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Kapitel 7

Flüge, die man nie vergisst, Teil 1
Triebwerk kaputt, Fischreiher tot

Es fehlte nicht viel, und Anupam Tiwari hätte am 26. Mai 2010 die letzte Toilettenpause seines Lebens gemacht. Während eines Fluges von Dubai nach Pune verließ der Air-India-Express-Kapitän das Cockpit. Sein Copilot übernahm, die Boeing 737 war auf Autopilot geschaltet. Tiwari lief durch die Kabine, die 113 Passagiere waren mit ihrem gerade servierten Menü beschäftigt. Da das Klo besetzt war, kehrte der 39-Jährige um.

Vorn stand er erneut vor einer verschlossenen Tür. Der Zugang zum Cockpit muss aus Sicherheitsgründen von innen entriegelt werden, doch als Tiwari das Klingelsignal betätigte, kam keine Reaktion. Plötzlich bemerkte er die starke Neigung des Bodens und realisierte, dass eine volle Blase das erheblich kleinere von zwei Problemen war, die er gerade hatte: Das Flugzeug befand sich im Sturzflug, verlor jede Sekunde Dutzende Höhenmeter und wurde immer schneller. Erst mit dem Notfallcode konnte Tiwari ins Cockpit gelangen, seit dem Beginn seines Spaziergangs waren etwa 40 Sekunden vergangen.

In diesen 40 Sekunden hatte sich hier vorne einiges getan: Wegen zu hohem Tempo schrillte ein lautes Warnsignal, sein Copilot war in heller Panik, laut einer Anzeige betrug der Neigungswinkel des Flugzeugs 26 Grad. Und der Geschwindigkeitsmesser zeigte »Mach 0,88«. Das sind 88 Prozent der Schallgeschwindigkeit – mehr als für ein solches Flugzeug als Maximum zulässig.

Der Pilot riss sein Steuerhorn zurück, doch wegen eines Missverständnisses drückte sein Kollege gleichzeitig seines nach vorn – mit dem Erfolg, dass sich die Aktionen der beiden gegenseitig blockierten. So war es jedenfalls später im Untersuchungsbericht der indischen Luftsicherheitsbehörde DGCA zu lesen. Erst als die Maschine mehr als 2000 Meter abgesackt war, konnte der Kapitän sie wieder unter Kontrolle bringen. Keinen Moment zu früh: »Eine Fortsetzung des starken Sinkfluges hätte zu einer katastrophalen Beschädigung des Flugzeugs in der Luft geführt«, heißt es in dem Bericht. Nur etwa zwei Minuten trennten die Insassen von einem Aufprall im Arabischen Meer. Die Passagiere des Fluges nach Pune kamen schließlich mit dem Schrecken davon. Ein paar Gegenstände waren durch die Kabine geflogen, aber verletzt wurde niemand.

Schuld an dem Notfall war ein Missgeschick des Copiloten, das den Komikern Laurel und Hardy alle Ehre gemacht hätte. Er hatte versucht, seinen Sitz nach vorne zu verstellen, und war dabei an das Steuerhorn gekommen. Als es dann abwärts-ging, geriet er in Panik und schaffte es nicht, das Flugzeug wieder unter Kontrolle zu bringen. Die DGCA empfahl später, das Curriculum für die Pilotenausbildung zu ändern, um ihre Crews besser auf solche Zwischenfälle vorzubereiten.

Bei manchen der folgenden Flugzeug-Anekdoten hätte den Piloten allerdings keine Ausbildung der Welt geholfen – SPIEGEL-ONLINE-Leser berichten über Technikpannen und schräge Zwischenfälle an Bord.

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Ein Flug mit Air India von Mumbai nach Delhi: Die Türen waren bereits geschlossen, die Triebwerke liefen. Mitten in der Begrüßung schrie die Stewardess hysterisch ins Mikrofon: »Are you mad?!«(»Sind Sie wahnsinnig?«) Die Fluggäste sahen sich geschockt an. Keiner wusste, was passiert war. Wie sich herausstellte, hatte jemand vom Bodenpersonal in leuchtfarbener Warnjacke auf der Toilette gesessen. Als er merkte, dass das Flugzeug bereits losrollte, rannte er zur Tür und versuchte, sie zu öffnen. Vergeblich. Wir mussten zum Gate zurückrollen, um den unfreiwilligen Passagier abzugeben.

Martin und Katharina Leybold, Reichenschwand

Auf dem Flughafen von Alicante warteten wir am 11. September 2002 auf eine Maschine aus Malaga, in die wir nach Dortmund zusteigen sollten. Als sie dann nach etwa 90 Minuten endlich landete, wurden alle Passagiere hineingedrängt. Der Pilot sagte nur, dass für Erklärungen keine Zeit sei, da sonst der Dortmunder Flughafen für die Nacht dichtmache. Als wir dann in der Luft waren, sagte der Pilot gut gelaunt: »Es gab eine Bombendrohung und ein überschüssiges Gepäckstück. Die Maschine wurde komplett untersucht, aber es wurde nichts gefunden. Ob das nun gut ist oder nicht, werden wir wissen, wenn wir heil in Dortmund gelandet sind.«

Alexandra Burckhardt, Duisburg

Anfang der Neunziger vor dem Start einer betagten Lockheed-TriStar der Delta Air Lines von San Francisco nach Frankfurt. Nach dem Boarding geschah eine Weile gar nichts, dann kam die Durchsage: »Liebe Gäste, die hintere Tür lässt sich zwar schließen, aber sie verriegelt nicht. Wir bleiben noch eine Weile hier, ein Mechaniker schaut sich das mal an. Währenddessen kommen die Passagiere der Economy in den Genuss, zwei unserer charmanten Flugbegleiter bei einer artistischen Nummer bewundern zu können. Viel Vergnügen!« Und tatsächlich fingen die zwei Jungs an, mit kleinen Coladosen zu jonglieren. Sie standen in Höhe der Bordküche je in einem Gang, dabei flogen auch Dosen quer durch die Küche und wurden von dem jeweils anderen aufgefangen und in die Jonglage aufgenommen. Großer Jubel bei den Gästen.

Gleichzeitig hörte man immer wieder leise den elektrischen Verschlussmechanismus der defekten Tür. Auf einmal gab es einen mächtigen Schlag, und kurz darauf zog der Mechaniker mit zufriedenem Gesichtsausdruck wieder ab. Durchsage aus dem Cockpit: »Leute, alles klar, wir können los. Die Tür ist jetzt bombensicher in der Verriegelt-Position blockiert, die kriegen wir nie wieder auf. Sollte alles wie geplant verlaufen, werden wir die Tür ohnehin nicht benötigen. Wenn doch, haben wir ganz andere Probleme, über die Sie nicht nachdenken wollen. Genießen Sie den Flug!«

Daniel Prinz, Berlin

Auf einem Flug von Frankfurt nach Hongkong fragte die Flugbegleiterin kurz nach dem Abheben über das Bordmikrofon, ob ein Arzt an Bord sei. Nachdem sich keiner gemeldet hatte, ging sie gezielt auf Fluggäste zu, die mit einem Doktortitel auf der Passagierliste standen. Als sie auch mich fragte, antwortete ich, dass ich promovierter evangelischer Theologe sei. Worauf die Frau murmelte: »Vielleicht brauchen wir Sie dann später noch.«

Matthias Gensicke, Essen

Auf einem Flug mit der Swiss von Hongkong nach Zürich kam folgende Durchsage: »Meine Damen und Herren, unser Start wird sich aufgrund eines technischen Problems leider etwas verzögern.« Ich konnte sehen, wie zwei chinesische Techniker mit einer Holzleiter bewaffnet auf unser Flugzeug zukamen. Die beiden lehnten die Leiter an die Tragfläche, krochen beide daran hoch, öffneten eine kleine Klappe und leuchteten mit einer Taschenlampe hinein. Nach kurzer Diskussion schlossen sie die Klappe wieder und zogen mit ihrer Holzleiter von dannen. Kurze Zeit später sagte der Pilot: »Meine Damen und Herren, das Problem ist gelöst, wir können jetzt starten.« Daraufhin habe ich mir erst mal zwei Whiskey kommen lassen.

Andreas Hubrich, Shanghai

Wir waren 2004 auf Familienbesuch im Süden Nigerias. Zurück ging es mit Air France von Port Harcourt nach Frankfurt. Beim Einchecken gab es auf einmal einen totalen Stromausfall. Das nigerianische Bodenpersonal sagte dazu: »Da kommt eine Maschine rein, die brauchen den Strom jetzt für den Tower.« Nach der Landung wurde der Strom für den Tower wieder abgeschaltet, und das Check-in konnte weitergehen. Einige Wochen zuvor war am selben Flughafen eine Air-France-Maschine mit Kühen auf der Landebahn kollidiert. Und einige Wochen nach unserer Heimkehr ist der Flughafen-Tower von Port Harcourt aufgrund eines Kurzschlusses abgebrannt.

Petra Anunobi, Berlin

Auf einem British-Airways-Flug von Düsseldorf nach Birmingham verschüttete der Steward aufgrund heftiger Turbulenzen den Kaffee über meine Hose. Er lächelte mich an und fragte: »Ups, trinken Sie ihn lieber aus der Tasse?«

Wolfgang Bock, Hamburg

Im Jahr 1989 sollten wir auf unserem Flug von den Malediven nach München in einer Lockheed-TriStar noch in Abu Dhabi zwischenlanden. Es gab auch eine butterweiche Landung – nur leider nicht am geplanten Ort. Als Flugneuling hatte ich das zwar gar nicht bemerkt, wunderte mich aber über die vielen Krankenwagen und Feuerwehrautos neben der Landebahn.

Dann kam die Durchsage des Kapitäns mit einer Stimme, der man anmerkte, dass ihm ein Himalaja-Gebirge vom Herzen gepoltert war: »Meine Damen und Herren, Sie werden sicher schon bemerkt haben, dass wir nicht in Abu Dhabi, sondern in Dubai gelandet sind. Wir hatten während des Fluges einen Vogelschlag. Ich will das mal so erklären: In eines unserer Triebwerke ist ein Fischreiher geflogen, wodurch eine Pattsituation entstand: Fischreiher tot, Triebwerk kaputt! Wir werden Sie jetzt in den umliegenden Hotels unterbringen und morgen früh nach Reparatur des Triebwerks weiterfliegen.« Gut, dass er das erst nach der Landung verkündete – ich wäre sonst vor Angst gestorben. Am nächsten Tag ging es weiter nach München. Dort standen wir bereits auf der Verlustliste – man hatte zwar Ersatzteile aus Frankfurt angefordert, aber vergessen, in München Bescheid zu sagen.

Gisela Rubenbauer, Unterhaching

Im Jahr 2000 wollten mein Mann und ich mit Thai Airways von Bangkok nach Phuket fliegen. Als die Maschine vom Gate abgedockt hatte und schon ein paar Meter in Richtung Startposition gerollt war, bremste der Kapitän plötzlich wieder ab, das Flugzeug stand still. Kurz darauf war folgende Durchsage zu hören: »Sehr geehrte Damen und Herren, aufgrund eines technischen Defektes an einem der Triebwerke zögert sich der Start noch etwas hinaus, wir bitten um Ihr Verständnis!« Da ich ohnehin nicht gerade flugbegeistert bin, trug diese Nachricht nicht dazu bei, meine Stimmung aufzuhellen.

Von meinem Fensterplatz an der Tragfläche konnte ich kurze Zeit später beobachten, wie sich uns ein Fahrzeug näherte. Dem entstiegen drei thailändische Techniker, die sich dann an einem der Triebwerke auf meiner Seite zu schaffen machten. Die Männer untersuchten die Kabel hier, zupften da und machten nach zehn Minuten einen ziemlich ratlosen Eindruck. Wir rechneten schon mit der Durchsage, dass wir das Flugzeug verlassen müssten. Da holte einer der Techniker plötzlich einen riesigen Vorschlaghammer aus dem Wagen. Beherzt nahm er über Kopf Schwung und schlug mehrere Male mit aller Kraft auf das Triebwerk ein.

Dies wurde von ungläubigen und entsetzten Kommentaren der Passagiere begleitet. Schließlich nickte der Techniker zufrieden, die Klappen am Triebwerk wurden wieder geschlossen, und er signalisierte mit in die Höhe gerecktem Daumen in Richtung Cockpit: Alles okay! Kurze Zeit später kam auch schon die Durchsage: »Meine Damen und Herren, der Schaden ist behoben, wir werden nun in Kürze starten!« Als unsere Maschine dann wieder ins Rollen kam, blickten wir »Todgeweihten« noch einmal aus dem Fenster und sahen die drei Techniker, die uns fröhlich grinsend zuwinkten – bye-bye.

Der Flug und die Landung verliefen dann aber entgegen unseren Befürchtungen völlig ruhig. An dieser Stelle möchte ich mich offiziell bei Thai Airways für die ruinierte Armlehne entschuldigen – aber irgendwo musste ich mich ja festkrallen!

Silke Kemler, Lohfelden

Im Oktober 1998 flog ich mit einer A340 der Air Mauritius von Mauritius nach Frankfurt. Ich fragte während des zwölf Stunden langen Fluges einen Steward, ob es möglich sei, das Cockpit zu besichtigen. Damals war das noch kein großes Problem. Dort unterhielten wir – meine damalige Frau und ich – uns ein wenig mit Pilot und Copilot. Ich sagte zu den beiden: »Das ist alles sehr interessant für uns, denn es ist erst unser zweiter Flug.« Der Copilot, der einige Papiere in der Hand hielt (vermutlich den Flugplan), sagte nun: »Oh! Das ist auch erst mein zweiter Flug, ich lerne gerade noch ein wenig für die Landung!« Das Aufsetzen ein paar Stunden später war so butterweich, dass er wohl sehr schnell gelernt haben muss.

Jens Schwalbe, Halle (Saale)

Ein Flug im Juni 2009 mit Air Berlin von Düsseldorf nach Stuttgart: Nach starken Gewittern und schon einer Stunde Verspätung durften wir endlich in das Dash-8-Flugzeug einsteigen. Nachdem zum vorhergesagten Starttermin die Triebwerke nicht angelassen wurden, kam die knappe Durchsage: »Die Flugsicherung sortiert die Maschinen nach dem Gewitter erst wieder ein – nach unserer Rechnung sollte es circa 20 Minuten dauern.« Nach 15 Minuten donnerte und blitzte es erneut heftig, und das Flugzeug wurde auf der Warteposition hin und her geschleudert. Durchsage des Piloten: »Es wird Sie sicherlich nicht überraschen, dass wir angesichts des aktuellen Wetters mit dem Start noch etwas warten möchten.«

Knapp 20 Minuten später: »Wir sehen hier vorne schon wieder die Sonne und warten jetzt nur noch auf die Startfreigabe – die Vorbereitungen haben wir ja schon seit längerem abgeschlossen.« Weitere zehn Minuten später: »Liebe leidgeprüfte Damen und Herren, bitte seien Sie nicht beunruhigt, wenn gleich bei uns einige Feuerwehrfahrzeuge erscheinen. Das gilt nicht uns, sondern der Nachbarmaschine. Da brennt die Klimaanlage.« Dann folgte (die Piloten dachten wohl, dass die Mikrofone abgeschaltet waren): »Schade, andererseits müssten wir uns dann hier nicht mehr den Hintern platt sitzen!« Nach dem anschließenden Gelächter in der Kabine kam eine Entschuldigung.

Stefan Weißhappel, Wien, Österreich

Im Jahre 2005 flog ich von Frankfurt am Main nach Chicago. Ich hatte einen Platz direkt vor den Toiletten, so dass sich der Monitor des Entertainmentsystems nicht in der Kopflehne des Vordermanns befand, sondern aus der Seite des Sitzes geklappt werden musste. Als ich das tat, fiel das Display aus seinem Rahmen und hing am Kabel herunter. Der Flugbegleiter kam mir mit Klebeband zu Hilfe. Während er damit den Schaden provisorisch behob, sagte er mir: »Keine Sorge, das ist das beste Klebeband der Welt. Das gleiche, mit dem die Tragflächen repariert wurden.«

Joachim Lehmann, Darmstadt

Vor Jahren durfte ich bei einem Besuch im Cockpit aus nächster Nähe miterleben, dass auch Piloten nur Menschen sind. Auf dem Weg zur Startbahn in Barcelona merkte ich, dass die Startklappen nicht ausgefahren waren. Die sorgen für mehr Auftrieb, wodurch erst ein Start im üblichen Tempo möglich ist. Nun gibt es auch größere Passagiermaschinen, bei denen das nicht nötig ist, aber hier war ich mir nicht so sicher. Letztendlich dachte ich mir: Die werden schon wissen, was sie tun. Nachdem der Pilot die Startfreigabe erhalten hatte, beschleunigte er den Flieger, jedoch beschwerte sich die Maschine mit einem lauten Warnsignal darüber, dass die Klappen nicht gesetzt waren. Als der Kapitän endlich merkte, was los war, sagte er: »Verdammt, schon wieder was vergessen.«

Oliver Strauss, Hilden

Auf einem Lufthansa-Flug von Frankfurt nach Orlando im Mai 2010 mitten über dem Atlantik: »Wie Sie sicherlich bemerkt haben, funktionieren weder die Bildschirme an Ihren Sitzen noch die Sitzverstellungen in der Business-Class. Außerdem ist es im vorderen Teil des Flugzeuges 36 Grad heiß, während es im mittleren Teil lediglich 10 Grad sind. Im hinteren Teil ist uns die Temperatur unbekannt, da dort die Sensoren ausgefallen sind. Unser Kabinenpersonal kann leider nicht auf Ihre Klingelzeichen reagieren, weil auch diese Funktion ausgefallen ist.

Dies liegt daran, dass in diesem nagelneuen A340-600 so ziemlich alles über einen zentralen Datenbus gemessen und gesteuert wird und dieser momentan neu gestartet wird. Dieser Vorgang wird circa 25 Minuten dauern. Falls Sie diese Ansage aus dem Cockpit hören können, bedeutet dies, dass der Sekundär-Datenbus im Cockpit und somit alle unsere Knöpfe und Hebel hier vorne noch funktionieren. Falls nicht, nicht!«

Andreas Agha Ebrahim, Starnberg

Ein Flug von Münster/Osnabrück nach Berlin: Während die Stewardess vor dem Start routinemäßig die Sicherheitsvorkehrungen erklärte, setzte sie sich auf einen Platz, um zu zeigen, wie der Gurt funktioniert. Sie schloss ihn und wollte demonstrieren, wie man ihn öffnet, aber er klemmte. Zehn Minuten verbrachten zwei weitere Personen mit dem Versuch, sie wieder freizubekommen. Der Pilot nahm es mit Humor und sagte: »Sobald die Stewardess entfernt ist, werden wir starten.«

Sandra Mergner, Bramsche

Kurz nach dem Start eines Fluges von Bremen nach Izmir mit Hamburg International gingen die Flugbegleiter immer wieder im Gang auf und ab, dann bauten sie die Sitze einer gesamten Reihe aus. Die Gesichter der Passagiere wurden immer länger. Die folgende Durchsage des Stewards war nicht sehr beruhigend: »Meine Damen und Herren, Sie haben vielleicht auch den Brandgeruch im vorderen Teil unseres Flugzeugs bemerkt. Um sicherzugehen, dass es nichts Schlimmeres ist, werden wir eine Sicherheitslandung in Hamburg machen. Da der Pilot momentan alle Hände voll zu tun hat, mache ich diese Durchsage.« Wenige Minuten später meldete sich doch noch der Kapitän zu Wort: »Sehr verehrte Damen und Herren, wir befinden uns gerade im Landeanflug auf Hamburg. Machen Sie sich bitte keine Sorgen und gucken Sie nicht aus dem Fenster. Am Flughafen wird alles voller Feuerwehrautos und Rettungskräfte sein, aber das hat rein gar nichts zu bedeuten.«

Nach der Landung wurde der Kabelbrand repariert, und mit zwei Stunden Verspätung flogen wir in der gleichen Maschine weiter in Richtung Türkei. In Izmir angekommen, toste ein enormer Applaus durch die Kabine, alle waren glücklich, gut gelandet zu sein. Der Steward sagte: »Wow, danke! So viel Applaus haben wir noch nie bekommen. Meine Damen und Herren, herzlich willkommen in Izmir. Äh … bitte bleiben Sie so lange angeschnallt, bis wir unsere erreichte Parkposi… Nein. Sie bringen mich ganz durcheinander. Bitte bleiben Sie so lange angeschnallt, bis wir unsere endgültige Parkreisehöhe erreicht haben, ähm, Position. Parkposition! Mann.«

Sukie Clasen, Malente

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Wann sind Flugtickets
am günstigsten?

Swoodoo, Idealo, Skyways, Opodo – noch nie gab es so viele Möglichkeiten für Verbraucher, sich ohne Hilfe eines Reisebüros stundenaktuell über Flugpreise zu informieren. Wer sich viel mit solchen Portalen beschäftigt, ist immer wieder erstaunt, wie stark sich die Preise von einem Tag zum andern ändern können: Schwankungen um ein Drittel des Tarifs und mehr sind keine Seltenheit.

Mit dem richtigen Timing kann man also viel Geld sparen. Die Frage, ob man lieber Monate vorher buchen oder auf Last-Minute-Schnäppchen hoffen sollte, haben die Wirtschaftswissenschaftler Makoto Watanabe und Marc Möller von der Universität Madrid erforscht.

Um mit der höchsten Wahrscheinlichkeit den besten Preis zu erwischen, muss man acht Wochen vor dem Flugtermin buchen, so das Ergebnis ihrer Studie, die im »Economic Journal« veröffentlicht wurde. Die Erklärung der Forscher: Wenn man einen Flug Wochen vorher buche, könnte etwas dazwischenkommen, was die Reise unmöglich mache. »Damit die Konsumenten das riskieren, müssen Fluggesellschaften Frühbucherrabatte anbieten. Daraus folgt, dass die Ticketpreise steigen, wenn das Flugdatum näher rückt.«

Die Studie ergab, dass Flüge zudem häufig teurer sind, wenn sie am Vormittag statt am Nachmittag gebucht werden. Die Fluglinien spekulieren darauf, dass Geschäftsreisende oft während der Arbeitszeit buchen, während Urlaube häufig erst am frühen Abend organisiert werden. So könnten die Airlines für Businessreisen höhere Tarife verlangen, sagen die Wissenschaftler.