Flüchtige Hoffnungen

Regis blätterte die Papiere durch – Späherberichte –, dann schob er sie alle beiseite. Oben auf der Klippe hielt Banak weiter die Stellung. Aber wie? Oder, was die bessere Frage wäre, warum? Die Streitmacht aus Orks und Riesen – von den Trollen gar nicht zu reden –, die das Osttor von Mithril-Halle geschlossen hatte, war angeblich gewaltig gewesen. Der Feind errichtete um alle Furten des Surbrin Verteidigungsstellungen, und dennoch war der größte Teil der riesenhaften Streitmacht verschwunden, die Trolle waren wieder nach Süden marschiert, der Haupttrupp der Orks hatte sich nach Norden gewandt. Wenn sich dieser Haupttrupp mit denen verband, die gegen Banak kämpften, dann würde der tapfere Zwerg mit seinen Leuten über die Klippen hinweg ins Tal der Hüter und nach Mithril-Halle getrieben werden. Daran bestand kein Zweifel.

Es gab jedoch eine Frage, die an Regis nagte: Warum hatten die Orks das nicht schon lange getan?

Der Halbling blickte zu Catti-brie auf, die ihm gegenübersaß. Er setzte dazu an, etwas zu sagen, aber ihre Miene ließ ihn schweigen. Catti-brie wirkte entspannt, zumindest körperlich. Sie hatte sich auf dem weichen Sessel zurückgelehnt, die Beine übereinander geschlagen, den Kopf zur Seite gedreht und den Blick ins Nichts gerichtet; eine Hand hatte sie erhoben, ein Finger spielte zerstreut um Kinn und Lippen. Erschöpfung stand ihr ins Gesicht geschrieben; es war eine Maske der Müdigkeit, aber auch der Entschlossenheit.

Regis schaute näher hin und bemerkte die blauen Flecken auf ihrer Hand, die kleinen Schnitte auf dem ausgestreckten Finger, wund vom Spannen ihres mächtigen Bogens. Er sah das getrocknete Blut in ihrem rötlich braunen Haar, die Strähnen und verfilzten Stellen. Und vor allem bemerkte er den Blick in ihren blauen Augen, diese ruhige Entschlossenheit, aber mit einer Spur von etwas Dunklerem, der Angst vielleicht, dass sie bei all ihren Anstrengungen doch nicht siegen würden.

»Sie verstärken das Westufer des Surbrin«, informierte der Halbling Catti-brie, und sie drehte langsam den Kopf, um ihn anzusehen. »Jede Furt und jede seichte Stelle.«

»Damit die Elfen im Mondwald bleiben und Alustriel in Silbrigmond«, erwiderte Catti-brie. »Und damit die Zwerge aus Felbarr uns nicht zu Hilfe kommen.«

»Die Soldaten aus Felbarr werden unter der Erde zu uns stoßen«, korrigierte Regis.

»Ja, aber wenn sie dann nach oben steigen und kämpfen, tun sie das neben unseren eigenen Leuten. Wir können die Orks nicht in die Zange nehmen, wenn wir alle aus demselben Loch kommen.«

»Dann wird diese Aufgabe den Menschen zufallen«, sagte Regis. »Alustriel und Silbrigmond und den Leuten aus Sundabar, falls sie uns zu Hilfe kommen. Wir brauchen sie.«

Er hörte den Schmerz in seiner eigenen Stimme, die Erkenntnis, dass die Überquerung des Surbrin ihren möglichen Verbündeten einen schrecklichen Preis abverlangen würde.

»Die Orks zählen darauf, dass die Verteidigungsanlagen am Surbrin sie fern halten können«, sagte Catti-brie, als hätte sie die Gedanken des Halblings gelesen.

»Ein paar Berater haben den Vorschlag gemacht, ich sollte einen Ausgang im Osten öffnen und die Verteidigungsanlagen am Surbrin von hinten angreifen. Wir könnten ein paar hundert Zwerge hinausschmuggeln, und diese paar hundert könnten mehr Schaden anrichten als eine Armee von Zehntausend auf der anderen Flussseite.«

Man konnte Catti-brie die Zweifel deutlich ansehen.

»Wir würden das exakt mit der Ankunft von Verbündeten koordinieren müssen«, erklärte der Halbling weiter. »Denn sonst würden die Ungeheuer uns nur zurückscheuchen und ihre Verteidigungsanlagen einfach erneut errichten.«

Catti-brie begann den Kopf zu schütteln.

»Bist du nicht dieser Meinung?«

»Du hast mehr als tausend Leute dort oben bei Banak, und Tausende mehr haben sich am westlichen Ende des Tals der Hüter eingegraben«, erklärte sie. »Wir haben in den südlichen Gängen Geräusche von Trollen gehört, und du hast Zwerge nach Süden geschickt, um herauszufinden, ob es in Nesme Überlebende gab.«

»Wir können im Augenblick keine fünfhundert entbehren«, erwiderte Regis.

»Selbst wenn wir es könnten …«, sagte Catti-brie immer noch kopfschüttelnd, immer noch mit zögernder Stimme.

»Wie meinst du das?«

»Es ist seltsam …«, sagte Catti-brie und hielt mit einem Seufzer inne. »Sie könnten uns unter die Erde scheuchen, aber sie tun es nicht.«

Regis dachte ausführlich über diesen Gedanken nach. Es war eine so schlichte Wahrheit, aber eine, deren Bedeutung offenbar noch niemand begriffen hatte. Tatsächlich war es offensichtlich, dass die Orks Banak hätten von der Klippe scheuchen und sie alle nach Mithril-Halle zurücktreiben können. Die Anzahl der Feinde war zu groß, zu überwältigend. Und dennoch – die Zwerge hatten sich nicht nur oben auf der Klippe eingegraben, sondern auch weitere Verteidigungsanlagen im Westen errichtet und dachten nun über einen dritten Vorstoß an die Oberfläche im Osten nach.

»Wir werden geködert«, hörte sich Regis selbst sagen, und obwohl er es selbst ausgesprochen hatte, konnte er es kaum glauben. Er beugte sich vor, die Augen über diese schreckliche Erkenntnis weit aufgerissen. »Sie zwingen uns, unter Bedingungen zu kämpfen, die für sie vorteilhafter sind.«

»Hunderte von Orks und Goblins, die tot auf dem Abhang im Norden liegen, wären anderer Meinung«, erwiderte Catti-brie. »Banak metzelt sie nieder.«

Nun war es an Regis, den Kopf zu schütteln. »Sie nehmen diese Verluste um eines größeren Gewinnes willen hin«, erklärte er. »Wir töten tausend, zweitausend, vielleicht zehntausend, aber sie können sie ersetzen. Für uns ist Verstärkung nicht so leicht zu haben, und wenn wir weiter überirdisch kämpfen, ruft das unsere Nachbargemeinden auf, herauszukommen und sich uns anzuschließen.«

Jetzt verstand Regis. Die Orks wollten bis zum bitteren Ende gehen. Diese riesige Streitmacht, die nach Norden marschiert war, nachdem sie das Osttor von Mithril-Halle versiegelt hatte, würde sich tatsächlich gegen Banak wenden und die Zwerge in ihr Loch treiben. Aber bis zu diesem Zeitpunkt hätten sich Silbrigmond und Sundabar wahrscheinlich entschieden, ob sie den Zwergen zu Hilfe kommen würden oder nicht. Und das alles zu Bedingungen, die die Orks und Riesen begünstigten. Regis lehnte sich wieder zurück und fuhr sich mit den kurzen Fingern durch das lockige braune Haar. »Die Orks wollen offensichtlich, dass wir draußen bleiben«, sagte er.

»Du denkst also, wir sollten reinkommen?«

Regis dachte einen Augenblick darüber nach, dann starrte er Catti-brie verwirrt an. »Wir können den Schaden, den Banak anrichtet, nicht ignorieren«, sagte er. »Und es gibt Berichte von Flüchtlingen, die nördlich der Schlacht nach Westen ziehen.« Er hielt inne und ging einen Stapel von Pergamenten durch, suchte nach dem Bericht, der auf solche Bewegungen hinwies. »Wenn wir den Kampf dort abbrechen, werden alle in der Region jegliche Hoffnung verlieren, denn dann würden die Orks sich ganz auf sie konzentrieren.«

»Und das schließt auch Drizzt ein«, stellte Catti-brie fest.

Dieser Gedanke ließ Regis stottern, als er versuchte weiterzureden.

»Mach dir keine Gedanken«, sagte Catti-brie. »Du wirst ohnehin nicht mehr lange die Möglichkeit zu einer Entscheidung haben. Banak denkt, dass ihm weniger als ein Zehntag bleibt, bevor die Riesen neue Katapulte gebaut haben – und diesmal können wir sie wahrscheinlich nicht aufhalten. Sobald diese Belagerungsmaschinen mit ihrem Beschuss beginnen, muss er sich zurückziehen, oder die Truppe wird vernichtet.«

»Und wenn sie die hoch gelegenen Stellungen oberhalb des Tals halten, bleibt uns keine andere Wahl, als nach drinnen zu gehen. Uns allen«, sagte Regis.

»Und wenn sie daran denken, uns zu folgen, werden wir sie niedermetzeln«, erklärte Catti-brie grimmig.

Das schien für Regis nur ein schwacher Trost zu sein, nachdem er begriffen hatte, dass alles – die Kämpfe und die Zeiteinteilung – von ihren Feinden bestimmt wurde.

Catti-brie stand auf. »Ich muss wieder zu Banak«, erklärte sie. Sie griff nach Taulmaril, den sie an die Seite des Sessels gelehnt hatte, und schlang sich den Bogen mit einer entschlossenen, ja zornigen Bewegung über die Schulter. Aber Regis konnte auch die Müdigkeit erkennen, die sich hinter dieser Entschlossenheit verbarg.

Noch bevor Catti-brie die Tür erreicht hatte, klopfte es, und die beiden Botschafter aus Mirabar kamen herein, der Gnom mit Dutzenden von Pergamentrollen auf den Armen.

»Wir können es schaffen«, erklärte Nanfoodle, noch bevor jemand Gelegenheit zu einer angemessenen Begrüßung hatte. »Wir können es schaffen!«

»Es schaffen?«, fragte Catti-brie und sah Regis an.

Regis hob die Hand, damit sie für den Augenblick keine weiteren Fragen stellte.

»Es ist also, wie du angenommen hattest?«, fragte der Halbling den Gnom.

»Selbstverständlich«, sagte Nanfoodle. »Und wir haben wirklich Glück, denn das Lager befindet sich dicht unter dem Nordrand des Tals der Hüter und nahe genug an offenen Gängen, so dass wir uns nicht durch allzu viel Gestein graben müssen.«

»Wovon redet der Kleine da?«, fragte Catti-brie leise.

Nanfoodle hüpfte aufgeregt auf sie zu, gefolgt von einer ernsteren Shoudra.

»Mit der Hilfe von Pikel Felsenschulter können wir die Metallrohre schon bald aneinander reihen«, erklärte Nanfoodle. »Innerhalb eines Tages, wenn du uns genug Zwerge schickst, die uns helfen.«

»Rohre?«, fragte Catti-brie und blickte von Nanfoodle zu Shoudra, die nur die Achseln zuckte, und dann wieder zu Regis.

»Wie viel weißt du davon?«, fragte Regis die Sceptrana.

»Ich weiß nur, dass Nanfoodle sehr aufgeregt ist«, erklärte Shoudra, aber das hätte sie nicht zu sagen brauchen, denn der kleine Gnom hüpfte von einem Fuß auf den anderen.

»Wir können es schaffen, Verwalter Regis«, beteuerte Nanfoodle noch einmal. »Ich brauche nur deinen Befehl, um mit der Organisation der Arbeit anzufangen. Zwanzig Zwerge sollten genügen, dazu Pikel, Ivan und ich selbst. Mehr als das, und wir würden einander nur im Weg sein! Haha!«

»Regis?«, drängte Catti-brie nun beharrlicher.

Der Halbling seufzte tief. Er war überrascht, dass der Gnom tatsächlich die gesuchten Gase gefunden hatte, und es war nicht unbedingt eine angenehme Überraschung, denn trotz Nanfoodles offensichtlicher Begeisterung schuf diese neue Entwicklung für Regis nur noch mehr Probleme. Ja, er hatte die Schmieden eingesetzt, um die Rohre für den Gnom herzustellen, aber das war wenig riskant gewesen. Den Plan weiter durchzuführen würde bedeuten, dass der Halbling-Verwalter Zwerge auf eine gefährliche Mission schicken musste, durch die die Situation auch für alle anderen gefährlicher wurde, besonders für Banak und seine Leute auf der Nordklippe.

Und was würde geschehen, wenn Nanfoodle Recht hatte und sein Plan funktionierte?

Ein Schauer überlief den Halbling, und er sah Catti-brie an. »Können wir die Gänge unterhalb des Gebirgskamms wieder einnehmen?«

»Unterhalb der Riesen?«

»Diese Höhlen, ja.«

Wieder sah Catti-brie den Gnom neugierig an, dann lehnte sie sich zurück und dachte nach. Sie hatte keine Ahnung, wie entschlossen die Orks waren, diese Gänge zu halten, nachdem die Riesen bereits ihre Stellung bezogen hatten. Wahrscheinlich würde der Widerstand nicht besonders heftig sein, denn inzwischen war das Labyrinth strategisch nicht mehr wichtig.

»Ich würde annehmen, dass es möglich ist.«

Nanfoodle quiekte begeistert und stieß die Faust in die Luft.

»Es wird allerdings kein leichter Kampf sein«, fügte sie hinzu, nur um die Begeisterung des Kleinen ein wenig zu dämpfen.

Regis schaute von Nanfoodle zu Shoudra, und sein Blick bat sie deutlich, ihm zu helfen, ihm zu sagen, ob er sich tatsächlich auf die wilden Pläne des Gnoms verlassen konnte. Die Sceptrana nickte beinahe unmerklich.

»Wie lange dauert es, bis diese Katapulte fertig sind?«, fragte der Halbling Catti-brie noch einmal.

»Nicht einmal einen Zehntag«, erwiderte sie. »Vielleicht sind sie auch schon in drei Tagen so weit.«

»Dann geh zu Banak und bereite die Leute vor. Erobert die Gänge übermorgen früh zurück«, wies der Verwalter sie an.

»Nanfoodle wird euch heute Nachmittag die Einzelheiten erläutern.«

»Ivan Felsenschulter wird zu euch kommen und euch alles erklären«, warf der Gnom ein.

»Glaubst du, du könntest mir vielleicht endlich sagen, um was es hier geht?«, forderte Catti-brie.

Regis schaute wieder die beiden anderen an, dann schnaubte er und zuckte die Achseln. »Davor habe ich Angst«, gab er zu. »Du würdest mir nicht glauben, und wenn du es tätest, würdest du mich vielleicht erschlagen.«

Nun richteten sich wieder alle Blicke auf Nanfoodle, der offenbar die ganze Geschichte ins Rollen gebracht hatte.

»Wir können es schaffen«, versicherte ihnen der Gnom.

Kurz nachdem Tred McKnuckles gehört hatte, dass Banak Freiwillige suchte, um die Gänge unter dem Bergkamm wieder einzunehmen, begegnete er Torgar Hammerschlag und Ivan Felsenschulter. Die beiden waren allerdings so beschäftigt, dass sie nicht einmal bemerkten, dass Tred näher kam. Sie konzentrierten sich auf einen kleinen Kasten, den Torgar hielt: eine Seite so glänzend wie ein Spiegel, die anderen drei und die Ober- und Unterseite aus glattem Holz.

»Seid gegrüßt«, sagte der Zwerg aus der Zitadelle Felbarr zu den beiden.

»Gleichfalls«, erwiderte Ivan.

Torgar nickte und lächelte, dann wandte er sich wieder dem Kasten zu.

»Wirst du den Kampf um die Gänge selbst anführen?«, fragte Tred Torgar. »Könnte ich vielleicht mitmachen?«

»Ja und ja«, erwiderte Torgar. »Wir brechen am Morgen auf, um die stinkenden Orks zu vertreiben. Meine Jungs und ich würden uns freuen, wenn du mitmachst.«

»Weiß jemand, um was es dabei geht?«, fragte Tred. »Ich glaube nicht, dass wir aus den Gängen darunter zu den stinkenden Riesen vorstoßen können.«

Torgar und Ivan grinsten, und Torgar hielt den Kasten hoch. »Das hier ist der Grund.«

Tred griff nach dem Kasten, aber Torgar zog das Ding zurück.

»Sei bloß vorsichtig«, warnte der Zwerg.

»Er ist voll mit dem Wuchtöl aus meinen Bolzen«, erklärte Ivan, fuhr mit der Hand unter den Waffengurt mit den explosiven Armbrustbolzen und hob ihn ein wenig an. »Und einem Gebräu, das der kleine Gnom gemacht hat – eine Flasche mit Feuerwasser, das explodiert, sobald es mit Luft in Berührung kommt.«

Tred verzog das Gesicht und zog die Hand zurück.

»Wir setzen Bomben gegen die Orks ein?«, fragte er.

»Nein, wir benutzen Äxte und Hämmer, um die verdammten Orks loszuwerden«, sagte Torgar. »Die Bomben sind für später.«

Tred schaute neugierig von einem Zwerg zum anderen, aber beide zuckten nur die Achseln.

»Wir wissen auch nicht viel mehr«, gab Torgar zu. »Aber Banak will, dass diese Gänge zurückerobert werden, also tun wir es. Wir werden dann schon sehen, welche Magie der Gnom auf Lager hat.«

»Es könnte schlimmer sein«, erklärte Ivan. »Zumindest erhalten wir Gelegenheit, ein paar Orks zu erledigen.«

»Das ist immer eine gute Sache«, stimmte Torgar ihm zu, und Tred nickte.

»Elfhundert Fuß mehr!«, rief Wocco Starkamboss, als Nanfoodle ihm die Zeichnungen vorlegte.

»Elfhundertdreißig«, verbesserte Nanfoodle.

»Das wird alle Schmieden für einen weiteren Zehntag beschäftigen, du dummer Gnom!«

»Einen Zehntag?«, fragte der Gnom. »O nein, ich brauche die Rohre morgen, und zwar alle. Meine Helfer werden sie Stück für Stück direkt aus den Kühltrögen holen.«

Wocco stotterte einen Augenblick und versuchte, Fluch um Fluch hervorzubringen, aber seine Ungläubigkeit trieb jedes Wort zurück, bevor er es herausbringen konnte.

»Sieben Fuß Länge«, sagte er schließlich. »Das sind hundertfünfzig Stück!«

»Hundertzweiundsechzig«, verbesserte Nanfoodle. »Und ein Halbes bleibt übrig.«

»Das können wir nicht schaffen!«

»Ihr müsst«, entgegnete der Gnom. »Wenn das hier die Bestellung eines Kaufmanns wäre, würdet ihr die Öfen anfeuern und damit fertig werden.«

»Kaufleute zahlen«, war Woccos trockene Antwort.

»Ich ebenfalls«, erklärte Nanfoodle.

»Und womit bezahlst du, Kleiner?«

»Mit zwanzig Riesen«, antwortete Nanfoodle mit großer Geste, denn er sah, dass viele Schmiede sie beobachteten. »Zwanzig, sage ich, und ein Sieg für Banak Starkamboss und Mithril-Halle. Ich will dir nicht weniger anbieten, Meister Starkamboss.«

»Wir stellen bereits Waffen für diesen Zweck her«, erklärte der Schmied.

»Das hier ist eine Waffe«, versicherte ihm der Gnom. »Die größte Waffe, die du je gebaut hast. Hundertzweiundsechzig. Das schafft ihr schon.«

Wocco warf einen Blick zu den anderen Schmieden.

»Das ist ein Haufen Metall«, stellte einer der Schmiede fest.

»Es wird mehr als die Hälfte unserer Vorräte verbrauchen«, sagte ein anderer.

»Viel mehr«, warf ein Dritter ein.

»Das schafft ihr schon«, sagte Nanfoodle abermals zu Wocco. »Ihr müsst es schaffen. Die Zeit für Banak und seine Leute wird knapp. Wollt ihr etwa zulassen, dass sie über die Klippe gescheucht werden?«

Das hatte gesessen. Der Gnom erkannte es sofort, denn Wocco plusterte sich auf und biss zornig die Zähne zusammen.

Einen Augenblick lang befürchtete Nanfoodle, der Zwerg würde ihn schlagen, aber er wich keinen Zoll zurück und fügte sogar hinzu: »Das hier ist Banaks einzige Chance, den Horden standzuhalten. Ohne eure Anstrengungen wird er in einen katastrophalen Rückzug getrieben.«

Wocco behielt den zornigen Blick bei, aber er versuchte zumindest nicht, den Gnom zu erwürgen, und nach und nach wich sein Zorn der Entschlossenheit. Er warf einen Blick zu den anderen Schmieden.

»Nun, ihr habt ihn gehört. Wir haben zu tun.« Dann wandte er sich noch einmal an Nanfoodle und sagte: »Du wirst deine hundertzweiundsechzig bekommen, und noch ein paar dazu, für den Fall, dass du dich vermessen hast.«

Als der oberste Schmied in seine Schmiede zurückstürmte, lehnte sich Nanfoodle erschöpft gegen den Tisch. Er setzte dazu an, seine Zeichnungen einzusammeln, hielt aber plötzlich inne und schlug die Hand vor die Augen, denn er war überwältigt. Er konnte kaum glauben, dass er dies wirklich tat und dass die Zwerge ihm genug vertrauten, ein solches Risiko einzugehen.

Er hoffte, ihr Vertrauen rechtfertigen zu können, denn er begriff, dass er ihre Vernunft bis an die Grenzen strapazierte, und obwohl er seine Pläne gegenüber Regis, Shoudra, Wocco Starkamboss und den anderen so leidenschaftlich verteidigt hatte, musste er insgeheim zugeben, dass seine Worte stärker waren als seine Gedanken.

Nanfoodle konnte nur hoffen, dass er nicht ganz Mithril-Halle zerstören würde.