8
Will, der ein
Mietpferd ritt, war tief in Gedanken. Vieles drückte ihn nieder,
und dabei vor allem die Gedanken an seine Zukunft. Er wollte
einfach raus aus der Grube, ohne zu wissen, was er danach tun
könnte. So nah er seinem Pa auch stand, er fand einfach nicht die
richtigen Worte, um ihm seine Rastlosigkeit zu erklären. Nur mit
Meggan hatte er je offen über seine Gedanken und Gefühle reden
können. An den Sonntagen, an denen sie nicht die Familie besuchte,
ritt er oft nach Grasslands, um eine oder zwei Stunden mit seiner
Schwester zu verbringen. Die Nähe, die die beiden als Kinder gehabt
hatten, war im Erwachsenwerden noch größer geworden. Will war ganz
aufgeregt gewesen, als Meggan eine Beschäftigung bei den Heilbuths
gefunden hatte. Mit den Jahren hatte auch er große Zuneigung zu dem
älteren Paar gefasst, das ihm jetzt mit derselben Herzenswärme
begegnete, die es Meggan erwies. Mehr als einmal hatte Mr. Heilbuth
ihn gefragt, ob er nicht Lust hätte, den Bergbau aufzugeben und das
Gewerbe der Schafzucht zu erlernen. »Arbeiten Sie für mich, junger
Mann«, hatte der Schafzüchter gesagt, »und ich bringe Ihnen alles
bei, was Sie über Schafe wissen müssen. Ich werde nicht jünger.
Noch zehn Jahre, dann brauche ich einen guten Verwalter, der sich
um die Farm kümmert, bis Barney alt genug ist, um sie zu
übernehmen.« Geschmeichelt von dem großzügigen Angebot und dem
Vertrauen des Mannes in seine unerprobten Fähigkeiten, hatte Will
zwar ein schlechtes Gewissen gehabt, aber dennoch abgelehnt. Der
Bergbau lag ihm im Blut, die Viehzucht nicht. Mehr als zw?lf Monate
sp?ter hatte er erkannt, dass er zwar Bergmann von Geburt war, aber
nicht aus Leidenschaft. Er hatte mit der Idee gespielt, Mr.
Heilbuths Angebot doch anzunehmen, nur um sie gleich wieder zu
verwerfen. Was auch immer er in Zukunft mit seinem Leben anfangen
w?rde, er w?rde auf keinen Fall Schafe z?chten. Er hatte keine
speziellen Wünsche, außer das, was er tat, gut zu machen. Sein
Dilemma war, dass er einfach nicht wusste, was das sein könnte. Er
hatte jede Arbeit erwogen, die er sich nur vorstellen konnte, vom
Ladenbesitzer bis zum Gemüsegärtner. Keine war ihm recht
erschienen. Hal und der kleine Tommy schwelgten oft in Erinnerungen
daran, wie sie in Pengelly mit dem Fischerboot rausgefahren waren.
Sie hatten beide darüber gesprochen, nach Moonta oder Wallaroo zu
gehen, um in den dortigen Kupferminen zu arbeiten. Dort, im
Spencer-Golf, würden sie sich ein kleines Boot kaufen können.
Obwohl sie oft darüber sprachen, bezweifelte Will jedoch, dass
einer seiner Brüder Burra tatsächlich verlassen würde. Wenn er an
seine Familie dachte, musste Will erkennen, dass Meggan die Einzige
war, die je ein besonderes Ziel im Leben gehabt hatte. Seit man
sie, als sie sechs Jahre alt war, als besondere Belohnung mit in
eine Revue genommen hatte, hatte sie erklärt, sie würde Sängerin
werden. »Ich werde sehr berühmt. Ich werde durch die ganze Welt
reisen, um für Menschen zu singen.« Wochenlang war sie
herumgegangen und hatte die Melodie von Greensleeves gesummt, bis ihrer Ma der Geduldsfaden
gerissen war. »Du solltest dich besser mit dem Gedanken anfreunden,
dass du deinen Lebensunterhalt damit verdienst, Kupfererz
auszuklauben wie die anderen jungen Frauen.« Ma hatte nie die
geringste Geduld für die Fantastereien ihrer jüngeren Tochter
aufgebracht. Erst als andere Leute bemerkten, was für eine reine
Stimme das M?dchen habe, gab sie widerwillig zu, dass Meggan
vielleicht ein wenig Talent besa?. Ganz anders ihr Pa. Er hatte
Meggan in ihrem Wunsch ermutigt und ihr sogar die Verse von
Greensleeves beigebracht, was ihrer Ma
gar nicht recht war. Will hatte manch heftige Diskussion zwischen
seinen Eltern mit angehört. Besonders als die Frage aufkam, ob
Meggan nach Tremayne Manor gehen sollte. Will und Meggan hatten
endlos darüber diskutiert, ohne den Grund für Meggans Glück
ergründen zu können. Die plötzliche Beförderung von der
Bergmannstochter zur Gesellschafterin der Tochter des Squire war in
der Tat ungewöhnlich. Mr. Tremayne, wurde der Familie gesagt, hatte
Meggan bei den Dorffesten singen gehört und großzügig beschlossen,
das Mädchen sollte die Gelegenheit erhalten, sein natürliches
Talent zu entwickeln. Inzwischen kannte Will seit Jahren den wahren
Grund hinter der wohltätigen Geste. Es mochte wohl sein, dass
Phillip Tremayne Meggan singen gehört hatte, doch es schien
unwahrscheinlich, dass er ein Interesse an ihrer Zukunft gezeigt
hätte, hätte Henry Collins ihn nicht darauf gestoßen. »Ich habe
Ihre Tochter als meine eigene großgezogen«, hatte Henry zu Tremayne
gesagt. »Jetzt will ich, dass Sie meiner Tochter die Chance geben,
Dinge zu lernen, die sie zu Hause nicht lernen kann.« So war über
Meggans Zukunft entschieden worden. Die Wahrheit über Carolines
Vater erfuhr Will, nachdem er von Haddy Brown, der schwatzhaften
Haushälterin von Tremayne Manor, angesprochen worden war. Als er
seinem Vater erzählte, was die Frau angedeutet hatte, hatte Henry
das Cottage in seltener Wut verlassen. Bei seiner Rückkehr war er
zufrieden, dass er der Frau so viel Angst vor dem Gesetz eingejagt
hatte, um ihre Zunge zu bezähmen. Er hatte Will beiseitegenommen.
»Ich kann mir vorstellen, wie durcheinander du bist, Sohn, aber ich
bitte dich, weder über mich zu urteilen noch über deine Ma. Ich war
schon halb in sie verliebt und wollte sie sowieso heiraten.« Will
hatte versucht, sich in eine solche Situation hineinzuversetzen,
doch das war ihm nicht gelungen. »Hat es dir nichts ausgemacht, das
Kind eines anderen Mannes als deines auszugeben?« Henrys Antwort
war nüchtern ausgefallen. »Doch, es hat mir etwas ausgemacht. Aber
sie ist mir zu sehr ans Herz gewachsen, als dass ich zugesehen
hätte, wie sie zerstört wird. Und ich kann mich nicht beklagen. Die
Frau war mir eine gute Ehefrau und euch Kindern eine gute Mutter.
Wirf dich nicht zum Richter über andere auf, Junge. Es ist immer
leicht, zu sagen, was jemand tun oder lassen oder getan haben
sollte. Erst wenn man in derselben Situation ist, weiß man, wie man
selbst handeln würde.« Nach dieser gesunden Lebensweisheit zu leben
hatte Will sich seither stets bemüht. Im Laufe der Zeit hatte Wills
Haltung sich verändert: Hatte er zunächst beiden Eltern kritisch
gegenübergestanden, so war er irgendwann zu der Erkenntnis gelangt,
dass sein Vater ein wirklich guter Mensch war. Sein Pa hatte getan,
was er für richtig hielt. Seine Ma hatte teuer für ihren
jugendlichen Leichtsinn bezahlt. Und die Tat, durch die Caroline
ihr Leben verloren hatte, war ganz allein Carolines Entscheidung
gewesen. Sinnlos zu sagen, man hätte sich schon etwas überlegen
können. Unmöglich, sich vorzustellen, Caroline hätte Tom geheiratet
und das Kind als seins ausgegeben. Caroline war viel zu arglos
gewesen, um so eine Täuschung durchzuführen. Und Will hegte auch
keinen Zweifel, wie Tom reagiert hätte. In gewisser Weise war er
froh, dass seine Schwester nicht länger gelebt und Tom geheiratet
hatte. Die Freundschaft zwischen den beiden Männern war in den
letzten zwei Jahren deutlich abgekühlt. Will mochte Tom nicht mehr
besonders. Über dessen gewalttätiges Naturell und seinen exzessiven
Alkoholgenuss konnte er hinwegsehen. Doch die Berichte über Toms
Brutalität gegenüber seiner Frau fand er schwer zu ignorieren,
obwohl kein Mann es mit so einer unmoralischen Frau aufnehmen
müssen sollte. Milly Roberts war, wie Will wusste, immer noch so
willig wie damals in Pengelly, sich von jedem flachlegen zu lassen.
Es lag eine gewisse Ironie in der Tatsache, dass Tom in eine Ehe
gezwungen worden war, um einem ungeborenen Kind Legitimität zu
geben. Das Paar hatte Australien noch nicht erreicht, da musste Tom
entdecken, dass überhaupt kein Baby unterwegs war. Jeder Mann wäre
wohl wütend darüber geworden, dass er so ausgetrickst worden war,
doch das gab ihm nicht das Recht, einer Frau gegenüber gewalttätig
zu werden. Auch wenn Will wünschte, seine ältere Schwester wäre
noch am Leben, so war er doch dankbar, dass Caroline dem von ihrer
Ma vorgeschlagenen Täuschungsmanöver nicht zugestimmt hatte. Sie
wäre die Frau geworden, die Toms brutaler Faust als Zielscheibe
gedient hätte. Tom hätte Caroline zerstört. Milly wurde im Gegenzug
immer schamloser. Will dachte über Tom, Milly, Caroline und die
Kompliziertheit des Lebens nach, als er die Grenze des Gartens der
Heilbuths erreichte und abstieg, um sein Pferd an den Lattenzaun zu
binden. Er war so in Gedanken versunken, dass er zusammenzuckte,
als eine sanfte weibliche Stimme »Hallo« sagte. Gänsehaut lief
seinen Rücken hinunter, als er den Kopf hob. Waren seine Gedanken
so intensiv gewesen, dass sein Geist eine Erscheinung seiner
verstorbenen Schwester heraufbeschworen hatte? »Oh, es tut mir
leid. Habe ich Sie erschreckt?« Wieder sprach die Erscheinung. Will
schüttelte leicht den Kopf, denn innerhalb von Sekunden hatte er
erkannt, dass die Sprecherin aus Fleisch und Blut war. »Sie sehen
bloß jemandem, den ich kenne – kannte -, sehr ähnlich. Ich war nur
überrascht.« Er sah jetzt, dass die junge Frau zartere Knochen
hatte als Caroline. Ihre Augen waren eher grau denn blau, und ihre
ganze Erscheinung zeugte von einer vornehmen Erziehung. »Vielleicht
erinnern Sie sich von Pengelly an mich«, sagte sie mit einem
L?cheln, so s??, wie er noch nie eines gesehen hatte. ?Sie m?ssen
Meggans Bruder sein. Sie sehen ihr sehr ?hnlich.? Sie streckte ihm
eine zierliche Hand entgegen, eine Hand, die nie irgendwelche
Arbeit hatte tun m?ssen und die weich und makellos war. ?Ich bin
Jenny Tremayne.? Diese Erkenntnis war Will schon gedämmert, noch
während sie sprach. Er kam sich dumm und linkisch vor. Obwohl
Meggan es erwähnt hatte, rang er mit dem Schock, dass sie Caroline
so ähnlich sah. Und er war auch nicht auf dieses Zusammentreffen
vorbereitet gewesen. Er hätte auf seine innere Stimme hören sollen,
die ihm geraten hatte, Meggan nicht zu besuchen, verfluchte er sich
innerlich, während seltsame Gefühle ihn vollkommen verstummen
ließen. Doch das Bedürfnis, mit seiner Schwester zu reden, war
stärker gewesen als seine Unschlüssigkeit, und zudem hatte er sich
eingeredet, er sei vielleicht einfach nur ein wenig feige. Aller
Wahrscheinlichkeit nach, hatte er sich zugeredet, würde er die
Besucher aus Pengelly gar nicht zu Gesicht bekommen. In Erwartung
seines Besuchs spazierte Meggan oft ein wenig mit den Zwillingen
hinaus, um ihm auf dem Weg entgegenzukommen. Wenn sie dies nicht
tat, ging er um die Gesindestuben herum, wo er sie normalerweise
entweder in der Küche oder im Hof antraf. Das Haupthaus betrat er
nie. Meggan und er schlenderten gerne am Bach entlang, weit weg vom
Haus. Die Reaktion, die er auf das süße Lächeln der jungen Frau
empfand, gefiel Will gar nicht, und er hatte Mühe, seine Stimme
wiederzufinden. Er ignorierte ihre ausgestreckte Hand und zog
stattdessen den Hut ab und hielt ihn in einer Geste der
Unterwürfigkeit vor sich. »Wie geht’s Ihnen, Miss Tremayne. Ich bin
Will Collins. Ich komm Meggan besuchen.« Er wusste nicht, was er
sonst noch sagen sollte, und er verstand auch nicht, warum er
absichtlich sprach wie ein ungebildeter Bergmann. Er sah zu, wie
sie langsam die Hand sinken lie?, und bemerkte, dass eine leichte
R?te ihre Wangen ?berzog. Wahrscheinlich waren seine eigenen Wangen
bei dieser Ungehobeltheit auch rot geworden. Falls Jenny Tremayne
durcheinander war, dann war Will Collins die Situation erst recht
peinlich bis in die Knochen. Aus seiner Verwirrung und seiner
dummen Unbeholfenheit, dass er nicht wusste, was er sagen oder tun
sollte, erlöste ihn die Ankunft seiner Schwester, die von den
hüpfenden Zwillingen begleitet wurde. »Will! Was für eine
Überraschung! Bist du nur zu Besuch gekommen, oder hast du einen
besonderen Grund?« »Denselben Grund wie immer, Megs.« Er umarmte
seine Schwester, und sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihm
einen zärtlichen Kuss auf die Wange zu geben. Nachdem ihr Bruder
sie losgelassen hatte, schaute Meggan von der jungen Frau zu ihrem
Bruder. »Ihr habt euch schon einander vorgestellt?« »Ja.« »Haben
wir.« Sie sprachen gleichzeitig, und Jenny fuhr in Wills Schweigen
hinein fort: »In dem Augenblick, da ich ihn sah, wusste ich, dass
er Ihr Bruder ist. Sie gleichen sich so sehr, Meggan.« Sie schenkte
Will ein Lächeln, das ihn erneut völlig aus der Fassung brachte.
»Bitte leisten Sie uns doch beim Vormittagstee Gesellschaft, Mr.
Collins.« Er wollte ablehnen, doch seine Schwester kam ihm zuvor.
»Ja, Will. Mrs. Heilbuth wird sich auch freuen, dich zu sehen.«
»Ich würde gerne mit dir über etwas reden, Meggan.« Er schaute
seine Schwester störrisch an, bemüht, ihr schweigend eine Botschaft
zu übermitteln. Er wollte keinen gesellschaftlichen Umgang mit Miss
Jenny Tremayne pflegen. Wenn Meggan seine stumme Botschaft doch nur
verstünde! Doch offensichtlich verstand sie sie nicht. »Zum Reden
ist nachher noch Zeit. Den Kindern ist eine besondere Belohnung
versprochen worden. Komm.? Meggan hatte die Hand ihres Bruders so
fest gepackt, dass Will gar nichts anderes ?brig blieb, als
mitzugehen. Er konnte ihr wohl kaum wie ein bockiges Kind die Hand
entrei?en. »Später« kam für ihn nicht schnell genug. Er hatte
gehofft, seinen Tee zusammen mit Meggan und den Kindern in der
Küche trinken zu können. Doch sehr zu seinem Verdruss fand er sich
mit Mrs. Heilbuth und Miss Tremayne im Salon wieder. Die besondere
Belohnung für die Zwillinge bestand darin, dass sie den
Vormittagstee im Salon einnehmen durften. Was dann folgte, war die
unbehaglichste Stunde in Wills ganzem Leben, woran das Amüsement
über das geflissentlich korrekte Benehmen der Zwillinge auch nichts
änderte. Obwohl er sich gewaschen, eine anständige Hose und ein
sauberes Hemd angezogen und seine Jacke abgebürstet hatte, fühlte
er sich schmuddelig und gänzlich fehl am Platze. Geselliger
Vormittagstee mit feinem Porzellan und feinem Gebäck war für einen
Bergmann eine ungewohnte Beschäftigung. Will beantwortete Mrs.
Heilbuths unzählige Fragen über das Treiben der Menschen in der
Stadt, während er sich die ganze Zeit Jenny Tremaynes Gegenwart
deutlich bewusst war. Ungezwungen mit ihr zu sprechen kostete ihn
große Mühe. Er quälte sich damit, dass sie ihn sicher ziemlich
ungehobelt fand. Besonders, da er es vermied, sie öfter anzusehen,
als es die Höflichkeit unbedingt erforderte. Er kam einfach nicht
darüber hinweg, dass die junge Frau Caroline so ähnlich sah. Sie
erinnerte ihn an den Kampf, den er mit sich ausgefochten hatte, bis
er die Umstände, unter denen seine Eltern geheiratet hatten,
akzeptieren konnte. Seltsam, dass er gerade an diesem Morgen daran
gedacht hatte, wo er das doch alles vor langer Zeit aus seinem Kopf
verbannt hatte. Meggans entspannte Freundschaft mit der jungen Frau
und Jenny Tremaynes natürlicher Charme steigerten seine Verwirrung
noch. Er schalt sich, dass er sich nicht darauf vorbereitet hatte,
ihr zu begegnen, sondern sich eingebildet hatte, er k?nnte den
Besuchern der Heilbuths aus dem Weg gehen. Er konnte nur dankbar
sein, dass ihm eine Begegnung mit Con Trevannick erspart geblieben
war.
»Warum hast du mir nicht gesagt, dass sie Caroline wie aus dem
Gesicht geschnitten ist?«, wollte er von Meggan wissen, als sie in
den Rohrstühlen auf der Veranda vor ihrem Zimmer saßen, da Meggan
es zu kühl gefunden hatte, um am Bach spazieren zu gehen. Jenny,
Mrs. Heilbuth und die Zwillinge waren hinüber in die Milchküche
gegangen und hatten Bruder und Schwester allein gelassen. »Ich habe
doch gesagt, sie sieht aus wie Caroline. Aber ich weiß, wie du dich
fühlst, Will. Als ich ihr zum ersten Mal begegnet bin, war ich
schockiert. Ich mache mir die ganze Zeit Sorgen, was wohl passiert,
wenn Ma sie kennenlernt.« »Da machst du dir mit gutem Recht Sorgen,
was?«, erwiderte Will. Meggan schaute ihn überrascht an. »Du bist
wütend, Will. Warum? Weil Jenny und Mr. Trevannick hier sind?« »Sie
hätten in Pengelly bleiben sollen. Schließlich sind wir
hergekommen, um alles hinter uns zu lassen.« Obwohl Meggan
ursprünglich genau dasselbe empfunden hatte, war sie bestürzt über
das Ungestüm ihres Bruders. »Das haben wir doch auch. Sie sind uns
nicht gefolgt. Ich habe dir erzählt, warum sie hier sind.« »Ja.«
Will seufzte, und seine Wut verflog. »Das Leben geht nie einfach so
weiter seinen ruhigen Gang, was?« Er hätte die Veränderungen meinen
können, die die Familie in den vergangenen sieben Jahren erlebt
hatte, doch Meggan spürte, dass er von etwas anderem sprach. »Was
meinst du?« »Ich bin nicht glücklich hier, Megs. Ich bin zu dem
Schluss gekommen, dass ich nicht mein Leben lang Bergmann sein
will.« »Und was willst du sein?« Die Erklärung ihres Bruders
überraschte Meggan nicht. Sie kannte ihn gut genug, um
mitzubekommen, dass er sich innerlich mit etwas quälte. »Ich weiß
nicht. Das ist mein Problem.« »Hast du überlegt, herzukommen und
für Mr. Heilbuth zu arbeiten?« »Nein. Das weiß ich ganz genau.«
Will schenkte seiner Schwester ein schiefes Lächeln. »Schafzüchter
möchte ich noch weniger sein als Bergmann.« »Sowohl in Pas als auch
in Mas Familie waren alle Männer immer Bergleute.« »Ich weiß.«
Bruder und Schwester saßen in Gedanken versunken da, bis Meggan
fragte: »Glaubst du, du hättest den Bergbau auch aufgegeben, wenn
wir in Pengelly geblieben wären?« Will zuckte die Achseln. »Wer
weiß? Burra ist nicht Cornwall, Megs, obwohl wir Cornwaller viele
unserer Gewohnheiten und einen Großteil unseres Lebensstils mit
hergebracht haben.« »Stimmt.« Australiens kleines Cornwall. So
bezeichneten die Leute seit einiger Zeit das Dreieck der Städte, wo
Kupfer gewonnen wurde. Die alte Lebensform war nur von einem Land
ins andere gebracht worden. Das Kupfer war die Achse, um die sich
das Leben der Bewohner von Burra drehte. »Ich bin in einer anderen
Situation«, fuhr Meggan fort, »ich lebe bei den Heilbuths und habe
nicht ständig eine Grube vor Augen.« »Das ist genau der Grund,
warum ich aufhören möchte, Megs. Ich möchte um mich schauen können,
ohne Göpel, Schachtgerüste und Maschinenhäuser zu sehen. Ich möchte
eine Arbeit, bei der ich nicht ständig mit rotem Schlamm verdreckt
bin. Ich will nicht jung sterben, weil der Staub mir die Lunge
zukleistert.« »Hast du Pa erzählt, wie es dir geht? Er wird dich
sicher verstehen. Er kann dir vielleicht sogar helfen zu
entscheiden, was du gerne tun w?rdest.? Will schüttelte den Kopf.
»Ich behalte meine Gedanken für mich, bis ich mich entschieden
habe. Ich möchte nicht, dass Hal oder Tommy denken, ich würde sie
im Stich lassen.« Meggan fiel auf, dass ihr Bruder Tom Roberts, den
vierten Mann der Kameradschaft, nicht erwähnt hatte.
Am nächsten Morgen waren die Zwillinge gerade dabei, ihr Frühstück
zu beenden, und Meggan hielt Sarah an, ihre Hafergrütze aufzuessen,
als Con Trevannick in die Küche kam. »Guten Morgen, Meggan. Guten
Morgen, Sarah, Barney.« Ziemlich verblüfft bemerkte Meggan, dass
die Kinder den Besucher sprachlos vor Überraschung anstarrten.
»Kinder«, ermahnte sie sie und stand auf. »Guten Morgen, Mr.
Tvannick«, sagten sie im Chor und starrten ihn weiter an. »Esst
euer Frühstück auf«, sagte Meggan, bevor sie ihm ihre
Aufmerksamkeit zuwandte. »Was verschafft uns die Ehre Ihres
Besuchs, Mr. Trevannick?« »Con«, verbesserte er sie mit dem ihm
eigenen spöttischen Lächeln. »Mr. Trevannick«, erwiderte sie mit
einer leichten Neigung des Kopfes in Richtung der Kinder. Con
nickte. »Würden Sie bitte einen Augenblick mit nach draußen kommen,
damit ich mit Ihnen reden kann?« Mit einem Blick auf die Zwillinge,
die aufhörten zu starren, um eilig fertig zu essen, ging Meggan
hinaus auf die Veranda, dankbar, dass Cookie gerade nicht in der
Küche war. Sie hätte sich zweifellos noch mehr für den Besucher und
seine Bitte, mit Meggan zu sprechen, interessiert als die
Zwillinge. »Was möchten Sie, Mr. Trevannick?« »Ich bin hier, um
Ihnen zu erzählen, dass George eine Reise ins Clare Valley
vorgeschlagen hat, wo sein Cousin ein Haus besitzt.? »Oh?« Meggan
war verdutzt. »Sie hätten mich nicht aufsuchen müssen, um mir das
zu sagen, Mr. Trevannick. Sie sind Mr. und Mrs. Heilbuths Gäste.
Ich bin nur eine Hausangestellte.« Er lächelte auf sie hinab. »Weit
mehr als das, Meggan. Sie mögen Sie sehr.« Meggan neigte den Kopf,
um ihm zu bedeuten, dass sie das wohl wusste, während sie
gleichzeitig hoffte, ihr Gesicht zu verbergen, damit er nicht sah,
welche Wirkung sein Lächeln auf sie hatte. »Sie haben noch nicht
gesagt, was Sie wollen, Mr. Trevannick«, drängte sie. »Jenny möchte
nicht mit uns kommen. Ich weiß nicht, wie lange wir unterwegs sein
werden. Vielleicht eine Woche. Könnten Sie sich bitte darum
kümmern, dass Jenny in meiner Abwesenheit nicht zu einsam oder
deprimiert wird? Sie glaubt allmählich, wir finden Rodney nie.«
»Glauben Sie es denn?« Wie oft hatte sie sich diese Frage schon
gestellt? Er zuckte die Achseln. »Ich hoffe es. Wir haben noch ein
wenig Zeit. Von zu Hause ist ein Brief gekommen, in dem steht, dass
es Phillip sehr viel besser geht und seine Zeit vielleicht doch
nicht so begrenzt ist, wie wir dachten. Wir können nur hoffen.«
»Ja«, sagte Meggan, denn ihr bedeutete es wenig, ob Phillip
Tremayne lebte oder starb. Nur um Jennys willen hoffte sie, dass
sie Rodney Tremayne fanden. Sie hatte durch die offene Tür
geschaut, was die Kinder machten. Jetzt sah sie Con wieder an, denn
sie konnte den Blick einfach nicht von ihm lassen. In dem tiefen
Dunkelbraun seiner Augen stand eine Botschaft. Eine, die zu lesen
sie nicht wagte. Er hob die Hand, um sanft ihre Wange zu berühren.
»Passen Sie gut auf sich auf, Meggan. Wir reden, wenn ich zurück
bin.« Er entfernte sich abrupt. Meggan wandte sich vom Haus ab,
damit die Kinder sie nicht so sahen. Die Hand auf dem Brustbein
versuchte sie, ihren raschen Herzschlag zu beruhigen. Vor sieben
Tagen hatte er mit seinen Lippen ihren Mund gestreift. Heute hatte
er z?rtlich ihre Wange ber?hrt. War es dumm von ihr zu glauben,
hinter Gesten und Worten steckte eine besondere Bedeutung?
Schon am Nachmittag nach Cons Abreise blies Jenny Trübsal. Am
nächsten Morgen konnten nicht einmal die Zwillinge mehr als den
Schatten eines Lächelns auf ihr Gesicht zaubern. »Sie sind traurig,
weil Mr. Tvannick weg ist«, bemerkte der kleine Barney. »Sind Sie
einsam?« »Vielleicht ein wenig. Du und Sarah müsst mich
aufmuntern.« Doch als Sarah ihr auf den Schoß krabbelte, um ihre
rundlichen Ärmchen um sie zu schlingen und sie freundlich zu
umarmen, weinte sie stattdessen beinahe. »Was Sie brauchen«, sagte
Mrs. Heilbuth an diesem Abend, »ist ein Ausflug, der Sie auf andere
Gedanken bringt. Sie haben noch gar nichts von Burra gesehen. Und
in Kooringa gibt es einige sehr gute Läden.« »Kann ich irgendwo
Bänder oder Spitzen kaufen? Ein paar von meinen Kleidern brauchen
neuen Besatz.« Sie lächelte über Meggans erstaunte Miene. »Sie
finden, ich sollte ein Dienstmädchen haben, das solche Dinge tut?
Selbst zu Hause besetze ich meine Kleider selbst.« Mrs. Heilbuth,
die Meggans Abneigung gegen das Nähen kannte, lächelte sie an.
»Jeder nach seinem Geschmack, Meggan, meine Liebe.« Und dann fuhr
sie, an Jenny gewandt, fort: »Es gibt ein Kurzwarengeschäft. Und
auch die Gemischtwarenhandlungen halten solche Dinge vorrätig.«
»Vielleicht sollte ich auf Ihren Rat hören und in die Stadt fahren.
Aber wie soll ich hinkommen?« »Wir fahren alle zusammen mit dem
Einspänner. Ich habe eine liebe Freundin in Hampton, die ich mit
den Zwillingen besuchen werde, und Sie beiden jungen Frauen k?nnen
eine Einkaufstour machen.? Zwei Tage später machten sie sich alle
zusammen auf den Weg nach Kooringa. Mrs. Heilbuth setzte die
Mädchen am Market Square ab, wo sie sich nach zwei Stunden wieder
treffen würden. Im Kurzwarengeschäft nahm Jenny sich Zeit, die zum
Verkauf angebotenen Bänder und Spitzen in Ruhe durchzusehen, als
ihr sechster Sinn Meggan hinaus auf die Straße blicken ließ. Auf
der anderen Straßenseite ging gerade mit gesenktem Kopf und einem
Korb über dem Arm Joanna Collins vorbei. Meggans Herz machte einen
Satz. Gott sei Dank war Jenny völlig darin vertieft zu entscheiden,
welche Spitzen sie kaufen sollte, und Meggan entschuldigte sich
rasch und eilte aus dem Laden. Ihre Ma hatte das Ende der Straße
erreicht und überquerte jetzt den Marktplatz. Als Joanna in die
Commercial Road einbog, ging auch Meggan in der Hoffnung, ihre
Mutter besuchte jemanden und sei nicht in der Stadt, um
einzukaufen, langsam auf den Platz zu. Meggan hatte einfach kein
gutes Gefühl, was ein Treffen zwischen ihrer Mutter und Jenny
Tremayne anging. Mit großer Erleichterung sah Meggan, dass ihre
Mutter in die Seitenstraße zur methodistischen Kirche einbog, und
wandte sich um, um zurück zu Jenny zu gehen, doch da verstellte Tom
Roberts ihr den Weg. »Du wirkst ein wenig besorgt, Meggan. Kann ich
dir irgendwie helfen?« »Du kannst gehen und mich in Frieden
lassen«, erwiderte sie, obwohl sie vor Angst ganz starr wurde.
»Glaubst du wirklich, du könntest mir drohen und ich würde noch
freundlich mit dir reden?« Tom schenkte ihr ein Lächeln, das
eigentlich immer dafür sorgte, dass Frauen ihn mit Interesse
betrachteten, das Meggan jedoch völlig kaltließ. »Neulich, da ist
nach einem harten Tag das Temperament mit mir durchgegangen. Ich
w?rde dir nicht wehtun, Meggan, meine Liebe.? »Ich bin nicht deine
Liebe.« »Da irrst du dich. Du bist die Frau für mich.« Er streckte
eine Hand nach ihr aus, doch sie trat rasch einen Schritt zurück.
»Meggan, meine Liebe, ich will, dass du die Meine wirst.« »Und das
soll ich dir glauben?«, höhnte Meggan. »Siehst du meinem Gesicht
nicht an, dass ich die Wahrheit sage?« Sein Gesicht mochte hübsch
anzusehen sein, doch der Ausdruck seiner Augen war nicht
vertrauenswürdiger als der einer Schlange. Meggans ursprüngliche
Angst wich bebendem Zorn. »Wahrheit? Hast du vergessen, dass du
eine Frau hast, Tom Roberts?« Er stieß ein raues, frostiges Lachen
aus. »Die hätt ich längst nicht mehr, wenn’s’ne Möglichkeit gäb,
sie loszuwerden. Ich bin an eine verlogene Hure gebunden.« »Und da
glaubst du, du müsstest die Situation ausgleichen, indem du mit mir
schäkerst.« »Mit dir möcht ich mehr als schäkern, Meggan. Ich will
dich zur Frau. Du würdest einen guten Mann aus mir machen.« »Du
weißt doch gar nicht, was ein guter Mann ist, und doch bist du so
eingebildet, zu denken, ich würde mich von falschen Worten um den
Finger wickeln lassen. Du bist doch nur ein versoffener Schläger,
mit dem ich mich nicht abgeben wollte. Ich bin froh, dass Caroline
sich umgebracht hat, statt sich von Ma in eine Ehe mit dir zwingen
zu lassen.« Seine Miene verfinsterte sich vor Zorn. »Wenn du ein
Mann wärst, Meggan Collins, würde ich dir dafür einen verpassen.«
»Wenn ich ein Mann wäre, Tom Roberts, wäre ich hoffentlich vor
deinen Aufmerksamkeiten sicher.« Ein hässlicher Fluch kam über
seine Lippen. Seine Reaktion war so wütend, dass Meggan tatsächlich
dachte, er würde sie schlagen. Sie war angespannt bis in die Zehen,
jederzeit zur Flucht bereit, als seine Miene in einem Augenblick
von Zorn zu Unglauben wechselte. Meggan sah, dass er ?ber ihre
Schulter blickte. Sie schaute sich um und sah Jenny auf sie
zukommen. Jenny winkte, woraufhin Tom seinen verdutzten Blick
wieder auf Meggan richtete. »Das kann nicht Caroline sein, und doch
ist sie ihr so ähnlich.« In seinen Augen stand Misstrauen. »Viele
Menschen sehen aus wie jemand anders«, antwortete Meggan, die
plötzlich Angst vor Toms Reaktion bekam, falls er erfuhr, wer Jenny
war. Tom wusste, dass Caroline von Rodney Tremayne schwanger
gewesen war, als sie sich über den Rand des stillgelegten
Grubenschachts gestürzt hatte. Es war nur gut gewesen, dass weder
Caroline noch Rodney in Tom Roberts’ Reichweite gewesen waren, als
er all das aus Will herausgepresst hatte. Dass die ganze Wahrheit
noch sehr viel tragischer war, wusste er, wie Meggan inbrünstig
hoffte, nicht. »Ich muss gehen.« Meggan drehte sich rasch um, um
Jenny einige Schritte entgegenzugehen, bevor sie bei ihnen war.
»Sind Sie fertig mit Ihren Einkäufen? Sollen wir eine Tasse Tee
trinken gehen?« Sie nahm Jenny am Arm und führte sie von Tom
Roberts weg. Doch die junge Frau schaute sich zu ihm um und sah,
dass er hinter ihnen herstarrte. »Wer ist der Mann?« »Ein Bergmann.
Niemand, den Sie kennenlernen wollen.« »Oh? Er sieht sehr gut aus.«
»Sein Charakter entspricht nicht seinem guten Aussehen.« »Haben Sie
mich ihm deshalb nicht vorgestellt?« »Ja.« »Sie mögen ihn nicht.«
»Nicht besonders.« »Dann bezweifle ich, dass ich ihn mögen würde.
Oh, schauen Sie. Da ist Ihr Bruder Will.« Will hatte sie nicht
gesehen. Er stand mit dem Rücken zu ihnen mit einigen Männern
zusammen und unterhielt sich. Jemand hatte ihn wohl darauf
aufmerksam gemacht, dass die Frauen näher kamen, denn als sie nur
noch wenige Schritte entfernt waren, drehte er sich zu ihnen um.
Doch ohne ein Lächeln zum Gruß für sie. Das Hallo zu seiner
Schwester war einigermaßen freundlich, sein »Guten Morgen, Miss
Tremayne« klang wie eine ihm gegen seinen Willen abgerungene
Höflichkeit. Meggan schaute rasch von einem zum anderen und sah,
dass das freundliche Lächeln aus Jennys Gesicht verschwunden war.
Es entging auch nicht ihrer Aufmerksamkeit, dass Will die junge
Frau während ihres kurzen Gesprächs nur ein einziges Mal anschaute,
nämlich als sie sich verabschiedeten. Meggan war wütend auf Will.
Die alte Geschichte zwischen ihren Familien hatte nichts mit Jenny
zu tun, die davon nicht einmal etwas wusste. Er hätte wenigstens
höflich sein können. Von da, wo er stand, beobachtete Tom Roberts
das Zusammentreffen. Irgendetwas stimmte nicht, da war er sich ganz
sicher. Er schlenderte hinüber, um sich der Gruppe wie zufällig
zuzugesellen. »Hier kommt Tom«, sagte einer. »Wir fragen ihn, was
er davon hält.« Meggan nahm Jenny am Arm. »Wir überlassen euch
euren Bergbaugesprächen. Auf Wiedersehen, Will.« Damit eilte sie
mit Jenny davon, bevor Tom die Gruppe erreichte. Als die Männer
mehrere Minuten später auseinandergingen, schlenderte Tom mit Will
weiter. »Wer war die junge Frau bei Meggan?« »Jenny Tremayne«,
antwortete Will, zu sehr in seinen eigenen Gedanken über das
Mädchen gefangen, um zu überlegen, ob es klug war, einem Mann, der
den Tremaynes Rache geschworen hatte, zu verraten, wer sie war.
»Tremayne? Du meinst, die Tochter des alten Squire?« Zu spät
erkannte Will seine Dummheit. Zu spät auch, um die Wahrheit zu
leugnen. »Ja. Sie ist mit Trevannick hier.« »Trevannick ist auch in
Burra? Was machen die hier? Sind sie hier, um Anteile an der
Kupfermine zu erwerben?« Will zuckte die Achseln. Tom war viel zu
neugierig. »Ich glaube, sie wollen ihren Bruder finden.« »Aha. Dann
ist er also nie zurückgekehrt. Ist es möglich, dass er hier in der
Nähe ist?« »Das geht weder mich was an noch dich, Tom. Was
vergangen ist, ist vergangen.« »Die junge Frau sieht Caroline
ziemlich ähnlich.« »Sie ähnelt ihrem Bruder«, erwiderte Will. »Hast
du das nicht gesehen?« Tom antwortete nicht auf diese Frage. In
seine Augen trat ein unfreundliches Glitzern. »Ich frage mich, in
welcher Hinsicht sie Tremayne noch ähnelt?« Will konnte seine Worte
nicht missverstehen. Er sprach barsch und vielleicht ein wenig zu
schnell. »Du hältst dich von ihr fern, Tom. Sie ist zu unschuldig
für dich.« »Wirklich?« Tom kniff nachdenklich die Augen zusammen.
»Willst sie wohl für dich selbst?« »Ich kenne die junge Frau kaum,
aber ich kenne dich, Tom. Und ich habe deine Drohungen nicht
vergessen, es den Tremaynes heimzuzahlen. Ich warne dich, das ist
alles.«