Kapitel 2

»Halleigh, Sie heiraten doch einen Detective. Da können Sie es uns bestimmt verraten ... Wie groß ist eigentlich so ein Polizistenprügel bei Nacht?«, fragte Elmer Claire Vaudry.

Ich saß neben der Braut Halleigh Robinson, denn mir war die überaus wichtige Aufgabe übertragen worden, jedes Geschenk mitsamt seiner Geberin aufzuschreiben. Halleigh selbst war völlig damit ausgelastet, all die silberweiß eingewickelten Kartons und geblümten Geschenktüten zu öffnen.

Keine außer mir schien im Mindesten überrascht, dass Mrs Vaudry, eine Grundschullehrerin in den Vierzigern, auf dieser ganz und gar gutbürgerlichen Party eine so obszöne Frage stellte.

»Woher soll ich denn so was wissen, Elmer Claire«, sagte Halleigh spröde, gefolgt vom ungläubigen Kichern aller anderen Anwesenden.

»Schon gut, aber was ist mit den Handschellen?«, fragte Elmer Claire. »Benutzen Sie je solche Handschellen?«

Ein Stimmengewirr erhob sich unter den Südstaatenfrauen im Wohnzimmer der Gastgeberin Marcia Albanese, die ihr Haus als Opferstätte zur Verfügung gestellt hatte: Hier regnete es, aber eben Geschenke. Die anderen hatten die weniger aufwendige Aufgabe gehabt, etwas zum Essen oder Bowle mitzubringen.

»Sie sind mir ja eine, also wirklich, Elmer Claire«, mischte sich Maria ein, die gerade beim Tisch mit den Erfrischungen stand. Aber sie lächelte. Elmer Claire spielte gern die Rolle der Kecken, und die anderen ließen sie gewähren.

Elmer Claire wäre nie so ordinär geworden, wenn die alte Caroline Bellefleur bei dieser Junggesellinnenparty dabei gewesen wäre. Caroline galt als gesellschaftlicher Maßstab in Bon Temps. Miss Caroline war etwa eine Million Jahre alt und besaß eine Haltung, aufrechter und strenger als die eines jeden Soldaten. Nur etwas Außergewöhnliches konnte Miss Caroline von einem gesellschaftlichen Anlass fernhalten, der von solcher Bedeutung für ihre eigene Familie war, und etwas Außergewöhnliches war geschehen. Caroline Bellefleur hatte einen Herzinfarkt erlitten, zur großen Überraschung aller in Bon Temps. Nur ihre Familie war nicht so furchtbar überrascht gewesen.

Die große Bellefleur-Doppelhochzeit (von Halleigh und Andy und von Portia und ihrem Steuerberater Glen) hätte schon im vergangenen Frühling stattfinden sollen. Alles war in höchster Eile organisiert worden, weil Miss Carolines Gesundheitszustand sich plötzlich verschlechterte. Doch dann wurde Caroline Bellefleur, noch ehe diese Eilhochzeit stattfinden konnte, von einem Herzinfarkt niedergestreckt. Und danach brach sie sich die Hüfte.

Im Einverständnis mit Andys Schwester Portia und deren Bräutigam hatten Andy und Halleigh die Hochzeit in den späten Oktober verlegt. Soweit ich wusste, erholte sich Miss Caroline allerdings nicht so wie von ihren Enkeln erhofft, und es schien unwahrscheinlich, dass sie je wieder ganz zu ihrer alten Form zurückfinden würde.

Mit rot glühenden Wangen kämpfte Halleigh mit dem Geschenkband eines schweren Kartons. Ich reichte ihr eine Schere. Es gab zwar irgendeinen Brauch, dass man das Band nicht zerschneiden solle, weil damit die Anzahl der Kinder des Brautpaars vorhergesagt würde, aber ich wäre jede Wette eingegangen, dass Halleigh eine schnelle Lösung vorzog. Sie durchschnitt das Geschenkband an der Kartonseite, die ihr am nächsten war, damit ja niemand ihre herzlose Missachtung des Brauchs mitbekam, und warf mir einen dankbaren Blick zu. Wir trugen natürlich alle unsere beste Partykleidung, und Halleigh sah wirklich süß und sehr jung aus in ihrem hellblauen Hosenanzug mit den verstreut auf das Jackett gestickten roten Rosen. Als Ehrengast und Braut trug sie darunter natürlich ein Miedertop.

Mir kam es vor, als würde ich einen Stamm interessanter Eingeborener in einem fremden Land beobachten, einen Stamm, der zufällig meine Sprache spricht. Als Kellnerin stehe ich einige Sprossen unter Halleigh auf der gesellschaftlichen Leiter von Bon Temps. Und dann kann ich auch noch Gedanken lesen, obwohl die Leute das immer wieder gern vergessen, weil es bei meinem total normalen Äußeren so schwer zu glauben ist. Doch ich war auf der Gästeliste gelandet und hatte mir kleidungstechnisch größte Mühe gegeben. Und das ziemlich erfolgreich, wie ich fand. Zu einer ärmellosen, taillierten weißen Bluse trug ich eine gelbe Hose und gelb-orange Sandalen, und mein offenes Haar fiel weich auf meine Schultern herab. Gelbe Ohrringe und eine kleine Goldkette rundeten das Bild ab. Es mochte zwar Ende September sein, aber es war heiß wie im Schattenreich der Hölle. Fast alle der Frauen hatten ihre schicksten Sommersachen angezogen, nur ein paar Tapfere waren in Herbstfarben erschienen.

Ich kannte natürlich jede auf dieser Party. Bon Temps ist nicht sehr groß, und meine Familie lebt bereits seit fast zweihundert Jahren hier. Aber die Leute zu kennen heißt nicht automatisch, sich in ihrer Gegenwart wohlzufühlen, und so war ich ziemlich froh, dass ich die Geschenkeliste schreiben durfte.

Denn ob ich wollte oder nicht, ich erfuhr eine Menge. Zwar gab ich mir größte Mühe, nicht darauf zu achten - wobei meine kleine Schreibaufgabe mir half -, wurde aber trotzdem von Gedanken nur so überflutet.

Halleigh zum Beispiel schwebte auf Wolke sieben: Sie bekam Geschenke, sie stand im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, sie würde einen großartigen Kerl heiraten. Ich war nicht überzeugt, dass sie ihren Bräutigam wirklich richtig einschätzte, aber Andy Bellefleur hatte ganz bestimmt ein paar »großartige« Seiten, von denen selbst ich noch nie etwas mitbekommen hatte. Immerhin besaß Andy mehr Vorstellungskraft als der Durchschnittsmann von Bon Temps, das wusste ich. Und er hatte tief vergrabene Ängste und Wünsche, das wusste ich auch.

Halleighs Mutter war natürlich extra aus Mandeville zur Party angereist und hatte ihr bestes Lächeln aufgesetzt, um ihre Tochter zu unterstützen. Ich war sicher die Einzige, die wusste, wie sehr Halleighs Mutter Menschenansammlungen hasste, sogar so kleine wie diese hier. Jeder Augenblick, den Linette Robinson in Marcias Wohnzimmer verbringen musste, war die reinste Qual für sie. Jetzt gerade, während sie über einen weiteren Witz von Elmer Claire lachte, wünschte sie im Grunde nichts sehnlicher, als mit einem guten Buch und einem Glas Eistee zu Hause zu sitzen.

Ich wollte ihr eben zuflüstern, dass das Ganze (ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr) in etwa einer Stunde, spätestens anderthalb, zu Ende sein würde - dachte aber zum Glück noch rechtzeitig daran, dass diese Mitteilung sie erst recht verschrecken würde. Also notierte ich »Selah Pumphrey, Geschirrhandtücher« und saß einfach nur da, bereit, das nächste Geschenk in meine Liste aufzunehmen. Als Selah Pumphrey vorhin zur Tür hereingesegelt kam, war sie wie immer auf einen Ausraster von mir gefasst gewesen. Selah ging schon seit Wochen mit jenem Vampir aus, von dem ich mich losgesagt hatte, und pflegte die fixe Idee, ich wolle mich auf sie stürzen und ihr eine Ohrfeige verpassen. Tja, obwohl sie mich überhaupt nicht kannte, hielt sie nicht sonderlich viel von mir. Ihr war zweifellos entgangen, dass ich den fraglichen Vampir mittlerweile komplett aus meinem Gedächtnis gestrichen hatte. Vermutlich war sie sowieso nur eingeladen, weil sie die Maklerin war, über die Andy und Halleigh ihr kleines Haus gekauft hatten.

»Tara Thornton, Spitzenbody« schrieb ich und warf meiner Freundin Tara ein Lächeln zu. Ihr Geschenk für Halleigh stammte sicher aus dem Warenbestand von Tara's Togs, ihrer eigenen Boutique. Natürlich, Elmer Claire ließ sich wieder ausführlich zu dem Spitzenbody aus, und eine Weile lang amüsierten sich alle - zumindest dem äußeren Anschein nach. Einige der Frauen hatten für Elmer Claires schlüpfrigen Humor nicht allzu viel übrig, andere dachten, dass Elmer Claires Ehemann einem echt leidtun konnte, und wieder andere wünschten einfach nur, sie möge endlich die Klappe halten - unter anderem Linette Robinson, Halleigh und ich.

Der Direktor der Schule, an der Halleigh unterrichtete, hatte dem Hochzeitspaar zwei wirklich schöne Platzdeckchen geschenkt und seine Stellvertreterin die dazu passenden Servietten. Das notierte ich mit einem riesigen Schnörkel und stopfte dann einen Teil des zerrissenen Geschenkpapiers in den Papierkorb neben mir.

»Danke, Sookie«, flüsterte Halleigh. Elmer Claire erzählte bereits eine weitere Geschichte über irgendetwas, das auf ihrer eigenen Hochzeit passiert war und an dem ein Huhn und der Trauzeuge beteiligt gewesen waren. »Wirklich toll, dass du mir hilfst.«

»Schon okay«, erwiderte ich ziemlich überrascht.

»Andy hat mir erzählt, dass du für ihn den Verlobungsring versteckt hast an dem Abend, als er mir den Antrag machte«, flüsterte sie lächelnd. »Und bei anderer Gelegenheit hast du mir auch schon geholfen.« Dann hatte Andy ihr also alles über mich erzählt.

»Kein Problem«, sagte ich ein bisschen verlegen.

Sie warf einen Blick auf Selah Pumphrey, die zwei Stühle entfernt saß. »Triffst du dich eigentlich noch mit diesem schönen Mann, mit dem ich dich mal gesehen habe?«, fragte Halleigh mich auf einmal eine Spur zu laut. »Mit diesem hinreißenden Typ mit dem prachtvollen schwarzen Haar?«

Halleigh hatte Claude genau einmal gesehen, als er mich vor meiner vorübergehenden Behausung in der Stadt absetzte - Claude, den Bruder von Claudine, meinem Schutzengel. Ja, wirklich. Claude war hinreißend, und er konnte (Frauen gegenüber) enorm charmant sein - etwa sechzig Sekunden lang. Und als wir auf Halleigh trafen, hatte er sich richtig Mühe gegeben, wofür ich nur dankbar sein konnte, denn Selah hatte jetzt die Ohren aufgestellt wie ein Fuchs.

»Ich habe ihn vor etwa drei Wochen zuletzt gesehen«, erwiderte ich wahrheitsgetreu. »Aber wir gehen nicht mehr miteinander aus.« Waren wir auch eigentlich nie, weil Claudes Vorstellung von einem gelungenen Date eher etwas mit einem Dreitagebart zu tun hatte und einer gewissen Ausstattung, die ich nie besitzen würde. Aber das musste ja nicht jeder wissen, stimmt's? »Ich treffe mich mit einem anderen«, fügte ich bescheiden hinzu.

»Oh?« Halleigh tat ganz unschuldig interessiert. Mir gefiel das Mädchen (immerhin war sie volle vier Jahre jünger als ich) von Sekunde zu Sekunde besser.

»Ja«, sagte ich. »Ein Eventmanager aus Memphis.«

»Den musst du unbedingt auf die Hochzeit mitbringen«, schlug Halleigh vor. »Wäre das nicht großartig, Portia?«

Na, wenn das mal nicht zu weit ging. Portia Bellefleur, Andys Schwester und die zweite Braut der Bellefleur-Doppelhochzeit, hatte mich gebeten, mit meinem Boss Sam Merlotte auf der Hochzeit die alkoholischen Getränke zu servieren. Jetzt war Portia in der Klemme. Sie hätte mich niemals von sich aus als richtigen Gast eingeladen. (Und selbstverständlich war ich nicht zu Portias Jungesellinnenparty eingeladen.) Aber jetzt strahlte ich sie natürlich treuherzig mit einer Ich-freu-mich-ja-so-Miene an.

»Aber sicher«, erwiderte Portia aalglatt. Sie hatte nicht umsonst Jura studiert. »Wir würden uns freuen, wenn du deinen Freund mitbringst.«

Ich stellte mir schon vergnügt vor, wie Quinn sich auf dem Empfang in einen Tiger verwandelte. Und lächelte Portia nun umso strahlender an. »Mal sehen, ob er Zeit hat«, sagte ich.

»Und jetzt mal herhören, meine Lieben!«, rief Elmer Claire. »Ein Vögelchen hat mir gezwitschert, ich solle mal aufschreiben, was Halleigh beim Geschenkeauspacken so alles von sich gibt. Denn wie wir alle wissen, werden das ihre Worte in der Hochzeitsnacht sein!« Sie wedelte mit einem Notizblock.

Alle verstummten, vor Freude. Oder vor Grauen.

»Zuerst hat Halleigh gesagt: Oh, wie schön das verpackt ist!« Pflichtbewusstes Lachen. »Dann folgte: Das passt bestimmt, ich kann's kaum erwarten, es auszuprobieren« Gekicher. »Und schließlich: Oh, genau das habe ich gebraucht!« Gelächter.

Danach wurde es Zeit für Kuchen, Bowle, Erdnüsse und Käsebällchen. Wir hatten alle unsere Plätze eingenommen und balancierten vorsichtig unsere Teller und Gläser, als die beste Freundin meiner verstorbenen Großmutter, die fast sechzigjährige Maxine Fortenberry, ein neues Thema anschnitt.

»Wie geht's deiner neuen Freundin, Sookie?«, fragte sie mich, obwohl sie ganz am anderen Ende des Zimmers saß. Aber das war kein Problem für die kräftige, herzliche Maxine, die für meinen Bruder Jason, den besten Freund ihres Sohnes Hoyt, so etwas wie eine zweite Mutter war. »Diese Kleine aus New Orleans, meine ich.«

»Amelia geht's prima.« Ich lächelte nervös, weil mir nur allzu klar war, wer jetzt im Zentrum der Aufmerksamkeit stand.

»Stimmt es, dass sie bei der Überflutung ihr Haus verloren hat?«

»Es hat wohl einige Schäden erlitten, sagt ihr Mieter. Amelia will aber erst mal abwarten, bis sie von der Versicherung hört, und dann entscheiden, was zu tun ist.«

»Was für ein Glück, dass sie hier war, als der Hurrikan zuschlug«, sagte Maxine.

Ich schätze, das hatte die arme Amelia seit August schon tausendmal gehört. Amelia war es jedenfalls ziemlich leid, gesagt zu bekommen, wie glücklich sie doch dran war. »Oh, ja«, stimmte ich zu. »Was für ein Glück.«

Amelia Broadways Ankunft in Bon Temps hatte Anlass zu jeder Menge Klatsch gegeben. Aber so was ist nur normal.

»Bleibt Amelia deshalb in nächster Zeit noch bei dir?«, fragte Halleigh hilfsbereit.

»Eine Weile«, erwiderte ich.

»Das ist wirklich äußerst nett von Ihnen«, sagte Marcia Albanese anerkennend.

»Ach, Marcia, wissen Sie, ich habe ja das ganze obere Stockwerk, das ich kaum nutze. Und sie hat dort sogar Verbesserungen vorgenommen. Mit dem tragbaren Klimagerät ist es gleich viel erträglicher da oben. Es macht mir nichts aus.«

»Trotzdem würden nicht viele jemanden so lange bei sich wohnen lassen. Vielleicht sollte ich selbst ein paar der armen Leute aufnehmen, die im Days Inn untergebracht sind. Aber ich bringe es einfach nicht fertig, Fremde in mein Haus zu lassen.«

»Ich habe gern Gesellschaft«, erwiderte ich, was größtenteils der Wahrheit entsprach.

»War sie schon in New Orleans und hat sich ihr Haus angesehen?«

»Oh, nur einmal.« Amelia hatte rasend schnell aus New Orleans wieder heraus gemusst, damit keine ihrer hexenden Freundinnen sie aufspüren konnte. Es gab da so einige kleinere Schwierigkeiten zwischen Amelia und der Hexengemeinde von Big Easy.

»Ihr Haustier liebt sie jedenfalls über alles«, sagte Elmer Claire. »Neulich war sie mit dem Kater beim Tierarzt, als ich selbst mit Powderpuff hin musste.« Powderpuff, Elmer Claires weiße Perserkatze, war ungefähr eine Million Jahre alt. »Ich habe gefragt, warum sie ihn denn nicht kastrieren lässt. Da hat sie dem Kater die Ohren zugehalten, als würde er mich verstehen, und mich gebeten, vor Bob nicht über solche Dinge zu sprechen - geradeso, als wäre er ein Mensch.«

»Ja, sie liebt Bob wirklich.« Ich wusste nicht, ob ich mich darüber lustig machen oder bloß lachen sollte bei der Vorstellung, der Tierarzt könnte Bob kastrieren.

»Woher kennst du diese Amelia noch mal?«, fragte Maxine.

»Erinnert ihr euch an meine Cousine Hadley?«

Alle im Zimmer nickten, außer Halleigh, die noch nicht allzu lange in Bon Temps war, und ihrer Mutter.

»Nun, Hadley hat in New Orleans das Apartment im oberen Stockwerk von Amelias Haus bewohnt«, erzählte ich. »Und als ich nach Hadleys Tod« - feierliches Kopfnicken in der Runde - »in New Orleans ihre Wohnung aufgelöst habe, bin ich dabei Amelia begegnet, und wir haben uns angefreundet. Tja, und dann wollte sie einfach mal eine Weile nach Bon Temps kommen.«

Alle Frauen sahen mich mit so erwartungsvollen Mienen an, als könnten sie kaum erwarten, was als Nächstes käme. Denn es gab doch sicher noch eine Menge zu erklären, stimmt's?

An der Geschichte war tatsächlich noch viel mehr dran, aber sie würden bestimmt nicht hören wollen, dass Amelia Bob nach einer großartigen Liebesnacht während eines Sexexperiments zufällig in einen Kater verwandelt hatte. Ich hatte Amelia nie gebeten, mir die Details genauer zu beschreiben, denn eins wollte ich garantiert nicht: mir das alles auch noch bildlich vorstellen. Doch die Frauen warteten auf eine weitere Erklärung. Irgendeine.

»Amelia hatte gerade eine schlimme Trennung hinter sich«, sagte ich leise in vertraulichem Ton.

In den Gesichtern spiegelten sich sowohl reges Interesse als auch Mitleid.

»Ihr Freund war ein Mormonenmissionar«, erzählte ich. Na, Bob hatte zumindest ausgesehen wie ein Mormone in seiner schwarzen Hose und dem weißen kurzärmligen Hemd, und er war sogar auf einem Fahrrad zu Amelia gekommen. In Wahrheit war er ein Zauberer, so wie Amelia in Wahrheit eine Hexe war. »Er hat als Missionar an ihre Tür geklopft, und sie sind einander in Liebe verfallen.« Na ja, eigentlich miteinander ins Bett gefallen. Aber - ach, ist doch egal für den Zweck dieser Geschichte.

»Wussten seine Eltern davon?«

»Wusste seine Kirche davon?«

»Haben Mormonen nicht mehr als nur eine Ehefrau?«

Die Fragen prasselten derart auf mich nieder, dass ich nicht mehr folgen konnte, und so wartete ich erst mal, bis die Anwesenden wieder erwartungsvoll lauschten. Ich war es nicht gewöhnt, irgendwelche Geschichten zu erfinden, und langsam gingen mir schon die Halbwahrheiten aus, auf die ich sie gründen konnte. »Ich weiß nicht allzu viel über die Kirche der Mormonen«, erwiderte ich auf die letzte Frage, und das war die volle Wahrheit. »Obwohl ich glaube, dass die Mormonen heutzutage auch nicht mehr als eine Ehefrau haben dürfen. Aber den beiden sind dann seine Verwandten auf die Schliche gekommen, und die wurden richtig wütend, weil ihnen Amelia nicht gut genug war. Sie haben sich Bob geschnappt und ihn gezwungen, zurück nach Hause zu kommen. Deshalb wollte sie New Orleans verlassen. Um mal einen Ortswechsel zu haben, um die Vergangenheit zu vergessen, so was eben.«

Alle nickten, absolut fasziniert von Amelias großem Drama. Mich packte das schlechte Gewissen. Einige Minuten lang tat jede ihre Meinung zu dieser traurigen Geschichte kund.

Maxine Fortenberry fasste es schließlich zusammen. »Armes Ding. Er hätte seinen Verwandten die Stirn bieten sollen.«

Ich reichte der Braut ein weiteres Geschenk, das sie öffnen konnte. »Halleigh, so wird's dir garantiert nicht ergehen.« Ich wollte das Gespräch wieder auf den Anlass der Party lenken. »Andy ist ganz verrückt nach dir, das kann jede hier bestätigen.«

Halleigh wurde rot, und ihre Mutter ergriff das Wort. »Wir alle mögen Andy sehr.« Und damit war die Party wieder in den richtigen Gleisen. Die restlichen Gespräche drehten sich um die Doppelhochzeit und wandten sich dann noch den Mahlzeiten zu, die jede Kirchengemeinde reihum für die Evakuierten kochte. Morgen Abend waren die Katholiken dran. Maxine klang ziemlich erleichtert, als sie erzählte, die Anzahl der zu Bekochenden sei bereits auf fünfundzwanzig geschrumpft.

Später auf dem Heimweg fühlte ich mich ein bisschen erschöpft von der ungewohnten Geselligkeit. Und außerdem machte ich mich darauf gefasst, Amelia ihre neu erfundene Vergangenheit erzählen zu müssen. Aber als ich auf meinen Hof fuhr und dort einen gewissen Pick-up stehen sah, waren all diese Gedanken wie weggeblasen.

Quinn war hier - der Wertiger Quinn, dessen Beruf es war, extravagante Veranstaltungen für die Welt der unheimlichen Geschöpfe zu planen und zu organisieren - mein lieber süßer Quinn. Ich fuhr auf die Rückseite des Hauses und sprang beinahe aus dem Auto, nicht ohne einen letzten besorgten Blick in den Rückspiegel zu werfen, ob mein Make-up noch in Ordnung war.

Quinn trat aus der Hintertür, als ich die Stufen hinauf lief, und ich machte einen kleinen Satz. Er fing mich auf, wirbelte mich herum, und als er mich wieder absetzte, nahm er mein Gesicht in seine großen Hände und küsste mich.

»Du bist so schön«, sagte er, als er zwischendurch einmal Luft holen musste. Einen Augenblick später atmete er hörbar ein. »Und du riechst so gut.« Und küsste mich schon weiter.

Aber schließlich legten wir eine Pause ein und sahen uns an.

»Oh, wir haben uns so lange nicht gesehen!«, rief ich. »Wie ich mich freu, dass du hier bist!« Ich hatte Quinn seit Wochen nicht gesehen, und zuletzt auch nur kurz, als er auf dem Weg nach Florida durch Shreveport kam, mit einer ganzen Ladung Requisiten für das Fest zur Volljährigkeit der Tochter irgendeines Rudelführers.

»Wie ich dich erst vermisst habe, Liebling.« Seine großen weißen Zähne schimmerten, und sein kahlrasierter Schädel glänzte in der Sonne, die so spät am Nachmittag bereits ziemlich tief stand. »Ich hatte schon Gelegenheit, von deiner Mitbewohnerin einiges zu erfahren. Wie war's denn auf der Party?«

»Wie's auf solchen Partys eben so ist. Viele Geschenke, viel Klatsch. Das war jetzt schon die zweite für diese Braut. Ich habe dem Hochzeitspaar noch eine Servierplatte zu dem neuen Geschirr geschenkt. Ganz schön großzügig, was?«

»Es kann mehr als eine Party für dieselbe Braut geben?«

»In einer so kleinen Stadt wie dieser, ja. Und im Sommer hat sie auch noch bei sich zu Hause in Mandeville eine Dinnerparty gegeben. Andy und Halleigh sind jetzt vermutlich ziemlich gut ausgestattet.«

»Ich dachte, sie wollten schon letzten April heiraten.«

Ich erzählte ihm von Caroline Bellefleurs Herzinfarkt.

»Und als sie das überstanden hatte und alle schon wieder nach einem Hochzeitstermin suchten, ist Miss Caroline gestürzt und hat sich die Hüfte gebrochen.«

»Wow.«

»Die Ärzte glaubten nicht, dass sie das überstehen würde, aber sie hat es überlebt. Tja, und so werden Halleigh und Andy und Portia und Glen irgendwann nächsten Monat die wohl am heißesten herbeigesehnte Hochzeit von Bon Temps feiern. Und du bist eingeladen.«

»Ich?«

Zu diesem Zeitpunkt waren wir schon auf dem Weg ins Haus, denn ich wollte meine Schuhe loswerden und herausfinden, was meine Mitbewohnerin trieb. Ich überlegte bereits, mit welcher Besorgung ich sie wegschicken könnte, da ich Quinn so selten zu sehen bekam und er in gewisser Weise ja mein Freund war - falls man das in meinem Alter (siebenundzwanzig) noch so nennen konnte.

Das heißt, er könnte mein Freund werden, wenn er sich jemals genug Zeit nehmen und sich richtig auf mich einlassen würde, dachte ich.

Aber Quinn, der für ein Tochterunternehmen von Elegante (Extreme) Events arbeitete, war für ein riesiges Gebiet zuständig. Seit in New Orleans Werwölfe versucht hatten, uns zu entführen, hatten wir uns genau dreimal wiedergesehen. An einem Wochenende war Quinn auf dem Weg nach sonst wo in Shreveport vorbeigekommen, und wir waren zum Dinner ins Ralph & Kacoo's, ein beliebtes Restaurant, gegangen. Es war ein wunderbarer Abend gewesen, nach dem Quinn mich aber nach Hause fuhr, weil er am nächsten Morgen um sieben aufbrechen musste. Beim zweiten Mal war er während meiner Arbeitszeit ins Merlotte's gekommen, und weil an dem Abend fast nichts los war, hatte ich eine Stunde freigemacht, mich zu ihm gesetzt, geplaudert und ein bisschen Händchen gehalten. Und beim dritten Mal hatte ich Quinn zu einer Speditionsfirma begleitet, wo Dinge für ihn eingelagert waren und er einen Anhänger beladen hatte. Das war mitten im Sommer gewesen, der Schweiß war uns in Strömen heruntergelaufen. Unerträgliche Hitze, Unmengen Staub, Lagerhallen, hier und da ein Fahrzeug, das über das Firmengelände kurvte... nicht gerade ein romantisches Ambiente.

Aber was hieß schon romantisch. Ich fand es auch nicht allzu verlockend, mich jetzt so hoppladihopp mit einem Mann einzulassen, den ich derart selten sah. Obwohl in diesem Augenblick Amelia pflichtschuldigst mit ihrer Handtasche über der Schulter die Treppe herunterkam und ganz offensichtlich in die Stadt entschwinden wollte, um uns ein wenig Privatsphäre zu geben.

»Tschüüüs!«, flötete Amelia mit einem breiten Grinsen im Gesicht, und weil sie die weißesten Zähne der Welt besaß, sah sie aus wie die Grinsekatze in Alice im Wunderland. Ihr kurzes Haar stand in alle Richtungen ab (angeblich konnte keiner in Bon Temps es richtig schneiden), und ihr gebräuntes Gesicht war ohne Make-up. Amelia wirkte wie eine dieser jungen Vorstadtmütter, die alle auf der Rückbank ihres Minivan einen Kindersitz haben - aber von der Sorte Mütter, die sich Zeit nehmen zum Joggen, Schwimmen und Tennisspielen. Amelia joggte wirklich dreimal die Woche und machte draußen auf dem Hof Tai-Chi-Übungen, doch sie ging nicht gern ins Wasser und hielt Tennis für eine Sportart für (ich zitiere) »künstlich beatmete Idioten«. Ich hatte Tennisspieler stets bewundert, aber wenn Amelia mal eine Meinung gefasst hatte, hielt sie daran fest.

»Ich muss in die Mall in Monroe«, rief sie, »hab noch einzukaufen!« Und mit einem Winken, das da besagte: »Ach was bin ich doch für eine nette Mitbewohnerin«, sprang sie in ihren Mustang und verschwand ...

... während Quinn und ich einander anstarrten.

»Diese Amelia!«, sagte ich lahm.

»Sie ist... schon so eine«, meinte Quinn, dem genauso unbehaglich zumute war wie mir.

»Es ist nur so -«, begann ich, gerade als Quinn sagte: »Hör mal, wir sollten -«, so dass wir beide schließlich wieder schwiegen. Mit einer Handbewegung bedeutete er mir, dass ich zuerst sprechen sollte.

»Wie lange bist du hier?«, fragte ich direkt.

»Ich muss morgen wieder los«, sagte er. »Ich könnte in Monroe oder Shreveport übernachten.«

Und wieder starrten wir einander an. Die Gedanken von Wergeschöpfen kann ich nicht lesen, nicht so gut wie die von Menschen jedenfalls. Allerdings kann ich ihre Absichten erahnen, und Quinn hatte die Absicht... na ja, die eine ganz bestimmte Absicht.

»Also.« Er ließ sich auf ein Knie nieder. »Bitte.«

Ich musste lächeln, sah aber gleich wieder weg. »Es ist nur so«, begann ich erneut. Amelia wäre so ein Gespräch viel leichter gefallen, die war schon fast unerträglich offen. »Du weißt ja, zwischen uns, also, da ist... da stimmt, äh...« Unbestimmt wedelte ich mit der Hand.

»... die Chemie«, sagte er.

»Richtig«, erwiderte ich. »Nur, wenn wir uns nie öfter sehen als in den letzten drei Monaten, weiß ich nicht, ob ich den nächsten Schritt wirklich tun will.« Puh, das war nicht leicht, aber es musste ausgesprochen werden. Warum sollte ich mir selbst etwas vormachen? »Ich meine, ich will es«, fügte ich rasch hinzu. »Ich will es sogar sehr.

Aber ich bin eben keine Frau für einen One-Night-Stand.«

»Wenn die Vampirkonferenz vorüber ist, mache ich ganz lange Urlaub«, sagte Quinn, und ich spürte, dass er es absolut aufrichtig meinte. »Einen ganzen Monat lang. Ich bin hier, um dich zu fragen, ob ich den mit dir verbringen kann.«

»Wirklich?« Ich konnte nichts dafür, aber es klang einfach ungläubig. »Wirklich?«

Er lächelte zu mir herauf. Quinn hat einen glattrasierten Kopf, olivenfarbene Haut, eine stolze Nase und ein Lächeln, bei dem sich zu beiden Seiten seines Mundes kleine Grübchen zeigen. Seine Augen sind purpurfarben, wie Stiefmütterchen im Frühling, und dabei ist er fast furchteinflößend groß und muskulös. Er hob eine seiner riesigen Hände, als wolle er einen Eid schwören. »Auf einen ganzen Stapel Bibeln.«

»Okay«, sagte ich einen Moment später, als ich sicher war, dass ich mir keine allzu großen Sorgen machen musste. Ich hatte zwar keinen eingebauten Lügendetektor, hätte es aber bemerkt, wenn Quinn so was durch den Kopf geschossen wäre wie: Wenn ich das sage, kriege ich sie garantiert ins Bett. Die Gedanken von Gestaltwandlern sind ziemlich schwer zu lesen und ihre Hirnwindungen wirr und undurchsichtig, doch das hätte ich aufgeschnappt. »Also dann... okay.«

»Wahnsinn.« Quinn holte tief Luft, und sein Lächeln ließ das Zimmer erstrahlen. Doch schon im nächsten Moment hatte er diesen fixierenden Blick, den alle Männer bekommen, wenn sie an Sex denken. Und schwups, schon war Quinn wieder auf die Beine gesprungen und hatte seine Arme so fest um mich geschlungen, als wolle er uns mit Seilen aneinanderbinden.

Sein Mund fand den meinen, und wir machten dort weiter, wo wir mit Küssen aufgehört hatten. Seine Zunge war äußerst geschickt, und mit den Händen strich er mir begehrend über den Körper. Den Rücken hinab bis zu den Rundungen meines Hinterns, und wieder hinauf zu meinen Schultern, und weiter hinauf, bis er einen Augenblick lang mit beiden Händen mein Gesicht umfasste, um dann ganz sachte und verführerisch mit den Fingerspitzen meinen Hals hinabzustreichen. Schließlich fanden seine Hände meine Brüste, und nur eine Sekunde später hatte er mir schon die Bluse aus der Hose gezogen und erkundete ein Gebiet, in das er zuvor nur einmal ganz kurz vorgedrungen war. Ihm gefiel wohl, was er da in Händen hielt, falls »Mmmmm« ein Ausdruck des Entzückens sein sollte. Aber was hätte es sonst sein sollen?

»Ich will dich ansehen«, sagte er. »Ich will alles von dir ansehen.«

Ich hatte noch nie am helllichten Tag Sex gehabt. Es schien mir sündhaft (aber ungeheuer aufregend), an Knöpfen zu nesteln, noch ehe die Sonne untergegangen war, und ich war bloß froh, dass ich einen besonders schönen weißen Spitzen-BH und einen winzig kleinen Slip trug. Wenn ich mich schon schick mache, dann gleich richtig.

»Oh!«, rief Quinn, als er den BH sah, der sich wunderbar von meiner sonnengebräunten Haut abhob. »Oh, Wahnsinn.« Es kam gar nicht darauf an, was er sagte, sondern nur, wie er es sagte: mit dieser tiefen Bewunderung in der Stimme. Meine Schuhe war ich bereits los. Zum Glück hatte ich heute Morgen auf Socken verzichtet, die zwar praktisch, aber total unsexy waren, und mich für nackte Beine entschieden. Quinn drückte seine Lippen an meinen Hals und begann, sich küssend einen Weg hinunter zu meinem BH zu bahnen, während ich mit seinem Gürtel kämpfte, weil die feste Schnalle sich einfach nicht schnell genug öffnen ließ.

»Zieh dein Hemd aus«, sagte ich, und meine Stimme klang ebenso heiser wie seine. »Ich trage keine Bluse mehr, da brauchst du auch kein Hemd.«

»Genau«, erwiderte er, und Hokuspokus, schon lag das Hemd am Boden. Man hätte meinen können, Quinn wäre stark behaart. Stimmt nicht. Er ist vor allem muskulös, sogar unglaublich muskulös, und zu dem Zeitpunkt war seine olivenfarbene Haut außerdem knackig braun. Seine Brustwarzen waren erstaunlich dunkel und (was mich nicht erstaunte) ziemlich hart. Oh, Wahnsinn - genau auf meiner Augenhöhe. Schließlich kümmerte er sich selbst um seine verdammte Gürtelschnalle, während ich begann, die eine Brustwarze mit dem Mund und die andere mit der Hand zu erforschen. Ein Zittern lief durch Quinns Körper. Er ließ den Gürtel Gürtel sein und fuhr mir mit den Fingern durchs Haar, drückte meinen Kopf an seine Brust und seufzte - obwohl es eher wie ein Knurren klang, von dem sein ganzer Körper vibrierte. Mit meiner freien Hand zerrte ich an seiner Hose, und er begann wieder, sich um seine Gürtelschnalle zu kümmern, wenngleich er ziemlich abgelenkt war.

»Lass uns ins Schlafzimmer gehen«, sagte ich, doch es klang nicht wie ein ruhiger, überlegter Vorschlag, eher wie eine gestammelte, begehrliche Aufforderung.

Er hob mich in die Höhe. Ich schlang die Arme um seinen Hals und küsste ihn noch einmal auf seinen wunderbaren Mund.

»Das ist nicht fair«, murmelte er. »Ich habe keine Hand mehr frei.«

»Bett«, sagte ich, und sofort legte Quinn mich aufs Bett und ließ sich einfach auf mich fallen.

»Ausziehen«, erinnerte ich ihn. Doch er hatte weiße BH-Spitze samt Busen im Mund und konnte nicht antworten. »Oh«, stöhnte ich. Und wahrscheinlich habe ich noch mehrere Male »Oh« gestöhnt, und auch einige Male »Ja«, bis mich plötzlich ein Gedanke aus dem lustvollen Augenblick herausriss.

»Quinn, hast du, du weißt schon ...« Ich hatte solche Dinger vorher noch nie gebraucht, weil Vampire eine Frau weder schwängern noch sie mit einer Krankheit anstecken können.

»Was glaubst du, warum ich meine Hose noch anhabe?«, erwiderte er und zog ein kleines Päckchen aus seiner Gesäßtasche. Diesmal war sein Lächeln noch animalischer.

»Gut«, seufzte ich zutiefst erleichtert. Ehrlich, ich wäre aus dem Fenster gesprungen, wenn wir jetzt hätten aufhören müssen. »Dann solltest du deine Hose nun aber endlich ausziehen.«

Ich hatte Quinn schon früher nackt gesehen, aber in einer unglaublich stressigen Situation - mitten in einem Sumpf, bei Regen, verfolgt von Werwölfen. Quinn stand beim Bett und zog Schuhe, Socken und dann die Hose aus, alles langsam genug, dass ich ihn genüsslich betrachten konnte. Als er aus der Hose stieg, wurden Boxershorts sichtbar, die einem ganz eigenen Stress ausgesetzt waren. Mit einer raschen Bewegung hatte er auch diese abgestreift. Sein Hintern war fest und klein, und was sich da zwischen Hüften und Oberschenkeln zeigte, ließ mir einfach das Wasser im Munde zusammenlaufen. Hier und da zeichneten feine weiße Narben seine Haut, doch sie schienen so selbstverständlich zu ihm zu gehören, dass sie von seinem prächtigen Körper nicht ablenkten. Ich kniete auf dem Bett und bewunderte ihn. Dann sagte er: »Jetzt du.«

Ich öffnete den Verschluss meines BHs und streifte die Träger über die Arme. »O Gott. Ich bin der glücklichste Mann auf Erden«, seufzte er, hielt kurz inne und fügte hinzu: »Den Rest auch.«

Ich richtete mich auf und zog zuerst die Hose und dann den winzigen weißen Spitzenslip aus.

»Das ist wie vor einem wundervollen Büfett«, sagte er. »Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.«

Ich hob ihm meinen Busen entgegen. »Erster Gang«, schlug ich vor.

Quinns Zunge war ein wenig rauer als die eines Vampirs, bemerkte ich. Ich keuchte und stieß unartikulierte Laute aus, während er von meiner rechten Brust zur linken wechselte und zu entscheiden versuchte, welche ihm besser gefiel. Er kam nicht sofort zu einem Ergebnis, was ich ganz wunderbar fand. Als er sich gerade wieder der rechten Brust widmete, drängte ich mich an ihn und gab derart begierige Geräusche von mir, dass er sie gar nicht missverstehen konnte.

»Am besten überspringe ich den nächsten Gang und gehe gleich zum Dessert über«, flüsterte er mit heiserer Stimme. »Willst du es, Baby? Es klingt, als ob du es willst.«

»Ich will es so sehr«, stöhnte ich, griff zwischen uns und strich mit den Fingern über seine volle Länge. Er bebte am ganzen Körper, als ich ihn berührte. Dann streifte er das Kondom über.

»Jetzt«, brummte er. »Jetzt!« Ich dirigierte ihn an die richtige Stelle und hob ihm lustvoll mein Becken entgegen. »Davon habe ich geträumt«, seufzte er, drang mit einem einzigen Stoß tief in mich ein, und dann war keiner von uns mehr in der Lage, noch ein weiteres Wort zu sprechen.

Quinn Appetit war genauso riesig wie seine Ausstattung.

Und er genoss das Dessert so sehr, dass er mehrmals nachnahm.