Kapitel 14

»Es war eine Bombe«, erklärte Todd Donati. »Eine kleine, primitive Bombe. Die Polizei kann uns hoffentlich mehr sagen, wenn die Untersuchungen abgeschlossen sind.« Der Sicherheitschef saß in der Suite der Königin, wo ich den alten blauen Koffer einfach neben eins der Sofas gestellt hatte. Gott, war ich froh, das Ding endlich los zu sein. Zu einem Dankeschön ließ Sophie-Anne sich natürlich nicht herab, doch damit hatte ich auch nicht gerechnet. Wenn man Untergebene besaß, schickte man sie auf Botengänge, ohne ihnen danach lange Dankesreden zu halten. Dafür waren es ja Untergebene. Allerdings war ich mir nun immer noch nicht sicher, ob dieses blöde Ding überhaupt ihr gehörte.

»Wegen dieser Sache werde ich wahrscheinlich gefeuert, zumal nach den Morden«, sagte der Sicherheitschef mit ruhiger Stimme, doch seine Gedanken waren bitter. Er brauchte die Krankenversicherung.

Andre warf dem Sicherheitschef einen seiner langen Blicke zu. »Und wie kam diese Dose auf die Etage der Königin, vor die Fahrstühle?« Andre war Todd Donatis Jobsituation völlig egal. Donati starrte Andre wütend an, es war ein Blick voll Überdruss.

»Warum nur sollten Sie wohl gefeuert werden, wenn hier jemand eine Bombe einschmuggeln konnte? Vielleicht, weil Sie für die Sicherheit aller in diesem Hotel verantwortlich sind?«, stichelte Gervaise mit richtig fiesem Unterton. Ich kannte Gervaise nicht besonders gut, zum Glück, konnte ich da nur sagen. Cleo gab ihm einen Klaps auf den Arm, hart genug, dass Gervaise zusammenzuckte.

»Sie sagen es«, erwiderte Todd Donati. »Offensichtlich hat jemand eine Bombe auf die vierte Etage geschmuggelt und in dem Pflanzenkübel bei den Fahrstühlen abgelegt. Möglich, dass sie für die Königin bestimmt war, ihre Suite liegt in der Nähe. Aber sie hätte genauso gut für jeden anderen Gast auf dieser Etage sein können, vielleicht wurde sie sogar zufällig dort abgelegt. Ich glaube nicht, dass die Bombe und der Mord an den Arkansas-Vampiren etwas miteinander zu tun haben. Bei unseren Verhören hat sich herausgestellt, dass Jennifer Cater nicht allzu viele Freunde besaß. Ihre Königin ist nicht die Einzige, die eine Wut auf sie hatte, auch wenn's sicher keiner so ernst gemeint hat wie die Königin von Louisiana. Es wäre also möglich, dass Jennifer die Bombe platziert hat oder jemanden damit beauftragte, bevor sie ermordet wurde.« Er machte eine feierliche Pause, als hätte er sich die wichtigste Mitteilung bis zum Schluss aufgehoben, und fuhr schließlich fort: »Wenn Sie sich die Überwachungskamera auf dem Flur vor dieser Suite einmal genauer ansehen, werden Sie feststellen, dass jemand mitten auf die Linse einen Kaugummi geklebt hat. Ein Vampir würde so etwas mit einem einzigen kleinen Sprung schaffen. Ich werde mir die Videoaufnahmen dieser Kamera natürlich ansehen. Aber bei der Geschwindigkeit, mit der Vampire sich bewegen können, wird vermutlich niemand zu erkennen sein.«

In einer Ecke der Suite sah ich Henrik Feith sitzen; sein Bart bebte, während er den Kopf schüttelte. Ich versuchte mir vorzustellen, wie der einzige übrig gebliebene Vampir der Arkansas-Delegation mit einer Bombe herumschlich, aber es wollte mir nicht gelingen. Der kleine Vampir schien überzeugt, hier in eine Schlangengrube geraten zu sein. Vermutlich tat es ihm schon leid, sich dem Schutz der Königin von Louisiana anvertraut zu haben, denn im Moment wirkte das alles nicht sonderlich vertrauenswürdig.

»Es gibt viel zu tun«, sagte Andre mit einem Anflug von Sorge und folgte seinen eigenen Gedanken. »Sehr voreilig von Christian Baruch, Ihnen mit dem Rausschmiss zu drohen. Gerade jetzt benötigt er Ihre Dienste am dringendsten.«

»Der Junge kann ziemlich jähzornig sein«, erwiderte Donati. Ich hätte schwören können, dass er nicht aus Rhodes stammte. Je stärker er unter Stress stand, desto mehr erinnerte mich sein Tonfall an zu Hause; nicht direkt Louisiana, eher Nordtennessee. »Aber da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Und wenn wir den Fall lösen, werde ich meine Arbeit sicher behalten. Es gibt nicht viele, die sich mit so einem Job anfreunden können. Viele Sicherheitsleute wollen nicht -«

Für die verdammten Vampire arbeiten, beendete Donati seinen Satz in Gedanken - was ich natürlich trotzdem mitbekam. Bleib beim Thema, rief er sich selbst hart zur Ordnung. »- wollen nicht all die Überstunden machen, die bei der Bewachung eines so großen Hotels anfallen. Aber mir gefällt die Arbeit.« Nach meinem Tod sind die Kinder auf die Rentenversicherung angewiesen. Nur noch zwei Monate, dann sind die Voraussetzungen erfüllt.

Donati war in die Suite der Königin gekommen, um mit mir über die Dr-Pepper-Bombe zu sprechen (wie schon die Polizei und der allgegenwärtige Christian Baruch), blieb aber noch eine Weile zum Plaudern. Die Vampire schienen es nicht zu bemerken, doch er war vor allem deshalb so gesprächig, weil er ein starkes Schmerzmittel genommen hatte. Er tat mir leid. Allerdings fragte ich mich auch, wie jemand mit so vielen eigenen Sorgen einen guten Job machen sollte. Was mochte Donati in den letzten Monaten, seit seine Krankheit sich so stark auf sein tägliches Leben auswirkte, alles entgangen sein?

Vielleicht hatte er die falschen Leute eingestellt oder irgendwelche entscheidenden Maßnahmen zum Schutz der Gäste nicht ergriffen. Vielleicht... plötzlich wurde ich abgelenkt von einer heranwogenden Wärme.

Eric kam.

Noch nie hatte ich seine Gegenwart so deutlich gespürt. Mir wurde ganz anders, als ich erkannte, wie groß die Wirkung des Vampirblutes diesmal war. Wenn mein Gedächtnis mich nicht täuschte, hatte ich nun zum dritten Mal Erics Blut gehabt, und die Drei war schon immer eine Zahl mit besonderer Bedeutung. Das Gefühl, dass er sich in meiner Nähe aufhielt, verließ mich überhaupt nicht mehr, und bei ihm war es vermutlich genauso. Unsere Verbindung war sehr viel stärker als sonst und würde vermutlich sogar Auswirkungen haben, von denen ich bislang noch gar nichts ahnte. Ich schloss die Augen und ließ den Kopf auf die Knie sinken.

Es klopfte an der Tür, Sigebert warf vorsichtig einen Blick durch den Türspion und ließ Eric herein. Ich konnte mich kaum überwinden, ihn anzusehen oder beiläufig zu grüßen. Stimmt schon, eigentlich hätte ich Eric dankbar sein sollen, und in gewisser Weise war ich es auch. Mit Andre Blut zu tauschen wäre unerträglich gewesen - na ja, wenn's drauf angekommen wäre, hätte ich es ertragen müssen. Wie ekelhaft! Aber meine Idee war diese Blutmischerei ja sowieso nicht gewesen, das hatte ich nicht vergessen.

Eric setzte sich neben mich aufs Sofa. Wie von der Tarantel gestochen sprang ich auf, ging quer durchs Zimmer zur Anrichte und schenkte mir ein Glas Wasser ein. Doch egal, wohin ich ging, ich spürte Erics Gegenwart. Und was das Ganze noch entsetzlicher machte: Ich fand seine Nähe irgendwie angenehm, so als würde er mir mehr Sicherheit geben.

Na großartig.

Leider war nirgendwo anders ein Platz frei, und so setzte ich mich wieder neben den Wikinger, der mich jetzt ein Stück weit besaß. Bis zu diesem Abend hatte ich mich ganz normal gefreut, wenn ich Eric zufällig mal sah. Okay, ich hatte vielleicht öfter an ihn gedacht, als eine Frau an einen Mann denken sollte, der sie jahrhundertelang überleben würde.

Doch das alles war natürlich nicht Erics Schuld. Eric mochte ein gnadenloser Taktiker sein und stets darauf bedacht, bei der Nummer eins (die eigentlich E-R-I-C heißen sollte) nicht anzuecken; Andres Absichten und den Streit zwischen uns hätte aber selbst er ohne hellseherische Fähigkeiten nicht ahnen können. Ich schuldete Eric also eine Menge, egal, wie man es wendete. Das würde ich allerdings auf keinen Fall ansprechen, solange die Königin oder besagter Andre in der Nähe waren.

»Bill verkauft unten immer noch seine DVDs mit der Datenbank«, sagte Eric zu mir.

»Ach?«

»Ich dachte, du würdest dich vielleicht fragen, warum ich dir in deiner Notlage zu Hilfe geeilt bin, und nicht er.«

»Hab ich mich keine Sekunde gefragt.« Ich fragte mich vielmehr, warum Eric dieses Thema anschnitt.

»Ich habe ihn veranlasst, unten zu bleiben«, sagte Eric. »Immerhin bin ich sein Sheriff.«

Ich zuckte die Achseln.

»Am liebsten hätte er mich verprügelt«, fuhr Eric mit einem angedeuteten Lächeln fort. »Er wollte dir die Bombe abnehmen und dein Held werden. Quinn übrigens auch.«

»Ich habe nicht vergessen, dass Quinn mir angeboten hat, die Bombe zu nehmen.«

»Ich hab's dir auch angeboten.« Eric schien selbst leicht schockiert über seine Offerte.

»Darüber will ich nicht reden«, sagte ich, hoffentlich unmissverständlich. Bald würde der Morgen dämmern, und ich hatte eine anstrengende Nacht hinter mir (um es mal harmlos auszudrücken). Ich fing Andres Blick auf und nickte unmerklich zu Todd Donati hinüber, um anzudeuten, dass Donati nicht ganz okay sei. Eigentlich war er im Gesicht sogar grau wie eine Schneewolke.

»Wenn Sie uns nun entschuldigen wollen, Mr Donati... Wir freuen uns, dass Sie gekommen sind. Jetzt haben wir noch die Vorhaben für die nächste Nacht zu besprechen«, sagte Andre sofort.

Donati spannte sich innerlich an. Er verstand natürlich, dass er unter einem Vorwand verabschiedet wurde. »Sicher, Mr Andre«, sagte der Sicherheitschef. »Ich hoffe, Sie alle schlafen den Tag über gut. Wir sehen uns morgen Nacht.« Er erhob sich sehr viel mühsamer, als zu erwarten war, und zuckte einmal kurz zusammen vor Schmerz. »Und Sie, Miss Stackhouse, können den schrecklichen Vorfall hoffentlich bald vergessen.«

»Danke«, gab ich zurück, und Sigebert öffnet Donati die Tür.

»Wenn Sie mich auch entschuldigen wollen«, sagte ich, sobald er gegangen war. »Ich gehe jetzt auf mein Zimmer.«

Die Königin warf mir einen scharfsichtigen Blick zu. »Sind Sie über irgendetwas unglücklich, Sookie?«, fragte sie, allerdings in einem Ton, als interessiere meine Antwort sie gar nicht.

»Ach, warum sollte ich denn unglücklich sein? Ich liebe es, wenn mir gegen meinen Willen Dinge angetan werden«, sagte ich. Der Druck hatte sich immer stärker in mir angestaut und entlud sich jetzt berstend wie Lava aus einem Vulkan, auch wenn mein klügeres Selbst mir riet, besser einen Stöpsel hineinzustopfen. »Und außerdem«, fuhr ich sehr laut fort und ohne im Geringsten auf meinen eigenen Rat zu achten, »halte ich mich natürlich besonders gern in der Nähe all jener auf, die dafür verantwortlich sind. Das ist sogar noch besser!« So langsam kam ich richtig in Fahrt.

Keine Ahnung, was ich noch alles von mir gegeben hätte, wenn Sophie-Anne in diesem Moment nicht eine ihrer kleinen weißen Hände gehoben hätte. Sie wirkte ein klitzeklein wenig verstört, wie meine Großmutter es ausgedrückt hätte.

»Sie scheinen anzunehmen, dass ich weiß, wovon Sie reden, und dass ich mich von einem Menschen anschreien lasse«, sagte Sophie-Anne.

Erics Augen glühten, als würde hinter ihnen eine Kerze brennen. Er war so wunderschön, dass ich am liebsten in ihm versunken wäre. O Gott, Hilfe! Ich zwang mich, Andre anzublicken, der mich musterte, als suche er nach der Stelle mit dem schmackhaftesten Stück Fleisch. Gervaise und Cleo sahen interessiert zu.

»Tut mir leid.« Mit einem Schlag war ich in die Realität zurückgekehrt. Es war spät, ich war müde, es war so viel geschehen in dieser Nacht, und für den Bruchteil einer Sekunde meinte ich, gleich in Ohnmacht zu fallen. Aber bei den Stackhouses gab's so etwas wie Ohnmachten nicht und bei den Elfen vermutlich auch nicht (Zeit, diesen kleinen Anteil meiner Herkunft auch mal zu würdigen). »Ich bin sehr müde.« Aller Kampfesmut war von mir gewichen, und ich wollte nur noch ins Bett. Während ich mit schweren Schritten zur Tür ging, fiel kein Wort, was beinahe einem Wunder gleichkam. Erst als ich sie schon hinter mir zuzog, hörte ich die Königin sagen: »Ich wünsche eine Erklärung, Andre.«

Vor meiner eigenen Zimmertür stand Quinn. Ich hatte nicht mal mehr die Kraft, froh oder genervt darüber zu sein, zog bloß die rechteckige Plastikkarte hervor, öffnete die Tür und warf einen Blick in den Raum. Weil meine Zimmergenossin nicht da war (komisch eigentlich, denn Gervaise war ja allein gewesen), nickte ich Quinn zu, dass er hereinkommen könne.

»Ich habe eine Idee«, sagte er leise.

Ich zog die Augenbrauen hoch, zu erschöpft, um noch zu sprechen.

»Lass uns einfach ins Bett gehen und schlafen.«

Endlich gelang es mir, ihn doch noch anzulächeln. »Das ist das Beste, was ich die ganze Nacht über gehört habe.« Wunderbar, in dieser Sekunde wusste ich, warum ich mich in Quinn verliebt hatte. Während er im Bad war, zog ich mich aus und schlüpfte in mein kurzes rosafarbenes Nachthemd, das sich seidig anfühlte.

Quinn kam im Slip aus dem Badezimmer, aber ich war zu erschöpft, um den Anblick angemessen zu würdigen. Er legte sich ins Bett, während ich Zähne putzte und mir das Gesicht wusch. Dann kroch ich zu ihm unter die Decke, und er drehte sich auf die Seite, öffnete die Arme, und ich schmiegte mich an ihn. Keiner von uns hatte geduscht, doch er roch verdammt gut: so lebendig und kraftvoll.

»Die Zeremonie heute Nacht, sehr gelungen«, sagte ich, nachdem ich die Nachttischlampe ausgeschaltet hatte.

»Danke.«

»Gibt's noch weitere?«

»Ja, falls deiner Königin der Prozess gemacht wird. Aber wer weiß, ob's dazu noch kommt, jetzt, da Jennifer Cater ermordet wurde. Und morgen Nacht ist der Ball, nach dem Prozess.«

»Oh, da kann ich mein schönes Abendkleid anziehen.« Vorfreude stieg in mir auf. »Musst du arbeiten?«

»Nein, der Ball wird vom Hotel ausgerichtet«, sagte er. »Wirst du mit mir tanzen oder mit diesem blonden Vampir?«

»Ach, verdammt«, stöhnte ich. Hätte Quinn mich bloß nicht daran erinnert.

Und wie aufs Stichwort fügte er hinzu: »Vergiss es erst mal, Liebling. Jetzt liegen wir hier im Bett, zusammen, so wie es sein soll.«

So wie es sein soll. Das klang gut.

»Du weißt Bescheid über mich, richtig?«

Es war so viel geschehen in dieser Nacht, daher dauerte es einen Augenblick, bis ich verstand, was er meinte, bis mir wieder einfiel, dass ich inzwischen ja wusste, wozu er gezwungen gewesen war, um überleben zu können. Und dass er eine Halbschwester hatte. Eine nervige, verrückte, von ihm abhängige Halbschwester, die mich auf den ersten Blick gehasst hatte.

Leicht angespannt wartete Quinn auf eine Reaktion von mir. Ich spürte es in seinen Gedanken, in seinem Körper und versuchte, mir eine freundliche Formulierung auszudenken, doch ich war... genau, viel zu müde.

»Quinn, ich habe kein Problem mit dir.« Ich küsste ihn auf die Wange, auf den Mund. »Überhaupt kein Problem. Und ich werde versuchen, auch Frannie zu mögen.«

»Oh«, machte er. Es klang einfach nur erleichtert. »Na dann.« Er setzte mir noch einen Kuss auf die Stirn, und dann schliefen wir beide ein.

Ich schlief wie ein Vampir und wachte nicht mal auf, um auf die Toilette zu gehen oder mich umzudrehen. Nur einmal nahm ich im Halbschlaf wahr, dass Quinn schnarchte, ganz leise, und kuschelte mich an ihn. Er hörte auf, murmelte etwas vor sich hin und verstummte wieder.

Als ich schließlich richtig aufwachte, sah ich auf den Wecker: vier Uhr nachmittags. Ich hatte zwölf Stunden geschlafen. Quinn war weg, aber er hatte (mit meinem Lippenstift) einen Kussmund auf einen Hotelbriefbogen gemalt und auf sein Kissen gelegt. Ich lächelte. Carla, mit der ich das Zimmer teilte, war nicht gekommen. Vielleicht verbrachte sie den Tag in Gervaises Sarg. Schauderhafte Vorstellung. »Er macht mich so gar nicht an«, sagte ich laut. Ach, wenn Amelia nur hier wäre, die hätte einen passenden Spruch parat gehabt. Na, wenn ich schon an Amelia dachte ... Ich fischte mein Handy aus der Handtasche und rief sie an.

»Hey!«, sagte sie. »Was ist los?«

»Was machst du denn so?«, fragte ich, bemüht, kein Heimweh aufkommen zu lassen.

»Ich bürste gerade Bob«, erwiderte Amelia. »Er hatte Kletten.«

»Und sonst?«

»Ach, ich arbeite ein bisschen im Merlotte's.« Amelia gab sich Mühe, es ganz beiläufig klingen zu lassen.

Ich war sprachlos. »Was?«

»Na, ich kellnere. Viel mehr gibt's da ja nicht zu tun.«

»Wieso hat Sam dich denn gebraucht?«

»Die Bruderschaft der Sonne hält eine große Versammlung in Dallas ab, und Arlene wollte freihaben, um mit diesem Mistkerl, mit dem sie zusammen ist, hinzufahren. Und dann hat auch noch Danielles Kleiner eine Lungenentzündung bekommen. Sam hat sich echt Sorgen gemacht, und weil ich gerade in der Bar war, hat er mich gefragt, ob ich nicht aushelfen könnte. Und ich habe gesagt: Klar, wie schwer kann das schon sein?«

»Vielen Dank, Amelia.«

»Oh, okay, das klang jetzt wohl ziemlich herablassend.« Amelia lachte. »Na ja, eigentlich ist es ganz schön anstrengend. Jeder will mit dir plaudern, aber du bist in Eile, darfst allerdings auch die Drinks nicht verschütten. Du musst dir merken, wer was bestellt hat, wer die Runde bezahlt und wessen Drinks auf die Rechnung gehören. Und du bist Stunde um Stunde auf den Beinen.«

»Herzlich willkommen in meiner Welt.«

»Und, wie geht's dem Gestreiften?«

Wem? Ach, sie meinte Quinn. »Alles okay bei uns«, sagte ich, denn das stimmte ja. »Für gestern Abend hatte er eine große Zeremonie vorbereitet, richtig cool. Eine Vampirhochzeit. Hätte dir bestimmt gefallen.«

»Und was steht heute Abend auf dem Programm?«

»Vermutlich ein Gerichtsverfahren.« Ich wollte ihr das jetzt nicht näher erklären, schon gar nicht am Handy. »Und ein Ball.«

»Wow, wie bei Aschenputtel.«

»Bleibt abzuwarten.«

»Wie läuft's denn mit der Arbeit?«

»Das erzähle ich dir, wenn ich wieder zu Hause bin«, sagte ich plötzlich nicht mehr ganz so fröhlich. »Schön, dass du was zu tun hast und sonst alles okay ist.«

»Ach, Terry Bellefleur hat angerufen und gefragt, ob du einen Welpen haben möchtest. Annie war doch mal entwischt, erinnerst du dich noch?«

Annie war Terrys sehr teure und heißgeliebte Catahoula-Jagdhündin, die vor einiger Zeit weggelaufen war. Auf der Suche nach Annie war Terry bis zu mir hinausgekommen, und als er sie schließlich fand, war es bereits zu einer folgenschweren Begegnung gekommen.

»Wie sehen die Welpen denn aus?«

»Er meinte bloß, man müsste sie gesehen haben, um es zu glauben. Ich habe ihm gesagt, dass du vielleicht nächste Woche bei ihm vorbeischaust, habe aber nichts versprochen.«

»Okay, gut.«

Wir plauderten noch eine Weile weiter, doch da ich noch keine zwei Tage aus Bon Temps weg war, gab es nicht allzu viel zu erzählen.

»Also dann«, sagte Amelia zum Abschied. »Du fehlst mir, Stackhouse.«

»Ja? Du mir auch, Broadway.«

»Tschüs. Und lass keine fremden Fangzähne an dich ran.«

Tja, schon zu spät. »Tschüs. Und verschütte nicht den Drink vom Sheriff.«

»Wenn, dann nur absichtlich.«

Ich lachte, denn Budd Dearborn hätte ich seinen Drink gern mal ins Gesicht geschüttet. Ich fühlte mich ziemlich gut, als ich auflegte. Leicht zögerlich bestellte ich etwas beim Zimmerservice. So was tat ich nicht jeden Tag, nicht mal jedes Jahr. Eigentlich überhaupt nie. Ich war etwas nervös, weil ich den Kellner ins Zimmer lassen musste.

Doch im selben Augenblick schneite Carla herein, geschmückt mit Knutschflecken und immer noch im Kleid vom letzten Abend.

»Das riecht aber gut«, sagte sie, und ich gab ihr ein Croissant. Sie trank meinen Orangensaft, während ich mich an den Kaffee hielt. Es war ja genug da. Carla redete für uns beide zusammen und erzählte mir all die Dinge, die ich selbst erlebt hatte, noch einmal. Sie schien nicht begriffen zu haben, dass ich mit der Königin den Mord an Jennifer Cater entdeckt hatte, und obwohl sie wusste, dass ich die Dr-Pepper-Bombe gefunden hatte, erzählte sie mir auch das noch einmal, als wäre ich nicht dabei gewesen. Vielleicht hatte Gervaise sie zum Schweigen verdonnert, und die Worte hatten sich in ihr angestaut.

»Was ziehst du auf den Ball heute Abend an?«, fragte ich und kam mir ziemlich albern vor, so eine Frage überhaupt zu stellen. Sie zeigte mir ein schwarzes, paillettenbesetztes Kleid, das wie all ihre anderen Sachen oberhalb der Taille kaum aus Stoff zu bestehen schien. Carla war offensichtlich davon überzeugt, dass man die Vorzüge, die man besaß, zur Schau stellen sollte.

Sie wollte auch mein Abendkleid sehen, und schließlich versicherten wir uns gegenseitig unaufrichtig, was für einen guten Geschmack die andere doch hätte.

Im Badezimmer mussten wir uns natürlich abwechseln, woran ich nicht gewöhnt war. Ich war ziemlich entnervt, als Carla endlich wieder auftauchte, und konnte nur hoffen, dass sie nicht alles heiße Wasser der Stadt verbraucht hatte. Okay, okay, es war noch jede Menge da, und trotz ihrer überall verstreuten Kosmetika gelang es mir, rechtzeitig zu duschen und mich fertig zu machen. Zu Ehren meines schönen Abendkleides versuchte ich, mir die Haare hochzustecken, doch etwas Komplizierteres als ein Pferdeschwanz war mir noch nie gelungen. Das Haar würde sich nur wieder lösen. Also trug ich ein bisschen mehr Make-up auf als tagsüber und legte die großen Ohrringe an, die Tara für absolut passend hielt. Versuchsweise bewegte ich den Kopf hin und her und sah, wie sie schwangen und blitzten. Sie waren silbern und blau, genau wie die Perlenstickerei auf dem Oberteil meines Kleids. Das ich jetzt endlich anziehen sollte, sagte ich mir selbst voll Vorfreude.

Das Kleid war der Wahnsinn: eisblau, bestickt mit weißen und silbernen Perlen, hinten und vorne gerade tief genug ausgeschnitten und mit eingearbeitetem BH, so dass ich keinen anziehen musste. Nur noch den dünnen blauen Slip, der sich nicht abzeichnen würde, und Seidenstrumpfhosen. Und dann noch die silbernen Schuhe mit den hohen Absätzen.

Meine Nägel hatte ich schon lackiert, als Carla unter der Dusche stand. Jetzt noch etwas Lippenstift und ein letzter Blick in den Spiegel.

»Du siehst richtig hübsch aus, Sookie«, sagte Carla.

»Danke.« Ein zufriedenes Lächeln trat mir ins Gesicht. Es gibt doch nichts Schöneres, als sich von Zeit zu Zeit mal todschick anzuziehen. Ich fühlte mich wie vor meinem ersten Ball in jenem Kleid, an das meine Tante Linda extra eine Korsage angenäht hatte. Viele Mädchen hatten JB gefragt, ob er mit ihnen auf den Abschlussball der Highschool gehen würde, weil er so verdammt gut aussah, doch stattdessen war er mit mir gegangen.

Tja, die Zeit der selbst genähten Kleider war vorbei.

Ein Klopfen an der Tür ließ mich besorgt in den Spiegel blicken. Doch es war Gervaise, der Carla abholen wollte. Sie lächelte und drehte sich herum, um die Bewunderung einzuheimsen, die sie verdiente, und Gervaise drückte ihr einen Kuss auf die Wange. Charakterlich beeindruckte Gervaise mich nicht sonderlich, und auch körperlich war er mit seinem breiten, langweiligen Gesicht und dem kleinen Oberlippenbart nicht mein Fall. Doch eins musste man ihm lassen: Er war großzügig. Ohne große Worte legte er Carla ein Diamantarmband ums Handgelenk, als wäre es nichts als Flitter. Carla versuchte, ihre Aufregung zu verbergen, doch dann schrieb sie diese alberne Zurückhaltung in den Wind und schlang die Arme um Gervaises Hals. Mir war's peinlich danebenzustehen, denn einige der Kosenamen, bei denen sie ihn im Überschwang nannte, waren mehr als passend für seine körperliche Erscheinung.

Als sie, heftig miteinander turtelnd, gegangen waren, stand ich allein mitten im Zimmer. Solange es nicht nötig war, wollte ich mich in meinem Kleid nicht hinsetzen, sonst würde es knittern und seinen perfekten Fall verlieren. Also blieb mir kaum etwas anderes übrig, als mich nicht zu sehr über das Chaos in Carlas Zimmerhälfte zu ärgern und mich ein wenig verloren zu fühlen. Quinn hatte doch gesagt, dass er mich von meinem Zimmer abholen würde? Oder wollten wir uns unten in der Lobby treffen?

Meine Handtasche gab einen Laut von sich, und da fiel mir ein, dass ich den Pager der Königin hineingetan hatte. Oh, das konnte doch nicht wahr sein!

»Kommen Sie herunter«, lautete die SMS. »Der Prozess findet jetzt statt.«

Und schon klingelte das Zimmertelefon. Ich hob ab und versuchte, wieder Atem zu schöpfen.

»Liebling«, sagte Quinn, »tut mir leid. Falls du es noch nicht weißt: Der Vampirrat hat beschlossen, dass der Königin der Prozess gemacht wird, jetzt sofort. Du musst schnellstens herunterkommen. Tut mir leid«, wiederholte er. »Ich bin verantwortlich für den Ablauf und muss arbeiten. Vielleicht dauert es ja nicht lange.«

»Okay«, erwiderte ich matt, und er legte auf.

So viel zu meinem glamourösen Ballabend mit meinem neuen Freund.

Aber verdammt, ich würde so festlich gekleidet bleiben, wie ich war. Alle anderen würden ebenfalls in Ballkleidung erscheinen, und auch wenn der Abend für mich jetzt anders verlief, wollte ich wenigstens hübsch aussehen. Im Fahrstuhl fuhr ich mit einem Hotelangestellten hinunter, der sich unschlüssig war, ob ich nun eine Vampirin war oder nicht. Das machte ihn richtig nervös. Mich dagegen machte es stets nervös, wenn die Leute sich nicht schlüssig waren. Vampire hatten doch dieses gewisse leichte Schimmern, fand ich.

Unten vor dem Fahrstuhl wartete bereits Andre auf mich. So angespannt hatte ich ihn noch nie gesehen. Unablässig ballte er die Hände zu Fäusten, und seine Lippe war leicht blutig, weil er daraufgebissen hatte, heilte aber schon wieder, während ich hinsah. Vor dem gestrigen Abend war Andre mir nur unheimlich gewesen, jetzt hasste ich ihn. Aber diese persönlichen Dinge hatten hier im Moment nichts zu suchen.

»Wie konnte es dazu kommen?«, fragte er. »Sookie, Sie müssen so viel wie möglich darüber in Erfahrung bringen. Wir haben mehr Feinde als angenommen.«

»Ich dachte, nach dem Mord an Jennifer würde es keinen Prozess mehr geben. Da sie die Hauptanklägerin gegen die Königin war -«

»Das haben wir alle gedacht. Oder dass es nur der Form halber noch zu einem Prozess kommt, um die Anschuldigungen zurückzuweisen. Doch als wir heute Abend herunterkamen, warteten sie schon auf uns. Sogar der Beginn des Balls wurde extra deswegen verschoben. Darf ich Ihnen den Arm anbieten?«, fragte er, und ich war so überrumpelt, dass ich mich tatsächlich bei ihm einhakte.

»Lächeln Sie«, sagte Andre. »Strahlen Sie Zuversicht aus.«

Und dann gingen wir mit aufgesetzt verwegener Miene in die Messehalle hinein - mein guter Freund Andre und ich.

Nur gut, dass ich jede Menge Übung in unaufrichtigem Lächeln hatte, denn das hier war geradezu ein Marathon im Gesichtwahren. Alle Vampire und Menschen aus ihrem Gefolge traten zurück und machten Platz für uns. Einige lächelten ebenfalls, wenn auch nicht freundlich, andere wirkten besorgt, und wieder andere sahen uns einfach erwartungsvoll an, als würden sie einem besonders spannenden Kinofilm folgen.

Die heranwogenden Gedanken umspülten mich. Lächelnd und wie automatisch ging ich immer weiter, während ich zuhörte. Hübsch ... Sophie-Anne bekommt, was sie verdient ... vielleicht sollte ich ihren Anwalt anrufen und nachhaken, ob sie offen wäre für eine Verbindung mit unserem König ... tolle Titten ... mein Vampir braucht einen Telepathen ... angeblich treibt sie's mit Quinn ... angeblich treibt sie's mit der Königin und ihrem Lustknaben Andre ... hab sie an der Bar getroffen ... Sophie-Anne ist erledigt, geschieht ihr ganz recht... angeblich treibt sie's mit Cataliades ... dämlicher Prozess, gibt's hier keine Band? ... hoffentlich gibt's auf dem Ball wieder ein Büfett, aber diesmal eins für Menschen ...

Und so weiter und so fort. Einiges betraf mich, anderes die Königin und/oder Andre, und manches waren einfach die Gedanken von Leuten, die des Wartens überdrüssig waren und wollten, dass die Party endlich begann.

Wir gingen die schmale Gasse entlang, bis wir den Saal erreichten, in dem die Hochzeit abgehalten worden war. Dort hatten sich ausschließlich Vampire versammelt. Auffällig war, dass sogar Menschenkellner und andere Hotelangestellte fehlten. Alle, die mit Tabletts voll Drinks herumliefen, waren Vampire. Tja, in diesem Saal würden wahrscheinlich Dinge passieren, die für Menschen nicht geeignet waren. Wenn es möglich gewesen wäre, dass ich mir noch größere Sorgen machte, hätte ich es bestimmt getan.

Quinn hatte viel zu tun gehabt, wie ich sah. Die niedrige Bühne war komplett neu gestaltet, und statt des riesigen Anch-Kreuzes hatte man jetzt zwei Stehpulte aufgebaut. Dort, wo Mississippi und sein Geliebter sich gegenseitig Treue geschworen hatten, zwischen den beiden Stehpulten, stand eine Art Thron. Darauf saß eine unglaublich alte Frau mit wilder weißer Mähne. Einen Vampir, der bei seinem Übergang so uralt gewesen war, hatte ich noch nie gesehen; und obwohl ich mir geschworen hatte, kein Wort zu Andre zu sagen, musste ich ihn nach dieser Frau fragen.

»Das ist die Antike Pythia«, sagte er abgelenkt und ließ seinen Blick über die Menge schweifen, vermutlich auf der Suche nach Sophie-Anne. Ich entdeckte Johan Glassport, der jetzt doch noch im Rampenlicht stehen würde, und all die anderen aus der Louisiana-Delegation, die den mörderischen Rechtsanwalt begleiteten - alle außer der Königin, Eric und Pam, die ich neben der Bühne stehen sah.

Andre und ich nahmen unsere Plätze rechts vorne ein. Links saß eine Gruppe Vampire, die eindeutig nicht unsere Fans waren. Darunter Henrik Feith. Henrik hatte sich von einem panischen Angsthasen in einen wutschnaubenden Stier verwandelt und funkelte uns böse an. Hätte nur noch gefehlt, dass er uns anspuckte.

»Was ist denn in den gefahren?«, murmelte Cleo Babbitt und ließ sich auf den Stuhl rechts neben mir fallen. »Die Königin will ihn unter ihre Fittiche nehmen, weil er allein und schutzlos ist, und so dankt er es ihr?« Cleo trug einen klassischen Smoking, in dem sie richtig gut aussah. Der feierliche Ernst des Anzugs kleidete sie. Ihr Geliebter wirkte sehr viel weiblicher als sie. Ich wunderte mich, dass er dabei war, denn alle anderen waren Supras und die überwältigende Mehrzahl sogar Vampire. Diantha, die in der Reihe hinter uns saß, tippte mir auf die Schulter. Sie trug ein rotes Bustier mit schwarzen Rüschen und einen schwarzen Taftrock, ebenfalls gerüscht. Ihr Bustier hatte nicht allzu viel Busen zu halten. In der Hand hielt sie einen Gameboy. »Schön-Sie-zu-sehn«, ratterte sie herunter, und ich drehte mich extra lächelnd zu ihr herum. Doch sie war schon wieder ganz auf ihr Computerspiel konzentriert.

»Was wird eigentlich aus uns, wenn Sophie-Anne schuldig gesprochen wird?«, fragte Cleo, und wir alle verstummten.

Tja, was würde aus uns werden, wenn Sophie-Anne schuldig gesprochen würde? Angesichts Louisianas geschwächter Position, angesichts des Skandals um Peters Tod waren wir alle in großer Gefahr.

Keine Ahnung, warum ich darüber noch nie nachgedacht hatte. Tja, ich hatte es nicht getan. Wahrscheinlich, weil ich als freie Bürgerin der Vereinigten Staaten von Amerika aufgewachsen war. Ich war es nicht gewohnt, mir über mein Schicksal Sorgen machen zu müssen. Bill war zu der kleinen Gruppe um die Königin getreten, und als ich hinüberspähte, kniete er gerade nieder, zusammen mit Eric und Pam. Andre sprang von seinem Stuhl auf, und mit einer seiner blitzschnellen Bewegungen eilte er quer durch den Saal und kniete sich neben sie. Die Königin stand da wie eine römische Göttin, die Huldigungen entgegennimmt. Cleos Blick folgte meinem, sie zuckte bloß die Achseln. Sie würde vor niemandem je niederknien.

»Wer gehört eigentlich diesem Rat an?«, fragte ich die dunkelhaarige Vampirin, und sie nickte zu den fünf Vampiren hinüber, die direkt vor der niedrigen Bühne der Antiken Pythia gegenübersaßen.

»Der König von Kentucky, die Königin von Iowa, der König von Wisconsin, der König von Missouri und die Königin von Alabama«, zählte Cleo auf und deutete jeweils auf sie. Außer Kentucky kannte ich keinen, nur die temperamentvolle Alabama erkannte ich natürlich von dem Gespräch mit Sophie-Anne her wieder.

Der Rechtsanwalt der Gegenpartei trat auf die Bühne zu Johan Glassport. Irgendetwas an diesem Arkansas-Anwalt erinnerte mich an Mr Cataliades, und als er in unsere Richtung nickte, sah ich Mr Cataliades den Gruß erwidern.

»Sind sie verwandt miteinander?«, fragte ich Cleo.

»Verschwägert«, sagte Cleo und überließ es mir, mir einen weiblichen Dämon vorzustellen. Die sahen doch sicher nicht alle aus wie Diantha?

Dann sprang Quinn auf die Bühne, in einem grauen Anzug mit weißem Hemd und Krawatte, in der Hand einen langen, mit Schnitzereien verzierten Stab, und winkte Isaiah, den König von Kentucky, zu sich, der sofort herbeieilte. Mit großer Geste überreichte Quinn Kentucky, der sehr viel modischer gekleidet war als zuvor, den Stab. Der Vampir pochte damit auf den Boden, alle Gespräche erstarben, und Quinn zog sich in den hinteren Teil der Bühne zurück.

»Ich wurde zum Zeremonienmeister dieser Gerichtsverhandlung ernannt«, verkündete Kentucky mit einer Stimme, die mühelos bis in den letzten Winkel des Saals trug. Er hielt den Stab hoch, damit keiner ihn übersah. »Der Vampirtradition folgend rufe ich Sie alle dazu auf, den Prozess gegen die Königin von Louisiana Sophie-Anne Leclerq zu bezeugen, der zur Last gelegt wird, den ihr durch Vertrag mit Unterschrift und Siegel angetrauten Ehemann Peter Threadgill, den König von Arkansas, ermordet zu haben.«

In Kentuckys tiefer, getragener Stimme klang das alles äußerst feierlich und ernst.

»Ich rufe die Rechtsanwälte der beiden Parteien auf, ihre Standpunkte darzulegen. Meine Herren, sind Sie bereit?«

»Ich bin bereit«, sagte der Anwalt, der zumindest ein Halbdämon sein musste. »Ich bin Simon Maimonides und vertrete den leidtragenden Bundesstaat Arkansas.«

»Ich bin bereit«, sagte unser mörderischer Anwalt, der vom Blatt ablas. »Ich bin Johan Glassport und vertrete die leidtragende Witwe Sophie-Anne Leclerq, die fälschlich des Mordes an dem ihr durch Vertrag mit Unterschrift und Siegel angetrauten Ehemann bezichtigt wird.«

»Antike Pythia, sind Sie bereit, sich den Fall vortragen zu lassen?«, fragte Kentucky, und die Alte drehte ihm ihren Kopf zu.

»Ist sie blind?«, flüsterte ich.

Cleo nickte. »Von Geburt.«

»Wieso ist sie die Richterin?«, fragte ich. Doch die Blicke der Vampire um uns herum erinnerten mich daran, dass bei dem exzellenten Gehör der Vampire auch Flüstern kaum einen Unterschied machte und ich, schon aus Höflichkeit, besser den Mund halten sollte.

»Ja«, sagte die Antike Pythia. »Ich bin bereit, mir den Fall vortragen zu lassen.« Sie sprach mit schwerem Akzent, den ich nicht ansatzweise einordnen konnte. Unter den Zuschauern machte sich erwartungsvolle Spannung breit.

Okay, jetzt konnte das Spiel beginnen.

Bill, Eric und Pam gingen zur Wand hinüber, wo sie stehen blieben, während Andre sich wieder zu mir setzte.

König Isaiah pochte noch einmal mit dem Stab auf den Boden. »Die Angeklagte soll vortreten«, sagte er ziemlich theatralisch.

Eine sehr grazil wirkende Sophie-Anne ging von zwei Wächtern flankiert auf die Bühne zu. Wie wir alle war sie bereits für den Ball angezogen, sie trug Purpurrot. Ob diese königliche Farbe Zufall war? Wahrscheinlich nicht. Sophie-Anne inszenierte wohl ihre eigenen kleinen Zufälle.

Das Kleid war hochgeschlossen, hatte lange Ärmel und war mit einer Schleppe versehen.

»Wie schön sie ist«, flüsterte Andre ganz ehrfürchtig.

Ja, ja. Mich interessierte anderes als die Schönheit der Königin. Die Wächter waren die beiden Britlinge, von Isaiah anscheinend für diese Aufgabe abgestellt, und selbst die zwei Frauen aus einer anderen Dimension hatten sich ausstaffiert. Die Rüstung, die sie zu dieser Gelegenheit trugen, war ebenfalls schwarz und genauso figurbetont wie die andere, schimmerte aber matt wie träge dahinfließendes dunkles Wasser. Clovache und Batanya halfen Sophie-Anne auf die niedrige Bühne und zogen sich so weit zurück, dass sie von der Angeklagten und ihrem Auftraggeber gleich weit entfernt standen - aus ihrer Sicht vermutlich der ideale Standpunkt.

»Henrik Feith, tragen Sie Ihren Fall vor«, sagte Isaiah ohne großes Aufheben.

Henriks Vortrag war lang und leidenschaftlich und voller Anschuldigungen. Kurz gesagt, warf er Sophie-Anne vor, gleich nach der Hochzeit mit seinem König alles dafür getan zu haben, Peter in seinen letzten, tödlichen Kampf hineinzutreiben, trotz des engelgleichen Wesens des Königs und seiner Liebe zur Königin. Es klang, als würde Henrik eher von Kevin Federline und Britney Spears sprechen als von zwei uralten, gerissenen Vampiren.

Bla bla bla. Henriks Rechtsanwalt ließ ihn reden und reden, und Johan erhob kein einziges Mal Einspruch gegen Henriks farbig ausgeschmückte Aussagen. Johan dachte (ich hab's überprüft), Henrik würde sich durch seinen Feuereifer und all die Übertreibungen - und durch seine Langatmigkeit - Sympathien verscherzen; und er hatte recht, wenn ich die leichte Unruhe unter den Anwesenden und ihre Körpersprache richtig deutete.

»Jetzt«, sagte Henrik zum Schluss, und blassrote Tränen liefen ihm über die Wangen, »sind in ganz Arkansas nur noch eine Handvoll von uns übrig. Und sie, die meinen König und seine Stellvertreterin Jennifer ermordet hat, hat mir einen Platz an ihrem Hof angeboten. Und ich war beinahe schwach genug, anzunehmen, aus Angst, sonst als Schurke dazustehen. Aber sie ist eine Lügnerin und wird auch mich töten.«

»Das hat ihm irgendwer eingeflüstert«, murmelte ich.

»Was?« Andres Mund berührte fast mein Ohr. In Gegenwart von Vampiren Worte auszusprechen, die geheim bleiben sollten, war kein leichtes Unterfangen.

Ich hob eine Hand, damit er schwieg. Nein, nein, ich las nicht Henriks Gedanken, sondern die seines Rechtsanwalts, der nicht so viel Dämonenblut besaß wie Cataliades. Ohne es selbst zu bemerken, lehnte ich mich zur Bühne vor, um besser zu verstehen. Die Gedanken besser zu verstehen, meine ich.

Irgendwer hatte Henrik Feith gesagt, dass die Königin ihn töten wolle. Er hätte den Prozess fallen lassen, da seit dem Mord an Jennifer Cater die Hauptanklägerin tot war und er selbst in der Vampirhierarchie nie weit genug oben gestanden hatte, um die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Und es fehlte ihm auch an Intelligenz und Willen dazu. Er wäre lieber in den Dienst der Königin getreten. Doch wenn sie ihn wirklich töten wollte... würde er versuchen, sie zuerst zu erwischen, und zwar mit dem einzigen Mittel, das ihm sein Überleben sichern würde, und das war das Gesetz.

»Die Königin will Sie nicht töten«, rief ich, ohne recht zu wissen, was ich tat.

Erst als ich die Blicke aller auf mir spürte, bemerkte ich, dass ich sogar aufgesprungen war. Henrik Feith starrte mich an, völlig verblüfft, mit offenem Mund. »Sagen Sie uns, wer Ihnen das erzählt hat, dann wissen wir, wer der Mörder von Jennifer Cater ist, weil -«

»Frau«, dröhnte da eine überlaute Stimme, die mich sehr wirkungsvoll übertönte. »Schweigen Sie. Wer sind Sie und welches Recht haben Sie, in diesen Prozess einzugreifen?« Die Pythia klang erstaunlich kraftvoll für eine so uralte, gebrechlich erscheinende Frau. Sie beugte sich auf ihrem Thron vor und starrte mit blinden Augen in meine Richtung.

In einem Saal voller Vampire aufzustehen und eins ihrer Rituale zu unterbrechen, war eine ziemlich sichere Methode, den Abend mit jeder Menge Blutflecken auf meinem schönen neuen Abendkleid zu beenden.

»Ich habe kein Recht der Welt, Majestät«, erwiderte ich und hörte ein paar Meter links von mir Pam kichern. »Aber ich kenne die Wahrheit.«

»Oh, dann spiele ich in diesem Prozess also gar keine Rolle, ja?«, krächzte die Antike Pythia mit ihrem schweren Akzent. »Warum sollte ich darin überhaupt aus meiner Höhle kommen und hier ein Urteil sprechen?«

Tja, warum eigentlich?

»Ich kenne vielleicht die Wahrheit, aber ich kann der Gerechtigkeit nicht zu ihrem Recht verhelfen«, sagte ich aufrichtig.

Pam kicherte wieder. Ich wusste ganz einfach, dass sie es war.

Eric, der mit Bill und Pam an der Wand des Saals gestanden hatte, trat vor. Ich spürte, dass er mir sehr nahe war, spürte seine kühle und bestärkende Anwesenheit, die mir irgendwie Mut machte. Keine Ahnung, wie das genau funktionierte. Ich empfand eine wachsende Kraft, und meine Knie hörten auf zu zittern. Herrje, plötzlich kam mir ein entsetzlicher Verdacht: Ich hatte so viel Blut von Eric in mir, dass ich wegen der Anzahl der Blutkörperchen selbst schon fast als Vampir durchging. Und mein seltsames Talent hatte sich verhängnisvoll ausgeweitet. Ich las gar nicht die Gedanken von Henriks Rechtsanwalt, sondern die von Henrik.

»Na, dann erzählen Sie mir mal, was ich tun soll«, sagte die Antike Pythia mit einem so schneidenden Sarkasmus, dass es wehtat.

Ich würde eine, wenn nicht zwei Wochen brauchen, um mich von dem Schock meines schrecklichen Verdachts zu erholen, und sagte mir wieder mal, dass ich Andre wirklich umbringen sollte, und Eric vielleicht gleich mit, selbst wenn ich im hintersten Winkel meines Herzens diesen Verlust bedauern würde.

Das alles schoss mir innerhalb von Sekunden durch den Kopf.

Cleo versetzte mir einen Stoß in die Rippen. »Blöde Kuh«, polterte sie wütend. »Sie ruinieren alles.«

Ich drängelte mich nach links aus der Stuhlreihe heraus und trat dabei Gervaise noch auf den Fuß, ignorierte aber seinen finsteren Blick und Cleos Rippenstoß. Die beiden waren nichts als Fliegen verglichen mit den anderen Mächten, die sich zuerst auf mich stürzen würden. Eric kam hinter mir her. Rückendeckung hatte ich also schon mal.

Während ich auf die Bühne zuging, versuchte ich zu ergründen, was Sophie-Anne von dieser plötzlichen Wendung in ihrem unerwarteten Prozess hielt, aber es war schwer zu sagen. Ich konzentrierte mich auf Henrik und seinen Rechtsanwalt.

»Henrik glaubt, dass die Königin ihn ermorden lassen will. Das wurde ihm erzählt, damit er gegen sie aussagt, um sein eigenes Leben zu retten«, erklärte ich.

Jetzt stand ich genau vor der Bühne, mit Eric an meiner Seite.

»Die Königin will mich nicht ermorden lassen?«, fragte Henrik, der hoffnungsvoll, verwirrt und betrogen zugleich aussah. Eine ganz ordentliche Leistung für einen Vampir, denn am Gesichtsausdruck ließen die Untoten sich höchst ungern etwas ablesen.

»Nein. Es war ernst gemeint, als sie Ihnen einen Platz an ihrem Hof anbot.« Ich erwiderte seinen Blick und versuchte, meine Aufrichtigkeit in seine furchtsamen Gedanken geradezu hineinzubohren. Ich stand ihm beinahe direkt gegenüber.

»Wahrscheinlich lügen auch Sie. Sie stehen schließlich auf ihrer Gehaltsliste.« »Dürfte ich vielleicht auch einmal etwas sagen?«, meldete sich die Antike Pythia mit ihrem schneidenden Sarkasmus zu Wort.

Uups. Eisiges Schweigen breitete sich aus.

»Sind Sie eine Seherin?«, fragte sie betont langsam, damit ich sie verstehen konnte.

»Nein, Ma'am, ich bin eine Telepathin.« Aus der Nähe sah die Antike Pythia sogar noch älter aus, was ich nicht für möglich gehalten hätte.

»Sie können Gedanken lesen? Die Gedanken von Vampiren?«

»Nein, Ma'am, Vampirgedanken sind die einzigen, die ich nicht lesen kann«, sagte ich entschlossen. »Ich habe mir das alles aus den Gedanken des Anwalts zusammengereimt.«

Mr Maimonides schien nicht gerade glücklich darüber.

»All das wussten Sie?«, fragte die Antike Pythia den Rechtsanwalt.

»Ja«, sagte er. »Ich wusste, dass Mr Feith glaubte, ihm drohe der Tod.«

»Und Sie wussten auch, dass die Königin ihm angeboten hatte, ihn in ihre Dienste aufzunehmen?«

»Ja, er sagte, sie hätte es ihm vorgeschlagen.« Das wurde mit einem so zweifelnden Unterton ausgesprochen, dass man keine Antike Pythia zu sein brauchte, um zwischen den Zeilen zu lesen.

»Und Sie schenken den Worten einer Vampirkönigin keinen Glauben?«

Okay, darauf konnte Maimonides schlecht direkt antworten. »Ich hielt es für meine Pflicht, meinen Klienten zu schützen, Antike Pythia.« Er traf genau den richtigen Ton bescheidener Ehrerbietung.

»Hmmm.« Die Alte klang äußerst skeptisch. »Sophie-Anne Leclerq, jetzt ist es an Ihnen, Ihre Sicht der Dinge darzustellen. Sie haben das Wort.«

»Sookie sagt die Wahrheit«, begann Sophie-Anne. »Ich habe Henrik einen Platz in meinen Diensten und Schutz angeboten. Wenn die Zeugen aufgerufen werden, Antike Pythia, wird sich zeigen, dass Sookie meine Zeugin ist und bei dem letzten Kampf zwischen Peters Leuten und meinen dabei war. Obwohl ich wusste, dass Peter mich aus rein taktischen Gründen geheiratet hat, habe ich erst die Hand gegen ihn erhoben, als seine Vampire uns auf unserem Ball angriffen. Aufgrund verschiedener Umstände hatte Peter nicht den günstigsten Zeitpunkt für diesen Angriff auf mich gewählt, und so sind seine Leute gestorben und die meisten von meinen davongekommen. Er hat nicht einmal Rücksicht darauf genommen, dass sehr viele unserer Gäste gar keine Vampire waren.« Sophie-Anne setzte eine schockierte, traurige Miene auf. »Es hat mich Wochen gekostet, die Gerüchte zum Schweigen zu bringen.«

Hatte ich nicht die meisten Menschen und Wergeschöpfe hinausgeschafft, ehe das Gemetzel begann? Hm, anscheinend waren doch noch welche da gewesen. Betonung auf »gewesen«, denn von denen lebte vermutlich keiner mehr.

»Und seit jenem Ballabend haben Sie viele andere Verluste erlitten«, bemerkte die Antike Pythia.

Nanu, das klang ja richtig mitfühlend. Langsam dämmerte mir, dass sich das Blatt zu Sophie-Annes Gunsten wendete. Hatte es irgendwas zu bedeuten, dass Kentucky, der Sophie-Anne den Hof machte, dieses Gerichtsverfahren leitete?

»Wie Sie sagen, ich habe viele Verluste erlitten - sowohl an Leuten als auch an Einkünften«, bestätigte Sophie-Anne. »Deshalb benötige ich auch das Erbe meines Ehemanns, auf das ich aufgrund unseres Ehevertrags ein Anrecht habe. Er hoffte, er würde das reiche Königreich Louisiana erben. Jetzt kann ich schon froh sein, wenn ich das arme Arkansas bekomme.«

Ein langes Schweigen trat ein.

»Soll ich unsere Zeugin aufrufen?«, fragte schließlich Johan Glassport, der sehr zögerlich und unsicher klang für einen Rechtsanwalt. Was in diesem Gerichtssaal nur allzu verständlich war. »Sie ist bereits hier, und sie war bei Peters Tod anwesend.« Er deutete auf mich, und ich musste auf die Bühne hinaufsteigen. Sophie-Anne wirkte gelassen, doch Henrik Feith, der ein paar Zentimeter links von mir saß, umklammerte die Armlehnen seines Stuhls.

Erneutes Schweigen. Die wilde weiße Mähne der uralten Vampirin verdeckte ihr Gesicht, während sie in ihren Schoß starrte. Dann sah sie wieder auf, und ihre blicklosen Augen richteten sich zielsicher auf Sophie-Anne. »Arkansas steht Ihnen kraft Gesetzes zu und gehört jetzt kraft Gesetzes Ihnen. Hiermit erkläre ich, dass Sie unschuldig sind und den Mord an Ihrem Ehemann nicht geplant haben«, sagte die Antike Pythia fast beiläufig.

Nun... hurra! Ich stand nahe genug dran, um zu sehen, dass Sophie-Anne erleichtert und überrascht die Augen aufriss und Johan Glassport auf sein Stehpult hinunterlächelte. Simon Maimonides blickte zu den fünf Vampiren des Rats hinüber, um zu sehen, wie sie den Urteilsspruch der Antiken Pythia aufnahmen. Als keiner von ihnen Einspruch erhob, zuckte der Rechtsanwalt die Achseln.

»Damit, Henrik«, krächzte die Antike Pythia, »ist Ihre Sicherheit gewährleistet. Wer also hat Ihnen diese Lügen erzählt?«

Doch Henrik wirkte keineswegs sicher, vielmehr zu Tode erschrocken. Er stand auf und trat neben mich.

Tja, Henrik war klüger als wir alle zusammen. Ein Blitz fuhr durch die Luft.

Und so stand ihm gleich danach auch unaussprechliches Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Er sah an sich herab, und wir alle folgten seinem Blick. Ein dünner Holzpfeil steckte in seiner Brust, und sobald er ihn sah, hob Henrik die Hand, griff danach und taumelte. Unter Menschen wäre in diesem Moment Chaos ausgebrochen, doch die Vampire warfen sich lautlos zu Boden. Nur die blinde Antike Pythia schrie auf, weil sie wissen wollte, was passierte und warum alle so angespannt waren. Die beiden Britlinge eilten auf die Bühne und bauten sich kampfbereit mit den Waffen im Anschlag vor Kentucky auf. Andre sprang im wahrsten Sinne des Wortes von seinem Stuhl auf und landete direkt vor Sophie-Anne. Quinn rannte quer über die Bühne, stieß mich um und bekam den zweiten Pfeil ab, der ebenfalls für Henrik bestimmt war und nur zur Sicherheit noch abgeschossen wurde. Eine ziemlich unnötige Aktion. Denn Henrik war bereits tot, als er auf dem Boden aufschlug.