Yasha hatte sehr lange geschlafen. Als er erwachte, näherte sich das Schiff schon Cabeluda. In der Ferne erblickte Yasha die steilen Felsen der Ostseite. Mit einem festen Ruck riss der Riese das Steuer herum. Geräuschlos glitt das Boot in die geschützten Gewässer des kleinen Hafens.

Von den Felsen rechts und links hallten Trommelwirbel. Die Dorfbewohner hatten sich am Ufer versammelt. Sie winkten mit kleinen bunten Stofffetzen und schrien: »Salvi-Co-Ilu, Salvi-Co-Ilu! Willkommen!« Yasha war gerührt vom herzlichen Empfang. Für einen kurzen Augenblick hatte er das Gefühl, zu Hause angekommen zu sein.

» Fertig zum

Anlegen!«, brüllte der

Riese und holte das Großsegel ein, dann warf er die Leine geschickt über einen großen Poller auf dem Kai. Lachend sagte er zu Yasha: »Ja, Salvi-Co-Ilu, heute Abend werden wir deine Hochzeit feiern! Sobald der Neumond erscheint, wird Marisa deine Frau werden. Ach, wie schön, welche Freude!« Darüber waren sie allerdings geteilter Meinung! »Talisman«, flüsterte Yasha leise, »lass dir bitte etwas einfallen! Ich will nicht heiraten. Ich muss meine Eltern suchen!« Aber der Talisman reagierte nicht.

Um Ausschau nach seiner zukünftigen Braut Marisa zu halten, beugte sich Yasha weit über die Reling. Das war eine unwiderstehliche Einladung für den gut gelaunten Riesen. Seine Augen funkelten schelmisch, als er dem Segelbaum einen kleinen Schubs gab. Mit einem Knarzen schwang er über das Deck und fegte Yasha von Bord. Mit einem lauten Platsch landete der Junge im Wasser. Die Zuschauer bogen sich vor Lachen, aber Yasha fand das gar nicht lustig! Der Riese war mit einem riesigen Satz an Land gesprungen. Grinsend reichte er Yasha die Hand, hievte ihn hoch und entfernte einige Algen aus seinem Haar. Wie einen Siegerpokal hob der riesige Pirat den triefenden Jungen über seinen Kopf, damit ihn alle sehen konnten. Yasha wurde ganz schwindelig. Endlich ließ der Riese ihn runter. Schnaufend drängte sich Alumentai durch die Reihen der Menschen. Sie war sehr dick geworden. Yasha erstickte fast, als sie ihn an ihren gewaltigen Busen drückte: »Salvi-Co-Ilu, mein Engel, mein kleiner Schatz!« Schmatz, schmatz und noch einen Kuss. Yasha verzog das Gesicht und rang verzweifelt nach Luft. Da erlöste ihn der Riese und rief: »Mein Sohn, komm! Ich habe eine Überraschung für dich. Danach wirst du von den ›La-La‹-Frauen gewaschen, geölt, eingecremt und eingekleidet!«

Überall am Weg

standen

Dorfbewohner und bewarfen Yasha mit Blumen und Seetaubenfedern. Dabei sangen sie so laut, dass dem Jungen fast das Trommelfell platzte. Auf einmal entdeckte Yasha ein bekanntes Gesicht in der Menge. Das war doch Steju? Aber der Riese hatte es eilig. An Stehenbleiben war nicht zu denken. Yasha flog eher, als dass er ging, denn »Riesenschritte« sind eben riesig! Der Triumphzug endete vor einer kleinen hellen Tür.

Rechts und links davon standen zwei Männer. Ihre Oberkörper waren mit Federn beklebt, die die Form eines Kreuzes bildeten. Die beiden trugen sehr weite, rote Pluderhosen und waren barfuß. In der Hand hielten sie lange Stöcke, die mit magischen Augen bemalt waren. Sie sahen wirklich erstaunlich aus und standen so stramm und unbeweglich da, dass man hätte glauben können, sie seien aus Pappe. Ihr Blick war in die Ferne auf das Meer gerichtet, dessen Rauschen jetzt das einzige war, was man hörte. Der Riese hielt Yashas Hand fest und flüsterte: »Warte auf die Strahlen.« Plötzlich ertönte ein lautes Summen wie von einem gewaltigen Fliegenschwarm. Yasha drehte sich um. Die Dorfbevölkerung summte und beobachtete dabei gespannt die Sonne, die gerade zwischen zwei Felsen im Meer unterging. Das Summen wurde lauter und lauter, bis ein heller Strahl, ähnlich einem goldenen Pfeil, die kleine Tür traf. Die Menschen schrien in heller Begeisterung, als die kleine Tür anfing zu schimmern – sie war ganz aus Perlmutt. Auf ihr erschien der Name »Salvi-Co-Ilu«.

Stolz lächelte der Riese Yasha zu. Dann befahl er: »Öffnen!« Die Wachen hämmerten mit ihren Stöcken auf den Steinboden und siehe da: Langsam öffnete sich die Tür. Dahinter umrundete ein überdachter Weg einen kleinen Garten. Am Ende des Gartens führte zu beiden Seiten eine Treppe zu einem offenen Zimmer mit einem Dach aus geflochtenem Seetang. Dort hing ein Bett in Form einer großen Muschel, das in der Abendbrise hin- und herschaukelte. Yasha war bezaubert. Es war einfach zu hübsch. Dazu das Plätschern der kleinen Springbrunnen im Garten und das Gurren der Seetauben auf einem Balken. Vor Rührung stiegen Yasha Tränen in die Augen. Er drehte sich um, aber … ach, erstaunliches Völkchen: Sie waren alle leise weggeschlichen.

Der Zauber hielt nicht lange an. »Meine Hochzeit! Heute Abend bei Neumond. Oh Gott! Talisman! Wie schön das alles hier ist! Aber ich muss weiter! Bitte lass dir schnell etwas einfallen!« Plötzlich leuchtete der Talisman hell auf. Alumentai watschelte durchs Tor, gefolgt von Steju.

»Steju!«, rief Yasha erfreut. »Steju, du hier? Wie schön!« Langsam gingen die drei durch den Garten. Yasha war glücklich, dass Steju sein Gedächtnis wiedergefunden hatte. Nun erzählte Steju, wie er mit Yashas Eltern aus der Mine von Rondônia geflohen war.

Steju hatte eine ganze Weile suchen müssen, ehe er den Zauberer Dvorach und seine Frau gefunden hatte, um ihnen den Diamanten, den Yasha ihm damals zusteckte, zu überbringen. Die Sonne schien glühend in den Krater, ein paar schwarze Schmetterlinge flatterten träge durch die Luft. Die schwer bewaffneten Wächter saßen im Schatten und dösten. Der Zauberer Dvorach und seine Frau Clara waren gerade dabei, ihre Tragekörbe mit Geröll zu füllen, als Steju sie entdeckte. Aus den Augenwinkeln beobachtete er die Wachen. Dann ließ er den Diamanten in den Blechbecher plumpsen und füllte ihn schnell mit Wasser.

»Wasser, frisches

Wasser!

Wer möchte etwas trinken?«, rief Steju und ging auf die Dvorachs zu. Plötzlich legte sich eine schwere Hand auf seine Schulter. »Zuerst ich!« Erschrocken wirbelte Steju herum und starrte in die stechenden Augen eines Wächters. Das eine war blau, das andere braun. Geistesgegenwärtig ließ der Junge den Becher fallen und murmelte eine Entschuldigung. Der Wächter knurrte verärgert. Der Diamant lag genau vor Stejus Füßen. Hastig stellte er den Wasserkanister auf den Diamanten und beeilte sich, den Becher aufzuheben. Doch der unheimliche Wächter beachtete ihn nicht mehr. Er hatte die Dvorachs entdeckt und zischte ihnen hasserfüllt zu: »Ich habe euren Sohn nach Brasilien gelockt. Bald wird er hier sein, dann gehört Yasha mir und ihr könnt nichts dagegen tun!« Mit diesen Worten drehte Olav Zürban sich abrupt um und stapfte davon.

Das Ehepaar Dvorach

sah ihm fassungslos

hinterher, Steju brach als Erster das Schweigen: »Hier! Diesen Diamanten hat Yasha mir gegeben. Macht euch keine Sorgen um ihn. Er ist schon weg. Ihr sollt nach Ungarn fliehen und mich mitnehmen!«, raunte Steju leise. Clara Dvorach strich dem kleinen, mageren Jungen über den Kopf: »Natürlich nehmen wir dich mit, aber vorher brauchen wir deine Hilfe.« Nun galt es, aus der Diamantmine von Rondônia zu fliehen. Das war gar nicht ganz einfach, denn die Mine wurde streng bewacht. Dass sich der Schwarzmagier Olav Zürban als Wächter eingeschlichen hatte, machte die Situation noch viel schwieriger. Im Stillen bedauerte der Zauberer Dvorach, dass ein Großteil seiner magischen Kräfte durch den Bann Olav Zürbans blockiert war. Nur allzu gerne hätte er seinen alten Widersacher im offenen Kampf unter Zauberern gestellt. Doch daran war nicht zu denken. Es war Yashas Mutter, die den rettenden Einfall hatte …

Als Wasserträger konnte sich Steju auf dem Gebiet der Diamantmine frei bewegen und er begann, Olav Zürban unauffällig zu überwachen. Bald wusste Steju, welche der Baracken Olav Zürban als Unterkunft diente. Nun musste er nur noch auf eine gute Gelegenheit warten, um dem Schwarzmagier den Beutel mit dem Wexelstaub zu entwenden.

Eines Nachts war es dann soweit. Olav Zürban saß, ganz gegen seine Gewohnheit, mit den anderen Wächtern zusammen am Feuer, würfelte mit ihnen und trank – viel mehr, als ihm gut tat. Steju verließ leise seinen Beobachtungsposten und weckte den Zauberer Dvorach und seine Frau Clara. Schnell schlichen sie zur Baracke des falschen Wächters. Es dauerte nicht lange, bis der Schwarzmagier auftauchte, begleitet von einem Schwarm schwarzer Schmetterlinge. Sein sonst so scharfer, zweifarbiger Blick war trübe und er taumelte betrunken zu seiner Unterkunft. Die drei heimlichen Beobachter grinsten sich an.

Nach kurzer Zeit wurde es still in der Baracke. Steju hielt die Luft an, als er die Tür öffnete und in den dunklen Raum schlüpfte. Vom Bett hörte er die ruhigen Atemzüge Olav Zürbans. Vorsichtig tastete Steju nach dem Gürtel, an dem die Beutel mit den verschiedenen Zauberpulvern befestigt waren. Es schien Ewigkeiten zu dauern, bis er ihn schließlich unter einem Berg von Kleidung, die Olav Zürban auf seinem Stuhl abgelegt hatte, hervorzog. Triumphierend schlich sich Steju aus der Baracke.

Zufrieden musterte Zauberer Dvorach Stejus Beute. Schwindibus-Pulver, Wexelstaub und noch drei weitere Pülverchen waren sorgfältig in Beuteln verpackt am Gürtel befestigt. Vorsichtig schüttete der Weißmagier den Wexelstaub in seine Hand. Es war viel zu wenig, um nach Ungarn zu gelangen. Aber es würde reichen, um aus der Mine herauszukommen. Das Ehepaar Dvorach und Steju stellten sich dicht zusammen und fassten sich an den Händen. »Alles ich jetzt wechseln kann – heraus aus der Mine, so schnell ich kann. Alle kommen mit, die an meiner Hand, gerne bis ins Ungarnland«, flüsterte der Zauberer Dvorach und warf den glitzernden Wexelstaub in die Luft. Die Luft flimmerte und die drei Gestalten begannen zu leuchten, während sie sich langsam auflösten …

Yasha hatte Steju

gebannt

zugehört. Dankbar wollte Yasha ihn umarmen, doch der Junge wehrte ab. »Ich muss dir noch etwas erzählen, aber ich weiß nicht, wie …« Verlegen schaute Steju Alumentai an. »Alumentai, bitte sag du es ihm! Ich kann es nicht.« So erfuhr Yasha etwas, was ihn übermäßig freute: Steju und Marisa hatten sich verliebt. Das kam Yasha so gelegen, dass er fast einen Freudentanz vollbracht hätte. Aber das ließ er lieber, stattdessen umarmte er Steju und sagte: »Steju, wie schön! Dann heiratet ihr heute. Ich muss meine Eltern finden! Wir haben keine Zeit zu verlieren. Wir müssen einen Plan schmieden. Ich möchte den Riesen nicht traurig machen. Er hat so viel für mich getan!« Da sagte Alumentai: »Salvi-Co-Ilu! Ich weiß, wie! Erinnerst du dich noch an die Hochzeitsbräuche auf der Insel? Da haben wir doch merkwürdige Sitten. Du weißt: gegen das böse Auge! Und die Braut …« Da fiel es Yasha wieder ein und er unterbrach Alumentai begeistert: »Ja, der Bräutigam und zwei seiner Freunde werden genau gleich angezogen und geschminkt, um das böse Auge zu verwirren. Hurra! Alumentai, du bist wunderbar!«

Alumentai musste über die Freude der beiden Jungen lächeln. Sie zwinkerte ihnen verschwörerisch zu und watschelte davon, um das kleine Täuschungsmanöver vorzubereiten.

Die Inselbewohner, die ständig mit Naturgewalten zu tun haben, sind sehr abergläubisch. Das böse Auge gehört für sie zu den schlimmsten Bedrohungen überhaupt. Das Böse kommt direkt aus dem Herzen eines Wesens und steigt bis in seine Augen. Wer dann in diese Augen schaut, den trifft schreckliches Unheil. Besonders bei glücklichen Ereignissen ist das böse Auge anwesend, denn es ist sehr neidisch. Aber man kann es überlisten. Aus diesem Grunde werden auf Cabeluda Hochzeiten nur abends bei Neumond gefeiert, wenn die Sicht des bösen Auges am schwächsten ist. Die Braut trägt zum Schutz einen sehr großen Schleier und wird nach der Hochzeit in einer Kiste aus Oleanderzweigen zu ihrem neuen Haus gebracht. Der Bräutigam nimmt, um sich zu schützen, zwei Freunde mit, die genau wie er angezogen sind, um das böse Auge zu verwirren.

So würde es nicht auffallen, wenn Steju an Yashas Stelle die Braut heiratete. Aber eines wollte Yasha noch erledigen, denn inzwischen liebte er den Riesen und er wollte ihm nicht wehtun.

Der riesige Pirat sollte wissen, warum Yasha ihn getäuscht hatte. Also lief der Junge zum Strand, um eine Helmschnecke zu finden. Eine Helmschnecke ist eine Riesenmuschel, die innen wie eine unendliche Spirale aussieht. Zurück in seinem Häuschen sprach Yasha laut und deutlich in die Muschel und die Muschel gab seine Stimme wieder. Vorsichtig legte er sie zur Seite. Da erschienen schon die »La-La«-Damen, um Yasha für die Hochzeit herauszuputzen. Sie trugen seltsam geraffte weiße Gewänder und ihre Gesichter waren mit zarten Schleiern verhüllt. An ihren Gürteln bimmelten hunderte von kleinen Glöckchen. Eine sang die ganze Zeit und schwang ein Gefäß mit einer blauen Flüssigkeit. Yasha schwitzte vor Nervosität. Drei der »La-La«-Damen kneteten ihn durch, schrubbten ihn mit getrockneten Algen und ölten ihn mit einem seltsamen Pflanzenextrakt ein, das alles andere als gut roch. Sie bürsteten Yashas Haare und puderten sie danach mit Asche. Auf sein Herz klebte die Sängerin mit ihrer Spucke drei Oleanderblätter. Yasha konnte diese Zeremonie kaum noch ertragen und stöhnte verärgert! Da kippte die Sängerin ihm ein bisschen blaue Flüssigkeit in den Mund. Es schmeckte so grässlich, dass er still blieb, bis sie endlich fertig waren. Rückwärts tänzelnd verschwanden die »La-La«-Damen, nachdem sie das ganze Haus mit der blauen Flüssigkeit besprenkelt hatten. Nach dieser Behandlung war Yasha fix und fertig. Schicksalsergeben zog er seine Hochzeitskleider an, die die »La-La«-Damen aufs Bett legten. Ein Blick in den Spiegel ließ ihn erstarren: Er sah grauenhaft aus! Um seine Augen herum waren gelbe und weiße Kreise gemalt und seine Lippen waren schwarz geschminkt. »Oh Gott«, dachte er, »So laufe ich nicht rum!« Er beugte sich über die Wasserschüssel, um alles abzuwaschen. Aber da spürte er, wie ihn sein Talisman fast verbrannte. Natürlich! Die beiden anderen sahen ja auch so aus. Die Schminke und die eklig riechende Flüssigkeit mussten bleiben! Yasha schnitt seinem Spiegelbild noch schnell eine Grimasse, packte die Muschel und verließ eilig das Haus. Draußen warteten schon Steju und ein anderer Junge. Sie waren genauso lächerlich herausgeputzt wie er. Der Mond erschien am Horizont. Es war Zeit zu gehen.

Sie eilten zum Dorfplatz. Dort waren schon alle Dorfbewohner versammelt. Auch sie hatten gelbe und weiße Kreise um ihre Augen. Als i-Tüpfelchen klebte eine Seetaubenfeder auf ihren Nasen. Das hatte zur Wirkung, dass sie alle leicht schielten. Und falls das böse Auge sich hier herumschlich, hätte es das sicher nicht gern. Die Menschen saßen im Kreis um ein Zelt, das aus Seetang geflochten war. In dem Zelt saß die kleine Braut. Sie war in einen riesigen Schleier gehüllt, der über und

über mit zarten rosa Muscheln bestickt war.

Ein leichter Wind erhob sich und die Muscheln auf dem Schleier klimperten wie tausende von Glöckchen. Der Riese stand rechts vor dem Zelt, Alumentai links. Auch sie hatten die Augen angemalt und eine Feder auf der Nase. Das Ganze war wirklich sehr merkwürdig und Yasha musste sich kneifen, um zu wissen, dass es wirklich kein Traum war. Zusammen mit seinen beiden Begleitern näherte er sich dem Zelt.

Dann fing die Zeremonie an. Es dauerte ewig. Als sie endlich zu Ende war, wurde Marisa in die Kiste gesetzt und von zwei Wächtern zu ihrem neuen Haus gebracht. Die Kiste war ganz bunt, denn die Stofffetzen, die die Dorfbewohner schwenkten, als Yasha mit dem Schiff ankam, waren jetzt wie eine Girlande um die Kiste gebunden. Yasha und seine zwei Ebenbilder folgten der Kiste zusammen mit dem Riesen und Alumentai. Flöte spielend gegen das böse Auge gingen hinter ihnen die anderen Inselbewohner. Vor Yashas Haus angekommen, brüllte der Riese: »Öffnet das Tor!« Die Wachen öffneten die Perlmutttür. Dann schrie der riesige Pirat, auf den Kasten zeigend: »Aufmachen!«

Die kleine Braut

Marisa

stieg aus. »Euer neues Zuhause!«, rief der Riese mit gerührter Stimme. Yasha legte Steju unauffällig die Hand auf die Schulter. »Auf Wiedersehen, Steju!«, flüsterte er. »Geh jetzt schnell und seid glücklich!« Unter dem Jubel der Menschen verschwand das Brautpaar, niemand achtete auf Yasha. Leise verschwand er im Halbdunkel der Nacht. Aus der Ferne sah er, wie Alumentai dem Riesen die Muschel gab. »Horch!«, sagte sie und hielt die riesige Muschel an sein Ohr. »Jetzt hört er meine Stimme«, sagte Yasha zu seinem Talisman. »Wie wird er reagieren?« Vor Aufregung zitterte er. Dann sah er die Tränen des Riesen. Sie verschmierten die gelbweißen Kreise um seine Augen. Aber Alumentai war eine kluge Frau. Sie sagte in diesem Moment das einzige, was ihn trösten konnte: »Riese, sei nicht traurig! Nun bist du reicher. Du hast jetzt zwei Söhne.«

Da drehte

sich der Riese

zu den Dorfbewohnern und grölte: »Rum! Holt den Rum! Jetzt wollen wir feiern!«

Beruhigt flüsterte Yasha seinem Talisman zu: »Talisman, lieber Talisman! Ich wünsche, ich wünsche, ich wünsche nach Budapest zurückzukehren!«

Ein seltsamer Nebel umschlang den Jungen und hob ihn hoch über Cabeluda. Als die Insel langsam in der Ferne verschwand, kamen Yasha die Tränen. Er dachte an den Riesen, an Alumentai und an Steju. Vielleicht würde er sie nie wiedersehen. In Gedanken wünschte er ihnen alles Gute und dass Marisa und Steju glücklich werden sollten.

Viele Jahre später hörte Yasha, dass es an jenem Abend ganz unerwartet für die Jahreszeit auf Cabeluda geregnet hatte. Bei Hochzeiten sagt man: Regen bringt Segen. So gebar Marisa ein Jahr später einen Sohn. Steju und sie nannten ihn: Salvi-Co-Ilu den Zweiten.

Der Talisman
titlepage.xhtml
part0000.html
part0001.html
part0002.html
part0003.html
part0004.html
part0005_split_000.html
part0005_split_001.html
part0005_split_002.html
part0006_split_000.html
part0006_split_001.html
part0006_split_002.html
part0007_split_000.html
part0007_split_001.html
part0007_split_002.html
part0008_split_000.html
part0008_split_001.html
part0008_split_002.html
part0009_split_000.html
part0009_split_001.html
part0009_split_002.html
part0010_split_000.html
part0010_split_001.html
part0010_split_002.html
part0011_split_000.html
part0011_split_001.html
part0011_split_002.html
part0012_split_000.html
part0012_split_001.html
part0012_split_002.html
part0013_split_000.html
part0013_split_001.html
part0013_split_002.html
part0014_split_000.html
part0014_split_001.html
part0014_split_002.html
part0015_split_000.html
part0015_split_001.html
part0015_split_002.html
part0016_split_000.html
part0016_split_001.html
part0016_split_002.html
part0017_split_000.html
part0017_split_001.html
part0017_split_002.html
part0018_split_000.html
part0018_split_001.html
part0018_split_002.html
part0019_split_000.html
part0019_split_001.html
part0019_split_002.html
part0020_split_000.html
part0020_split_001.html
part0020_split_002.html
part0021_split_000.html
part0021_split_001.html
part0021_split_002.html
part0022_split_000.html
part0022_split_001.html
part0022_split_002.html
part0023_split_000.html
part0023_split_001.html
part0023_split_002.html
part0024_split_000.html
part0024_split_001.html
part0024_split_002.html
part0025_split_000.html
part0025_split_001.html
part0025_split_002.html
part0026_split_000.html
part0026_split_001.html
part0026_split_002.html
part0027.html