Nachwort

Wo liegt der Hakenkreuzwald?

Als ich vor einigen Jahren in Köln auf eine Party eingeladen war und das Gespräch aufs Krimischreiben kam, erzählte mir Boris Dennulat, ein aus Bergneustadt stammender Student, dass es in der Nähe der Aggertalsperre einen Hakenkreuzwald gebe. Ich war gerade mit einem anderen Buch beschäftigt, notierte den Hinweis auf einem Zettel, und als ich Material für diesen vierten »Rott« sammelte, fiel mir die Notiz wieder in die Hände. Ähnlich wie Jutta in der Geschichte machte ich mich auf die Suche nach dem rätselhaften Waldstück. Ich sprach mit Vertretern der Forstbehörden wie Herrn Volkhard von Holwede und Herrn Bernd Rosenbauer, außerdem mit dem Pressesprecher von Bergneustadt, Herrn Wolfgang Heinz.

Bald zeigte sich: Der Hakenkreuzwald kann eigentlich nur am Bruchberg liegen. Aber das vermeintliche Nazisymbol ist -wie beschrieben und wie auch die Luftbilder zeigen - eine optische Täuschung. Von der Talsperrenstraße bzw. dem Steinweg in Gummersbach-Lantenbach aus glaubt man, im Herbst und im Frühjahr deutlich eine solche Formation zu sehen, doch in Wirklichkeit haben die Lärchenriegel - das wurde mir von den Herren vom Forstamt bestätigt - die Funktion der Brandhemmung. Sie wurden erst nach dem Krieg nach einem verheerenden Waldbrand angelegt. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass sie nicht nur von Lantenbach aus, sondern - wie Jutta ganz richtig darlegt - sogar zum Teil in einem Bildband zu sehen sind. Das Buch heißt: »Das Bergische Land aus der Luft«. Es ist im Gronenberg-Verlag erschienen; die Waldformation zeigt sich teilweise auf den Seiten 172 und 173- Ich habe mit meinem wanderfesten Nachbarn Jürgen Kramer das Gelände vor Ort untersucht - zum Glück ohne eine Leiche zu finden und auch bei wesentlich besserem Wetter als Rott und Jutta.

Anfang Januar 2004, als dieser Krimi praktisch fertig war, erhielt die Suche nach dem Wald eine überraschende Wendung: Horst Jaeger, ein heimatkundlich bewanderter Bürger Bergneustadts, machte mich darauf aufmerksam, dass es einen echten Hakenkreuzwald gebe, und zwar ein, zwei Kilometer südöstlich vom Bruchberg, genauer gesagt südlich der Rengse, am Hang des Beulberges zwischen dem Aussichtspunkt »Knollen« und der kleinen Ortschaft Höh. Am 8. Januar 2003 kam es zu einem historischen Treffen von Herrn Jaeger, den Herren Wolfgang Heinz, Klaus Eispaß und Andreas Schmidt von der Stadt Bergneustadt und mir am Talsperrenweg in Lantenbach. Wir verglichen Karten und prüften die Lage dessen, was man sehen konnte, mit dem Kompass. Dann fuhren wir im Konvoi ins Rathaus und suchten dort alte und neue Luftaufnahmen vom Beulberg nach dem Hakenkreuz ab - darunter auch Bilder aus dem Jahre 1938. Ohne Erfolg. Wir kamen zu dem Ergebnis, dass die oberbergischen Wälder sicher noch so manches Geheimnis bergen und dass für Heimatforscher und Detektive noch einige Rätsel zum Lüften bleiben. Auch das des Hakenkreuzwaldes.

Ich danke jedenfalls den genannten Personen für die Unterstützung bei den Recherchen - genauso wie Rolf Gertler und Mauricio Virgens für Details über Brasilien, der Polizei in Wuppertal und Solingen für wertvolle Informationen, Herrn Dr. Volker Mattern von den Bergischen Symphonikern für entscheidende Hinweise über das Solinger Konzertleben und Stefanie Beig für die Recherche-Assistenz.

Und ganz besonders allen Rott-Fans, zu denen zum Glück auch Stefanie Rahnfeld gehört - die Rott-Lektorin der ersten Stunde, ohne die es die Serie niemals gegeben hätte.

O.B.