4

 

Der Morgen dämmerte früh und strahlend; Claire erwachte vom Duft gebratenen Specks. Sie wankte gähnend ins Badezimmer am Ende des Gangs und war sich kaum bewusst, dass sie mit ihrem extralangen T-Shirt nur spärlich bekleidet war; plötzlich fiel ihr wieder ein: Oh, mein Gott, hier wohnen doch auch Jungs. Zum Glück sah sie niemand und das Bad war nicht besetzt. Jemand hatte es heute Morgen schon benutzt; die Spiegel waren noch immer von Dampf beschlagen und Wassertropfen glitzerten in dem großen, in Schwarz-Weiß gehaltenen Raum. Es roch sauber. Und irgendwie fruchtig.

Der fruchtige Geruch stammte von einem Shampoo, das sie sah, als sie sich einseifte und abduschte. Als sie den Spiegel abwischte und sich selbst anstarrte, bemerkte sie die Muster, die die Prellungen von oben bis unten auf der blassen Haut ihres ganzen Körpers hinterlassen hatten. Ich hätte sterben können. Sie hatte Glück gehabt.

Sie warf sich das T-Shirt wieder über und flitzte dann in ihr Zimmer zurück, um die Slips auszugraben, die sie gestern aus der Waschmaschine gerettet hatte. Sie waren immer noch feucht, aber sie zog trotzdem einen davon an und zerrte ihre Jeans darüber.

Auf einen Impuls hin öffnete sie den Schrank und fand ein paar alte Sachen, die nach hinten geschoben waren. T-Shirts, die meisten von Bands, von denen sie noch nie gehört hatte, und einige, von denen sie wusste, dass sie sehr alt waren. Außerdem ein paar Pullis. Sie zog ihr blutbesudeltes Shirt aus und zog sich ein verblichen schwarzes über; nach kurzem Nachdenken ließ sie ihre Schuhe auf dem Fußboden zurück.

Unten in der Küche stritten Eve und Shane über die richtige Art und Weise, Rührei zuzubereiten. Eve sagte, dass man Milch verwenden müsse. Shane behauptete, das sei etwas für Weicheier. Claire trottete schweigend an ihnen vorbei zum Kühlschrank und nahm eine Tüte Orangensaft heraus. Sie ließ etwas davon in ein Glas plätschern und hielt den anderen beiden schweigend die Tüte hin. Eve nahm sie und schenkte sich ein Glas ein, dann reichte sie sie Shane.

»So«, sagte Shane. »Michael hat dich also nicht rausgeschmissen.«

»Nein.«

Shane nickte langsam. Er war noch kräftiger und größer, als sie ihn in Erinnerung gehabt hatte, und seine Haut war goldbraun, als hätte er im Sommer viel Zeit in der Sonne verbracht. Auch sein Haar hatte diesen bronzenen Schimmer. Ausgebleicht von der Sonne, wohingegen Michaels naturblond war. Okay, ganz ehrlich? Sie sind beide total scharf. Sie wünschte, sie hätte das nicht gedacht, aber wenigstens hatte sie es nicht laut ausgesprochen.

»Es gibt etwas, was du über Michael wissen solltest«, sagte er. »Er geht nicht gern ein Risiko ein. Ich war mir nicht sicher, ob er dich hier wohnen lassen würde. Wenn er es gemacht hat, dann hatte er ein gutes Gefühl bei dir. Wenn du das irgendwie missbrauchst, würde mich das alles andere als glücklich machen. Verstanden?«

Eve beobachtete die beiden schweigend. Claire nahm an, dass das eine ganz neue Erfahrung für Eve war, zumindest die Tatsache, einmal die Klappe zu halten. »Er ist dein Freund, stimmt's?«

»Er hat mir das Leben gerettet«, sagte Shane. »Ich würde für ihn sterben, aber es wäre ziemlich bescheuert, sich bei ihm dafür zu bedanken. Ja, klar. Er war schon immer mein Freund, eigentlich ist er eher wie ein Bruder für mich. Mach ihm also keinen Ärger.«

»Geht klar«, sagte sie. »Keine Milch in die Eier.«

»Siehst du?« Shane wandte sich wieder der Küchentheke zu und begann, Eier in eine Schüssel zu schlagen. »Hab ich dir doch gleich gesagt.«

»Verräterin.« Eve seufzte und stocherte mit einer Gabel im brutzelnden Speck herum. »Gut. Und? Wie war es gestern Abend mit Linda?«

»Laura.«

»Wie auch immer. Es ist ja nicht so, als müsste ich mir den Namen für länger als ein Date merken.«

»Sie erreichte 150 beim Bowlen.«

»Himmel, jetzt enttäuschst du mich wirklich. Nun sag doch endlich!«

Shane lächelte gezwungen und schaute auf die Eier hinunter. »Hey, nicht vor dem Kind. Du hast doch den Zettel gelesen.“ »Kind?« Das tat weh. Claire stellte die Teller etwas zu geräuschvoll auf die Theke. »Zettel?«

Shane reichte ihr ein zusammengefaltetes Stück Papier. Der Text war kurz und lieb gemeint und mit »Michael« unterschrieben.., und er teilte ihnen mit, dass Claire noch minderjährig sei und die beiden auf sie aufpassen sollten, solange sie im Haus war.

Süß. Claire wusste nicht, ob sie genervt oder geschmeichelt sein sollte. Wenn sie darüber nachdachte,., genervt. »Ich bin doch kein Kind mehr!«, sagte sie wütend zu Shane. »Ich bin gerade mal etwa ein Jahr jünger als Eve!«

»Und Mädels sind ja so viel reifer.« Eve nickte altklug. »Das heißt, du bist dann etwa zehn Jahre älter als Shane.“

»Im Ernst«, beharrte Claire. »Ich bin kein Kind mehr!«

»Was immer du sagst, Kid«, sagte Shane ungerührt. »Reg dich ab. ich wollte damit nur sagen, dass ich mir nicht unter die Nase reiben lasse, wie viel Sex ich nicht gehabt habe.“

»Das erzähl ich Michael«, drohte Eve.

»Wie viel Sex ich nicht gehabt habe? Nur zu!“

»Du kriegst keinen Speck.«

»Dann kriegst du auch keine Eier. Keine von euch.«

Eve schaute ihn finster an. »Gefangenenaustausch?«

Sie funkelten sich gegenseitig an, dann tauschten sie die Pfannen und begannen, das Essen auf Teller zu schaufeln.

Claire wollte gerade mitmachen, als es an der Tür klingelte, ein heiterer silbriger Ton. Es war eigentlich kein beängstigendes Geräusch, aber Eve und Shane erstarrten und schauten sich an, und das war irgendwie beängstigend. Shane stellte seinen Teller auf der Granittheke ab, leckte sich Fett von den Fingern und sagte: »Schaff sie außer Sichtweite.«

Eve nickte. Sie setzte ebenfalls den Teller ab, schnappte Claire am Handgelenk und zog sie zur Speisekammer - einer halb verborgenen Tür im Schatten des schlecht platzierten Kühlschranks. Es war ein großer dunkler und staubiger Raum, in dem sich Regale drängten, auf denen Dosen mit Süßkartoffeln und Spargel standen und Gläser mit steinalten Sülzen. An der Decke hing eine Lampe, die man an einer Schnur anmachen konnte, aber Eve machte kein Licht. Sie griff hinter eine Reihe schmutzig aussehender Dosenfrüchte und drückte auf eine Art Knopf. Es knirschte und rumpelte, dann schwang mit einem Klicken ein Teil der Wand dahinter auf.

Eve schob ihn zurück, streckte die Hand hinein und ergriff eine Taschenlampe, die sie Claire reichte. »Rein mit dir«, sagte sie. Ach schalte das Licht hier draußen ein, aber Versuch, die Taschenlampe auszulassen, wenn du Stimmen hörst. Man könnte das Licht durch die Ritzen sehen.« Claire nickte ein wenig verstört und ging in die Hocke, um durch die schmale Öffnung in.., einen großen, leeren, fensterlosen Raum mit Steinfußboden zu kriechen. Ein paar Spinnweben in den Ecken, massenhaft Staub, aber ansonsten sah er gar nicht mal so übel aus.

Bis Eve die Tür schloss und absolute Dunkelheit über sie hereinbrach; Claire knipste hastig die Taschenlampe an, bewegte sich in die nächste Ecke und kauerte dort schnell und stoßweise atmend nieder.

Noch vor einer Minute hatten sie über Eiern und Speck gelacht und ganz plötzlich... was zum Henker ging da vor sich? Und warum gab es in diesem Haus ein geheimes Zimmer? Eines das - soweit sie sehen konnte - keinen anderen Ein- oder Ausgang hatte?

Sie hörte entfernte Stimmen und knipste hastig die Taschenlampe wieder aus. Das war wirklich übel. Sie hatte sich im Dunkeln nie richtig gefürchtet, aber Dunkelheit war ohnehin meistens nicht so richtig dunkel... es gab Sterne, Mondlicht, Straßenlampen in der Ferne.

Das hier war rabenschwarze, alles verschlingende Finsternis und es überlief sie kalt, als sie daran dachte, dass direkt neben ihr alles sein konnte, dass etwas nach ihr greifen könnte, dass sie nicht einmal kommen sehen würde.

Claire biss sich fest auf die Lippe, umklammerte die Taschenlampe und ließ sich an der Wand hinuntergleiten, bis ihre suchenden Hände das raue Holz der Tür fanden, durch die sie gekommen war. Um sie herum war ein wenig Licht zu sehen, kaum mehr als ein Schimmer, aber es reichte, um ihr Herzklopfen ein wenig zu dämpfen.

Stimmen. Shanes Stimme und die von jemand anderem. Eine Männerstimme, die tiefer war als Shanes. »... routinemäßige Bestandsaufnahme.«

»Sir, es wohnt niemand hier, der nicht auf der Liste steht. Nur wir drei.« Shane klang gedämpft und respektvoll, was ihm gar nicht ähnlich sah. Nicht dass sie ihn so gut gekannt hätte, aber er war eher ein Klugscheißer.

»Wer davon bist du?«, fragte die Stimme. »Shane Collins, Sir.«

»Schafft den Dritten her«, sagte die Stimme.

»Also, ich würde ja gern, aber - Michael ist nicht da. Er kommt erst heute Abend. Wenn Sie dann noch mal kommen möchten...?«

»Schon gut« Claire, die ihre Ohren spitzte, hörte Papier rascheln. »Du bist Eve Rosser?«

»Ja, Sir.« Eve wirkte respektvoll, aber forsch.

»Vor acht Monaten bei den Eltern ausgezogen?«

»Ja, Sir.«

»Arbeit?«

»Im Common Grounds, wissen Sie, dem Caf...«

Der Mann, wer auch immer er war, unterbrach sie. »Du, Collins. Gehst du arbeiten?« Dies war offensichtlich an Shane gerichtet.

»Ich bin zwischen zwei Jobs, Sir. Sie wissen ja, wie es ist.“

»Such weiter. Wir wollen keine Gammler hier in Morganville. Jeder leistet seinen Beitrag.«

»Ja, Sir. Ich werde daran denken, Sir.«

Kurze Pause. Vielleicht war ein Tick mehr Aufmüpfigkeit in Shanes Antwort als gut war. Claire versuchte, absichtlich etwas langsamer zu atmen, um mehr zu hören.

»Du hast für ein paar Jahre die Stadt verlassen, Junge. Warum bist du zurückgekommen?«

»Heimweh, Sir.« Ja, in seiner Stimme schwang definitiv wieder Aufmüpfigkeit mit und sogar Claire erkannte, dass das gar nicht gut war. »Hab die alten Freunde vermisst.«

Sie hörte, wie Eve sich räusperte. »Sir, es tut mir leid, aber ich muss in einer halben Stunde bei der Arbeit sein.«

Wieder wurde mit Papieren hantiert. »Eins noch. Hier ist ein Bild von einem Mädchen, das letzte Nacht aus seinem Wohnheimzimmer verschwunden ist. Ihr habt sie wohl nicht zufällig gesehen?«

»Nein«, antworteten beide wie aus einem Mund.

Er hatte ihnen wohl nicht geglaubt, denn er klang nicht überzeugt. »Was ist da drin?« Er wartete die Antwort nicht ab, sondern öffnete die äußere Tür der Speisekammer. Claire zuckte zusammen und hielt den Atem an. »Lasst ihr hier immer das Licht an?“

»Ich habe gerade Marmelade geholt, als Sie klingelten, Sir, ich habe wohl vergessen, es auszumachen«, sagte Eve. Sie klang nervös. »Tut mir leid.«

Klick. Das Licht in der Speisekammer ging aus und das bisschen, was durch die Ritzen gesickert war, erlosch. Claire konnte gerade noch ein Keuchen unterdrücken. Nicht bewegen. Nicht bewegen. Sie wusste, dass er - wer auch immer er war - dort im Dunkeln stand, sich umschaute und lauschte.

Schließlich hörte sie ihn sagen: »Ihr ruft auf der Wache an, wenn ihr das Mädchen seht. Sie hat sich eine Menge Schwierigkeiten eingebrockt und unsere Aufgabe ist es, sie da wieder rauszuholen.«

»Ja, Sir«, sagte Eve und die Speisekammertür fiel ins Schloss. Die Stimmen entfernten sich, wurden leiser und leiser, bis sie sich in Nichts auflösten.

Claire knipste die Taschenlampe an, bedeckte sie mit der Hand und richtete sie auf die Ecke - nur ein wenig Licht drang durch, genug, um sie davon zu überzeugen, dass ihr kein fieser Zombie im Dunkeln auflauerte. Und dann wartete sie. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, bevor jemand zweimal hart an die Tür klopfte und diese sich im Schein des elektrischen Lichts öffnete. Eves heftiges weißes Make-up und der schwarze Eyeliner sahen noch furchterregender aus als zuvor.

»Alles in Ordnung«, sagte sie und half Claire aus der versteckten Kammer. »Er ist weg.«

»Oh, einen Dreck ist alles in Ordnung«, sagte Shane hinter ihr. Er hatte die Arme über der Brust gefaltet und wiegte sich mit finsterem Blick vor und zurück. »Diese Arschlöcher haben ein Foto von ihr. Sie suchen nach ihr. Was hast du angestellt, Claire? Den Bürgermeister erstochen oder so was?«

»Nichts!«, platzte sie heraus. »Ich - ich weiß nicht, warum; vielleicht machen sie sich einfach Sorgen, weil ich gestern Abend nicht aufgetaucht bin?«

»Sorgen?« Shane lachte bitter. »,Ja, das wird es sein. Sie machen sich Sorgen um dich. Klar. Ich werde das mit Michael besprechen müssen. Wenn sie die ganze Stadt umkrempeln, um dich zu finden, ist es für dich entweder zu heiß, in Morganville zu bleiben, oder wir müssen dich unter irgendeinen Schutz stellen, und zwar schnell.«

Er sagte das so, wie Eve es gesagt hatte. »Aber - vielleicht kann die Polizei...«

»Das war die Polizei«, sagte Eve. »Ich sagte doch schon, sie haben die Stadt unter ihrer Fuchtel. Diese Typen arbeiten für die Vamps, sie sind zwar selbst keine Vamps, aber sie sind auch ohne Vampirzähne Furcht einflößend genug. Hör mal, kannst du nicht deine Eltern anrufen? Sie dazu bringen, dass sie dich vom College abmelden und mit nach Hause nehmen oder so?«

Klar. Das wäre die einfachste Sache der Welt, außer dass es bedeuten würde, gescheitert zu sein; außerdem würden sie niemals ein Wort von alldem glauben, und wenn sie versuchen würde, es zu erklären, würde sie den Rest ihres Lebens mit Medikamenten vollgepumpt in irgendwelchen Therapien verbringen. Und jede Chance - und zwar jede -, es nach Yale oder MIT oder Cal Tech zu schaffen, wäre zerschlagen. Vielleicht war es dumm, so zu denken, aber diese Dinge waren für sie real.

Vampire? Eher nicht.

»Aber ich habe doch nichts getan!«, sagte sie und schaute von Shane zu Eve und wieder zurück. »Wie können die hinter mir her sein, wenn ich überhaupt nichts verbrochen habe?“

»Das Leben ist nicht fair«, sagte Shane und legte all die Sicherheit, die ihm seine zwei Jahre mehr an Erfahrung verliehen, hinein. »Du musst wohl den falschen Leuten auf den Schlips getreten sein, das ist alles, was ich weiß. Wie heißt dieses Mädchen? Die, die dich herumgeschubst hat?«

»M-Monica.«

Die beiden starrten sie an.

»Oh, shit«, sagte Eve entsetzt. »Monica Morrell?«

Shanes Gesicht wurde… ausdruckslos. Vollkommen ausdruckslos, abgesehen von seinen Augen, und hinter ihnen ging etwas ziemlich Beunruhigendes vor sich. »Monica«, wiederholte er. »Wie kommt's, dass mir das niemand gesagt hat?«

Eve beobachtete ihn und biss sich auf die Lippen. »Sorry, Shane. Wir hätten dir - ich hätte schwören können, dass sie die Stadt verlassen hat und woanders aufs College geht.«

Shane schüttelte ab, was immer es war, zuckte mit den Achseln und versuchte, so zu tun, als würde es ihm nichts ausmachen. Für Claire war jedoch offensichtlich, dass er sich sehr wohl etwas daraus machte. »Sie hat es wahrscheinlich nicht ausgehalten, nicht mehr die Oberzicke zu sein, und kam zurück zu Dad gekrochen, um darum zu betteln, dass er ihr ein paar Abschlussnoten kauft.«

»Shane...«

»Alles in Ordnung. Mach dir keinen Kopf um mich.“

»Wahrscheinlich erinnert sie sich gar nicht mehr an dich«, platzte Eve heraus und sah dann aus, als würde sie bereuen, es gesagt zu haben. »Ich - so habe ich es nicht gemeint. Es tut mir leid.«

Er lachte und es klang unecht und ein bisschen zittrig. Es kam zu einer kurzen, unangenehmen Pause, dann wechselte Eve das Thema, indem sie resolut ihren Teller mit Eiern und Speck aufnahm, die inzwischen fast kalt geworden waren.

Sie wurde plötzlich still und bekam große Augen. »Oh shit«, sagte sie und schlug die Hand vor den Mund.

»Was?«

Sie zeigte auf die Teller auf der Theke. Shanes, ihren... und Claires. »Drei Teller. Er wusste, dass etwas nicht stimmte. Wir sagten ihm, dass Michael nicht da ist. Kein Wunder, dass er immer weitergebohrt hat«

Shane schwieg, aber Claire konnte sehen, dass er - wenn das überhaupt möglich war - noch besorgter aussah. Er zeigte es nicht besonders, aber er nahm seinen Teller und ging ins Wohnzimmer und von dort ging er, immer zwei Treppenstufen auf einmal nehmend, nach oben.

Oben schlug er seine Zimmertür zu.

Eve biss sich auf die Lippen und schaute ihm nach.

»Also... Shane und Monica...?«, riet Claire.

Eve starrte weiterhin zur Tür. »Nicht so, wie du denkst«, sagte sie. »Er hätte diese Schlampe in tausend Jahren nicht angefasst. Aber sie waren zusammen auf der Highschool und Shane - ist ihr in die Quere gekommen. Genau wie du.«

Claire hatte plötzlich keinen Appetit mehr auf Frühstück.

»Was ist passiert?«

»Er widersetzte sich ihr und sein Haus brannte ab. Er wäre fast dabei umgekommen«, sagte sie. »Seine - seine Schwester hatte nicht so viel Glück. Michael brachte ihn weg aus der Stadt, bevor er etwas Verrücktes anstellen konnte. Er blieb ein paar Jahre weg. Kurz bevor ich hier eingezogen bin, kam er zurück.«

Eve zwang sich zu einem strahlenden Lächeln. »Lass uns essen, okay? Ich bin am Verhungern.«

Sie setzten sich ins Wohnzimmer und plauderten über dies und das, nur nicht über das Wichtigste: Darüber, was sie jetzt tun sollten. Weil, so bemerkte Claire, keine von ihnen auch nur die geringste Ahnung hatte, was das sein könnte.