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Kapitel 11

Abenteuer Mitfahrzentrale
Raser, Gurus, Trinkgelage

Auf der Rückbank des altersschwachen Kleinwagens ist es eng, links und rechts sitzen zwei korpulente Reisende, die sich zum Zeitvertreib gegenseitig arabische Klingeltöne vorspielen. Irgendwann wird es dem Fahrer zu bunt, und er dreht die ukrainische Rockmusik im Autoradio auf volle Lautstärke. Von nun an missachtet er jegliche Geschwindigkeitsbegrenzung und manche rote Ampel, um schneller ans Ziel und raus aus diesem kakophonischen Lärmmix zu kommen.

Wer regelmäßig per Mitfahrzentrale reist, kennt diese Situationen, in denen man am liebsten sofort aussteigen würde. In denen einem klar wird, dass man beim Zufallsroulette der möglichen Mitfahrer-Konstellationen diesmal Pech gehabt hat. Jede Fahrt ist anders, jedes Mal entscheidet die Zusammenstellung der Insassen aufs Neue darüber, ob die Stunden auf den Straßen interessant oder langweilig, vergnüglich oder gar gefährlich werden.

Zwischen Berlin und Düsseldorf soll es zum Beispiel einen weißen Lieferwagen geben, der bis zu zehn im Internet angeworbene Mitfahrer auf einer Matratze im Stauraum transportiert. Und bislang ebenso wenig von der Polizei erwischt wurde wie der Drogenhändler, der im Handschuhfach seines völlig überladenen Opel Corsa diverse illegale Pülverchen in Briefumschlägen transportiert und lauthals per Handy seine Geschäfte abwickelt – obwohl die Passagiere jedes Wort mitkriegen.

Das ist immer noch weniger unangenehm als der Discobesucher am Steuer, der damit prahlt, die Nacht durchgemacht zu haben, und anschließend mehrfach per Warnruf oder Schulterzupfen aus dem Sekundenschlaf geholt werden muss. Auch SPIEGEL-ONLINE-Leser haben Unglaubliches erlebt – hier eine Auswahl der besten Anekdoten.

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Trinkgelage im VW-Bus

Ich bin etwa fünf Jahre lang immer wieder die Strecke München-Dortmund gefahren und habe fast nur positive Mitfahrzentralen-Erfahrungen gemacht. Zwei weniger angenehme Fahrten werde ich jedoch nie vergessen.

Einmal fuhr ich zwei junge Frauen, die bereits am Treffpunkt stark alkoholisiert waren. Während der Fahrt wurde fleißig weitergetrunken – die zwei hatten reichlich Nachschub dabei. Das wäre ja noch alles okay gewesen, wenn sie dann nicht kurz vor Ingolstadt nach der ersten Pinkelpause geschrien hätten und 40 Minuten später nach der nächsten – so ging das ungefähr im 40-Minuten-Takt weiter.

Eine der beiden schlief dann nach etwa der Hälfte der Fahrt ein und träumte laut schnarchend vor sich hin. Die andere dagegen fragte alle 10 bis 15 Minuten, ob ich sie denn wirklich am Dortmunder Hauptbahnhof rauslassen würde und ob wir auch wirklich da hinfahren würden. Ich hatte noch einen dritten Mitfahrer, der zum Glück vorne auf dem Beifahrersitz saß.

Dieser war eigentlich die ganze Fahrt über sehr geduldig, doch nachdem sie etwa 15-mal ihre Frage gestellt hatte, platzte ihm der Kragen, und er drohte den Mädels damit, dass wir sie an der nächsten Ausfahrt rausschmeißen würden, wenn sie nicht sofort die Klappe hielten! Ab da war Ruhe. Erst kurz vor Ankunft kam dann noch einmal die leise Frage, ob wir gleich am Dortmunder Hauptbahnhof seien. Als wir ankamen und ich die Schiebetür meines VW-Busses öffnete, fiel eine der beiden aus dem Auto – mitsamt zwei Tüten Leergut, das sich über den Parkplatz verteilte. Später musste auch ich im Auto noch Essensreste, Papier und leere Flaschen einsammeln.

Die zweite Fahrt war etwas skurriler: Ich bekam einen Anruf, dass ich meinen Mitfahrer am Bahnhof abholen müsse. Dieser spreche kein Deutsch und werde per Handy zu mir dirigiert. Als ich zum Bahnhof kam, stand dort tatsächlich jemand ganz alleine herum. Ein etwa 1,90 Meter großer bärtiger Mann in einem weißen, wallenden Gewand. Mein Handy klingelte, und »die Stimme« war noch einmal dran. Das sei der Mann, und ich solle ihn doch bitte mitnehmen.

Gesagt, getan. Er stieg zu, sagte kein Wort und schwieg auch die komplette Fahrt über. Kein Blickkontakt, nichts. Selbst bei einer der zwei Pinkelpausen stieg er nicht aus. Kurz vor der Ankunft klingelte wieder das Telefon, und es war wieder der Vermittler. Ich solle am Treffpunkt kurz auf ihn warten, da würde er mir dann auch das Geld geben und den Bekannten abholen.

Ich kam an und hielt wie vereinbart. Mein Mitfahrer stieg aus, der Vermittler erschien wirklich wie aus dem Nichts, gab mir das Geld, bedankte sich kurz und war umgehend mit seinem Bekannten verschwunden. Ich weiß bis heute nicht, wen ich da mitgenommen habe.

Frank W.

Guru-Terror aus dem CD-Player

Auf einer meiner zahlreichen Mitfahrten von Berlin nach München legte der ältere Fahrer kurz nach Abfahrt auf der Autobahn eine Meditations-CD ein. Meine beiden Mitfahrerinnen und ich mussten fortan zwei Stunden lang einem Guru zuhören, der abwechselnd singend und sprechend immer wieder die Phrasen »Das Sein bestimmt die Gedanken« und »Wir sind auf dem Weg zum Werden« wiederholte.

Besagte zwei Stunden und etliche Aspirin später legte der Fahrer dann endlich eine Pause an einer Raststätte ein. In der kurzen Zeit des Kaffeekaufens versteckten wir die CD im Kofferraum und schalteten das Radio ein. Diesen deutlichen Hinweis verstand der Fahrer dann auch, und wir hatten die nächsten fünf Stunden bis München unsere Ruhe.

Nicole Rennschmied, Nürnberg

Rausschmiss am Rasthof

Als Student habe ich oft Mitfahrgelegenheiten angeboten oder selbst in Anspruch genommen. Dabei gab es nur eine einzige negative Erfahrung, doch die hatte es in sich: Ich fuhr mit einem Ehepaar, beide etwa Mitte vierzig. Schon beim Einsteigen wies der Fahrer uns darauf hin, dass wir bitte auf die Sauberkeit im Auto achten sollten. Dann kamen 560 Kilometer Fahrt. Mit 180 Sachen fuhr er ständig so dicht auf, dass man fast die Schweißtröpfchen des Fahrers vor uns sehen konnte. Und wenn der nicht sofort Platz machte, gab es ein Geschrei im Auto, was das denn für ein Sonntagsfahrer sei.

Nach 150 Kilometern wurde es mir zu viel, und ich bat ihn, doch etwas langsamer zu fahren. Nach einem wütenden Anschnauzer, dass er es sich verbitte, gemaßregelt zu werden, platzte auch mir der Kragen. Es gab einen wütenden Streit, der damit endete, dass er bei einer Raststätte anhielt und mein Gepäck aus dem Auto schmiss – und mich hinterher. Dumm nur, dass er die Autobahnstreife nicht bemerkte, die dort gerade Rast machte. Die Polizisten waren so freundlich, mich in ihrem Auto mitzunehmen, und nach fünf Kilometern hatten wir ihn eingeholt. Das Ende der Geschichte: Führerscheinentzug wegen Nötigung am Steuer und Nichteinhalten der Geschwindigkeitsbegrenzung. Außerdem musste er meine Zugfahrt und das Taxi bis zum nächsten Hauptbahnhof bezahlen.

Barbaros Gecer, Istanbul

Thai-Ausbeuter trifft 68er-Gutmensch

Mein skurrilstes Erlebnis mit einer Mitfahrgelegenheit hatte ich 1996 auf einer Fahrt von München nach Genf. Kurz nach der Abfahrt im Münchner Zentrum waren meine zwei deutschen Mitfahrer schon an der Münchner Freiheit (nach etwa einem Kilometer) in einen wilden Streit geraten. Beide wollten nach Zürich.

Er war vom Typ abgewrackter Aussteiger aus reichem Elternhaus (»Scheißkapitalistenärzte«), der seit 15 Jahren in Thailand lebte. Unter anderem machte er mit dem Export von Lederjacken nach Deutschland seine Geschäfte.

Sie – Typ abgehalfterter 68er-Gutmensch ohne Frontzähne (was sie nicht an einem nicht enden wollenden Wortschwall hinderte) – fragte ihn, wovon er denn sonst noch lebe. »Ich lass da so ’n paar Thais für mich in meiner Strandbar malochen.« Sie kreischte, dass man so über fremde Nationen »gerade mit unserer Vergangenheit« doch nicht reden dürfe. Darauf er: »Ey, du blöde Sau, halt die Fresse, sonst haue ich dir drauf.« Ich sah den Zeitpunkt gekommen, meine Autorität verbal wiederherzustellen, und mahnte die Streithähne zur Ruhe.

Da ich neben den beiden noch einen tunesischen Studenten und dessen Mutter im Auto hatte, die aber kein Visum für Österreich besaß (es war noch Schengen-freie Zeit), konnten wir nicht die übliche Route über Bregenz fahren, sondern mussten die Fähre in Meersburg nehmen, um österreichisches Staatsgebiet zu vermeiden. Es herrschte eine ruhige, aber gespannte Atmosphäre. Die Tunesier sprachen ohnehin nur arabisch oder französisch, die Deutsche hatte sich furchtsam in die Ecke der Rückbank gekauert, der Thai-Ausbeuter döste auf dem Beifahrersitz.

Damals war der Sprit in Deutschland billiger als in der Schweiz, so dass ich kurz vor der Grenze noch einmal tankte. Als ich die Tankrechnung bezahlen wollte, stand der Deutsche vor mir und verlangte von der Verkäuferin eine »Kanne Bier«. »Was wollen Sie?« »Eine Kanne Bier! Wie blöd bist du denn?« Doch als er schließlich seine Bierdose bekam, schien er glücklich zu sein. Als ich zum Auto zurückkehrte, bot mir die Deutsche einen an einem Ast hängenden Apfel an. Woher sie den Zweig habe? Auf dem Grundstück neben der Tankstelle habe sie ihn von einem Baum abgerissen. Eva im Paradies muss überzeugender gewesen sein, schoss es mir durch den Kopf. Jedenfalls lehnte ich dankend ab.

Ich versuchte nun, mit dem Auto so schnell wie möglich Land zu gewinnen. Die Fährenüberfahrt, auf der ich mich vom Auto und meinen Mitfahrern entfernen konnte, war eine wahre Erholung.

Kurz vor Zürich fragte ich die beiden Deutschen, wo sie abgesetzt werden wollten. Er: Bahnhof. Sie: Schweigen. Als wir am Bahnhof hielten und ich den Kofferraum öffnete, um das Gepäck herauszunehmen, nahm sie mich beiseite und sagte: »Setzen Sie mich bitte woanders ab, dieser Wahnsinnige bringt mich sonst hier noch um.« Ich setzte sie ein paar hundert Meter vom Bahnhof entfernt ab und bat sie um Zahlung. Sie: »Ach, ich habe gar kein Geld dabei, ich fahre ja zu Bekannten.« Seufzend gab ich ihr meine Adresse, damit sie mich in München kontaktieren konnte, um mir die 17 Mark zu zahlen.

Eine Woche später erreichte mich – zurückgekehrt nach München – ein Brief mit einem 20-Mark-Schein. Ich war sehr überrascht – das Geld hatte ich längst abgeschrieben. Ich schickte ihr in einem Briefumschlag drei Eine-Mark-Briefmarken zurück. Einige Tage danach erreichte mich eine wütende Postkarte: Was mir einfalle, ihr einfach Geld zu schicken. Sie kenne mich nicht und sei nicht käuflich, ich solle sie also gefälligst nicht weiter belästigen. So endete diese denkwürdige Episode. Ich habe danach immer wieder Leute mitgenommen. Eine derartige Live-Comedy wurde mir leider nie wieder geboten.

Gebhard Rehm, München

400 Kilometer mit Geruchsbelästigung

In Hamburg waren mir zwei Mitfahrer nach Düsseldorf vermittelt worden. Als ich sie direkt in der Zentrale abholte, standen mir zwei waschechte Tippelbrüder gegenüber. Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen, aber ich ließ mir nichts anmerken. Und da die beiden sich deutlich Mühe gaben, diesen ersten Eindruck durch betont gutes Benehmen abzumildern, hakte ich den Fall im Geiste unter »Musst du halt jetzt durch« ab. Allerdings waren das 400 Kilometer unter erschwerten Bedingungen – wegen des infernalischen Gestanks, den die beiden ausdünsteten. Eine vorherige Dusche mitsamt Kleidung wäre echt nett gewesen.

Mir blieb also nichts anderes übrig, als die Lüftung auf Maximum zu stellen und sämtliche drehbaren Belüftungsschlitze in mein Gesicht zu lenken. Ansonsten war die Fahrt völlig unauffällig, die beiden verhielten sich in jeder Hinsicht korrekt. Ob der Gestank in meinem Auto haften geblieben ist, konnte ich nie feststellen, da meinem Geruchssinn während dieser Fahrt eine dicke Hornhaut wuchs.

Andreas Vehrenberg, Neuss

Mitfahrer-Erhitzung zur Motorkühlung

Mein Lieblingserlebnis mit der Mitfahrzentrale stammt aus den neunziger Jahren. Damals fuhr ich regelmäßig von Münster nach Aachen mit. Die Fahrerin, die ich nie vergessen werde, hieß Elke – promovierte Chemikerin, sehr klug, wenn auch etwas kompliziert, und Besitzerin eines Daimlers älteren Baujahrs.

Eines schönen Freitags im Sommer fuhren wir also gen Aachen. Die Sonne brannte vom Himmel, 30 Grad Celsius und – wie üblich – über zehn Kilometer Stau vor dem Kreuz Duisburg-Kaiserberg. Da standen wir nun und schwitzten. Elke blickte auf die Anzeige für die Kühlertemperatur ihres Wagens: 90 Grad Motortemperatur. Das erschien Elke viel zu viel. Die Beteuerungen der Mitfahrer, dass 90 Grad für uns Menschen zu viel, für einen dieselgetriebenen Daimler aber völlig okay seien, konnten sie nicht beruhigen.

Um ihrem Daimler Erleichterung zu verschaffen, schritt sie zur Tat und schaltete Heizung und Gebläse des Autos auf volle Leistung: So müsse doch die Wärme aus dem Motorraum abgesaugt werden können. Wüstenheiße Luft in Ventilationsstufe vier blies uns nun entgegen. Völlig ausgetrocknet und somit kaum noch zur Argumentation fähig, sahen wir uns den Experimenten der Fahrerin ausgeliefert.

Selbst als sich der Stau auflöste und wir wieder zügiger gen Aachen fuhren, blieb die Heizung an – und die Fenster geschlossen! Dass die Motortemperatur konstant bei 90 Grad verharrte, beeindruckte Elke nicht. Sie sah sich dadurch eher bestätigt, dass die Wärmeabgabe via Heizung in die Fahrgastzelle erfolgreich war und deshalb fortgesetzt werden musste. Sie mochte ihren Daimler erkennbar lieber als uns.

Jürgen Gemen, Pattensen

Soldat als Polizeischreck

Ich bin häufig in Osteuropa mit dem Auto unterwegs und nehme da auch Anhalter mit, da sich dabei oft sehr interessante Unterhaltungen ergeben und man so Land und Leute besser kennenlernt.

In der Ukraine hält die Polizei gerne mal Autofahrer an, um aus diversen (meist unzutreffenden) Gründen eine kleine »Spende« ohne Quittung zu erbitten.

Eines Tages hatte ich unter anderem einen Soldaten als Anhalter mitgenommen. Dieser saß auf dem rechten Rücksitz, als mal wieder ein Polizeiposten mit der Kelle winkte. Ich setzte den Blinker und fuhr rechts ran. Der Polizist sah die Uniform auf dem Rücksitz – mit entsetztem Gesicht und hektisch mit der Kelle fuchtelnd, bedeutete er mir, doch bloß schnell weiterzufahren. Darüber haben wir uns dann den Rest der Fahrt köstlich amüsiert.

Michael Möller, Kamenz

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Dumm, dümmer,
Darwin Award

Der Darwin Award wurde in den neunziger Jahren von Biologiestudenten der Stanford-Universität in Kalifornien für Liebhaber des schrägen Humors erdacht. Seit 1994 wird die pietätlose Auszeichnung jährlich »jenen Vertretern der Spezies zuerkannt, die sich auf die spektakulärste und denkbar blödeste Weise aus dem Genpool entfernt haben«, definiert die Webseite www.darwinawards.com die Preisträger. Indem sie ihre Dummheit nicht weitervererbten, leisteten sie einen wertvollen Beitrag zur Evolution – daher der Darwin im Namen. Hier drei tragische Fälle von Dummheit bei Reisenden, die nominiert wurden:

Gefährliche Liebschaft

Dezember 1991, Florida: Am Himmel zieht eine zweimotorige Piper PA-34 ihre Bahn – bis sie plötzlich über den rechten Flügel in einen Sturzflug übergeht und am Boden zerschellt. In den Trümmern finden Rettungskräfte die nur teilweise bekleideten Leichen des Piloten und seiner Flugschülerin. Zitate aus dem Bericht der US-Verkehrsbehörde: »Der vordere rechte Sitz war in Liegeposition«, »Keiner der beiden trug Sitz- oder Schultergurte«, »Es gibt keine Anzeichen, dass die Reißverschlüsse oder Gürtel der Kleidung mit Gewalt geöffnet wurden«. Das in gedrechselter Amtssprache formulierte Fazit des Gutachtens: Der Pilot habe während des Fluges die falsche Entscheidung getroffen, die Aufmerksamkeit seiner Copilotin auf anderes als das Führen eines Flugzeugs zu lenken. Vom Sex über den Wolken träumen zwar viele, die zu gern dem sogenannten Mile High Club beitreten würden – doch im Cockpit zeugt es tatsächlich von grandioser Dummheit.

Kroko im Limpopo

Neujahr 2010, bei Phalaborwa im Norden Südafrikas: Mariska B. springt in die graugrünen Fluten des Olifants-Flusses, der in den Limpopo mündet. Und ein zweites Mal. Doch beim dritten Mal an diesem Tag geht alles ganz schnell: Ihre Freunde sehen nur noch ein Kräuseln auf der Wasseroberfläche – ein Krokodil zieht sie unter Wasser, die 27-jährige frühere Sportschwimmerin hat keine Zeit, zu schreien oder zu kämpfen. Dabei war Mariska B. gewarnt – Schwimmen im Olifants ist streng verboten. »Man sollte noch nicht einmal einen Zeh in den Fluss stecken«, wie eine Einheimische sagte, »es wimmelt von Krokodilen und Flusspferden.« Die Polizei suchte mit langen Stangen und Spürhunden nach Mariskas Leiche, doch das Reptil hatte ganze Arbeit geleistet.

Verrechnet und verdurstet

Juli 1991, in den Badwater Salt Flats im kalifornischen Nationalpark Death Valley, einem der heißesten Orte der Welt: Patrick, ein 40-jähriger Fitnessfanatiker, sinkt 800 Meter entfernt von seinem roten Truck auf den Boden – und stirbt.

Neben ihm liegt ein leerer Wassersack, im Auto ist literweise Wasser. Was ist passiert? Wie viele Wagemutige wollte der Mann sein Glück testen und zu Fuß die Salzpfanne durchqueren und wieder zurücklaufen. Da hier, am tiefsten Punkt der USA, regelmäßig Temperaturen von über 50 Grad Celsius herrschen, engagieren alle anderen Helfer, die sie nach der Hälfte der Tour mit Wasser versorgen. Nur der fitte Patrick wollte die 32 Kilometer zu Fuß alleine schaffen, wohl einen Rekord aufstellen. Er habe genau errechnet, wie viel Wasser er brauche, hatte er Freunden vor seiner tödlichen Wanderung erzählt, und dass er keinen Tropfen mehr mitnehmen wolle, um Gewicht zu sparen. Seine Rechnung ergab: 2,8 Liter. Wegen dieser fatalen Fehlkalkulation schaffte Patrick die letzten rettenden Meter zu seinem Wasservorrat nicht mehr – mindestens elf Liter planen Wanderer normalerweise ein, um den mühsamen Marsch durch das matschige Salz sicher zu überleben. Noch etwas hatte der Mann vor seinem Abenteuer einem Freund anvertraut: Er würde mit Absicht den Rangern des Parks nichts von seinen Plänen erzählen, weil sie ihn sonst beobachten würden – eine Darwin-Award-würdige Entscheidung.