Kapitel 12
Jede Menge Paare schliefen nicht mehr miteinander, und es ging ihnen vermutlich bestens. Hatte die Lust eben nachgelassen, na und. Es blieb ja dieses wohlige Grundgefühl, vorausgesetzt, man schlief im selben Bett, und das war ja bei ihm und Carol nach wie vor der Fall, wenn auch nur deshalb, weil Carol die Mädchen nicht mit irgendeiner phantasiereichen Erklärung beunruhigen wollte, warum Papa plötzlich auf der Couch schlief. Das kleinere Exil in Form eines fünfzig Zentimeter breiten Burggrabens aus kaltem Bettzeug war definitiv schmerzhafter. Sie konnte seinen Anblick nicht ertragen. Gelegentlich drehte sie sich im Schlaf zu ihm um, aber aus reiner Gewohnheit; wenn sie kurz erwachte und feststellte, dass sie mit der Wange an seiner Brust lag, zuckte sie zurück und verzog sich brummend an den äußersten Matratzenrand. Jedes Mal zog sie die Bettdecke mit und ließ Jackson allein in seinen Boxershorts liegen. Inzwischen war es ihm verhasst, in Unterwäsche zu schlafen. Die Boxershorts lösten die gleiche Beschämung aus wie als Junge die Unterhose, die er vor lauter Angst, dass Mutter einen braunen Fleck entdecken könnte, lieber in den Abfall stopfte als in die Wäsche.
Auch wenn jede Menge Paare also aufhörten mit dem Sex, hätte er nie gedacht, dass Carol und Jackson Burdina dazuzählen würden. Mag sein, dass sie es seit Flickas Geburt nicht mehr so oft miteinander trieben, aber siehe Bobby Sands: Diät und Hungerstreik waren immer noch zwei Paar Schuhe. Der Verlust schuf ein Gefühl der Beklemmung, das über die Schlafenszeit hinausreichte. Denn wenn er nicht im Bett lag, fürchtete er sich davor. Diese schwebende, ineinander verschlungene Trägheit zwischen dem ersten und dem zweiten Weckerklingeln war für ihn immer der schönste Teil des Tages gewesen.
Schon seit Anbeginn seiner Ehe ärgerte er sich über seine Unfähigkeit, seine Frau tatsächlich zu besitzen. Sie entzog sich ihm; sie hielt sich auf Distanz. Auch wenn Carols Selbstgenügsamkeit ihm immer Respekt eingeflößt hatte, hatte er für sich keinerlei Wunsch nach diesem unbeschwerten, bedürfnislosen Mit-sich-eins-Sein. So weiblich das Bild auch sein mochte, eine kleine innere Leere, jenes kleine, weiche, bodenlose Loch, das immer gefüllt zu werden verlangte, machte aus Jackson einen begehrlichen und somit begehrenswerten Mann. Hätte er sich plötzlich in einen Seelenverwandten verwandelt – einen diskreten, autarken Organismus, der genauso herumwuselte wie sie, der um nichts bat und nichts erwartete, der effizient und unermüdlich tat, was zu tun war, nun – da wäre Carol verdammt übel dran gewesen.
Denn früher hatte Jacksons Frustration über seine Unfähigkeit, sie … nicht direkt zu besitzen … aber sie einzunehmen, ihm ein belebendes Gefühl der Sinnhaftigkeit und ihnen beiden beste Unterhaltung geboten. Sie hatte ihren Spaß gehabt, ihn damit zu reizen, dass sie immer knapp jenseits seiner Reichweite blieb; er spielte gern den Jäger, der immer etwas zu jagen hatte. Doch nun hatte sich Carols aufreizende Unerreichbarkeit verfestigt, und es machte keinen Spaß, auf Safari zu gehen, wenn der Wildpark leer war.
Dabei hätte ihn Carol nicht noch zusätzlich bestrafen müssen. Gut, er war nicht konsultativ gewesen – was einfach nur hieß, dass er etwas Teuflisches, etwas unerwartet Pikantes und Unanständiges hatte tun wollen, das ausnahmsweise nichts mit den Kindern zu tun hatte, denn, mein Gott, schließlich hatte die Frau wenig Spontanes im Leben, abgesehen von immer wieder neuen Arztrechnungen oder, Überraschung!, einer nagelneuen Sorte Bakterium, die über Flickas Hornhaut herfiel. Und sicher, er hatte sich vielleicht nicht an den Grundsatz gehalten, dass man ein halbwegs funktionierendes Körperteil am besten in Ruhe ließ. Andererseits sah er auch nicht ein, warum die katastrophalen Auswirkungen dieses unüberlegten Mätzchens allein seine Schuld sein sollten. Hätte er die Infektion vorhersagen können, und hatte er nicht die ganze Packung Antibiotika genommen? Hatte er im Vorfeld nicht reichlich recherchiert? Und wie hätte er nach der begeisterten Aussage seines Cousins Larry wissen können, dass der Arzt ein Quacksalber war? War es seine Schuld, dass sein Schwanz noch immer aussah wie ein unförmiger Hotdog in einem zerdrückten Brötchen, aus dem in der Mitte ein Stück herausgebissen worden war? Er litt ohnehin schon genug, und Carols grausame Kälte war unverdient. Doch die Überzeugung, dass er nicht nur seine eigene Person, sondern auch die seiner Ehefrau verstümmelt hatte, war ihr nicht mehr auszureden. Wie sich herausstellte, glaubte sie wirklich, sein Schwanz gehöre ihr – ihr persönlich, und zwar mit der gleichen Schlichtheit und Vollkommenheit wie zum Beispiel ein Küchenspachtel –, und sie sei es, die ihm gnädigerweise seinen Schwanz gelegentlich ausborgte, etwa, wenn er pinkeln musste.
Zudem drängte sie ihn zu einer Auseinandersetzung mit sich selbst, für die Jackson wenig Geduld hatte. Es war nicht so, dass er sich selbst »fremd« war oder irgend so ein Blödsinn; Nabelschau war für ihn schwächlicher und sinnloser Mädchenkram. Was geschehen war, war nun mal geschehen. Was nützte also eine Gefühlsautopsie? Man konnte sie sezieren, wie man wollte, aber eine Leiche war und blieb eine Leiche.
Wobei, eine Leiche war sein Schwanz ja nicht gerade. Es war schlimmer als das. Er war entstellt, er war schlaff, und er lebte noch, was die Sache nur schrecklicher machte. Sein Schwanz erinnerte ihn an »Die Affenpfote«, jene Geschichte, die sie bei Mrs William in der achten Klasse gelesen hatten – in der der geliebte Sohn einen verheerenden Unfall hat, durch finstere Mächte wiederaufersteht und eines Nachts an die Haustür klopft. Sein Schwanz stand vor der Tür und wollte rein.
Vor ein paar Wochen hatte Jackson alles Menschenmögliche getan, um zu erklären, was ihn dazu getrieben hatte, auch wenn die Erklärungen offenbar sinnlos gewesen waren und er sich am Ende gefragt hatte, wozu er sich überhaupt die Mühe machte. »Es war nur für den Kick«, hatte er begonnen. »So eine schräge, übermütige Idee, als hätte man immer nur Pralinen geschenkt und wollte sich dieses Jahr mal was einfallen lassen und seiner Frau was wirklich Unerhörtes zum Geburtstag schenken. Wir sind umgeben von Leuten, die sich piercen oder sich neue Nasen machen oder sich Fett absaugen lassen – die ihren Körper wie ein Haus behandeln, das man nach Lust und Laune renovieren kann. Ich repariere ständig anderer Leute Häuser. Ich hab ein bisschen rumgespielt, okay? Eine kleine Geste, einfach nur aus Spaß. Herrgott, ich lass mir weder ein Magenband einsetzen noch meinen Männerbusen verkleinern; ich bin nicht mal tätowiert.«
»Mit diesem Körperteil pfuscht man nicht herum, ›einfach aus Spaß‹«, hatte sie beharrlich gesagt. »Das kauf ich dir nicht ab, Jackson. Dass diese Operation nur zum Spaß war, ein spontaner Einfall, eine kleine Laune.«
»Ich hab mich doch jetzt schon tausendmal entschuldigt. Aber ich seh nicht ein, warum man die Sache zu Tode analysieren muss. Ich komm mir vor, als wäre ich auf einem spontanen Ausflug am Samstagnachmittag gewesen, auf irgendeinem Berg, und plötzlich schlägt das Wetter um, und was als unbeschwerter Spaß begonnen hat, ist plötzlich lebensgefährlich, mit Windböen, die einen fast über die Klippe fegen, und die halbe Mannschaft leidet an Unterkühlung. So was kommt doch vor, meinst du nicht? Aber wenn die Rettungshubschrauber landen, dann halten dir die Sanitäter doch nicht erst mal eine Predigt über die Motivation hinter deiner düsteren und perversen Entscheidung, am Wochenende wandern zu gehen.«
»Du ermüdest mich, Jackson«, sagte Carol, die Lider auf Halbmast. »Meinetwegen kannst du auf Dinnerpartys die Leute mit deinem ganzen Quatsch bombardieren und mundtot machen, aber mich lass bitte aus dem Spiel.«
Er klopfte sich auf die Schenkel, stand auf und ging im Zimmer auf und ab – das von Tag zu Tag kleiner zu werden schien. Er würde ihr schon etwas Handfesteres bieten müssen als einen angeblichen Spleen.
»Hör zu. Willst du die Wahrheit wissen?«
»Das wäre erfrischend.«
»Ist mir aber peinlich.«
»Ich kann mir wenig Peinlicheres vorstellen als die gegenwärtige Situation.«
»Ich …« Verdammt, peinlicher ging’s nun wirklich nicht mehr. Er warf einen Blick aus der Tür, um sich zu vergewissern, dass die Mädchen noch nicht auf den Beinen waren, drehte den Knauf, bis es Klick machte, und senkte die Stimme. »Einmal bin ich überraschend nach Hause gekommen, weil wir einen Auftrag hier in der Gegend hatten. Die Mädchen waren in der Schule, und du musst dich wohl … Na ja, anscheinend hast du dich unbeobachtet gefühlt. Ich hab dich gesucht, und du hast mich nicht gehört, weil du … gerade anderweitig beschäftigt warst. Du warst nämlich hier drin, und du hattest die Tür offen gelassen.« Er hielt inne in der Hoffnung, dass sie sich den Rest zusammenreimen würde, aber stattdessen verschränkte sie die Arme und sagte: »Na und?« Er würde es also ausbuchstabieren müssen.
»Ich hab nicht spioniert, Carol. Ich wollte dich nur fragen, ob du Lust hast, mit mir was zu essen. Aber du warst – na ja, du hattest dich nackt ausgezogen, und es war am helllichten Tag, und das war schon ein bisschen seltsam. Du hast vor dem Spiegel gestanden, und deine Hände waren voll mit – ich weiß nicht – irgendwas Schmierigem, Cremigem.«
Sie lachte. »Haarkur. Es hat die optimale Konsistenz.«
»Tut mir leid, dass ich deine Privatsphäre missachtet hab, und du sollst auch nicht denken, dass ich mich angegriffen gefühlt hätte oder so was –«
»Warum hättest du dich angegriffen fühlen sollen?«
»Das nehm ich mal gleich zurück. Ich hab mich ein bisschen angegriffen gefühlt.«
»Ich darf nicht masturbieren? Das hättest du mir längst sagen müssen.«
»Das meinte ich nicht. Und angegriffen ist das falsche Wort. Ich war gekränkt.«
»Gekränkt? Jackson, ich arbeite unglaublich hart, die Marketingarbeit für IBM ist stinklangweilig, und hin und wieder muss ich ein bisschen Dampf ablassen.«
»Du verstehst mich nicht. Der Punkt ist, du warst in Ekstase. Du hast mit beiden Händen an dir rumgemacht, hast dir dabei zugesehen und warst total in Fahrt, und du hattest überall dieses Zeug – dann eben Haarkur. Und du hast gestöhnt und dir schmutzige Sachen zugeraunt. Scheiße.«
»Offenbar habe ich großen Eindruck auf dich gemacht. Aber warum in aller Welt hast du nicht einfach mitgemacht?«
»Ich habe mich ausgeschlossen gefühlt. Und du verstehst es immer noch nicht. Du hattest … mehr Spaß ohne mich als mit mir.« Er senkte den Blick. So. Jetzt war’s raus.
Sie nahm seine Hand mit einer Zärtlichkeit, nach der er ausgehungert war. »Also hast du mich gesehen, wie ich’s mir selbst mache. Das ist ein bisschen anders. Vielleicht ist es etwas hemmungsloser, wenn du nicht dabei bist. Ich wünschte, es wäre anders, aber es ist fast unmöglich, im Beisein eines anderen Menschen komplett seine Hemmungen abzulegen, selbst wenn man diesen Menschen liebt und selbst wenn man in der Gegenwart dieses Menschen mehr oder weniger entspannt ist. Ich sehe noch immer nicht ein, warum diese kleine Sitzung, bei der du mich beobachtet hast, auch nur das Geringste mit deiner vermasselten Penisvergrößerung zu tun hat.«
Er zuckte jedesmal zusammen, wenn sie die Sache so beim Namen nannte. Da er sich die Häufigkeit seiner eigenen, privaten Rituale – oder deren einstige Häufigkeit – nur ungern eingestehen wollte, mochte er auch nicht zugeben, dass ihm seit Jahren diese versehentlich beobachtete »Sitzung« als Vorlage diente. Selbst jetzt, nur vom Reden darüber, hatte er schon wieder eine Latte. (Zumindest andeutungsweise. Vermutlich sollte er dankbar sein über seine unterschwellige Begeisterung, auf die er vor allem wegen der Schmerzen überhaupt aufmerksam wurde; das Narbengewebe infolge der Infektion schnürte den Schaft in der Mitte zusammen wie ein Cockring.) Der Gedanke, wie sich Carol mit dem Haarzeug einschmierte und vor dem Spiegel befingerte, machte ihn richtig heiß und quälte ihn gleichzeitig. Großer Gott, das hätte man dieser Frau doch niemals angesehen, bei der Selbstbeherrschung. Außenstehende hielten Carol vermutlich für verklemmt. Und er hatte nicht vor, zu wiederholen, was er sie an jenem Tag hatte sagen hören – ihr laufender Kommentar aus Schmuddelkram wäre für beide zu peinlich gewesen und gleichzeitig so aufregend, dass sein Schwanz die fürchterlichsten Qualen gelitten hätte – was für ein verdammtes Biest sie war! An jenem Nachmittag hatte er sich so betrogen gefühlt, seit Jahren mit einer Wildkatze zusammenzusein, einer Wildkatze mit großen, üppigen Brüsten und einer Hand in der Fotze und lustvoll verzerrtem Gesicht, und er hatte die ganze Zeit gepflegten Blümenchensex mit einem Hauskätzchen gehabt.
»Ich wollte, dass du dich auch mit mir zusammen so fühlen würdest«, sagte er. »Ich wollte etwas beisteuern, damit du’s genauso aufregend findest, wenn du’s mit mir machst. Bevor ich dich damals gesehen hab, war mir gar nicht klar, dass du in der Lage bist … so abzugehen.«
»Habe ich nicht den Eindruck gemacht, dass ich Spaß mit dir hatte? Wir hatten ein wunderbares Sexleben. Wär’s nicht so gewesen, würde ich mich doch kaum jetzt so ärgern, dass es damit vorbei ist.«
»Siehst du? Spaß. Ein wunderbares Sexleben. So was sagt man bei einen Picknickausflug. Ich will nicht, dass du Spaß hast. Ich will dich rasend machen.«
»Na dann, herzlichen Glückwunsch. Ich bin rasend. Rasend vor Enttäuschung. Du hättest mit mir darüber reden müssen, statt dich wie einen Rostbraten aufschneiden zu lassen. Herrgott noch mal, wenn du’s einfach nur ein bisschen schärfer gewollt hättest, hätte ich gewartet, bis es die Haarkur wieder im Sonderangebot gibt.«
Ihr Scherz ließ ein Zugeständnis erahnen, und er setzte sich neben sie aufs Bett. Trotz der Schwüle trug sie neuerdings ein Nachthemd, doch die Tür war zu, und es ließ sich auch wieder ausziehen. Er legte ihr eine Hand auf den Oberschenkel. Sie blickte erst auf die Hand, dann sah sie ihm in die Augen; sie wirkte skeptisch, aber ausnahmsweise nicht feindselig. Es war noch etwas früh nach dem zweiten Eingriff beim Schönheitschirurgen – die Narben waren noch rot und empfindlich –, doch wie ein Arbeitsloser in einer Wirtschaftsflaute würde er sich nun da bewerben müssen, wo es die Jobs gab. Als er sie küsste, blieb sie passiv, aber immerhin schrak sie nicht zurück.
Als Jackson die Hand unter ihr Nachthemd gleiten ließ, waren sie meilenweit entfernt von einem erotischen Durchbruch mit einer Flasche Haarkur. Er war supersanft und superbehutsam, fragte implizit bei jeder Berührung um Erlaubnis, als wäre sie nicht seine Frau und Mutter seiner Kinder, sondern eine Jungfrau, die es langsam und liebevoll zu verführen galt. Schließlich gelang es ihm, ihr den reizlosen weißen Baumwollsack über den Kopf zu streifen – ein Negligé wäre natürlich undenkbar gewesen – und die beiden herrlichen Vanilleeiskugeln zu umfassen. Carol blieb eher teilnahmslos, hielt ihn aber auch nicht zurück. Der letzte Schritt stand noch bevor: das Abstreifen der verdammten Boxershorts, eine Enthüllung, die ihn jetzt mit Grauen erfüllte; er hätte auf Carols Seite des Bettes das Licht ausmachen sollen, als er noch die Chance gehabt hatte. Beim Herunterziehen schnitt ihm das Gummiband ins Fleisch; er sah, wie sie den Anblick unbedingt vermeiden wollte und doch hinschauen musste, wie sie hinschaute und wieder wegschaute. Besser würde seine Erektion nicht werden, das heißt, mehr war nicht zu holen, und auch wenn das jetzt nicht der richtige Zeitpunkt war, sich darüber Gedanken zu machen, musste er sich eingestehen, dass nach all dem Schnippeln und Ziehen und Häckseln und Zusammenflicken der entstellte Stummel – der an einen halb zerkauten Hühnerhals aus dem Küchenabfall erinnerte – jetzt noch kleiner war als zuvor.
Als er sich auf sie legte, erinnerte Carols verzerrtes, zuckendes Gesicht ein wenig an den Augenblick, als er sie inmitten ihrer Haarkuraktion erwischt hatte, wobei ihr Gesicht in Wahrheit der wackligen Grimasse eines Patienten kurz vor seiner Darmspiegelung vermutlich näherkam. Da Carol offenbar keine Hilfestellung leisten würde, stützte er sich mit einer Hand auf und versuchte, seinen behinderten Schützling in Position zu bringen. Er schob sich ihr entgegen, sein Schwanz wölbte sich, er zuckte zusammen. Er unternahm einen weiteren Versuch, indem er seinen Mittelfinger wie eine Schiene unter den Schaft hielt, doch mit einer einzigen, zugegebenermaßen anmutigen Bewegung rollte sich Carol unter ihm hervor und stand auf einmal neben dem Bett. »Ich kann das nicht.« Trotz der schwülen Julinacht zitternd, griff sie nach dem Nachthemd, das zerknüllt unter ihrem Kopfkissen lag. »Tut mir leid. Ich hab’s versucht, aber selbst wenn du ihn reinkriegen würdest, Jackson, ich kann’s nicht. Er ist einfach zu widerlich.«
Carol hatte keinerlei Hang zur Theatralik, und er glaubte eigentlich nicht, dass sie zum Klo rannte, um sich zu übergeben. Aber sie flüchtete ins Bad und schloss hinter sich die Tür, und sie war lange weg.
»JA, MR POGATCHNIK, es ist nur so, dass –«
»Hören Sie? Nicht auf meine Kosten. Ich bin Ihnen unzählige Male wegen Ihrer Frau entgegengekommen, Knacker. Aber das hier ist kein Hospiz. Eine Firma ist eine Firma.«
Jackson spähte hinter seiner Trennwand hervor. Pogatchnik war mit Sommersprossen übersät und hatte kurze Beine, einen kurzen Hals und Finger wie Wiener Würstchen. Mit seinem rot-weiß gestreiften Hemd, den Fettarschbermudas und der umgedrehten Baseballkappe, die aus diesem Winkel wie ein Barett wirkte, hätte nur noch ein Lutscher gefehlt, um das Bild eines Riesenbabys zu vervollständigen. Er war der Einzige im Büro, der gepolstert genug war, um in Sommerklamotten nicht zu frieren; Mitte August dagegen trug Shep eine Daunenweste, und er hatte gelernt, mit Handschuhen zu tippen. Pogatchnik fasste das Bergsteigeroutfit offenbar als Herausforderung auf, und seit Juli steigerten sich die beiden immer: Shep kam im Wollschal ins Büro, Pogatchnik stellte die Heizung zwei Grad kälter; Shep kam mit Ohrenschützern ins Büro.
»Ich fürchte, bei der World Wellness Company sind die Leitungen nur während der Geschäftszeiten besetzt«, erklärte Shep in ruhigem, übermenschlich gleichmäßigem Tonfall, der an Carol erinnerte. »Auch wenn ich in der Warteschleife hänge, nehme ich trotzdem die Anrufe für den ralligen Randy entgegen –«
»Wie haben Sie mich gerade genannt?«
»Ich meinte natürlich, ich nehme Anrufe für Handy Randy entgegen. Ich habe mich nur versprochen.«
»Sie sind auf dünnem Eis, Knacker. Halten Sie es unter diesen Umständen für klug, den Namen Ihres einzigen Arbeitgebers mit Schweinereien in Verbindung zu bringen?«
»Nein, Mr Pogatchnik. Ich weiß nicht, wie mir so was rausrutschen konnte. Sie machen mich anscheinend nervös, Sir. Wegen Ihrer … Unzufriedenheit.«
Zur Hölle noch mal. Shep hörte sich an wie ein armes Wehrpflichtigenwürstchen in der Grundausbildung, das schlotternd vor seinem Sergeanten steht. Es machte Jackson wütend, und zwar, vielleicht zu Unrecht, auf Shep. Diese Speichelleckerei in der Nachbarwabe gab ihm das Gefühl, persönlich betrogen zu werden. Er wollte wetten, dass der »rallige« Versprecher wirklich ein Versehen war und nicht die hinterhältige Spitze, die er hätte sein sollen. Immerhin war das ständige »Mr Pogatchnik« eine kürzlich eingeführte Büroregel und nicht auf Sheps arschkriecherischem Mist gewachsen. In einer Zeit, wo sich jeder, vom Restaurantgast bis zum Premierminister, beim Vornamen nennen ließ, hatte sich die absurde Formalität auf erfreuliche Weise ins Ironische verzerrt; auch wenn die fette rothaarige Kröte zu blöd war, um es mitzubekommen, schallte die Anrede mit unverhohlenem Sarkasmus durch das ganze Büro.
»Privattelefonate sind Privattelefonate«, sagte Pogatchnik. »Und die können Sie in der Mittagspause machen, auf Ihrem eigenen Telefon.«
Während er den ganzen Vormittag über Arbeitstrupps zusammenstellte, knapste Jackson an einem Rätsel herum, das ihm fortwährend zu schaffen machte. Die übrige Belegschaft hatte Jackson immer gemocht, oder zumindest hatten sie ihn geduldet – und bei so beengten Verhältnissen, wo Schulter an Schulter gearbeitet wurde, war Toleranz tatsächlich viel wert. Knacker dagegen war nicht immer gemocht, aber respektiert worden, damals, als Shep noch das Sagen hatte. Er hatte ein strenges Regiment geführt. Wer sich dabei erwischen ließ, wie er in den Kühlschrank eines Kunden griff und sich einen Schluck aus einer offenen Weißweinflasche genehmigte, konnte einpacken. Seine hehren Geschäftsprinzipien mochten ihm hinter seinem Rücken Spott eingehandelt haben, dennoch war die Belegschaft stolz darauf, dass der gute Ruf der Firma ein Heer von Stammkunden gesichert hatte. Als damals ein gelernter Klempner ein klaffendes Loch in einer Wohnzimmerdecke hinterließ, entschied sich Shep für eine minutiös zurechtgeschnittene Rigipsplatte, weil das für den Kunden billiger war, selbst wenn das Ersetzen der ganzen Tafel nur die Hälfte der Zeit gekostet und der Allrounder die zweifache Summe eingespielt hätte. Wenn er ahnte, dass ein Hausbesitzer knapp bei Kasse war, setzte er seine Schätzungen eher niedrig an. Er hielt sich an seine Kostenvoranschläge, selbst wenn der Job vertrackter war als erwartet. Es sei ihre eigene Schuld, behauptete Shep, wenn ein Job dreimal länger dauerte als geplant; sie hätten die Probleme voraussehen müssen.
Jackson selbst überzog nur selten die festgelegte Zeit, denn er war schnell – schludrig, sagte Shep manchmal dazu, und das Wort versetzte ihm einen Stich. Jackson war zwar schnell, aber er war gut, oder gut genug – und gut genug war gut genug. Geschliffenes Handwerk war in diesen Vorortschuppen sowie für die Katz. Die meisten Bruchbuden, die sie reparieren mussten, waren alte Arbeitergebäude für Wäschereiarbeiter oder Handwerker wie sie selbst.
Damals zu Allrounder-Zeiten hatte Jackson als rechte Hand des Chefs einen gewissen Status genossen, fast so, als wäre er der inoffizielle zweite Mann gewesen. Doch als Shep verkaufte und Jacksons Managerjob wirklich offiziell wurde, löste sich die Ehrfurcht der Mitarbeiter in Luft auf. Und genau hier lag das Rätsel, und Jackson musste zugeben, dass es ihm doch ein wenig Bauchschmerzen machte – trotz der Hänseleien wegen seiner »Fluchtphantasie« und trotz der öffentlichen Kriecherei vor »Mr Pogatchnik« konnte Shep noch immer ein Ansehen für sich beanspruchen, das nie unter ein bestimmtes Level fiel. Herrgott, die Selbsterniedrigung dieses Mannes war kaum zu überbieten. Dennoch, immer wenn ein richtig heikler Auftrag reinkam – wie heute Morgen, als der Bau einer Durchreiche zwischen Küche und Esszimmer einen Durchbruch durch einen halben Meter massiven Beton erforderte –, an wen wandten sich die Jungs um Rat? Kleiner Wink: jedenfalls nicht an Jackson Burdina.
ALS ES ENDLICH Mittag wurde, zwang sich Jackson, an Sheps Arbeitsplatz vorbeizuschlendern. Er hatte sich aus so vielen Mittagspausen ausgeklinkt, um nachmittags »Besorgungen« zu machen, dass allmählich allzu klar wurde, dass er seinem besten Freund aus dem Weg ging. Ständig war er in Verlegenheit, alles aus dem Gespräch zu streichen, was er gerade mit Carol durchmachte; wie beim Boxen durfte er mit keinem Thema unter die Gürtellinie zielen. Obwohl er natürlich immer auf die Absahner und armen Säue zurückgreifen konnte, war eine Schimpftirade allein als Ablenkungsmanöver niemals wirklich befriedigend. »Musst du telefonieren, oder kommst du mit, was essen?«
»Vierzig Minuten reichen nicht, um in dieser Telefonzentrale an einen echten Menschen ranzukommen«, sagte Shep. »Die Sache ist, gestern hatte ich eine Rechnung in der Post, die komplett abgelehnt wurde. Und zwar über 58 000 und ein paar Zerquetschte. Goldmans Sekretärin meinte, da sei vielleicht irgendein Zahlendreher passiert. Eine falsche Ziffer im Formular, und sie übernehmen nichts von den Kosten.«
»Kein Wunder, dass bei denen so viel Kohle für den Verwaltungsaufwand draufgeht«, sagte Jackson. »Carol meint, diese Firmen heuern scharenweise Leute an, deren ganzer Job nur darin besteht, Wege zu finden, um die Arztrechnungen der angeblich bei ihnen Versicherten nicht übernehmen zu müssen. Diese Wichser sind angeblich so gewieft, dass sie’s schaffen, sich aus durchschnittlich dreißig Prozent aller eingereichten Rechnungen rauszuwinden.«
»Klar, und jedes Mal, wenn sie sich ›rauswinden‹ oder wenn irgendeiner eine Zahl verdreht, geht die Rechnung in voller Höhe an meine Wenigkeit.«
»Krankenversichert ist krankenversichert«, donnerte hinter ihnen eine Stimme. »Sie sind überhaupt versichert und beschweren sich auch noch?« Es war Mr Pogatchnik, der Lauschangriffe als sein Vorgesetztenvorrecht ansah. »Dieser Vertrag hat mich ein Vermögen gekostet, Knacker.«
»Ja, mir ist klar, dass das einen beträchtlichen Posten darstellt. Zu meiner Zeit –«
»Es ist aber nicht Ihre Zeit. Hatten wir das nicht geklärt? Es ist nicht Ihre Zeit. Wiederholen Sie das bitte.«
»Es ist nicht meine Zeit.«
»Also bilden Sie sich bloß nicht ein, dass Sie von irgendwas ’ne Ahnung haben. Als Sie Chef von diesem Laden waren, mussten Sie nur einen Bruchteil meiner Belegschaft versichern. Kann schon sein, dass ich Ihre ehemalige Cadillac-Versicherung durch einen durchaus brauchbaren Ford Fiesta ersetzt habe. Nur hat sich in acht Jahren die Arbeitnehmerprämie für Kleinbetriebe pro Kopf verdoppelt.«
»Tja, es kostet, was es kostet«, sagte Shep, und Jackson bemerkte mit Erleichterung ein listiges Funkeln im Auge seines Freundes.
»Es kostet verdammt noch mal zu viel«, sagte Pogatchnik, der sich seiner pseudoprofunden Tautologien genauso unbewusst war wie der Existenz des Begriffes selbst. »Gerade hab ich nämlich den Vertrag verlängert, und Ihre Frau wurde als einer der Gründe für die Erhöhung angegeben. Ich kann nur hoffen, dass Ihnen die Dame was bedeutet, sie kostet mich nämlich jede Menge Geld.«
»Ja, zufällig bedeutet mir meine Frau etwas.«
»Jedenfalls sind die Neuen, die ich angeheuert habe, alle auf Zeitvertrag, ohne Leistungen. Also können Sie sich glücklich schätzen.«
»Bei medizinischen Fällen kann es um Leben oder Tod gehen«, sagte Shep mit größter Vorsicht. »Gar keine Versicherung anzubieten scheint mir … ein bisschen brutal.«
»Ich bin, was ich bin, oder? Ich bin kein Eisverkäufer. Ich bin Geschäftsmann. Wenn ich keinen Gewinn mache, stehen Sie alle auf der Straße.«
»Das mag wohl stimmen«, gab Shep zu.
»Und schwuppdiwupp, soll ich auch noch für Ihren Flachbildschirm und Ihr Kabelfernsehen löhnen. Was übrigens um einiges billiger wäre als diese verfluchte Krankenversicherung, und da könnte ich sogar noch ’ne Sitzecke und ein Flatrateessen bei Pizza Hut drauflegen.«
»Stimmt, das wollte ich noch fragen«, sagte Jackson, »könnte ich meine Salami nicht gegen Pepperoni tauschen?«
»Ich stelle die Leute ein«, polterte Pogatchnik weiter, der nicht den geringsten Sinn hatte für derartige Scherze. »Ich hab sie nicht adoptiert, und ihre ganzen verdammten Familien schon gar nicht. Sie beide werde ich so schnell nicht los. Aber ich kann Ihnen sagen, mit dieser Scheiße, dieser riesengroßen Kommunistenscheiße von der Wiege bis zur Bahre, ist es vorbei. Ich heuere jemanden an, um den Leuten die Haare aus dem Abfluss zu fischen, und nicht, weil ich dessen krebskranke Frau mitfinanzieren will, bevor sie dann sowieso übern Jordan geht.«
Pogatchniks Sprechpause hätte Shep die Gelegenheit zur Gegenwehr gegeben, doch seit dem »Mach’s gut, Arschloch!« neulich hielt sich der eigenmächtig degradierte Angestellte vorbildlich zurück.
»Wenn ich weiter gezwungen werde, die ganze Bagage hier krankenzuversichern«, fuhr Pogatchnik fort, »dann wär’s das bald mit Handy Randy. Sie kennen doch wohl einen der Hauptgründe, warum die amerikanischen Unternehmen alle ins Ausland abwandern? Wegen der Krankenversicherung. Ich würde verdammt noch mal auch den ganzen Laden nach China verlegen, wenn meine Mexikaner zwischen Beijing und Queens pendeln könnten. Wenn Sie beide heute zu mir kämen, würde ich Ihnen einen Job geben. Und das wäre alles. Ein Job ist ein Job. Bei Krebs könnten Sie dann auf Ihre Kosten sterben.«
»Und das wären also die ersten zehn Minuten von unserer Mittagspause gewesen«, murmelte Jackson, nachdem sie sich hinaus auf die 7th Avenue gerettet hatten. »Reicht nicht mehr für die Schlange bei Brooklyn Bread. Dann laufen wir wohl ein bisschen, was? Drecksau.«
»Er ist, wer er ist«, sagte Shep, und damit steuerten sie auf Prospect Park zu.
»ICH GEB’S NUR ungern zu«, sagte Jackson auf der 9th Street, »aber da ist schon was dran an dem, was Pogatchnik gesagt hat. Ich weiß auch nicht, was diese neuen Mitarbeiter machen sollen, wenn sie von einem Lieferwagen überfahren werden. Aber diese Leute haben teilweise riesige Familien. Wie soll eine kleine Firma wie Randy ihre ganzen Arztrechnungen tragen? Ich bin mir nicht sicher, warum das sein muss.«
»Irgendjemand muss dafür aufkommen.«
Sie hatten es so eilig gehabt, Pogatchnik den Rücken zu kehren, dass Shep vergessen hatte, seine Daunenweste auszuziehen, die er sich jetzt in den Rucksack stopfte. Die glühende Sonne war ein Segen nach der Eiseskälte im Büro, aber auch nur für wenige Minuten. Shep krempelte sich die Ärmel hoch; obwohl er vor Monaten das gemeinsame Eisenstemmen aufgegeben hatte, hatte er immer noch kräftige Arme. Was die kontinuierliche Gewichtszunahme des armen Kerls seit Januar anging, schwankte Jackson zwischen böser Genugtuung und Mitleid.
»Aber die Sache mit dem Arbeitgeber, das ist doch ein historischer Glücksfall«, sagte Jackson mit Autorität; vermutlich wäre er in der Lage, diesen ganzen Spaziergang mit einem Monolog zu den entsprechenden Fakten zu füllen. Das war es doch, was echte Männer eigentlich miteinander austauschen sollten: harte Fakten. »Bis ungefähr 1920 gab es im Grunde überhaupt keine Krankenversicherung. Du hast eine Arztrechnung bekommen, und du hast sie bezahlt. Während des Zweiten Weltkriegs, als die Arbeiter knapp waren, haben die großen Firmen dann um die paar Männer gebuhlt, die nicht eingezogen worden waren, und als kleinen Anreiz die Krankenversicherung angeboten. Kostete nicht viel, weil die Leute damals sowieso meist überraschend und in jungen Jahren tot umgefallen sind. So viel konnte man für die medizinische Versorgung gar nicht ausgeben, weil damals die Chemotherapie noch gar nicht erfunden war. Pogatchnik hält sich für komisch, aber damals war eine extra Krankenversicherung eigentlich wirklich nichts anderes, als seinen Lakaien einen Pizzagutschein hinzuwerfen. Wobei die Pizza gar nicht das Problem ist, sondern die Versicherungsgesellschaften! Das sind elende Schmarotzer, die vom Leiden der Leute profitieren!«
»Es sind halt private Unternehmen. Die sollen doch Gewinn machen.«
»Genau das ist doch der Punkt, du Schwachkopf! Genau das ist der Punkt, verdammte Scheiße!«
Sie hatten den Park erreicht; Jackson war wohl ein wenig laut geworden, denn eine Dame warf ihm aus der Nähe mit erkennbarer Großstadtbesorgnis einen Seitenblick zu und drehte ihren Kinderwagen hastig in die entgegengesetzte Richtung.
Jackson gab sich Mühe, seinen Ton zu mäßigen. »Weißt du noch, was du mir mal zum Thema Glücksspiel gesagt hast? Wenn die Leute nicht meistens verlieren würden, gäbe es überhaupt keine Glücksspielindustrie.«
»Ja, sicher«, sagte Shep. »Aber du gehst doch nicht etwa immer noch –?«
»Komm mal runter, vom Hunderennen lass ich inzwischen komplett die Finger«, sagte Jackson hastig. Auf die eine oder andere Lüge kam es inzwischen nicht mehr an. »Ich will doch nur sagen, Krankenversicherungen funktionieren genauso, oder etwa nicht? Alle Versicherungen. Im Durchschnitt muss man sein Leben lang mehr einzahlen, als man rausbekommt, sonst würde es diese Firmen doch gar nicht erst geben. Und deshalb ist jede Krankenversicherung ipso facto Betrug.«
»Ipso facto!« Shep lachte in sich hinein. »Klingt wie ’ne Waschmittelreklame aus den Fünfzigerjahren. Wo schnappst du dieses Zeug bloß immer auf?«
»Ich lese viel. Könnte dir auch nicht schaden.«
»Klar doch. Nachdem ich den ganzen Tag arbeite, in den Supermarkt gehe, Essen koche, Medikamente für Glynis besorge … Ihr eine Spritze Neupogen in den Hintern jage, nachdem ich sie vorher unter Lorezepam gesetzt hab, damit sie wegen der Spritze nicht hysterisch wird … Ihr Gesellschaft leiste, weil sie nicht schlafen kann, um zwei Uhr morgens Wäsche wasche und um drei die Rechnungen bezahle … Dann kann ich ja noch mal mit ’nem dicken Wälzer die Füße hochlegen, bevor um fünf der Wecker klingelt.«
»Na und? Flicka ist auch ein Vollzeitjob, und ich schaff jede Menge Bücher.«
»Du hast ja auch Carol.«
Davon, dass Jackson Carol »hatte«, konnte leider nicht die Rede sein, jetzt noch weniger als je zuvor. »Na ja, ist ja hier kein Wettbewerb«, sagte er.
»Ein Wettbewerb, wer von uns beiden mehr Selbstmitleid hat? Das könnte hart werden.«
»Von Selbstmitleid hab ich nie was gesagt«, sagte Jackson.
»Ich schon.«
»Warum solltest du mit mir Mitleid haben?«, sagte Jackson schroff.
Shep warf seinem Freund einen hastigen Blick zu. »Ich hatte das auf mich bezogen, du Vollidiot. Mit dir auch noch Mitleid zu haben wär ein bisschen viel verlangt.«
»Okay, lassen wir das.«
Verkrampft und schweigend gingen sie weiter.
Jackson hatte mal festgestellt, dass er nach dem Kauf neuer Schuhe jedes Mal eine Phase durchlief, in der er nicht aufhören konnte, anderer Leute Schuhe anzusehen – und sie jeweils als schön oder hässlich einzustufen. Das gleiche Phänomen galt jetzt für die Schwänze anderer Männer. Bei jedem Jogger und jedem Gassigänger, an dem sie vorbeikamen, stellte er fest, dass er zwanghaft die Wölbung unter dem Reißverschluss musterte und diejenigen bitter beäugte, die viel in der Hose hatten. Fahrradfahrer in engen Lycrahosen zogen seinen Blick auf ihren Schritt, wo sie sicherlich ihre glatten, geraden und funktionierenden Gemächte schön verpackt hatten, die sie törichterweise als selbstverständlich hinnahmen. Inzwischen hielt ihn wahrscheinlich der ganze Park für eine Schwuchtel.
»Gestern musste Glynis wieder wegen einer Bluttransfusion ins Krankenhaus«, sagte Shep nach einer Weile, um ein wenig Konversation zu betreiben. »Die Anzahl ihrer weißen Blutkörperchen war viel zu niedrig. Die Chemo musste abgesagt werden. Sie ist nicht stark genug.«
»Zumindest hat sie mal ein bisschen Luft«, grunzte Jackson.
»Klar, aber der Krebs hat dann auch Luft. Goldman meint, dass sie Alimta und Cisplatin nicht mehr verträgt, und wenn sie dann doch wieder Chemo bekommt, werden sie den Cocktail ändern. Das Wort muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Cocktail.«
Jackson musste es Shep schon lassen, er gab sich wirklich alle Mühe – um entweder so zu tun, als wäre zwischen ihnen alles in Ordnung, oder um alles tatsächlich wieder in Ordnung zu bringen.
Im Gegenzug machte Jackson nur einen widerwilligen Versuch. »Ja, ich stell mir so ’n tolles Martiniglas von Tiffany vor, eisgekühlt und mit Zahnstocher und Olive – nur das, was da drinnen so schimmert, ist kein Bombay Gin mit einem Schuss Wermut, sondern Strychnin.«
Doch kaum hatte Jackson sich seines freundschaftlichen Engagements wegen auf die Schulter geklopft, da war es auch schon wieder um seine Aufmerksamkeit geschehen, weil er an einen quälenden Vorfall vor etwa zehn Jahren denken musste. Er war gerade dabei gewesen, bei irgendeinem Hampelmann die klapprigen Setzstufen auszutauschen; obwohl es sich um einen Ein-Mann-Auftrag handelte, erstreckte sich der Job über drei bis vier Tage. Und zufällig befand sich der Treppenabsatz genau vor dem Arbeitszimmer dieser Niete. Jackson war immer stolz darauf gewesen, Leben in anderer Leute Häuser zu bringen und nicht nur der übliche mundfaule Handwerker-Muskelprotz zu sein. Er plauderte munter drauflos – manchmal über den Job selbst, aber öfter noch über das aktuelle Tagesgeschehen. So wie andere Leute bei der Arbeit pfiffen, nur weniger nervtötend. Eingedenk seines Status als vielseitiger Autodidakt – zum Beispiel hatte er sich die Bedeutung des Wortes Autodidakt selbst beigebracht –, gewährte er den Hauseigentümern durch seine erbaulichen Geschichten die Möglichkeit, etwas dazuzulernen. Sie hätten eigentlich dankbar sein müssen, dass er nicht dafür auch noch Geld verlangte.
Doch als Jackson am dritten Tag zu seinem Setzstufenjob aufbrechen wollte, hatte Shep ihn zur Seite genommen und gesagt: »Dieser Typ in Clinton, er will, dass du … na ja … Er will, dass du die Klappe hältst.« Anscheinend war der Setzstufentyp irgendein Romanschriftsteller, der sich bei dem Gerede auf seiner Treppe nicht »konzentrieren« konnte. Der Kunde hatte alles, was Jackson erzählt hatte, geradezu verschlungen und hegte garantiert die Absicht, diesen unwahrscheinlich intelligenten, eloquenten, übermenschlich großen »Charakterkopf« aus der Welt des Heimwerkerservice in einer seiner öden, unpublizierbaren Kurzgeschichten unterzubringen.
Klar hatte Jackson den Job durchgezogen und dabei die Klappe gehalten – zumindest sah er das so –, aber von Shep hätte er sich damals doch ein wenig mehr Solidarität gewünscht. Als Jackson eingewendet hatte, das Shep doch wisse, wie diese überheblichen Schriftstellertypen so seien: ständig dieser Horror vor dem leeren Bildschirm, ständig auf der Suche nach Ablenkung, nach einem Vorwand, um ihrer armseligen, pygmäengroßen Phantasie zu entfliehen, doch als er erklärt hatte: »Ich sag dir, der Kunde war total hin und weg, es hätte nicht viel gefehlt, und er hätte mitgeschrieben«, da hatte Shep ihm nicht mit Das glaub ich dir gern zugestimmt, sondern ihn unterbrochen und gesagt: »Hör zu, lass mal gut sein. Nur dieses eine Mal, ja? Wir machen unsere Arbeit, der macht seine Arbeit. Du bist kein Fernsehmoderator, du bist Handwerker.« Das war wirklich eine unnötige Härte gewesen, denn Shep wusste genau, wie sehr Jackson das Wort Handwerker hasste, für dessen Ersatz durch etwas Würdigeres, weniger Billiges auf ihrer Visitenkarte er sich stark gemacht hatte – zum Beispiel so was wie Berater für Bau- und Instandhaltung. Aber nein, auf der Karte musste Handwerker stehen, denn das sei das Wort, das die Kunden »verstünden«. Schlimmer noch, Shep hatte durchblicken lassen, dass Jacksons Gerede allen auf die Nerven gehe, dass dieser Typ einfach nur der Erste sei, der sich beschwert habe. Jackson hatte Shep beim Verkauf vom Allrounder und beim Überbordwerfen von Pemba und jetzt mit Glynis immer zur Seite gestanden, aber offensichtlich funktionierte die Unterstützung nicht unbedingt auch in die umgekehrte Richtung.
»Diese Bluttransfusionen dauern ungefähr fünf Stunden«, erklärte Shep gerade. »Und Glynis wird immer noch flau, wenn sie die Kanüle einführen. Aber unsere Nachbarin, Nancy, ist wirklich unglaublich. Sie begleitet Glynis immer, wenn ich nicht kann. Sie hält ihr die Hand und bringt sie auf andere Gedanken, mit Kochrezepten und so Zeug – und dann kommt Glynis nach Hause und kann die Zutaten für einen komplizierten, ekelhaft klingenden Hüttenkäse-Ananas-Dip runterbeten. Man muss versuchen, sie davon abzuhalten, dass sie auf die Nadel schaut. Und das ist gar nicht so einfach. In letzter Zeit haben sie Probleme, eine Vene zu finden, und müssen mehrmals reinstechen. Nancy ist unglaublich langweilig, aber nett. Langweilig macht mir kaum noch was aus. Alles, was mich interessiert, ist, dass die Leute nett sind.«
Jackson war nicht sicher, ob dieses Kompliment an irgendeine wildfremde Tante durch die Blume als Kritik gemeint war. Nach seiner anfänglichen Treue hatte er Glynis seit mehreren Wochen schon nicht mehr besucht. Kunden zu unterhalten war eine Sache; bei einer Freundin, die gerade durch die Hölle ging, die vorgefertigten Schimpftiraden weiterzuführen hatte irgendwann einen künstlichen Beigeschmack bekommen. Aber er wusste nicht, worüber er sich sonst mit ihr hätte unterhalten sollen, und er hatte seine eigenen Probleme.
»Inzwischen wurde mein Vater aus dem Androscoggin Valley Hospital entlassen«, fuhr Shep fort, »und in ein privates Pflegeheim in der Nähe gebracht. Es soll nur vorübergehend sein, für die Rekonvaleszenz. Aber er glaubt nicht daran. Er ist überzeugt, dass er für den Rest seines Lebens abgeladen worden ist wie ein Altkleidersack. Also muss sich Beryl einiges anhören. Die Lösung meiner Schwester sieht so aus, dass sie ihn einfach nicht mehr besucht.«
»Sauber«, sagte Jackson und erkannte schuldbewusst, dass er mit dem Problem Glynis zur gleichen Lösung gelangt war.
»Das heißt, dass ich ständig nach New Hampshire fahren muss. Was nicht so einfach ist, weil ich Glynis nicht lange allein lassen kann. Ich kann mir nicht mehr Urlaub oder freie Tage nehmen, als ich unbedingt muss. Trotzdem, ich will nicht, dass er sich verlassen fühlt. Ach ja, und Medicare hat ihn ausgeschlossen, da sie für seinen ›akuten Fall‹ die Kosten ja gedeckt haben. Also muss ich diese Morgentau-Residenz komplett aus eigener Tasche bezahlen. Achttausend im Monat, ob du’s glaubst oder nicht. Und jedes Aspirin kostet extra.«
Normalerweise hätte Jackson sein Mitgefühl bekundet, auch wenn Shep nach dem Verkauf der Firma mehr Geld auf der Bank hatte, als er selbst je zusammen auf einem Haufen sehen würde. Doch nicht einer seiner angeblich restaurativen Eingriffe war von der Krankenkasse übernommen worden, da es sich streng genommen um einen freiwilligen schönheitschirurgischen Eingriff gehandelt hatte. Also war er gezwungen gewesen, seine sämtlichen Arztrechnungen mit Kreditkarte zu bezahlen, plus 22 Prozent Zinsen; noch immer hatte er die ursprüngliche Operation nicht abbezahlt, und das waren nur die Schulden, von denen Carol wusste. Da er selbst kaum die Mindestratenzahlung seiner Kreditrate hinbekam, war er nicht so nachsichtig gegenüber Sheps bescheuerter Gutmütigkeit wie sonst.
»Wie immer«, erzählte Shep weiter, »muss ich Zachs Schulgeld zahlen, und Amelia mit ihrer Miete unterstützen –«
Da platzte Jackson der Kragen. »Wieso lässt du immer alles mit dir machen? Dein Vater, na, dann fährst du halt mal nicht rauf nach Berlin. Du kannst nicht. Deine Frau hat Krebs. Punkt. Und wenn die nächste Rechnung von diesem Pflegeheim eintrudelt, zahlst du halt einfach nicht. Du hast es doch in der Hand, verfluchte Scheiße! Was glaubst du denn, was dann passiert, sie setzen ihn auf die Straße? Es ist schlimm, aber so schlimm nun auch wieder nicht. Du hast doch erzählt, er hat dieses Haus, und dass er deswegen kein Medicaid beziehen kann. Na gut, wenn du die Rechnung nicht bezahlst, dann wird ihn dieses private Drecksloch einfach in ein öffentliches Drecksloch verlegen, oder etwa nicht? Ich wette, es macht ohnehin keinen großen Unterschied, wenn’s einem scheiße geht und man nicht aufstehen kann. Und dann tritt Medicaid auf den Plan, und vielleicht pfänden sie das Haus. Sollen sie doch! Sollen sie deinem egozentrischen Arschloch von einer Schwester einen schönen Arschtritt verpassen, damit sie da hochkant rausfliegt. Spiel einfach nicht mit, Kumpel! Und wenn du schon dabei bist, hol Zach aus diesem überteuerten Sportklub und freunde dich damit an, dass er einfach nur ein stinknormaler Schüler ist, der genauso gut auf ’ner öffentlichen Schule stinknormal sein kann! Sag Amelia, dass sie jetzt erwachsen ist, und wenn sie nicht genug verdient, um ihre Miete und ihre gottverdammte Krankenversicherung zu zahlen, dann soll sie sich einen anderen Job suchen, ob sie damit ihren zarten Kreativitätsdrang befriedigt oder nicht! Warum bist du der Einzige, der die Verantwortung übernehmen muss? Warum kannst du die Leute nicht auch mal sich selber überlassen, so wie du dir immer selber überlassen worden bist? Warum kannst du nicht mal anfangen, die Leute so zu behandeln, wie sie dich seit Jahren behandeln?«
»Ich bin, wer ich bin.« Sheps Ausspruch war so mechanisch, dass man unmöglich sagen konnte, ob es ein Scherz war.
Sie kehrten um und marschierten schweigend zurück. Jackson wusste nicht, ob er sich hätte entschuldigen müssen, aber eigentlich hatte er keine Lust dazu. Ihm war klar, dass er nicht vernünftig war, und dennoch beschlich sie ihn immer wieder: die Überzeugung, dass der »Spleen«, der sein Sexleben zunichte gemacht hatte und ihm noch beim Pinkeln Probleme bereitete, in gewissem Maße Shep Knackers Schuld war. Die Erklärung, die er Carol geliefert hatte, war zwar immerhin so weit echt gewesen. Er wäre wirklich fast ins Zimmer geplatzt, und er hatte die Darbietung sowohl anregend als auch verstörend gefunden. Aber da war noch etwas gewesen, was er Carol niemals auf die Nase gebunden hätte. Wüsste sie davon, würde sie ihn verachten – also noch mehr verachten, vorausgesetzt, dass das möglich war. Ohne Shep hätte sich der ganze Albtraum niemals so abgespielt.
Trotz der Beteuerung, dass das Ausmaß ihrer jeweiligen Misere »kein Wettbewerb« sei, fragte sich Jackson nämlich inzwischen, ob es nicht doch ein subtiles Element der Konkurrenz zwischen ihnen beiden gab. Shep musste ja immer den Helden spielen, den Stoiker, der allen Lasten standhalten konnte, den Atlas, auf dessen Schultern die Geschicke der Welt ruhten. Jackson hatte die Tugendhaftigkeit seines Freundes satt – diese Empathie, dieses unerträgliche Sichverbiegen, um alles auch ja von der anderen Seite aus zu betrachten, dieses stumpfe Alleshinnehmen – und vielleicht war er deswegen gerade so aus der Haut gefahren, um diesem Einfaltspinsel endlich mal zu zeigen, wo der Hammer hing. Man seufzte nicht einfach nur und zückte mal wieder sein Scheckheft; man regte sich gefälligst auch mal auf.
Außerdem machte Flicka bestimmt mehr Arbeit, als Shep sich überhaupt vorstellen konnte, und auf einmal sollte Jackson sich Sheps schrecklicher Situation mit Glynis’ schrecklicher Krankheit unterordnen. Dabei war Shep nicht der Einzige, der damit zurechtkommen musste, dass jemand, den er liebte, wahrscheinlich bald sterben würde. Manchmal hätte Jackson den Kerl am liebsten genommen und geschüttelt. Verstehst du jetzt, wie es für mich die ganze Zeit war, seitdem wir damals Flickas Diagnose bekommen haben, weil sie, ausgerechnet, als Säugling nicht weinen konnte? Wie das ist, wenn man nie weiß, ob dieser eine Mensch, der einem das Leben lebenswert macht, nicht vielleicht plötzlich einen unangekündigten Abgang macht, und dann stellt sich heraus, dass man recht hatte – und das Leben ist tatsächlich in der Folge nicht mehr lebenswert. Shep wusste doch wohl, dass Flicka sich zwar den Wecker stellte und sich ihre Dose Compleat selbst einfüllte, dass ihr Vater meistens aber doch für seine alte Vier-Uhr-Schicht aufstand, vorgeblich, um sich ein Glas Wasser zu holen, aber eigentlich, um an Flickas Zimmer vorbeizugehen und sich zu vergewissern, dass sie noch am Leben war. Denn so verabschiedeten sich die meisten dieser Kinder: Sie schliefen ein und wachten einfach nicht wieder auf. So verrückt, wie es war, aber laut dieser letzten CT hatte Glynis ja anscheinend doch noch eine Chance. Für Flicka würde es nie ein Testergebnis geben, bei dem sich plötzlich die Aussicht auf einen Beruf und eine eigene Familie eröffnete. Da er an diesem Nachmittag so beschäftigt damit war, den hilfsbereiten Freund zu spielen, hatte Jackson noch gar nicht erwähnt, dass Flicka am Vortag wieder in die New-York-Methodist-Klinik eingeliefert worden war. Ihre Lungenentzündungen folgten in immer kürzeren Abständen und wurden von Mal zu Mal schlimmer. Die Antibiotika schlugen immer weniger an, und in der Welt tobte ein Heer von räuberischen Mikroben, die sich gegenüber den Medikamenten zunehmend immun zeigten. Er konnte sich nicht erinnern, wann er zum letzten Mal einfach nur mit der Familie gefaulenzt hatte, nach dem Essen ein bisschen ausgelassen gewesen war wie damals im letzten Frühjahr, als er mit seinen Kindern die Prüfungsfragen von 1895 durchging. Carol musste ja immer alles schlecht machen, aber sie hatten es lustig gehabt damals.
Nachdem Jackson seinen Freund als Vollidioten und Weichei beschimpft hatte, hielt Shep auch die andere Wange noch hin, indem er sich kurz vor dem Büro freundlich erkundigte: »Und, habt ihr einen Termin gefunden?«
»Ach ja, stimmt«, sagte Jackson. »Die kleine Feier wegen Glynis’ CT. Klar, ich schau gleich im Büro mal in meinen Kalender.«
Er war der Einladung immer wieder ausgewichen und wusste selbst nicht genau, ob er neidisch war auf die gute Nachricht über das optimistische Resultat der CT oder ob er ihr einfach nur misstraute.