6.
Der Tisch war dreizehn Meter lang und einen Meter breit und war einst mit feinen Leintüchern und goldenen Tellern und Bechern gedeckt gewesen. Die erlesensten Speisen hatten die Teller gekrönt, und die Edlen hatten ihr Fleisch mit goldenen Messern geschnitten. Jetzt gab es keine Tischdecken; die Teller waren aus Zinn, die Becher aus Steingut. Brot und Käse lagen auf den Tellern, und in den Bechern war kaltes Quellwasser. Am Tisch saßen achtundzwanzig Priester in weißen Gewändern. Hinter jedem Priester glitzerte im Schein der Laternen eine Rüstung: ein strahlender Silberhelm, ein schimmernder Brustharnisch und ein Schwert in einer Scheide. Und an jeder Rüstung lehnte ein langer hölzerner Stab.
Ekodas saß am Kopfende des Tisches, Dardalion an seiner Seite.
»Laß mich meine eigenen Argumente vorbringen«, bat Ekodas.
»Nein, mein Sohn. Aber ich werde ihnen Gerechtigkeit widerfahren lassen, ich verspreche es dir.«
»Daran zweifle ich nicht, Herr. Aber ich kann deinen Argumenten nicht Genüge tun.«
»Tu dein Bestes, Ekodas. Niemand kann mehr verlangen.« Dardalion legte einen Finger an die Lippen; dann schloß er die Augen. Sofort senkten sich alle Köpfe, und die Vereinigung begann. Ekodas fühlte, wie er schwebte. Er sah nichts, hörte nichts, spürte nichts. Nur Wärme. Er spürte Vishna und Magnic, Palista, Seres ... all die anderen trieben um ihn herum.
»Wir sind eins«, pulste Dardalion.
»Wir sind eins«, echoten die Dreißig.
Und der Betgesang begann, die große Hymne an die QUELLE, im Geiste gesungen in einer Sprache, die niemand von ihnen verstand, nicht einmal Dardalion. Die Worte waren unauslotbar, doch die Gefühle, die diese Leute hervorriefen, schufen eine süße Magie, die die Seele mit Licht erfüllte.
Ekodas wurde zurück in seine Kindheit versetzt. Er sah wieder den hoch aufgeschossenen, dunkelhaarigen Jungen mit den violetten Augen, der hinter seinem Vater auf den Feldern arbeitete, die Saat pflanzte, die Ernte einbrachte. Es waren schöne Tage, auch wenn er es damals noch nicht wußte. Gemieden von den anderen lungen des Dorfes, hatte Ekodas keine Freunde und niemanden, mit dem er die kleinen Freuden, seine Entdeckungen, teilen konnte. Aber jetzt, als er in der Hymne schwebte, sah er die Liebe, die seine Eltern ihm schenkten, trotz ihrer Angst vor seiner Gabe. Er spürte die warmen Umarmungen seiner Mutter, die schwielige Hand des Vaters, der ihm die Haare zauste.
Und die Hymne hatte eine solche Macht, daß er sogar ohne Haß sehen konnte, wie die vagrischen Soldaten sein Zuhause angriffen. Er konnte die Axt sehen, die seinem Vater den Schädel spaltete, das zustoßende Messer, das seiner Mutter das Leben raubte. Er war in der Scheune gewesen, als die Vagrier kamen. Seine Eltern waren in der ersten Minute des Überfalls getötet worden. Ekodas war vom Heuboden gesprungen und auf die Soldaten zugelaufen. Einer drehte sich um und holte mit seinem Schwert aus. Es traf den Jungen an Schulter und Hals, glitt ab und ritzte ihm die Schläfe auf.
Als er erwachte, war er der einzige lebende Drenai im Umkreis vieler Kilometer. Die Vagrier hatten selbst das Vieh abgeschlachtet. Alle Gebäude brannten, und eine dichte Rauchwolke hing über dem Land. Am dritten Tag nach dem Überfall wanderte Ekodas die drei Kilometer zum Dorf. Überall lagen Tote, und obgleich der Rauch sich inzwischen verzogen hatte, kreisten Scharen von Krähen am Himmel. Er sammelte, was er an Lebensmitteln noch finden konnte - ein halb verkohltes Stück Schinken, einen kleinen Sack mit Haferflocken -, und fand eine Schaufel, die er mit nach Hause nahm, wo er ein tiefes Grab für seine Eltern aushob.
Ein Jahr lang hatte er allein gelebt, Korn gesammelt, eßbare Wurzeln und Blumen, aus denen er eine Suppe kochen konnte. In diesem Jahr sah er keinen Menschen. Am Tag arbeitete er. Des Nachts träumte er, träumte davon, durch den Nachthimmel zu fliegen, über den Bergen im reinen Licht der Sterne zu schweben. Wundervolle Träume!
Eines Nachts, als er kreiste und schwebte, war eine dunkle Gestalt vor ihm erschienen. Sie hatte das Gesicht eines Mannes, schwarzes Haar, das dicht am Schädel klebte, schräggestellte Augen und lange, geflochtene Koteletten, die ihm bis auf die Schultern hingen.
»Woher kommst du, Junge?« fragte der Mann.
Ekodas hatte Angst bekommen. Er wich zurück, doch das Gesicht schwoll an, und ein Körper erschien. Lange Arme streckten sich nach ihm aus. Die Hände waren mit Schuppen und Klauen bewehrt, und Ekodas floh. Andere dunkle Gestalten tauchten auf, wie die
Krähen über dem Dorf, und sie riefen nach ihm. Weit unten sah er die kleine Schutzhütte, die er aus den unverbrannten Balken der Scheune für sich gezimmert hatte. Hinab, hinab floh er, vereinte sich mit seinem Körper und erwachte schlagartig, mit wild klopfendem Herzen. In dem Augenblick zwischen Traum und Erwachen war er sicher, ein triumphierendes Gelächter gehört zu haben.
Zwei Tage später kam ein Reisender vorbei, ein schlanker Mann mit sanftem Gesicht. Er ging langsam, und als er sich setzte, zuckte er vor Schmerz zusammen, denn er hatte eine frisch vernähte Wunde am Rücken.
»Guten Morgen, Ekodas«, hatte er gesagt. »Ich bin Dardalion. Du mußt diesen Ort verlassen.«
»Warum? Es ist mein Zuhause.«
»Ich glaube, du weißt, warum. Zhu Chao hat deinen Geist schweben gesehen. Er wird Männer schicken, die dich zu ihm bringen sollen.«
»Warum sollte ich dir trauen?«
Der Mann lächelte und streckte die Hand aus. »Du hast das Talent, die Gabe der QUELLE. Berühre mich. Sieh, ob du einen Funken Böses finden kannst.«
Ekodas faßte die Hand, und in derselben Sekunde flössen Dardalions Erinnerungen durch ihn ... die große Belagerung von Purdol, die Kämpfe mit der Bruderschaft, die Reise mit Waylander, die entsetzlichen Erinnerungen an Blutvergießen und Tod.
»Ich komme mit dir, Herr.«
»Du wirst nicht allein sein, mein Junge. Bis jetzt gibt es neun wie dich. Es werden noch mehr.«
»Wie viele mehr?«
»Wir werden dreißig sein.«
Die Gebetshymne endete. Ekodas spürte die Kälte der Trennung, wurde sich seiner Muskeln und Sehnen bewußt, spürte die kalte Brise, die durchs offene Fenster drang und seine nackten Beine streifte. Er schauderte und öffnete die Augen.
Dardalion stand auf. Ekodas blickte in das schmale, asketische Gesicht des Abtes.
»Meine Brüder«, sagte Dardalion, »hinter euch steht die Rüstung der Dreißig. Daneben steht der Stab des QUELLEN-Priesters. Heute abend werden wir entscheiden, wo unsere Bestimmung liegt. Tragen wir die Rüstung und finden die QUELLE im Kampf bis auf den Tod gegen die Mächte des Bösen, oder gehen wir getrennte Wege in Frieden und Harmonie? Heute abend spreche ich für letzteres. Ekodas wird für das erste argumentieren. Wenn der Abend zu Ende geht, wird jeder von euch aufstehen und seine Entscheidung treffen. Ihr werdet entweder den Stab oder das Schwert nehmen. Möge die QUELLE uns bei unserer Entscheidung leiten.«
Darauf schwieg er eine Weile; dann begann er von der bindenden Macht der Liebe zu sprechen, den Veränderungen, die sie in den Herzen der Menschen bewirkte. Er sprach von dem Bösen, das in Haß und Gier und Lust steckte, wies mit großer Beredsamkeit darauf hin, wie töricht es sei zu glauben, daß Schwerter und Lanzen das Böse vernichten könnten. Er sprach von Zorn und den Dämonen, die in jeder menschlichen Seele auf der Lauer lagen, Dämonen mit feurigen Peitschen, die einen guten Mann zu Vergewaltigung und Mord anstacheln konnten. Ekodas lauschte mit wachsendem Erstaunen. All seine Argumente und noch mehr trug der Abt vor.
»Ja, die Liebe«, fuhr Dardalion fort, »sie kann die Wunden des Hasses heilen. Liebe kann Lust und Gier auslöschen. Durch Liebe kann auch ein böser Mensch bereuen und Erlösung finden. Denn die QUELLE verstößt keinen Menschen.
Jeder von uns ist von der QUELLE gesegnet. Wir haben Talente. Wir können Gedanken lesen, wir können fliegen. Einige können mit einer Berührung Wunden heilen. Wir sind begnadet. Wir können gehen und unsere Botschaft der Liebe im ganzen Reich verkünden.
Vor vielen Jahren befand ich mich in einer sehr schlimmen Lage. Die Dunkle Bruderschaft formierte sich erneut, suchte nach begabten Kindern und brachte sie auf ihren Pfad des Bösen. Diejenigen, die sich weigerten, wurden den Mächten der Finsternis geopfert. Damals beschloß ich, daß auch ich nach jenen suchen würde, die Talent hatten, um sie auszubilden und wieder die Dreißig aufzubauen, die gegen das Böse kämpfen sollten. Währenddessen traf ich auf zwei Schwestern, Kinder einer Tragödie. Sie lebten bei einem Witwer, einem starken Mann, furchtlos und tödlich. Aber sie waren verloren im seelenlosen Grau der Leere, gejagt von dämonischen Kräften und zwei Rittern der Bruderschaft. Ich schlug sie in die Flucht und rettete den Geist dieser Kinder, indem ich sie nach Hause brachte. Und dann kehrte ich in meinen Körper zurück und ritt zu ihrer Hütte. Die Mörder der Bruderschaft wußten, wo sie die Kinder finden konnten, und ich wollte ihren Vater warnen.
Doch als ich dort ankam, war er bewußtlos, denn er hatte sich mit starkem Wein vollaufen lassen und versucht, seinen Kummer über den Tod seiner Frau zu ertränken. Die Kinder waren allein. Als ich in der Hütte war, spürte ich, daß jeden Augenblick zwei Männer kommen würden. Ich konnte ihre Lust an Gewalt und Tod fühlen, die vor ihnen herwehte wie roter Nebel. Wir konnten nirgends hin. Uns nirgends verstecken.
Da tat ich etwas, das ich immer bedauert habe. Ich nahm dem Bewußtlosen seine kleine Doppelarmbrust ab und lud sie. Dann ging ich hinaus, um auf die Mörder zu warten. Während der vagri-schen Kriege hatte ich mit dem Schwert gekämpft, aber ich hatte geschworen, nie wieder ein menschliches Leben zu nehmen. Während ich wartete, betete ich, daß sie allein aufgrund der Bedrohung durch die Armbrust umkehren würden.
Aber sie kamen, und sie lachten mich aus, denn sie kannten mich. Ich war ein Priester der QUELLE, der die Liebe predigte. Sie verspotteten mich und zogen ihre Schwerter. Die Waffe, die ich in Händen hielt, hatte viele Männer getötet, und sie besaß Macht, schreckliche Macht, in ihren Ebenholzarmen. Die Männer kamen näher. Mein Arm fuhr hoch. Und der erste Bolzen flog. Der erste Mann starb. Der zweite machte kehrt, um davonzulaufen. Ohne zu überlegen, schoß ich ihm in den Nacken. Ich hätte vor Freude in die Luft springen können. Ich hatte die Kinder gerettet. Dann kam mir die Ungeheuerlichkeit meiner Tat zu Bewußtsein, und ich fiel auf die Knie und schleuderte die Armbrust von mir.
In Dros Purdol hatten die ersten Dreißig gegen Dämonen und böse Geister gekämpft. Aber niemand von ihnen - außer mir selbst - hatte jemals ein Schwert gegen einen menschlichen Feind erhoben. Und sie starben ohne Widerstand, als der Feind die Mauern durchbrach. Doch in einem einzigen Moment hatte ich alles verraten, wofür wir einstanden.
Ich hatte nicht nur menschliches Leben genommen, ich hatte zwei Männer jeder Chance auf Erlösung beraubt.
Ich ging zurück zu den Kindern und nahm sie in die Arme. Mein Geist drang in sie beide ein und verschloß die Türen zu ihrem Talent, beraubte sie ihrer von der QUELLE verliehenen Gabe, damit die Bruderschaft sie nie mehr finden könnte. Ich brachte sie zu Bett und beruhigte sie, so daß sie einschlafen konnten. Dann schleppte ich die Toten von der Lichtung und begrub sie in einem flachen Grab.
Seitdem werde ich von diesem Tag verfolgt, und keine Stunde meines Lebens vergeht, ohne daß ich daran denke. Ich möchte nicht, daß einer von euch ein solches Bedauern empfinden muß. Und die sicherste Methode, die ich kenne, um diesen Schmerz zu vermeiden, besteht darin, daß jeder von euch den Stab der QUELLE nimmt.« Dardalion setzte sich, und Ekodas sah, daß die Hände des Abtes zitterten.
Der junge Priester holte tief Luft und stand auf. »Brüder, unser Abt hat kein Wort gesprochen, dem ich nicht zustimmen würde. Aber das allein macht seine Argumente noch nicht stichhaltig. Er sprach davon, daß Liebe Liebe hervorbringt und daß aus Haß weiterer Haß entsteht. Wir alle stimmen dem zu - und wenn das alles wäre, was wir besprechen wollten, gäbe es keinen Anlaß mehr für mich, das Wort zu ergreifen. Aber die Sache ist unendlich viel schwieriger. Man hat mich aufgefordert, ein Argument zu vertreten, das ich grundsätzlich ablehne. Hat Ekodas recht, und sein Argument ist falsch? Ist das Argument gut, und Ekodas' Urteilsvermögen nicht ungetrübt? Woher soll ich das wissen? Wie kann einer von uns das wissen? Also laßt uns ein umfassenderes Bild betrachten.
Wir sitzen hier in Sicherheit, in einem Kreis von Schwertern, die von anderen geführt werden. Rekruten in Delnoch, Lanzenreiter am Skeln-Paß, Infanteristen in Erekban: Sie alle bereiten sich darauf vor zu kämpfen und möglicherweise sogar zu sterben, um ihre Familien, ihr Land und uns alle zu schützen. Sind sie schlecht? Wird die QUELLE ihnen das Geschenk der Ewigkeit verwehren? Ich hoffe nicht! Diese Welt wurde von der QUELLE geschaffen, jedes Tier, jedes Insekt, jede Pflanze, jeder Baum. Aber damit ein Ding leben kann, muß für gewöhnlich ein anderes sterben. Das ist der Weg aller Dinge. Wenn die Rose wächst, nimmt sie kleineren Pflanzen das Licht, das sie brauchen, und erstickt sie. Damit der Löwe gedeihen kann, mußt der Hirsch sterben. Die ganze Welt liegt miteinander im Kampf.
Aber wir sind in Sicherheit. Und warum? Weil wir zulassen, daß die Verantwortung - ja, und die Sünde - in den Händen anderer liegt.« Er hielt inne und betrachtete die lauschenden Priester, den stolzen Vishna, früher ein Adeliger aus Gothir, den feurigen Magnic, dessen Augen sein Erstaunen angesichts des scheinbaren Wandels des Sprechers spiegelten, den schlanken, geistreichen Palista, der ihn mit einem Ausdruck trockenen Humors anschaute.
Ekodas lächelte. »Ach, meine Brüder, wenn das Argument nur lauten würde, daß wir Kriegerpriester würden, wäre es einfacher, moralische Einwände zu erheben. Aber das ist nicht die Wirklichkeit. Wir sind hier zusammengekommen, weil die Dunkle Bruderschaft durch die Welt streift, bereit, Chaos und Verzweiflung über dieses und andere Länder zu bringen. Und wir wissen, durch die Erinnerungen unseres Vater Abts, wessen diese Männer fähig sind. Wir wissen, daß gewöhnliche Krieger gegen ihre finsteren Mächte nicht bestehen können.«
Wieder hielt er inne und nahm einen Schluck Wasser aus seinem irdenen Becher. »Der Vater Abt sprach davon, wie er die Männer erschlug, die die Kinder holen wollten - aber was war die Alternative? Was die Männer und ihre Erlösung betrifft, wer kann sagen, wohin ihre Seelen reisten und welche Hoffnung auf Erlösung es dort gibt?
Nein, was diesen furchtbaren Tag betrifft, so hat unser Abt Grund, nur eins zu bedauern: die Freude, die er beim Töten empfand. Denn das ist der Angelpunkt seines Arguments. Als Kriegerpriester müssen wir - wenn wir denn kämpfen müssen - ohne Haß kämpfen. Wir müssen die Verteidiger des Lichts sein.
Diese von der QUELLE erschaffene Welt befindet sich in einem empfindlichen Gleichgewicht, und wenn die Waagschale des Bösen schwerer ist als die des Guten, was sollen wir dann tun? Die QUELLE hat uns Gaben verliehen, Gaben, die uns in die Lage versetzen, der Bruderschaft die Stirn zu bieten. Sollen wir diese Gaben verleugnen? Es gibt viele Männer, die den Stab nehmen könnten. Viele Priester könnten - und werden - die Welt mit ihren Liedern von Frieden bereisen.
Aber wo sind die Krieger des Lichts, die sich der Bruderschaft entgegenstellen können? Wo sind die Ritter der QUELLE, die die Magie des Bösen abwenden können?« Er breitete die Hände aus. »Wo, wenn nicht hier? Nicht einer von uns kann mit Gewißheit sagen, daß der Pfad, den wir gewählt haben, der rechte ist. Doch wir beurteilen eine Rose nach ihrer Blüte und ihrem Duft. Die Bruderschaft strebt nach Herrschaft und damit nach einem neuen Zeitalter des Blutes. Wir streben danach, die Menschen in Frieden und Harmonie zu sehen, frei zu lieben, frei, Söhne und Töchter großzuziehen, frei, abends den herrlichen Sonnenuntergang zu betrachten, im Wissen, daß das Böse fern ist.
Wir wissen, wo das Böse liegt, und wir sollten ihm mit reinem Herzen entgegentreten. Wenn es durch Liebe abgewendet werden kann, so sei es! Aber wenn es Totschlag und Grauen sucht, dann sollten wir uns ihm mit Schwert und Schild stellen. Denn das ist unsere Bestimmung. Wir sind die Dreißig!« Er setzte sich und schloß die Augen, von Gefühlen übermannt.
»Laßt uns beten«, sagte Dardalion, »und dann soll jeder seinen Weg wählen.«
Einige Minuten lang herrschte Schweigen. Dann sah Ekodas, wie Vishna aufstand, das silberne Schwert ergriff und es vor sich auf den Tisch legte. Magnic war der nächste; das schabende Geräusch des Schwerts, das aus der Scheide glitt, durchschnitt die Stille. Einer nach dem anderen wählten die Priester die Schwerter, bis nur noch Dardalion und Ekodas übrig waren. Dardalion wartete, und Ekodas lächelte. Er stand auf, die Augen fest auf den gleichmütigen Blick des Abtes gerichtet.
»Hast du mich hereingelegt, Vater?« pulste Ekodas.
»Nein, mein Sohn. Hast du dich selbst überzeugt?«
»Nein, Dardalion. Ich glaube immer noch, daß es Torheit ist, gegen das Böse mit seinen eigenen Waffen zu kämpfen, und daß es nur zu mehr Haß und mehr Tod führt.«
»Warum hast du dann das Argument mit solcher Kraft vorgetragen?«
»Weil du mich darum gebeten hast. Und ich verdanke dir alles.«
»Dann nimm den Stab, mein Sohn.«
»Dafür ist es zu spät, Vater.« Ekodas schloß seine Finger um den Griff des silbernen Langschwertes. Die Klinge sauste durch die Luft und fing das Licht der vielen Laternen ein.
» Wir sind eins!« rief Vishna.
Und dreißig Schwerter wurden hochgehalten, lodernd wie Fackeln.
Karnak schritt durch die jubelnden Truppen, lächelnd und winkend. Dreimal blieb er stehen, um ein paar Worte mit einzelnen Soldaten zu wechseln, an deren Namen er sich erinnerte. Es war dieser joviale Zug, der ihn bei den Männern so beliebt machte, und das wußte er.
Hinter ihm gingen zwei Offiziere seines Generalstabs. Gan Asten, ein ehemaliger Unteroffizier, den Karnak im Bürgerkrieg befördert hatte, war jetzt einer der mächtigsten Befehlshaber der Drenai-Armee. An seiner Seite ging Dun Galen, offiziell Karnaks Adjutant, in Wahrheit jedoch der Mann, dessen Spionagenetz dafür sorgte, daß Karnak die Zügel der Macht in den Händen behielt.
Karnak erreichte das Ende der Reihe und bückte sich, um ins Zelt zu treten. Asten und Galen folgten ihm. Die beiden Wächter kreuzten ihre Lanzen vor der Öffnung und signalisierten auf diese Weise, daß der Reichsverweser nicht gestört werden durfte, und die Soldaten schlenderten zurück zu ihren Lagerfeuern.
Drinnen verschwand Karnaks Lächeln. »Wo, bei den Göttern, steckt er?« fauchte er.
Der klapperdürre Galen zuckte die Achseln. »Er war im Palast und hat den Wachen angeblich gesagt, er würde Freunde besuchen. Dann hat man ihn nicht mehr gesehen. Später, als sein Zimmer durchsucht wurde, stellte man fest, daß er Kleider zum Wechseln mitgenommen und Gold aus Varacheks Schatzkammer gestohlen hatte - ungefähr zweihundert Raq. Seitdem gibt es keine Spur mehr von ihm.«
»Er hatte Angst vor Waylander«, sagte Asten. »Jedes nächtliche Geräusch, jedes Klappen eines Fensterladens jagt ihm Furcht ein.«
»Waylander ist ein toter Mann!« brüllte Karnak. »Konnte er mir denn nicht so weit trauen? Bei Shemaks Eiern, er ist nur ein einzelner Mann! Einer!«
»Und noch immer am Leben«, betonte Asten.
»Sag das nicht!« wütete Karnak. »Ich weiß, du hast mir davon abgeraten, die Gilde einzuschalten. Aber wie, im Namen aller Dinge, die heilig sind, sind wir bloß in dieses Durcheinander geraten? Ein Mädchen stirbt - ein Unfall. Und doch hat es mich fast zwanzigtausend in Gold gekostet - Geld, das ich mir eigentlich nicht leisten kann -, und mein Sohn huscht davon wie ein verängstigtes Kaninchen!«
»Ein Trupp von Lanzenreitern ist ihm zur Zeit auf den Fersen, General«, sagte der schwarzgekleidete Galen. »Sie werden ihn herbringen.«
»Das glaube ich erst, wenn ich es sehe«, schnaubte Karnak.
»Die Gilde hat sich als Enttäuschung erwiesen«, betonte Asten ruhig.
Karnak grinste. »Nun, wenn der Krieg vorüber ist, werde ich sie auflösen und mir das Geld zurückholen. Das ist einer der Vorteile
der Macht.« Sein Lächeln schwand. »Drei Frauen, Scharen von willigen Weibern, und was kriege ich? Bodalen! Was habe ich getan, einen solchen Sohn zu verdienen, Asten?«
Klugerweise beschloß Gan Asten, nicht darauf zu antworten, doch Galen sprang geschwind ein. »Er hat viele Talente, General. Er wird hoch geschätzt. Er ist jung und übermütig. Ich bin sicher, er wollte nicht, daß das Mädchen stirbt. Es war einfach nur ein Sport -junge Männer, die ein Fohlen jagen.«
»Bis sie fiel und sich den Hals brach«, schnaubte Asten. Sein frisches Gesicht blieb ausdruckslos.
»Ein Unfall!« erwiderte Galen und warf dem General einen mörderischen Blick zu.
»Es war kein Unfall, als sie ihren Mann töteten.«
»Der Bursche lief mit einem Schwert auf sie zu. Sie haben sich verteidigt. Was würdest du von adeligen Drenai sonst erwarten?«
»Ich weiß nichts über die Sitten von Adeligen, Galen. Mein Vater war Bauer. Aber ich nehme an, du hast recht. Wenn betrunkene junge Adelige sich aufmachen, um zu vergewaltigen, sollte man sich nicht wundern, wenn es mit Mord endet.«
»Genug davon«, sagte Karnak. »Geschehen ist geschehen. Ich würde mir den rechten Arm abhacken, um das Mädchen zurückzuholen - aber sie ist tot. Und ihr Vormund lebt. Keiner von euch kennt Waylander. Aber ich. Ihr würdet nicht wollen, daß er euch oder eure Söhne jagt.«
»Wie du selbst sagtest, General, er ist nur ein einzelner Mann«, sagte Galen. Seine Stimme wurde sanfter, war aber immer noch ein wenig gereizt. »Und Bodalen ist nicht einmal im Reich.«
Karnak setzte sich auf einen baumwollbezogenen Hocker. »Ich mochte Waylander, wißt ihr«, sagte er ruhig. »Er hat es mit mir aufgenommen.« Er kicherte in sich hinein. »Er marschierte ins Land der Nadir und bekämpfte Stammeskrieger, dämonische Bestien und die vagrische Bruderschaft. Erstaunlich!« Er blickte zu Galen auf. »Aber er muß sterben. Ich kann nicht zulassen, daß er meinen Sohn tötet.«
»Du kannst dich auf mich verlassen, General«, antwortete Galen mit einer tiefen Verbeugung.
Karnak fuhr zu Asten herum. »Was ist mit dieser Hexe passiert, mit Hewla?«
»Sie wollte ihre Macht nicht gegen Waylander einsetzen«, antwortete der General.
»Warum nicht?«
»Das hat sie mir nicht gesagt. Aber sie sagte, sie würde in Erwägung ziehen, einen Sturm gegen die ventrische Flotte zu entfachen. Ich lehnte ab.«
»Du hast abgelehnt?« tobte Karnak und sprang auf. »Dafür solltest du aber einen verdammt guten Grund haben, Asten!«
»Sie wollte hundert Kinder geopfert haben. Sagte etwas von einem Preis für dämonischen Beistand.«
Karnak fluchte. »Wenn wir verlieren, werden weit mehr als hundert Kinder leiden. Eher zehntausend.«
»Soll ich noch einmal zu ihr gehen?«
»Natürlich nicht! Bei den Göttern, warum hat der Feind immer mehr Macht in den Händen? Ich wette, der ventrische König würde keine Sekunde wegen ein paar Bälger überlegen.«
»Wir könnten gefangene Sathuli-Kinder nehmen«, schlug Galen vor. »Ein schneller Überfall in den Bergen. Schließlich haben sie sich mit den Gothir gegen uns verbündet.«
Karnak schüttelte den Kopf. »Eine solche Aktion würde meinen Ruf schädigen und die Leute gegen mich aufbringen. So etwas läßt sich nie geheimhalten. Nein, meine Freunde, wir werden uns wohl auf tapfere Herzen und scharfe Schwerter verlassen müssen. Und auf das Glück, das wollen wir nicht vergessen! Aber in der Zwischenzeit, findet mir Bodalen.«
»Wahrscheinlich glaubt er, es wäre sicherer, sich zu verstecken«, meinte Asten.
»Finde ihn und überzeuge ihn vom Gegenteil«, befahl Karnak.
Waylander deckte das Feuer ab, lehnte sich gegen den Stein und beobachtete den schlafenden Nadir. Belash hatte versucht, sich aufrecht zu halten, war aber mehrere Male gestürzt und hatte sich neben dem Pfad übergeben. Die Schläge auf den Kopf hatten den Krieger geschwächt, und Waylander hatte ihm bis zu der geschützten Senke geholfen.
»Vielleicht ist dein Schädel gebrochen«, sagte Waylander, als der Mann zitternd neben dem Feuer lag.
»Nein.«
»Er ist nicht aus Stein, Belash.«
»Morgen bin ich wieder stark«, versprach der Nadir. Im Schein der untergehenden Sonne wirkte sein Gesicht grau; dunkle Streifen liefen über die Haut unter seinen schrägen Augen.
Waylander legte eine Hand an die Kehle des Mannes. Der Puls war kräftig, aber unregelmäßig. »Schlaf«, sagte er und deckte ihn mit seinem Mantel zu. Die Hammen leckten hungrig an dem trockenen Holz, und Waylander streckte die Hände aus und genoß die Wärme. Der Hund lag an seiner Seite; der riesige Kopf ruhte auf den dicken Pfote Müßig kraulte Waylander das Fell des Tiers. Ein tiefes Knurren kam aus seiner Kehle. »Ruhig«, sagte Waylander lächelnd. »Ich weiß, daß es dir gefällt, also hör auf zu jammern.«
Er betrachtete den schlafen Nadir. Ich hätte dich töten sollen, dachte er bei sich. Doch er bedauerte es nicht, den Mann am Leben gelassen zu haben. Belash hatte etwas an sich, das eine Saite in ihm anschlug. Ein Schatten zuckte am Rande seines Blickfeldes. Waylander schaute nach links. Am Feuer saß eine alte Frau mit einer Kapuze. Ihr Gesicht war ein bemerkenswertes Bild aus Verfall und Häßlichkeit, ihre Zähne verfault, die Nase geschwollen und blaugeädert, die Augen tränend und gelb.
»Du bewegst dich lautlos, Hewla«, flüsterte Waylander.
»Nein, tue ich nicht. Ich bewege mich wie ein altes Weib, und meine Gedanken knistern wie trockenes Holz.«
»Ich habe dich nicht gehört.«
»Das liegt daran, daß ich nicht hier bin, Kind«, sagte sie, streckte die Hand aus und hielt sie in die Flammen, die durch die plötzlich durchsichtige Haut und die Knochen flackerten und tanzten. »Ich sitze an meinem eigenen Feuer, in meiner eigenen Hütte.«
»Was willst du von mir?«
Ihre Augen glitzerten vor Vergnügen, und ihr Mund verzog sich zur Parodie eines Lächelns. »Nicht beeindruckt von meiner Magie? Wie langweilig. Du hast ja keine Vorstellung, welche Konzentration erforderlich ist, um dieses Abbild hervorzubringen. Aber weiten sich deine Augen da vor Staunen? Sitzt du vor Verwunderung mit offenem Mund da? Nein. Du fragst, was ich will. Wie kommst du darauf, daß ich etwas will, Kind? Vielleicht hatte ich das Bedürfnis nach Gesellschaft.«
»Das glaube ich nicht«, meinte Waylander mit einem trockenen Grinsen. »Aber du bist trotzdem willkommen. Geht es dir gut?«
»Wenn man vierhundertundelf Jahre alt ist, ist eine solche Frage bedeutungslos. Mir geht es nicht mehr gut, seit der Großvater des
Königs ein Kind war. Ich bin einfach zu stur, um zu sterben.« Sie warf einen Blick auf den schlafenden Nadir. »Er träumt davon, dich umzubringen«, sagte sie.
Er zuckte die Achseln. »Seine Träume sind seine Sache.«
»Du bist ein seltsamer Mann, Waylander. Trotzdem, der Hund mag dich.«
Er lachte leise. »Er ist ein besserer Freund als die meisten Menschen.«
»Ja.« Die alte Frau verfiel in Schweigen, doch ihre Augen blieben auf den schwarzgekleideten Krieger gerichtet. »Ich habe dich immer gemocht, Kind«, sagte sie leise. »Du hast dich nie vor mir gefürchtet. Es hat mir leid getan, als ich vom Tod deiner Frau hörte.«
Er wandte den Blick ab. »Das Leben geht weiter«, sagte er.
»Allerdings. Morak wird wiederkommen. Er ist kein Feigling, aber er geht gern sicher. Und Senta nähert sich in diesem Moment deiner Hütte. Was wirst du tun?«
»Was meinst du?« entgegnete er.
»Du wirst gegen sie kämpfen, bis sie dich töten. Nicht gerade ein besonders ausgeklügelter Plan, was?«
»Mir haben Feinheiten noch nie gelegen.«
»Unsinn. Es liegt einfach daran, daß du immer schon ein bißchen in den Tod verliebt warst. Vielleicht würde es dir helfen zu wissen, warum sie dich jagen?«
»Spielt es eine Rolle?«
»Das weißt du erst, wenn ich es dir sage!« fauchte sie.
»Dann sag es mir.«
»Karnak hat einen Sohn mit Namen Bodalen. Er steht mit der Bruderschaft in Verbindung. Er und ein paar seiner Freund kamen auf einem Ausritt in der Nähe eines Dorfes südlich von Drenan. Sie sahen eine junge Frau, die Kräuter sammelte. Die Männer hatten getrunken, und die Frau erregte ihre Lust. Sie jagten sie. Sie drehte sich um und kämpfte und brach einem Mann den Kiefer. Dann rannte sie davon. Bodalen folgte ihr. Auf der Flucht sah sie sich um, verlor das Gleichgewicht und fiel. Sie stürzte über eine Felskante und brach sich das Genick. Ihr Mann kam herbei. Er war unbewaffnet. Die Männer töteten ihn und ließen ihn bei der Leiche seiner Frau zurück. Hörst du, was ich dir sage?«
»Ich höre es, aber ich weiß nicht, was das mit mir zu tun hat«, antwortete Waylander.
»Die Männer wurden gesehen, als sie davonritten, und Bodalen wurde vor Gericht gestellt. Man verurteilte ihn zu einem Jahr Exil, und Karnak zahlte ein Vermögen als Blutgeld an den Vater des Toten.«
Waylanders Mund war trocken. »Wo war das Dorf?«
»Adderbridge.«
»Willst du damit sagen, er hat meine Krylla umgebracht?« zischte Waylander.
»Ja. Karnak fand heraus, daß du ihr Vormund bist. Er hat Angst, daß du Bodalen stellst. Deswegen jagt die Gilde dich.«
Waylanders Gedanken überschlugen sich, und er starrte blicklos in die Dunkelheit. Erinnerungen überfluteten ihn, Echos der Vergangenheit: Krylla und Miriel, die im Bach bei der Hütte planschten, lachten und im Sonnenschein spielten. Kryllas Tränen, als ihre Lieblingsgans starb; ihr Glück, als Nualin ihr den Heiratsantrag machte; die Fröhlichkeit der Hochzeit und des Tanzes, der darauf folgte. Er sah ihr lächelndes Gesicht, das Ebenbild Miriels, aber mit einem Mund, der bereitwilliger lächelte, und einer Art, die jedes Herz gewann. Mit gewaltiger Anstrengung verdrängte er die Erinnerungen und wandte seine jetzt kalten Augen wieder dem Bild der Zauberfrau zu.
»Warum bist du hergekommen, Hewla?« fragte er eisig.
»Sagte ich doch. Ich mag dich. Mochte dich immer.«
»Das kann stimmen oder auch nicht. Aber ich frage dich noch einmal, warum bist du hier?«
»Hm, ich bewundere dich sehr, Kind. Man kann dir nichts vormachen, was?« Ihre boshaften Augen funkelten im Feuerschein. »Ja, es steckt mehr dahinter als nur Bodalen.«
»Das bezweifle ich nicht.«
»Hast du je von Zhu Chao gehört?«
Waylander schüttelte den Kopf. »Nadir?«
»Nein. Kiatze. Er praktiziert die Dunklen Künste. Mehr nicht, obwohl er sich zweifellos als Zauberer bezeichnen würde. Er ist jung - noch keine sechzig, und hat noch immer die Kraft, Dämonen zu rufen und zu befehligen. Er hat die Bruderschaft wiederaufgebaut und dient - offiziell, natürlich - dem Kaiser von Gothir.«
»Und Bodalen?«
»Karnaks Sohn verehrt ihn. Die Bruderschaft steckt hinter den kommenden Kriegen. Sie haben viele der Adelshäuser von Ventria,
Gothier und Drenai unterwandert. Sie wollen herrschen, und vielleicht wird es ihnen gelingen - wer weiß?«
»Und du willst, daß ich Zhu Chao töte.«
»Sehr scharfsinnig. Ja, ich will seinen Tod.«
»Ich bin kein Meuchelmörder mehr, Hewla. Wenn der Mann dich bedrohte, würde ich mich um ihn kümmern. Aber ich werde ihn nicht einfach für dich jagen.«
»Aber du wirst Bodalen jagen«, flüsterte sie.
»O ja. Ich werde ihn finden. Und ihm wird Gerechtigkeit widerfahren.«
»Gut. Du findest ihn bei Zhu Chao«, sagte sie. »Und wenn der kleine Zauberer zufällig einem deiner Bolzen in den Weg tritt, so sei
es.«
»Er ist in Gulgothir?«
»Allerdings. Ich glaube, er fühlt sich dort sicherer. Tja, ich werde ich jetzt verlassen. In meinem Alter ist es schwierig, einen solchen Zauber aufrechtzuerhalten.« Waylander sagte nichts. Hewla schüttelte den Kopf. »Nicht einmal ein Danke für die alte Hewla?«
»Warum sollte ich dir danken?« fragte er. »Du hast mir nur Kummer gebracht.«
»Nein, nein, Kind. Ich habe dir das Leben gerettet. Sieh in dich hinein. Du willst nicht mehr hierbleiben und neben deiner schönen Danyal sterben. Nein. Der Wolf ist zurück. Waylander lebt wieder.«
Zornige Worte stiegen ihm in die Kehle. Doch Hewla war verschwunden.