Anmerkungen
Alles ist längst festgeschrieben
Gelegentlich wird sogar behauptet, chinesische Seeleute hätten im 15. Jahrhundert Amerika erreicht, aber das gehört wohl, wie ich in Kapitel 8 zu zeigen versuche, ins Reich der Fantasie. Einem Beweis für diese imaginären Seereisen am nächsten kommt noch eine Weltkarte, die 2006 in Beijing und London in Ausstellungen präsentiert wurde und bei der es sich angeblich um die aus dem Jahr 1763 stammende Kopie einer Karte von 1418 handelt. Sie unterscheidet sich nicht nur grundlegend von allen bekannten chinesischen Karten aus dem 15. Jahrhundert, sondern weist auch, bis hin zu Details wie der Darstellung Kaliforniens als Insel, eine verblüffende Übereinstimmung mit französischen Weltkarten aus dem 18. Jahrhundert auf.
Höchstwahrscheinlich hat ein chinesischer Kartograph aus dem 18. Jahrhundert eine alte chinesische Karte und eine der nun verfügbaren französischen Weltkarten kombiniert. Vermutlich lag es überhaupt nicht in der Absicht dieses Mannes, jemanden zu täuschen, sondern Sammler des 21. Jahrhunderts haben sich in ihrer Gier nach sensationellen Entdeckungen bereitwillig selbst an der Nase herumgeführt.
Alles eine Frage des Zufalls
Bin Wong ging 2005 von Irvine weg, wechselte aber an die nur 60 Kilometer entfernte University of California, Los Angeles, und Feng Wang hatte einen Koautor, James Lee, der aber ebenfalls nur 60 Kilometer von Irvine entfernt lehrt, nämlich am Institute of Technology in Pasadena.
Faulheit, Angst und Habgier
Biologie ist ein sehr weites wissenschaftliches Gebiet; ich schöpfe hier eher aus dem ökologisch-evolutionären als aus dem molekular-zellulären Pool.
Ich benutze »Soziologie« als Sammelbegriff für die Gesellschaftswissenschaften im Allgemeinen und beziehe mich vor allem auf diejenigen Zweige, die sich mit den grundsätzlichen Gemeinsamkeiten gesellschaftlicher Vorgänge und Strukturen und nicht mit deren Unterschieden befassen. Diese Definition setzt sich über traditionelle Trennungen von Soziologie, Anthropologie, Wirtschafts- und Politikwissenschaften hinweg und konzentriert sich stark auf die Bereiche, in denen Biologie und Gesellschaftswissenschaften sich berühren, vor allem auf Demographie und Psychologie.
Wie die Biologie und die Soziologie ist auch die Geographie ein sehr weites und nur ungefähr umgrenztes Gebiet (so ungefähr, dass viele Universitäten sie seit den 1940er Jahren überhaupt nicht mehr als wissenschaftliche Disziplin begreifen und ihre geographischen Fakultäten geschlossen haben). Ich beziehe mich hier weniger auf die physikalische als auf die Wirtschafts- und Sozialgeographie.
Die Bedeutung des Ortes
Mesopotamien ist der griechische Name des heutigen Irak und heißt so viel wie »Land zwischen den zwei Flüssen«. Im Sprachgebrauch von Geschichtswissenschaftlern und Archäologen wird das Gebiet bis zur arabischen Eroberung im Jahr 637 u. Z. als Mesopotamien, danach als Irak bezeichnet.
Der Begriff stammt ursprünglich von Alexander Gerschenkron, bei dem er allerdings eine etwas andere Bedeutung hat.
Der Aufbau
Eine technischere Darstellung dieses Aspekts findet sich im Anhang und auf meiner Website www.ianmorris.org.
Am Anfang
Das Wort »Affenmensch« mit seiner Tarzan-und-Jane-Konnotation wurde, als ich jung war, in den Lehrbüchern bevorzugt verwendet. Heutige Paläoanthropologen halten es für herabwürdigend; meiner Meinung nach jedoch fasst es die Mehrdeutigkeit dieser vormenschlichen Hominiden auf eine doch ganz griffige Weise.
Zum ersten Mal Ost und West?
Faktisch sind sie vermutlich jedes Mal nur ein paar Kilometer weiter gezogen, um neue Futterplätze zu finden, und dort dann ein paar Jahre geblieben.
Die ersten Bewohner des Ostens: der Peking-Mensch
Auch wenn wir die Hauptstadt Chinas inzwischen meist in Beijing transkribieren, sprechen die Paläoanthropologen konventionell noch immer vom Peking-Menschen.
Die ersten Bewohner des Westens: der Neandertaler
Das bedeutete, dass der Heidelbergmensch ebenso in Afrika gelebt hat wie in Europa. Einige Paläoanthropologen gehen davon aus, dass sein Ursprung wohl in Europa lag, dass sich Homo heidelbergensis dann aber zurückbewegt hat nach Afrika; andere dagegen vermuten, dass er sich, wie Homo habilis und Homo ergaster, in Reaktion auf lokale Klimaveränderungen in Afrika entwickelt und dann nach Norden verbreitet hat. Knochen wie die des Heidelbergmenschen sind auch in China gefunden worden, doch ist dieser Fund noch umstrittener.
Ein Anthropologe aus Harvard begrüßte die Veröffentlichung des Neandertaler-Genoms mit dem Vorschlag, man könne mit der Investition von nur 32 Millionen US-Dollar die DNA des modernen Menschen genetisch modifizieren und in eine Schimpansenzelle implantieren, heraus käme dann ein Neandertalerbaby. Die dazu notwendige Technik steht – noch – nicht zur Verfügung, doch selbst wenn wir sie hätten, würden wir wohl zögern, sie anzuwenden. Richard Klein, mein Kollege in Stanford und einer der weltweit führenden Anthropologen, fragte einen Journalisten: »Wohin würden Sie ihn [den Neandertaler] schicken, nach Harvard oder in den Zoo?«6
Trippelschritte
Diese Datierung verbindet Beweise nach der Radiokarbonmethode und nach der sogenannten molekularen Uhr, die gestellt wird nach der Zahl der Mutationen in der DNA. Während ich dies schreibe, Anfang 2010, behaupten einige Genetiker, wir hätten diese Uhr falsch kalibriert, tatsächlich habe die Wanderung 20 000 Jahre später begonnen, doch bislang ist das noch eine Minderheitenmeinung.
Einige isolierte Gruppen wie die »Hobbits« von Flores haben wahrscheinlich bis in jüngste Zeit überlebt. Portugiesische Seefahrer, die die Insel im 16. Jahrhundert erreichten, behaupteten, sie hätten winzige behaarte Höhlenbewohner gesehen, die kaum sprechen konnten. Über ein Jahrhundert ist vergangen, seit sie das letzte Mal gesichtet worden sein sollen, doch wird behauptet, solche kleinen Menschen existierten auch auf Java, und zwar immer noch. Letztens wurde ein Haar von ihnen präsentiert, doch die DNA-Analyse ergab, dass es rein menschlich war. Einige Anthropologen glauben, dass wir diesen letzten Relikten einer prämodernen Menschheit in den schrumpfenden Urwäldern Javas irgendwann begegnen werden. Ich habe da meine Zweifel.
Mao Zedong prägte diese Bezeichnung 1957, um sein radikales Experiment der Industrialisierung und Kollektivierung Chinas zu charakterisieren. Es wurde zu einer der größten Katastrophen der Weltgeschichte; als Mao das Experiment 1962 abbrechen ließ, waren um die 30 Millionen Menschen verhungert (in Kapitel 10 komme ich darauf zurück). Es hat also etwas Merkwürdiges, wenn man das Auftreten des modernen Menschen mit diesem Terminus beschreibt, aber er hat sich durchgesetzt.
Heraus aus Afrika – zum zweiten Mal
Einige chinesische Archäologen glauben, moderne Menschen hätten sich unabhängig in China entwickelt. Ich komme später darauf zurück.
Wenn man sich darüber wundert, dass der afrikanische Adam 100 000 Jahre nach seiner Eva gelebt haben soll, dann hat man die willkürlich vergebenen Namen überinterpretiert. Gemeint sind nicht der erste männliche und der erste weibliche Homo sapiens, sondern nur die zwei letzten (bzw. jüngsten) Vorfahren, zu denen wir alle heute lebenden Gene zurückverfolgen können. Im Durchschnitt haben Männer die gleiche Zahl von Nachkommen wie Frauen (nämlich weil wir alle einen Vater und eine Mutter haben), doch die Zahl der Kinder pro Mann variiert von diesem Durchschnitt mehr als die Zahl der Kinder pro Frau, weil manche Männer Dutzende von Nachkommen zeugen. Der vergleichsweise große Pool von Männern, die keine Kinder haben, führt dazu, dass die genetischen Linien von Männern leichter aussterben als die von Frauen. Darum laufen die überlebenden männlichen Linien in einem (fiktiven) Mann zusammen, der jünger ist als die entsprechende (fiktive) Frau.
Globale Erwärmung
In ihrem 1999 erschienenen Buch Sintflut: Ein Rätsel wird entschlüsselt behaupten die Geophysiker William Ryan und Walter Pitman, dass die Schwarzmeerflut, die sie auf die Zeit um 5600 v. u. Z. datieren, die biblische Geschichte inspiriert habe. Neuere Untersuchungen jedoch haben ergeben, dass das Becken vermutlich zwischen 16 000 und 14 000 von Süßwasser überflutet und irgendwann um 7400 v. u. Z., als das Mittelmeer durchbrach, zu Salzwasser wurde. Unwahrscheinlich, dass eine so frühe Naturkatastrophe die Geschichte von der Arche Noah inspiriert hat; der Wassereinbruch dort, wo sich heute der Persische Golf ersteckt, ist eine plausiblere Quelle der biblischen Sintflut.
Manche Vor- und Frühhistoriker glauben, dass in den eiszeitlichen Küstenebenen wunderbare Kulturen blühten, reicher noch als Atlantis, die nach 12700 v. u. Z. aber von den steigenden Meeren überflutet und vergessen wurden. Archäologen halten nicht viel von solchen Vorstellungen, nicht weil sie die Wahrheit nicht wissen wollen, sondern weil jene schlicht unplausibel sind. Von allem anderen einmal abgesehen: Hätte es diese Kulturen tatsächlich gegeben, müssten wir davon ausgehen, dass niemand aus den landeinwärts gelegenen Hochebenen (aus Gebieten also, die heute noch über Wasser liegen) jemals mit diesen verlorenen Städten Handel getrieben oder ihre Errungenschaften imitiert hätte. Denn trotz mehr als ein Jahrhundert währender Ausgrabungen ist kein einziges wundersames Artefakt aus den untergegangenen Kulturen aufgetaucht. Die Schleppnetze der Fischereiindustrie holen immer wieder eiszeitliche Steinwerkzeuge und Mammutknochen vom Meeresgrund an die Oberfläche, Artefakte dieser behaupteten Stadtkulturen aber verweigern sich hartnäckig dem Licht.
Der Garten Eden
Pinker selbst zieht die angedeuteten Schlussfolgerungen nicht.
Eine berührende Szene – solange wir nicht danach fragen, wie es dazu kam, dass man den Welpen zur gleichen Zeit wie seine Herrin beerdigen konnte.
Das verlorene Paradies
Manche Archäologen erzählen diese Geschichte anders. Ihrer Meinung nach können kleine Perlen aus Glas, Kohlenstoff und Iridium, die an einigen Grabungsstätten in Nordamerika gefunden wurden und etwa 11 000 Jahre alt sind, nur durch große Hitze entstanden sein – bei Temperaturen, die herrschen würden, wenn der Staubschweif eines Kometen die Erde berühren würde. Diese Archäologen zeichnen ein Bild nicht des schrittweisen Abschmelzens der Gletscher, sondern einer plötzlichen Explosion am Nordpol, die den Golfstrom abschaltete. Doch nicht einmal das hätte den Supersturm aus The Day after Tomorrow ausgelöst.
Diese Definition trifft auf so viele Gesellschaften zu, dass einige Evolutionspsychologen davon ausgehen, dass Religion im menschlichen Gehirn einprogrammiert ist.
Das verwandelte Paradies
Das klingt, als sei dies ganz selbstverständlich, ist aber viel komplizierter, als es nun, vom Ende her, aussehen mag. Man musste den Tieren ein Joch so anlegen, dass es sie beim Ziehen nicht stranguliert und sie doch unter der Kontrolle des Wagenlenkers bleiben.
Prädestination
Anders verhielt es sich bei nicht essbaren Pflanzen. Eine DNA-Studie von 2005 kam zu dem Ergebnis, dass die ersten Kolonisten des amerikanischen Doppelkontinents den kultivierten Flaschenkürbis aus Asien mitbrachten, dessen Früchte sie als Behälter verwendeten.
Jenseits von Eden
Wie im Fall des in Kapitel 1 diskutierten Peking-Menschen hält auch die Universität an der älteren Form ihres Namens fest. In den 1980er Jahren wurde förmlich beschlossen, Beijing daxue mit »Peking University« zu übersetzen.
MacNeish, der in den 1940er Jahren mit Grabungen in Mexiko begann, verbrachte bewunderungswürdige 5683 Tage an Grabungsstätten – nahezu zehnmal mehr, als mir bislang vergönnt waren. Als er 2001 im Alter von 82 Jahren starb, geschah das nicht im Bett, sondern durch einen Unfall während Grabungsarbeiten in Belize. Noch während des ganzen Wegs ins Krankenhaus soll er sich mit dem Fahrer des Krankenwagens über Archäologie unterhalten haben.
Kochen und Backen, Schädel und Gräber
In den Vereinigten Staaten umfasst »Anthropology« vier, manchmal fünf Bereiche: Kultur- und/oder Sozialanthropologie, Archäologie, Linguistische Anthropologie und Physische (Biologische) Anthropologie, ist also viel breiter als das deutsche Fach »Anthropologie« (das in Philosophische und Physische Anthropologie unterteilt ist) und entspricht eher dem, was der hierzulande nicht sehr scharfe, an Ethnologie grenzende Begriff »Kulturanthropologie« bedeutet: die Beschäftigung mit interkulturellen, ethnologischen und soziologischen Fragestellungen, was in etwa Morris’ Themenfeld entspricht, den »Humanities«. [A. d. Ü.]
Die Archäologie entwickelt sich
Dabei war Darwins Vorstellung von Evolution eine ganz andere als die Spencers. Dieser war der Meinung, Evolution herrsche in allen Bereichen des Wirklichen und werde das Universum perfektionieren. Darwin beschränkte Evolution auf die Biologie und definierte sie als »Abstammung mit Veränderung«. Wobei Veränderung ihm zufolge durch zufällige Mutation der Erbanlagen bewirkt wird. Darum war sie für ihn auch ohne Richtung: Manchmal mache sie Einfaches komplexer, manchmal aber auch nicht.
Die Kulturanthropologie übernimmt
In Stanford sah man das 2007 ein, setzte eine Zwangsheirat an und vereinte die beiden Anthropologien wieder.
Was messen?
Als ein Mitglied der Royal Astronomical Society in London Eddington ein Kompliment machen wollte und ihn als einen der drei Menschen auf der Welt bezeichnete, die Einsteins Relativitätstheorie begriffen hätten, schwieg dieser einen Augenblick lang und sagte schließlich: »Ich frage mich nur, wer der Dritte sein soll.«12
Gesammelt habe ich auch Daten zur Bevölkerungsgröße in den größten politischen Einheiten, zum Lebensstandard (als Annäherung diente die Körpergröße von Erwachsenen), zur Transportgeschwindigkeit und zur Bauwerksgröße. Bei jedem dieser Merkmale gab es Probleme (Überschneidung mit anderen Merkmalen, Lücken in den Daten), die sie weniger brauchbar erschienen ließen als die vier, bei denen ich schließlich gelandet bin. Beruhigend jedoch war, dass ich mit allen zu dem gleichen Muster kam wie mit den vier ausgewählten Merkmalen.
Wie messen?
Die Zahl von 35 Millionen, die ich auf Seite 154 für 2009 angegeben habe, bedeutet, dass die Indexpunkte für Organisation/Verstädterung von 250 mittlerweile auf 327,72 emporgeschnellt sind. Auf die Beschleunigung der gesellschaftlichen Entwicklung im 21. Jahrhundert werde ich am Ende dieses Kapitels und in Kapitel 12 zurückkommen.
Ein großer oder ein körperlich arbeitender Mensch braucht mehr. Aber der aktuelle Durchschnittsverzehr der Amerikaner von 3460 Kilokalorien täglich ist, wie überdimensionale Rock- oder Hosenbünde erbarmungslos demonstrieren, weitaus mehr, als selbst ein Schwerstarbeiter benötigt.
Nur an einem Punkt habe ich Cooks Zahlen substanziell verändert: Meiner Meinung nach überschätzt er die Steigerungsrate der Energieausbeute in Südwestasien, nachdem die Domestizierung der Pflanzen begonnen hatte. Ich denke, dass die 12 000 Kilokalorien pro Tag und Person, die er für »frühen Ackerbau« angibt, eher für 3000 v. u. Z. als, wie er meint, für 5000 v. u. Z. zutreffen.
Scrooges Frage
Der Höchstwert von 1000 Punkten, den ich für das Jahr 2000 gesetzt habe, bedeutet natürlich nicht, dass dies der höchste Wert ist, der je erreicht wird. Nach meinen Berechnungen klettert die Entwicklung zwischen 2000 und 2010 (dem Jahr, in dem ich dies schreibe) im Westen von ungefähr 906 auf rund 1060
Punkte, im Osten von rund 585 auf 680 Punkte.
Die Götter schufen das Fleisch
Der Film Scorpion King – mitsamt seinen Vorläufern Die Mumie und Die Mumie kehrt zurück – weist, so traurig das ist, nicht einmal flüchtige Ähnlichkeit mit dem auf, was wir über die historischen Könige Skorpion I. und II. wissen.
Die internationale Periode
Das hat erstens seinen Grund teils darin, dass die archäologischen Daten sehr grobkörnig sind, liegt aber auch an technischen Methoden. Wegen der so fragmentarischen Daten habe ich die gesellschaftliche Entwicklung im 3. Jahrtausend v. u. Z. in Abständen von einem Vierteljahrtausend gemessen, und zufällig lassen die Messpunkte 2250 und 2000 v. u. Z. wenig von diesem Zusammenbruch erkennen. Zweitens hatte der Westen zwei voneinander unabhängige Kerngebiete, eines in Mesopotamien, ein anderes in Ägypten, in denen die Zusammenbrüche in einem leicht unterschiedlichen Rhythmus erfolgten. Um 2100 v. u. Z. war die gesellschaftliche Entwicklung in Ägypten niedriger, als sie um 2200 v. u. Z. gewesen war, Mesopotamien aber hatte sich von der ersten Erschütterung erholt. Als um 2000 v. u. Z. dieses Gebiet erneut zusammenbrach, hatte sich Ägypten wieder erholt.
Althistoriker nennen das Gebiet der heutigen Türkei nach deren griechischem Namen anatolia ( »Land des Ostens«), weil sich die aus Zentralasien stammenden Turkvölker erst im 11. Jahrhundert u. Z. in Anatolien niedergelassen haben.
Zehntausend guo auf Erden
»Frühling und Herbst« war ein beliebter Titel für chinesische Geschichtsbücher, es bedeutete einfach »Jahre«. Annalen oder Chronik wäre eine passende Übersetzung.
Oberherr der Ahnen
Ich sage »Legende«, weil die Spur, die nach Zhoukoudian führte, zu der bedeutenden vorgeschichtlichen Fundstätte, von der in Kapitel 1 die Rede war, ebenfalls 1899 und auf ähnliche Weise gefunden worden sein soll wie in diesem Fall. Ein deutscher Naturwissenschaftler, den die politischen Unruhen in Beijing festhielten, entdeckte in einer Apotheke einen »Drachenknochen«, den er als frühmenschlichen Zahn erkannte. Die Koinzidenz ist einigermaßen verdächtig.
Alles löst sich auf
Ich möchte Dr. Demetrius Schilardi und der Archäologischen Gesellschaft Athen noch einmal für die Großzügigkeit danken, mit der sie uns zu den Grabungen 1983 bis 1989 eingeladen haben.
Streitwagen, aber kein Geschenk der Götter
Der einzige Unterschied besteht darin, dass die Räder der chinesischen Wagen mehr Speichen hatten als die im Westen.
Ein poetischer Ausdruck für »Pferde«.
Königtum auf die billige Tour
Die Hauptquelle für Zinn im westlichen Kerngebiet war Südostanatolien.
Winde des Wandels
Ich möchte die Gelegenheit nutzen, mich nochmals für die Unterstützung und Mitwirkung zu bedanken, und zwar bei meinem Kodirektor Sebastiano Tusa (dem ehemaligen Superintendenten für Archäologie in der Provinz Trapani), Kristian Kristiansen (Universität Göteborg), Christopher Prescott (Universität Oslo), Michael Kolb (Northern Illinois University) und Emma Blake (University of Arizona), bei den Superintendentinnen Rossella Giglio und Caterina Greco, bei den Menschen von Salemi (insbesondere bei Giovanni Bascone und Nicola Spagnolo), bei den vielen Spendern, die das Projekt der Stanford University ermöglicht haben, und bei allen Studenten und Mitarbeitern, die an diesem Projekt teilnahmen.
Üblicherweise bezeichnen die Historiker die Jahre 1046 bis 771 v. u. Z. als Westliche Zhou-Dynastie; die Periode nach der Flucht der Könige nach Osten, also von 771 bis 481 (oder 453 oder 403, je nach Historiker) v. u. Z., als Östliche Zhou-Dynastie. Um die Sache noch unübersichtlicher zu machen, wird die Periode von 770 bis 476 v. u. Z. »Zeit der Frühlings- und Herbstannalen (des Herzogtums Lu)« und die Periode von 480 bis 421 v. u. Z. »Zeit der Streitenden Reiche« genannt.
Auf dem Weg zum High-End
Der medische König war so unklug, das Heer, das er gegen Kyros II. aufbot, unter den Befehl von Harpagos stellen, eines Feldherrn, den er zuvor zur Strafe gezwungen hatte, das Fleisch des eigenen ermordeten Sohns zu verzehren. Prompt lief Harpagos zum Feind über, das Heer löste sich auf, und Kyros übernahm die Macht.
Wenn die Geschichte denn stimmt. Die meisten Historiker vermuten, dass Dareios den wahren Smerdis umbrachte und eine Priesterclique von seinem Hof vertrieb.
Im 1. Jahrhundert v. u. Z. hatte sich Gusseisen in China durchgesetzt. Im Westen dagegen war bis ins 14. Jahrhundert nur Schmiedeeisen – als Resultat mehrfachen Erhitzens auf 900° Celsius und Hämmern der so erzeugten weichen »Blüte« – bekannt.
Darin steckt ein Problem. Zhaoduns Geschichte soll sich um 610 v. u. Z. zugetragen haben, die Armbrust wurde aber erst Mitte des 5. Jahrhunderts gebräuchlich. Aus solchen Ungereimtheiten schließen einige Historiker, dass der Zhouzhuan nur eine Sammlung von Volkserzählungen sei, die über Jahrhunderte tradiert und dabei auch ausgeschmückt worden seien. Darum brächten sie nur allgemeine Ideale zum Ausdruck, ließen aber wenig über wirkliche Ratgeber und Herrscher erkennen. Das scheint mir zu skeptisch geurteilt. Natürlich ist vieles in Zhaoduns Geschichte Fiktion, doch hatten diejenigen, die den Zhouzhuan zusammenstellten, offensichtlich Zugang zu guten Quellen und vermitteln uns insofern zumindest einen Eindruck vom institutionellen und geistigen Wandel.
Die Klassiker
Freilich nicht alle von ihnen. Mahavira (vermutlich um 497–425 v. u. Z.), der Begründer des Jainismus, stammte aus Magadha, dem mächtigsten Staat auf der indischen Halbinsel. Zoroaster, den manche Historiker zu den Meistern der Achsenzeit rechnen, stammte aus dem heutigen Iran, lebte aber zu einer Zeit – vermutlich zwischen 1400 und 600 v. u. Z. –, zu der Persien noch Randgebiet des westlichen Entwicklungskerns war. (Auf Zoroaster gehe ich hier nicht näher ein, weil es einfach zu wenig gesichertes Wissen über ihn gibt.)
Die rabbinischen Schulen blühten vor allem im 1. Jahrhundert vor und im 1. nach der Zeitenwende.
Einige Geistesgeschichtler und viele New-Age-Adepten stellen das auf den Kopf. Sie behalten die Ost-West-Unterscheidung bei, behaupten aber, das östliche/südasiatische Denken befreie den menschlichen Geist, während ihm die westliche Abstraktion Zwangsjacken verpasse.
Grenzreiche
Aus den vier großen Mächten (Jin, Qi, Chu und Qin) des 6. Jahrhunderts wurden sechs, als Jin nach einem Bürgerkrieg in drei Staaten zerfiel (Han, Wei und Zhao). Manche Historiker nehmen Yan, rund um das heutige Beijing, als siebte große Macht hinzu.
Das ist fast wörtlich zu verstehen. Alexander war 30 Zentimeter kleiner als der persische König Dareios III. Und als er zum ersten Mal auf den Thron sprang, baumelten seine Füße über dem Fußboden, ein ziemlich ungöttlicher Anblick – bis ein Höfling mit einem Schemel herbeieilte.
Erste Begegnung
Eine in den 1930er Jahren bekannte Comic-Figur, Inbegriff eines britischen Konservativen und Imperialisten [A. d. Ü.].
Die Große Mauer der Qin ist nicht der zur Ikone gewordene Steinwall, dem man mit einem Tagesausflug von Beijing aus besuchen kann (und der zum größten Teil aus dem 16. Jahrhundert u. Z. stammt). Ebensowenig ist wahr, dass die Große Mauer von einem die Erde umkreisenden Raumschiff, gar vom Mond aus zu sehen wäre.
Die neue Weltordnung
Ersteres behaupten zumindest konfuzianische Gelehrte; manche moderne Historiker vermuten, dass Landadlige die Geschichte aufgebauscht haben. Das Zweiteilen der Bauern jedoch ist offenbar unstrittig.
In jenen Tagen, als es noch keine Seife gab, wuschen sich Menschen, die es sich leisten konnten, indem sie sich einölten und das Öl dann wieder abschabten. Das mag nicht jedermanns Geschmack sein, doch anders als der Gebrauch von Urin zum Zähneputzen (was ein römischer Dichter, wenn auch im Scherz, erwähnt), war es gewiss hygienisch. Wirkliche Seife und Zahnpasta wurden erst 1000 Jahre später in China erfunden.
Der Alte-Welt-Austausch
So ist um 208 v. u. Z. der Luxus der Paläste Chang’ans beschrieben worden; bei Ausgrabungen allerdings hat man bislang keine entsprechenden Spuren gefunden.9
Der Verlust des Himmelsmandats
Viele Historiker nennen die Zeit von 202 v. u. Z. bis 9 u.Z, die Westliche Han-Dynastie, die Periode von 25 bis 220 u. Z. die Östliche Han-Dynastie, weil die Hauptstadt Luoyang im Osten lag. Andere sprechen von Früher und Später Han-Dynastie.
Die Drei Gehilfen (des Kaisers) waren die drei Gouverneure der alten Hauptstadt Chang’an. Zusammenfassend wurden die von ihnen verwalteten Stadtbezirke mit demselben Namen belegt. [A. d. Ü.]
Knapp 500 Kilometer.
Hierzulande fand Red Cliff keinen Verleih. Seit November 2009 ist der Film allerdings auf DVD und Bluray Disc erhältlich. [A. d. Ü.]
Jin war der Name eines der großen Reiche aus der »Zeit der Frühlings- und Herbstannalen«, also etwa vom 8. bis zum 5. Jahrhundert v. u. Z. Viele der neuen Staaten, die zwischen 220 und 589, in der Zeit der Uneinigkeit, gegründet wurden, griffen auf ältere Namen zurück, um ihrer Herrschaft Legitimität zu verschaffen. Dass dies zur Verwirrung heutiger Wissenschaftler beitragen könnte, bedachten sie natürlich nicht.
So genannt im Unterschied zum Westlichen Jin, das ganz China zwischen 280 und 316 u. Z. von Chang’an aus beherrscht hatte.
Die furchtbare Umwälzung
Das unterstellt natürlich, dass Basiliskos tatsächlich ein Stümper und Idiot gewesen sei. Die Römer bevorzugten Verschwörungstheorien. Sie warfen dem Flottenführer vor, Bestechungsgelder angenommen zu haben, und hätten ihn fast gelyncht.
Krieg und Reis
Auch hier ist die Terminologie verwirrend. Die Xianbei übernahmen den Namen des alten Königreichs Wei (445–225 v. u. Z.), das in Kapitel 5 erwähnt wird. Um diesen vom Staat der Xianbei zu unterscheiden, nennen ihn manche Historiker Tuoba Wei (genannt nach dem Clan, der in diesem Staat den Ton angab); andere bevorzugen Nördliches Wei – der Konvention, der ich hier folge.
Wus Welt
»Papierkram« ist durchaus das richtige Wort, denn das im China der Han-Zeit erfundene Papier fand im 7. Jahrhundert weite Verbreitung.
Als Großbritannien in den 1880er Jahren den öffentlichen Dienst reformierte, wurden ähnliche Prüfungen eingeführt, in denen junge Männer ihre Kenntnisse in griechischer und lateinischer Klassik beweisen mussten, bevor man sie losschickte, Indien zu regieren. Bis heute gelten Englands Beamte als Mandarine. Konservative des 19. Jahrhunderts sahen die Examen als Teil einer finsteren Verschwörung zur Chinesifizierung Englands an.
Die Letzten ihrer Art
Menschen, nicht Ratten, verbreiteten die Pest. Auf eigenen Beinen unterwegs verlegt eine Hausratte während ihrer zwei Lebensjahre ihren Standort kaum um 400 Meter. Allein auf Ratten angewiesen, wäre die Pest im Verlauf eines Jahrhunderts nur etwa 20 Kilometer vorgedrungen.
Turkvölker nennen Historiker die Steppennomaden, die Vorfahren der heutigen Türken sind, doch erst im 11. Jahrhundert ins Gebiet der heutigen Türkei einwanderten.
Das Wort des Propheten
Der Fachbegriff für diese Glaubensrichtung ist Monophysitismus, abgeleitet aus dem griechischen monos und physios, »eine Natur«.
Die Zentren halten nicht
Das waren entfernte Verwandte der Turkvölker am anderen Ende der Steppenstraßen, die Herakleios für den Überfall auf Mesopotamien gedungen hatte.
Die Historiker verwenden den arabischen Namen Irak (anstelle des griechischen Namens Mesopotamien) gemeinhin ab dem 7. Jahrhundert und der muslimischen Eroberung des Landes zwischen den zwei Strömen Euphrat und Tigris.
Die Kalifen regierten in Bagdad noch bis 1258 ( »Schattenkalifen« in Kairo hielten sich noch länger), aber sie waren, wie die Zhou-Könige in China nach 771 v. u. Z., bloße Marionetten. Die Emire erwähnten die Kalifen regelmäßig in den Freitagsgebeten, ansonsten aber kümmerten sie sich nicht um sie.
Karls lateinischer Name Carolus mit dem Zusatz Magnus wurde später in Frankreich und England zu Charlemagne gallifiziert.
Irene war den Kaiserinnen Theodora I. und Wu Zhao durchaus ebenbürtig. 797 sicherte sie sich den Thron, indem sie den eigenen Sohn blenden ließ, um ihm das Regieren unmöglich zu machen.
Unter Druck
Das Territorium des heutigen Tunesien mit dem Osten Algeriens und Teilen Libyens (Tripolitanien), was etwa der römischen Provinz Africa entsprach; bei den Arabern wurde Ifriqiya daraus.
Genauer: Angehörige der schiitisch-ismailitischen Sekte, die häufig gewaltsamen Widerstand gegen die von ihnen als illegitim betrachteten sunnitischen Regime leisteten – anders als sie Imamiten oder Zwölfer-Schiiten, die friedlich auf die Wiederkehr des verborgenen Zwölften Imam warteten.
Auch an dieser Stelle möchte ich Dr. Hans-Peter Stika für seine Analyse dieser Funde danken.
Dunkle teuflische Fabriken
In den Jahrtausenden von 14 000 v. u. Z. bis zur Zeitenwende wuchs die Energieausbeute pro Kopf und Tag (und für alle Zwecke) im Osten von durchschnittlich grob 4000 Kilokalorien auf 27 000 Kilokalorien. Im Westen stieg sie im selben Zeitraum von etwa dem gleichen Ausgangswert auf rund 31 000 Kilokalorien. Auf der Skala der gesellschaftlichen Entwicklung kletterten die Indexpunkte von jeweils 4,29, also wiederum dem gleichen Ausgangswert, im Osten auf 29,25 und im Westen auf 33,70.
Euphemismus für Prostitution
Lautmalerisch für Blasebalg
Gemeint ist die Produktion
Drei große Dinge
Noch heute gibt es einige Historiker, die bezweifeln, dass Marco Polo je in China gewesen ist.
Satanische Horden
Normalerweise unterteilen Historiker die Song-Periode in die Phase der Nördlichen Song (960–1127), als die Dynastie den größten Teil Chinas von Kaifeng aus regierte, und eine Phase der Südlichen Song (1127–1279), in der die Dynastie von Hangzhou aus nur Südchina regierte.
Bis 1190 war es ihm gelungen, die mongolischen Sippen zu einigen, Rache an den tatarischen Mördern seines Vaters zu nehmen, weitere Stämme zu unterwerfen, sodass er 1206 vom Kuriltai, dem Reichstag der Mongolen, zum Dschingis Khan oder Großkhan aller Mongolen gewählt und mit dem Titel »ungestümer Herrscher« ausgezeichnet wurde. Mit einer Gesetzessammlung, der Jassa, beendete er die Willkürherrschaft der Stammesfürsten und gab dem Zusammenleben im Mongolenreich eine feste, ganz auf ihn zugeschnittene und zentralisierte Form. [A. d. Ü.]
Die Mongolen betrachteten das als einen ehrenwerten Tod, weil auf diese Weise kein (sichtbares) Blut vergossen wurde.
Der zur Metapher für Prunk und Wohlstand gewordene Name beruht auf dem Missverstehen der chinesischen Bezeichnung, die normalerweise als »Shangdu« transkribiert wird. Kublai Khans Palastanlage, 1359 von den Chinesen zerstört, wird derzeit archäologisch gesichert.
Kanonen, Krankheitskeime und Gusseisen
Dieser Namen wurde erst 1832 erfunden. Die Europäer des 14. Jahrhunderts sprachen vom »Großen Sterben«, chinesische und arabische Quellen verwendeten jeweils ein halbes Dutzend Bezeichnungen.
Verschiedene Flüsse
Haarspalterisch könnte man argumentieren, dass dies noch nicht das wirkliche Ende des Römischen Reiches gewesen sei, denn der letzte byzantinische Außenposten, Trapezunt, [am östlichen Südufer des Schwarzen Meeres] hielt sich bis 1461. Außerdem lebte auch das von Karl dem Großen gestiftete Heilige Römische Reich weiter, zumindest der Theorie nach, bis Napoleon es 1806 auflöste. Die meisten Historiker jedoch folgen Gibbon und ziehen den Schlussstrich unter das Römerreich mit dem Jahr 1453.
Zheng stammte aus Chinas Südwesten, wo arabische Kaufleute viele Menschen zum Islam bekehrt hatten. Als Junge war er während der Kriege, mit denen die Ming die Region befrieden wollten, in Gefangenschaft geraten, wurde dem kaiserlichen Dienst zugeteilt und entmannt. All das scheint ihn nicht sonderlich aus dem Konzept gebracht zu haben.
Große Männer und Stümper
Die Besatzung überlebte, allerdings musste sie nach Stunden im Wasser mit Unterkühlung ins Krankenhaus gebracht werden.
Wiedergeboren
Erasmus war, als er den Brief schrieb, 51 Jahre alt – im 16. Jahrhundert ein hochbetagtes Alter.
Menschen, das meint hier vor allem Männer, doch gab es auch einige wenige Renaissancefrauen.
Dem wird nicht jeder zustimmen. In seinem allerneuesten Buch 1434. The Year a Magnificent Chinese Fleet Sailed to Italy and Ignited the Renaissance behauptet Gavin Menzies, dass Teile der Flotte Zheng Hes 1434 Venedig besucht und die Renaissance ausgelöst hätten, indem sie Alberti und andere in die Geheimnisse der früheren chinesischen Renaissance eingeweiht hätten. Dass Leonardos Erfindungskraft der Shen Kuos so ähnlich scheine, habe seinen Grund, so Menzies, darin, dass die Italiener nach chinesischen Vorbildern gearbeitet hätten, insbesondere nach Wang Zhens Unterweisungen im Ackerbau (von denen hier in Kapital 7 die Rede war). Das könne auch erklären, warum die europäischen Spinnmaschinen des 18. Jahrhunderts den älteren chinesischen so ähnlich sähen. Menzies’ 1434 zwingt uns noch mehr als sein Buch 1421, unsere Zweifel zu unterdrücken, denn hier müssen wir uns fragen, warum die Ankunft der prächtigen chinesischen Flotte in der überreichen italienischen Literatur an keiner Stelle erwähnt wird. Auch diesmal muss ich gestehen, dass ich ein solches Maß an Unterdrückung nicht aufbringen kann.
Einige Historiker sind der Ansicht, dass Xu Fu, der Emissär, den Qin Shihuangdi, der Erste Erhabene Gottkaiser von Qin, ausgesandt hatte, um die Kräuter der Unsterblichkeit zu finden, Amerikas Westküste in den 210er Jahren v. u. Z. durchaus erreicht haben könnte. Belege dafür allerdings gibt es bislang keine. Tim Severins mutiger Versuch, Xus mögliche Reise 1993 zu wiederholen, war nicht ermutigend. Obwohl er über einige moderne Vorteile verfügte, musste er sein Schiff gut 1000 Meilen vor Amerika aufgeben. Auch Thor Heyerdahls berühmtes Balsafloß Kon Tiki zählt in dieser Hinsicht nicht. Er hatte schließlich nur den halben Pazifik zu überqueren, von Peru bis Polynesien, und auch nur in einer Richtung, in der ihn der Äquatorialstrom trug. Eine Reise von Asien bis nach Peru wäre um einiges länger und härter gewesen.
Was auch immer seine Fehler waren – das Füßebinden hat Mao Zedong direkt nach seiner Machtübernahme 1949 verbieten lassen.
Vorteile der Isolation
Selbst im rückständigen Europa hatte die gebildete Öffentlichkeit seit dem 12. Jahrhundert erkannt, dass die Erde rund ist. (Im klassischen Griechenland war das schon einmal bekannt gewesen.)
Mäuse in der Scheune
Vor diesem geschichtlichen Hintergrund spielen Akira Kurosawas Filmklassiker Die sieben Samurai (1954) und das fast ebenso berühmt gewordene Remake von John Sturges, Die glorreichen Sieben (1960).
Wenn Sie sich heute ins Gedränge der Touristen und fliegenden Händler stürzen und die Chinesische Mauer besuchen, ist das, was sich da in der Nähe von Beijing wie ein mächtiger Steinpanzer über die Berge wälzt, weitgehend das Werk von Qi und seinen Zeitgenossen.
Die kaiserliche Krone
So genannt nach ihrer charakteristischen roten Kopfbedeckung mit zwölf Zipfeln, die die zwölf Imame, der Shia zufolge die einzigen legitimen Nachfolger Mohammeds, symbolisierten.
Ein paar Verwicklungen einmal beiseite gelassen, regierten die beiden durchgehend von 1516 bis 1598.
Die Steppen werden geschlossen
Sie machten ihre Sache gut. Die Grenze am Amur verläuft noch so, wie sie damals festgelegt wurde – abgesehen von den zwei oder drei Kilometern, um die sie aufgrund von Verhandlungen im Juli 2008 über eine Flussinsel hinaus verschoben wurde.
Wie ein Uhrwerk
Es sei denn, Gottfried Wilhelm Leibniz, der sich in den 1670er Jahren mit ähnlichen mathematischen Problemen befasste, hätte das Kalkül der Infinitesimalrechnung tatsächlich als Erster entwickelt und Newton nur den Ruhm dafür eingeheimst. Wahrscheinlicher ist, dass die beiden Philosophen die Methode unabhängig voneinander erfunden haben, aber ihre Beziehung war am Ende durch gegenseitige Plagiatsvorwürfe unwiderruflich vergiftet.
Durch den Act of Union waren England, Wales und Schottland am 1. Mai 1707 zum Königreich Großbritannien zusammengeschlossen worden; Irland kam mit einem eigenen Vertrag am 1. Januar 1801 hinzu.
Wettstreit am Teleskop
Das 1782 vervollständigte Nachfolgewerk, die Vollständige Bibliothek der Vier Schätze, brachte es auf 36 000 Bände und über zwei Millionen Seiten.
Das eherne Gesetz
1722 hatte Beijing 650 000, Edo (wie Tokio damals hieß) vermutlich unwesentlich mehr Einwohner; in London lebten zu dieser Zeit etwa 600 000, in Istanbul/Konstantinopel 700 000 Menschen.
Wonach alle Welt verlangt
Im Englischen bedeutet das Wort power, das Boulton hier verwendete, auch »Macht«. [A. d. Ü.]
Das Glück des Dampfes
Spinnräder hielten im 12. Jahrhundert in Europa Einzug; ohne ein Rad benötigte man 500 Stunden zum Spinnen von einem Pfund Garn.
Die große Divergenz
Arbeiter in Tokio, Suzhou, Shanghai und Guangzhou verdienten während eines Großteils des 18. und 19. Jahrhunderts alle etwas weniger als ihre Kollegen aus Beijing.
Die Gradgrinds
Marx und Engels drückten dies in ihrer eigenen Terminologie natürlich anders aus. Ihnen zufolge steigerte der Wechsel von einer feudalen zu einer kapitalistischen Produktionsweise zwar die Ausbeutung der Mehrarbeit, verschärfte aber auch die Widersprüche zwischen Basis und Überbau.
Eine Welt
Nicht jedoch auf Ballons. Dieses Detail wurde erst 1956 für die wunderbare Filmversion mit David Niven hinzugefügt.
Heute Mumbai und Kolkata.
Zugegebenermaßen in entladenem Zustand. Mit voller 13-Tonnen-Last schaffte sie nur ein gemesseneres Tempo von ca. 19 km/h.
Nemesis
Heute wahrscheinlich am ehesten bekannt aus dem Mund von Marlon Brando in Apocalypse Now, Francis Ford Coppolas ins Vietnam der 1960er Jahre verlegter freier Filmadaption des Romans.
Die Weltkriege
Steffens reiste 1919 in die Sowjetunion, textete dieses zustimmende Urteil jedoch offenbar schon vor seiner Reise. Unbeeindruckt von solchen Details machten die Kommunisten in Europa und Amerika den Ausspruch in den 1930er Jahren zu ihrem Mantra.
Abgesehen von dem Angriff auf Pearl Harbor ereignete sich die einzige Zerstörung auf amerikanischem Boden durch ein einzelnes (von einem U-Boot aus gestartetes) japanisches Flugzeug, das 1942 Brookings, Oregon, bombardierte.
Die Zusammenarbeit begann mit der 1948 gegründeten Organisation für europäische wirtschaftliche Zusammenarbeit und der Montanunion von 1952. Diese wurden 1958 als Europäische Wirtschaftsgemeinschaft neu gegründet und mit dem Maastricht-Vertrag 1993 in die Europäische Union umgewandelt.
Das Paradies des Volkes
Es ist nicht klar, wie groß die Wirkung dieser Politik wirklich war. 1974 lag die durchschnittliche Geburtenrate bei 4,2 Kindern pro Frau. Bis 1980, als die Ein-Kind-Politik durchgesetzt wurde, war sie auf 2,2 Kinder gefallen. Die Abnahme verlangsamte sich dann, und es dauerte noch weitere 15 Jahre, bis die Geburtenrate auf 1,0 pro Frau fiel. Chinas Bevölkerung wird vermutlich um 2015 ihren Höhepunkt erreichen.
Noch ein sowjetischer Witz: Wie verdoppelt man den Wert eines Lada? Antwort: Indem man ihn volltankt.67
Nach Chimerika
Alle Zahlen in US-Dollar, jeweils umgerechnet auf dessen Wert im Jahr 2000, um die Kaufkraft vergleichbar zu machen.
2103
Würden wir stattdessen annehmen, dass sich die Gewichtung zwischen den Merkmalen änderte, bei einem der vier Merkmale also weniger dramatische Veränderungen stattfinden würden, dann müssten wir bei den anderen von um so atemberaubenderen Transformationen ausgehen.
Der Zeitpunkt, ab dem die künstliche Intelligenz in der Lage ist, ihre technische Apparatur selbst zu verbessern, und unsere unverstärkte Intelligenz der weiteren Entwicklung nicht mehr zu folgen vermag [A. d. Ü.].
Der Internationale Sportsgerichtshof hob zwar die Entscheidung des Weltleichtathletikverbandes noch rechtzeitig wieder auf, aber die Qualifikation zu den Olympischen Spielen in Beijing verpasste Pistorius dann um sieben Zehntelsekunden.
Worst-Case-Szenario
Deutlichstes Beispiel dafür ist der machtvolle Aufstieg der USA, der dadurch befördert wurde, dass Millionen Europäer und versklavte Afrikaner über den Atlantik, in kleineren, aber immer noch bedeutenden Teilen Chinesen und Japaner über den Pazifik einwanderten.
Höchstwahrscheinlich Ägypten, Libyen, Saudi-Arabien, Syrien, die Türkei und die Vereinigten Arabischen Emirate.
2001 gegründet durch China, Kasachstan, Kirgisistan, Russland, Tadschikistan und Usbekistan. Der 1996 gegründeten Vorläuferorganisation Shanghai Five hatte Usbekistan noch nicht angehört. Pakistan und Weißrussland haben ihr Interesse an einer Mitgliedschaft angemeldet.
Vorausgesetzt, dass Russlands Raketen noch einsatzbereit sind. 2009 gab es eine Serie von Raketenfehlstarts, woraufhin der Kommandeur der strategischen Atomstreitkräfte abgesetzt wurde.
Was uns erwartet
Die International Astronomic Union (IAU) berichtete im August 2009, dass seit der ersten dieser Entdeckungen im Jahr 1995 außerhalb unseres Sonnensystems inzwischen 360 Planeten gefunden worden sind. Auf keinem von ihnen scheint Leben möglich zu sein, doch der Leiter des Planetensuchprogramms der französischen Weltraumbehörde teilte der IAU mit: »Ich bin tatsächlich zuversichtlich, dass wir in den nächsten zwei Jahren einen der Erde ähnlichen Planeten entdecken werden.«
Das Fermi-Paradoxon geht natürlich davon aus, dass weder von Dänikens Weltraumbesuchern noch den angeblich gesichteten UFOs, extraterrestrischen Entführern oder anderen einschlägigen Zeitungsstorys irgendeine Realität entspricht.
Die großen fünf bisherigen Massenaussterbeereignisse fanden statt im oberen Ordovizium (vor ca. 440
Mio. Jahren), im oberen Devon (vor ca. 365 Mio. Jahren), an der Perm-Trias-Grenze (vor ca. 225 Mio. Jahren), am Ende der Trias (vor ca. 210 Mio. Jahren) und an der Kreide-Tertiär-Grenze (vor ca. 65 Mio. Jahren). Bei jedem dieser Ereignisse wurden mindestens 65 Prozent aller Arten weltweit ausgelöscht.
»Und sie kommen niemals zusammen …«
Der »Osten« in Kiplings Ballade war natürlich Indien; er hat keine feinen Unterscheidungen zwischen Süd- und Ostasien getroffen – sie lagen ja alle östlich von England.
Vier Einwände
Halbnomadische Eroberer wie Parther, Xianbei, osmanische Türken und Mandschuren waren auch als imperiale Herrscher erfolgreich; reine Nomadenvölker wie Xiongnu, Hunnen und seldschukische Türken dagegen nicht. An ehesten eine Ausnahme machen da die Mongolen, doch ist auch ihre Erfolgsgeschichte als imperiale Herrscher ziemlich wechselhaft.
Energieausbeute
Mediävisten sind vielleicht erstaunt, wenn sie sehen, dass die Punktwerte für den Westen in Tabelle A.1 zwischen 1000 und 1400 u. Z. – in einer Epoche also, in der die Gesellschaften Westeuropas bekanntlich kräftig wuchsen – konstant bei 26 000 kcal pro Kopf und Tag liegen; doch stehen die Punktwerte des Westens auch für den Entwicklungskern im muslimischen östlichen Mittelmeerraum, der damals eine Phase der Stagnation erlebte (wie in Kapitel 7 dargestellt). Die Energieausbeute in Westeuropa blieb während dieser Jahrhunderte stets unter 25 000 kcal pro Kopf und Tag; erst im 15. Jahrhundert zog sie mit der des Mittelmeerraums gleich.
Informationstechniken
Ich sollte nochmals betonen, dass meine Kategorien volle, mittlere und Grundkenntnisse des Lesens und Schreibens die Messlatte viel niedriger legen, als dies heutige Ausbildungsinstitute tun würden. Jeder, der in der Lage ist, eine Bewerbung zu schreiben oder eine Steuererklärung auszufüllen, rangiert nach meiner Klassifizierung in der Kategorie volle Kenntnisse.