplarisch ausgewählten Stammes der Bala kopulieren täglich. Fragt sich natürlich, was ist das Geheimnis der Afrikaner. Wahrscheinlich spielt eine Vielzahl von Faktoren eine Rolle:

die Nahrung, das tropisch warme Klima, der Phalluskult. Auch der abergläubische Einsatz von potenzsteigernden Mitteln mag nicht unbedeutend sein. Doch zerriebenes Nashorn und Stierhoden stehen nicht nur bei den Balas auf dem Speiseplan.

Vermutlich steckt das wahre Geheimnis der Bala für ihre enorme Sexfrequenz in der von ihnen favorisierten Stellung. Manche mögen es heiß – die Bala mögen es seitlich. Diese Stellung gehört sicherlich zu den sanftesten überhaupt. Sie belastet nicht die Frau, wie etwa beim unkoordinierten Gezappel eines übergewichtigen Mannes bei der Missionarsstellung. Aber auch der Mann zerschindet in der Seitlichstellung seine Knie kaum.

Die bisherigen Ausführungen mögen den Alterssex der Bala erklären; doch eine befriedigende Erklärung für die enorme sexuelle Kontakthäufigkeit der Bala sind sie nicht. Es sei denn, man unterstellt, daß sanfter Sex zu häufigeren Paarungsversuchen führt. Das allerdings ist eine gewagte These. Eines dürfte jedoch unumstritten sein. Nämlich, daß beim seitlichen Bumsen – ganz gleich ob frontal oder von hinten – man mit Sicherheit den geringsten Erregungsweit der primären Geschlechtsorgane hat. Mit anderen Worten, die Fähigkeit zu „kommen“ ist bei Sex in der Seitlichposition deutlich vermindert. Es kommt also oft bei den Bala vor, daß sie sich nach einer ausgiebigen Aktion trotzdem noch nicht auf dem Höhepunkt ihrer Handlungen befinden. Da aber die Luft raus ist oder ganz einfach die Pflicht ruft, läßt man fürs erste voneinander ab. Später am Tag möchte man jedoch das Werk vollenden. Die Libido ruft halt. Auch bei dieser Fortsetzung kann man sich erneut in der mißlichen Situation des Unbefriedigten finden.

Was bleibt schon anderes übrig, als es immer wieder auf das Neue zu versuchen. Als Schlußfolgerung für die sexuelle Hyperaktivität der Balas kann man sagen: Die bevorzugte Stellung der Balas, die Seitlichposition, ist zwar minder erogen, dafür aber verlängert sie den Akt selbst und die tägliche Sexfrequenz.

Damit aber nicht der Eindruck entsteht, daß das Paaren in der Seitlichposition in ganz Afrika weit verbreitet ist, sei angemerkt: die meisten Bewohner des Schwarzen Kontinents bevorzugen den Verkehr von hinten. Sein Vorzug ist die Erregung der empfindlicheren bauchseitigen Vaginawände. Außerdem ist die „Doggy-Style-Position“ weniger belastend für die Frau, vor allem, wenn sie schwanger ist.

Ortswechsel: In Indien ist die Zuweisung einer favorisierenden Stellung bedeutend schwieriger als irgendwo anders auf der Welt. Schließlich stammen von hier die phantasievollen Stellungssammlungen des Kamasutra. Nichtsdestotrotz der Inderin kommt es am besten, wenn sie auf dem Rücken liegt und er zwischen ihren Schenkeln kniend, in sie hineinstößt. Das ist zumindest die Erkenntnis aus einer Auswertung erotischer Darstellungen an indischen Tempeln. Vergleicht man nämlich diese Darstellungen, so ist die beschriebene Paarungstechnik die häufigste. Da aber die indischen Tempel mit ihren erotischen Darstellungen einer anderen Zeit entstammen, ist es schwierig zu sagen, ob diese geschichtliche Sexanalyse auf die Gegenwart übertragbar ist.

Als Kulturnation von Ruf haben auch die Chinesen ihre eigenen sexuellen Vorlieben. So ist für den Ostasiaten nichts aufregender als eine vor ihm liegende Frau mit verbundenen Beinen. Wohlgemerkt Beine, nicht Füße. Die Absicht, die dahinter steckt, dürfte klar sein. Das Genital einer Frau mit verbundenen Beinen kommt dabei besonders eng zur Geltung. Und da der Chinese keine außerordentlichen Penismaße aufweist, kann es ihm gar nicht eng genug sein. Die Vorliebe der Chinesen für verbundene Beine ist schon aus dem alten China überliefert. Diese Vorliebe ist als die Urform des sexuellen Fetischismus zu werten. Das heißt, als Beginn der Verwendung künstlicher Hilfsmittel zwecks Luststeigerung beim Geschlechtsverkehr.