Der Bücherhacker

„Der Bücherbranche geht es so wie der Musikbranche Ende der Neunziger mit den Tauschbörsen, sie erlebt gerade ihr Napster“, sagt Henrik Berggren, einer der Gründer von Readmill. Berggren, ein schmaler Mann Anfang dreißig, sitzt auf einem Sofa in der Kulturbrauerei in Berlin, und klappt seinen bunt beklebten Laptop auf. Sein Bücherregal.

Berggren ist Schwede, er lebt derzeit in Berlin, bei einem Umzug müsste er keine Bücherkisten packen. In seiner Wohnung gibt es nur ein einziges Buch aus Papier – ein Kochbuch. Es war ein Geschenk, sagt Berggren.

„Ich bin kein Bücher-, sondern ein Lesefreund, ich will verlinken, teilen, diskutieren, hacken“, sagt Berggren.

Wenn sich Berggren ein E-Book kauft, crackt er es erst einmal. Er befreit es aus dem Käfig des Kopierschutzes, etwa mit Hilfe der Software Calibre, für die es außerordentlich praktische Plugins gibt. Ob das legal ist, weiß keiner so genau. Sicher ist nur, dass es verboten wäre, den Text auf eine Tauschbörse zu laden.

Aber darum geht es bei Readmill nicht, sondern um das Tauschen von Zitaten und Anmerkungen. Um an die Zitate zu kommen, muss man an den Text kommen. Man will schließlich nicht alles abtippen.

Readmill ähnelt einem Karteikartensystem und greift damit das alte Hypertext-Anliegen auf, das einst auch Vordenker wie Paul Otlet und Tim Berners-Lee hatten, den Traum von der „gigantischen Maschinerie für die geistige Arbeit“. Social Reading führt zurück zu den Wurzeln des Internets. Und des Buchdrucks.